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rewa
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wien

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Insgesamt 348 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2019
Ein Espresso für den Commissario / Marco Pellegrini Bd.1
Minardi, Dino

Ein Espresso für den Commissario / Marco Pellegrini Bd.1


sehr gut

Eigentlich wollte Commissario Marco Pellegrini hinter der Theke des Familienbetriebes in Ruhe seinen Espresso genießen, wenn er nicht kurz darauf zu einem Tatort müsste. Ein junger Student wird ermordet in seiner Wohnung gefunden. Gemeinsam mit seinen Kollegen Claudia Spagnoli und Fabio Cunego begibt sich Marco auf Spurensuche, wo sie zwar viele Hinweise zu dem Verbrechen finden, aber keine passen wirklich zusammen. Ist es jemand, dem es nicht gepasst hat, dass der Tote illegal vermietet hat? Oder hängt es mit seiner Arbeit in einer Agentur zusammen, die neue und inovative Ideen zur Gewinnung von Sonnenenergie gefunden haben? Dass es auch immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Claudia und Fabio kommt behagt Marco ebenfalls nicht. Seltsam ist auch, wie sich der junge Student eine sehr teure Ducati leisten konnte. Als es auch noch zu Protesten gegen das geplante Testcenter am Comer See kommt, spürt Marco, dass hinter dem Tod des jungen Mannes mehr stecken muss, als sie zuerst angenommen haben.
,,Ein Espresso für den Commissario´´, ist Pellegrinis erster Fall, aus der Feder des Autors Dino Minardi. Bereits das wunderschöne Cover mit einem Blick auf den Comer See, lässt beim Leser Urlaubsgefühle aufkommen. Der Autor beschreibt in einer eher ruhigen Art und Weise die Schönheiten dieser Umgebung und seine kulinarischen Einwürfe runden das Lokalkolorit gut ab. Den Krimi würde ich als Regionalroman bezeichnen, wo man ihn auch als Cosy Krimi einordnen kann. Die Spannung bezüglich der Aufklärung des Falles geht eher langsam voran, man darf sich also keine spektakulären Szenen erwarten. In diesem Roman stehen viele Gespräche im Vordergrund und auch die persönlichen ,,Schatten der Vergangenheit´´ des Commissarios fließen immer wieder in die Geschichte hinein. Dass es auch zwischen den Kollegen nicht immer alles reibungslos klappt, hat der Autor gut beschrieben. Wie es mit Marco Pellegrini, seiner Familie und seiner früheren Liebe Franca weitergeht, wird sicher in den kommenden Romanen zu erfahren sein.

