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Bewertungen
Insgesamt 577 BewertungenBewertung vom 20.12.2007 | ||
Coben kann's. Er erzählt Geschichten, die uns in irgendeiner Form schon einmal begegnet sind. so als müssten wir sie unbedingt noch einmal in seinen Worten hören. Jemand glaubt, daß jemand tot ist und sieht sich eines Besseren belehrt. Dass man, wenn man die Inhaltsangabe nicht gelesen hat, nicht gleich auf den Clou verfällt, zeigt wie geschickt Harlan Coben seine Handlung anlegt. Wie bei einer Zwiebel wird Elisabeth Becks Geschichte Schale um Schale freigelegt, um bis zu ihrem Ursprung zurückzufinden. Kein Strebenswort. Vor acht Jahren wie jetzt. Dabei wird ihr Mann David vom Tatverdächtigen, zum Todgeweihten, erweisen sich angeheiratete Familien wie Freunde als Geheimnisträger, um einen Menschen zu schützen, der sich dem Hass ausgesetzt sieht. Daß der Ehemann dabei zwischenzeitlich an der Treue seiner Frau zweifeln müsste, die beiden wie zwei Königskinder der ewigen Liebe verfallen sind, macht die Handlung umso reizvoller und stellte die Frage: Wie genau kenne ich jemanden? Genügt es einfach glauben zu wollen, daß jemand noch lebt, um ihn am Leben zu halten? Coben erzählt unspektakulär mit einem sicheren Gefühl für Spannung. Zwar scheint er viel Ehrfurcht vor Anwälten zu besitzen, die wie Halbgötter auftauchen, um ihre Klienten herauszupauken, aber sonst besitzt Coben ein feines Gespür für Charaktere, denen man sich länger widmen will. Ein Thriller, der einen mit sich zieht. 3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 17.12.2007 | ||
Gerne verweist man auf das erste Buch eines Schriftstellers und findet darin alles, was ihn später auszeichnete. Dass die Ausweitung der Kampfzone schon Houellebecqs Zorn auf jegliches Spießertum anprangert, ohne die unsere heutige Gesellschaft nicht funktionieren würde, läßt dabei leicht übersehen, daß dieser Schriftsteller zu erzählen vermag. Der Blick des Helden mag zwar gnadenlos wie unter dem Skalpell sein, doch das Famose daran ist, man entwickelt Mitleid mit seinen Figuren. Der Held, der in seiner Umwelt gefangene Wüterich spielt das Spiel mit, das lautet: Komm lass uns alles ausbeuten, Frau, Mann, dich, selbst andere, die Natur, Kleine wie Große. Der aufkeimende Nihilismus hat fast Sartresche Größe. Allerdings nur wenn Sartre sich der Philosophie entsagt und den Sex und nicht die Beziehung zu seinem Thema gemacht hätte. Die Hölle ist stets der andere, hat Sartre geschrieben. Houellebecq hat dies weiter entwickelt. Die Hölle nehme ich überallhin mit hin. Und sei es wie hier zur Arbeit. Houellebecqs Moral heißt nichts anderes als: Wir sind nur Menschen, nehmen wir uns doch nicht so wichtig. Komisch, krass, unversöhnlich. Und die meisten, die es lesen, werden sagen: Ganz schön schlimm das alles. Und morgen wieder zur Arbeit gehen. 1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 17.12.2007 | ||
Mord im Zeichen des Zen / Kommissarin Louise Boni Bd.1 Auf der Erstausgabe von Oliver Bottinis Buch Mord im Zeichen des Zen stand Roman. Erst später wurde daraus Kriminalroman, wobei die erste Bezeichnung sicher der Handlung eher entspricht. Der Plot eines umherirrenden Mönchs im Schnee vor dem kriminellen Machenschaften des Kinderhandels ist schwach, von dem guten Willen geprägt, den Finger auf einen Brennpunkt unserer Zeit zu legen, trotzdem gelingt es Bottini seiner Kommissarin Louise Boni ein schillerndes Umfeld zu schaffen, so daß man eher an ihr privat als an der Aufklärung eines Verbrechens interessiert ist. Die Gegend um Freiburg im Schnee. Bottini zeichnet schöne Bilder der Ruhe, Abgeschiedenheit. Die Kommissrain hingegen ist Alkoholikerin, strengt sich nach einer Scheidung an, in einem Leben, das ihr wie eine Wildwasserfahrt vorkommen