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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2017
Nachtspiel: Thriller
Shepherd, Catherine

Nachtspiel: Thriller


ausgezeichnet

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz geht Tag für Tag routiniert ihrer Arbeit nach. Nachts jedoch, wird sie immer häufiger von Albträumen geplagt: sie erlebt die letzten Stunden mit ihrem vor 15 Jahren missbrauchten und ermordeten Bruder wieder und wieder. Damit nicht genug, auch tagsüber hört sie immer öfter seine Stimme, sein Weinen. Ein Werk ihrer Fantasie? Ein Zeichen von Überlastung? Oder legt es jemand darauf an, Julia Tag für Tag an das schreckliche Ereignis zu erinnern? Doch warum sollte irgendwer Interesse daran haben, sie derart zu quälen?
Julia versucht, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Ein brutaler Mord an einer Polizistin erfordert ihre Aufmerksamkeit. Schon kurze Zeit später gibt nicht nur der Tod des vermeintlichen Täters zusätzliche Rätsel auf, ein weiterer Fall offenbart Spuren, die Julia vermuten lassen, dass ein Serienkiller sein Unwesen treibt…

„Nachtspiel“ ist bereits der zweite Fall für Julia Schwarz und Florian Kessler – für mich war dieser Einsatz der erste, bei dem ich der Rechtmedizinerin und dem Kommissar über die Schultern geschaut habe. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Catherine Shepherd versteht es mit ihrem angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Der Kriminalfall ist von Anfang an spannend und wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer. Geschickt lenkt die Autorin dabei den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

Julia droht in einem Strudel aus wiederkehrenden Albträumen, undurchsichtigen Ereignissen und anscheinend zusammenhangslosen Mordfällen zu versinken - besonders gut hat mir hier die Schilderung von Julias Albträumen gefallen. Man kann bestens nachvollziehen, welch enorme Last die Rechtmedizinerin tagtäglich mit sich herumschleppt.

Catherine Shepherd erzählt die Geschichte nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe der Akteure bekommt.

„Nachtspiel“ ist eine spannende, in bekannter Shepherd-Manier vielschichtig konstruierte Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Bewertung vom 22.11.2017
Im Feuer der Freiheit
Freudenberg, Bele

Im Feuer der Freiheit


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Im Feuer der Freiheit“ entführt Bele Freudenberg den Leser in die Wirrnisse der Hamburger Franzosenzeit. Die Autorin hat die historischen Ereignisse der ersten Hälfte des Jahres 1813 mit einer genauso spannenden wie romantischen fiktiven Geschichte verknüpft und damit ein abwechslungsreiches und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet.

Bele Freudenberg erzählt die Geschichte rund um die 19-jährige Fanny Breedenbek und dem zu ihrem Vormund bestimmten Georg von Alvesloh sehr unterhaltsam, die Szenerie wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur schnell mittendrin im Geschehen war und mir die Schauplätze und Gegebenheiten gut vorstellen konnte, ich konnte auch prima mit den Akteuren mitfiebern.

Die Figuren haben Persönlichkeit, sie zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Es war spannend, ihre Wege zu verfolgen und es hat Spaß gemacht, ihr Miteinander und besonders ihr Gegeneinander zu beobachten.

Fanny ist neugierig und wissensdurstig, sie hat ein hitziges Temperament und ist zudem recht wagemutig und unberechenbar. Sie liest gerne in einem Buch der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft, fühlt sich von deren Worten angesprochen und möchte am liebsten danach leben und handeln. Nicht nur ihre eigene Unabhängigkeit ist ihr wichtig, sie ist fest entschlossen, sich außerdem für die Freiheit Hamburgs einzusetzen. Fanny ist aber auch ein Kind ihrer Zeit und weiß als junge Frau im frühen 19. Jahrhundert nicht viel über Politik und Kriegsgeschehen. Das hindert sie jedoch nicht daran, sich auf ihre Art in die Verwicklungen der Stadt einzumischen – irgendetwas bewirken oder gar ändern kann sie natürlich nicht, im Gegenteil, sie schafft es immer wieder, sich selbst in die Bredouille zu bringen. Georg von Alvesloh nennt Fanny im Verlauf der Handlung einmal „provokant, naiv und draufgängerisch“ und beschreibt sie damit sehr treffend.

