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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2012
Am Futterhaus
Schöne, Richard

Am Futterhaus


ausgezeichnet

Heimische Vögel entdecken, beobachten, richtig füttern

Heimische Vögel beleben selbst die kleinsten Naturflächen und ohne sie wäre das Leben deutlich unbelebter und sicher trister. Das Zwitschern und Pfeifen gehört zu den angenehmen Geräuschen des Lebens, ohne dass es einer oder einem oft wirklich bewusst ist. Erst, wenn das fröhliche Gezwitscher ausbleibt, merkt man, was einem fehlt.

So ist nicht nur bei Kindern das Füttern, Hegen und Pflegen der Vögel eine beliebte Beschäftigung. Vogelhäuschen werden liebevoll zusammen gezimmert, Futterstellen eingerichtet und sommers Wasserschalen aufgestellt. Um naturgemäß und „richtig“ zu füttern, aber auch um das Geschehen in der Natur besser verstehen zu können, hilft dieses mit zahlreichen herrlichen Farbfotos ausgestattete Buch der zwei ausgewiesenen Fachleute.

Einleitend wird schnell klar, dass es durchaus sinnvoll ist und sich nicht nachteilig für die natürlichen Instinkte der Tiere auswirkt, Vögel zu füttern und das sogar für den Menschen eine positive Form von entspannender und auch bisweilen heilender „Psychohygiene“ darstellt. Dann werden schon Futterplätze eingerichtet und beschrieben, an welchen Orten diese am besten aufgehängt oder befestigt werden sollten und welche Art der Fütterung sich für welche Vögel und deren Ernährungsgewohnheiten eignet. Übersichtlich und ausreichend umfangreich kann sich über natürliche Futterpflanzen informieren, so dass alleine das Pflanzen bestimmter Gewächse im Garten schon ohne weiteres Zutun zu einer höheren Artendichte im Umfeld des Menschen sorgen. Vogelportraits mit Farbabbildungen sorgen für eine eindeutige Identifizierung und die Übersicht zu Fressverhalten und Futterarten für die richtige Auswahl der Zufütterung.

Eindrücklich sind die Beschreibungen des Verhaltens der Vögel im Jahreslauf an den Futter- oder auch Niststellen. So lässt sich etwas besser verstehen, wann Kampfes- und wann Liebeslust bestimmend für das flatterhafte Verhalten der gefiederten Freunde grundlegend sind. Weitere Abschnitte befassen sich mit der Wasserstelle, dem Sonnenbad oder auch dem Wandel des Federkleides der Tiere.

Nicht zuletzt kann man auch zu den unangenehmen Themen zur Sprache wie Feinde der Vögel, Krankheit oder Tod. Schließlich zeigen die Autoren noch auf, welche Auswirkungen Fütterungen in Städten oder Parks haben oder wie Fütterungen größerer Wildvögel zu touristischen Attraktionen avancierten. Abschließend fassen die Autoren nochmals zusammen, welche Bedeutung die Fütterung von Vögeln in unseren Breiten hat und dass diese einfache, aber wirkungsvolle Schutzmaßnahme für den Erhalt der Vielfalt in unserer Natur darstellt. Ein lehrreiches und ansprechendes Buch für alle, die nicht nur ein Vogelhaus aufstellen, sondern sich etwas weit reichender mit der Vogelfütterung beschäftigen wollen.

(c) 10/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2012
Das Alphabethaus
Adler-Olsen, Jussi

Das Alphabethaus


sehr gut

Kriegsdrama, Kriegstrauma, Freundschaftsdrama

Eine Beurteilung dieses Romans fällt schwer, zu sehr verstellen die Erfolgstitel des Autors einen unvoreingenommenen Blick auf dieses Frühwerk des Autors. Dennoch sei ein Versuch gestattet.
Der Absturz zweier Englischer Bomberpiloten und deren wahrlich aufregend-gefährliche Flucht mit einem Verletztenzug der Nationalsozialisten in ein im Schwarzwald gut verstecktes Krankenhaus ist schon ein spannender Plot. Besonders, als sie einen Identitätswechsel vornehmen und sich stumm und nicht ansprechbar als schwer traumatisierte und letztlich „irre“ gewordene deutsche Offiziere in die Obhut des kritischen Krankenpersonals ausgeben. Ziel für Beide bleibt jedoch die stets präsente Option einer endgültigen Flucht zurück nach England. Eine packende Geschichte nimmt ihren Anfang.

