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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2018
Integration
Abdel-Samad, Hamed

Integration


ausgezeichnet

Es ist das beste Buch zum Thema Integration, das es in der letzten Zeit zu lesen gab. Abdel-Samad (AS) beschäftigt sich mit dem Thema allumfassend, sagt dabei viele goldrichtigen Dinge: kurz, prägnant, just auf den Punkt, für jeden klar und verständlich.
Klappentext beschreibt den Inhalt recht treffend. AS analysiert die gegenwärtige Situation, nennt dabei die Dinge beim Namen, ohne in die Falle der „politischen Korrektheit“ zu tappen, und präsentiert zum Schluss zwei mögliche Entwicklungsszenarien: Utopie und Dystopie.
Man sieht, dass dieses Thema dem Autor sehr am Herzen liegt. Er hat selbst Migrationshintergrund. Über seinen eigenen Weg in Deutschland schreibt er hier auch paar Seiten. Seine Geschichte ist beeindruckend, zudem großartig erzählt. Er wollte vom ganzen Herzen Deutscher werden, sich integrieren, dennoch gestaltete sich dieses Vorhaben schwierig. AS erzählt auch über andere Migranten. Die Schicksale dieser Menschen, die diesen Weg gegangen waren und trotz aller Widrigkeiten, die es nicht wenige und von beachtlichem Schwierigkeitsgrad gab, sich integriert haben und eine Bereicherung für die dt Gesellschaft geworden sind, sind sehr spannend. „Wir haben uns Mühe gegeben, uns zu integrieren. Das war unsere individuelle Leistung, keine strukturelle. Mit anderen Worten: Wir haben uns nicht wegen einer guten Integrationspolitik integriert, sondern trotz einer schlechten oder kaum vorhandenen.“ S. 87.
AS hat etliche Gespräche geführt, auch mit den neu Angekommenen, und teilt seine Erkenntnisse mit den Lesern. Manchmal stehen einem dabei die Haare zu Berge, wenn man hört, dass die Flüchtlingsheime oft Brutstätten des radikalen Islamismus sind: Dort treffen sich sowohl die aus den Kriegsregionen geflohenen Zivilisten, als auch diejenigen, die auf Seiten des IS gekämpft haben und nun in Deutschland ihre „Arbeit“ fortsetzen, indem sie die Mitbewohner im Heim einschüchtern und die ersten Keime, die zaghaften Versuche der Integration zu verhindern suchen.
Aber nicht nur dort sieht AS die Gründe für die heutige unerfreuliche Situation. „Die Integration scheitert an Versäumnissen in den Bereichen Bildung, Erziehung und Wertevermittlung. Sie scheitert an Identitätshygiene, an Ab- und Ausgrenzung. Die rückwärtsgewandten Utopien im Kopf vieler Migranten, aber auch die nationalistischen Vorstellungen des rechten Randes in Deutschland gefährden das Zusammenleben und die innere Sicherheit. Die Integration scheitert an der Politisierung und Institutionalisierung des Islam in Deutschland, an der Naivität der Politiker und an der Passivität der friedlichen Muslime. Sie scheitert an konkurrierenden Wertesystemen und Zukunftsvisionen, an Opferhaltung und Anspruchsmentalität. Sie scheitert an Radikalisierung und Ge- walt, an gegenseitiger Angst und Misstrauen. Sie scheitert an der starken Emotionalisierung der Debatte um Islam und Migration und am Fehlen einer offenen Streitkultur. Sie scheitert am Begriff Integration selbst, der für die einen ein Reizwort ist und für die anderen ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir sehr viel ändern müssen. Deutschland schafft sich mit Sicherheit nicht gleich ab, aber dem Land droht eine große Spaltung, die später vielleicht nicht mehr rückgängig zu machen ist. Der Staat und seine Organe, die Zivilgesellschaft, die bislang weitgehend schweigende Masse aus Deutschen und liberalen Muslimen müssen endlich handeln!“ S. 65-66.

Man kann noch viel über dieses Buch schreiben, besser man liest es selbst.

Es ist unterhaltsam und spannend geschrieben. Bis zur letzten Seite mochte ich das Buch nicht aus der Hand legen. AS hat nicht nur das Insiderwissen, er weiß es prima zu vermitteln. Seine Analysen sind scharfsinnig und auf den Punkt.

