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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2015
Entführung mit Jagdleopard
Boie, Kirsten

Entführung mit Jagdleopard


ausgezeichnet

Originell und fesselnd


Die knapp 10jährige Jamie-Lee hat einen ausgeprägten Sinn für Hilfsbereitschaft und beschließt, gemeinsam mit ihrer Freundin Ebru „unbedingt etwas Großes zu vollbringen“ – doch aufregende Ereignisse völlig anderer Art hindern sie vorerst daran.
Gewohnt, meistens selbst für sich sorgen zu müssen, lebt sie zusammen mit ihrem fünf Jahre älteren Bruder Baron Chuck und ihrer meist betrunkenen Mutter in einem Problemviertel ihrer Stadt.
Als eines Tages die noch junge Oma, frisch verliebt, mit ihrem Freund nach Polen reisen möchte und sich daher eine Zeit lang nicht um Tochter und Enkel kümmern kann, lassen sie kurz entschlossen Jamie-Lees Mutter zum Entzug in ein Heim einliefern. Aber nun beginnen die Probleme des Kindes erst richtig. Da sie ein sehr mitfühlendes Herz hat, nimmt sie ein weinendes Mädchen bei sich auf. Fee stellt sich als Millionärstochter heraus, die bereits ganz offiziell gesucht wird. Dann gibt sie auch noch dem Obdachlosen Herrn Wildeck und seinem gebrechlichen Jagdleoparden Kröger vorübergehend eine Bleibe. Für die Polizei sieht Fees Verschwinden allerdings nach einer Entführung aus, und alle Beteiligten geraten in arge Bedrängnis …
Die Autorin zieht den jungen Leser mitten hinein in ein turbulentes Abenteuer, das sich beinahe zum Krimi entwickelt. Vor dem Hintergrund massiver sozialer Probleme schildert Kirsten Boie die packende Geschichte eines Kindes, dessen Hilfsbereitschaft es selbst in die Bredouille bringt. Boies Kunstgriff, Jamie-Lee in ihrer ganz persönlichen Ausdrucksweise zu Wort kommen zu lassen, lässt ihre Protagonistin natürlich und überzeugend wirken. Die aus kindlicher Sicht erzählten Geschehnisse sind von erfrischender Offenheit. Auch der krasse soziale Gegensatz zwischen Jamie-Lee und Fee und ihrem jeweiligen Hintergrund wird schon durch die unterschiedliche Sprache der Kinder gut herausgestellt.
Der Autorin, die bereits mit mehreren Kinder- und Jugendbuchpreisen ausgezeichnet worden ist, ist es hier wunderbar gelungen, schwierige, problematische Themen wie Armut, Alkoholismus oder Obdachlosigkeit in eine spannende, mitreißende Geschichte zu verpacken. Dennoch - trotz all der sozialen Brisanz überwiegt ein heiterer, positiver Ton; Jamie-Lees Optimismus ist geradezu ansteckend.
Die authentisch geschilderten Charaktere, die rasant ablaufenden, fast aberwitzigen Ereignisse und der optimistische, aber realistische Schluss machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen mit nachdenklichem Hintergrund.

Bewertung vom 18.11.2015
Als Schlemihl nach Warschau ging
Singer, Isaac B

Als Schlemihl nach Warschau ging


ausgezeichnet

Gewidmet "allen jungen und alten Schlemihlen"

„In meinem Schreiben gibt es keinen grundlegenden Unterschied zwischen Geschichten für Erwachsene und solchen für Kinder“ , hat der Schriftsteller einmal in einem Interview geäußert. Seine Erzählungen zeichnen sich durch ihre Schlichtheit aus, verfügen aber dennoch über ein hohes sprachliches Niveau.
Tatsächlich erinnern seine Kurzgeschichten an Zeiten, in denen noch die mündliche Überlieferung gang und gäbe war. Sie spielen in Singers ursprünglicher Heimat, einem polnischen Schtetl, und ihre Themen reichen von alltäglichen Situationen bis zu märchenhaften und fantastischen Elementen, wie dem Kobold Peziza oder der Hexe Gurruh. Manche der Protagonisten, wie etwa „Die Ältesten von Chelm“ , erinnern stark an die Sage der „Schildbürger“. Und den einen oder anderen „Schlemihl“ (ostjüdische Bezeichnung für einen Narren bzw. Pechvogel) findet man wohl in jeder Kultur.
Im Jahr 1904 in Polen geboren, wanderte Singer 1935 nach Amerika aus. Neben Übersetzungen für Erich Maria Remarque und Thomas Mann schrieb er zahlreiche Geschichten und Romane - stets in Jiddisch, einer aussterbenden Sprache. Warum? Darauf antwortet er selbst:
“ Man fregt mich oft, für wos schreibste jiddisch? … Meine Eltern, mein Tate und Mame, haben beide geredt jiddisch. Dos is mei Sprach. In dosike Sprach will ich gewinnen oder verlieren.“
Schließlich ist Singers Sprache eng mit den Themen verbunden, über die er mit viel Witz und Fantasie schreibt.
Dieses Büchlein mit natürlichen und übernatürlichen traditionellen Kurzgeschichten ist es wert, nicht vergessen zu werden. Isaac Bashevis Singer hat es ausdrücklich „allen jungen und alten Schlemihlen“ gewidmet.