Ausführlich und bisweilen zu langwierig beschreibt der Autor den tristen und wenig erbaulichen und brutalen Alltag mit Schlägen, Elektroschocks, Psychopharmaka und permanenten Bedrohungen und Erniedrigungen in dem Wiederherstellungszentrum für Kriegsbeteiligte und man ist bisweilen nicht sicher, ob es sich um ein Lazarett oder doch nur um eine Versuchsanstalt für psychologische und psychiatrische Experimente handelt. Als einer der beiden Piloten merkt, dass es – neben ihm und seinen Freund James – noch weitere „Simulanten“ gibt, entwickelt sich der Aufenthalt für die Zwei mehr und mehr als gefährliches Unterfangen.

Vielfach liest man nun über die Vorgänge im Schlafsaal, erfährt von der unverschuldeten Zwangsentfremdung der beiden Freunde, die keine Chance sehen, sich einander anzunähern oder ihre Pläne miteinander abzusprechen. Die Fremdbestimmung und Ausweglosigkeit steigert sich ins schier Unerträgliche und man kann kaum der Weiterentwicklung des Geschehens entgegenlesen. So viel: Bryan gelingt eine verwegene, abenteuerliche und totgefährliche Flucht, doch besiegelt damit die endgültige Trennung der beiden Freunde.

Später dann kommt es zu einem sich lang hin ziehenden „Show-Down“ mit unerwarteten Zwischenereignissen und einem ebenso unerwarteten Ergebnis sowie einer sehr nachdenklich stimmenden Fragestellung zum Wesen von Schuld, Vergebung und Freundschaft.

Die kenntnisreiche Detailfreudigkeit des Autors über die medizinischen und geographischen Gegebenheiten einerseits und die sensibel und nachvollziehbar beschriebenen Charaktere und deren Emotionen der beteiligten Figuren andererseits erheben auch diesen Roman zu einem besonders gelungenen. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand beim Lesen der Geschichte von ihr nicht ergriffen wird.

Trotzdem bleibt zu sagen, dass die zwischenzeitlichen Längen vor allem im ersten Teil, aber auch bei den späteren Ereignissen nach Kriegsende nicht nötig gewesen wären. Dass die beiden völlig unerkannt in dem Krankentransportzug überleben oder auch der kriminelle Hintergrund der anderen Simulanten im Schwarzwald-Lazarett wirken doch sehr konstruiert und die Situation viele Jahre nach Kriegsende samt emotionalen Aufeinandertreffen der Protagonisten sind kaum mehr glaubhaft nachvollziehbar. Das kostet dann doch einen Bewertungsstern von fünf.

Und so kommt es doch noch zu einem Vergleich mit den eingangs erwähnten Erfolgsthrillern – diese sind eben doch besser, was verständlich ist, handelt es sich bei „Das Alphabethaus“ doch um eine frühere Geschichte des Autors, der sich zum Glück noch weiter entwickelte.

(c) 9/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

13 von 28 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2012
St. Petersburg
Luthardt, Ernst-Otto;Galli, Max

St. Petersburg


ausgezeichnet

Prächtiger Stadtbesuch der ehrwürdigen Zarenstadt

Die vielleicht schönste Stadt Russlands zeigen die beiden Buchmacher Galli (Fotos) und Luthardt (Text) in diesem herrlichen, mit 330 Farbaufnahmen reich bebilderten Werk. Großformatig stellt sich die Stadt lebendig und zu allen Tages- und Nachtzeiten vor, immer in klarer atmosphärischer Dichte, die einen wie dort gewesen schwelgen lässt. Wer wirklich dort war, entdeckt beschrittene Wege und Eindrücke neu und sehnt sich nach den noch nicht besuchten Orten dieser oft geradezu märchenhaften und auf jeden Fall weitläufigen Stadt.

