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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2012
Ulrich und seine Täter
Sommerer, Amaryllis

Ulrich und seine Täter


gut

Der Chef ist tot

Entsetzen unter den Drehbuchautoren einer TV-Familienserie: Ihr Mentor und Chef ist tot. Wie soll es mit ihnen, mit der Serie weitergehen? Wer wird seinen Posten übernehmen? Und wie ist Ulrich eigentlich ums Leben gekommen? Viele Fragen tun sich mit dem Tod von Ulrich auf.

Es herrscht Panik unter den Drehbuchautoren der Familienserie, irgendwie waren sie alle von Ulrich abhängig. Für den einen war er der Mentor, für die andere der Ex-Mann, für einen weiteren das Sprungbrett zur Karriere zum Kino. Da ist zum einen Barbara, ein männermordender Vamp, vor der kein Mann sicher ist. Dann die verschüchterte Didi, das „alte Mädchen“, das es jeden versucht recht zu machen und nur beim Schreiben aufblüht. Aber auch Ulrichs Ex-Frau Franziska kommt weder über die Trennung, die erneute Heirat von Ulrich und noch weniger über seinen Tod hinweg, der Alkohol ist ihre einzige Zuflucht. Der ältere Amadeus flüchtet sich nach London und Richard sieht plötzlich Aufstiegschancen für sich: er könnte der Nachfolger von Ulrich als Chef der Fernseh-Unterhaltung werden, wenn denn die Geschäftsleitung mitspielt.

Intrigen, Lügen, Machtgerangel, Ängste, Rache. Amaryllis Sommerer lässt ihre verschiedenen Protagonisten einen regelrechten Seelenstriptease hinlegen und schaut zudem etwas überspitzt hinter die Fassade der Glitzerwelt des Fernsehens, die bei genauerem Hinsehen gar nicht so glitzernd ist. Denn hier kämpft jeder ums Überleben. Ständig drängen neue Jung-Schauspieler, Jung-Drehbuchautoren und Jung-Regisseure auf den Markt und für die Etablierten gestaltet sich der Arbeitsalltag zu einem wahren Überlebenskampf, der ständig ihre Existenz zu bedrohen scheint.

Sehr wortgewandt, flüssig, stellenweise direkt und mit viel Hintergrundwissen erzählt Amaryllis Sommerer ihre Geschichte rund um den Tod des Jedermann Ulrich, den Chef der Fernsehunterhaltung, der scheinbar ein Superman gewesen sein muss: loyal, aufgeschlossen, integer, kompetent. Doch war Ulrich wirklich so, hatte er keine Geheimnisse gehabt? Man mag es bei den gestörten Charakteren, welche die Autorin einem vorstellt, nicht so recht glauben.

Die Stimmung der Geschichte ist größtenteils bedrückend, bedingt durch die Protagonisten, die alle sehr problembehaftet sind und unterschwellig spürt man, dass irgendwie einige oder sogar alle etwas mit dem Tod von Ulrich zu tun haben. Grund daran sind die Andeutungen, welche Amaryillis Sommerer gerade am Anfang des Buches einfließen lässt, was neugierig auf die Geschichte macht.

Aber stellenweise werden einem die Probleme auch einfach zu viel, einige Protagonisten werden in ihren Handlungsweisen vorhersehbar, sodass zwischendurch das Interesse an der Geschichte nachlässt. Zum Ende hin wird der Roman jedoch wieder interessant und die Autorin überrascht schlussendlich sogar ihre Leser bei dem Ausgang der Geschichte um den Tod von Ulrich.

Fazit: Ein interessante, oft bedrückende, leicht überzogene, aber deswegen gerade zumeist unterhaltsame Geschichte über ein Drehbuchautoren-Team, welches auf die unterschiedlichsten Arten versucht, mit dem Tod ihres Chefs zurechtzukommen.

