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Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2016
Ein Märchen im Winter
Brown, Kate Lord

Ein Märchen im Winter


sehr gut

Fraser Stratton, Besitzer des Anwesens Wittering Manor, schreibt an seinen Memoiren und sucht dafür Unterstützung. Nachdem er mehrere Assistentinnen mit seiner wunderlichen Art vergrault hat, bewirbt sich Grace Manners um die Stelle. Diese hat gerade einige schwere Schicksalsschläge hinter sich und möchte eigentlich nur wissen, was es mit einem alten Familienschmuckstück auf sich hat. Doch dann tritt sie die Stelle an, bezieht gemeinsam mit ihrer Tochter ein kleines Cottage auf dem Grundstück der Strattons und lernt auch den Neffen des Hausherrn kennen... .
Mit ,,Ein Märchen im Winter" hat Kate Lord Brown einen wunderbaren Roman geschrieben, der in den 70er Jahren spielt und neben einer romantischen Geschichte viel Spannung und Humor zu bieten hat.
Mich hat die Handlung von Anfang an gepackt und an vielen Stellen auch berührt. Man lernt Grace als eine Frau kennen, die trotz großer Verluste stark für ihr Tochter bleibt, aber sich auch eine gewisse Freude und Neugier bewahrt hat. Besonders im Umgang mit den Strattons blüht sie auf. So kann sie mit Frasers verschrobenen Art sehr gut umgehen, aber verliert aus meiner Sicht die Familienbrosche eine Zeit lang aus dem Blick.Neben den Protagonisten gibt es auch eine Vielzahl von sehr sympatischen Nebenfiguren, die die Geschichte noch warmherziger machen. Da ist zum Beispiel die Haushälterin Ellen, die auf ihre ganz eigene liebevolle, aber auch strenge Art für die Bewohner von Wittering Manor sorgt und die etwas verrückte Alice, die ein Cafe im Stil von ,,Alice im Wunderland" führt und Grace mit Rat und Tat zur Seite steht.
In der Handlung entsteht immer wieder ein bisschen Spannung, da Grace jeden Monat einen mysteriösen Brief ohne Absender bekommt, dem einer der Geburtssteine, die aus ihrem verpfändeten Haus gestohlen worden sind, beiliegt. Was mich hier gestört ist, ist die fehlende Ermittlung. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass jeder Brief schnell wieder verdrängt wird und man gar nicht daran denkt, die Sache von der Polizei aufklären zu lassen.
Die Autorin Kate Lord Brown schreibt mit viel Gefühl, aber auch mit einem ganz besonderen Humor. So ist die Geschichte manchmal zum Lachen komisch, wenn zum Beispiel Grace und Fraser bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit mit allem, was dazu gehört nachspielen, aber an anderen Stellen wieder sehr traurig.
Mich hat ,,Ein Märchen im Winter" sehr gut unterhalten. Es gibt eine Liebesgeschichte, etwas Spannung und ein altes Familiengeheimnis, dass ganz anders gelöst wird, als ich erwartet hatte. Sehr gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

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Bewertung vom 06.12.2016
Die Schwester des Tänzers
Stachniak, Eva