Angenehm zu lesen und sehr informativ, jedoch ohne zu kleinteilig detailliert zu sein, beschreibt der Autor die Entstehung, das Zarentum und das Werden der Stadt Peter des Großen an der Newa bis hinein ins Heute. Die wirklich phantastischen Fotos in kleinem, großen bis hin zum doppelseitigen Format zeugen von fachlicher Kompetenz des Fotografen und begeistern durch technische und künstlerische Qualität gleichermaßen. Der Glanz der Stadt spiegelt sich im Glanz der hochwertig gedruckten Bilder wieder. Die überwiegend so lebendigen Bilder erzählen ihre eigene Geschichte. Sie sind ein dichter Lauf durch die Zeiten des Jahres im Tag und Nachtlicht, Innen- und Außenansichten, historisch erinnernd und modern wegweisend zugleich. Das pralle Alltags- oder auch Nachtleben wird ebenso präsent wie die stummen Zeugen großartiger Macht- und Handelsepochen oder spiritueller Tiefe.

Eine großartige Bereicherung des monumentalen Buches im edlen Kartonschuber sind sechs so genannte „Specials“, die sich in eingehender Weise auf hervorgehobene Themenbereiche konzentrieren. So gibt es je eines zur Schatzkammer der von dem Münchner Leo von Klenze geplanten klassizistischen Emeritage, dem Deutschen Leben und Wirken in der Stadt, über Katharina II. die Große, die Komponisten der Stadt wie Borodin oder Tschaikowskij oder auch Rimskij-Korsakow oder auch Schostakowitsch. Ein Sonderkapitel stellt den Zaubergarten Peterhof vor während das sechste und letzte schließlich ein wenig über das Geheimnis des Bernsteinzimmers zu berichten weiß.

Ein knappes Stichwortregister samt kleinem Stadtplan erleichtern die Übersicht und die Lagezuordnung der im Buch dargestellten Gebäude, Kanäle und Straßen.
Das Buch ist vermutlich der beste Bildband über die so fröhlich strahlende Stadt, deren sicher auch gegebenen Probleme für die Zeit des Blätterns und Lesens in den Hintergrund geraten. Zu Recht aber gelangen durch das gut ausgestattete und hervorragende Werk Größe und Glorie St. Petersburgs ansprechend in den Vordergrund.


(c) 8/2012, Reaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2012
Sinneswerkstatt WinterWunderzeit
Bestle-Körfer, Regina;Stollenwerk, Annemarie

Sinneswerkstatt WinterWunderzeit


sehr gut

Anregende Beschäftigung für die kalte und dunkle Jahreszeit

Auch wenn der Klimawandel möglicherweise in einigen Jahren Schneefrei Winter bescheren könnte, so können sich Mädchen und Jungen dennoch auch über einige Tage mit Schnee und Eis freuen. Schön, wenn man dann so viele Anregungen zur Beschäftigung im Freien parat hat, wie sie in dem Buch der beiden Autorinnen der Sinneswerkstatt zusammengefasst sind.

Da gibt es nach einer knappen grundsätzlichen Einführung über die Bedeutung der Ruhezeit für die Natur und auch die Menschen Rätsel, Geschichten und immer wieder Spiele im Freien, die das Material der Jahreszeit und die Witterungsbedingten Gegebenheiten nutzen. Sehr schön sind die Eisobjekte, da das Spielmaterial selten, filigran und vergänglich ist.