Fanny selbst weiß nicht, was sie von ihrem Vormund halten soll. Georg hat sie vor einigen Jahren belogen und damit tief verletzt, auch rankt ein düsteres Geheimnis um den ansonsten so redlichen Gutsbesitzer. Außerdem bringt er sie mit seinen Äußerungen immer wieder auf die Palme - dennoch fühlt sie sich zu dem Mann hingezogen…

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch einige historische Persönlichkeiten diesen Roman, allen voran Oberst Friedrich Karl von Tettenborn, der an der Spitze von russischen Truppen als Befreier nach Hamburg gekommen war, aber eher seine persönlichen Belange im Blick hatte, als die Interessen der Stadt zu vertreten.

„Im Feuer der Freiheit“ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich über das Geplänkel zwischen Fanny und Georg köstlich amüsiert, noch besser gefallen hat mir allerdings der historische Part mit den politischen Verwicklungen in und um Hamburg und dem Gerangel um die Vorherrschaft in der Stadt, da ich es mag, wenn ich geschichtliche Fakten anschaulich und lebendig erzählt bekomme.

Bewertung vom 21.11.2017
Spreewaldtod / Klaudia Wagner Bd.2
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldtod / Klaudia Wagner Bd.2


sehr gut

Lübbenau. Im Fließ wird ein Toter gefunden. Kommissarin Klaudia Wagner erkennt in ihm den jungen Mann, der am Abend vorher in eine Schlägerei auf dem Hechtfest verwickelt war. Schnell steht die Identität des Mannes fest: Vlad Albu. Der 24-jährige Rumäne war als Saisonarbeiter bei einem bekannten Gurkenbauern angestellt. Eine Tat mit ausländerfeindlichem Hintergrund? Als kurze Zeit später eine junge Frau erschossen wird, muss Klaudia erkennen, dass die Spuren in eine ganz andere Richtung weisen…

„Spreewaldtod“ ist bereits der zweite Fall für die aus dem Ruhrgebiet stammende Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner. Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, bin ich gut im Geschehen gelandet, muss aber zugeben, dass mir die eine oder andere Information über die vorhergehenden Ereignisse gefehlt hat. Es gibt zwar im Verlauf der Handlung zahlreiche Anspielungen auf das frühere Geschehen, so dass man eine Ahnung bekommt, was damals passiert ist, aber um die Probleme, die Klaudia aktuell immer noch sehr zu schaffen machen, verstehen und nachvollziehen zu können, wäre das vorherige Lesen des ersten Bandes von Vorteil gewesen. Für das Verständnis des jetzigen Falls ist das Wissen um die Ereignisse aus „Spreewaldgrab“ allerdings nicht unbedingt von Nöten.

Die Ermittlungen im Fall Vlad Albu gestalten sich recht schwierig. Und das liegt nicht nur daran, dass es mehrere Verdächtige gibt, von denen jeder ein Alibi zu haben scheint. Neben ihren persönlichen Befindlichkeiten und privaten Angelegenheiten hat Klaudia auch mit dem schlechten Arbeitsklima im Team zu kämpfen. Aufgrund von Personalmangel muss sie mit dem verhassten Kollegen Demel zusammenarbeiten und auch die Staatsanwältin lässt Klaudia die Ermittlungen nicht so führen, wie sie es für richtig hält.

Christiane Dieckerhoff kann mit einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Die Handlungsorte werden von der Autorin detailliert beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von den Schauplätzen machen kann. Besonders die schwere Arbeit der Gurkenbauern im Spreewald wird interessant dargestellt.