Bewertung vom 06.04.2019
Deutscher Frühling
Thiel, Sebastian

Deutscher Frühling


ausgezeichnet

1945-Deutschland ist besiegt und viele Städte sind zerbomt, die Menschen irren durch die Straßen und versuchen zu überleben. So wie der ehemalige Wachtmeister Hardy Schmittgen in Köln, der Frau und Kind verloren hat und keinen Sinn mehr darin sieht, einen aussichtslosen Kampf gegen die Alliierten zu führen, auch wenn es noch ein paar junge Soldaten gibt, die immer noch treu zu ihrem Führer halten. Da begegnet Hardy der 14 jährigen Luisa, die ihre Eltern verloren hat und sich mit Schmugglerei durchs Leben schlägt. Als beide zufällig dem britischen Verbindungsoffizier Reginald Taylor bei einer Schlägerei das Leben retten, ahnen sie noch nicht, dass sie in einem perfiden Katz- und Mausspiel die Hauptdarsteller sind. Geheime Aufträge, die sie zum Wohle für Deutschland tätigen sollen, werden immer mysteriöser und auch gefährlicher. Sind es zuerst Schätze, die aus dem Kölner Dom ,,gestohlen´´ wurden und die nun gefunden und den Bürgern wieder zurück gegeben werden sollen, so sind es plötzlich geheime Pläne, die, wenn sie in die falschen Hände geraten, die Zukunft Deutschlands gefährden würden. Viel Zeit bleibt den beiden nicht, denn bald schon soll das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft treten und Hardy und Luisa können keinem mehr trauen.
,, Deutscher Frühling´´ ist wieder einmal ein spannender und geschichtsträchtiger Roman von Sebastian Thiel. Wer den Autor kennt weiß, dass man in seinen Romanen eintauchen kann in die Vergangenheit, wo er geschichtliche Ereignisse mit fiktiven Elementen ausbaut und darum eine interessante Geschichte spinnt. Wie auch in seinen vorherigen Büchern hat der Autor viel über die damlige Zeit recherchiert und man trifft auf bekannte Namen wie Konrad Adenauer oder Willy Brandt. Aber auch die Auslagerung des Dreikönigenschrein und den Altar der Stadtpatrone nach Schloss Weißenstein, finden hier ihre Erwähnung.
Nicht nur die geschichtliche Komponente möchte ich erwähnen, sondern auch den tollen Schreibstil des Autors, der mit seiner bildhaften und manchmal auch brutal getreuen Beschreibung einer Szenen, bei dem Leser ein Gänsehautgefühl aufkommen lässt. In vielen Szenen spürt man die Verzweiflung der Menschen, wenn schmuggeln der einzige Weg zum Überleben ist, die Traurigkeit derjenigen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Aber auch die Kaltblütigkeit von denen, die die Situation ausnützen und kein Erbarmen kennen, wenn sie einen Vorteil für sich sehen. Sehr gut haben mir dabei die beiden Hauptprotagonisten gefallen. Hardy, ein bereits ältere Mann, der eigentlich nicht mehr leben möchte. Er hat seine Familie verloren, der Krieg und seine Folgen haben ihm zermürbt und er möchte nur mehr seine Ruhe haben. Luisa hingegen ist auf der einen Seite noch ein zerbrechliches Kind, aber auf der anderen Seite eine starke, kaltblütige und vom Leben schwer gebeutelte junge Frau. Beide sind wie ,,angeschlagene Schiffe´´, die gemeinsam verzweifelt versuchen, sich irgendwie ans Ufer zu retten. Dabei hat der Autor sehr schön das Wechselspiel der beiden beschrieben, wo man als Leser nie genau sagen konnte, wer von den beiden nun der Erwachsene und wer das Kind ist. Speziell Luisa hat dabei einen wichtigen Part gespielt, da sie oft über kluge Gedanken verfügt hat und einen unbändigen Überlebenswillen gezeigt hat. Auch wenn zu Beginn keiner dem anderen über den Weg getraut hat, haben sie begonnen ein unsichtbares Band zu knüpfen, wo sich jeder auf den anderen blind verlassen konnte.
Bis zum Schluss kann man mitfiebern, miträtseln und mitleiden und hoffen, dass die Geschichte ein gutes Ende findet.

Bewertung vom 30.03.2019
Der Sturz nach oben (eBook, ePUB)
Mäckler, Andreas

Der Sturz nach oben (eBook, ePUB)


sehr gut

Wenn man gerne Kurzkrimis liest und man es mag, dass es Frauen sind, die den Männern das Fürchten beibringen, dann empfehle ich die sogenannten ,,Ladykrimis´´ von Andreas Mäckler in der Ausgabe ,, Der Sturz nach oben´´, wo man 23 kleine und knackige Geschichten findet.
Meistens sind es die Frauen, die Rache üben, aber manchmal sind sie auch das Opfer.
Die Geschichte beginnen oft ganz harmlos und enden dann doch für den Leser unerwartet, was den Reiz der Kurzkrimis ausmacht.
Egal ob humorvoll, spannend oder boshaft, man wird immer gut unterhalten.
So kann es passieren, wenn die tote Ehefrau im Kofferraum liegt, dass Polizisten dem Fahrer ihre Hilfe anbieten, auch wenn er diese gerade jetzt nicht brauchen kann.
Dass man seine Ehefrau nicht über Bord werfen sollte, weil ein Zeuge dabei alles beobachtet, merkt der Mann leider erst zu spät.
Aber auch das Kuchen essen sollte man sich besser zwei Mal überlegen, weil ,,Mann´´ es vielleicht nicht überleben wird.
Der Autor hat einen lockeren Schreibstil, wo man die Kurzgeschichten wirklich flott lesen kann. Er bietet dabei dem Leser eine bunte Mischung an wo man sowohl betrogene Frauen, als auch, wie sie meinen, gerissenen Männern begegnet, die meistens eines tödlichen Besseren belehrt werden.
Aber auch eine Katzen und Vogelspinnen dürfen zeigen, dass man sich besser nicht mit ihnen anlegt.
Gute Unterhaltung ist also garantiert, wo jeder seine Lieblingskrimis dabei finden wird.