Die Schwester des Tänzers


sehr gut

Bronislawa und Waslaw Nijinsky entstammen einer Tänzerfamilie, die ihre Kinder schon früh auf auf das Leben als Balletttänzer vorbereitet. In St. Petersburg an der kaiserlichen Balletschule ausgebildet, beginnen beide eine große Karriere an verschiedenen Theatern in ganz Europa. Doch Bronja steht dabei immer im Schatten ihrer großen Bruders, bis sie selbst ihre eigene Tanzkunst entwickelt... .
Die Autorin Eva Stachniak hat sich in ihrem neuen Roman der Familie Nijinsky und somit auch der Welt des Tanzes gewidmet. Aus der Sicht von Bronja erzählt sie, wie hart diese für ihren eigenen Erfolg kämpfen muss und das in einer Zeit, in der der erste Weltkrieg ausbricht und durch die Revolution, die Zarenfamilie abgesetzt und ermordet wird.
Bronja ist eine Figur, die sehr viel Ehrgeiz besitzt und viele Träume verwirklichen möchte. Da auch ihre Gedanken geschildert werden, merkt man als Leser schnell, dass sie innerlich zerrissen ist und gerade im letzten Drittel des Buches mit ihren Problemen kaum mehr fertig wird. An manchen Stellen war sie mir sympatisch, aber so richtig mit gelitten und mit gebangt habe ich nicht mit ihr. Beeindruckt hat mich nur, dass sie sich immer mehr freigestrampelt hat und ihre eigenen Kunst entwickelt.
Was sehr intensiv beschrieben wird, ist die Welt des Balletts. Man erfährt viel über das harte Training, bei dem am Ende sogar die Füße bluten und über den Konkurrenzkampf und den Neid in den verschiedenen Ensembles. Auch bestimmte Chorographien werden genau beschrieben, aber dennoch konnte ich sie mir nicht genau vorstellen. Häufig sind gerade die Partien, in denen es um das Ballet ging, etwas langatmig. Dagegen wurde die politische Situation immer nur am Rande erwähnt und nicht genau beschrieben.
Frau Stachniak schreibt sehr detailliert, aber oft zu ausführlich. Was ihr aber gelingt, ist das Ballett sehr präsent und lebendig zu machen und gerade den Übergang vom klassischen bis zu einem modernen Stil, darzustellen.
Mir persönlich hat das Buch letztendlich gut gefallen, aber es war für kein Werk, welches man nicht mehr aus der Hand legen will. Auf jeden Fall ist es sicherlich sehr lesenswert für alle, die sich für Russland und gerade für das Thema Tanz begeistern können.

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Bewertung vom 04.12.2016
Wahrheit und Wandlung
Mangalwadi, Vishal

Wahrheit und Wandlung


sehr gut

Vishal Mangalwadi hat sich in diesem Buch intensiv mit dem Evangelium und dessen Auswirkungen auf unsere westliche Kultur beschäftigt. Er vertritt dabei die These, dass nur durch die Wahrheit, die uns in der Bibel vermittelt wird, Gesellschaften nachhaltig positiv verändert werden können.
Der Autor beschreibt sehr klar und gut nachvollziehbar, wie aus seiner Sicht Korruption und Unterdrückung in einem Land entstehen und dieses nach und nach in Armut stürzen. Er selbst ist Inder, aber hat auch viel in westlichen Ländern gelebt und kennt daher beide Kulturen und ihre Unterschiede sehr gut. Manchmal nutzt er eigene Erlebnisse und verdeutlicht seinen Lesern damit, was es zum Beispiel in Indien bedeutet, durch das Kastensystem von Geburt an zu einem bestimmten Leben verurteilt zu sein und als zweitgeborenes Mädchen in einer Familie keinen Wert zu haben.
Mich hat dieses Buch sehr zum Nachdenken gebracht und mich auch auf verschiedene Punkte aufmerksam gemacht, wo mittlerweile immer mehr die Wahrheit und damit auch unsere Wertmaßstäbe verloren gehen und durch Lügen ersetzt werden. Doch Vishal Mangalwadi lässt den Leser nicht mit dieser Begutachtung unserer Situation stehen, sondern präsentiert eine Lösung: Die Rückkehr zum christlichen Fundament.
Auch wenn ich einige Punkte, die der Autor anspricht, nicht ganz schlüssig fand, hat mich dieses Buch sehr angesprochen. Ich kann es daher nur weiterempfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2016
Unheilige Heilige
Bolz-Weber, Nadia

