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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2017
Stimme der Toten / Judith Kepler Bd.2
Herrmann, Elisabeth

Stimme der Toten / Judith Kepler Bd.2


ausgezeichnet

Hochspannender Kriminalroman

Inhalt:
Judith Kepler, Putzfrau mit der Zusatzqualifikation Tatortreinigung, soll die Spuren eines Todessturzes in einer Berliner Bank beseitigen. Dabei fällt ihr etwas auf, was der Polizei entgangen ist, und aus dem vermeintlichen Selbstmord wird ein möglicher Mord. Damit steckt Judith Kepler schon ganz tief in einer Verschwörung, denn sie gerät ins Blickfeld eines gewissen Bastide Larcan, der über ihre Vergangenheit Dinge weiß, die eigentlich der Geheimhaltung unterliegen.

Meine Meinung:
„Stimme der Toten“ ist der Nachfolgeroman von „Zeugin der Toten“ aus dem Jahr 2011. Man kann ihn aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen.

Mit dem Prolog, der sechs Jahre zuvor spielt, erhalten wir einen kleinen Einblick in Judiths Familiengeschichte, gerade so viel, wie man wissen muss, um die nachfolgenden Ereignisse zu verstehen. Dabei geht es schon gleich hochspannend los.

Diese Spannung hält Elisabeth Herrmann über die ganze Länge des Romans. Judith und mit ihr der Leser kommen kaum einmal zum Durchatmen. Judith findet sich in einer sehr unangenehmen Lage wieder. Zum einen wird sie zur Mithilfe beim Hacken der CHL-Bank gezwungen, dann kommt sie auch noch Neonazis in die Quere, und über allem liegt die Ungewissheit, was ihr als Kind wirklich passiert ist, wer Schuld daran trägt, dass sie ihre Eltern verloren und eine katastrophale Kindheit und Jugend erleiden musste.

Elisabeth Herrmann hat hier ein geniales Netz der verschiedenen Charaktere gesponnen. Diverse Geheimdienste mit aktiven sowie ehemaligen Mitarbeitern sind an der Geschichte beteiligt, und es ist unklar, wer wie mit drin hängt. Wem kann Judith vertrauen, wer steht hinter ihr, wer benutzt sie oder einen der anderen Beteiligten für seine Zwecke? Mir hat dieses Verwirrspiel ausgesprochen gut gefallen. Die Autorin konnte mich immer wieder auf falsche Fährten locken und mich auch immer wieder überraschen, weil sich so manche Person als ganz anders erwies, als ich zuerst dachte.

Auch der Schreibstil ist toll. Viele Dialoge lassen die Figuren lebendig wirken. Die Sprache ist nicht simpel, aber trotzdem einfach zu lesen.

Von ein paar Kleinigkeiten abgesehen, wo ich Judith hätte schütteln können, weil sie im Begriff war, etwas wirklich Dummes zu tun, hat mich dieser Kriminalroman von Elisabeth Herrmann mal wieder rundum begeistert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Die Judith Kepler-Reihe:
1. Zeugin der Toten
2. Stimme der Toten

Bewertung vom 21.09.2017
Was man von hier aus sehen kann
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Ein Roman zum Lachen und Weinen, so prall wie das Leben

Inhalt:
Luises Großmutter Selma kann den Tod vorhersehen. Immer wenn ihr ein Okapi im Traum erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Wen wird es dieses Mal treffen? Die abergläubische Elsbeth? Den Optiker, der alles erklären kann? Die immer schlecht gelaunte Marlies? Oder den alten Bauer Häubel, der sowieso findet, dass seine Zeit gekommen ist? Wie auch immer, das ganze Dorf ist in Aufruhr. Es werden letzte Vorbereitungen getroffen, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt. Mit dem, was dann passiert, hat aber keiner gerechnet …

Meine Meinung:
Ich habe mir dieses Buch aufgrund der vielen positiven Meinungen besorgt. Von Anfang an gefielen mir die Geschichte und vor allem auch Mariana Lekys Schreibstil sehr gut, aber ganz so euphorisch wie manch andere Rezensierende war ich auf den ersten hundert Seiten noch nicht. Doch dann schlug ein Ereignis wie eine Bombe bei mir ein und es war um mich geschehen. Mir wurde immer klarer, warum andere Lesende so begeistert von dem Roman sind.