muß, wieder Tritt zu fassen. Ihr blindes Bemühen, ihre Halsstarrigkeit führt dazu, daß sie sich schuldig an dem Mord an einem Polizisten fühlt. Was ihre Irrfahrt vollkommen ins Chaos stürzen läßt, bei dem nur ihre Arbeit sie hält. Nichts für Thrillerliebhaber der galoppierenden Spannung. Das Finale wirkt etwas gestrickt - trotzdem: wer den genauen Blick auf den Alltag hinter den spektakulären Morden nicht verloren hat, wird den Roman gerne lesen. Mit ihm wurde eine Kommissarin geboren, die in zwei weiteren Romanen Bottinis eine Rolle spielt. Stets am Rande des Zusammenbruchs, der Aufgabe, des Selbstzweifels. 3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 17.12.2007 | ||
Das eigene Leben zum Gegenstand der Literatur zu machen, birgt die Gefahr zu großer Nähe. Marguerite Duras entgeht ihr, indem sie für ihre Geschichte die Sprache leidenschaftlicher Distanz erschafft. Das mag sich wie ein Widerspruch anhören, doch wer weiß, wie oft man sich in Situationen wieder findet, die zeitlich begrenzt sind, einen der Verzweiflung überantworten, wenn man sich vollkommen darauf einläßt, oder einen vor der aufkeimenden Nähe fliehen läßt, wird für sich hoffen, daß er stets Distanz wahrt, um sich nicht aufzugeben. Die Geschichte dieser nicht sittsamen Liebe, allein wegen des Altersunterschieds, allein wegen der kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Indochina, allein wegen oben und unten der Klassen, ist die fein ziselierte Geschichte einer ersten Liebe, bei der der erfahrenere, älterere Liebhaber nur scheinbar der Überlegene ist. Er hat am Ende mehr als ein paar erotisch aufgeheizte Nächte verloren. Er muß gehorchen, und das Mädchen bricht in ein eigenes Leben auf, das sich für sie abseits der Familie auftut, abseits dessen, was allgemein als Schande betrachtet wird. Wie Marguerite Duras dies alles auf wenigen Seiten erzählt, die ungeschrieben vielen Seiten dahinter uns überläßt, ist meisterhaft verfaßt. Eine große Stilistin, die die Poesie zu einem Strich verkürzte, und hier genau wußte, wovon sie schrieb: Von der Liebe. 1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 11.12.2007 | ||
Schade. Eigentlich möchte man Val McDermid immer loben. Ihr literarischer Stil verleiht ihren Geschichten eine so leichte Note, daß man das Böse als etwas hinnimmt, das unweigerlich zum Leben dazu gehört. Moor des Vergessens ist jedoch vor allem ein Roman für Anglisten. Fletcher Christian, der sagenumwobene Meuterer auf der Bounty und der Dichter Wordsworth stehen im Mittelpunkt der Handlung über ein verschollenes Manuskript und eine uralte Moorleiche, die beweisen soll, daß Fletcher Christian damals nach England zurückgekehrt ist. Das Ganze zieht sich, bis die Hintergründe erzählt sind, und als habe die Autorin ihrem eigenen Spannungsaufbau nicht getraut, flechtet sie als die Nebenhandlung noch den beinah Missbrauch an einer jugendlichen Freundin der Literaturwissenschaftlerin Jane Gresham ein, der zu Mord und Brandstiftung führt. Es bedarf allerhand Konstruktion, um die Hauptfiguren zusammenzubringen und eine weitere Mordserie zu entfachen, die allesamt in Verbindung mit dem Besitz jenes mysteriösen Gedichts stehen, das angeblich Wordsworth verfaßt haben soll, um die Ehre seines Freundes Fletcher Christian zu retten, und das nun mindestens eine Million Wert sein soll. Die einen jagen das Geld, die anderen die literaturhistorische Bedeutung. Die Geschichte jedoch plätschert so dahin und besitzt wenig von McDermids sonstiger Schärfe, wenig von ihrem hintergründigen Humor, kaum ihr Feingespür für Spannung. Wer Val McDermid als erstklassige Autorin entdecken will, wendet sich besser einem anderen Buch zu. 4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 10.12.2007 | ||
