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Benutzername: 
melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2020
Dornteufel
Almstädt, Eva

Dornteufel


weniger gut

1. Versuch

Zum Inhalt:
Eine Selbstmörderin in New York, eine Technikerin in Indien, ein Flüchtling auf dem Weg ins gelobte Land, eine erfolgreiche Pariserin, - alle ohne ihr Wissen verstrickt in die Machenschaften eines Kosmetikkonzerns, der für den Profit über Leichen geht. Über sehr viele Leichen.

Mein Eindruck:
„Dornteufel“ war Eva Almstädts erster Versuch im Bereich „Thriller“ und auch ihr (bis jetzt) letzter, da sie mit der Kriminalroman-Reihe um Pia Korritki zu Recht erfolgreicher war. Denn „Dornteufel“ mutet wie ein zu voll gepackter Koffer an, auf den sich jemand gesetzt und damit Teile des Inhalts zerstört hat. Dabei enthält die Geschichte viel Schönes: Internationale Schauplätze, kluge und erfolgreiche Menschen, ein schurkischer Konzern, etwas Liebe und etwas Drama – beste Zutaten für genussvolle Lesestunden. Doch dann mixt die Autorin (wahrscheinlich dem Zeitgeist geschuldet) eine völlig überflüssige Flüchtlingsgeschichte dazu, führt noch mehr Personen ein, verliert den Überblick und murkst deshalb eine erkleckliche Zahl ihrer Charaktere ab. Ähnlich konfus verfährt sie mit ihrer Handlung. Fragen über Fragen werden aufgeworfen, zu wenige davon beantwortet. So verfestigt sich der Eindruck, dass bei beginnender Ratlosigkeit eben der Charakter und/oder der Handlungsstrang lieber geopfert, als ein Ausweg aus der Lage gesucht wird.
Doch in einigen Teilen merkt man schon das spätere Können der Autorin. Die Spannung zieht wenigstens zum Ende hin an und bei allen Zufällen und Unwägbarkeiten fiebert man doch mit einigen der Hauptpersonen zusammen einem Showdown entgegen, der Thrillereigenschaften besitzt.
Somit ist wirklich erfreulich, dass das Talent Almstädts nicht verloren ging, sondern in einen besseren Kanal überführt wurde.

Mein Fazit:
Da übte sie noch

Bewertung vom 22.11.2020
Das Geheimnis von Dower House (eBook, ePUB)
Blake, Nicholas

Das Geheimnis von Dower House (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Alt, aber nicht verstaubt

Zum Inhalt:
Ein berühmter Kampfflieger erhält seltsame Nachrichten, die ihm mit einem Tod an Weihnachten drohen. Deshalb wird der Detektiv Nigel Strangeways engagiert, um dieses Schicksal abzuwenden. Doch Nigel scheitert und natürlich ist es Ehrensache, dann wenigstens den Mörder zu entlarven und seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Mein Eindruck:
Das Buch von Nicholas Blake ist schon im reifen Seniorenalter, trotzdem fällt das gar nicht so sehr auf, - es könnte gut ein Cosy Crime der heutigen Zeit sein, welches eben nur zwischen den Weltkriegen spielt. Die Figurenschar ist typisch exzentrisch, der Detektiv ein sympathischer Gentleman mit aristokratischen Wurzeln und die Polizei lässt sich gerne helfen. Der Fall selbst – ein gutes Whodunnit – bietet noch eine amüsante und überraschende Wendung zum Schluss auf, welche heutige Schriftsteller gerne in ihren Epilogen versuchen, jedoch zum Teil schmachvoll scheitern. Einzig die Charakterzeichnung ist ein wenig zu oberflächlich geraten, - die Charaktere sind eher holzschnittartig und lösen keinerlei Kopfkino aus. Doch die Geschichte selbst ist gut durchdacht, die Schauplätze interessant, es bietet sich die Möglichkeit, selber zu knobeln und die Herleitung des Mordes wird vom Detektiv gut übermittelt….
…. und das sogar zweimal….
Bei dieser Güte eines Krimis verwundert es, dass Nicholas Blake nicht schon früher neu aufgelegt wurde, man kann aber davon ausgehen, dass weitere Fälle mit Nigel Strangeways folgen werden.