Bewertung vom 03.10.2012
Stärker als dein Tod
Castillo, Linda

Stärker als dein Tod


weniger gut

Nicht Fisch ... nicht Fleisch

Emily Monroe ist Vollzugsbeamtin im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses in Idaho. Seit einiger Zeit verschwinden in ihrer Abteilung Gefangene spurlos und Emily vermutet den Grund auf der Krankenstation. So macht sie sich eines Morgens vor ihrer Schicht auf in den Krankentrakt und wird prompt von Zack Devlin entführt. Zack ist ein CIA-Agent, der sich als Schwerverbrecher in das Gefängnis hat einschleusen lassen, um die rätselhaften Todesfälle zu untersuchen. Doch irgendwo gibt es einen Maulwurf und seine Tarnung flog auf, nun soll auch er sterben. Zusammen mit Emily gelingt ihm die Flucht aus dem Gefängnis. Nun erwartet die Beiden jedoch die eisige Kälte Idahos und ein Verfolgungstrupp, der zu allen Mitteln bereit ist und Zack weiß nicht, wem er bei der CIA noch vertrauen kann.

Da Linda Castillo bereits in diesem Jahr einen neuen Band ihrer Amish-Reihe herausgebracht hatte und der vorliegende Thriller bei einem anderen Verlag erschien, ging ich davon aus, dass es sich bei „Stärker als dein Tod“ um ein Frühwerk der Autorin handelt. 2005 erschien der Thriller bereits in Kanada, also scheine ich mit meiner Vermutung richtig zu liegen.

Die Autorin steigt gleich mit der Entführung bzw. Flucht von Emily und Zack in ihren Thriller ein und dies verspricht schon einmal Hochspannung, die sich auch über einige Seiten hält. Doch dann stockt die Story, wird vorhersehbar und stellenweise hat man das Gefühl, einiges so ähnlich schon einmal gelesen zu haben.

Natürlich gelingt den Beiden die Flucht, natürlich sind sie fast hilflos den Naturgewalten ausgesetzt, natürlich setzen die Verfolger alles daran, sie zu töten und der Maulwurf innerhalb der CIA darf auch nicht fehlen. Das Thema selbst, Versuche an Menschen, wirkt stellenweise sehr an den Haaren herbeigezogen, nicht ausgereift und das Ende kommt zu plötzlich, wirkt konstruiert und lässt viel zu viele Fragen offen.

Hinzu kommen ständige Wiederholungen: Ich habe es nicht gezählt, aber auf gefühlt jeder 2. Seite erfährt der Leser immer wieder, dass Emily bereits 3 Jahre als Vollzugsbeamtin in diesem Gefängnis arbeitet, erst zur Mitte des Buches lassen diese ständigen Erwähnungen nach. Was aber viel mehr nervte, sind die ständigen Erwähnungen, wie sehr Emily und Zack sich zueinander hingezogen fühlen und das dies ja eigentlich überhaupt nicht sein darf und diese ständige Konzentration auf die Münder der Beiden und sich küssen wollen. Selbst in den unmöglichsten, gefährlichsten Situationen haben Emily wie auch Zack nur Küssen im Kopf. Stellenweise habe ich mich schon gefragt, ob ich hier einen Thriller oder einen Erotik-Roman lese, also weder Fisch noch Fleisch. Allerdings fehlt für einen Erotik-Roman hier eindeutig die knisternde Spannung.

Positiv erwähnen kann man aber den eingängigen und flüssigen Schreibstil von Linda Castillo, der mich letztendlich bei der Stange gehalten hat. Auch erhält man eine gute Vorstellung von den Charakteren von Emily und Zack, auch die weiteren Beteiligten sind gut beschrieben und der ein oder andere überrascht einem sogar in seinen Handlungen.