Bewertung vom 28.03.2019
VENUS AD
Borgmann, Gabriele

VENUS AD


gut

Der berühmte und für seine Perfektion bekannte Albrecht Dürer kann es nicht fassen, als er bemerkt, dass sein Kollege Lucas Cranach seine Venus Skizze gestohlen hat. Als er zwei Jahre später mit seiner Frau Agnes zu einer Ehrung von Cranach nach Wittenberg fährt passiert das Unglaubliche. Ein heller Lichtstrahl scheint Dürer zu umhüllen und er landet im Jahr 2019 in Berlin, vor den Füßen der Doktorandin Nele Rosenbach. Für Nele wird es eine besondere Nacht mit ihm, da sie die Möglichkeit bekommt viele Fragen an den großen Künstler zu stellen und ihm verspricht, dass sie ihm hilft, seine Signatur in das Venusbild zu ritzen, das Lucas Cranach als sein Werk ausgegeben hat. Es folgen sinnliche und gesprächsintensive Stunden, wo sowohl Nele als auch Albrecht viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen werden.

,,Venus AD´´ ist das literarische Debüt der Autorin Gabriele Borgmann. Ihre Novelle berichtet über das Zusammentreffen und den philosophischen Gedankenaustauch zwischen dem Künstler Albrecht Dürer und der jungen Nele. Man wechselt als Leser immer wieder zwischen den Zeiten als Dürer gelebt und gearbeitet hat und seinem ,,Zeitsprung´´ wo er die Möglichkeit bekommen soll, das berühmte Venusbild mit seinem Monogramm zu kennzeichnen.
Die Autorin bedient sich dabei eines angenehmen und ruhigen Schreibstils, wo man bildhaft Dürer vor sich sehen kann, wie er in seiner Malerei aufgeht und was es ihm bedeutet, die Frauenbilder mit einer mathematischen Genauigkeit darzustellen. Es ist ein Roman, der poetisch und auch ein wenig skurril ist. Auch wenn unter anderem politische Themen angesprochen werden oder die Eitelkeit der Menschen einen Teil der Geschichte ausmacht, hat mich der Roman leider nicht wirklich begeistern können. Kunstliebhaber werden aber sicher ihre Freude an dem Roman haben, wenn sie Eintauchen können in die Welt der Farben und der Begeisterung Albrecht Dürers lauschen können, wenn er von seinen Werken schwärmt.

