Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sago

Bewertungen

Insgesamt 525 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2020
Die Vögel singen auch bei Regen
Garnier, Kea von

Die Vögel singen auch bei Regen


sehr gut

Schonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher noch gar nichts gehört. Dass die Autorin sehr sprachbegabt ist, macht den Bericht manches Mal zu einem Genuss. Dennoch muss man sagen, dass es sich um absolut keine leichte Kost handelt, die manchen Leser vielleicht sogar tief hinunterzuziehen vermag. So sind denn auch manche Kapitel sogar mit einer Triggerwarnung versehen, denn selbstverletztendes Verhalten und suizidale Tendenzen werden nicht ausgespart.

Zu lange versucht Kea, ihr Glück bei verschiedenen Männern zu finden. Das geht bis hin zur psychischen Abhängigkeit. Diese Szenen waren für mich am schwersten zu lesen, weil ich dazu keinen Zugang gefunden habe.

Keas Beeinträchtigung durch ihre Leiden gehen so weit, dass sie im Grunde kein regelmäßiges Berufsleben führen kann. Immer wieder weist sie sich selbst in stationäre Kliniken ein. Dabei fand ich es bemerkenswert, dass ihre wechselnden Therapeuten durchweg einen kompetenten, klugen Eindruck machen und in der Lage sind, hilfreich zur Seite zu stehen. Dies deckt sich nicht mit dem, was ich früher aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis gehört habe und mich schon manches Mal hat innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Eventuell ist die Qualität hier tatsächlich erfreulicher geworden.

Das Buch hat mich durchweg gefesselt. Nur zum Ende hin hatte ich etwas Mühe, Keas krankheitsbedingt stets um sich selbst Kreisen voll zu würdigen. Dass sie dagegen zurück zum Schreiben findet und sogar an einer renommierten Schule für kreatives Schreiben angenommen wird, lässt für die Zukunft hoffen.

Bewertung vom 06.11.2020
Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4
Follett, Ken

Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4


ausgezeichnet

Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber um ein Prequel dazu handelt, rolle ich das Feld eigentlich doch nicht von hinten auf. Ich bin eher unvoreingenommen ohne große Erwartungen eingestiegen, sogar ein wenig mit dem Vorurteil, dass es männlichen Autoren in historischen Romanen eher um Schlachten und Versorgungsprobleme geht und das Zwischenmenschliche wenger interessiert. Weit gefehlt, zum Glück!

Der junge Bootsbauer Edgar verliert Ende des 10. Jahrhuderts nicht nur seine Geliebte, sondern auch seinen Vater bei einem Wikingerüberfall. Völlig verarmt, zieht seine Mutter mit ihren drei Söhne auf einen kärglichen Hof in Dreng's Ferry, um dort ein neues Auskommen zu finden. Dorthin verschlägt es auch die junge Fürstentochter Ragna, die in der Ehe mit dem Alderman Wilfulf hofft, ihr Glück zu finden. Dritter im Bunde der Protagonisten ist der aufrechte Mönch Aldred, der hofft, in der Kirche aufzusteigen, um ein Zentrum der Gelehrsamheit zu gründen.

Doch Dreng's Ferry und das nahe gelegene Shiring entpuppen sich als wahrer Sündenpfuhl. Da ist nicht nur der Gastwirt Dreng, der seine blutjunge Sklavin jedem Gast für eine Nacht verkauft. Da sind auch Drengs machtgierige Verwandte, allen voran Bischof Wynstan, ein Bruder Wilfwulfs, der vor keiner Schandtat zurückschreckt. Und auch Wilwulf ist alles andere als ein Heiliger.

Dass Ragna und Edgar, zwei unglaubliche sympathische Menschen, trotz ihres Standesunterschieds füreinander bestimmt sein könnten, hofft und ahnt man bald. Auf dem Weg dahin hat ihnen aber der Autor derart viele einallsreiche Steine in den Weg gelegt, dass ein wahrer Lesesog entstand. Zudem ist der Roman und die damalige Zeit außerordentlich anschaulich geschildert. Wenn sich Edgar Mutter aufmachen muss, um sich irgendwo ein Stück Schnur zu borgen, wird einem klar, wie wertvoll der heutige Luxus ist. Neu war mir, dass in England walisische Sklaven gehalten wurden. Deren Elend und überhaupt die weitestgehend rechtlose Stellung der Frauen haben mich ebenso erschüttert wie die Allmacht der Kirchenmänner, die sich selbst über alle Gebote hinegsetzen.