Fazit: Ein Frühwerk der Autorin, das mich wirklich nicht überzeugen konnte. Die Spannung hält sich nicht durch den ganzen Thriller, er ist zu vorhersehbar und die ständigen Wiederholungen, gerade was die Beziehung zu den beiden Protagonisten angeht, waren irgendwann nur noch nervend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2012
Das Gesetz der Gier
Kaes, Wolfgang

Das Gesetz der Gier


sehr gut

Militante Globalisierungsgegner und die Gier nach Macht und Geld

Mithilfe unterschiedlicher Handlungsstränge baut Wolfgang Kaes seinen Krimi auf und stellt einem so erst einmal die einzelnen Mitwirkenden und deren Beziehungen zueinander vor. Gleichzeitig erhält man aber bereits auch schon einen kleinen Einblick über das Thema, mit dem der Autor sich in seinem neuesten Roman befasst: Die weltweite Globalisierung und die Massenproduktion von Textilien in Billiglohnländern, welche dann als Designermarken in teuren Boutiquen in Deutschland verkauft werden.

Sehr sozialkritisch geht Wolfgang Kaes seinen Krimi an und schildert eindringlich die unmenschlichen Zustände, unter denen Menschen in schlecht belüfteten Kellern mithilfe von Sandstrahl teure Designer Jeans so bearbeiten, damit sie wie schon ewig getragen aussehen. Nur weil dies gerade einmal in Mode ist. Über die Gesundheit der zumeist jungen Arbeiter macht sich niemand Gedanken, nur der Profit zählt, aber dass dieses Sandstrahlen die Lunge schädigt und den Arbeitern bereits nach kurzer Zeit ein qualvoller Erstickungstod droht, interessiert niemanden.

Neben diesem Erzählstrang gibt Wolfgang Kaes weiterhin Einblick in eine kleine, noch ziemlich unbekannte Gruppierung, die versucht, das Textilunternehmen Hellberg an den Pranger zu stellen. Doch die Ziele der einzelnen Mitglieder sind recht unterschiedlich. Zusätzlich begleitet man David Manthey, einen ehemaligen BKA-Beamten, bei der Suche nach dem Bruder seines Ziehvaters und wie dieser mehr durch Zufall in die ganze Geschichte gerät. Aber auch die Gier eines menschenverachtend agierenden Unternehmers zeigt Wolfgang Kaes auf, für den wie auch für seine kaltherzige Schwiegertochter, einzig und allein der Profit zählt. Zum Schluss verbinden sich diese unterschiedlichen Handlungsstränge geschickt zu einer äußerst vielschichtigen Geschichte.

Der Schreibstil von Wolfgang Kaes ist durchweg sehr direkt, flüssig und äußerst informativ. Sein Krimi verläuft eher in ruhigen Bahnen, auf wilde Actionszenen verzichtet er komplett und dies hat sein Roman auch nicht nötig. Zwar ist die Story jetzt nicht unbedingt als spannungsgeladen zu beschreiben, dennoch gelingt es dem Autor problemlos, einen bei der Stange zu halten und ganz besonders dann, wenn man sich nur ein wenig für die sozialen Probleme auf der Welt und den Gefahren der Globalisierung interessiert. Denn sein Krimi ist hervorragend recherchiert, liefert viel Hintergrundmaterial und der Autor packt geschickt diese vielen Informationen zu dem Thema in die Story und erzählt jederzeit unterhaltsam und interessant. Hinzu kommen noch sauber herausgearbeitete Charaktere, die absolut authentisch agieren.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter Kriminalroman, der die Gier des Geldes und die brutale Seite der Globalisierung geschickt in eine gut durchdachte und komplexe Story verpackt und mit der Geschichte durchaus auch zum Nachdenken anregt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2012
Gemordet wird immer / Bestatter Krimi Bd.1
Korber, Tessa

Gemordet wird immer / Bestatter Krimi Bd.1


sehr gut

Sehr unterhaltsamer Bestatter-Krimi

Tessa Korber steigt mit der Heimkehr von Viktor in ihren Krimi ein und so lernt man nicht nur den zukünftigen Nachwuchsbestatter schnell kennen, sondern auch dessen Tante Hedwig wie auch Onkel Wolfgang. Als dann noch kurz nach seiner Ankunft eine Katze aus dem Fenster fliegt, dauert es auch nicht mehr lange, bis Viktor zum ersten Mal Tobias gegenübersteht, der Autist ist. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit und einem guten Schuss Humor erzählt Tessa Korber ihren Bestatter-Krimi, bei dem man sich jederzeit bestens unterhalten fühlt, auch wenn man die Geschichte jetzt nicht unbedingt als spannend bezeichnen kann.