Unheilige Heilige


gut

Nadia Bolz-Weber ist lutherische Pastorin und die Gründerin der Gemeinschaft ,,House for all Sinners and Saints". In diesem Buch erzählt sie von vielen Begegnungen mit Menschen, die so gar nicht in ein christliches Schema passen, aber von denen sie dennoch etwas für ihr eigenes Glaubensleben gelernt hat.
Viele der hier erzählten Geschichten haben mir gut gefallen und ich konnte daraus etwas für mein eigenes Leben mitnehmen. Die Autorin beschreibt, wie sie in vielen Situationen trotz ihrer eigenen Fehler von Gott gebraucht werden konnte und spricht dabei auch schwierige Themen wie zum Beispiel das Tragen einer Waffe differenziert an. Im Gegensatz zu anderen Autoren wird kein reines schwarz-weiß Bild gezeichnet und auch niemand von vorneherein verurteilt.
Allerdings hat es mich manchmal erschreckt, wie eigentlich klare Aussagen in der Bibel von Frau Bolz-Weber umgedeutet werden und so die Botschaft darin verloren geht. Auch hat mich ein wenig erstaunt, dass im ,,House for all Sinners and Saints" doch noch so viel Wert auf Liturgien und damit auch auf feste Abläufe gelegt wird.
Die Autorin schreibt immer ehrlich und offen und lässt den Leser auch an ihren eigenen Zweifeln und Gedanken teilhaben. Ungewöhnlich für eine lutherische Pastorin ist auch ihre etwas harte und von Schimpfwörtern durchsetzte Sprache.
Auch wenn ich das Buch in vielen Punkten kritisch sehe, kommt doch etwas sehr Wichtiges beim Leser an: In der Gemeinde von Nadja Bolz-Weber ist wirklich jeder bekommen und keiner, der irgendwie anders ist, wird ausgegrenzt oder schief beäugt. Und das ist sicherlich nicht überall der Fall.
Insgesamt hat mich das Buch nicht in allen Punkten überzeugt, aber ich denke, jeder sollte sich sein eigenes Bild davon machen.

Bewertung vom 28.11.2016
Cox
Ransmayr, Christoph

Cox


ausgezeichnet

Cox, der wohl beste Uhrmacher und Automatenbauer seiner Zeit, wird nach China beordert. Dort beauftragt Kaiser Qianlong ihn und seine Gefährten, außergewöhnliche Uhren zu erschaffen, an denen unterschiedliche Geschwindigkeiten verschiedener Zeiten ablesbar sein sollen. Ausgestattet mit den wertvollsten Materialien machen sich die Engländer an das Werk.Doch dann fordert der Kaiser das Unmögliche: Eine Uhr, die selbst die Ewigkeit misst und auch noch existiert, wenn alles vorüber ist... .
Dieses Buch entführt den Leser von Anfang an in eine andere Zeit und in eine Welt, die der unseren gleicht, aber doch sehr exotisch und phantastisch gestaltet ist. In Ransmayrs China liegen Überfluss und Mangel haarscharf nebeneinander. Während die Begünstigten des Kaisers in Sänften getragen werden, müssen niedere Sklaven Bequemlichkeiten wie diese ermöglichen.
Der Kaiser selbst wirkt anfangs unnahbar und wenig greifbar für den Leser. Er wird wie ein göttliches Wesen verehrt und niemand darf ihn und seine Entscheidungen in Frage stellen. Doch etwas lässt ihn nach und nach doch noch menschlich wirken: Er vertieft sich wie ein Kind in die seltsamen und phantastischen Apparate der Uhrmacher und scheint an ganz normalen Dingen wie dem Spaziergang im Schnee mit einer Frau Gefallen zu finden.
Cox dagegen ist eine Figur, die einerseits mit handwerklichem Geschick beeindruckt, aber andererseits in ihrem Schmerz gefangen zu sein scheint. Man merkt, wie er im Verlauf der Handlung immer mehr die Gesellschaft und ihren Kaiser versteht und langsam zu realisieren beginnt, wie nah dort Gunst und Missgunst beieinander liegen und wie schnell sich das Wohlwollen des absoluten Herrschers, dem man nicht einmal ungestraft in die Augen sehen darf, wandeln kann.
Das große Thema Zeit findet sich auf allen Ebenen der Handlung wieder und ist nicht nur auf die Uhren und deren Lauf beschränkt. Zeit wird auch als etwas Individuelles definiert. Es kommt immer auf den Betrachter an, der ihre Geschwindigkeit je nach Anlass ganz anders wahrnimmt.
Die Chronologie wird immer wieder durch die Erinnerungen von Cox durchbrochen, der an die gemeinsame Zeit mit seine Frau und seiner verstorbenen Tochter in England zurück denkt und dieses Zeitgefühl mit in seine Gegenwart und in seine Arbeit hinein nimmt.
Mit der selben Präzision, mit der die Uhrmacher jede Kleinigkeit an ihren Werken ausarbeiten und veredeln, erzählt Ransmayr die Gegebenheiten in der verbotenen Stadt, die Arbeit an den verschiedenen Uhren und Automaten und um den Kaiser selbst. Als Leser bekommt man eine gute Vorstellung von allem und kann sich kaum von der Handlung lösen, weil man wissen möchte, wie die nächste komplizierte Aufgabe von den Engländern gelöst wird. An manchen Stellen wird die sonst sehr feine und poetische Sprache durch eine doch etwas derbe Umgangssprache ersetzt. Dieses Verfahren ist an den jeweiligen Punkten aber durchaus passend gewählt.
Insgesamt ist ,,Cox oder Der Lauf der Zeit" ein gelungener und auch unterhaltsamer Roman der Gegenwartsliteratur, indem Ransmayr sein ganzes Können abruft und den Leser mit einer wunderbaren Handlung begeistert.