Bewertung vom 23.03.2019
Ein fesches Dirndl
Becker, Zdenka

Ein fesches Dirndl


ausgezeichnet

Die junge Tschechin Bea verliebt sich in Armin und heiratet ihn und somit wird 1975 Österreich ihre neue Heimat. Doch woran erkennt man, ob man die neue Heimat auch tief im Herzen spürt? Bea braucht viele Jahre, die sie in ein Tal der Tränen, der Verzweiflung und der Depression führt. Aber sie ist bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Was sie sehr schnell merkt ist, dass man zwar in einem neuen Land, noch dazu so eines wie in Österreich, wo es den Menschen gut geht, sich eigentlich wohl fühlen könnte, aber wenn man die Sprache nicht spricht, wird man immer ein Außenseiter sein und Freunde werden sich ebenfalls nicht einstellen. Selbst nach der Geburt ihres ersten Kindes, plagt sie immer wieder das Heimweh, an ihre Erinnerungen an früher oder einfach nur an ihre Lieblingsspeise. Frustrierend für Bea ist auch, dass ihr Diplom der tschechischen Wirtschaftsuniversität in Bratislava nicht anerkannt wird. Wieder einmal muss sie wegen ihrer Angstzustände und Schwindelanfälle einen Thearpeuten aufsuchen , aber sie ist bereit zu kämpfen, da sie doch endlich eine ,,richtige´´ Österreicherin werden möchte. Womit sie schlussendlich nie gerechnet hätte ist, dass ausgerechnet sie , die ,,Zugroaste´´, Deutschunterricht für Flüchtlinge abhalten soll. Zuerst als willkommene Abwechslung gedacht, spürt sie schon bald, dass die harten und tragischen Schicksale ihrer Schüler ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben werden würden. 40 Jahre lang hat sich Bea gefragt, ob, oder wann sie in Österreich integriert ist und wann sich echtes Heimatgefühl bei ihr einstellt, bis ihr ein hellblaues Dirndl, die Antwort auf ihre Fragen gibt.
,, Ein fesches Dirndl´´ von Zdenka Becker, ist ein sehr persönlicher Roman der Autorin. Sie lässt den Leser teilhaben an ihrer Lebens- und auch Leidensgeschichte. Viele emotionale Momente aus ihrer Kindheit, der schwierige Start in ein neues Leben, aber auch die vielen Steine, die einem die Bürokratie immer wieder in den Weg legt, beschreibt sie einfühlsam und bildhaft.
Schön finde ich , dass sie Szenen, die sensibel sind, immer wieder auch mit einem feinen Humor ausstattet , wo man als Leser zum Nachdenken angeregt wird.
Die Geschichte der Autorin wechselt dabei zwischen den Erinnerungen an ihr Geburtsland Tschechien und der Slowakei, wo sie aufgewachsen ist und ihr neues Leben mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Österreich. Sie zeigt dabei immer wieder auf wie wichtig es für die Integration ist , das Erlernen der Landessprache. Ihre Hilflosigkeit, das Gefühl des nicht dazugehörens und auch der Verzweiflung beschreibt Zdenka Becker sehr intensiv. Wie schwer man es als Mensch hat mit Vorurteilen umgehen zu müssen, zeigt sie immer wieder an Beispielen, mit denen auch noch heute viele Flüchlinge oder Migranten zu kämpfen haben. Wenn man bedenkt, dass es sehr viele Menschen in Österreich gibt, deren Vorfahren nicht von hier stammen und dass es unter anderem jugoslawische und türkische Gastarbeiter waren, die vor Jahrzehnten in Österreich oder Deutschland gearbeitet haben, dann fällt es vielleicht etwas leichter, sensibler und toleranter mit seinen Mitmenschen umzugehen.
Zdenka Becker und ,,ihr´´Dirndl als Metapher für eine Haut, in der sie sich endlich wohl und geborgen fühlt.

Bewertung vom 18.03.2019
Sören Falk und der Harem des Grauens (eBook, ePUB)
Larson, Lennart

Sören Falk und der Harem des Grauens (eBook, ePUB)


sehr gut

Hauptkommissar Sören Falk und seine Kollegin Anna müssen im Mordfall eines Gelegenheitsstrichers ermitteln, den man nackt und offensichtlich vergewaltigt auffindet. Schlimme Erinnerungen an einen früheren Mordfall kommen daraufhin bei Sören hoch. Dabei kommt es ihm gelegen, dass er ein wenig Abwechlslung bei dem attraktiven Mehmet findet, der so wie er schwul ist. Doch nach einer Enttäuschung mit Mehmet lernt er den transsexuellen Sally kennen und erlebt dabei neue sexuelle Erfahrungen, so wie seine Kollegin Anna, mit einer Frau. Doch die Glücksgefühle halten nicht lange an, als man einen brutal ermordeten Callboy entdeckt und Mehmet plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Sören und sein Team versuchen alles, um den Täter zu finden, noch dazu, wo es auch Hinweise gibt, die in die High Society führen. Die Puzzleteile setzen sich immer mehr zusammen und wieder einmal kann es Sören nicht lassen und begibt sich alleine auf Spurensuche, nichts ahnend, dass der brutale Mörder bereits in seiner Nähe ist.
,,Sören Falk und der Harem des Grauen´´ ist der zweite Fall rund um den homosexuellen Kommissar Sören Falk, den der Autor Lennart Larson auf Verbrecherjagd schickt. Man kann aber ohne, den vorherigen Band zu kennen, die Geschichte lesen und verstehen. Man bekommt eine Mischung aus Krimi, Spannung , Humor, Gänsehautgefühl und Erotik geboten.
Schön beschreibt dabei der Autor die freundschaftliche Beziehung zwischen Sören und Anna, die sich in jeder Lebenslage aufeinander verlassen können. Humorvolle Dialoge runden die Szenen zwischen den beiden ab.
Die Geschichte, die Lennart Larson erzählt, ist nichts für schwache Nerven, weil brutale und blutige Szenen sicherlich nicht jedermans Geschmack sind. Hier finde ich, dass sie passen, da der Täter, den man zwar sehr schnell kennt, aber das tut der Spannung überhaupt keinen Abruch, als Psychopath dargestellt wird, von dem man keinen klaren Gedanken erwarten kann. Schön lässt hier der Autor seine Kommissare viele Indizien zusammen suchen, bis sie am Ende beim Täter angelangt sind. Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat waren einige sehr detaillierte und auch hart beschriebene Sexszenen, die ich so ausfühlich nicht gebraucht hätte.
Ansonsten ist es ein gut geschriebener Roman, der tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Sören Falk ist ein Sympathieträger, der mit seiner lockeren und auch manchmal unkonventionellen Ermittlermethode sicher noch mehrere Fälle lösen wird.