Mein Fazit:
Gut abgehangen

Bewertung vom 13.11.2020
Mord im Santa-Express
Beinßen, Jan

Mord im Santa-Express


sehr gut

Appetithäppchen

Zum Inhalt:
Der letzte IC von Hamburg nach München ist nicht besonders voll, - schließlich ist Heiligabend und den möchten die meisten Menschen nicht im Zug verbringen. Aber ein paar sind doch unterwegs und plötzlich ist einer von ihnen tot.

Mein Eindruck:
Das Buch ist genau das Richtige für eine Zugfahrt. Es hat eine überschaubare Anzahl an Seiten (206) und zwar nicht zu viele Charaktere, derer aber genug, um ein Szenario aufzubauen, in dem Platz für Spekulationen und Humor bleibt. Jörg Beinßen gibt sich Mühe mit seiner Personenschar und schafft für alle einen Hintergrund und für einige mögliche Mordmotive. Dazu zwei liebenswerte Protagonisten mit ganz eigener Lebensgeschichte und ein Schreibstil, der einfach, aber nicht simpel ist.
Und so fährt man genüsslich und einigermaßen unaufgeregt (obwohl es einen Showdown gibt, der sich wirklich gewaschen hat) weißen Weihnachten in München entgegen. Einem Weihnachten, in dem jede Person im Zug das bekommt, was ihr zusteht.

Mein Fazit:
Ein schönes Buch für Zwischendurch

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Bewertung vom 10.11.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


sehr gut

Altlasten

Zum Inhalt:
Tom Babylon wird zu der grausam zugerichteten Leiche eines Rockstars gerufen. Bei den Ermittlungen muss er feststellen, dass nicht nur der Musiker, sondern auch dessen Mörder mehr mit Tom zu tun hat. So viel, dass Tom bald selbst vom Ermittler zum Verdächtigen wird.

Mein Eindruck:
Marc Raabe bleibt seinem Stil treu: Sehr rasant, sehr blutig und mit Charakteren, die bei allem inneren Kampf und Problemen ihren Humor bewahren und Stärke beweisen. So können sich seine Leser/innen bequem zurücklehnen und eine Geschichte genießen, die nicht nur eine problematische Konstellation im Hier und Jetzt aufweist, sondern bis in die Zeit des Mauerfalls zurückreicht. Leider schießt Raabe mit seiner Konstruktion von Identitäten, Beziehungen und Familienbanden ein wenig über das glaubhafte Ziel hinaus, - doch spannend ist das Ergebnis auf jeden Fall und bietet einen Cliffhanger, der sich nicht nur für Tom Babylon gewaschen hat.
Die Aufteilung der Geschichte auf Vergangenheit und Gegenwart ist überaus gelungen, obwohl das endgültige Schicksal von Toms Mutter früh bekannt ist. Doch der Weg dorthin ist das Ziel und die Verquickung mit dem Heute die Kirsche auf der Torte.
Es ist zwar fraglich, wie der Autor die Rückkehr Toms an die Ermittlerfront gestalten möchte, - einen nächsten Thriller rund um ihn und seine Kollegen dürfte aus Verlags- und Lesersicht dennoch nichts im Wege stehen.

Mein Fazit:
Manchmal ist Wasser genauso dick wie Blut

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Bewertung vom 08.11.2020
Frostgrab (eBook, ePUB)
Reynolds, Allie

Frostgrab (eBook, ePUB)


sehr gut

Rache kalt genossen

Rache kalt genossen

Zum Inhalt:
Vor 10 Jahren verschwand die Snowboarderin Saskia und wurde für tot erklärt. Jetzt bekommen die fünf Mitglieder ihrer alten Clique die Einladung zu einem Wiedersehen auf einer Berghütte. Kaum sind sie oben, steht die Anklage im Raum, dass einer von ihnen Saskia ermordet hat. Und dann sind die Handys weg, der Strom fällt aus und es scheint, dass sich noch jemand am Berg herumtreibt, - oder ist es doch ein Mitglied der Gruppe?

