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yellowdog

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Insgesamt 1899 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2023
Meilenweit bis ans Ziel
Hyde, Catherine Ryan

Meilenweit bis ans Ziel


sehr gut

Catherine Ryan Hyde hat schon viele Romane geschrieben, in der es um Annäherung zwischen den Menschen geht. Das ist ein Hauptthema von ihr.
Im vorliegenden Roman ist es der junge Lewis, der pleite und verlassen ist und daher einwilligt, seinen alten, schwerkranken Nachbarn Chester zu pflegen, obwohl der unausstehlich ist. Ein echter grumpy old man.
Es ist anfangs nicht einfach, doch Chester letzter Wunsch ist, dass Lewis ihn im Wohnmobil nach Arizona fährt. Dort will er ein letztes mal seine Exfrau sprechen.
Auf der Fahrt raufen die ungleichen Männer sich zusammen und es entsteht ein Verstehen.

Das Thema und der Verlauf ist keineswegs neu. In Büchern und Film gab es so was schon oft, aber wenn es gut gemacht ist, funktioniert es doch immer wieder.

Der Roman ist flüssig und spannend zu lesen, wie man es von der Autorin gewohnt ist.

Schließlich schließt man sich als Leser dem Gruß des Originaltitels So long, Chester Wheeler an.

Bewertung vom 13.03.2023
Armut
Brodesser, Daniela

Armut


ausgezeichnet

Intensiver Erfahrungsbericht

Daniela Brodeser gestaltet ihr wichtiges Essay anhand ihrer eigenen Erfahrungen mit Armut. Es wird daher sehr intensiv. Der Weg in die Armut trifft sie und ihre Familie schleichend. Entscheidend dabei sind auch Krankheitsfälle in der Familie.
Man kann als Leser sich in ihre Situation hineinversetzen und erlebt ihre Erfahrungen hautnah mit, z.B. die Beschämung und man versteht, was fehlende Teilhabr bedeutet. Und, das Armutsbetroffenheit jeden erreichen kann.
Daniele Brodessers Weg raus aus der Armut gelang nur, weil sie mit dem Thema an die Öffentlichkeit ging und merkte, wie viele Betroffene das selbe durchmachen wie sie. Sie macht aber auch klar, dass sie damit ein Ausnahmefall ist und die allermeisten nicht aus der Situation rauskommen können.
Daher ist ein gesellschaftliches Umdenken beim Umgang mit Armutsbetroffenen sinnvoll.

Bewertung vom 13.03.2023
Über Israel reden
Mendel, Meron

Über Israel reden


sehr gut

Meron Mendel schreibt in seinem interessante Buch sehr reflektiert und gut durchdacht über das schwierige Thema Israelkritik.
Erwähnt werden die Möllemann-Äußerungen, das Günter Grass-Gedicht und
der Autor bezieht so einige Aufreger der jungen Vergangenheit mit ein, zum Beispiel, der Antisemitismus-Skandal auf der Documenta in Kassel.
Oder die Ausladung des Historikers Achille Mbembe vom Kunstfestival Ruhrtriennale aufgrund seiner Nähe zum BDS.
Die BDS-Bewegung mit ihrer Forderung Boycott, divestment, sanctions
ist überhaupt ein ganz großes Thema in dem Buch. Und das ist sogar trotz des Ernstes der Thematik spannend gemacht.

Meron Mendl hat sein Buch offen und offensiv gestaltet. Das hat mir ganz gut gefallen.

Bewertung vom 13.03.2023
Solidarität
Strobl, Natascha

Solidarität


gut

Plädoyer für Mut und Zuversicht

Solidarität ist ein wirklich wichtiges Thema, dass in diesem Buch aus der Essay-Reihe Übermorgen behandelt wird. Ziel ist auch, Mut zu machen in Zeiten vieler Krisen.

Die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl macht eine Zeitdiagnose, zeigt, wie auf die Krisen reagiert wird und plädiert für Solidarität, die natürlich auch definiert werden muss.

Am Ende des Buches werden zahlreiche Beispiele für praktische gesellschaftliche Solidarität von diversen Gemeinschaften gezeigt. Das war ziemlich überzeugend.

Bewertung vom 12.03.2023
Nichts als die Wahrheit
Gänswein, Georg;Gaeta, Saverio

Nichts als die Wahrheit


sehr gut

Gänswein war dicht an Joseph Ratzinger dran. Seit 2003 war er dessen Privatsekretär und verfolgte die Ereignisse aus erster Reihe.
Mich interessierten zum Beispiel der Übergang von Johannes Paul II zu Ratzinger als Papst und die Details des Alltags. Diese werden dann aber teilweise zu ausführlich geschildert.
Es ist nicht Gänsweins Rolle, kritisches bezüglich Geschehnisse rund um den Papst zu äußern. Immerhin erwähnt er problematisches wie z.B. Vatileaks.
Aber der konservative Gänswein schreibt dann doch einseitig über das Verhältnis zwischen den Päpsten. Einerseits verständlich, denn Franziskus verzichtete auf seine Dienste. Man spürt das Beleidigung, die Gänswein empfand.

Insgesamt hat Gänswein so viele interessante Aspekte zu bieten, dass das Buch lesenswert ist. Eine Empfehlung kann ich aber nicht aussprechen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2023
The Trees Grew Because I Bled There: Collected Stories (eBook, ePUB)
LaRocca, Eric

The Trees Grew Because I Bled There: Collected Stories (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

The book is a collection of 8 short stories.

Even the first story is puzzling in an interesting way. A dialogue between father and son.