Für Kenner der Serie wird natürlich Edgars allmähliche Weiterbildung zum Baumeister von Iteresse sein, denn er mausert sich vom Boots zum Erbauer der Kingsbridge und wagt sich schließlich sogar an eine Kathedrale.

Ja, Edgar, Ragna und Aldred sind einfach zu gut um wahr zu sein und Wynstan ist ein derartiger Bösewicht, dass vielleicht ein paar Zwischentöne nicht geschadet hätten. Dennoch muss ich sagen, dass dieses Konzept hier im Vergleich zu anderen Werken nicht nur funktioniert, sondern eine wahre Leselust schafft.

Bewertung vom 04.11.2020
Wenn das Dunkel erwacht / Crescent City Bd.1
Maas, Sarah J.

Wenn das Dunkel erwacht / Crescent City Bd.1


ausgezeichnet

Selten habe ich so lange gebraucht um mit einem Roman warm zu werden. Wie gut, dass dafür 900 Seiten Zeit war. Dann hat er mich aber so begeistert, dass ich den zweiten Teil kaum erwarten kann.

Die Gestaltung ist wohl die Spektakulärste, die ich je gesehen habe. Da ist nicht nur der rote Buchschnitt, sondern das Umschlag-Motiv wiederholt sich auch wie ein Wasserzeichen auf dem Buchschnitt.

Ohne viel Erklärung wird man in eine Urban Fantasy-Welt geworfen, die vor unterschiedlichen, abwechslungsreichen magischen Wesen schier zu bersten scheint. Das war für mich die große Stärke des Romans, die mich durchhalten ließ, obwohl ich mit Halb-Fae Bryce und ihrer Werwolf-Freundin Danika lange sehr wenig anfangen konnte. Bryce stöckelt auf absurden Stilettos, oft vollgepumpt mit Drogen, von Party zu Party und Mann zu Mann. Danika ist nicht viel besser. Als sie und ihr Rudel von einem geheimnisvollen Dämon abgeschlachtet werden, bricht für Bryce eine Welt zusammen. Als einige Zeit später der Dämon weiter mordet, findet sich Bryce mitten in den Ermittlungen zu den Mordfällen, ausgerechnet gemeindsam mit Hunt, dem Umbra Mortis, einem Engel, dessen Ruf kaum besser ist als der des Dämons.

Was habe ich mich an diesen Protagonisten gerieben! Bryce, die selbst mit enormen Beinschmerzen weiterstöckelt und sich gefühlt 100 mal wünscht, sie hätte ihre Sneaker angezogen. Und Hunt, der sich über sein Image als knurrendes Alphamännchen lustig macht und trotzdem genau das ist.

Und trotzdem: Nie haben sie mich wie Protagonisten anderer Bücher einfach kalt gelassen. Zudem gibt es eine Fülle interessanter Nebendarsteller wie Bryces Halbbruder Ruhn, den Herbstkönig, Chimäre Syrinx und Feuerkoboldin Lehabah, um nur einige zu nennen. Und als die Autorin plötzlich mit einem irren Plot twist aufwartet und die letzten 300 Seiten zu einer wahren Achterbahnfahrt der Ereignisse gestaltet, konnte ich nicht mehr genug von dieser einfallsreichen, farbenprächtigen Welt bekommen und habe förmlich an den Seiten geklebt. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 01.11.2020
Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen
Froböse, Ingo

Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen


ausgezeichnet

Vom hundersten Lebensjahr bin ich noch fast ein halbes Jahrhundert entfernt. Aber es gilt eben, rechtzeitig loszulegen. Der renommierte Gesundheitsexperte Prof.Dr. Ingo Froböse liefert hier eine Fülle von Informationen und Tipps, die so verständlich und übersichtlich gestaltet sind, dass man stets am Ball bleibt und die Lust am Lesen erhalten bleibt.

Dass Langlebigkeit viel weniger von den Genen gesteuert wird, als die Wissenschaft früher angenommen hat, war für mich zunächst eine recht erleichternde Nachricht. Vielmehr kann jeder Mensch selbst sehr viel tun, um die Dauer seines Lebens positiv zu beeinflussen.