Insgesamt hat mir „Spreewaldtod“ gut gefallen. Der Fall war knifflig, so dass ich gut über Täter, Motiv und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln konnte. Nur Klaudias persönliche Probleme haben mir manchmal zu viel Raum eingenommen, die stets gedrückte Stimmung geht zu Lasten der Spannung. (3,5*)

Bewertung vom 16.11.2017
Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2
Renk, Ulrike

Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2


ausgezeichnet

„Die Jahre der Schwalben“ ist der zweite Band von Ulrike Renks Ostpreußensaga und schließt fast nahtlos an den ersten Teil an. Diese Etappe der Saga beginnt im Frühjahr 1930 - Frederikes Mann Ax ist mittlerweile nach Davos gereist, in der Hoffnung, dass man dort seine Tuberkulose heilen kann - und endet im November 1944, als das Kriegsende zwar nah ist, die Schrecken der nationalsozialistischen Regierung für Frederike und ihre Lieben aber noch kein Ende gefunden haben.

Ulrike Renk nimmt den Leser in diesem auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman mit auf eine fesselnde Zeitreise. Sehr anschaulich erzählt die Autorin vom Alltag und den Lebensumständen auf den Gütern in Ostpreußen und in der Prignitz. Alles, was die Bewohner beschäftigt und bewegt, fließt in die Handlung ein. Man erlebt die vielen aufregenden und einschneidenden Momente intensiv mit und kann sich daher bestens in die damalige Zeit und die Lage der Menschen einfühlen.

Für Frederike ist eine Welt zusammengebrochen, nachdem sie von der schweren Krankheit ihres Mannes erfahren hat. Plötzlich liegt eine riesige Last auf ihren Schultern. Sie muss mit gerade einmal Anfang zwanzig alleine ein großes Gut führen. Eine wahre Flut von Aufgaben bricht über sie herein, es gilt zahlreiche Problem zu lösen und gewichtige Entscheidungen zu treffen.

Sehr mitreißend schildert die Autorin den Zwiespalt, in dem ihre Hauptprotagonistin steckt. Auf der einen Seite die Verantwortung und die Pflichten, die jetzt Frederikes Leben bestimmen und denen sie trotz allem gerecht werden möchte, auf der anderen Seite ihre Wünsche und Träume, die sie für unbestimmte Zeit hintanstellen muss. Frederike lässt sich trotz aller Sorgen und Nöte jedoch nicht entmutigen und versucht stets, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

Neben der Familiengeschichte und einer guten Portion Romantik nimmt auch die politische Entwicklung einen wichtigen Part ein. Auch hier zeigt sich, wie hervorragend die Autorin in der Lage ist, dem Leser die vorherrschende Stimmung zu vermitteln. Schon in den ersten Kapiteln spürt man, dass für die Akteure Zeiten anbrechen, die nichts Gutes verheißen. Die Lage im Land wird immer bedrohlicher und radikaler, die allgemeine Stimmung aggressiver. Der Vormarsch der NSDAP beeinflusst den Alltag auf den Gütern und auch die dann folgenden Wirren des Krieges machen vor Frederike und ihrer Familie nicht Halt.

„Die Jahre der Schwalben“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Die fesselnde, spannend erzählte Mischung aus wahrer Familiengeschichte und fiktiver Handlung hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2017
Das Flüstern im Watt
Kramer, Gerd

Das Flüstern im Watt


ausgezeichnet

Husum. Eine Entführungsserie hält die Polizei in Atem. Als Hauptkommissar Waldemar Flottmann und sein Kollege Gustav Hilgersen mit den Ermittlungen nicht vorankommen, bittet Flottmann den Musiker Leon Gerber um Unterstützung. Leon hat ein hochsensibles Gehör und ist in der Lage, anhand der Hintergrundgeräusche in einem Erpresservideo einen ungefähren Tatort zu bestimmen…

Gerd Kramer hat einen angenehm zu lesenden, sehr fesselnden Schreibstil – ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein. Ich konnte durchweg prima mit den Ermittlern über Täter, Motive und Hintergründe mitgrübeln und miträtseln.

Besonders Leon Gerber hat mich mit seiner Begabung fasziniert und begeistert. Leons Umgang mit seiner Fähigkeit und die Art und Weise, wie er Töne und Laute entdeckt, empfindet und analysiert, werden vom Autor interessant und vor allen Dingen miterlebbar dargestellt. Der Musiker wird mit seiner intensiven Wahrnehmung von Geräuschen zu einer echten Bereicherung bei den Ermittlungen.