Da ist zum einen der herrlich leichte und etwas poetische Schreibstil, der einen durch die Seiten fliegen lässt. Erzählt wird aus der Sicht von Luise. Anfangs ist sie erst zehn Jahre alt, am Ende etwa dreißig. Hier hat mir auch der zu Beginn kindliche Blick auf die Geschehnisse gut gefallen.

Dazu kommen die ganz wunderbar vielschichtigen Charaktere dieser kleinen Dorfgemeinschaft im Westerwald. Jeder kennt jeden. Jeder weiß, wie er mit den Marotten der anderen umgehen muss. Man sorgt füreinander und kümmert sich.

Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand, der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt. (S. 52)

Und schließlich ist es die Handlung an sich, die mich berührt hat. Sie ist einerseits alltäglich, andererseits aber auch etwas Besonderes. Es gibt so viele schöne Momente, aber auch sehr traurige. Mariana Leky hat mich mit ihrem Roman auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Ich habe mit den Protagonisten gebangt, habe über sie gelacht und mit ihnen Rotz und Wasser geheult.

Selten habe ich ein so berührendes und tiefsinniges Buch mit einer solchen Leichtigkeit gelesen. Ich habe jede einzelne Figur in mein Herz geschlossen und werde sie in den nächsten Tagen ganz sicher vermissen. Denn sie wirken so lebendig, so authentisch, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, sie schon ewig zu kennen.

Fazit:
„Was man von hier aus sehen kann“ ist ein wunderbar berührender Roman, der einen lachen und weinen lässt, mit einer klugen und tiefgründigen Geschichte und herrlich verschrobenen Figuren, die man einfach gern haben muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2017
Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2
Dahl, Arne

Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2


ausgezeichnet

Sehr komplexer Kriminalroman

Inhalt:
Der ehemalige Polizist Sam Berger und die ehemalige Geheimdienstmitarbeiterin Molly Blom sind auf der Flucht. Als Sams Kollegin Deer aka Desiré Rosenkvist einen seltsamen Brief erhält, in dem eine als Querulantin bekannte Frau Insiderwissen offenbart, bittet sie Sam und Molly, sich inoffiziell darum zu kümmern. Denn Deer ist angewiesen worden, offiziell nichts zu unternehmen. An der angegebenen Adresse erwartet das Ermittlerteam eine böse Überraschung …

Meine Meinung:
„Sechs mal zwei“ ist der 2. Band der Reihe um Sam Berger und Molly Blom. Die Rahmenhandlung des 1. Bandes wird hier fortgeführt, spielt aber nur eine geringe Rolle. Es ist natürlich immer besser, wenn man mit dem 1. Band in eine Reihe einsteigt, doch ist es hier nicht unbedingt notwendig. Es ist allerdings nicht sinnvoll, zuerst den 2. und dann den 1. Band zu lesen, da im 2. Band Details aus dem 1. Band verraten werden.

Arne Dahl verlangt den Lesenden einiges ab. Der Einstieg ist in gewisser Weise verwirrend, da die beschriebenen Szenen sich nicht klar einordnen lassen. Hier hilft es, einfach drauf los zu lesen und es auf sich zukommen zu lassen. Nach und nach klärt sich dann alles und die einzelnen Puzzlesteinchen fallen an den richtigen Platz. Ich kann verstehen, dass manche Lesenden damit Probleme haben und lieber gleich alles verstehen wollen. Mir persönlich gefällt Arne Dahls Erzählweise aber sehr gut. So kann man wild mit spekulieren. Außerdem verbirgt sich quasi auch hinter jeder Sequenz, die sich nicht auf den ersten Blick offenbart, eine Überraschung. Mehr als einmal musste ich daher meine Vermutungen revidieren und in eine ganz andere Richtung denken. Konzentriertes Lesen ist nötig, um keine Details zu verpassen und schließlich alles richtig zusammensetzen zu können.