Denn die Autorin stellt klar ihre verschiedenen Charaktere in den Vordergrund, die reine Krimihandlung läuft wie so nebenbei ab und verschwindet stellenweise sogar fast komplett aus der Geschichte, ohne dabei wirklich vermisst zu werden. Auch überraschende Wendungen sind jetzt nicht unbedingt zu verzeichnen, sondern man verfolgt vergnüglich das Heimkommen und das wieder zurechtfinden von Viktor in seinem Elternhaus, aber auch, wie er endlich langsam bereit ist, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Der Tod seiner Schwester Hannah war für ihn der Grund, vor rund 10 Jahren sein Elternhaus zu verlassen, der Tod seiner Eltern ist nun der Grund fürs Heimkehren.

Viktor beschäftigt sich mit Japanischer Dichtkunst, hat sein Weltenbummlerleben genossen, sich dabei mit den unterschiedlichsten Jobs über Wasser gehalten und somit anfangs schon ein wenig Probleme, sich dem geregelten und gutbürgerlichen Leben anzupassen. Seine unkonventionelle, direkte Art kostet seinen Onkel Wolfgang einiges an Nerven, seine Tante Hedwig begegnet dem manchmal doch recht chaotischen Verhalten von Viktor zumeist mit einem Lächeln und stoischer Ruhe. Mit seinem autistischen Cousin freundet sich Viktor rasch an, wobei die Kommunikation sich als schwierig gestaltet, doch gerade auch im Umgang mit Tobias merkt man schnell, dass Viktor definitiv kein oberflächlicher Surferboy ist.

Tessa Korber ist es wirklich wunderbar gelungen, einem das Thema Autismus ein wenig näher zu bringen, die damit verbundenen Schwierigkeiten aufzuzeigen, dabei aber nie belehrend zu sein. Und auch einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Bestatters erhält man in diesem Krimi, welche stellenweise auch richtiggehend amüsant sind. Denn natürlich hat der Nachwuchsbestatter Viktor von diesem Beruf absolut keine Ahnung und stellt sich anfangs z. Bsp. beim Auskleiden eines Toten doch recht unbeholfen an.

Wie gesagt, die Krimihandlung ist eher Nebenschauplatz, die Geschichte lebt definitiv von ihren Charakteren. Und diese sind herrlich normal, agieren absolut nachvollziehbar und wachsen einem schon nach kurzer Zeit ans Herz. Im Vordergrund steht natürlich Viktor, der auf der einen Seite immer noch nicht so recht erwachsen geworden ist, auf der anderen Seite aber auch oft sehr besonnen und verantwortungsbewusst agiert. Allerdings hat er mit seiner direkten Art kein so gutes Händchen bei seiner neuen Bekannten Miriam, wo er nicht nur einmal ganz tief ins Fettnäpfchen tritt. Seine Tante Hedwig ist durch den Autismus ihres Sohnes einiges gewohnt und so kann sie Viktors manchmal ungestümes Verhalten absolut nicht mehr erschüttern. Und auch alle Nebencharaktere sind facettenreich beschrieben und überzeugen absolut, sei es hier die kühle, distanzierte Kommissarin Schneid, an der sich Viktor die Zähne ausbeißt oder die zänkische, fast schon bösartige Mutter des Toten.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Krimi voller Humor, der zwar jetzt nicht unbedingt mit einer spannenden Krimihandlung, dafür aber mit wunderbar warmherzig beschriebenen Protagonisten überzeugen kann.