Bewertung vom 15.03.2019
Ich gehöre ihm
Gilges, Angela

Ich gehöre ihm


ausgezeichnet

Es ist schlimm, wenn man ein 15 jähriges, unsicheres Mädchen ist, das am liebsten unsichtbar wäre. So ergeht es Caro, die zwar Lara als beste Freundin hat und sich mit ihr gut versteht, aber trotzdem fühlt sie sich einfach unwohl in ihrer Haut und beneidet so manch andere selbstbewusste und attraktive Mädchen aus ihrer Klasse. Deshalb kann es Caro kaum glauben, als plötzlich Nick auftaucht und ihr nicht nur Komplimente, sondern auch Geschenke macht. Sie, die bisher keiner beachtet hat, ist seine ,,Prinzessin´´, die schnell ihr Herz an ihn verliert. Bis zu dem Moment, wo er ihre Hilfe braucht und Caro ihn von einer anderen Seite kennen lernt. Auf einmal gibt es keine Liebe mehr, sondern nur mehr Gewalt. Immer tiefer schlittert Caro in einen Strudel aus Schmerzen, Ekel und Hass. Dass sie sich immer mehr von ihrer Familie und ihrer Freudin entfremdet und in eine Abhängigkeit zu Nick schlittert, in der es kein Entkommen mehr gibt, nimmt sie dabei in Kauf . Als ihr Bruder Jonas dahinter kommt, was mit Caro passiert ist, ahnt er noch nicht, dass diese Erkenntnis auch sein Leben verändern wird. Während die Eltern zwar merken, dass mit Caro und Jonas etwas nicht stimmt, hat das Schicksal bereits gnadenlos zugeschlagen und es wird nichts mehr so sein, wie früher.
Der Roman ,, Ich gehöre ihm´´von Angela Gilges, beschreibt ein Thema, das einfach nur betroffen macht. Das erste Mal habe ich hier den Begriff ,, Loverboy´´ kennen gelernt und ich muss sagen, dass Caros Geschichte mich sehr betroffen gemacht hat. Die Autorin hat im Zusammenarbeit mit der Ex-Polizistin und Schulreferentin Bärbel Kannemann (www.no-loverboys.de) aus mehreren verschiedenen Fällen, in denen junge Mädchen sexueller Gewalt ausgesetzt waren, abhängig von ,,ihrem Loverboy´´ waren und auch schamlos manipuliert wurden, eine Geschichte rund um Caro geschrieben. Besonders intensiv erlebt man als Leser das Geschehen, weil sowohl Caro, als auch ihr Bruder als ICH- Erzähler fungieren und man dadurch tief in die Gedanken- und Gefühlswelt eintaucht. Die Autorin hat einen fesselnden Schreibstil, wo man sofort in der Geschichte gefangen ist. Man leidet mit, man möchte Caro, ob ihrer Naiviät wachrütteln und man würde gerne die Personen, die es als ,,normal´´ ansehen, sich an jungen hilflosen Mädchen zu vergehen, an den Pranger stellen. Es ist ein Roman der aufzeigt, wie leicht es sein kann jemanden durch eine emotionale Bindung und einer totalen sozialer Isolation aus dem früheren Umfeld, gefügig zu machen. Besonders erschütternd ist es natürlich wenn man bedenkt, wie viele Väter, die wahrscheinlich selber Kinder in dem Alter haben, sich dieses ,,Vergnügen´´ gönnen und dass es auch angesehene Männer sind, denen man es nie zutrauen würde, dass sie sich auf diese abscheuliche Art und Weise sich sexuell befriedigen lassen. Dieser Roman ist nichts für schwache Nerven, aber es ist wichtig, dass viele Menschen ihn lesen und dabei vielleicht noch sensibler reagieren können, wenn sich in ihrem Umfeld junge Mädchen verändern, wo es scheinbar keinen richtigen Grund dafür gibt. Da sie leider oft aus Scham und Schuldgefühlen sich in ein Schneckenhaus zurück ziehen, wo es kaum noch ein Entkommen gibt.