Sam und Molly bekommen es mit einer unglaublich kalten und psychisch gestörten Person zu tun, die ihnen scheinbar immer einen Schritt voraus ist. Ihre Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass sie sich eigentlich vor der Polizei und dem Geheimdienst verstecken müssen, da sie im Zusammenhang mit einem Ereignis aus dem 1. Band gesucht werden. Außerdem kann Sam Molly nicht hundertprozentig vertrauen. Zu viel ist zwischen ihnen passiert. Dies alles erhöht die Spannung noch, die sowieso schon da ist.

Besonders gelungen sind auch die Beschreibungen der verschneiten Landschaft Lapplands. Hier wird man von der düsteren schwedischen Winteratmosphäre total gebannt und man wundert sich nicht, dass sie eine so kaltblütige Psyche hervorbringen kann.

Fazit:
Mir hat wie schon der 1. Band der Reihe auch der 2. ausgesprochen gut gefallen. Die Handlung ist rasant, spannend und nicht leicht zu durchschauen. Immer wieder erwartet die Lesenden eine neue überraschende Wende.

Die Reihe:
1. Sieben minus eins
2. Sechs mal zwei

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2017
Als ich Amanda wurde
Russo, Meredith

Als ich Amanda wurde


ausgezeichnet

Erste Liebe unter erschwerten Umständen

Inhalt:
Schon als Kind weiß Andrew, dass er eigentlich ein Mädchen ist. Doch wird er nicht als solches akzeptiert, sondern von seinen Klassenkameraden gemobbt und verprügelt. Auch der Vater hat große Probleme mit der Situation und trennt sich von seiner Familie. Nach einem gescheiterten Suizidversuch darf Amanda, wie sie sich nun nennt, endlich eine Hormonbehandlung beginnen und durch Operationen ihren Körper seinem wahren Geschlecht angleichen lassen. Amanda zieht schließlich zu ihrem Dad, um in dem Städtchen Lambertville, wo niemand sie und ihre Vorgeschichte kennt, neu anzufangen und auch wieder einen Draht zu ihrem Dad zu bekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben findet sie Freundinnen und ist glücklich. Als sie sich in Grant verliebt, könnte das Leben so schön sein, doch hängt ihr altes Ich wie ein Damoklesschwert über der Beziehung. Soll sie Grant sagen, dass sie früher Andrew war? Und wie wird er reagieren? Amanda zögert das klärende Gespräch immer weiter hinaus, bis es fast zu spät ist.

Meine Meinung:
Meredith Russo ist selbst eine Transfrau und weiß somit genau, worüber sie schreibt. Das merkt man dem Roman auch an. Sie ermöglicht uns so Einblicke in Amandas Gefühlswelt, lässt uns an ihren Ängsten und Zweifeln teilhaben, aber auch an ihren Hoffnungen und Zielen. Dass Amanda in der Ich-Form erzählt, kommt dem zugute.

In kurzen Rückblenden lernen wir Amanda als Kind und als Teenager kennen, erleben, was die einzelnen Lebensstufen für sie bedeuten und wie sie unter der Intoleranz mancher Mitmenschen leiden muss. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Gegenwart, der Zeit in Lambertville, als Amanda einen Neuanfang wagt. Es ist toll mitzuerleben, wie die junge Frau von ihren neuen Klassenkameraden aufgenommen wird und schnell Freundinnen findet. Man sieht so richtig, wie sie aufblüht. Auch dass sie von Grant begehrt wird, tut Amanda so gut. Gleichzeitig fühlt sie sich aber sehr unsicher, weil sie nicht weiß, ob er sie auch noch mögen würde, wenn er über ihre Vergangenheit Bescheid wüsste. Dabei wirkt Grant eigentlich sehr sympathisch und aufgeschlossen.

