Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2009
Die Entscheidung
Flynn, Vince

Die Entscheidung


gut

Mitch Rapps Auftrag: die Liquidierung eines deutschen Industriellen, der mit seinen Geldern und seinen Güterlieferungen Saddam Hussein unterstützt.

Der CIA-Agent kommt zu seinem Schuß - und eine Sekunde später wendet sich das Blatt gegen ihn. Sein Auftrag wurde verraten.

Unter Einsatz seines Lebens macht sich Rapp auf seinen persönlichen Rachefeldzug.

Der fällt leider etwas unspektakulär aus.
Man kommt auch nicht umhin, festzustellen, daß Teil 2 die Coolneß des ersten Teiles fehlt.

Ein weiteres Minus ist die uramerikanische, klischeetriefende Darstellung Deutschlands. Der Autor läßt sich sogar zu einem weitläufigen Vergleich des BKA und der GeStaPo hinreißen. Leider albern. Als Beilage fehlt nur das Sauerkraut.

Unterm Strich bleibt eine Story, die man irgendwo schon mal gelesen hat - rein aus der Erinnerung heraus nur erheblich spannender.

Die Entscheidung greift immer wieder auf die Handlung vom ersten Teil "Der Angriff" zurück, auch wenn man zum Verständnis den vorhergehenden Teil nicht gelesen haben muß. Auch alte Charaktere treten wieder auf.

Und so schafft es Flynn auf den letzten 60 Seiten immerhin so viel Neugierde zu erzeugen, daß man wissen will, wie es mit diesen Charakteren weitergeht ...

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2009
Der Puppensammler
Lippke, Mila

Der Puppensammler


gut

1878. Frauenleichen werden an verschiedenen Wahrzeichen Berlins gefunden. Eines haben sie alle gleich: sie sind herausgeputzt wie Puppen.

Gerichtsmediziner Hektor von Thorwald bekommt sie auf seinen Seziertisch und beginnt neben seiner eigentlichen Arbeit mit Ermittlungen, die ihn auf die Spur des Mörders führen sollen.

Zeitgleich erscheint in seinem Leichenkeller eine junge Dame, die von den Zwängen und der Moral ihrer Zeit recht wenig hält: Cecilie Blum möchte Ärztin werden und bei von Thorwald die Toten studieren. Probleme sind in dieser Epoche vorprogrammiert, ist Weibsbildern das Studieren doch untersagt.

Mila Lippke liefert nach "Die Zärtlichkeit des Mörders" und "Mehr zu fürchten als den Tod" ihren dritten historischen Roman ab.

Neben allen Blutrausch-Romanen, die es zur Zeit auf dem Markt gibt, kommt ihre Schilderung recht harmlos daher, was aber sehr angenehm ist. Mit Anleihen an den typischen Frauenroman bleibt sie immer schön in der Spur des historischen Krimis.

Mir als Berlina hat'n bißken dit berlinan jefehlt. Kommt zwar vor, aba so spärlich, det man dit zu der Zeit nich' gloobt.

Lippke plant weitere Romane um den Arzt und der jungen Dame aus gutem Hause.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2009
Closer
Cortez, Donn

Closer


ausgezeichnet

Jack hat es sich zur Aufgabe gemacht, Serienmörder aufzuspüren und sie unter Folter ihre Taten gestehen zu lassen.

Ein düsterer Weg hat ihn zu dieser Bestimmung geführt.

Unter Mithilfe der Prostituierten Nikki bringt er sie zur Strecke, zeichnet die Geständnisse auf Tonband auf und läßt diese wie die Leichen der Serienkiller von der Polizei finden.

Jack ist der Closer. Er schließt die Ungewißheiten der Angehörigen der damaligen Opfer ab.

Die Polizei ist machtlos, die Serienkiller arrogant und die Angehörigen feiern ihn insgeheim als Helden.

Als Jack mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, gerät seine Welt aus den Fugen.

"Nichts für schwache Nerven!" prankt ein roter Sticker auf dem Buch-Cover.

Was eine dumpe Schlacht-Szenerie suggeriert, ist nichts weiter als ein Werbeeffekt. (Mal ehrlich: wer sich diesen Cover-Text durchliest, braucht keinen Aufkleber.)

