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Lisa

Bewertungen

Insgesamt 740 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2022
Das letzte Eis
Steinbach, Anne;Reisedepeschen

Das letzte Eis


ausgezeichnet

Nachvollziehbar und lebensnah – Wie der Klimawandel bereits heute das Leben verändert

„Das letzte Eis“ der Autorin Anne Steinbach, herausgegeben vom Klimahaus Bremerhaven, ist ein eindrückliches wie auch wichtiges Sachbuch, welches mich auf ganzer Linie begeistern konnte. Ohne erhobenem Zeigefinger kommen die Berichte darin daher und überzeugen gerade durch ihre schlichte Aussagekraft. Die Kapitel bieten, berührende wie auch authentische Einblicke in das Leben in den Schweizer Alpen und der Eiswelt Alaskas. Obwohl das Thema Klimawandel allgegenwärtig ist und auch alle Kapitel miteinander vereint, stehen im Mittelpunkt doch die Geschichten der einzelnen Menschen. Anhand ihrer Schilderungen von konkreten veränderten Lebensbedingungen, wurden die Auswirkungen des Klimawandels für mich so erlebbar und nachvollziehbar wie noch nie zuvor. Noch dazu ist die Gestaltung und Verarbeitung des Buchs unglaublich hochwertig und inhaltlich äußerst vielseitig. Besonders die eindrucksvollen Fotos haben es mir angetan, aber auch die klug ausgewählten Beiträge konnten mich fesseln. Ich dachte eigentlich, dass das Buch inhaltlich eher wie eine fortlaufende Reportage erzählt wird. Die einzelnen für sich stehenden Artikel, gefallen mir aber durch ihre Vielfältigkeit viel besser. Die Erzählung wirkt sehr lebendig und wurde mir an keiner Stelle langweilig, obwohl doch auch einiges an Wissen vermittelt wird. Außerdem gibt nicht nur eine Hauptfigur sondern es kommen unterschiedliche Älpler, wie auch Yupik zu Wort, was für Abwechslung sorgt. Ergänzt durch aussagekräftige Fotos ergibt sich so eine ausgewogene und informative Mischung.
Mein Fazit: Dieses Buch sollte jede:r gelesen haben! Außerdem ist es perfekt geeignet für den Schulunterricht oder als Lektüre für Skeptiker.

Bewertung vom 15.10.2022
Die Sprache der Freundschaft
Mills, Claudia

Die Sprache der Freundschaft


sehr gut

Eindrucksvolles vielschichtiges Werk, aber in meinen Augen kein Kinderbuch

In der sprachlichen Gestaltung des Romans „Die Sprache der Freundschaft“ haben sowohl Autorin Claudia Mills als auch die deutsche Übersetzerin tolle Arbeit geleistet. Denn die Geschichte von Betsy wird in Form von Gedichten erzählt. Dieser reimen sich zwar nicht, kommen aber mit einer unglaublichen Sprachgewalt daher. Episodenweise erfahren wir so immer mehr aus dem Leben von Betsy und ihrer Freundin Lizard. Aus vielen Details ergibt sich im Gesamten dann doch ein stimmiges Bild. Obwohl ich mich zunächst an diesen außergewöhnlichen Schreibstil gewöhnen musste, passt er wirklich wunderbar zum Buch und steht fast schon selbst stellvertretend für eine der verlorenen Sprachen, um welche es unter anderem in der Geschichte geht. Die anspruchsvolle sprachliche Gestaltung ist aber nur einer von zwei Punkten, weswegen ich das Buch weniger als für Kinder geeignet halte.

Für wesentlich problematischer halte ich die heftigen vorkommenden Themen, welche im Klappentext überhaupt nicht ersichtlich sind. Um ein locker-leichtes gute Laune Buch handelt es sich nämlich keinesfalls. Achtung wer nicht gespoilert werden möchte, sollte nun nicht weiterlesen. Was meiner Meinung nach dringend nötig wäre, ist eine Triggerwarnung in Bezug auf die Themen Ängste und Depressionen, versuchter Suizid und Suchterkrankungen. Diese kommen nämlich ungeschönt und detailliert in der Handlung vor. Als Erwachsene konnte ich die Geschichte trotz ihrer Tragik voll und ganz wertschätzen und genießen. Ich liebe dieses besondere Buch und wurde von der Geschichte auch unheimlich berührt. Der Text umfasst unglaublich viele Emotionen und arbeitete ein komplexes Thema super auf. Nur passt die Altersempfehlung von 11 Jahren in meinen Augen absolut nicht. Vor allem da die inhaltliche Brisanz am Klappentext nicht zu erkennen ist und Eltern überhaupt nicht einschätzen können, mit welchen Themen ihr Kind in Berührung kommt. Ich bin keinesfalls der Meinung das Kinder sich nicht mit solch schwierigen Themen beschäftigen sollten. Nur kommen diese in Buch einfach sehr geballt und vor allem auch detailliert vor, so dass sich eine gemeinsame Lektüre anbietet. Wäre das Buch als Jugendbuch vermarktet worden, bekäme es von mir 5 Sterne. So muss ich aber leider einen Stern abziehen, wobei ich das Buch trotzdem sehr gerne (für ältere Leser:innen) weiterempfehlen mag.