Die Idee mag verführerisch gewirkt haben: Der Enkel, der zum Zeitpunkt des Todes seines Großvaters auf die Welt kommt, wird mit einem bösen Omen belegt, daß sich an fünf Daten festmacht, an denen Schreckliches über Jimmy Tock hereinbricht. Zu Anfang schafft es Koontz mit seiner Idee vom wahnsinnigen Clown, der seine bei der Geburt des Sohnes verstorbene Frau rächt, indem er zum Mörder wird, und der zufälligen Verstrickung zweier Familien auf der Geburtsstation Spannung aufzubauen. Diese zerbricht spätestens, wenn Jimmy Tock und seine spätere Frau Lori aneinander gekettet dem Sohn des Clowns in einer wilden Attentats-, wie Bankraubgeschichte ausgeliefert sind, und Dialoge wie im Wartezimmer führen. Angesichts von Todesangst sind diese nicht nur unglaubwürdig und langweilig, sie zerfasern auch jegliche Spannung. Was Jimmy Tock alles denkt, während er zu einem späteren Datum seiner Frau Lori zu Hilfe eilt, ist unfassbar gescheit. Nichts gegen kluge Autoren, aber sie dürfen doch der Glaubwürdigkeit nicht den Boden entziehen, in dem sie sich vor allem durch bedeutende Zitate hervortun wollen oder sich klugen Sinnsprüchen des Vaters hingeben. Der Roman zerfällt in einzelne Abschnitte, jeweils an eines der fünf Schreckensdaten gebunden, die der Großvater vorhergesagt hat. Langatmig untereinander verknüpft, durch die Schilderung der Familie Tock und ihrem Versuch, ihren inneren Frieden zu finden. Die Geschichte der verfeindeten Artistenfamilien der Clowns und Trapezkünstler, in die sich eine Konditorfamilie verstrickt sieht, wird mehr und mehr im Verlauf des Romans vorhersehbar und erweckt nun wirklich kein Trauma. 4 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 09.12.2007 | ||
Barry Eisler bestätigt in seinem zweiten Roman über seinen halb amerikanischen, halb japanischen Helden das hohe Niveau, das den Vorgänger Tokio Killer auszeichnete. Natürlich bringt John Rain alles mit, was einen Serienhelden ausmacht, doch finden sich neben den unglaublichen Fähigkeiten, eine Situation zu analysieren und gleichzeitig die Erfolg versprechende Kampftechnik anzuwenden, genug Freiräume für die Abgründe eines Menschen. Was Die Rache hervorhebt aus einem Umfeld allzu unbesiegbarer Übertäter, ist der von Barry Eisler geschickt angelegt Plot, der den amerikanischen Machtanspruch dabei beobachtet, wie er glaubt, im politischen Umfeld Japans eingreifen zu müssen, um die ihm gewogenen Kräfte zu stabilisieren. Eisler ist ein zu guter Autor, um dabei auf Schwarz-Weiß zu setzen. In seiner Geschichte betrügt jeder jeden, können Verbündete nie sicher sein, ob sie nicht selbst zum Gegenstand einer ausgemachten Intrige werden. Nebenbei führt uns Eisler, in die Welt der Yakuza ein, die Kämpfe veranstaltet, bei denen auf den Tod eines der Kämpfer gesetzt wird, um Nachwuchs herauszubilden, der ausreichend trainiert und gestählt ist, um im Sinne des Clans Morde zu begehen. Nicht zuletzt trifft John Rain hier seine große Liebe Midori wieder, doch ist ihre Begegnung nicht dazu gemacht, ein romantisches Finale zu erwarten. Eine Geschichte, in der die Figuren sich nie vom Rand der Gesellschaft zu lösen verstehen und nicht selten vor sich selbst auf der Flucht sind. |
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Bewertung vom 08.12.2007 | ||
