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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 989 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2020
Mordlicht
Nygaard, Hannes

Mordlicht


sehr gut

»Ach du Schreck. Nun sag mir nicht, ihr habt wieder einmal eine Leiche gefunden. Davon will ich nichts wissen. Eure Toten liegen entweder in winterlichen Gräben, fallen vom Himmel oder weisen sonstige Merkwürdigkeiten auf. Wir nehmen nur noch Todesopfer entgegen, die in sauberem Zustand, gewaschen und gebügelt, in einem warmen und klinisch sauberen Raum liegen und während der normalen Dienstzeit an Werktagen gefunden werden. Aber das begreift ihr Schlickrutscher von der Westküste ja nie.«

Klaus Jürgensen vom Erkennungsdienst in Flensburg ahnt Übles. Wenn die Kollegen aus Husum ihn anfordern, ist er nicht selten kurz danach bis auf die Haut durchnässt und steckt mit den Füßen tief im Schlamm. Von ungewöhnlichen Todesarten der Opfer ganz zu schweigen. Auch diesmal wartet wieder Arbeit auf ihn. Obwohl zu Anfang sogar die Leiche fehlt…

Im dritten Band dieser Küstenkrimi-Reihe stehen Christoph Johannes und sein Team von der Kripo in Husum wieder vor einem ordentlich verzwickten Fall. Zwei rätselhafte Morde sind aufzuklären, bei einem davon muss sogar noch die Leiche gefunden werden. Ein Zusammenhang liegt nah, aber wie begründen? Bei der Suche nach Motiv und Täter wird es einige Überraschungen geben.

Neben der gut getroffenen Küsten-Atmosphäre stehen die teils skurrilen Charaktere des Ermittlerteams im Mittelpunkt. Oberkommissar Große Jäger, genannt „das Schnüffelschwein“ ist ein wirkliches Original und wenn Klaus Jürgensen niesend und schimpfend einen Auftritt hat, habe ich jedes Mal großen Spaß. Die Handlung finde ich zwar nicht immer ganz rund, aber der Krimi ist flott zu lesen und hat Unterhaltungswert, auch wegen diverser witziger Dialoge. Band 4 kommt jetzt auf meine Liste.

Fazit: Küsten-Atmosphäre und skurrile Charaktere. Dieser Krimi hat Unterhaltungswert!

»Du solltest die Leute hier an der Küste mit ihrer kriminellen Veranlagung nicht unterschätzen. Was glaubst du, warum dieser Landstrich so dünn besiedelt ist.«

Bewertung vom 19.01.2020
Der letzte Herr des Waldes
Tenharim, Madarejúwa;Fischermann, Thomas

Der letzte Herr des Waldes


ausgezeichnet

Der junge Krieger Madarejúwa vom Volk der Tenharim lebt noch ganz im Einklang mit der Natur. Er ist erst 19 Jahre alt, aber ein Meister des Überlebens. Und ein Krieger, der bereit ist, für sein bedrohtes Volk zu kämpfen, es mit seinem Leben zu verteidigen.
Thomas Fischermann lebt seit 2013 in Rio de Janeiro und war im Auftrag des ZEIT Magazins unterwegs, um über Zusammenstöße zwischen Holzfällerbanden und Amazonasvölkern zu berichten. Dabei lernte er die Tenharim kennen und durfte Madarejúwa begleiten: Auf die Jagd, zu Exkursionen in alte Dörfer und zu jenen Gegenden des Waldes, die die Tenharim als den Ursprung ihrer Welt ansehen. Dieses Buch ist das Resultat vierjähriger Recherche, vieler und regelmäßiger Reisen durch das Amazonasgebiet und vieler hundert Stunden Gespräche mit Madarejúwa, seinen Häuptlingen und den Alten seines Volkes.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Es ist eine völlig fremde Welt, in die ich beim Lesen eintauchen konnte. Ich habe Dinge erfahren, die ich hochinteressant fand, die mich gleichzeitig nachdenklich stimmten und manchmal erschütterten.