Die sieben Schlüssel, die der Autor dafür präsentiert, sind zwar keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Dennoch werden sie pointiert auf den Punkt gebracht, liefern Details, von denen ich noch nichts gehört hatte und leuchten unmittelbar ein. Vor allem bekommt man richtig Lust, dass eine oder andere zusätzlich auszuprobieren und noch mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Klassenziel erreicht!

Bewertung vom 18.10.2020
Connect me - verbunden mit mir selbst
Schott Carvalheiro, Jasmin

Connect me - verbunden mit mir selbst


sehr gut

Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener zu fühlen, anstatt sich zugunsten der Umwelt zu verbiegen oder, wie es hier heißt, einfach aus der Performance-Falle auszusteigen.

Die Autorin schafft Verbundenheit, indem sie von ihren eigenen Problemen berichtet und den Leser direkt adressiert. Leider wird aber durch die Flut englischer Begriffe auch gleich wieder Distanz aufgebaut. So ging es zumindest mir, obwohl ich das Englische liebe und sehr gut beherrsche. Aber muss einer der Schritte ihres Programms wirklich z.B. growing statt wachsen heißen? Der deutsche Begriff löst bei mir sofort Assoziationen eines üppig wuchernden Urwaldes aus, der englische bleibt für mich steril. Vielleicht lag es daran, dass ich zwar einige Aha-Erlebnisse während des Lebens hatte und über manche Sätze wirklich ins Reflektieren kam, aber trotzdem an der selben Stelle zunächst stocke wie bei thematisch ähnlichen Büchern: Im Kopf ist mir vieles klar, nur mit der täglichen Umsetzung stockt es dann.

Wirklich angenehm fand ich, mit wieviel Fachkompetenz die Autorin schreibt und dennoch anschaulich bleibt. Für mich hätten es gut und gern noch viel mehr Übungen und Meditationen sein können, um mich auf dem Weg zu mir weiter voran zu bringen.

Bewertung vom 04.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


sehr gut

Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im vorliegenden Roman geht fast nicht.
Es sollte eine Versöhnungsreise werden. Doch ausgerechnet mitten in der isländischen Wildnis muss Bankerin Swea erfahren, dass Eheman Henrik, ein bekannter Künstler, sie erneut betrügt. Kurzerhand lässt sie ihn stehen und rast mit dem Mietwagen davon. Leider endet ihre Fahrt im Straßengraben. Einar, ein isländischer Lehrer, der kürzlich aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrt ist, sammelt sie auf. Aufgenommen in seinem Haus lernt sie nicht nur den schweigsamen Einar, sondern auch dessen Untermieter Jón und Islandstute Houdini näher kennen. Doch ähnlich wie Swea scheinen alle Bewohner des malerischen Sommerhauses eine schwere, geheimnisvolle Vergangenheit mit sich zu tragen. Und gibt es dort tatsächlich nur Lebende, oder verbergen sich hinter verschlossenen Türen noch viel größere Geheimnisse?
Mit ihrem beinahe poetischen, bildhaften Stil hat mich Nina Blazon wie immer verzaubert. Etwas gestört hat mich diesmal, dass Haupt-Ich-Erzählerin Swea an wenigen Stellen unvermutet von Einar mitten im Kapitel ohne weitere Kennzeichnung abgelöst wird. Ich bin immer noch Fan des alten Schriftsteller-Grundsatzes, die Perspektive nicht mitten im Kapitel zu wechseln. Zudem ist Sweas Geschichte so lebensprall, dass ich Einar nicht unbedingt gebraucht hätte. Oft war ich fast sprachlos, wie sehr sich Swea, eigentlich selbst ambitionierte Künstlerin, für ihre Familie und ihren Mann aufgegeben hatte. Insofern ist sie mir etwas fremd geblieben. Umso faszinierter war ich aber, Swea dabei zu folgen, wie sie versucht, Stück für Stück zu werden wie der Wind - ebenso ungebunden und flexibel wie er. Und am liebsten hätte ich sofort mein Köfferchen gepackt, um Island selbst zu bereisen. Bitte noch mehr davon!

Bewertung vom 27.09.2020
Das Erbe der Päpstin
Glaesener, Helga

Das Erbe der Päpstin


sehr gut

Der Klappentext bezeichnet das Buch als vom Bestseller "Die Päpstin" inspiriert.
Diesen Roman muss man nicht gelesen haben, um viel Lesefreude an Helga Glaeseners in derselben Zeit, dem Rom des 9. Jahrhunderts, angesiedelten Nachfolger zu haben. Ich kenne Donna W. Cross' Vorläufer nicht, allerdings die Figur der historischen Johanna, die unerkannt in Männerkleidern bis zur Päpstin aufstieg.
Im vorliegenden Buch ist Johannas Geliebter und Wachkommandant Gero der Großvater der Hauptprotagonistin Freya. Im Rückblick wird geschildert, wie Geros Tochter Gisla von Wikingern entführt und versklavt wird.