Bewertung vom 12.10.2022
Freiheitsgeld
Eschbach, Andreas

Freiheitsgeld


gut

Nicht das gewohnt Niveau des Autors – Blasse Figurenzeichnung und eine vorhersehbare Handlung

Die Bewertung von „Freiheitsgeld“ von Andreas Eschbach fällt mir richtig schwer, denn von einem meiner Lieblingsautoren bin ich anderes gewohnt. Die Geschichte ist von der vertrauten Genialität des Autors meiner Meinung nach sehr weit entfernt und nach der Lektüre muss ich leider zugeben, dass mich das Buch im Gesamten nicht überzeugen konnte. Das ist gerade deshalb so schade, da ich das gewählte Thema an sich super spannend und durchaus wichtig finde. Doch das Bedingungslose Grundeinkommen (im Buch Freiheitsgeld genannt) kommt hier wahrlich nicht gut weg. Eschbach zeichnet eine für Menschen düstere Zukunftsaussicht, wobei er zumindest für die Umweltprobleme eine Lösung parat hat. Als reine Dystopie, mag ich die Geschichte deshalb auch nicht bezeichnen. Zu Beginn gefiel mir das Worldbuilding noch richtig gut. Auf viele Bereiche wird eingegangen (z.B. Schulsystem, Steuerverwaltung, Polizei, Nahrungsmittel, u.w.) und interessante Ansätze sind erkennbar. Leider bleiben diese dann aber im weiteren Handlungsverlauf auf der Strecke, da sich die Geschichte auf viele private Details der Hauptprotagonist:innen fokussiert und letztendlich auch verliert. Bei einigen dieser sehr genau beschriebenen Einzelheiten handelt es sich noch dazu leider um explizite Sexszenen, welche für mich nicht recht in dieses Buch passen wollten, außerdem trugen diese inhaltlich nichts Wichtiges zur Handlung bei. Gepaart mit ausschließlich stereotyp dargestellten Paarbeziehungen ergab sich so eine eher nervige Mischung. Wirklich keiner der dargestellten Charaktere war mir sympathisch, alle bleiben blass und unnahbar. Ein weiterer Kritikpunkt stellt die Vorhersehbarkeit von vielen Wendungen dar. Einige Hinweise wurden tatsächlich so oft im Text erwähnt, das sie wirklich nicht mehr als dezent gelten konnten und mich die Geschichte dementsprechend nur noch sehr wenig überraschen konnte. Im Gesamten wirkt die Handlung außerdem konstruiert und leider nicht durchgehend stimmig. Einzig der Schreibstil sorgte dafür das ich weitergelesen habe. Dieser liest sich nämlich leicht und angenehm und so kommt man hier schnell durch die Seiten. Alles in allem war „Freiheitsgeld“ für mich kein Highlight. Das Werk wirkte lieblos und nicht richtig durchdacht. Sehr schade, denn Potenzial ist durchaus erkennbar! So kann ich im Vergleich zu anderen Romanen, leider nicht mehr als 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 11.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Grandioser zweiter Band einer außergewöhnlichen Reihe – Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Endlich ist es soweit, der Alltag in der wohl speziellsten Zeitungsredaktion der Welt geht weiter! Nach „The Stranger Times“ konnte mich nun auch „This Charming Man“ von C.K. McDonnell, vollkommen begeistern. Zum Einen freute ich mich über das Wiedersehen mit zahlreichen liebgewonnen Charakteren. Wobei der ein oder andere nichts von seiner Kauzigkeit verloren hat. Zum Anderen konnte aber auch die Geschichte wieder mit jeder Menge Humor und Spannung punkten. Der Genremix der Handlung ist dabei wirklich einmalig. Fantasy, Crime, Humor und eine kleine Prise Horror ergänzen sich wirklich perfekt und sorgen im Gesamten für eine unterhaltsame Mischung. Durch seinen witzigen Schreibstil und treffsichere Situationskomik konnte mich der Autor tatsächlich mehrmals zum Lachen bringen. Trotz so mancher absurden Szene wirkt die Handlung aber nicht erzwungen lustig. Vielmehr punktet die Geschichte mit spannenden Ermittlungen, überraschenden Wendungen, sowie abwechslungsreichen Perspektivwechseln. Und auch die fantastischen Elemente kommen wahrlich nicht zu kurz. Unter anderem in Form von Vampiren, welche es eigentlich gar nicht geben dürfte. Erfrischend anders, gar nicht Klischeehaft und dennoch fesselnd, konnte mich das Buch mit seinem Gesamtkonzept überzeugen. Auch der einnehmende Schreibstil gefiel mir richtig gut, welcher das Leseerlebnis perfekt abrundetet. Da ich absolut nichts zu kritisieren habe, vergebe ich natürlich volle 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!
Mein Fazit: Von dieser großartigen Reihe kann ich nicht genug bekommen. Hoffentlich folgen noch viele Bände!