Fazit: Wer mehr zum heute so akuten Thema Integration erfahren möchte, ist hier an einer sehr guten Adresse. 5 hell leuchtende Sterne und unbedingte Lesepflicht.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2018
Die Angst der Eliten
Schreyer, Paul

Die Angst der Eliten


ausgezeichnet

Die Angst der Eliten habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch gern auch weiter, v.a. an die Leser, denen es nicht egal ist, wie der Stand der Dinge in Sachen Demokratie in Deutschland und Europa ist, und wie es weitergehen soll. Auch diejenigen, die sich gefragt haben, warum es die Schere zw. dem Grundgesetz und der gelebten Realität gibt, finden hier gute Erklärungen.

Klappentext passt sehr gut. Auch die Meinung von Prof. Rainer Mausefeld ist sehr treffend: „Paul Schreyer gibt eine kundige und engagierte Einführung in Facetten der gegenwärtigen Zerstörung demokratischer Substanz und stellt in gute lesbarer Form reiches Material zum eigenständigen Nachdenken bereit.“

Rund 170 Seiten des Textes sind in 14 Kapiteln gegliedert. Nach einem kurzen Vorwort geht es gleich gut los mit „Reichtum regiert“, indem Schreyer wohl begründet darlegt, dass genau das der Fall ist, und dass politisches Desinteresse der Armen durchaus seine handfesten Ursachen hat. Kap.2 „Die Wahrheit über den Populismus“ ist auch spannend. Der Autor geht dem Phänomen auf den Grund. Er stellt vier Gründe vor, was daran am häufigsten als störend allg. genannt wird, und bringt eigene Meinung dazu. Zudem überlegt er u.a., warum so eine Partei wie AfD momentan Erfolg hat. Im Kap. 8 gibt er seinen Recherchen preis, wer da an der Spitze steht und wessen Interessen die Herrschaften zu verfolgen suchen. Mit „‘Hate Speech‘ und Meinungsfreiheit“ in Kap. 3 bringt Schreyer auch hier paar gute Dinge zur Sprache, v.a. all das, was man dazu in sog. Leitmedien vergeblich sucht. Im Kap. 4 „Traum von der Gemeinschaft“ spricht er über die Entstehung der EU, anfangend bei den Ursprüngen in der Nachkriegszeit. So dargelegt, sind diese Ausführungen ein Augenöffner, was EU eigentlich ist, kraft welcher Interessen und von welchem Geld diese Idee vorangetrieben wurde. Da wird einem anders bei. Sehr aufschlussreich ist auch das Kap. 7 „Die Angst vor dem Volksentscheid“, in dem Schreyer u.a. darlegt, warum man in Deutschland Volksentschiede nicht so gern durchführt. Im Kap. 13 „Vorsicht, Querfront!“ sagt er u.a. paar klare Worte über die Leitmedien, ihre Funktion und ihr bereitwilliges Einschwenken auf den Kurs der Eliten. „Der Mythos von der ‚neuen Zeit‘“, Kap. 14, ist auch gut. Da schaut Schreyer genauer, wer die neugewählten Jungdynamiker wie Sebastian Kurz, Emmanuelle Macron, etc. sind, v.a. wessen Interessen sie tatsächlich vertreten. Dabei ist Kap. 9 „Milliardäre machen Politik“ eine gute Grundlage dazu.

Wer jetzt denkt, es wären langwierige Abhandlungen, der irrt sich aber gewaltig. Es sind knappe, aussagekräftige Ausführungen, von feiner Ironie durchdrungen, in einer starken, griffigen Sprache. Schon allein deshalb stellte dieses Buch für mich Lesevergnügen dar: dicht erzählt, stets auf den Punkt, nichts Überflüssiges, nur das, was eigene Argumentation begründet und die Ausführungen vorantreibt. So etwas legen heute nur wenige Hochprofies an den Tag. Schreyers Analysen, die oft historische Bezüge haben und einen prima Überblick verschaffen, sind echt stark.

Fazit: Aufschlussreich, spannend und unterhaltsam bis zur letzten Seite. Definitiv kein 08/15 Zeitungszeug. Genau das Gegenteil davon. Paul Schreyer liefert mit seinen Darstellungen und just auf den Punkt gespitzten Fragen den reichhaltigen Boden für eigene Überlegungen zum heutigen Zustand der Demokratie uvm. Man sagt, ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite. Hier trifft es voll und ganz zu.
5 Sterne und unbedingte Lesepflicht.