„Wir haben alle eine Vergangenheit. Das heißt nicht, dass wir keine Zukunft haben können.“ (Grant zu Amanda, S. 89)

Schließlich haben auch Grant und Amandas neue Freundinnen ihre Geheimnisse, die erst nach und nach offenbart werden. Auch Homosexualität und die Meinung der Kirche zu von der Norm abweichenden Identitäten werden hier am Rande gestreift.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig. Die Erzählung vermag einen zu fesseln, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Da einem Amanda sehr sympathisch ist, will man auch einfach wissen, wie es mit ihr weitergeht, und so liest man immer noch ein Kapitel und noch ein Kapitel.

Besonders gut haben mir auch die beiden Nachwörter, die sich an Cisgender bzw. Transgender richten, gefallen. Natürlich habe ich beide gelesen

Bewertung vom 10.09.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


ausgezeichnet

Ein ruhiger Roman, aber beeindruckend

Inhalt:
Jakob Franck ist der ehemalige Chef der Mordkommission der Kripo München. Doch auch im Ruhestand lässt sein Beruf ihn nicht los. Noch immer übernimmt er die Aufgabe, Angehörige vom Tod ihrer Lieben zu unterrichten und die aktiven Ermittler zu unterstützen. So auch im Fall des seit Wochen verschwundenen elfjährigen Lennard Grabbe. Als seine Leiche gefunden wird, bricht für die Familie alles zusammen.

Meine Meinung:
Aus gutem Grund wird dieses Buch vom Verlag nicht als Kriminalroman, sondern als Roman eingeordnet, obwohl ein Kriminalfall und seine Aufklärung sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Friedrich Ani rückt den Fall aber etwas in den Hintergrund und gibt den beteiligten Personen mehr Raum, als das sonst in einem Kriminalroman üblich ist.

Da ist zum einen die Mutter des Jungen, die sich komplett zurückzieht und mit niemandem mehr reden will. Nur mit ihrem geliebten Sohn hält sie weiterhin Zwiesprache. Lennards Vater versucht auf seine Weise, mit dem unermesslichen Verlust fertig zu werden. Und beim Onkel kommt mit Lennards Tod eine alte Geschichte wieder hoch.

Ani lässt uns intensiv an den Gedanken und Gefühlen dieser Menschen teilhaben. Dabei beweist er eine enorme Beobachtungsgabe und Empathie. Die Protagonisten erscheinen äußerst plastisch und lebensecht. Der Autor brachte sie mir so nahe, dass ich das Gefühl hatte, sie schon ewig zu kennen.

„Ermordung des Glücks“ ist der 2. Band der Reihe um Jakob Franck, kann aber ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Fazit:
Ein etwas anderer (Kriminal-) Roman, der durch seine unaufgeregte Erzählweise besticht und mit wenig Blut und wenig Hochspannung auskommt, aber trotzdem unglaublich fesselnd ist.

Die Reihe:
Der namenlose Tag
Ermordung des Glücks

Bewertung vom 08.09.2017
Das erste Opfer / Oxen Bd.1
Jensen, Jens Henrik

Das erste Opfer / Oxen Bd.1


sehr gut

Spannender Politthriller

Inhalt:
Niels Oxen, ein schwer traumatisierter ehemaliger Elitesoldat, will eigentlich nur seine Ruhe. Mit seinem Hund Mr White zieht er sich in die Wälder Dänemarks zurück. Dummerweise befindet er sich bald zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät in eine Mordermittlung. Das Angebot, den Geheimdienst zu unterstützen, kann er nicht ablehnen, wenn er heil aus der Sache herauskommen will. Zusammen mit der Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Franck sucht er nach Geheimnissen, die nie ans Tageslicht kommen sollten …