In der dänischen Fremde gebiert sie zwangsläufig ihrem Entführer Björn zwei sehr unterschiedliche Töchter, Freya und Asta. Während Asta sich willig in ihr Schicksal fügt, ist Freya ein intelligenter Freigeist, wie auch Johanna, die eine Jugendfreundin Gislas war. Freyas Aufbegehren führt schließlich dazu, dass die Mädchen fliehen müssen. Sehr unterschiedlich gestaltet sich ihr Lebensweg. Freya erkennt wie Johanna die Vorteile, die es bringen kann, wenn eine Frau sich als Mann ausgibt. Dorstadt in Deutschland, Rom und Paris sind die weiteren Schauplätze dieser abenteuerlichen Geschichte, in der Freya um ihre Sicherheit, ihre Liebe und das Recht, als Frau die Heilkunde zu praktizieren, immer wieder kämpfen muss.

Eindrucksvoll schildert Helga Glaesener, von der ich bisher vorrangig Fantasyromane kannte, das Elend versklavter Frauen und deren Benachteiligung in finsteren Zeiten. Wie gkücklich kann man sein, heute zu leben, wo eine Frau nicht fürchten muss, für ihr Wissen als Hexe verbrannt zu werden!

Freyas Kampf gegen heimtückische Feinde wie ihren dänischen Onkel, den Dänen Hasteinn, bin ich atemlos gefolgt. Nur an wenigen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Gefühlstiefe vorstellen können, etwa als Freya ihren Geliebten tot wähnt. Ingesamt aber handelt es sich um einen Roman, der die Zugkraft des Bestsellers "Die Päpstin" eigentlich nicht braucht, sondern für sich allein lesenswert ist.

Bewertung vom 20.09.2020
Die Insel der wilden Träume
Braun, Susanne

Die Insel der wilden Träume


sehr gut

Als Pferdehalterin, die auch fasziniert von Island und seinen Pferden ist, hat mich dieses Buch begeistert. Hut ab vor Susanne Braun, die ihrem Traum folgt und Pferdetierärztin auf Island wird, aller Widrigkeiten zum Trotz. Und das sind viele. Lange kalte Winter, rückständige Praxisbedingungen, die Trennung von der Herkunftsfamilie...

Besonders beeindruckt hat mich, wie Susanne im Sinne der Pferde kämpft, als eine ansteckende Erkrankung umgeht und dies von offizieller Seite einfach geleugnet wird. Denn auch hinter Islandpferden stecken ganz handfeste wirtschaftliche Interessen. Aber die von den Isländern Knochenknackerin genannte Tierärztin und Osteopathin geht weiter ihren Weg und man kann als Leser nicht anders, als ihr dabei von Herzen alles Gute zu wünschen.

Der zauberhafte Charme Islands mit seinen Vulkanen, Elfen und Geysiren wurde wunderbar eingefangen. Etwas enttäuscht hat mich, dass man so wenig Details über Susannes Pferde erfährt. Sie beiben allenfalls Randfiguren, was bedauerlich ist, da das Buch wohl vor allem Pferdefreunde lesen werden.Auch manche Entwicklung in Susannes Partnerschaft war für mich nicht ganz nachvollziehbar. Hier wurde etwas angerissen, war dann vielleicht zu persönlich und blieb im Raume stehen. Geschrieben hat denn auch nicht Susanne Braun selbst, wie es der Titel verheißt, was die fehlenden Details vielleicht erklären mag.

Bewertung vom 20.09.2020
Unsere Rache ist süß / Get Even Bd.1
McNeil, Gretchen

Unsere Rache ist süß / Get Even Bd.1


sehr gut

Don't get mad - das hätte ich mir am Ende des Buches beinahe selbst zugerufen, denn ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass es sich hier um einen Mehrteiler handelt. Die große Frage Whodunnit bleibt also einstweilen unbeantwortet, was natürlich unvermittelt einige Frustration auslöst.