Lesen Sie auch:
„Fassadendemokratie und Tiefer Staat“, Ulrich Mies und Jens Wernicke (Hrsg.)
„Lügen die Medien?“, Jens Wernicke.
„Wir sind die Guten“, Mathias Bröckers, Paul Schreyer.
Werke von Noam Chomsky.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2018
Pfeif drauf!
Brinkmann, Svend

Pfeif drauf!


sehr gut

„Pfeif drauf!“ ist ein kleines Büchlein, hat es aber in sich. Diese Sicht der Dinge, gemäß dem längst vergessenen Stoizismus, hat was. Diese sollte man kennenlernen.

Klappentext auf der Buchrückseite beschreibt den Kern der Ausführungen sehr treffend: „Ständig jagen wir dem Optimum hinterher, um erfolgreicher, besser und schöner zu werden. Doch die Hatz hat ihren Preis: Stress, Haltlosigkeit, Burn-out. Der dänische Psychologe und Philosoph Svend Brinkmann bläst zum Gegenangriff: Mit Witz und Verstand zeigt er, wie wir das zurückgewinnen können, was auf der Strecke geblieben ist: Standhaftigkeit, Zufriedenheit und Glück.

• Hören Sie auf, in sich selbst hineinzublicken
• Fokussieren Sie sich auf das Negative in Ihrem Leben
• Setzen Sie den Nein-Hut auf
• Unterdrücken Sie Ihre Gefühle
• Feuern Sie Ihren Coach
• Lesen Sie einen Roman – kein Selbsthilfebuch und auch keine Biographie
• Besinnen Sie sich auf die Vergangenheit.“

Es ist eine philosophische Auseinandersetzung eines Psychologen mit dem Thema Selbstoptimierungswahn, gewiss nicht ohne gute Prise von Leichtigkeit und Humor.

Spätestens nach 60 Seiten war der Knoten geplatzt und ich musste einfach dem Sog dieses Buches nachgeben.
Gute fragen stellt der Autor, über die man gern nachdenken sollte. Manchen Schmu nennt er beim Namen: „Die Vorstellung, dass dem Menschen heute „alle Möglichkeiten offenstehen“ (eine Idee, die hauptsächlich jungen Menschen vermittelt wird), ist natürlich eine Illusion. S. 17.

Und sagt: „Bei ihr [der Denkweise und Philosophie des Stoizismus, Anm. d. A.] stehen Selbstbeherrschung, innerer Frieden, Würde, Pflichtgefühl und Besinnung auf die Endlichkeit des Lebens im Mittelpunkt. Diese Tugenden können eine viel tiefere Lebensfreude hervorrufen, als eine oberflächliche Konzentration auf konstante Veränderung und Entwicklung ermöglicht.“ S. 21.

Der Autor stellt die Punkte dieser Lebensphilosophie vor, s.o., und schlägt am Ende eines jeden Kapitels vor, wie das im Leben umzusetzen wäre. Z.B.: Die Zornausbrüche kann man, so Brinkmann, prima mit Humor in den Griff bekommen. Die ständige Ja-Sagerei, die einem absolut nicht guttut, kann man mit „Ich muss darüber nachdenken“ erstmal aus dem Weg schaffen.

Manch steile These hört sich vllt im ersten Ansatz als solche an, aber wenn man darüber nachdenkt, da könnte man meinen, dass er doch recht hat, z.B. „Gern wird behauptet, dass Selbstverwirklichung zu erwachsenen, in sich selbst ruhenden Individuen führe, doch tatsächlich werden infantile, abhängige Erwachsene geschaffen, die glauben, die Wahrheit liege in ihnen selbst.“ S. 116. Man muss dazu am besten die Seite in Gänze lesen.

Manch seiner Ausführungen hört sich recht lustig an, aber da ist auch Sinn dahinter: Feiern Sie Ihren Coach und ersetzen Sie ihn durch einen Freund. Da gibt es noch paar sehr gute Gedanken, was Freundschaft ist. S. 109.
Interessant ist auch der nächste Punkt, warum man Romane lesen soll. Er nennt auch seine Lieblinge und erklärt, was ihn da so fasziniert.

Je weiter ich las, desto besser gefiel mir das Ganze. Man muss vllt nicht zu allem Ja und Amen sagen, zumal ist seine Argumentation stellenweise nicht so ganz einwandfrei: etwas tendenziös, einer seltsamen Logik folgend und vllt doch insg. eher weltfremd, aber allemal eine Haltung, die man dem Selbstoptimierungswahn entgegensetzen kann.