Bewertung vom 14.11.2015
Wien geht Gassi
Moser, Martin;Sonnleitner, Robert

Wien geht Gassi


sehr gut

Der Weg ist das Ziel


„Die Geschichte der Menschheit beginnt mit der Fußreise und der Entdeckung“, erklärt der Soziologe Roland Girtler. Was die Fahrt mit dem Auto verhindert, macht der Ausflug per pedes möglich: Wer sich zu Fuß aufmacht und die Plätze seiner Umgebung erforscht, wird dabei Neues entdecken.
Sein kurz gefasstes Statement hat „WildUrb“- Autorin Jine Knapp in dem Buch „Wien geht“ veröffentlicht. Was verbirgt sich dahinter? „WildUrb“ ist eine kleine, aber stetig wachsende Gemeinschaft von Menschen, die ihre Stadt und deren Umgebung zu Fuß erkunden und dabei mit offenen Augen und allen Sinnen vieles, auch (für die meisten Städter vielleicht) Unspektakuläres entdecken.
„WildUrb“ bedeutet aber auch, „mehr Verantwortung für den Gang der Dinge“ zu übernehmen (so Baldur Preiml). Wir sollen uns nicht instrumentalisieren lassen und den Mut haben, möglichst unbeeinflusst von Medien und Werbung unseren eigenen Lebensstil zu entdecken und zu leben. Eigentlich braucht es dazu nicht viel: gesunde Füße und Offenheit und vielleicht ein wenig Zivilcourage.
Getreu dem Motto „Gehirn und Füße im Gleichklang“ (Roland Düringer) beschreibt Knapp zahlreiche Spaziergänge unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und interessante Zielpunkte in und um Wien. Es gibt kurze und auch längere Wege, so dass für jeden etwas dabei ist. Kurz, aber verständlich erklärt und versehen mit allen nötigen Informationen zu der jeweiligen Tour, von Kilometerangaben über Einkehrmöglichkeiten bis zu kleinen Kartenausschnitten der Strecke, verleiht die Autorin jedem dieser Fußwege einen eigenen Flair. Ein wenig zusätzliches Hintergrundwissen und einige „Oide G´schichten“ begleiten die Trips und machen sie noch interessanter. Überdies verlocken viele schöne Fotografien zum Ausprobieren und Marschieren.
Dennoch: dies ist kein Wanderführer im herkömmlichen Sinn. Kurze Beiträge diverser anderer Autoren lockern das Büchlein im praktischen Taschenformat auf.
Nicht nur Touristenttraktionen stellen lohnenswerte Ziele dar; denn: „Vorwärts Gehen“ zu vielen „unbedeutenden“ Nebenschauplätzen kann zu einer wichtigen Erfahrung werden.
„Gehen macht glücklich“ , heißt es, man muss es nur ausprobieren.
Auf geht´s!