Die verschiedenen Gestaltungsvarianten mit Schnee und Eis als „Land-Art“ zu bezeichnen, ist mir zwar etwas zu „dick“ aufgetragen, dennoch ist freilich hervorzuheben, dass hier gut der Umgang mit dem Material Schnee oder Eis angeregt wird und das ist für die Kinder ausreichend schöpferisch, wenn deren Kreativität gefordert und gefördert werden. Das gilt für die Bastelarbeiten drinnen gleichermaßen, wenn also Anziehpuppen, Fädeltannenbäumchen, Winterblütenzweige oder Kristalllichter entstehen.

Eine Vielzahl von Spielideen wie zum Beispiel „Eisbärenzauber“, „Nebel-Ratespiel“, „Schneemonsterjagd“ oder auch „Geheime Himmelsbotschaft“ sind eine gute Bereicherung für diesen so vielseitig ansprechenden Winter-Spiel- und Beschäftigungsfundus für Kinder von 3-7 Jahren.

(c) 8/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2012
Alexander Randolph. Die Sonnenseite
Evrard, Philippe

Alexander Randolph. Die Sonnenseite


ausgezeichnet

Spielfelder des Spieleerfinders Alexander Randolph

Leider ist er schon einige Jahre tot (+2004) und lebt doch weiter in vielen bekannten aber auch unbekannten Spielen für Kleine und Große: Alexander Randolph. Vielfach als „Altmeister des Spiels“ betitelt, weil man sein Wirken, sein Wesen, seine Erfindungen würdigen möchte, die wegweisend und wichtig für die Entwicklung des Brett- und Gesellschaftsspiels waren.

Das Buch versucht wie im wohl berühmtesten Spiel des Spielerfinders und gewissermaßen Kosmopoliten Randolph - Twixt – die andere Seite seines in den letzten Jahren in Venedig wohl auf der Sonnenseite stattfindenden Lebens darzustellen. Doch vielleicht ist es auch lediglich ein „Rösselsprung“ durch das aufregende und stets suchende Leben des so stillen und zurückhaltenden Mannes, der mit eben diesem Rösselsprung eine grundlegende Erfahrung gemacht hatte und ihn an seinen Stationen in Japan, Italien oder Amerika stets begleitete.

Der Autor des Buches, Philippe Evrard, hat 15 Jahre lang bis zum Ableben Randolphs in vielen Gesprächen mit ihm eine Art Biographie des Spielmenschen erstellt, die beginnend mit dem Vorwort des jahrzehntelangen Freundes Herbert Feuerstein einige wichtige Spielstationen aufzeigt, stets in dem so spannenden Mix aus persönlicher, privater Nähe und spielerischen Überraschungen.

Dass es das nun gedruckte Portrait Randolphs gibt, ist der engen Verbundenheit seiner Freunde mit ihm, Johann Rüttinger und Kathi Kappler – zwei von drei in der Szene durchaus nicht minder bekannte „Magier“ und Spielende – und deren kleinem Verlag „Drei Hasen in der Abendsonne“ aus dem fränkischen Uehlfeld zu verdanken, die zu einem nicht unwesentlichen Teil mithalfen und mithelfen, das Andenken an den durchaus bedeutenden Spieleautor aufrecht zu erhalten. Sie lieferten auch zahlloses Bildmaterial und gestalteten das Buch.

Das Blättern wird zu einem ganz eigenen Erlebnis, denn ein wenig wird die oftmals so stille und ein wenig unantastbare Aura des Erfinders des Spieleerfinders durch die zurückhaltende Farbgestaltung und insbesondere das bei den biografischen Kapiteln verwendete graublau getönte Werkdruckpapier wie als vorüber wehender Hauch feucht-melancholischer Atmosphäre Venezianischer Gassen und Kanäle nachvollziehbar.

Unbestritten ist Alex Randolph einer der wichtigsten Spieleautoren jemals, nicht nur weil er als Begründer der Spieleautorenzunft plötzlich gewissermaßen einen Berufsstand kreierte, sondern es war sein Spiel, sich für die Anerkennung von Spieleautoren als Kulturschaffende einzusetzen und sie im Bewusstsein von Spieleliebhaberinnen und Spielern zu verankern.