Bewertung vom 21.09.2012
Das blutige Land / Die Götterkriege Bd.3
Schwartz, Richard

Das blutige Land / Die Götterkriege Bd.3


ausgezeichnet

Die Suche nach dem Tarn
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Die Ostmark liegt seit Jahrhunderten im Kampf gegen die Stämme der Steppe, die sich nun unter dem schwarzen Banner des Nerkomantenkaisers gesammelt haben. Der Wanderer und Lanzengeneral Havald von Thurgau sieht nur eine Lösung gegen den immerwährenden Krieg: Die Stämme müssen geeint, der Tarn gefunden werden, um endlich Frieden in das Reich zu bringen. Zusammen mit seinen Getreuen, Varosch, Serafine und Zokora versucht er alles, um das Unmögliche zu erreichen.
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Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich weder die Reihe um das Geheimnis von Askir noch die ersten beiden Bände der Götterkriege kannte. Eigentlich sehr schlechte Voraussetzungen, wenn man mitten in eine vielschichtige Geschichte einsteigt. Anfangs fiel es mir auch schwer, die vielen unterschiedlichen Personen, die Städte und die ungewohnten Begriffe zuzuordnen. Allerdings erleichtert Richard Schwartz das Quereinsteigen, indem er der Geschichte einen kurze Inhaltsangabe der beiden vorherigen Bände voranstellt und am Ende des Buches alle wichtigen Personen mit ihren Funktionen und Beziehungen zueinander, aufführt. So war anfangs viel Hin- und Herblättern angesagt, aber nach rund 80 Seiten hatte ich einen ganz guten Überblick und die Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen.
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„Schuld“ daran war vor allem der pralle, bildhafte, farbenprächtige und absolut fesselnde, fantasievolle Schreibstil von Richard Schwartz. Mühelos konnte ich mir die Ostmark wie auch später die Kronstadt Illian oder die Kaiserstadt Askir vorstellen. Die Geschichte steigt verständlicherweise mittendrin ein und wird aus Sicht von Havald, dem Wanderer, erzählt, der anfangs inkognito in der Ostmark unterwegs ist und sich erst im Verlauf als Lanzengeneral und Kommandant der zweiten Legion zu erkennen gibt. Zusammen mit seinen Freunden Serafine, Varosch, Zokora und vielen weiteren Beteiligten erlebt er die unterschiedlichsten, zumeist sehr gefahrvollen Abenteuer, immer mit dem einen Ziel, endlich Frieden in das Reich zu bringen, welches von einem seit Jahrhunderten bestehenden Krieg vollkommen ausgezerrt ist.
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Der Fantasy-Roman nimmt immer wieder neue Wendungen an, viele neue aber auch alte Bekannte tauchen im Verlauf der Geschichte auf, man lernt ein wenig das Leben der Barbaren kennen, begleitet Havald und seine Getreuen im Kampf gegen Dämonen und vielen weiteren Gegnern und immer wieder geht Richard Schwartz auch auf die Vergangenheit der einzelnen Personen ein. So wurden für mich persönlich zwar nicht alle Fragen beantwortet, dafür aber ein Großteil und der Rest würde sich wahrscheinlich durch Kenntnis der Vorgängerbände ergeben. Die Mischung, immer mal wieder Persönliches seiner Protagonisten mit einfließen zu lassen, nimmt zwar zwischenzeitlich die Spannung aus der Story, dennoch sind gerade diese Szenen auch sehr unterhaltsam und für das Verständnis der Geschichte auch notwendig.
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Gelungen sind dem Autor auch die Charakterbeschreibungen der einzelnen Mitwirkenden, die wirklich jetzt nicht gerade Wenige sind und hierdurch gelang es mir gut, diese bald gut auseinanderhalten zu können. Am meisten erfährt man natürlich über Havald, dem Mann, der einfach nicht sterben kann, zwar Lanzengeneral ist, aber von Rangabzeichen und Uniformen nicht viel hält. Er steht lieber an vorderster Front, als nur Befehle zu erteilen, sehr zum Leidwesen von Serafine. Den Dunkelelfen Varosch und Zokora räumt Richard Schwartz ebenfalls viel Raum ein und gerade die trockene, direkte Art von Zokora regt immer mal wieder zum Schmunzeln an und lockert die öfter schon ziemlich düstere Stimmung des Buches etwas auf.
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Fazit: Für Fantasy-Fans ist die Götterkriege-Reihe ein absolutes Muss. Eine hervorragend durchdachte und durchweg sehr spannend erzählte Geschichte; eine Welt voller Fantasie, Abenteuer, Mystik, Dämonen und Götter.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2012
Isarblues / Exkommissar Max Raintaler Bd.3
Gerwien, Michael