Der Roman ist vielschichtig, intelligent und führt den Leser angenehm an der Nase herum. Natürlich wird es ab und zu blutig, aber wer den Schockfaktor braucht, liest McFadyens "Die Blutlinie".

Humorfrei und düster bohrt sich die Handlung in den Kopf - und will unbedingt zu Ende gelesen werden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2009
Der Janusmann / Jack Reacher Bd.7
Child, Lee

Der Janusmann / Jack Reacher Bd.7


ausgezeichnet

Man kann Ausgangssituationen in Serien bis zum Erbrechen wiederholen. Man kann diese aber auch nehmen und den Leser an der Nase herumführen.

Jack Reacher stolpert zu Beginn jeden Romanes in eine Situation, aus der er aufgrund seines eigenen Gerechtigkeitssinnes nicht mehr herauskommen will und gnadenlos das durchbringt, was er für Recht hält.

Auch diesmal gerät er in einen Entführungsfall und mischt sich ein. Dabei legt er einen Polizisten um und ist plötzlich auf der Flucht.

Child hatte sichtlich Vergnügen daran, seinen eigenen Stil zu erneuern und so ist nichts wie es zu Beginn scheint.

Mit der siebenten Folge kehrt Child zur Ich-Erzählform der ersten Folge zurück.
In einem Wechsel aus Gegenwart und zehnjähriger Vergangenheit im Rückblick bringt Child seinen Romanhelden voran.
Nur zaghaft, aber ausreichend genug, daß man von ihm nicht lassen kann. Denn Reachers Vergangenheit bleibt weiter im Dunkeln ...

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2009
Das fünfte Flugzeug
Cooper, John S.

Das fünfte Flugzeug


sehr gut

Was mit vier Flugzeugen am 11. September 2001 geschah, muß man wohl niemanden schildern.
Was aber, wenn der Pilot einer fünften Maschine auftaucht und eine verdammt interessante Geschichte zu erzählen hat?

Max Fuller, ehemaliger Erfolgsjournalist, wird von diesem ominösen Piloten kontaktiert. Natürlich hat an diesem Kontakt nicht jeder Interesse.

Und so findet sich Fuller in einem Chaos von Killern und Agenten wieder. Ihm bleibt nur die Möglichkeit, tatsächlich zu recherchieren, ob und warum es eine fünfte Maschine zu 9/11 gab ...

Eines vorweg: an die ganzen Verschwörungstheorien zum 11. September glaube ich nicht. Mit diesem Hintergedanken habe ich mich über die Zeilen hergemacht und las ein witziges Kokettieren mit diesen Theorien.

Ein Lesespaß im klassischen Sinne.

Viel mehr Interesse als die Story verdient die Geschichte zum Buch. Googelt man sich so ein bißchen durch die Gegend, stellt man fest, daß KiWi sich einen Spaß daraus macht, das Buch unter falscher Flagge zu verkaufen.

Der Verlag räumt ein, daß "John S. Cooper" ein Pseudonym ist. Wer dahinter steckt, wurde jedoch noch nicht offenbart.

Auch soll das Buch aus dem Amerikanischen übersetzt sein. In den USA ist jedoch nie ein Buch mit dem Titel "The Fifth Plane" erschienen. Auch der "Übersetzer" trat bisher nie in Erscheinung.

Aber letztendlich paßt das alles herrlich ins Thema ...

Bewertung vom 10.05.2009
Der Seelenbrecher
Fitzek, Sebastian

Der Seelenbrecher


weniger gut

Nachdem nunmehr vier Romane von Fitzek erschienen sind, kommt man nicht umhin, zu vergleichen.

"Die Therapie" und "Das Kind" waren nette Psycho-Thriller, "Das Amok-Spiel" ein als Psycho-Thriller verkaufter Action-Knaller. Und "Der Seelenbrecher" mutet zweideutig an: die Seele eines Thrillers wird hier über's Knie gebrochen.