Wie entwurzelt die Soldaten aus dem ersten Weltkrieg zurückkehrten, wie sie zur leichten Beute von Rechtsradikalen wurden, beschreibt Joseph Roth in seinem meisterhaften Roman Das Spinnennetz. Sein Erscheinungsdatum weist fast prophetisch in die düstere Zukunft, die Deutschland im Dritten Reich erwartete. Wer sich heute fragt, wie es in diesem Land soweit hat kommen können, sollte Das Spinnennetz lesen. Der Riss, der nach dem ersten Weltkrieg sich durch Deutschland zog, und führte zu Kämpfen, in denen sich Gruppierungen und politische Parteien voller Haß begegneten. Die Rollen waren fest verteilt und die jeweilig andere Seite die Ausgeburt des Bösen. Wer wollte da abseits stehen? Nach der Entwurzelung des Kriegs keine neue Heimat finden? In der Person des Soldaten Lohse warnt Roth vor dem heraufziehenden Faschismus, deren Bodensatz die Enttäuschung, die Erniedrigung ihn zu einem Mitläufer vorherbestimmt. Diese Gefahr besteht zu allen Zeiten. Auch wenn die Geschichte uns eines Besseren belehren sollte. Damit wir das nicht vergessen, sollten wir immer wieder zu Büchern wie Das Spinnennetz von Joseph Roth greifen. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 08.12.2007 | ||
Allein die Idee einen Spezialisten für natürliche Tode zum Helden eines Thrillers zu machen, ihn in seinen Zwiespälten und in der Kälte seiner Aufträge darzustellen, macht den Roman lesenswert. Doch Eisler geht einen Schritt weiter und zeigt John Rain als Menschen zwischen den Kontinenten, halb Japaner, halb Amerikaner fühlt er sich Amerika nicht zugehörig und der Wahlheimat Japan entfremdet. Ein Leben im Schatten, als Auftragskiller, das sich in wechselnden Adressen und Identitäten darstellt. Und ausgerechnet dieser entwurzelte Held verliebt sich in eine Jazzpianistin, deren Vater von ihm getötet wurde, um an eine CD mit Informationen zu kommen, die für den Geheimdienst wichtig sind. Gejagt von allen Seiten entspinnt sich ein Plot, der eines Hitchcocks würdig wäre. Nur daß der scheinbar Gejagte schuldig ist. Daß es Eisler gelingt, im Leser Sympathien für ihn zu wecken, gehört zu den Stärken des Romans, der spannend von der Welt der Yakuza und der Korruption in der Politik berichtet und einen Eindruck von einem Land abseits der Börsenkurse bietet. Eine Bereicherung. |
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Bewertung vom 03.12.2007 | ||
Wer kennt nicht die Bilder aus dem Fernsehen, wenn sich ein zukünftiges Kreuzfahrtschiff durch ein enges Flussbett quält, das nicht selten für einen Großauftrag vertieft und verbreitert wurde. Die Schaulustigen am Ufer träumen von der Karibik, sehnen sich nach dem Sonnendeck, und der ein oder andere mag da auch schlechte Gedanken hegen. Sandra Lüpkes schafft es, uns mit ihrem Roman Halbmast in die Welt rarer Arbeitsplätze, amerikanischer Investoren, tatkräftiger Umweltschützer und auf Profit bedachter Werftbesitzer zu versetzen. Wer dabei an die rissige Tee-Idylle in Agatha Christies Roman Tod auf dem Nil denkt, wird überrascht sein, wie geschickt die Autorin die deutsche Wirklichkeit beschreibt. Eine spannende Geschichte, die in wechselnder Perspektive den Suspense zu steigern vermag. Wie das Leben billiger ausländischer Arbeitskräfte, ohne die deutsche Unternehmen glauben, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, im Schatten dieser Glitzerwelt verkümmert, wie selbst die höheren Angestellten zu Gefangenen eines Auftrags werden, der der Region Arbeit verschafft hat und bei erfolgreichem Abschluss womöglich weitere Aufträge nach sich zieht, wird in Halbmast zur eigentlichen Tragik, wenn man einmal von dem Mord an einem Menschen absieht, der sich schuldig gemacht hat. Während die Fotografin Carolin im Rumpf der Poseidonna, ein weiteres Verbrechen zu verhindern sucht, wissen wir längst um die Abgründe dieses Geschäfts. Es gibt keinen in den höheren Etagen, der sich nicht die Hände schmutzig gemacht hat. Wenn ein Verlag sich genötigt sieht, zu Beginn eines Romans darauf hinzuweisen, daß alles nur frei erfunden ist, muß es einer Autorin gelungen sein, ganz nah an die Wirklichkeit zu rücken. Was dürfen wir von einem Kriminalroman mehr erwarten, als daß er die Menschen da draußen im Blick behält. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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