Das Buch lässt teilhaben an dem Lebenskern und –inhalt des Alexander Randolph, Erfinder der ewig bleibenden Spiele Twixt, Tempo kleine Schnecke, Rüsselbande, Inkognito, Hol’s der Geier oder auch Sagaland und vielen anderen mehr.

(c) 8/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2012
Kingdom Builder (Spiel des Jahres 2012)

Kingdom Builder (Spiel des Jahres 2012)


gut

Einfach mal ein Königreich bilden
So wie es unterschiedliche Landstriche und Bedingungen für ökologisches und wirtschaftliches Wachstum gibt, so haben sich auch bei Spielen variable Spielpläne etabliert. Aus acht Spielplatten werden vier zusammengestellt und bilden die Rahmenbedingungen für ein reizvolles Aufbauspiel. Jeder erhält 40 Häuser, eine Geländekarte und drei von insgesamt zehn Siegbedingungskarten geben vor, was erreicht werden muss, um zu gewinnen. So soll beispielsweise ein möglichst großflächiges Gebiet besiedelt werden oder viele Siedlungen am Wasser errichtet werden. Dann gilt es, geschickt im Spielverlauf auf den verschiedenen Landschaftsflächen je Runde drei eigene Siedlungen (Häuschen) zu errichten.

Die Handlungseinflüsse sind zwar sehr eingeschränkt und deutlich vom Glück abhängig, dennoch bleibt das Spiel spannend, da man durch Ortsplättchen auch mal zu Ungunsten der Mitspielenden oder zum Eigennutz zum Beispiel eine zweite Siedlung bauen kann oder eine Siedlung versetzen darf. Wer zudem schon gleich von Beginn an gut überlegt hat, an welcher Stelle man seine Siedlung startet, denn künftig dürfen die durch Häuschen symbolisierten Ansiedlungen nur neben eine schon bestehende gebaut werden. Durch kluge Spielzüge erhält man Sonderplättchen, die für einen zweiten Spielzug sorgen. Auch Burgfelder sorgen für Sonderpunkte am Schluss, wenn man angrenzend daran Siedlungen gebaut hat.

Schluss ist mit dem Aufbau von Königreichen, wenn ein Spieler seine letzte Siedlung verbaut hat und die laufende Runde zu Ende gespielt ist. Alle prüfen ihre nach den anfänglich ausgelegten Siegbedingungen erworbenen Punkte und wer die meisten erworben hat, gewinnt das „Familienspiel des Jahres“.

„Kingdom Builder“ ist in der Tat ein eher einfaches Familienspiel mit gut kurzer Spielregel. Auch ist es nicht zu verzwickt und strategisch. So haben auch Kinder ab etwa 8 oder 9 Jahren eine reelle Chance, zu gewinnen. Die kurze Spielzeit ist so angenehm, um eventuell gleich noch einmal eine zweite Runde zu spielen. Die extra zu erwerbende Erweiterung bietet noch ein paar flexiblere Möglichkeiten mehr gegenüber dem Grundspiel und bietet außerdem Spielmaterial für eine fünfte Person. Die Einordnung in ein Bewertungssystem ist für die unterschiedlichen Spielertypen sicher schwer, denn das Spiel ist gut, nicht sehr gut oder herausragend, aber auch nicht schlecht oder sehr schlecht. Daher vergebe ich mal drei Sterne, was ein „gut“ bedeutet, denn vier wären „sehr gut“ und fünf „unübertrefflich“.

(c) 8/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

11 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.08.2012
Unter aller Sau / Kommissar Lederer Bd.1
Limmer, Christian

Unter aller Sau / Kommissar Lederer Bd.1


sehr gut

Kommissare am Rande der Unglaublichkeit

Eine tote Frau im Wald veranlasst den stets leicht benebelten Dorfpolizisten Richie darüber nachzudenken, wie er sich eine Menge Arbeit sparen könnte, wenn die Leiche außerhalb der Gemeindegrenzen zu liegen käme, doch die geflissentliche Dienstauffassung seines Kollegen Erwin lässt das nicht zu. So bleibt die Tote im Dorf.