Schon die Art des Berichts ist interessant. Meist erzählt Madarejúwa, ein paar Kapitel steuert Thomas Fischermann bei. Dazwischen gibt es einige Geschichten der Tenharim. Mit Hilfe dieser Geschichten geben die Tenharim alte Weisheiten von Generation zu Generation weiter. Sie erzählen sie immer wieder, damit sie nicht in Vergessenheit geraten und stetig aufgefrischt werden. Im Kern geht es dabei um den Umgang mit der Natur, wie man in ihr und mit ihr lebt, sie gleichzeitig nutzt und bewahrt. Man merkt sofort: Obwohl die Tenharim regelmäßig auf die Jagd gehen, würde durch sie keine Tierart bedroht werden. Im Buch wird das sehr treffend als „Gebrauchsanweisung für den Regenwald“ bezeichnet.

Madarejúwa hat eine einfache und direkte Art zu erzählen. Sein Volk gehört nicht zu den „unkontaktierten“, die es immer noch gibt und zu denen auch eine Gruppe der Tenharim gehört. Madarejúwa kennt zwei Welten. Er weiß um die Existenz von Facebook und Internet, er besitzt ein Handy und einen Motorroller und er schaut mit Interesse fern, um sich die Welt „da draußen“ anzusehen. Ich hatte den Eindruck, dass er ein sehr intelligenter junger Mann ist, der versucht, sich mit seiner Lebenssituation zu arrangieren und das Beste aus allen Gegebenheiten zu machen. Nur hat halt alles seine Grenzen.
Die heimische Natur verleiht ihm seine Identität, seine Kultur ist ihm wichtiger als die der Weißen. Von denen er sein Volk bedroht sieht.

In eindringlichen Worten berichtet er über die Zerstörung seines Lebensraums. Über die Weißen, die »eine Straße durch unser Land gebaut haben, über die Gräber unserer Toten hinweg. Jetzt dringen sie wieder ein und fällen die Bäume. Sie quälen die Tiere und schürfen im Boden nach Metall.« Er erzählt von zerstörten Dörfern, von eingeschleppten Krankheiten, an denen viele Mitglieder seines Volkes starben. Sein Volk umfasste einmal mehr als 10.000 Menschen, von denen nur noch knapp ein Zehntel übriggeblieben ist. Seine Erzählung ist natürlich subjektiv, zudem ist er noch jung und vieles hat er nicht selber erlebt, sondern weiß es zum Beispiel aus den Erinnerungen seines Großvaters. Thomas Fischermann sprach daher auch mit der Gegenseite, also beispielsweise den Holzfällern und fand leider die Bedrohung der Tenharim und der sie umgebenden Natur bestätigt. Und er fasst es mit den einfachen Worten zusammen: »Wenn dieses Stück Natur stirbt, sterben auch die Tenharim.«

Die Berichte werden ergänzt durch einen Mittelteil mit Farbfotos und einige informative Karten. So wird dieses Buch zu einem eindringlichen Appell. Die Natur im Amazonasgebiet ist wunderschön und faszinierend. Ganz dringend muss sie bewahrt werden, zumal in Zeiten des Klimawandels die Existenz großer Waldgebiete nicht nur für die dort lebenden Völker, sondern für die ganze Menschheit eine Überlebensfrage ist. Und die Kultur der Tenharim ist eine höchst wertvolle, v

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2020
Lost in Fuseta / Leander Lost Bd.1
Ribeiro, Gil

Lost in Fuseta / Leander Lost Bd.1


ausgezeichnet

»Schön, dass Sie wieder an Bord sind, Senhor Lost.«
»Das freut mich auch. Ich freue mich auf meinen Aufenthalt in Portugal. Auch, wenn es arm ist und manchmal etwas vernachlässigt wirkt – die Zahl der Analphabeten nicht zu vergessen -, hat es doch … einen Zauber.«

Ein Austauschprogramm verschlägt Leander Lost, einen Kriminalkommissar aus Hamburg, in ein kleines Nest an der Algarve. Seine neuen Kollegen merken schnell, dass mit dem Alemão irgendetwas anders ist. Tatsächlich hat Lost bemerkenswerte Fähigkeiten wie zum Beispiel ein fotographisches Gedächtnis und nach wenigen Wochen Sprachkurs spricht er fließend Portugiesisch. Doch der Umgang mit ihm ist nicht immer einfach… Zudem wartet schon auf dem Rückweg vom Flughafen der erste Fall auf das neue Team. Ein Privatdetektiv wurde ermordet und schon bald werden die Ermittlungen enorme Kreise ziehen.