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Bewertung vom 25.11.2016
Sterne leuchten nachts
Härry, Thomas

Sterne leuchten nachts


ausgezeichnet

Immer wieder wird man im Leben mit dem Thema Leid konfrontiert. Dabei kann man meistens nicht verstehen, warum Gott scheinbar tatenlos zusieht und nicht eingreift. Thomas Härry hat sich in diesem Buch mit der Leidfrage beschäftigt und versucht, dem Leser Wege aufzuzeigen, wie man trotz allem an Gott festhalten und eine noch lebendigere Beziehung zu ihm bekommen kann.
Obwohl ich schon einige Bücher zum Thema Leid gelesen habe, konnte ich hier noch viele neue und sehr hilfreiche Gedanken für mich
entnehmen.Thomas Härry geht intensiv auf die Problematik ein, dass Gott manchmal eingreift und in anderen Fällen scheinbar trotz vieler Gebete Schlimmes zulässt. Er betont, wie wir dabei stets nach Erklärungen suchen, die für uns das Unbegreifliche begreiflicher und fassbarer machen sollen, aber die uns letztendlich doch nicht weiterbringen. Deshalb zeigt er, dass wir im Leid nur Trost und Ermutigung finden, wenn wir Gott versuchen zu erkennen, also eine echte und tiefe Beziehung zu ihm aufbauen, welche uns auch durch schwere Zeiten trägt.
Thomas Härry schreibt sehr einfühlsam und gut verständlich. Er erzählt auch Beispiele von Menschen, die Schicksalsschläge hinter sich haben und beschreibt, wie diese trotz Leid im Glauben wachsen konnten und an Gott festgehalten haben. Auch gibt er in einem Kapitel hilfreiche Hinweise für Leute, die mit Betroffenen zu tun haben, aber nicht so recht wissen, was man tun kann und was man lieber lassen sollte.
Mir persönlich hat dieses Buch viel gebracht und mir in vielen Dingen eine neue Perspektive vermittelt. Anstatt immer nur nach dem ,,Warum" zu fragen, kann man Gott im Leid begegnen und so trotz allem bei ihm geborgen sein. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