Bodies is for Burning is super exciting.
One experiences the dark thoughts of a woman with a penchant for pyromania.
This becomes especially critical when she is supposed to take care of her sister's baby and the desire for fire overwhelms her.

The woman in the next story also thinks she is a monster.

Gender is an important theme in the book. Some of the characters are queer.
For example in You re not supposed to be here. A gay couple is drawn into a devilish plot when their baby is kidnapped.

The cover story is particularly disturbing. 2 people share a fatal obsession.

The horror genre works well when the writer manages to build a dense atmosphere, and Eric LaRocca is a master at that. His stories are pure atmosphere.

Bewertung vom 04.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


sehr gut

Der Große Graue

Dalee von Dennis Gastmann ist nicht nur ein Roman über einen indischen Elefanten sondern auch der einer Zeit und einer Umgebung.
Entscheidend für das Buch ist die Erzählperspektive. Der Icherzähler ist ein 11jähriger Junge, der erstaunlich genau beobachtet, was um ihn herum passiert. Seine Liebe gilt dem Elefanten Dalee, der große Graue, der schon 50 Jahre alt ist, und auch seinem Vater, der als Mahut den Elefanten betreut.. Es ist auch eine Familiengeschichte. Eine Familie, die unmittelbar nach Indiens Unabhängigkeit einen Neuanfang sucht.

Der Junge heißt Omvishnu Nihar Anup Shivaraju Ravi Laksman Blachandra, genannt Bellini. Seine jungenhafte lebhaftigkeit und warmherzigkeit überträgt sich auf den text.

Dennis Gastmann erzählt sprachmächtig mit eindrucksvollen Bildern, wie es vielleicht ein indischer Autor auch tun würde.
Gastmann ist ein erfahrener Auslandsreporter, der die Welt bereiste und viel kennt. Daher wirken seine Beschreibungen wirklich glaubwürdig.

Zwar hält Dalee den direkten Vergleich unter den Elefantenbüchern mit Saramagos „Die Reise des Elefanten“ nicht stand, aber das musste man ja auch nicht erwarten und es bleibt ein gutes, emotionales Buch.

Bewertung vom 03.03.2023
Zwischen Gut und Böse
Owsjannikowa, Marina

Zwischen Gut und Böse


sehr gut

Als die russische Journalistin Marina Owsjannikowa im russischen Fernsehen mit einem Plakat gegen den Krieg demonstrierte, war das eine bedeutende Geste.
Leider gibt es zu wenige in Russland, die sich zu protestieren trauen. Die angedrohten Strafen sind zu drastisch. Aber Marina Owsjannikowa, die früher selbst Teil der Propaganda war, konnte nicht anders. Der Angriff auf die Ukraine hatte sie schockiert. Sie wurde natürlich nach der Tat verfolgt. Putins Schergen sahen aber von Gefängnisstrafe ab. Ihr Ziel war es, die Tat und Marina Owsjannikowa in Vergessenheit geraten zu lassen.
Marina Owsjannikowa ging nach Deutschland und arbeitet kurz für Die Welt.
Dann kehrte sie nach Russland zurück, denn ihre Kinder sind noch da.
Noch einmal protestierte sie öffentlich mit einem Plakat. Sie war auch kurz in Haft.
Nur dank der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen konnte sie Russland wieder verlassen, zusammen mit ihrer Tochter.
Das Buch ist interessant zu lesen, da es auch ziemlich emotional ist. Verständlich, denn die Autorin stand sehr unter Druck, als sie es entwarf.

Daher ist es nicht so journalistisch aufgebaut, wie erwartet. Es ist sehr autobiografisch. Es dreht sich alles um sie selbst.

Wünschenswert wäre ergänzend ein Blick, der auch die Gesamtsituation in Russland einordnet, also eine politische Analyse. Es bleibt eine Zustandsbeschreibung und die Antikriegsposition glaube ich ihr.

Es bleibt zu hoffen, dass andere Journalisten ebenfalls protestieren werden. Denn ohne eine inneren Widerstand in Russland selbst, wird es schwer, Putin je zu überwinden.

Bewertung vom 02.03.2023
Ein ehrenhafter Abgang
Vuillard, Éric

Ein ehrenhafter Abgang


gut

reportagehaft

Ein ehrenhafter Abgang ist ein offenbar ironischer Titel über die französische Kolonialherrschaft in Indochina. Es ist ein Buch, dass Prix Concourt-Preisträger Eric Vuiilard in dem Stil verfasste, für den er bekannt ist.
Diesen eigenwilligen, reportagehaften Stil muss man mögen, sonst erreicht einen das Buch nicht.
Ich finde den Stil interessant, doch das Thema ist mir zu fern und daher ging der Text leider weitgehend an mir vorbei.
Vielleicht ist es doch eher ein Buch für den französischen Buchmarkt.

Bewertung vom 28.02.2023
Im Vaterleib
Gamberale, Chiara

Im Vaterleib


gut

Im Vaterleib ist ein Stück italienische Literatur über eine schwierig Beziehung.
Die Fernsehmoderatorin Adele ist alleinerziehende Mutter. Sie trifft den Kinderarzt Nicola, der aber gebunden ist.
Adele schleppt aber noch andere Konflikte mit sich herum. Sie hatte als jugendliche keine einfache Situation.
Es gibt offenbar einen psychologischen Ansatz. Es gibt viele gedankliche Reflexionen, denen man nicht immer leicht folgen kann. Streckenweise lässt mich das Buch ratlos zurück. Es ist ein schwieriges Buch.
Stilistisch ist es so ungewöhnlich originell, aber auch etwas verworren.