Fazit: Spannende Sicht der Dinge, die man gern näher kennenlernen sollte.

Bewertung vom 08.04.2018
Vom Einfachen das Beste
Keller, Franz

Vom Einfachen das Beste


ausgezeichnet

„Vom Einfachen das Beste“ von Franz Keller habe ich sehr gern gelesen und empfehle es auch gern weiter. Für manche wird es ein Augenöffner. Auch für diejenigen, die nicht so ganz in Sachen gutes Essen und Herstellung von Lebensmitteln unbeleckt sind, hält der Autor einige wissenswerte Dinge parat.

Das Buch las sich sehr angenehm, war sowohl voller sehr guter Fragen bezüglich des heutigen Essens, als auch Einsichten, spannenden Geschichten aus dem Leben, wohl gewürzt mit Ironie und klaren Worten, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Es wirkt auch nach. Paar Tage sind vergangen, als die letzte Seite umgeblättert wurde, ich muss gedanklich oft zurückgreifen, indem ich oft denke: Wie recht er doch hat!

Franz Keller zeigt deutlich, dass die Industrialisierung der Lebensmittelherstellung ein großes Problem ist, das viele unliebsame Konsequenzen wie Umweltprobleme, Artensterben, Krankheiten, uvm. nach sich zieht.

Er ist durchaus Fürs Fleischessen. Wie Frage ist, um welchen Fleisch geht es? Von welcher Qualität, wie hergestellt, und in welchen Mengen? Er räumt mit so manchem neumodischen Schmu auf, er erzählt z.B. ganz klar, wie Dry Aged Beef industriell produziert wird. Er weiß, was es ist und wie es gemacht wird: Er hält Rinder bei sich auf dem Hof, produziert das Fleisch für sein Restaurant selbst. Er ist zudem auf dem Bauernhof aufgewachsen und von Klein auf mit Rinderzucht und Tierhaltung insg. vertraut. Franz Keller schildert, was heute im Bereich Lebensmittelproduktion schiefläuft: Zum übermäßigen Zuckerkonsum, Eier- und Milchproduktion sagt er auch paar klare Worte, nennt die Dinge beim Namen, stellt sehr gute, kritische Fragen und sagt, dass auch die Politik einige gute Dinge gern in Lauf hätte setzen können.

Beim Lesen musste ich oft denken: Von solchen Büchern gibt es wahrlich nicht viele. Mehr davon wäre toll.
Sehr spannend sind auch seine Geschichten aus dem Leben um sein Sternekochdasein, insb. die als Franz Keller beim Grundig (Der mit Fernsehern &Co. mal ein Vermögen gemacht, seine Firma dann aber verkauft hat), als Sternekoch in seinem neu ausgestalteten Hotel gearbeitet hatte. Da wird schnell klar: Mehr Schein als Sein - das kann nicht lange gut gehen, wenn’s nach Franz Keller geht.

Seine Bodenständigkeit, seine Ehrlichkeit, seine klaren Worte haben mich beeindruckt. Dabei war es nicht sein Anliegen, Eindruck zu schinden, vielmehr mit seinen Lesern über die akuten Themen rund ums gutes Essen zu sprechen.
An einer anderen Stelle nennt er Industriefoods nicht Lebens- sondern Sterbemittel. Das gibt zu denken. Ich habe angefangen, die Regale in den Supermärkten von diesem Standpunkt aus zu betrachten. Der nächste Schritt ist klar: lieber zum Bauernmarkt und dort mein Gemüse& Co. holen.

Einige ganz einfache Rezepte gibt der Sternekoch seinen Lesern auch mit auf den Weg: Lauchgratin, Endiviensalat mit Kartoffel, Speck und Ei, Pot-au-feu, Champignonragout, Bratkartoffeln mit Garnelen, usw. Er hat die Rezepte auch ganz toll beschrieben, sodass jeder, auch Anfänger sie nachkochen kann. „Selber kochen und gemeinsam essen stärkt unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und es stellt auch unsere Verbindung zu Natur und Umwelt wieder her. Klimawandel, Artensterben, Umweltschutz, Energiewende – für all diese drängenden Probleme werden wir andere und bessere Lösungen finden, wenn wir häufiger kochen.“ S. 193.