Ich war neugierig auf diesen ersten Band der Reihe um Leander Lost, ungewöhnliche Ermittler reizen mich immer. Schon nach wenigen Seiten war ich begeistert und zu meiner Freude konnte ich das bis zum Ende beibehalten. Es stimmte wirklich alles. Neben der faszinierenden Figur des Protagonisten sind auch seine Kollegen interessante Charaktere, die zusammen ein tolles, sich ergänzendes und gleichzeitig reibendes Team bilden. Weitere sympathische Nebencharaktere kommen noch hinzu, bei einem jungen Mädchen hoffe ich sehr, dass sie in den folgenden Bänden ebenfalls auftauchen wird.

Der Fall selbst ist thematisch ungewöhnlich, verzwickt und spannend. Schon früh hatte ich das Gefühl, dass noch viel mehr dahintersteckt und rätselte über verschiedene Möglichkeiten. Die Auflösung gestaltete sich schlüssig und überraschend zugleich. Sehr schön war es auch zu beobachten, wie sich das Team zusammenrauft. Dazu die Beschreibungen der portugiesischen Landschaft, von Häusern, kleinen Straßen, Menschen, gutem Essen… da kommt gleich noch Fernweh auf. Diese Reihe werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen.

Fazit: Tolle Kulissen, ein ungewöhnlicher Fall und ein faszinierender Ermittler. Dieser erste Trip nach Portugal hat mir sehr gefallen und ich werde mich gleich nach dem Folgeband umschauen.

Bewertung vom 05.01.2020
Der kleine Lord
Burnett, Frances Hodgson

Der kleine Lord


ausgezeichnet

»Der feierliche Diener hätte fast seine Stellung und seinen Ruf durch ein unziemliches Lächeln aufs Spiel gesetzt. Es war ein sehr vornehmer Diener, der immer nur in aristokratischen Diensten gestanden hatte und sich vollständig entwürdigt und entehrt gefühlt haben würde, wenn er sich etwas so Unverzeihliches gestattet hätte, wie ein Lächeln in Gegenwart der Herrschaft. Diesmal aber war die Gefahr groß gewesen, und er konnte sich nur dadurch retten, dass er über seines Herrn Schulter hinweg unverwandt auf ein besonders hässliches Bild hinstarrte.«

Die Probleme des Dieners kann man leicht nachvollziehen. Der kleine Lord begegnet seinem Großvater mit solch herzlicher Offenheit und Liebenswürdigkeit, dass der alte Griesgram, der es gewohnt ist, dass die Menschen vor ihm zittern, entwaffnet wirkt.

Die Geschichte von dem kleinen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der überraschend damit konfrontiert wird, dass er der einzige Erbe eines reichen englischen Adligen ist, der ihn zwecks vermeintlich notwendiger Charakterbildung in sein Haus holt, ist schon vielen Menschen ans Herz gegangen. Alle Jahre wieder läuft im Fernsehen eine der Verfilmungen und gefühlt hat bereits jeder, den ich kenne, den Film gesehen. Das habe ich zwar immer noch nicht geschafft, aber dafür das Buch gelesen und damit eine Bildungslücke geschlossen.

In die Sprache musste ich mich kurz reinfinden, schließlich wurde das Werk im 19. Jahrhundert geschrieben, die Sätze sind lang und das Vokabular der Zeit entsprechend. Das sorgt aber gleichzeitig dafür, dass man beim Lesen umso leichter in die Geschichte eintaucht.

Neben dem Großvater-Enkel-Verhältnis spielen durchgehend die drastischen Unterschiede zwischen Arm und Reich eine Rolle, ebenso Standesdünkel und Vorurteile. Und mittendrin ein kleiner Junge, der allen Erwachsenen um ihn herum klarmacht, auf welche Werte im Leben es wirklich ankommt. Das und die große Schlussharmonie sind vermutlich die Gründe, weshalb der Film regelmäßig zu Weihnachten im Fernsehen läuft. Denn eigentlich kommt das Fest im Buch nicht vor, so dass sich jeder, der Interesse an einem Klassiker hat, diesen auch zu allen anderen Zeiten vornehmen kann. Und wie das Eingangszitat zeigt, gibt es auch immer wieder Grund zum Schmunzeln.

Fazit: Ein kleiner Junge zeigt allen, welche Werte wirklich zählen. Ein Klassiker, der eigentlich nichts mit der Weihnachtszeit zu tun hat und daher jederzeit gelesen werden kann.