Isarblues / Exkommissar Max Raintaler Bd.3


sehr gut

Ein neuer Fall für Max Raintaler

Es ist Mitte August und ganz München liegt unter einer Hitzeglocke. Was liegt näher, als sich in den schattigen Biergärten aufzuhalten und ein kühles Maß zu genießen. Auch Max Raintaler verbringt mit seinen Freunden die Zeit am liebsten dort. Hier erzählt ihm auch sein Freund Heinz, ein erfolgreicher Schlagerkomponist, dass ihm fünf Lieder gestohlen wurden und bittet Max, die Sache zu klären. Schließlich kann es hierbei um Millionen von Euro gehen. Der Rockmusiker taucht ab in die Welt des Schlagers und muss schon bald feststellen, dass hier gemauschelt und betrogen wird. Während seine Ermittlungen in der Schlagerwelt laufen, wird ein wichtiger Zeuge tot aufgefunden. Natürlicher Tod oder Mord? Max glaubt an Letzteres.

In seinem mittlerweile dritten Fall muss sich der überzeugte Rockmusiker und Ex-Kommissar Max Raintaler in die Welt des Schlagers begeben, fast undenkbar, aber was macht man nicht alles für eine Woche freie Studiobenutzung, die ihm sein Freund Heinz angeboten hat. Also muss der Fall schnell gelöst werden und Max ist auch gleich voller Tatendrang dabei und hat schnell zwei Schlagerproduzenten als vermeintliche Täter ausgemacht. Doch die Beweise fehlen ihm und dummerweise stirbt auch noch ein wichtiger Zeuge. Aber das schreckt einen Max Raintaler nicht ab. Verbissen ermittelt er mithilfe seines ältesten Freundes und Ex-Kollegen Franzi weiter an dem Fall um die gestohlenen Lieder.

Mit viel Lokalkolorit und einer guten Portion Humor erzählt Michael Gerwien den neuesten Fall seines Protagonisten. Perfekt fängt er die sommerliche Stimmung Münchens ein und während des Lesens hat man mehr als einmal den Wunsch, jetzt auch in einem schattigen Biergarten zu sitzen und ein kühles Maß Bier zu genießen.

Obwohl der Autor wieder dem Privatleben von Max viel Aufmerksamkeit schenkt, kommt die eigentliche Krimihandlung nicht zu kurz und diese gestaltet sich von Anfang an spannend und etwas undurchsichtig. Und die witzigen Kommentare, die Michael Gerwien seinem Protagonisten in den Mund legt, sorgen zudem dafür, dass man sich bestens unterhalten fühlt.

Sein Max Raintaler ist aber auch ein Original. Der sportliche Frühpensionär Anfang 50 lebt in einer offenen Beziehung mit seiner Freundin Moni, die eine kleine Kneipe betreibt. Was ihn natürlich nicht davon abhält, auch mal mit einer neuen Bekanntschaft anzubändeln, schließlich will Moni ja unbedingt eine offene Beziehung. Und natürlich leidet der Hypochonder auch ziemlich unter der unerträglichen Hitze, die München in diesen Augusttagen heimsucht und diese lässt ihn manchmal auch ganz schön grantig werden. Abkühlung gibt’s dann regelmäßig im Biergarten. Hier fängt der Autor die bayerische Lebensart prima ein.