Mein Eindruck:
Die ehemalige Snowboarderin Allie Reynolds hat sich für ihr Debüt ein Metier zur Grundlage gemacht, in dem sie sich auskennt: Die Disziplin Freestyle mit dem Snowboard. Zwar verlieren Nicht-Insider schnell den Überblick bei den ganzen beschrieben Moves und Sprüngen, - der Enthusiasmus und der unbedingte Wille zum Sieg ist jedoch auch für Nichtsportler spürbar und wird so insbesondere zu einem Pfund, wenn die Autorin das Geschehen von vor 10 Jahren schildert. Die Vorkommnisse sind glaubhaft, die Schwingungen in der Gruppe gut erzählt und die Charaktere interessant gezeichnet.
Doch auch die Gegenwart macht sehr lange viel Spaß, da die aufkommende Angst innerhalb der Gruppe wirklich gut beschrieben ist, jeder verdächtig scheint und erst spät einer in dieser Art von Lektüre geübten Person klar wird, wie der Hase läuft. Der sich daraus ergebene Showdown ist jedoch gegenüber seiner Hinführung irgendwie zu undramatisch (dann ist halt jemand tot) und gar keinen Gefallen tut sich die Autorin mit dem Epilog (wer hat eigentlich beschlossen, dass man immer einen Epilog braucht?), bei dem die Überlebenden die Ereignisse – und zwar auch die von vor 10 Jahren - so abgeschüttelt haben, dass ihr schlechtes Gewissen und die daraus resultierenden Gefühlsqualen bei dem Treffen unglaubhaft werden.
Doch bis dahin ist das Buch brillant und verliert nur einen Punkt zur Höchstwertung.

Mein Fazit:
Für dieses Debüt die Silbermedaille

Bewertung vom 31.10.2020
COLDTOWN - Stadt der Unsterblichkeit
Black, Holly

COLDTOWN - Stadt der Unsterblichkeit


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Es gibt Vampire, doch zu ihrer eigenen Sicherheit (und der der Menschen) leben sie in abgeschlossenen Gebieten, den Coldtowns. Doch ab und zu bricht einer aus, wie Tana leidvoll erfahren muss, als sie nach einer Party in einem Meer von Blut erwacht und nicht nur ihren Ex-Freund mit Bisswunden auffindet, sondern auch noch Gavriel, einen Vampir. Gemeinsam mit den beiden fährt sie nach Coldtown in der Hoffnung, dort Hilfe zu finden.

Mein Eindruck:
Im Original heißt das Buch „The Coldest Girl in Coldtown“ und dieser Titel trifft es perfekt. Den Tana ist dermaßen abgebrüht und cool, dass es einem fröstelt, - auch ohne die Verletzung eines Vampirs, die bei den Infizierten zu Schüttelfrost führt. Eine Heroine ganz nach weiblichem Geschmack der jugendlichen Zielgruppe: Stark, schön, unerschrocken und doch mit einem gewissen Grad an Verletzlichkeit und – vor allen Dingen – Liebe zu den Menschen (und Vampiren), mit denen sie sich verbunden fühlt. Außerdem gefällt, dass die „Essenz“ eines Menschen auch dann bleibt, wenn er sich in einen Vampir verwandelt hat und er sich trotz allem Hunger seine Ansicht von Ehre bewahrt.
Doch neben ihren Charakteren zeichnet sich Holly Blacks Buch vor allen Dingen durch die wunderbaren Beschreibungen ihrer Umgebungen aus, die bei der Leserschaft ein fantastisches Kopfkino bewirken: Egal, ob der blutverschmierte Morgen nach der Party, die heruntergekommenen Häuserschluchten oder die barock anmutende Gesellschaft bei Lucien, dem herrschenden Vampir dieser Coldtown, - alles ist absolut klar, opulent und drehbuchreif beschrieben. Dazu gibt es natürlicherweise noch ein paar Kämpfe, die nicht selten mit dem Tod enden, - das perfekte Spektakel für einen Film und es verwundert, warum Holly Blacks Buch noch nicht verfilmt wurde. Denn diese Geschichte wäre es wert: Starke Charaktere, differenziertere Betrachtung als nur das dröge gut/schlecht und nichts dazwischen und die Einbeziehung der modernen Medien passt viel besser in die heutige Zeit als irgendwelche Love-Stories im amerikanischen Hinterland.

Mein Fazit:
Die Vampire sind angekommen im Hier und Jetzt, - in jeder Hinsicht

Bewertung vom 18.10.2020
Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


ausgezeichnet

Nicht tot zu kriegen

Zum Inhalt:
Vaelin hört davon, dass Sherin, die erste Frau, die er geliebt hat, in großer Gefahr ist. Als Heilerin versucht sie gemeinsam mit der Jadeprinzessin, einer fast gottgleichen Person, die Gefahr zu bannen, die von einem selbsternannten Gott ausgeht. Dieser nennt sich – ähnlich wie Vaelin – Dunkelklinge. Und sein Ziel ist nichts weniger, als die ganze Welt zu beherrschen. Vaelin schart einige seiner alten und auch neuen Kampfgefährten um sich und bricht auf, um Sherin zu retten und dem abgrundtief Bösen Einhalt zu gebieten.