Von einer Gruppe Studenten bleiben letztendlich zwei Freiwillige übrig, die sich auf ein unbekanntes Experiment eines Professors einlassen. Sie sollen in einem Rutsch eine Patientenakte lesen. In dieser werden die Tatumstände des Seelenbrechers in Romanform widergegeben. Er tötet oder foltert seine Opfer nicht, er macht sie zu seelischen Krüppeln, gefangen im eigenen Körper, unfähig mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

Die Idee ist alt (cool umgesetzt in Mark Billinghams "Der Kuß des Sandmanns"). Scheinbar mit dem Anspruch, auf Biegen und Brechen der Idee neues abzugewinnen und seinen Stil selbst neu zu erfinden, wird die Story mit einem Adventure-Game-Charakter vorangetrieben, der einfach langweilig ist.

Fitzek erlaubt sich sogar mit den Figuren seines ersten Thrillers "Die Therapie" einen Flashback-Flirt. Der geht gehörig nach hinten los. Denn er stellt die Handlung der Therapie in Frage, die in sich schlüssig war.

Ich erlaube mir mal zwei Mutmaßungen:
so hektisch, wie die Geschichte erzählt wird, handelt es sich entweder um ein Frühwerk Fitzeks, das einfach unausgegoren war und nun vertragsgemäß als Folgeroman abgeliefert wurde oder das Buch mußte sehr schnell fertig sein.
Denn immerhin konnte Fitzek in einem Radio-Interview beim Erscheinen von "Das Kind" schon den Erscheinungstermin für den "Seelenbrecher" nennen.

Daß Fitzek ein wenig ohne Tiefgang schreibt, juckt mich nicht weiter. Wenn die Idee stimmt - das tat sie bisher - lasse ich mich 'drauf ein.

Interessant ist nur, daß der Schreibstil auch auf den Background Fitzeks paßt: er ist stellvertretender Programmdirektor bei RTL 104.6, einem Berliner Radiosender, der neben anderen Sendern des gleichen Stalls (Spreeradio, Berliner Rundfunk), über eine Horde Moderatoren verfügt, die ihre "lustigen" Sprüche vom PC-Monitor ablesen; denn Selberdenken ist verboten.
Und wer Gerlinde Jaenicke, die spaß- und sex-appeal-freie Medien-Zone, als Lebensgefährtin neben sich hat, muß halt Abstriche machen.

Ich schweife ab.

Der Seelenbrecher hätte durchaus ein dichter und spannender Roman werden können. Er ist aber leider der dünnste von allen vieren - nicht seiten- sondern unterhaltungstechnisch. Ein B-Movie für's Kopf-Kino.

4 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2009
Nicht mein Tag
Husmann, Ralf

Nicht mein Tag


sehr gut

Wenn man sich an ein Buch wagt, daß der "Stromberg"-Autor geschrieben hat, sollte man keinen krachenden Humor a la "Vollidiot" erwarten. Das tat ich zwar, wurde aber dennoch nicht enttäuscht.

Till Reiners, 38, fragt sich, ob das alles war. Sicherer Job als Bankangestellter, Haus, Ehefrau, Quoten-Kind, Seitenscheitel, Langweiler. Immer das gleiche. Seine einzigen Ausbrüche finden in seinem Kopf statt, wenn er von früheren Zeiten als Jugendlicher träumt oder in seiner Phantasie das blonde Bank-Doofchen mit Arschgeweih verführt.

Das alles ändert sich schlagartig, als der Lebensversager Nappo seine Bankfiliale überfällt und ihn vorsichtshalber als Geisel mitnimmt.

Alle Leben sind plötzlich anders: seine Ehefrau zweifelt, der ermittelnde Kommissar grübelt, seine Kollegen verurteilen, Nappos Freundin ist gelangweilt, und das Bank-Doofchen wittert seine Chance ganz ohne DSDS berühmt zu werden, als die Presse aufschlägt.

Was bleibt, ist ein melancholische Geschichte, die einen ein wenig mitleiden läßt - gerade wenn man das gleiche Alter wie die Roman-Figur erreicht hat -, die aber immer wieder die Kurve kriegt, weil der Text eben immer wieder augenzwinkernd den Spiegel rausholt.

Und nebenbei lüftet Husmann scheinbar völlig ungewollt die schmutzigen und primitiven Geheimnisse des Mannes, die zwar allen vertraut sind, die man aber doch bitte nicht ausspricht.

Eine gelungene Hommage ans Leben.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.