Die Kommissare Flottmann und Hilgersen bilden ein tolles Team. Das Miteinander des Ermittlerduos ist weder zu ernst noch zu locker, es wird viel geflachst, dennoch verlieren die beiden ihre Arbeit nicht aus den Augen.

Ganz hervorragend gelungen ist Gerd Kramer die Darstellung von Land und Leuten – nicht nur, dass ich mir dank der detailreichen Beschreibungen die Schauplätze in und um Husum sehr gut vorstellen konnte, der Autor hebt auch die Besonderheiten Nordfrieslands hervor und lässt lokale Begebenheiten sowie die Mentalität und die Eigenarten der Küstenbewohner in die Handlung einfließen. Ein paar plattdeutsche Einwürfe runden den Krimi perfekt ab.

„Das Flüstern im Watt“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 13.11.2017
Tod an der Wien
Maly, Beate

Tod an der Wien


ausgezeichnet

Wien, 1900. Im Johannesgymnasium, einem Internat für die Söhne reicher und angesehener Bürger, werden die Schüler auf das Übelste schikaniert und malträtiert. Eines Nachts stürzt der besonders gefürchtete Professor Johanni im Beisein zweier Schüler von der Galerie hinab in die Halle…

Zeitsprung. Im Februar 1923 wird im Theater an der Wien die neue Operette von Franz Lehár uraufgeführt. Am Morgen nach der Premiere wird die Hauptdarstellerin Hermine Egger tot im Schacht eines Bühnenaufzugs gefunden. Ernestine Kirsch ist fassungslos und will nicht glauben, dass die von ihr so bewunderte Operettendiva einem Unfall zum Opfer gefallen sein soll. Während die Polizei von einem tragischen Unglück ausgeht und den Fall schnell zu den Akten legt, entdeckt Ernestine einige Unstimmigkeiten - für die quirlige Hobbyermittlerin ist die Unfalltheorie schnell vom Tisch, sie ist davon überzeugt, das Hermine ermordet wurde…

In ihrem historischen Kriminalroman „Tod an der Wien“ nimmt Beate Maly den Leser mit auf eine spannende Reise in die 1920er Jahre nach Wien. Dank der detailreichen Beschreibungen der Schauplätze und den ausführlichen Schilderungen von Ereignissen und Stimmung ist man schnell mittendrin im Geschehen – sowohl der Charme, den Zeit und Ort zu bieten haben, als auch die Probleme, die die Menschen in der Zwischenkriegszeit beschäftigt und bewegt haben, werden in die Handlung miteinbezogen. Trotz der anhaltenden Armut, die der Große Krieg den Menschen beschert hat, blüht das kulturelle Leben der Stadt langsam wieder auf, es werden wieder Feste gefeiert, man geht ins Theater oder trifft sich in einem der zahlreichen Kaffeehäuser.

Beate Maly kann nicht nur mit Zeit- und Lokalkolorit punkten, auch die Ermittlerin, die die Autorin ins Rennen schickt, hat mich durchweg begeistert. In feinster Miss-Marple-Manier versucht die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch Licht in das Dunkel um den Tod der Operettensängerin zu bringen. Ernestine ist aufmerksam und umsichtig, sie weiß genau, wie sie ihren Mitmenschen die gewünschten Informationen entlocken kann, sie hinterfragt alles und kann zudem ausgezeichnet kombinieren und schlussfolgern. Unterstützt wird sie von ihrem guten Freund, dem Apotheker im Ruhestand Anton Böck. Anton, passionierter Hobbykoch und begeisterter Kaffeehausbesucher, lässt sich immer wieder breitschlagen, die abenteuerlustige Ernestine bei ihren vielfältigen und manchmal auch gefährlichen Unternehmungen zu begleiten.

„Tod an der Wien“ ist eine gut ausbalancierte Mischung aus Spannung und Historie - Ernestine und Anton sind ein herrliches Gespann, es hat großen Spaß gemacht, die Ermittlungen der beiden zu verfolgen.