Mein Eindruck:
Das Lied des Blutes ist zwar verklungen, doch dafür hört Vaelin jetzt das Lied des Wolfes. Für die Leser ist die Kenntnis der „Rabenschatten“-Trilogie nicht unbedingt nötig, da Vaelin es hauptsächlich mit neuen Charakteren zu tun bekommt und die alten mit einigen Sätzen charakterisiert werden; hilfreich wäre sie auf jeden Fall. Denn es macht einfach mehr Spaß (so weit man bei einem Buch, das so vor Blut strotzt, das es praktisch nur mit Mullbinde zu benutzen ist, von Spaß sprechen kann), wenn man die Vorgeschichte kennt.
Gewohnt bildgewaltig lässt Ryan seine Städte erstehen, seine Helden leben, leiden und auch sterben. Dabei entstehen im Kopf nicht Fernsehbilder, sondern großes Kino, mit Dolby Surround und Technicolor. Denn auch in diesem Start einer Fantasy-Trilogie wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Hier sterben Götter wie Menschen, das Böse und das Gute sind ultimativ und selbst Gauner haben Ehre im Leib.
Absolut großartig auch die Charaktere, bei denen Ryan keinen Unterschied bei den Geschlechtern oder dem Alter macht: Hier kann ein zwölfjähriger Junge böse sein und ein Greis mutig. Und – außer der Hauptperson – ist niemand vor dem Tod sicher. Das ist spannend und berührt. Und macht Lust auf den zweiten Teil.


Mein Fazit:
Mittelalter und Magie in perfekter Mischung

Bewertung vom 18.10.2020
Die Stimme
Tremayne, S. K.

Die Stimme


ausgezeichnet

Böse kleine Helferlein

Zum Inhalt:
Jo ist freiberufliche Autorin für eine Zeitschrift, momentan etwas knapp bei Kasse und deshalb glücklich, dass ihre Freundin Tabitha ihr eine Wohnung zur Verfügung stellt. Tabithas Freund hat diese Heimstatt mit allerhand technischem Schnickschnack ausgestattet und Jo lässt sich von den Helferlein gerne einmal beglücken, - bis diese plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln scheinen, welches Jo in den Wahnsinn zu treiben sucht. Oder leidet sie möglicherweise doch an der Geisteskrankheit, die schon ihren Vater zum Selbstmord veranlasst hat?

Mein Eindruck:
Genüsslich schüttet Tremayne Wasser auf die Mühle all jener Verschwörungstheoretiker, die es ja schon immer gewusst haben: So himmlisch bequem die smarten Gegenstände auch sein mögen, die unser Leben erleichtern sollen, - in den falschen Händen können sie uns eben auch die Hölle auf Erden verursachen. Da der Autor den gesamten Freundes- und Bekanntenkreis seiner Protagonistin mit Technik-Freaks bestückt, ist es schwierig, den Täter zu identifizieren. Und das Ende ist dann wirklich überraschend, wenn auch folgerichtig und gut erklärt. Zwar befassen sich einige Kapitel mit anderen Personen aus Jos Umfeld, meistens bleibt der Fokus jedoch auf einer verstörten (oder gestörten?) Frau, welche ihr gesamtes Leben in Scherben fallen sieht. Wenn es in Teilen ein wenig unglaubwürdig ist, dass ausgerechnet Menschen, die wissen, wie man Technik manipulieren kann, völlig taub gegen Jos Beteuerungen sind, macht die gute Darstellung von Beklommenheit, die in Angst umschlägt, dieses Manko schnell wieder wett.
Einmal in der Hand, lässt sich das Buch nicht mehr weglegen. Allerdings sollte man darauf achten, danach nicht alleine zu Hause zu sein.

Mein Fazit:
Alexa, öffne den Mülleimer und spring hinein!