Fazit: Ein unterhaltsamer und spannend erzählter Krimi, der mit sehr viel Lokalkolorit daherkommt und einem eigensinnigen Protagonisten, den man einfach sympathisch finden muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2012
Edelsüß / Norma Tanns vierter Fall
Kronenberg, Susanne

Edelsüß / Norma Tanns vierter Fall


ausgezeichnet

Spuren der Vergangenheit

Zusammen mit ihrem Schwiegervater besichtigt Norma Tann ein altes Weingut, welches Lutz möglicherweise kaufen möchte. Hier begegnet Norma auch der Staatsanwältin Angela Bennefeld. Kurze Zeit später wird die Staatsanwältin tot aus dem Schiersteiner Hafen gezogen. Alles deutet auf einen Unfall hin. Doch Angels Stiefmutter glaubt nicht daran und bitte die Privatermittlerin um Hilfe. Während Norma versucht, den letzten Abend von Angela zu rekonstruieren, stößt sie auf immer mehr Einzelheiten aus deren Vergangenheit bis hin zum Glykol-Weinskandal im Jahr 1985, in den nicht nur Angelas Vater involviert war.

Mit sehr viel Lokalkolorit erzählt Susanne Kronenberg den mittlerweile 4. Fall der Privatdetektivin Norma Tann, die in Wiesbaden-Biebrich lebt und arbeitet. Geschickt verbindet die Autorin das Privatleben von Norma mit dem aktuellen Fall und beschreibt so bildhaft den Rheingau, dessen Bewohner wie auch die Landeshauptstadt Hessens, sodass man hiervon eine sehr gute Vorstellung erhält, selbst wenn man die schöne Gegend nicht kennen sollte.

Die Krimihandlung gestaltet sich von Anfang an verwirrend und rätselhaft. Schnell ist klar, dass der Tod der Staatsanwältin wohl etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat und das der Glykolwein-Skandal Mitte der 1980er Jahre, der viele Winzer in den Ruin getrieben hatte, in enger Verbindung mit ihrem Tod stehen muss. Angelas Vater hatte hierdurch das Familien-Weingut verloren, der Nachbar vom Weingut Adebar beging wegen dem Skandal Selbstmord. Hier bietet die Autorin viel Hintergrundwissen zu dem Weinskandal und bindet dies unterhaltsam und informativ in die Krimihandlung mit ein.

Spannung ist praktisch von der ersten Seite an vorhanden und diese steigert sich kontinuierlich. Einige Verdächtige tauchen im Verlauf auf, doch als Täter lassen sie sich lange nicht identifizieren, auch das Motiv bleibt fast bis zum Schluss ungewiss. Leichtfüßig, flüssig und überaus fesselnd erzählt Susanne Kronenberg ihren Wiesbaden-Krimi und als Norma auch noch Knochenpost von einem Unbekannten erhält, wird die ganze Story zudem immer rätselhafter.

Ihre Charaktere agieren durchweg nachvollziehbar und jederzeit authentisch. Norma ist eine Katzenliebhaberin Mitte Dreißig, die sehr sozial eingestellt ist und bei ihrer Arbeit äußerst hartnäckig und stur vorgeht. Hilfe bei ihren Ermittlungen erhält sie zum einen von ihren beiden Ex-Kollegen von der Wiesbadener Mordkommission und zum anderen von ihrem Schwiegervater, der für sie gern seine guten Beziehungen zur Wiesbadener High Society spielen lässt.

Fazit: Ein sehr spannender Krimi, der gespickt ist mit viel Lokalkolorit, einer interessanten, komplexen Story und hervorragend gezeichneten Charakteren.