Bewertung vom 13.11.2015
Ab durch die Tonne / Scary Harry Bd.4
Kaiblinger, Sonja

Ab durch die Tonne / Scary Harry Bd.4


ausgezeichnet

Spannend, witzig und todsicher unterhaltend


Ein Sensenmann, der trotz seiner 521 Dienstjahre stets am Puls der Zeit bleibt, über moderne Medien wie etwa ein Smartphone verfügt, sich via Facebook auf dem Laufenden hält und sich nun sogar im Rappen übt - das kann nur Harold sein! Harrys menschliche Freunde Otto und Emily benötigen wieder einmal seine Hilfe; denn ihr neuer Kunstlehrer ist eine äußerst merkwürdige Erscheinung. Der recht altmodisch gekleidete Mr Malone ist verdächtig gut über Otto und seine Familie unterrichtet; überdies verliert seine Haut an Farbe, als sie zufällig mit etwas Wasser in Berührung kommt! Außerdem experimentiert der Schulgründer Sigmund Schwefelkopf unverhofft im Chemielabor des Schulkellers - dabei ist er doch bereits seit mehr als hundert Jahren tot! Hier ist Ottos und Emilys Scharfsinn gefordert. Mit Hilfe des forschen Sensenmannes und der unglücklich verliebten Fledermaus Vincent suchen sie nach des Rätsels Lösung. Dabei geraten nicht nur die Freunde, sondern auch Tante Sharon in Gefahr…

Zu einem neuen, spannenden Abenteuer lädt Scary Harry all seine alten und neuen Freunde im vierten Band „Ab durch die Tonne“ ein. Die Autorin, selbst in einem Spukhaus aufgewachsen, schreibt in lockerem, frischem Ton und mit trockenem Humor, so dass es schwerfällt, das Buch beiseite zu legen. Mit zahlreichen skurrilen Einfällen und Wendungen der Ereignisse gelingt es Sonja Kaiblinger spielend, die jungen Leser mit viel Witz und Spannung in ein verrücktes Abenteuer zwischen dem „Diesseits“ und dem „Jenseits“ zu verwickeln.
Die ideenreichen, ausdrucksvollen Illustrationen von Fréderic Bertrand, der nach eigenen Angaben nachts auf der Jagd nach Monstern durch Berlin kutschiert, bereichern und ergänzen das Buch und lockern die Kapitel zusätzlich auf.
Fünf Sterne gibt es von uns: Ein toller Lesespaß für Jung und Alt!

Bewertung vom 03.11.2015
Die magischen Augen von Stonehill
Kliebenstein, Juma

Die magischen Augen von Stonehill


ausgezeichnet

Ein schaurig-schönes Leseabenteuer


Dass Erwachsene dazu neigen, merkwürdige Ereignisse völlig anders zu beurteilen als Kinder, weiß Lucy aus eigener Erfahrung. Sie und ihre Freunde aus der Maple-Street berichten hier gewissermaßen als Augenzeugen, wie sich die mysteriöse Geschichte um einen spektakulären Edelsteinraub zugetragen hat. Und ob die Version der Kinder der Wahrheit entspricht oder die Erklärungen der Erwachsenen zutreffen - das kann jeder am Ende des Buches selbst entscheiden!

Doch von Anfang an: In den kleinen, ruhigen Ort Stonehill, der vom Edelsteinabbau lebt, kommt Bewegung, als eine neue Familie einzieht. Die fünf Mitglieder der Burrows, die nun das älteste Haus Stonehills bewohnen, machen genau die Anzahl Leute aus, die bislang fehlten, um Stonehill zur Stadt werden zu lassen. Doch irgend etwas ist seltsam, ja, geradezu unheimlich an ihnen, erkennt Lucy, und das hat mit ihren Augen zu tun. So berät sie sich mit Dr. Watson, ihrem verschwiegenen Vertrauten in Gestalt eines Goldfisches, und beschließt, das Geheimnis der Familie Burrow zu ergründen. Zum Glück gibt es da noch ihre Freunde aus der Maple Street, mit denen sie einen genialen Plan entwirft: Während die Bewohner Stonehills an der Stadtfeier teilnehmen, wollen sie im Haus der Burrows nach einem geheimnisvollen Buch suchen. Aber das Unternehmen erweist sich als nicht ungefährlich …
Sehr überzeugend aus der Sicht des Schulmädchens Lucy erzählt Juma Kliebenstein eine ungewöhnliche, spannende Geschichte. Sie schreibt kindgerecht, aber nicht zu simpel, unheimlich aufregend bis zum überraschenden Ende, bringt aber auch lustige Episoden mit ein. Freundschaft und das Zusammenhalten der Gruppe werden ebenso thematisiert wie die Einsamkeit eines Mädchens, das sich von allen anderen unterscheidet.
Jede Kapitelüberschrift wird von einer passenden Vignette aus der Feder der Illustratorin Monika Parciak begleitet. Zudem geben ganzseitige Zeichnungen recht eindrucksvoll die (teils bedrohlich wirkende) Stimmung einzelner Szenen wieder und ergänzen auf sehr wirkungsvolle Weise den Text. Bereits das Titelbild bringt klar zum Ausdruck, was den jungen Leser hier erwartet: Spannung und unterschwelliger Grusel.
Ob Lucy und ihre Freunde es schaffen, das Geheimnis der Burrows zu lüften?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2015
Briefe!
Garfield, Simon