Bewertung vom 11.10.2020
Bretonische Spezialitäten / Kommissar Dupin Bd.9 (eBook, ePUB)
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Spezialitäten / Kommissar Dupin Bd.9 (eBook, ePUB)


gut

Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht

Zum Inhalt:
Dupin nimmt an einem Workshop teil, der die Verbindung der Polizeipräfekturen in der Bretagne stärken soll. Bei einem Ausflug in die örtliche Markthalle wird er Zeuge eines Mordes an einer berühmten Köchin. Die Täterin ist schnell identifiziert und gefasst: Ihre Schwester, ebenfalls eine Größe im Geschäft mit den leiblichen Genüssen.
Doch was war das Motiv? Und warum hört mit der Ergreifung der Täterin das Morden nicht auf?

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist eine sehr gelungene Liebeserklärung an die Bretagne und das gute Essen, welches man dort findet. Bannalec schwelgt in den Beschreibungen der Schönheiten von Natur, Landschaft und den Möglichkeiten, die sich dort für die Kulinarik ergeben. Als Amuse-Gueule für den Landstrich unbedingt geeignet, - als Appetitanreger auf eine spannende Krimihandlung mit vielschichtigen Charakteren jedoch weniger. Bis zum Ende lauert man auf einen geschickten Twist, welcher die so klare Tat aus einem unerwarteten Blickwinkel neu definiert, doch dieser bleibt aus. Dazu verhalten sich die Polizei und insbesondere Dupin einige Male weder professionell noch geschickt, es bleibt unklar, warum sich die heimische Sternegastronomie so ins Zeug für ein paar Polizisten legt (und anscheinend immer unentgeltlich, denn mit normalen Gehältern wären die Genüsse wohl nicht bezahlbar) und Kommissar Zufall spielt eine zu große Rolle. Das Verhalten einiger Charaktere ist seltsam (beispielsweise ist die zuständige Kommissarin erst sehr abweisend gegenüber Dupin, arbeitet dann jedoch total gerne mit ihm) und bisweilen unglaubwürdig: Wenn die Liebe meines Lebens in einer anderen Zeitzone ist, würde ich mir den Wecker stellen, um einmal mit ihr reden zu können.

Mein Fazit:
Als Krimi nicht besonders, als Reisetipp gigantisch gut

Bewertung vom 07.10.2020
Die dunklen Pfade der Magie
Larkwood, A. K.

Die dunklen Pfade der Magie


gut

Für ein Debüt gelungen

Csorwe ist eigentlich ihrem Gott als Braut versprochen, was einem Todesurteil gleich kommt. Doch ein Zauberer überredet sie, mit ihm zu fliehen und lässt sie zur Kämpferin ausbilden, um den Thron seiner Stadt zurückzuerobern. Zeitgleich flieht eine andere Zauberin aus Csorwes Reich und versucht – genau wie Csorwes Begleiter – an ein Kästchen zu kommen, welches unbegrenzte Macht verheißt.

Mein Eindruck:
Falls Irgendjemand in Hollywood meint, dieses Buch verfilmen zu wollen, sollte das Konzept der Serie und nicht das des Films bevorzugt werden. Denn jedes Mal, wenn man denkt, man hat das vorgegebene Finale des Buches verstanden, ist es schneller erreicht als gedacht und ein nächstes Ziel wird ausgerufen. Und dann geht das Ganze von vorne los. Das ist irgendwie immer wieder unbefriedigend, weil dadurch keine größere Spannung aufgebaut wird oder Nüsse zu knacken sind, sondern sich die Geschichte stellenweise wie Kaugummi zieht.
Die vielen Namen zu Beginn spiegeln ebenfalls mehr Inhalt als gedacht vor, denn einige Charaktere haben einen Auftritt, der noch nicht einmal eine halbe Seite umfasst und sterben schneller, als man „ups“ denken kann.
Doch „Die dunklen Pfade der Magie“ haben auch Einiges zu bieten: Die Tore, welche die Welten verbinden, der Zusammenschluss von Magiern oder auch die Macht der Götter wäre ausbaufähig, - in einem zweiten Teil, der dank des offenen Endes bestimmt vorgesehen ist.
Die Idee, sämtliche Hauptpersonen als queere Charaktere zu zeigen, ist nicht mehr neu und nutzt sich langsam ab. Bei dem Background der Autorin ist es aber verständlich und gelungen, da man ihr absolut nicht unterstellen kann, auf den Zug der politischen Korrektheit aufspringen zu wollen und sich dafür schulterklopfend feiern zu lassen.

Mein Fazit:
Für einen Einstieg gelungen, ob es mehr sein kann, müsste ein Folgeband zeigen