Meine Meinung:
„Das erste Opfer“ ist der Auftakt einer Trilogie um den Ex-Soldaten Oxen. Er bzw. seine psychischen Traumata spielen eine zentrale Rolle. Sein Misstrauen gegenüber anderen Menschen ist wirklich außergewöhnlich, erklärt sich im Lauf des Buches allerdings, denn ihm wurde in seinem Leben schon übel mitgespielt.

Das Zusammenspiel mit der Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Franck hat mir gut gefallen. Die beiden sind ein tolles Team, wenn sie sich auch erst langsam zusammenraufen müssen. Auch Franck hat einen interessanten Hintergrund, der erst allmählich zutage tritt. Da die zwei Protagonisten sich nie sicher sein können, wer in der Verschwörung mit drin hängt, stehen sie immer wieder vor der Herausforderung, zu entscheiden, wem sie Informationen zukommen lassen und wem besser nicht.

Für mich ergab sich ein Großteil der Spannung aus eben dieser Ungewissheit, wer was zu verbergen hat. Aber es gibt auch einige Actionszenen mit großem Nervenkitzel, wie ich es bei einem Thriller erwarte. Dennoch geht es für einen Thriller fast gemächlich zu, da einfach auch eine große Menge Überlegungen angestellt werden und die Action etwas im Hintergrund steht. Und obwohl es sehr viele Tote gibt, hält sich die Brutalität noch in Grenzen.

Fazit:
Ein fesselnder Auftakt eines dänischen Autors, der mich zwar nicht atemlos, aber doch zufrieden zurücklässt. Auf die weiteren Bände um die interessante Figur Oxen bin ich schon neugierig.

Die Reihe:
1. Das erste Opfer
2. Der dunkle Mann (voraussichtl. ET: 09. März 2018)
3. Gefrorene Flammen (voraussichtl. ET: 20. Juli 2018)

Bewertung vom 22.08.2017
Und du kommst auch drin vor
Bronsky, Alina

Und du kommst auch drin vor


sehr gut

Skurril, aber auch recht witzig

Inhalt:
Die vierzehnjährige Kim muss mit ihrer Klasse zu einer Autorenlesung gehen. Sie staunt nicht schlecht, als sie sich und ihr eigenes Leben in der Geschichte der Autorin Leah Eriksson erkennt, Neugierig darauf, wie es weitergeht, kauft sie sich das Buch in der nächsten Buchhandlung. Ab nun bestimmt das Buch zum Teil ihr Leben, vor allem, weil es für ihren Klassenkameraden Jasper böse aus geht. Dies will Kim zusammen mit ihrer besten Freundin Petrowna um jeden Preis verhindern.

Meine Meinung:
Von Alina Bronski habe ich schon „Scherbenpark“ mit Begeisterung gelesen und ein weiteres Buch, das mir auch gut gefallen hat. So war ich natürlich neugierig auf ihr neuestes Werk.

Die Idee ist schon mal klasse. Wer wäre nicht gerne mal eine Romanfigur? Doch für Kim wirkt das alles mehr als gruselig, sind in dem Buch doch ihre eigenen Worte und Gedanken wortwörtlich zu lesen. Ihr Verlangen, mit der Autorin darüber zu sprechen, kann ich gut verstehen. Denn die kennt Kim doch gar nicht. Woher weiß sie so genau, was in deren Leben los ist?

Der Schreibstil ist sehr einfach, was zur Altersempfehlung von 10-13 Jahren auch gut passt. Da Kim in der Ich-Form erzählt, ist die Sprache die einer Vierzehnjährigen, sodass die jungen Leser sich sicher gut in sie hineinversetzen können.