Bewertung vom 12.03.2019
In Feindesland
Strauß, Uwe

In Feindesland


ausgezeichnet

In den Jahren zwischen 1914 bis 1920, herrscht Krieg im Süden Afrikas. Die Armee des Deutschen Reiches steht der Südafrikanischen Allianz gegenüber. Der deutsche Soldat Georg Hassler, der das Kommando für einen Anschlag hatte muss mitansehen, wie viele junge Burschen sterben und sie in Kriegsgefangenschaft geraten. Zum Glück zeigen sich die feindlichen Soldaten trotz allem human gegen über den Gefangenen, doch an der Ruhr müssen viele sterben. Als Hassler auch hier Zeuge wird, wie bereits zum zweiten Mal ein Kamerad auf ungewöhnliche brutale Art und Weise stirbt, ist es sein Ziel, den oder die Täter zu finden. Dass es aber auch Liebe im Krieg geben kann, erfahren zwei junge Soldaten, die sich heimlich ihre Zuneigung gestehen.
Jeroen Hertje und Maarten Blankers, die gemeinsam im Waisenhaus aufgewachsen und froh sind den Krieg heil überstanden zu haben, lernen Georg Hassler kennen ohne zu ahnen, dass er heimlich ihrer Spur und deren Freunde gefolgt ist. Als Hassler eine Zeitungsnachricht sieht, in der die Meldung vom Tod einer jungen Frau berichtet wird, finden sich immer mehr Puzzleteile für ihn zusammen und er beginnt Zusammenhänge zu begreifen, die ihn immer mehr schockieren und Dinge tun lässt, wo er nie gedacht hätte, dass er dazu fähig ist. Doch zu spät merkt er, wie alle Morde zusammenhängen und dass keiner wirklich erkennen konnte, wer Feind oder Freund war.
Der Autor, Uwe Strauß, hat mit dem Roman ,,In Feindesland´´ eine spannende, sehr emotionale und zum Nachdenken anregende Geschichte geschrieben.
Seine Beschreibungen der Kriegsgeschehnisse, was die Soldaten denken und fühlen sind sehr intensiv und bildhaft dargestellt. Erschütternd und auch emotional erzählt er auch, wie Kinder im Waisenhaus Opfer der Betreuerinnen wurden und man ihre Hilflosigkeit und Verzweiflung gut spüren konnte. Uwe Straß hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil und seine Geschichten, die er erzählt hat, haben fast schon philosophische Gedankeninhalte. Man findet immer wieder ,,Was- Wäre- Wenn´´ Szenarien, wo man sich als Leser wirklich schwer tut, eine richtige Antwort zu finden. Speziell bei den Szenen, wo Menschen einen anderen getötet haben, sei es aus Mitleid, aus Rache oder sonstiger Beweggründe, war es nicht immer leicht, den Mörder als ,,Monster´´ zu sehen. Der Autor lässt viele seiner Protagonisten leiden, wo man als Leser mit ihnen fühlt. Er zeigt aber auch auf, dass man nie in einen Menschen hineinblicken kann und man sich leicht täuschen lassen kann.
Es gibt mehrere Handlungstränge, die auch zeitmäßig immer wieder wechseln, was aber kein Problem ist, da sich alles langsam, aber sicher zu einem überraschenden und erschütternden Ende zusammen fügt.
Ein ungewöhnlicher und spannender Roman, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 10.03.2019
Marillen & Sauerkraut
Jöllinger, Harald