Briefe!


ausgezeichnet

Die Welt der Briefe


Wann haben Sie zum letzten Mal einen schönen, handgeschriebenen Brief erhalten?
Die zahlreichen elektronischen Möglichkeiten unseres modernen Lebens machen Kommunikation schneller und bequemer als die traditionelle Post; aber was bleibt dabei „auf der Strecke“? Kann eine E-Mail einen handgeschriebenen Brief ersetzen?
Simon Garfield beschäftigt sich in seinem Buch „Briefe!“ (wobei das Ausrufezeichen im Titel durchaus seine Berechtigung hat!) unter anderem auch mit diesen Fragen. In fünfzehn sehr unterhaltsamen Kapiteln leitet er den Leser durch viele Jahrhunderte Postgeschichte. Zum einen beleuchtet er den geschichtlichen Hintergrund der Briefkultur und den Transport der Schriftstücke. Anhand vieler Beispiele greift er aber auch andere Aspekte auf: Was macht einen perfekten Brief aus? Wie schreibt man einen guten Brief?
Auf unterhaltsame Art lässt uns der Autor Einblick in die Schreiben berühmter Männer und Frauen nehmen, die dem Papier ihre alltäglichen Erlebnisse, Sorgen, Ratschläge oder gar Geheimnisse anvertrauten. Liebesbriefe, Ratschläge, große historische Ereignisse - die Briefe bezeugen menschliche Schicksale auf eine ganz unmittelbare Art. Die uns erhaltenen Schriftstücke bringen uns die Vergangenheit näher als jedes Geschichtsbuch es vermag und schlagen eine direkte Brücke zur Gegenwart.
Dabei führt Garfield locker und in humorvollem Ton durch sein Buch – immerhin mehr als fünfhundert Seiten. Zahlreiche Abbildungen und Fotos illustrieren die Kapitel zusätzlich und vertiefen den Text.
Folgerichtig endet Garfield seinen kurzweiligen Exkurs in die Welt der Briefe mit unserem elektronisch geprägten Zeitalter und der spannenden Frage, wie es wohl in der Zukunft um unsere Briefkultur bestellt sein wird. Wird der Brief, wie wir ihn noch kennen, überdauern? „Briefe!“ - ein informatives, wunderbar geschriebenes Buch!

Bewertung vom 06.10.2015
Wein muss rein!
Linster, Léa;Gaymann, Peter

Wein muss rein!


ausgezeichnet

Für Genießer


Ein Buch, das nicht nur zum Kochen, sondern regelrecht zum Schmökern und Schmunzeln einlädt: Léa Linster und Peter Gaymann haben gemeinsam ein regelrechtes Kunstwerk produziert.
Schon der Titel verrät, dass es in diesem Buch ganz und gar nicht trocken zugeht.
Linsters Rezepte umfassen eine Vielfalt an Gerichten, die sich mit Wein zubereiten lassen, von gehoben bis edel. Der Blick auf das Inhaltsverzeichnis macht Appetit auf diverse raffinierte Fisch-, Fleisch- und Gemüsegerichte, die mit köstlichen Vor- und Nachspeisen ergänzt werden. Da bietet die (ursprünglich bodenständige) Linsensuppe, nach Linster-Art verfeinert, einen echten Gaumenschmaus. Und auch das „Herbstrisotto“, das ich passend zur Jahreszeit ausprobiert habe, ist köstlich und dank der guten Erläuterung bestens gelungen. Neben den präzise und gut verständlich erläuterten Kochanleitungen gibt Linster zusätzlich kleine Tipps, welche die Küchenarbeit erleichtern – besonders hilfreich für die Nicht-Profis unter uns. Ganzseitige Fotos präsentieren die Gerichte auf appetitliche Weise und ergänzen die Rezepte. Und eine kurze Weinkunde vervollständigt schließlich die Kochanweisungen. Aber nicht nur als Genießer raffinierter Speisen kommt der Leser auf seine Kosten, auch als Liebhaber gezeichneter Satire wird er hier verwöhnt.
Zu jedem Thema hat nämlich auch Cartoonist Peter Gaymann eine Meinung. Die munteren Grafiken, die er beisteuert, geben reichlich Grund zum Schmunzeln. Ob Trüffelschwein, „Coq au vin“ oder „Forelle blau“ - sie lockern, teils großformatig, teils als „Randerscheinungen“ Linsters Kochbuch witzig auf und machen dieses Kochbuch zu etwas ganz Besonderem.
Mein Fazit: Ein Kochbuch de luxe - köstliche Rezepte, angereichert mit appetitanregenden Fotos und als Sahnehäubchen: die Cartoons von Peter Gaymann!