Bewertung vom 25.11.2016
Love Your Neighbour
Togni, David;Specht, Andrea

Love Your Neighbour


sehr gut

David Togni ist der Gründer des christlichen Modelabels ,,LOVE YOUR NEIGHBOUR. Doch einige Jahre zuvor hatte er einen ganz anderen Weg eingeschlagen, auf dem er trotz Erfolg und Geld nicht glücklich geworden ist. In diesem Buch erzählt er seine Geschichte von Anfang an und zeigt dem Leser, wie Gott an ihm gewirkt hat.
Zuerst erfährt man viel über sein Modelabel, indem er seinen Lebensstil der Nächstenliebe ganz kreativ eingearbeitet hat. An vielen Stellen im Buch erzählt er davon, wie er Zeit mit Obdachlosen verbringt, sie beschenkt und ihnen so auch Wertschätzung zu teil werden lässt.
Über sein Leben berichtet er sehr offen und ungeschönt. Schwierige Zeiten wie nach dem Tod seiner Schwester Anja und die Trauer, die seine Familie danach gefangen nimmt, lässt er auch nicht aus. Mich persönlich hat gerade dieser Teil der Biographie sehr bewegt.
Auch zeigt David, dass trotz beruflichen Erfolgen und einem hohen Einkommen immer noch eine Leere im Menschen bleibt, die letztendlich nur Gott ausfüllen kann.
Für mich waren allerdings einige Dinge, die erwähnt werden, doch etwas gewöhnungsbedürftig. So spricht er manchmal von Engeln, die er wirklich sieht und betet in einer anderen ihm selbst fremden Sprache. An einer anderen Stelle heilt er einer Passantin nach einer spontanen Eingebung ein schmerzendes Knie.
Mich persönlich hat Davids Geschichte doch sehr angesprochen, auch wenn Dinge darin vorkommen, die ich nicht ganz einordnen kann.
Insgesamt muss ich sagen, dass diese Biographie auf jeden Fall lesenswert ist und dazu ermutigt, nicht über hilfsbedürftige Menschen hinweg zu sehen, sondern einfach mal ganz praktisch zu helfen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 22.11.2016
Die silberne Königin
Seck, Katharina

Die silberne Königin


sehr gut

Schon seit langer Zeit befindet sich die Stadt Silberglanz in einer Welt voller Eis und Schnee. Die Bevölkerung leidet unter der ständigen Kälte und führt ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Mitten in der Stadt befindet sich die Chocolaterie von Madame Weltfremd, die neben den vielen Köstlichkeiten auch für das Geschichten erzählen bekannt ist. Als sie eine neue Stelle ausschreibt, bewirbt sich die 24-jährige Emma, die von nun in der Küche mitarbeiten darf. Doch dann beginnt die Madame, Abend für Abend ein Märchen über eine silberne Königin zu erzählen, wobei immer mehr Parallelen zum Leben von Emma sichtbar werden... .
Von Anfang an ist es der Autorin Katharina Seck gelungen, mich in die eisige Welt von Silberglanz mitzunehmen. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass mitten in der Geschichte durch die Erzählung des Märchens über die silberne Königin eine Metaebene aufgemacht wird, die so noch einen weiteren Raum zur Interpretation der Handlung bietet. Da man als Leser nicht mehr weiß als Emma selbst, kann man genau wie sie über die Erzählung nachdenken und sie weiterspinnen.
Erzählt wird die Geschichte aus der dritten Person, wobei meistens Emma im Fokus der Handlung steht. Sie ist eine sympatische junge Frau, die im Verlauf des Buches sehr viel Mut und innere Stärke beweist. Während des Lesens ist sie mir schon ans Herz gewachsen. Auch die Nebenfigur Ophelia, die mit in der Chocolaterie arbeitet, mochte ich sehr gerne. Mit ihrer Fröhlichkeit und ihrer besonderen Art bringt sie etwas Schwung in die Geschichte. Leider sind sie und auch Madame Weltfremd ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr präsent und tauchen nur noch am Rande auf. In dieser Zeit dreht sich das Geschehen mehr um Emma und um Caspar, den Herrscher von Glanzvoll.
Generell kann man über die Figuren sagen, dass sie alle glaubhaft wirken und keine Klischee-Märchenfiguren sind. So gibt es nicht nur böse und gute Personen, sondern alle haben eine Vergangenheit, die sie geprägt hat.
Frau Seck gelingt es, durch die vielen Beschreibungen von Silberglanz, aber auch durch die Darstellung der Kälte, die fast spürbar wird, eine glaubhafte Welt zu schaffen. Auch wenn man eindeutige Bezüge zu ,,Tausend und eine Nacht" erkennen kann, hat sie daraus doch etwas ganz eigenes und neues geschaffen. Mich hat die Handlung vom Anfang bis zum Ende begeistert und teilweise fiel es mir schwer, dass Buch wegzulegen.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat mir ,,Die silberne Königin" sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 21.11.2016
Denn du bist bei mir
Nelson, Sefora