Eigentlich ist DGM oder Don't get mad aber der Name einer Geheimorganisation auf einem katholischen Internat, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Täter von Mobbingverhalten zu bestrafen. Die Situation spitzt sich allerdings dramatisch zu, als einer der Mobber kurz nach einem blamablem Racheakt ermordet aufgefunden wird. Wer außerhalb der Gruppe hat hier einen Revange auf die Spitze getrieben, um sie DGM anzulasten? Oder steckt insgeheim doch ein DGM-Mitglied dahinter?

Wie alle Thriller spielt das Buch raffiniert mit der Frage "Wem kannst du trauen?" Als Leser erfahren wir von Beginn an, wer hinter DGM steckt: die vier Schülerinnen Olivia, Bree, Margot und Kitty, die außer DGM kaum etwas verbindet. Nur rückblickend wird geschildert, wie sie als Folge eines Schulprojekts den Racheclub gegründet haben. Da die Mädchen weder Freundschaft noch Gemeinsamkeiten verbindet und zum Teil sogar Abneigung im Spiel ist, hätte dieser Teil viel sorgfältiger ausgearbeitet werden müssen, um plausibel zu machen, wie sie sich plötzlich so sehr vertrauen können.

Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich überhaupt in der Geschichte zurecht gefundenhabe, was mir sonst nie passiert. Sie startet mit einem Prolog, der seltsam unplatziert wirkt, weil er überhaupt keine Spannung produziert. Anschließend wird man mitten in die Geschichte geschleudert und versucht mühsam, sich zwischen einer Menge gesichtsloser Highschool-Schüler erstmal zurecht zu finden. Hat sich der Nebel aber gelichtet, macht die Story dann allerdings wirklich Spaß, die vier Mädchen gewinnen allmählich Konturen und man möchte unbedingt erfahren, wer hinter dem Mord steckt. Dass das Buch auch als Serie, die ich leider nicht kenne, gut funktioniert, kann ich mir lebhaft vorstellen. Allerdings hätte ich mir auf dem Buchrücken einen Hinweis gewünscht, dass der Fall erst in einem nächsten Teil aufgeklärt wird.

Bewertung vom 13.09.2020
Moonlight Touch / Chroniken der Dämmerung Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Moonlight Touch / Chroniken der Dämmerung Bd.1


sehr gut

Ich liebe Geschichten um dunkle Elfen, und so musste ich auch dieses wunderschön aufgemachte Buch unbedingt lesen. Hier ist Hauptfigur Sheera Abendhauch selbst eine sogenannte Nachtalbe, die elternlos in einer Welt aus eitlen, magisch begabten Hochalben, Mischlingen und verfeindeten Menschen bestehen muss. Ihr eigenes Volk ist geächtet, magielos und in dunkle Wälder verbannt. Für Sheera ist es darum vollkommen rätselhaft, warum ausgerechnet sie in den Wettkampf um den Thron der sterbenden Hochalben-Königin eintreten soll. Allerdings wird ihr keinerlei Wahl dabei gelassen.

Raffiniert verknüpft die Autorin zwei Erfolgrkonzepte: Fantasy meets Selection- Story. Während Sheera die ihr gestellte Aufgabe im Wettkampf lösen muss, begegnet ihr ausgerechnet der Kronprinz des Menschenvolkes, Lysander. Dessen Anwesenheit und Anziehungskraft macht die Intrigen, in die Sheera sich verwickelt sieht, nicht gerade leichter...

Insgesamt hat mir die Geschichte viel Spaß gemacht, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Absolute Pluspunkte waren für mich Sheera Abendhauch und die Schilderung der Nachtalben. Allerdings hätte der innerliche Seufzer von Ich-Erzählerin Sheera "Ich bin eben eine Nachtalbe" etwas seltener auftauchen können. Auch mit Kronprinz Lysander bin ich nicht ganz warm geworden. Mit seiner überbordenen Bereitschaft, für die Frau die er liebt ohne Weiteres alle Privilegien zu opfern, gleicht er etwas zu sehr einer Mädchen-Fantasie. Lange Zeit entfaltete ein anderer, tiefgründiger gezeichneter Konkurrent um Sheeras Herz daher für mich mehr Strahlkraft.

Der Spannungsbogen wurde bis zum Schluss auf hohem Niveau gehalten und gipfelte in einem Cliffhanger, der mich zweifellos dem Abschlussband der Dilogie ungeduldig entgegensehen lässt.