Fazit: Ein großartiges Buch. Eine bemerkenswerte Mischung aus persönlicher Geschichte und akuten Fragen rund um die Herstellung von Lebensmitteln. Sehr lesenswert. 5 wohl verdiente Sterne.

gekürzt gem. Anforderung dieser Seite.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2018
Mein Einmachbuch
Witzigmann, Véronique

Mein Einmachbuch


ausgezeichnet

„Mein Einmachbuch“ von Véronique Witzigmann ist ein rund 112 Seiten Büchlein voller interessanter Rezepte, die nicht nur zum Ausprobieren, sondern auch zum Selbsterfinden spannender Zusammenstellungen inspiriert.

Zu Anfang gibt es paar Seiten kurze Erklärungen und Warenkunde, schon geht es los mit den Rezepten. Folgende „Abteilungen“ findet man im Buch:

„Chutneys“: 12 Rezepte, darunter: Ananas-, Birnen-, Apfel-, Aprikosen-, Zwetschgen-Chutney.
„Eingelegtes“: 12 Rezepte, darunter Kürbis à la Fernost, Karotten in Curry, Apfelspalten in Gewürztraminer, Fenchel in Weißweinessig.
„Essig, Öl, Salz und Zucker“: 8 Rezepte, darunter Rotweinessig mit Feige, Tomatenessig, Aprikosen-Lavendel-Öl.
„Pestos und pikante Soßen“: 13 Rezepte: Süßes Beerenketchup, Tapenade, Würzige Grillsoße, Grüne-Soße-Pesto.
„Kompott“: 9 Rezepte, darunter Quitten-, Rhababer-, Heidelbeerkompott, etc.
„Kuchen im Glas“: 8 Rezepte, z.B. Früchtebrot, Kokosküchlein, Schokoküchlein.
Kleines Register rundet das Ganze ab.

Die Rezepte sind recht einfach, sodass man sie in einer ganz gewöhnlichen Küche zubereiten kann. Von der Beschreibung her hört es sich alles sehr gut und vielversprechend an. Interessante Kombinationen. Fast bei jedem Rezept gibt es noch einen extra Tipp.

Es wird recht intensiv mit diversen Gewürzen gearbeitet wie Sternanis, Nelken, Koriandersamen, etc., die man auch in einem gut sortierten Laden finden kann, falls man sie noch nicht hat.

Kuchen im Glas hat mich etwas überrascht: Der Teig wird im Einmachglas gebacken. Und danach sofort verschlossen.

Das Buch ist nett gemacht: Festeinband, festes, glattes Papier, nette Zeichnungen in Farbe lockern schön auf. Jeder Abteilung geht ein in passender Farbe gestaltetes Blatt voran. Allerdings habe ich die Food-Fotos von den fertigen Kreationen vermisst.

Fazit: Ein schönes Rezeptbuch mit spannenden Rezepten.

Bewertung vom 28.03.2018
Moselland
Steinicke, Bernd

Moselland


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine sehr schöne Reise von der Quelle bis zur Mündung der Mosel durch die malerischen Landschaften und die alten, pittoresken Städte mit ihren Sehenswürdigkeiten und Geschichten.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.

Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich und auch ganz toll ausgewählt worden: Die Mosel selbst führt die Leser durch diese Reise. Ihre Geschichte, die Urgeschichte inklusive, und vieles mehr erzählt sie höchstpersönlich. Ihr zur Hand geht Noviomaga, die Quellennymphe, die Moselfreunde mit vielen Tipps versorgt, besonders diejenigen, „die die ausgetretenen Pfade gerne mal verlassen“ und sich gern auf spannende Umwege begeben.

Zunächst erklärt die Mosel kurz, wie ihre schönen Schleifen entstanden sind, dann, nach einem schnellen Umweg zum kulturgeschichtlichen Hintergrund des Mosellandes, wendet sie sich ihrem Ursprung. Schöne Bilder von Bussang, Lothringen, und den umliegenden Landschaften gibt es hier, begleitet durch den am linken Rand der Seiten gezeichneten Flussverlauf, der den gesamten Weg bis hoch nach Koblenz zeigt.
Unterwegs geht man immer mal wieder in die Städte rein: Épinal, Toul, Nancy, Metz. Man besichtigt die blumengeschmückten Straßen, bewundert die bezaubernden Fassaden der Jugendstilarchitektur, die Kirchen, mal innen, mal außen, die Zentralplätze, etc. Die großartigen Bilder begleiten die Leser auch hier, der Flussverlauf ist am Anfang des nächsten Kapitels dabei, sodass man stets prima orientier ist.