Bewertung vom 09.10.2022
Streicheln oder Schlachten
Sebastian, Marcel

Streicheln oder Schlachten


ausgezeichnet

Das Mensch-Tier-Verhältnis im Wandel – Geschichtlicher Rückblick, aktueller Stand und neue Perspektiven

Trotz des provokanten Titels, konnte mich das Sachbuch „ Streicheln oder Schlachten“ des Autors Marcel Sebastian, vor allem durch seine Sachlichkeit positiv überraschen. Denn anders als andere Tierrechtsaktivist:innen will der Autor seine Meinung nicht laut herausrufen. Vielmehr fordert er seine Leser:innen dazu auf sich eine eigene Meinung zu bilden und bisherige Verhaltens- und Denkmuster bewusst zu hinterfragen. Damit dies adäquat gelingen kann gibt er uns jede Menge nützlicher Informationen an die Hand. Alles in allem hielten die Kapitel für mich persönlich gar nicht so viel Neues bereit, aber die Zusammenfassung und Verknüpfung von geschichtlich Relevantem, sowie aktuellen Fakten gelingt dem Autor einfach grandios. Treffsicher zeigt er auf, dass die Unterscheidung von Haus- und Nutztieren keine solch festen Kategorien sind, wie man meinen könnte. Und auch die Zusammenhänge von Tierhaltung, Klimawandel, Artensterben und Pandemien werden absolut logisch auf den Punkt gebracht. Spannend wird es dann im letzten Kapitel, denn eine Agar-Wende ist auch unabhängig von Utopien denkbar. Alles in allem findet man im Buch eine gelungene Aufbereitung hochkomplexer Themen. Trotz allem bleibt der Schreibstil des Autors von Anfang bis zum Ende hin gut verständlich und rutscht auch nicht ins übertrieben Emotionale ab. Dringlich, aber immer sachlich verdeutlicht er die Notwendigkeit eines Wandels im Mensch-Tier-Verhältnis. Klar ist, jede:r sollte sich mit diesem wichtigen Thema beschäftigen und seinen eigenen Standpunkt herausfinden. Genau dafür schafft diese Lektüre eine gelungene Voraussetzung. Deshalb vergebe ich gerne volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2022
Paper Girls SC
Paper Girls Gesamtausgabe