Bewertung vom 05.01.2020
Hallo Donald Trump
Siers, Sophie

Hallo Donald Trump


ausgezeichnet

»Hallo Donald Trump, ich wohne mit meiner Familie in Deutschland und schreibe dir heute diesen Brief, weil ich mein Zimmer mit meinem großen Bruder teilen muss. Leider. Denn mein Bruder nervt! Er entspricht ziemlich genau deiner Beschreibung von einer unerwünschten Person.«

Sam hat ein Problem, das sicher vielen bekannt vorkommen wird, die sich ein Kinderzimmer teilen müssen. Eines Abends sieht er in den Nachrichten, wie Donald Trump als Problemlösung eine Mauer bauen will. Eine tolle Idee, findet Sam. Und da er in seinem Umfeld auf wenig Begeisterung stößt, schreibt er an den vermeintlichen Leidensgenossen in Amerika. Vielleicht kann man sich ja gegenseitig helfen?

Die Idee dieses Buchs fand ich einfach klasse. Mit den Augen eines Kindes geht Sam an das Thema „Grenzkonflikte“ heran. Sein Bruder nervt und über die Lösung einer Mauer quer durchs Kinderzimmer schmunzelt man als Erwachsener natürlich, aber Sam meint es völlig ernst. Während er versucht, seine Eltern von den notwendigen Schritten zu überzeugen, beschäftigt er sich intensiver mit dem Thema und erkennt am Ende, dass es doch weitaus bessere Wege gibt, um den Frieden im Kinderzimmer wiederherzustellen.

Das ganze Buch besteht aus Briefen von Sam an Donald Trump. In diesen berichtet er ihm über seine Gedanken und Erlebnisse. Natürlich erhält er keine Antwort, auf den witzigen Illustrationen sieht man aber jedes Mal, wie ein Bote versucht, dem Empfänger seinen Brief zuzustellen. Natürlich ist es eine Utopie, dass der aktuelle Präsident der USA versuchen würde, Konflikte durch vernünftige Gespräche zu lösen, da ist ihm Sam eindeutig voraus - aber eine witzige Vorstellung ist es allemal.

Fazit: Kinder können eben Dinge, die Donald Trump nicht kann. Ein durchaus ernstes Thema, witzig umgesetzt.

Bewertung vom 05.01.2020
Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum
Jänicke, Gerlinde;Fitzek, Sebastian

Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum


sehr gut

»Hier wünsche ich mir einen kleinen Engel hin, ganz aus Zucker und bunten Perlen!«

Der kleine Tannenbaum freut sich so sehr auf das anstehende Weihnachtsfest! Ganz sicher, so meint er, käme bald eine nette Familie, um ihn abzuholen und zu schmücken. Aber das Bäumchen ist wirklich sehr klein und außerdem etwas krumm und ein Tag nach dem anderen vergeht, ohne dass sich der Traum des Bäumchens erfüllt. Als wäre das noch nicht schlimm genug, lachen es die großen Bäume aus und hänseln es. Doch dann kommt Heiligabend…

Ganz, ganz selten kommt es vor, dass ich ein Buch lesen will, weil ich das Cover gesehen habe. Bei diesem Buch geschah genau das. Der kleine traurige Baum auf dem Cover ging mir unmittelbar ans Herz und ich musste seine Geschichte lesen, es ging nicht anders. Hätte auch schiefgehen können, ist es aber nicht.

Der zauberhafte erste Eindruck zieht sich durch das ganze Buch. Auf jeder Seite findet sich eine liebenswert witzige Illustration, die den Text wiederspiegelt. Dieser hat, ganz weihnachtlich harmonisch, ein gutes Ende und darüber hinaus wichtige Botschaften: Beurteilt jemanden nicht nach dem ersten, äußeren Eindruck. Seid nicht überheblich gegenüber Schwächeren. Und gebt nicht die Hoffnung auf, wenn es mal nicht gut läuft.

Leider habe ich auch einen kleinen Kritikpunkt. An ein paar Stellen passt der Text nicht genau zum Bild, gibt es farbliche Abweichungen. Da wird beschrieben, dass der Weihnachtsbaumverkäufer eine dicke rote Jacke tragen würde und auf dem Kopf ein grauer Hut sitzen würde. Tatsächlich ist die Jacke aber blau und der Hut beigebraun. Im Gegensatz zu seinem Auto, das laut Text braun sein sollte, aber tatsächlich rot ist. Sind Kleinigkeiten, aber ich bin mir sicher, dass sich meine Kinder beim Vorlesen darüber beschwert hätten.