Marillen & Sauerkraut


ausgezeichnet

,, Marillen und Sauerkraut´´- Gschupfte und grantige Geschichten, findet man bei Harald Jöllingers Debüt Roman. Darin sind 26 Kurzgeschichten enthalten, die die verführerische und köstliche Süße der Marille enthalten, sowie die sauren und grausigen des Sauerkrautes.
Der Autor hat sich nicht gescheut, alles und jeden auf die Schaufel zu nehmen und zeigt dabei immer wieder, seinen bissigen und auch zynischen Humor.
Man findet Geschichten, die herrlich amüsant sind, wo man wirklich lachen muss, wenn sich Schnecken darüber unterhalten, dass sie vom Wurstsalat fressen ,,blad´´ werden. Oder ein genervter Stadtführer, der nicht verstehen kann, wie man drei Mal in eine Hundesch.....steigen kann. Er legt seinen Protagonisten viele im Österreichischen Dialekt gesprochene Wörter in den Mund, die seine Geschichten sehr lebendig machen. Aber keine Angst, am Ende des Buches gibt es ein hilfreiches Glossar dazu.
Der Autor ist ein guter Beobachter und es gibt auch berührende Geschichten wie ,, Endlich schneit´s´´, wo aus der Sicht eines Obdachlosen berichtet wird, der sein Leben, so hart es auch ist, selbst bestimmen möchte und auf jede Hilfe verzichtet.
Immer wieder kommt auch das Thema Demenz darin vor, wo man als Leser sehr berührt ist.
Einsamkeit, Mordgedanken, Weltuntergangsstimmung oder Erinnerungen an früher werden vom Autor manchmal feinfühlig und dann wieder mit brutaler Offenheit erzählt. Die meisten Geschichte haben mir gut gefallen, weil sie zum Nachdenken anregen oder witzig originell sind, wie ,, Die Gelse´´, die lieber nicht zwischen den Zehen sticht, weil es dort stinkt.
Manche seiner Geschichten erzählt er auf seine eigene Art, wo es mir leider nicht klar war, was er damit sagen wollte.
Ansonsten ist es ein Buch, wo man einfach ein Auge zudrücken muss, wenn man über Trotteln, Blade und sonstige spezielle Menschen liest.

Bewertung vom 19.02.2019
Endstation Herkules
Rogg, Heike Susanne

Endstation Herkules


sehr gut

Busfahrer Hannes hat sich den Ausflug mit dem saarländischen Kegelverein ,,Gut Holz´´ nach Kassel eigentlich anders vorgestellt. Aus einer gemütlichen Fahrt, wo Kunst und Kultur und natürlich kulinarische Leckerbissen auf dem Programm gestanden wären, muss es ausgerechnet er sein, der bei dem berühmten Wahrzeichen der Stadt Kassel dem Herkules, auf eine Leiche stößt und noch dazu ist es einer seiner Fahrgäste. Gut, dass der saarländische Kriminalkommissar Klaus Robeneker Hannes beisteht, denn die Kasseler Polizei, allen voran Kriminalhauptkommissar Faubel, hat sich mit seiner ,, Soko Herkules´´, sofort auf Hannes als Täter eingeschossen. Faubel ist alles andere als begeistert, dass es mit dem Fall doch nicht so voran geht wie er gehofft hat, noch dazu, wo er es gar nicht leiden kann, dass der ,,ausländische´´ Kollege sich in seinen Ermittlungen einmischt. Bald stellt sich heraus, dass der Tote bei niemanden so wirklich beliebt war und er auch mit windigen Geschäften, einige Menschen finanziell ruiniert hat. Hannes und Klaus ermitteln heimlich weiter, bis es ihnen gelingt, die wahren Hintergründe des Mordes heraus zu finden.
,, Endstation Herkules´´ von Heike Susanne Rogg ist eine Mischung aus Krimi und Reiseführer. Auf eine humorvolle Art und Weise lässt die Autorin Busfahrer Hannes einen Mordfall aufklären, wo man nebenbei als Leser über Sehenswürdigkeiten der Stadt Kassel etwas erfährt, wo kleine geschichtliche Ausflüge Land und Leute näher bringen. Dabei wird man auch mit dem saarländischen Dialekt konfrontiert, wo man genau lesen muss um ihn zu verstehen. Teilweise bekommt man von Klaus eine Übersetzung geliefert, wenn Kommissar Faubel so gar nicht versteht, was die Fahrgäste erzählen. Witzig hat dabei die Autorin, die beiden Mentalitäten zwischen den Saarländern und den Nordhessen gegenübergestellt, wo Kommissar Faubel nicht nur einmal knapp am Rande eines Nervenzusammenbruches gestanden ist. Es ist ein eher ruhiger Krimi, wo die Autorin viele Szenen und Handlungen sehr genau beschreibt, wo ich mir denke, dass es nicht so wichtig ist ob jetzt jemand aufs WC geht oder sich die Zähne putzt.
Besonders witzig sind die Protagonisten aus dem Kegelverein dargestellt, die sich herrlich über alles und jeden aufregen können. Wenn sie ihren saarländischen Dialekt auspacken, dann ist Chaos vorprogrammiert. Bis zum Schluss kann man miträtseln und man wird am Ende sogar überrscht von der Lösung des Falles.