Die Quellennymphe weiß nicht nur sehr viel über die Mosel, die anliegenden Landschaften und Städte, sie ist sehr auskunftsfreudig und verrät fast auf jeder Seite, was man Spannendes in der jeweiligen Stadt besichtigen könnte: Werkstätte, Markthallen mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten, Pastisserien, usw.
Weiter geht es kurz nach Schengen und schon ist man in Trier, einer der ältesten Städte Deutschlands. Viele Sehenswürdigkeiten warten auf ihre Besucher. Die Bauwerke sind hier mit Bildern und Beschreibungen, samt der Zeitleiste der Stadtentwicklung gut präsent.

Dem „Weinland Mosel“ ist ein extra Kapitel gewidmet. Etwas zur Entstehungsgeschichte samt tollen Bildern gibt es auch hier: Die Moselschleife bei Trittenheim im Sommer und im Winter ist mein persönliches Highlight.

Bernkastel-Kues, „die Fachwerkidylle“, sowie Traben-Trarbach, „Festungsbollwerk“, Beilstein, „das Dornröschen an der Mosel“, Bruttig-Frankel, „Eine typische Gemeinde der Mittelmosel“, und zum Schluss Koblenz sind auch sehr beeindruckend mit Fotos und Wissenswertem dabei.

Da sind kurze Kapitel, die viel Interessantes und Wissenswertes darbieten. Auch für die Kenner halten sie paar gute Tipps parat. Die großartigen, stimmungsvollen Fotos sind ein Fest für die Sinne.

Das Buch ist toll gestaltet: Festeinband in Dunkelblau, Umschlagblatt, hochwertiges, glattes Papier, alle 166 Abbildungen sind in Farbe. Prima als Geschenk.

Fazit: Ein sehr schöner Bildband, der die Faszination dieser malerischen Flusslandschaft den Lesern nahebringt und Lust auf eine ausgedehnte Moselreise weckt.

Bewertung vom 28.03.2018
Passion Laufen
Fuchsgruber, Rafael;Kerkeling, Ralf

Passion Laufen


ausgezeichnet

Passion Laufen habe ich gern gelesen und empfehle es gern auch weiter, insb. für diejenigen, die bereits laufen und sich verbessern oder sich auf längere Läufe vorbereiten wollen.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Das Buch beinhaltet mehrere Beiträge, Interviews mit Ultraläufern, die den einen oder den anderen Aspekt des Laufens besprechen.

Auch die Wiedereinsteiger und Anfänger könnten hier nicht nur spannende Dinge zur richtigen Einstellung zum Laufen und Motivation insg., sondern viele nützliche Tipps zu diversen Bereichen, die mit dem Laufen verbunden sind, mitnehmen, z.B. die richtige Ernährung (70% der Kraft kommen aus dem Darm), das Grundwissen um Prävention und die typischen Verletzungen, die auftreten können, die man aber durch gezieltes Training vermeiden kann. Ein Universaltrainingsplan ist auch dabei, uvm.

Einer der spannendsten Beiträge, wobei sie alle auf ihre eigene Art sehr interessant und aufschlussreich sind, war mir der von Ultraläufer Prof. Dr. Oliver Stoll (Professor für Sportwissenschaft an der Universität Halle, Sportpsychologe), denn das Laufen und das Aufhören und alles, was dazwischen passiert, beginnt im Kopf. In seinem Beitrag „Die Krise als Baustein des Erfolges“ erklärt er seine Sicht auf die Krisen und gibt Rat, wie man die Krisen durch entsprechende mentale Vorbereitung meiden kann, und wenn eine doch da ist, wie man damit umgeht. Spätestens hier ist klar: Die richtige Grundeinstellung ist das A und O des Erfolges. Zu diesem Punkt äußern sich mehrere Ultraläufer.

Alle Altersgruppen sind hier vertreten: von Marco Olmo, 68 zum Zeitpunkt des Interviews, über das Groß der 30 bis 50-Jährigen, bis zu der jüngeren Generation von 29 Jahren. Auch Frauen sind dabei. Anne-Marie Flammersfeld, Sportwissenschaftlerin, Ultraläuferin, Fitnesscoach, gibt fünf Übungen für fitte Füße mit auf den Weg.