Bewertung vom 10.11.2017
Bibergeil
Hirschmann, Inge

Bibergeil


sehr gut

Es könnte recht beschaulich zugehen in dem kleinen Markt Hallerbach an der bayerisch-tschechischen Grenze, wenn nicht ein nagendes Problem das Idyll stören würde: Biber treiben am Hallerbach ihr Unwesen. Sie zerstören den Uferdeich und sind besonders den Landwirten ein Dorn im Auge.

Altbauer Firmian Koberer hat die Nase voll von den ständigen Diskussionen darüber, wie man die lästigen Biester vertreiben könnte – er schreitet zur Tat und sprengt den Biberdamm mit einem gewaltigen Knall in die Luft. Womit er nicht gerechnet hat: aus dem talwärts rauschenden Gestrüpp ragt eine menschliche Hand samt Armknochen! Der Altbauer wähnt sich als Mörder. Als dann kurze Zeit später auf der Biberburg ein Toter gefunden wird, gerät die Welt der Hallerbacher vollends ins Wanken und Kommissar Karl Holzinger hat plötzlich alle Hände voll zu tun - dabei hat er eigentlich genug eigene Probleme…

Inge Hirschmann versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen, trotz mehrerer Handlungsstränge und einer Vielzahl an Akteuren war ich schnell mittendrin im Geschehen. Die Geschichte wird spannend erzählt und lädt zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge ein.

Der Krimi kommt zwar nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daher, kann dafür aber umso mehr mit ganz viel Humor und einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Die Eigenarten und Besonderheiten von Land und Leuten werden von der Autorin unterhaltsam beschrieben und nicht nur die Schwierigkeiten, die das Zusammenleben von Mensch und Biber mit sich bringt, kommt zur Sprache, auch andere Probleme der Region werden hervorgehoben - der Drogenhandel im grenznahen Gebiet zu Tschechien ist zum Beispiel genauso ein Thema, wie die dreisten Machenschaften von Autoschieberbanden.

Das Lesen und Mitermitteln hat Spaß gemacht - „Bibergeil“ ist ein humorvoller Krimi, in dem die eine oder andere Überraschung und vor allen Dingen ein nicht ganz alltäglicher Kommissar dafür sorgen, dass keine Langeweile aufkommt.

Bewertung vom 08.11.2017
Die Fallstricke des Teufels / Teufels-Trilogie Bd.1
Stöhr, Heike

Die Fallstricke des Teufels / Teufels-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Pirna, 1541. Die 19-jährige Kaufmannstochter Sophia Weyner kehrt nach acht Jahren Aufenthalt bei Verwandten in Leipzig zurück in ihre Heimatstadt. Die Halbwaise sollte im Haushalt ihrer Tante die Tugenden einer ehrbaren und rechtschaffenen Hausfrau lernen, fand es allerdings viel spannender, sich von dem Vater ihrer Tante, einem alten Professor, in Latein, Astronomie und Philosophie unterrichten zu lassen. In Sophias Gepäck befand sich unter anderem ein altes Buch mit rätselhaften Schriftzeichen, dass sie einst aus dem Kontor ihres Vaters entwendet hat. Gemeinsam mit ihrem Großonkel hat sie versucht, die Worte zu entschlüsseln, die beiden sind jedoch gescheitert…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man Wolf Schumann kennen. Wolf erfährt von seinem leiblichen Vater, einem Mönch, dass dieser vier Kisten mit Kirchenschätzen und eine Kiste mit einem Buch, das angeblich ein Rezept für ewiges Leben enthält, im Weinberg des Klosters vergraben hat. Der alte Pater weist seinen Sohn an, die Kisten auszugraben und dem Bischof zu übergeben. Wolf beschließt, den Schatz als Entschädigung für seine freudlose Kindheit zu behalten und beginnt danach zu suchen, findet jedoch nur eine Kiste. Den Inhalt zu Geld gemacht, versucht er den Verbleib der anderen Kisten zu ermitteln, besonders das geheimnisvolle Buch will er unbedingt in seinen Besitz bringen…