Kim ist ein ganz normales Mädchen. Der Vater hat die Familie vor kurzem verlassen, was Kim noch nicht so ganz verdaut hat. In der Schule ist sie nicht besonders gut, aber dank ihrer besten Freundin Petrowna, die ihr in allem eine große Unterstützung ist und immer eine Lösung weiß, meistert Kim ihr Leben, so gut es eben geht.

Noch besser als Kim gefiel mir die Figur der Petrowna. Sie ist ein herrlich schillernder Charakter. Mit der Autorin Leah Eriksson hatte ich aber meine Probleme. Sie benimmt sich total daneben, ist arrogant und unfreundlich, wofür es anfangs überhaupt keinen Grund gibt.

Kim und Petrowna versuchen nun, das Buch quasi auszutricksen, indem sie bewusst Kims Leben verändern. Damit wollen sie Jasper retten. Wie die beiden das anstellen, ist recht witzig und unterhaltsam. Dabei ist es natürlich auch ein bisschen spannend, ob es ihnen gelingt, denn Jasper ist ein netter Kerl, dem keiner was Böses will.

Fazit:
Eine skurrile Geschichte, die bei den jugendlichen Lesern für ein paar unterhaltsame Stunden sorgt und dabei noch ein wenig Stoff zum Nachdenken gibt.

Bewertung vom 21.08.2017
Was kann einer schon tun?
Martin, Peer

Was kann einer schon tun?


ausgezeichnet

Fragen über Fragen

Inhalt:
In vier fiktiven Gesprächen sucht Peer Martin nach Antworten, nach Lösungen zur Rettung der Welt. Ob er sich nun mit seiner Hündin Lola „unterhält“, mit einem jungen deutschen Au-pair-Mädchen, mit einem illegal nach Kanada eigereisten Flüchtling aus Somalia oder mit seinem zehnjährigen Sohn, spielt dabei gar nicht so die große Rolle. Jeder hat etwas zur Lösung beizutragen.

Meine Meinung:
Das Büchlein ist etwa in DIN A 6-Format, also sehr handlich. Mit seinen nur gut einhundert Seiten wirkt es auch recht übersichtlich, und man sollte meinen, dass man es innerhalb kürzester Zeit gelesen hat und beiseitelegen kann. Das kann man natürlich tun. Besser wäre es aber vielleicht, wenn man immer nur einen kurzen Abschnitt, zum Beispiel eins der Gespräche, lesen und das Gelesene nachwirken lassen würde. Eigene Gedanken dazu sind bestimmt auch nicht verkehrt. Auch wenn der Text nur recht kurz ist, steckt in diesem Buch doch so viel Weisheit. Jeder Satz, jedes Wort ist wichtig und fordert uns heraus. Man kann dieses Buch sicher auch mehrmals lesen und immer wieder Neues darin entdecken.

Schon das Cover und das Vorsatzpapier finde ich klasse. Hier findet man eine enorme Ansammlung von Köpfen, die ganz verschiedene Menschen aus der ganzen Welt darstellen. Es sind einerseits Individuen, zusammen sind sie aber eine schier unüberschaubare Menge von Menschen, die alle in die gleiche Richtung blicken – und dann eben zusammen auch etwas bewirken können.

Obwohl die verschiedenen Gespräche nur relativ kurz sind, sind sie doch sehr intensiv. Es werden verschiedene Fragen besprochen. Zum Beispiel, woher die Angst vor Fremden kommt. Oder wo Toleranz aufhört. Dabei fühlt man sich als Leser direkt in das Gespräch integriert und damit auch aufgefordert, über die Fragen und aktuellen Probleme nachzudenken und sich zu überlegen, wie unsere Welt noch zu retten ist. Was man als Einzelner tun kann, um seinen Teil dazu beizutragen. Denn dass einer allein die Welt nicht retten kann, dürfte klar sein. Aber alle zusammen – oder zumindest viele zusammen – können es schaffen.