Es gibt da noch viel mehr, was einem passionierten Läufer weiterhelfen kann. All das muss jeder für sich selbst erschließen.

Viele tolle Bilder, Landschaften wie auch Fotos von Ultraläufern, großzügig über das Buch verteilt, laden ebenso zum Laufen ein, wie die Beiträge und Interviews. Ich habe eine E-book Variante. Die Fotos schauen großartig auch auf Tablett aus. Praktisch ist, wenn man das Tablett mit hat, hat man auch das Buch überall mit dabei.

Fazit: Ein tolles Buch voller guter Tipps, das große Lust aufs Laufen macht.

Bewertung vom 27.03.2018
Du kannst, wenn du willst
Fuchsgruber, Rafael;Antje Wensel

Du kannst, wenn du willst


ausgezeichnet

Das Buch, rund 150 Seiten, hat 11 Kapitel plus Einleitung sowie Vor- und Schlusswort. Die zwei ersten Kapitel beschäftigen sich mit den Motiven, die Antje Wensel zum Laufen gebracht haben und mit dem ersten Treffen mit Rafael Fuchsgruber, dem bekannten Ultraläufer und Buchautor: „Passion Laufen: Von Marathon bis Ultra“ und „Running wild: Vom Partykönig zum Extremläufer“.

Besonders interessant wird es, wenn es ab Kap. 7 ums Laufen geht: Der erste Marathon in Frankfurt 2015, bei dem sie versteht, dass es richtig spannend nach 30 km wird. Da muss frau mit sich und den schweren Beinen kämpfen. Aber sie pfeift auf alle Schwierigkeiten und schafft es, nach etwas über 5 Stunden, ans Ziel zu kommen. Mit „knapp 100 Kilo Kampfgewicht“, wie sie sagt. Bemerkenswert ist: Ihr Training zuvor dauerte nicht besonders lange, nur paar Monate, dafür fleißig und strickt nach Plan, mit Intervallauf, Langlauf von 30 km. Viel mehr wird hier nicht gesagt.

In 2017 kommt Antje zum Schluss, dass sie Lipödem hat, eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Fettzellen wuchern und dafür sorgen, dass übermäßiges Fettgewebe in Armen, Beinen und Po abgelagert wird. Von den Ärzten, die so etwas gern als Adipositas abtun, sowie von der Krankenkasse erfährt sie wenig Hilfe, denn es gibt keine Medikamente und alles, was hier nach Schema F verordnet wird, ist „Kompressionsbestrumpfung nach Maß und manuelle Lymphdrainage“, was ihr wenig bringt, so Antjes Überzeugung. Sie weiß eine Antwort auf all diese wenig erfreulichen Dinge: Sie läuft. Lange. Ausdauernd. Noch länger als ein Marathon. Durch die Wüste. Bei glühender Hitze.

Erst gibt es den 75 km Boa Vista Ultra-Marathon, den Antje zwar als eine Niederlage einordnet, aber diese als Anlass zu einem noch extremeren und noch längeren Lauf nimmt.

Im Frühjahr 2016 nimmt sie als eine von 15 Extremläufer-Anfängern unter der Anleitung von Rafael Fuchsgruber an einem 250 km Lauf in der Wüste Namibias teil. Hier wurde es richtig spannend, denn jeder Tag wurde mit paar Seiten beschrieben. Welcher Laie weiß schon so genau, wie so ein Lauf aussieht? Jeden Tag muss Antje etwa 38-40 km durch die Wüste bewältigen. Wer schon mal am Strand gelaufen ist, weiß, wie es ist, im Sand zu laufen. Die Hitze von über + 40 °C und den etwa 9 kg schweren Rucksack muss man sich dazu vorstellen.