Fazit: Ganz zauberhafte weihnachtliche Geschichte, mit positiver Botschaft und liebenswerten Bildern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2019
O Besenstiel, o Besenstiel!
Ludwig, Sabine

O Besenstiel, o Besenstiel!


ausgezeichnet

Leni hat die Augen verdreht. »Kleine Brüder sind ja so was von ätzend!«
»Und große Schwestern erst!«, haben Leon und ich gerufen.
Und es war das schönste Weihnachten, das wir je hatten.

Wann ist man eigentlich zu alt für einen Adventskalender? Was macht man, wenn man in einem Krippenspiel mitmachen soll, aber wahnsinnig schüchtern ist? Wenn ein singender Elch auf dem Weihnachtsmarkt nervt oder die kleine Schwester unbedingt ein Pferd zu Weihnachten haben will? Wenn die Mama ausgerechnet zu Weihnachten eine Auszeit braucht oder man gerne mit der gesamten Patchwork-Familie zusammen feiern möchte?

Was mir an diesem Buch so gut gefiel, war, dass alle acht Geschichten völlig verschieden waren aber gleichzeitig sehr realistisch wirkten. Die Themen waren keine sonderlich ausgefallenen, sondern solche, die bestimmt in vielen Familien vorkommen oder die man vielleicht selber schon erlebt hat. Ganz alltägliche Dinge, die einen in der Weihnachtszeit beschäftigen können und Familienszenarien, mit denen man sich identifizieren kann.

Die Geschichten sind zudem sehr witzig geschrieben und herrlich farbenfroh illustriert. Sehr nett fand ich auch einen persönlichen Wunschzettel der Autorin im Anhang, den sie mit 9 Jahren verfasst hatte.

Fazit: Bunte, witzige und weihnachtliche Geschichten voll aus dem Familienleben. Kindern und Eltern wird so manches bekannt vorkommen! Prima zum Vor- und Selberlesen.

Bewertung vom 30.12.2019
Zeit der Stille und Erwartung
Martin-Schnapp, Gertie

Zeit der Stille und Erwartung


sehr gut

»Im Januar, wenn es draußen so richtig klirrend kalt war, der Schnee sich wie eine weiße, warme Decke über die Wiesen und Felder legte und der Wind eisig und messerscharf über die Menschen hinwegfegte, wurden im dicht verschneiten Wald Bäume gefällt.«

Die in diesem Buch enthaltenen 22 Kurzgeschichten haben als Gemeinsamkeit, dass sie „früher“ spielen. Wenn man mir gesagt hätte, dass sie auch zu einem frühen Zeitpunkt, zum Beispiel Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden, hätte ich es auch geglaubt.

Als weitere Gemeinsamkeit stehen bei allen Texten Dinge wie Armut, schwere Arbeit, auch von Kindern und generell Not im Mittelpunkt, zugleich werden Werte wie Glück und Zufriedenheit betont. Als Botschaft könnte man daraus ableiten, dass die Menschen „früher“ trotz schwieriger Lebensbedingungen aufgrund der weihnachtlichen Botschaft glücklich sein konnten. Wer gerne mal in solch traditionellen Texten versinkt, kommt mit diesem Buch auf seine Kosten. Großdruck sorgt für leichte Lesbarkeit und stimmungsvolle, schwarzweiße Illustrationen ziehen sich durch das Buch.

Als kleinen Kritikpunkt möchte ich noch anbringen, dass die Handlung nicht immer ganz rund wirkte und ich im Text Rechtschreibfehler entdeckte. Ein etwas genauerer Blick vom Lektorat wäre gut gewesen.

Wie immer bei Sammlungen von Geschichten habe ich diese einzeln bewertet und daraus einen Schnitt ermittelt. Drei Geschichten würde ich mit 5 Sternen bewerten, für zwölf Geschichten 4 Sterne und für sieben Geschichten 3 Sterne vergeben. Ich komme dadurch auf einen Schnitt von 3,8 Sternen, die ich natürlich aufrunde.

Fazit: Für Freunde sehr traditioneller Weihnachtsgeschichten.