Heike Stöhr wartet in ihrem historischen Roman „Die Fallstricke des Teufels“ mit einer tollen Mischung aus Spannung, Historie und Romantik auf. Die Autorin hat eine Fülle wahrer Begebenheiten in ihre Geschichte eingeflochten und zeichnet damit ein sehr facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Ort. Vieles, was die Pirnaer Mitte des 16. Jahrhunderts tatsächlich beschäftigt und bewegt hat, findet man in der Handlung wieder. Sei es nun das tägliche Allerlei, die Bräuche, die medizinische Versorgung, die Arbeiten auf der Baustelle der Marienkirche, die schwere Tätigkeit der Bomätscher, die Aufgaben des Rates und besonders des Stadtschreibers oder auch der Ablauf einer Hinrichtung oder die Gestaltung von Hochzeiten. Auch die politische Lage und den Aberglauben der Menschen spart die Autorin nicht aus, selbst die rätselhaften Todesfälle, in deren Ermittlungen Sophia im Verlauf der Handlung unversehens rutscht, hat es wirklich geben.

Heike Stöhr erzählt sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war und mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich konnte auch durchweg prima mit den Akteuren mitfiebern und miträtseln.

Die Figuren wirken allesamt echt, sie sind ausdrucksstark und haben Persönlichkeit, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Es war äußerst spannend, ihre Wege zu verfolgen und es hat Spaß gemacht, ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Die Fallstricke des Teufels“ hat mich rundum begeistert. In ihrem Nachwort schreibt die Autorin, dass sie eine spannende Geschichte erzählen und sich dabei möglichst eng an belegbare historische Fakten halten wollte – das ist ihr eindrucksvoll gelungen. Absolute Leseempfehlung für alle, die gerne gut recherchierte historische Romane lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2017
Veilchens Rausch / Valerie Mauser Bd.4
Fischler, Joe

Veilchens Rausch / Valerie Mauser Bd.4


ausgezeichnet

Innsbruck/Umbrüggler Alm. Nach einem rauschenden Fest der Immobiliengesellschaft Tyrovalue wird die Kellnerin Victoria Schwarz ermordet aufgefunden. Ein mutmaßlicher Täter ist schnell gefunden: Landeshauptmann Hubertus Freudenschuss. Der Landesvater soll kurz vor Ende der Feier einen heftigen Streit mit dem Opfer gehabt haben…

Valerie „Veilchen“ Mauser - nach ihrem letzten Fall auf Bewährung in den Polizeidienst zurückgekehrt - muss sich im LKA ihrem ehemaligen Partner und jetzt Vorgesetzten Nikolaus Geyer unterordnen. Geyer, dem seine neue Leitungsfunktion zu Kopf gestiegen ist, bremst Veilchens prompt erwachten Spürsinn zunächst einmal aus, muss dann jedoch erkennen, dass es in dem neuen Fall ohne Veilchen einfach nicht geht…

„Veilchens Rausch“ ist bereits der vierte Fall für die toughe Ermittlerin des LKA Tirol und ihre muntere Ermittlertruppe - und auch in diesem Band ist Joe Fischler die Verknüpfung von Spannung und Humor hervorragend gelungen.

Der Autor erzählt die Geschichte mit viel Pep und Schwung und präsentiert eine lebhafte Ermittlerin, die mich mit der Art, wie sie die Dinge anpackt, einmal mehr rundum überzeugt hat. Veilchen stößt bei den Mordermittlungen auf einen Sumpf aus Korruption, Amtsmissbrauch, miesen Finanzgeschäften und Betrug – die erfahrene Polizistin bekommt es mit einem fast übermächtigen Gegner zu tun, lässt sich jedoch von der geballten Macht der örtlichen High Society nicht beeindrucken und weiß sich am Ende durchzusetzen. Das große Finale offenbart schließlich einen Täter, mit dem ich ganz und gar nicht gerechnet habe.

Ausnehmend gut gefallen hat mir wieder der lässige Umgangston zwischen den Akteuren. Die Dialoge sind mit viel Wortwitz gespickt und besonders Veilchen wurden viele lockere Sprüche und bissige Kommentare in den Mund gelegt.

„Veilchens Rausch“ hat mich durchweg begeistert – ich konnte mit Veilchen & Co. mitfiebern und miträtseln und wurde zudem durch eine großzügige Portion Humor bestens unterhalten.