Die Vorstellung, ein Bayrischer Landpolizist könnte ein Postpost-Hippie-Dasein führen und als ständig bekiffter Handlanger der ambitionierten Dienststellenleiterin Gisela Wegmeyer, mag ihren Reiz haben. Dennoch haftet dadurch schon nach der ersten Information ein Hauch von Unglaubwürdigkeit an der Geschichte.

Prinzipiell gehört das aber zu dem Witz des Geschehens, denn schnell wird auch eine weitere skurrile Rolle vom Autoren entwickelt – die des gezwungenermaßen anzufordernden Mordkommissionsleiter Lederer, der sehr zum Leidwesen Frau Wegmeyers ein rechter Angeber zu sein scheint, zumindest, was die Fachlichkeit anbelangt. Cowboystiefel und Pornobalken (Schnauzbart) passen einfach eher zu einem abgehalfterten Problemermittler eines amerikanischen Halbwelt-Krimis, denn zu einem seriösen Auftritt eines Deutschen Kriminalkommissars. Allerdings übertünchen die spaßig angelegten Dialoge und Geschehnisse doch ein wenig den Gehalt eines tiefgehenden Kriminalromans, sprich: Motivlage sowie die sozialen, politischen, wirtschaftlichen, persönlichen, emotionalen und psychischen Hintergründe des Mordes geraten sehr ins Hintertreffen. Daher gibt es auch nicht die Unübertreffbarkeits-Bewertung mit 5 Sternen, sondern – dennoch sehr gute 4.

Im Verlauf des mit einigem Lokalkolorit und dennoch stets auch für Nichtbajuwaren gut nachvollziehbaren Romans sorgen die unterschiedlichen Ermittlungsmethoden der im Prinzip konkurrierenden Wegmeyer und Lederer für spannendes Vergnügen. Schnell findet man sich gut in de Gegend des Geschehens angekommen und verfolgt aufgeregt, wie sich Stück für Stück der Falle entwickelt und schlussendlich aufklärt. Die fiktive niederbayrische Niedernussdorfer Idylle offenbart sich denn doch als durchaus an der Moderne teilhabende Gemeinschaft inklusive vorgeschobener Ahnungslosigkeit und tatsächlicher dunkler Abgründe.

Die abwechslungsreich erzählten Ereignisse, die gut vermittelten Charaktere, der so beiläufige und doch zentrale Dauerstreit der Haupt-Protagonistin mit dem Haupt-Protagonisten sind ansprechend und bildhaft erzählt, so dass man bisweilen den Eindruck hat, es liefe die aktuelle Folge einer Fortsetzungsserie. Das Buch bereitet unterhaltsames Lesevergnügen und es darf gerne eine Fortsetzung aus Niedernussdorf geben.

(c) 8/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2012
Don Quijote
Cervantes Saavedra, Miguel de

Don Quijote


gut

Mit neuen Bildern historische Erzählungen entdecken
Die an sich triviale Geschichte von Miduel de Cervantes Saavedra über die Erlebnisse und Abenteuer des weltfremden und verarmten Edelmanns Quijano, der sich von einem Bauern zum Ritter schlagen lässt und fortan als Don Quijote idealistisch gegen die „Windmühlen der Ungerechtigkeiten“ in der Welt kämpft, ist die bekannteste Geschichte der Spanischen Literatur. Die etwa 400 Jahre alte Satire über die zur damaligen Zeit vorherrschenden üblichen Ritterromane geriet angesichts veränderter Lesegewohnheiten und Interessen der Lesenden deutlich ins Hintertreffen. Um also neu den Zugang zu dieser klassischen Geschichte der Weltliteratur für Kinder und Jugendliche attraktiv zu machen, wurde eine Adaption im Comic-Stil entwickelt und aktuell veröffentlicht.