Antje beschreibt nicht nur, wie es ihr dabei ging, sie schreibt auch über ihre Mitstreiter, Männer wie Frauen, über die Helfer, die ihr manchmal auch eine Flasche kalten Wassers an manchen Stationen reichen konnten, über die Ärzte, die ihre Wunden versorgten, über die Nächte, in denen sie nicht schlafen konnte, uvm. Antje will den Lauf einfach schaffen, keine Rekorde brechen. Es gelingt ihr aber auf Platz 9 bei Frauen nach den ersten 5 Tagen zu gelangen. „Die Wüste hat mich nicht verändert, aber sie hat mir gezeigt, wer ich wirklich bin. Sie ist wie ein ganz besonderer Spiegel, der alles Unwichtige weglässt und nur das abbildet, was zählt… Ich war selten in meinem Leben so glücklich. Die Wüste verändert. Das sagen die Beduinen.“ S. 150.
Zum Schluss erzählt sie über ihre OP, bei der das Fettgewebe aus den Armen entfernt wurde; was sie tun musste, wie es ihr dabei erging.
Der nächste Ultra-Lauf durch die Wüste in der Mongolei in 2018 ist schon geplant.

Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet: Festeinband, glattes, glänzendes, hochwertiges Papier, tolle Landschaftsbilder der Wüste und Fotos von Antje und anderen Läufern. Prima als Geschenk.

Fazit: Ein schönes Motivationsbuch, das nicht nur Antjes Geschichte erzählt, sondern auch durchaus das Zeug hat, Dein Leben zu verändern. „Du kannst, wenn du willst“ ist hier bildhaft wie plausibel zum Ausdruck gebracht worden. Eine mutige Frau, die sich vor nichts zurückschrecken lässt. Es ist eine schöne, lockere, spannende Leseerfahrung insg.

Bewertung vom 27.03.2018
Welt am Abgrund
Weber, Ewald

Welt am Abgrund


ausgezeichnet

Was gleich am Anfang positiv auffällt und bis zum Schluss gehalten wird, ist diese Zugänglichkeit, die Verständlichkeit, mit der Ewald Weber die Inhalte vermittelt. Viele Beispiele, lebendige, kräftige Sprache, anschauliche Darstellungen, geradezu zum Greifen nah, machen das Begreifen der Zusammenhänge nicht nur leichter, die 25 s/w Fotos und 9 Tabellen und Grafiken gehen dabei gut zur Hilfe. Das Lesen macht richtig Spaß, weil es so schön locker vonstattengeht. Da kann man gleich Begeisterung für das Fach entwickeln. Daher erscheint es mir eine passende Lektüre für die Schule, ggf. Studium und einfach für die Leser, die vllt nicht jeden Tag Sachbücher lesen, aber mehr zu CO2 und den Auswirkungen erfahren möchten.

Im letzten Kapitel wurden neue Technologien wie CCS vorgestellt, die CO2 einfangen sollen. Auch auf die möglichen Nebenwirkungen wurde hingewiesen, wie auf die Ausbaufähigkeit solcher Vorgehensweise insg. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, wie man weiter im gleichnamigen Unterkapitel erfährt, „Der Natur unter die Arme zu greifen“. Der Anbau und die Nutzung der Mangrovenwälder z.B. könnten einen guten Beitrag bei der CO2 Reduktion leisten, uvm.

Die drei Standbeine einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz sollte jeder kennen. Diese sind hier sehr gut und anschaulich erklärt worden, z.B. Bei Effizienz: Die (unzureichende) Wärmeisolierung der Wände, insb. bei alten und historischen Gebäuden, (verschwenderischer) Gebrauch von Paper, etc. „Suffizienz vorzuleben, bedeutet nun in keiner Weise, zu einem Angehörigen der Alternativkultur oder zu einem „Öko-Fuzzi“ zu werden. Nein, für Suffizienz braucht es lediglich Vernunft, einen gesunden Menschenverstand und ein bisschen Zeit zum Nachdenken und hinterfragen.“ S. 181. Mit einem dicken Geländewagen muss man nicht unbedingt in die Innenstadt. Sparsamere Vehikel hätten es auch getan.

Die Schlussbetrachtungen sind gut. Es gibt auch einen Ausblick, in dem der Autor sagt: „Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, ob eine Abkehr von fossilen Energieträgern möglich ist, ob Emissionen auf null zurückgefahren werden können…“. S. 191. Und verweist weiter auf den Spruch, nachdem „Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, dann verändert sich die Welt.“ Ich sage: Noch besser wäre es, wenn die Politik diese kleinen Anfänge unterstützen würde, in dem sie z.B.: Die Nutzung von fossilen Brennstoffen weniger attraktiv macht, die Anreize schafft, die drei o.g. Säulen ernst zu nehmen, umweltschützendes Verhalten fördert, usw.

Fazit: Ein gutes Buch zum Thema CO2. Leicht zu lesen, sehr verständlich und lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.