Trotz aller Probleme, die die Welt hat und die hier angesprochen werden, schafft es Peer Martin durch seinen einzigartigen Schreistil doch immer wieder, den Leser zum Schmunzeln zu bringen.

Auch wenn dieses Buch als Jugendbuch eingeordnet ist, fände ich es schade, es auf diese Zielgruppe zu beschränken. Jeder sollte es lesen und sich davon inspirieren lassen, sich dazu ermutigen lassen, aktiv zu werden, und wenn es nur im ganz Kleinen ist. Wichtig ist, dass wir uns nicht von Angst und Hass lähmen lassen und jeden Tag von Neuem für eine bessere Welt eintreten.

Bewertung vom 20.08.2017
So klingt dein Herz
Ahern, Cecelia

So klingt dein Herz


gut

Die versprochene Magie dieser Geschichte suchte ich vergeblich

Inhalt:
Laura lebt zurückgezogen, versteckt vor der Welt, inmitten der Natur im County Cork in Irland. Sie hat eine ganz besondere Gabe: Sie kann jedes Geräusch, jede Stimme täuschend echt nachmachen. Meist tut sie das ganz unbewusst und verarbeitet so ihre Eindrücke. Als der Tontechniker Solomon sie im Wald findet, fühlt er sich sofort wie magisch von Laura angezogen, und sie scheint ihm zu vertrauen.

Meine Meinung:
Ich bin ein großer Fan von Cecelia Ahern und habe alle ihre Bücher gelesen. Meistens konnte sie mich begeistern. Ihre Romane haben oft etwas Magisches und meistens sehr Gefühlvolles, das mich berührt. Auch bei ihrem neuesten Werk wurde dies versprochen, aber leider konnte ich es diesmal nicht finden.

Der Schreibstil ist zwar sehr locker und flüssig, sodass man nur so durch die Seiten fliegt, aber die Geschichte entwickelt sich nicht besonders magisch. Zwar werden kurze Momente beschrieben, die Lauras Einfluss auf andere Menschen ausdrücken sollen, aber das wirkte auf mich nur wie gestellt. Es konnte nicht wirklich zu mir durchdringen und mich im Innersten berühren. Dabei wollte ich mich so gerne von diesem Roman und seiner besonderen Protagonistin verzaubern lassen.

Denn etwas Besonderes ist Laura schon mit ihrer tollen Gabe, die sehr an einen australischen Vogel, den Leierschwanz, erinnert. Er ahmt andere Vögel, aber auch sonstige Geräusche in seiner Umgebung perfekt nach (es lohnt sich, im Netz mal nach einem entsprechenden Video zu suchen). So heißt im englischen Original der Roman auch „Lyrebird“, was meiner Meinung nach viel besser passt als der schnulzige deutsche Titel, der mit der Handlung nur wenig zu tun hat. Auch das deutsche Cover empfinde ich als Fauxpas, zeigt es doch einen Dompfaff und keinen Leierschwanz.

Mit den Charakteren stand ich ein paar Mal auf Kriegsfuß. Obwohl ich Laura und Solomon eigentlich sehr gerne mochte, hätte ich sie diverse Male schütteln mögen, weil sie sich so dämlich verhalten. Weil sie einfach nicht sehen, was glasklar auf der Hand liegt. Dabei schien mir auch Lauras Entwicklung insgesamt nicht besonders glaubwürdig.

Fazit:
Auch wenn ich nicht gerade begeistert bin, habe ich das Buch doch einigermaßen gern gelesen. Es hat mich schon interessiert, wie es mit Laura weitergeht und ob sie schließlich ihr Glück findet. Deshalb kann ich das Buch eingeschränkt empfehlen, man sollte aber nicht zu viel davon erwarten. Aus diesem Plot hätte man eine viel gefühlvollere Geschichte mit viel mehr Tiefgang machen können.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.