Attraktiv und ansprechend gezeichnet baut sich durch die typische Bildsprache und Dramturgie eines Comics die nötige Lust zur Beschäftigung mit der Geschichte auf. Leider fehlt der tatsächliche Witz – ansich ein Comic-typisches Muss – denn die absurden Aktionen des Protagonisten sind eher brutal und verrückt, denn lustig. Vereinfacht, verkürzt und doch ausreichend nachvollziehbar nimmt einen die Geschichte – aber nur, weil bebildert - gefangen.

Störend sind die ausschließlich in großen handschriftlich anmutenden Blockbuchstabentexte, weil sie über mehrere Zeilen hinweg einfach schlecht lesbar sind. Sprachlich hätte es gut getan, die Texte dem aktuellen Sprachgebrauch anzupassen. So bleiben manche Aussagen doch unverständlich und für die erwünschte Lesegruppe sicher wenig zum Weiterlesen motivierend. Da werden sicher Einige doch wieder nur die Bilder betrachten und aus deren Abfolge ihre eigene Geschichte entwickeln.

Insgesamt gefällt die Idee gut, in Zeitgemäßer Form Kinder und Jugendliche, vielleicht auch Erwachsene in dieser lockeren Form Weltliteratur nahe zu bringen. Ob der Wunsch nach mehr dabei entsteht, bleibt abzuwarten. Der 1000 Seiten umfassende Originalroman ist dann doch noch mal eine andere Kategorie. Mehr Comics lesen zu wollen, könnte aber ein Ergebnis sein. So ist der Band „Don Quijote“ 3 Sterne von 5 wert.

(c) 7/2012, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2012
Die kleinen Drachenritter (Kinderspiel)

Die kleinen Drachenritter (Kinderspiel)


ausgezeichnet

Geschickt hochstapeln führt zum Gewinn

Der Drache Nils hat sich den Ritterschatz geschnappt und will ihn nicht mehr hergeben. Da begehren freilich die Ritter auf und wollen Gold und Geschmeide für ihre holden Ritterfräuleins wieder zurück erobern. Die hohen Burgmauern erklimmen sie dabei mit Leitern, Möbeln, Tiegeln und Wannen – eben allem was sich irgendwie stapeln lässt, um nach oben zu kommen.

Im Spiel versuchen alle die aufrecht gestellte, leicht schräg nach oben verlaufende Burgwand hoch zu kommen. Dazu stapeln sie nach einem Farbwürfel erhaltene runde und eckige Gegenstände aufeinander und hoffen, dass nichts zusammenstürzt. Ärgerlich, wenn der Drache bei Aufscheinen des grauen Farbpunktes auf dem Würfel Felsbrocken nach unten fallen lässt. Da kann schnell mal ein wackliger Turm einstürzen. Teile die nach unten plumpsen sind aus dem Spiel. Spannend ist also garantiert, denn stets zittert man mit, ob die eigene Konstruktion auch stabil genug ist, um nicht sofort einzustürzen und andererseits auch die Teile ausreichen, um nach oben zu gelangen.

Wer zuerst mit der eigenen Ritter- oder Ritterfräulein-Figur die Kante erreicht, gewinnt das feine Geschicklichkeitsspiel, welches sich auch auf der Nominierungsliste zum „Kinderspiel des Jahres“ befand.

Das Spiel bietet genug Reiz für jüngere Spielende, die Spielgeschichte passt und auch die Idee, Alltagsgegenstände oder Mobilar für den Stapelturm zu verwenden, gefällt. Die Idee, den Spielplan als eine schräg nach oben verlaufende Fläche einzusetzen ist attraktiv und einfallsreich. Die Kinder können zudem erfahren (lernen), dass nicht immer der vermeintlich schnellste Weg der Beste ist. Ein gutes Spiel mit Niveau für kleine Balance-Künstler.

(c) 6/2012 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.