Bewertung vom 27.09.2015
Mark Twain
Ingendaay, Paul

Mark Twain


ausgezeichnet

Kurzweilig und anschaulich


„Wahrheit ist das Kostbarste, was wir haben. Man muss sparsam damit umgehen.“
Für solch bissige Bonmots ist Samuel Langhorne Clemens allseits berühmt. Besser bekannt unter dem Pseudonym „Mark Twain“ unterhält und amüsiert er noch heute eine junge sowie alte Leserschaft mit Humoresken wie etwa „Die Arglosen im Ausland“ und natürlich den Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die ihn unsterblich gemacht haben.
In einfachen Verhältnissen in Hannibal, Missouri, aufgewachsen, macht Clemens eine Druckerlehre, betätigt sich zwischenzeitlich als Flussdampferlotse auf dem Mississippi, um sich später dem Journalismus zuzuwenden und schließlich als engagierter, brillianter Redner und Erzähler seiner Reiseerlebnisse Karriere zu machen.
Paul Ingendaay, der selbst als Journalist und Autor tätig ist, erzählt sehr engagiert, wie Mark Twain den Sprung in höhere amerikanische Gesellschaftskreise geschafft hat und zu einem Mythos geworden ist. Mit diesem großformatigen, aufwendig gestalteten Buch legt er eine neue, moderne Biographie des „Lincoln der Literatur“ vor und schildert lebendig und kurzweilig Leben und Werk des Schriftstellers.
Während jeweils eine Seite dem Schriftwerk vorbehalten ist, illustriert die gegenüber liegende Seite den Text. Die zahlreichen Fotos verbildlichen den Werdegang von Samuel Clemens alias Mark Twain im wörtlichen Sinn. Sie geben dem Leser einen wunderbaren Einblick in die Umgebung des Schriftstellers und machen ihn mit Freunden und seiner Familie vertraut.
Eine Biographie in Kurzform, anschaulich und erfrischend zu lesen!

Bewertung vom 24.09.2015
Endlich Sommer!

Endlich Sommer!


sehr gut

Sommerliche Geschichten mit Niveau

Zwölf sommerlich luftige, aber nicht leichtgewichtige Geschichten hat Daniel Kampa für diesen Buchband ausgesucht. Die Namen der internationalen Autoren reichen von modern (wie Martin Suter und Zsuzsa Bánk) bis klassisch (wie etwa Stefan Zweig und Kurt Tucholsky).
Doris Dörrie macht den Anfang und schildert in „Bin ich schön?“ frech und sarkastisch die Beobachtungen eines heranwachsenden Mädchens während ihres Familienurlaubs in Florida mit all den (unerfüllten) Wünschen und Sehnsüchten der Mutter und der banalen Realität. Den Schluss bildet „anstelle eines Nachworts“ Italo Calvinos herrlich ironische Geschichte des jungen Mannes, der hin- und hergerissen ist zwischen dem innigen Wunsch, sich in Ruhe in sein Buch zu vertiefen, und einem amourösen Abenteuer, das ihn jedoch daran zu hindern droht, den Roman zu Ende zu lesen.
Und dazwischen entfaltet sich die ganze Bandbreite von Gefühlen, meisterlich in Worte gefasst von ausgesuchten Schriftstellern diverser Epochen. Von romantischen, komödienhaften Geschichten (F. Scott Fitzgerald) bis hin zu herrlich absurden (Hermann Harry Schmitz), aber auch solchen mit sehr ernstem Hintergrund (Bernhard Schlink) ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei.
Ein Büchlein für die Ferien, wunderbar geeignet zum Ausspannen mit Niveau!