Denn du bist bei mir


ausgezeichnet

Psalm 23 ist wohl der bekannteste der Bibel, doch was kann man ganz persönlich daraus für das eigene Leben entnehmen? Die christliche Sängerin Sefora Nelson versucht darauf eine Antwort zu geben, indem sie den Psalm Aussage für Aussage durchgeht und ihre Leser so an ihren eigenen Erfahrungen und Gedanken teilhaben lässt.
Mich hat dieses Buch sehr angesprochen und an vielen Stellen bewegt. Besonders gefallen hat mir, dass sie auch den Psalmschreiber David selbst nicht außen vor lässt, sondern auch Abschnitte seines Lebens mit in ihre Deutung miteinbezieht. So führt sie dem Leser vor Augen, dass der kleine Schafhirte, der später von König Saul verfolgt wurde, trotz vieler Höhen und Tiefen immer noch aus voller Überzeugung ,,Der Herr ist mein Hirte" sagen konnte.
Auch erzählt Sefora Nelson viel aus ihrem eigenen Leben und gibt dabei auch Einblicke in Zeit vor ihrer Karriere als Sängerin und in ihr Familienleben. Dabei berichtet sie neben vielen wunderbaren Momenten auch von Krisenzeiten, durch die sie und ihr Mann Keith gehen mussten. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Liedtexte, die die Aussage des jeweiligen Kapitels verdeutlichen.
Viele Gedanken von Sefora Nelson haben mich sehr angesprochen und oft auch berührt. Beim lesen denkt man viel über sein eigenes Leben nach und wird ermutigt, genauso wie David auf Gott zu vertrauen, auch wenn die Umstände alles andere als rosig sind.
Ich persönlich konnte sehr viel aus diesem Buch mitnehmen und kann es daher nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 20.11.2016
Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


sehr gut

München 1920: Als zwei junge Frauen aus dem Schauspielermilieu tot aufgefunden werden und die Spuren auf Mord hindeuten, beginnt Kommissar Reitmeyer zu ermitteln. Doch umso tiefer er gräbt, umso mehr zeigt sich, dass der Fall auch politisch äußerst brisant ist. Währenddessen ist die junge Berlinerin Gerti Blumenfeld in München angekommen und sucht nach ihrer verschwundenen Schwester. Auch sie stellt unangenehme Fragen und gerät in Gefahr... .
Mit diesem Kriminalroman entführt die Autorin Angelika Felenda ihre Leser in die zwanziger Jahre und beschreibt neben einem verzwickten Mordfall auch die Situation der Münchener Bevölkerung, die noch stark unter den Folgen des ersten Weltkriegs zu leiden hat. So erlebt man mit, wie schwierig es für die einfachen Leute ist, genügend Nahrungsmittel zu erhalten und eine Wohnung zu bekommen. Auch wird ganz nebenbei vermittelt, wie rechte Kräfte langsam erstarken und immer mehr Zulauf aus allen Gesellschaftsschichten verzeichnen können.
Kommissar Reitmeyer ist ein sympatischer Ermittler, der selbst im ersten Weltkrieg gedient und dieses Trauma noch nicht richtig verarbeitet hat. Oftmals ohne den Rückhalt seiner Vorgesetzten geht er unkonventionelle Wege, um den Täter dingfest zu machen. Unterstützt wird er jedoch vom Polizeischüler Rattler, der auch gerne versteckt ermittelt und von seinem Kollegen Steiger.
Frau Felenda hat einen guten und sehr detailreichen Schreibstil. Gekonnt verknüpft sie die beiden Handlungsstränge um Gerti Blumfeld und Kommissar Reitmeyer, aber bestimmte Zusammenhänge stellt sie sehr kompliziert und schwer nachvollziehbar dar. Die Mordermittlungen verlaufen zwar mit einer gewissen Grundspannung, aber ich hätte mir gerade im Finale noch mehr davon erwartet.
Dieser Krimi mit historischem Hintergrund hat mich auf jeden Fall gut unterhalten und durch viele verschiedene Fährten war es bis zum Ende kaum durchschaubar, wer der Täter ist.
Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.