Bewertung vom 30.12.2019
Elisa oder Die Nacht der Wünsche
Schami, Rafik;Raidt, Gerda

Elisa oder Die Nacht der Wünsche


ausgezeichnet

»Die Kinder kennen das Paradies des Lachens nicht mehr«, hatte er noch gemurmelt, bevor er in seinen Sessel fiel. Seine Stimme hatte alt und resigniert geklungen…

Elisa, die Frau des Weihnachtsmanns, erkennt ihn kaum noch wieder. Dieser Mann ist nicht mehr da, den sie mal geheiratet hat! Und überhaupt kann und will sie sich nicht vorstellen, dass die Kinder keine richtige Freude mehr verspüren können. Sie beschließt, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen…

Dieses weihnachtliche Kinderbuch von Rafik Schami hat mir wieder richtig gut gefallen. Mit treffenden Worten und farbenfrohen Illustrationen erzählt der Autor eine Geschichte, die zugleich stimmungsvoll ist und gleich mehrere problematische Themen anspricht.

Da ist zunächst ein kleiner, dunkelhäutiger Junge, der traurig in das reich geschmückte Schaufenster eines Spielwarenladens irgendwo in Deutschland schaut. Kurz zuvor wurde er noch verprügelt, vermutlich kennt er Rassismus aus eigener, leidvoller Erfahrung. Seine Mutter ist eine arme Frau, die hofft, eine Arbeitsstelle zu bekommen.

Praktisch als Gegenpol wird das Thema Konsum und Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes aufgegriffen. Ein Punkt, der den Weihnachtsmann in der Geschichte besonders deprimiert. Obwohl er an der aktuellen Entwicklung nicht ganz unschuldig ist, wie man Elisas Erinnerungen entnehmen kann. Bilder zeigen Kinder aus aller Welt, auch aus Kriegs- und Krisengebieten, dabei geht es auch um die Diskriminierung von Andersdenkenden und -gläubigen.
»Und seit wann kümmerte er sich nicht mehr um die Menschen in China, Korea, Japan, Südostasien und Arabien, weil sie dort angeblich nicht den rechten Glauben hatten?«

Dies ist eine absolut zeitgemäße Geschichte und Elisa zum Glück eine selbstbewusste, moderne Frau. Sie wartet nicht ab, ob ihr Mann noch die Kurve bekommt oder versucht, ihn irgendwie zu beeinflussen, sondern sie schlüpft einfach selber in den Mantel des Weihnachtsmanns, denn was ein Mann kann, kann eine Frau eben auch.

Fazit: Diese tolle Geschichte zum Vor- und Selberlesen verbreitet weihnachtliche Stimmung und bringt gleich mehrere Probleme gut verständlich auf den Punkt.

Bewertung vom 29.12.2019
Das Geheimnis des Weihnachtspuddings
Christie, Agatha

Das Geheimnis des Weihnachtspuddings


sehr gut

»Eh bien, ich nehme den Auftrag an.«

Ein verschwundener Rubin, ein junger Hochadliger in Nöten und dazu – natürlich – großer Zeitdruck: Ein solch „delikater“ Fall schreit geradezu nach einem Ermittler wie Hercule Poirot.

Diese Geschichte nimmt dann auch den Hauptteil des Buchs ein. Zu ihr gesellen sich noch zwei weitere, weniger umfangreiche Geschichten, eine davon mit Miss Marple, zwei kurze Texte und ein Vorwort der Autorin. Sämtliche Texte spielen zur Weihnachtszeit und bieten kurzweilige Unterhaltung für Freunde der Autorin. Fans sollten allerdings genauer hinschauen, denn alle Geschichten wurden bereits in früheren Bänden mit Erzählungen veröffentlicht. Wer noch keine umfangreiche Agatha Christie Büchersammlung hat, könnte hier aber zuschlagen, denn zumindest die beiden Geschichten um die wichtigsten Ermittler Poirot und Marple fand ich klassisch und gelungen.

Die Texte im Buch wären: Nostalgische Weihnachtserinnerungen, Das Geheimnis des Weihnachtspuddings, Eine Weihnachtstragödie, Der Traum vom Glück, Der unfolgsame Esel, Ein Gruß.

Fazit: Zwei gelungene klassische Detektivgeschichten zur Weihnachtszeit und noch ein paar weitere Erzählungen, kurzweilige Unterhaltung für Freunde der Autorin.