Bewertung vom 01.09.2012
Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Halperin, David

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel


sehr gut

Wissenschaft ist eine Schildkröte

Der 13-jährige Danny Shapiro beobachtet auf dem Nachhauseweg ein Ufo, es ist die Nacht des 20.12.1962. Von diesem Tag an ist für den Hobby-Ufologen nichts mehr wie vorher. Danny geht auf eine abenteuerliche wie auch gefahrvolle Reise und trifft dabei auf Außerirdische und wird von den Men in Black verfolgt. Doch was ist Fantasie, was Realität? Dannys Leben ist trist und einsam. Vom Vater nicht beachtet und von der Mutter vernachlässigt, da diese schwer krank ist, hat er kaum Freunde und ist zudem noch unglücklich verliebt. Nur seinem Ufo-Tagebuch kann er seine Gefühle anvertrauen.

Der Einstieg in David Halperins Science-Fiction/Fantasy-Geschichte gestaltet sich anfangs etwas schwierig, da immer wieder die Grenzen zwischen Fantasie und Realität verwischen, was sich durch die ganze Geschichte zieht. Danny erzählt seine Abenteuer als 16-jähriger in Rückblenden und manchmal weiß man zudem nicht, ob man sich im Jahr 1965/66 oder wieder bei dem 13-jährigen Jungen und seinen Erlebnissen befindet.

Doch wenn man sich hierauf einlässt und über die erste Verwirrung hinweg ist, findet man sich schnell in der Story zurecht und man wird mit einer wundervollen, emotionalen und sehr fantasievollen Geschichte belohnt. Danny wird von dem Ufo-Hype, der Anfang der 1960er Jahre in den USA kursierte, angesteckt. Zusammen mit seinem einzigen Freund gründet er einen Ufo-Club, beschäftigt sich intensiv mit Ufo-Sichtungen und flüchtet sich so immer mehr in seine eigene Welt.

Denn die Realität bietet ihm wenig. In der Schule wird er nicht akzeptiert, sein Vater ist von ihm enttäuscht, behandelt ihn wie einen Fremden und ständig muss Danny Rücksicht auf seine schwer herzkranke Mutter nehmen. Vor seinen Augen schwindet sie immer mehr aus dem Leben, was dem Jungen schwer zu schaffen macht. Die Stimmung in Dannys Elternhaus ist immer getrübt, depressiv und voller Rücksichtnahme auf die Krankheit der Mutter.

Wen wundert es, dass sich der Junge in seine eigene Fantasiewelt flüchtet. Diese vertraut er seinem Tagebuch an und was David Halperin seinen Protagonisten in den nächsten 3 Jahren erleben lässt, wird immer spannender und nimmt stellenweise auch sehr starke Science-Fiction-Züge an. Doch Danny ist immer bewusst, dass er sich irgendwann der Realität, dem wahren Leben, stellen muss. Hierfür muss er viele Umwege in Kauf nehmen, an denen er reifer und erwachsener wird und die ihm helfen, sich dieser Realität zu stellen.

Beeindruckend ist die bildhafte, fesselnde und stellenweise auch poetische Sprache des Autors, der sich intensiv mit dem Thema Ufo und Außerirdische befasst hat. Vieles kommt einem bekannt vor, so haben die Außerirdischen die gleichen Gesichtszüge wie man sie von den Roswell-Bildern kennt und auch die kleine Stadt in Mexico wird ein Thema in dem Roman. Danny muss vor drei schwarzen Männern flüchten, den Men in Black, seine Reise führt ihn unter die Erde und doch dem Mond so nah wie auch nach Jordanien und Israel. Ein wundervolles Buch voller Mythologie, Fantasie und Science-Fiction, aber auch theologische bzw. jüdische Züge sind hier zu erkennen. Verständlich, da David Halperin emeritierter Professor für Jüdische Geschichte und Theologie ist.

Fazit: Ein Roman auf den man sich einlassen muss, der anfangs etwas verwirrend ist, aber schon bald mit einer wundervollen, fantasiereichen und überaus spannenden Geschichte voller Emotionen überzeugen kann.