Paper Girls SC


sehr gut

Vier tolle Protagonistinnen, Zeitreisen und jede Menge Action

Wer bereits länger die beliebte Serie „Paper Girls“ kennenlernen wollte, kann nun die Geschichte auf einen Schlag in Form dieser tollen Gesamtausgabe des Cross Cult Verlags entdecken. Auf gut 800 Seiten, findet man die 30 Bände der Comic-Serie abgedruckt. Und obwohl ich keine regelmäßige Comicleserin bin, sprach mich die Idee der Geschichte sofort an. Prinzipiell hält die Serie auch wirklich was sie verspricht, nämlich starke weibliche Hauptcharaktere, spannende Zeitreisen und ein Hauch des 80er Jahre Flairs. Die Zeichnungen gefielen mir ausgesprochen gut da diese die Handlung aufwendig und detailliert darstellen. Gut gefielen mir auch die zahlreichen versteckte Hinweise und Anspielungen, wobei ich mit Sicherheit gar nicht alle entdeckt habe. Von Beginn an legt die Geschichte nämlich ein rasantes Tempo vor, welches mir stellenweise auch etwas zu schnell und chaotisch war. Da ständig etwas passiert, neue Figuren auftauchen, ein weiterer Zeitsprung stattfindet und es zu Kämpfen kommt, fiel es mir ehrlich gesagt nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Vor allem da die Autoren sich mit Erklärungen sehr zurückhalten. Genau wie die vier Mädchen, werden wir Leser:innen ins kalte Wasser geworfen und müssen uns die Zusammenhänge nach und nach selbst erschließen. Wäre „Paper Girls“ ein Roman hätte ich zu kritisieren, dass es mir an Details im Sinne von Erklärungen, Worldbuilding und stellenweise auch an Logik fehlte. Dafür punktet die Reihe mit jeder Menge Action, Spannung und ansprechenden Illustrationen. An keiner Stelle war mir die Lektüre langweilig, wobei ich sie aufgrund von wiederholten Gewaltdarstellungen nur für Erwachsene empfehlen würde. Sci-Fi-Fans finden hier vielleicht nicht das ausgereiftestes Zeitreiseabenteuer, kurzweilig, humorvoll und unterhaltsam ist die Reihe dafür umso mehr.

Bewertung vom 07.10.2022
Kaputte Wörter?
Heine, Matthias

Kaputte Wörter?


weniger gut

Hält nicht nicht was es verspricht – Für ein Sachbuch eindeutig zu sehr von der Meinung des Autors geprägt

Obwohl ich die Sachbücher aus dem Duden-Verlag normalerweise sehr schätze, lagen der Autor Matthias Heine und ich von Beginn an nicht auf einer Wellenlänge. Unter dem Titel „Kaputte Wörter? - Vom Umgang mit heikler Sprache“ habe ich mir fälschlicherweise eine sachliche Auseinandersetzung mit bestimmten Wörtern und einem anschließenden Appell für sensiblen Sprachgebrauch vorgestellt. Bereits im Vorwort stellte der Autor dann aber unmissverständlich klar: "Ich gehe von der Grundüberzeugung aus, dass keine Regierung, keine Behörde, und erst recht keine Minderheiten den 200 Millionen Deuschsprechern vorzuschreiben haben, welche Wörter sie gebrauchen dürfen. Auch dann nicht, wenn solche Minderheiten sich von Wörtern betroffen oder diskriminiert fühlen." (S.11)
Und genau in dieser Manier widmet sich der Autor dann den von ihm ausgesuchten 80 Wörtern. Nur sehr selten positioniert er sich dabei klar gegen den Gebrauch, meist eiert er um eine eindeutige Aussage herum und immer wieder tut er seine sehr persönliche Meinung kund, warum dieser oder jener Diskurs im reichlich übertrieben erscheint. Allgemein stellte sich mir bei der Lektüre die Frage, aus welcher Intention heraus das Buch überhand entstanden ist. Anstatt ein Ratgeber im wortwörtlichen Sinn zu sein, gibt das Buch zwar interessante Einblicke in Wortursprung und Gebrauch, die Punkte Kritik und Einschätzung sind aber reichlich von der persönlichen Meinung des Autors geprägt. Auch die Auswahl der Wörter erscheint immer wieder willkürlich, es wirkte auf mich leider so als müsste der Autor eine gewisse Anzahl erfüllen und hat deswegen stellenweise tief gegraben um weitere Wörter des Anstoßes zu finden. Schlussendlich wechseln sich so äußerst diskriminierende und rassistische Begriffe, mit Banalitäten ab. Die alphabetische Anordnung hilft dabei auch nicht, eine Einordnung nach Themengebieten hätte wirklich mehr Sinn gemacht. Alles in allem bin ich von „Kaputte Wörter?“ leider enttäuscht. Anstatt hilfreiche Einschätzungen zu liefern, gelang es dem Autor mehrmals (vor allem auch mit seiner Meinung zu feministischen Debatten) mich richtiggehend wütend zu machen.
Mein Fazit: Finger weg! Nicht geeignet um sich ernsthaft mit sensiblen Sprachgebrauch auseinander zu setzen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Das Mädchen in unserem Badezimmer
Hitzbleck, Henrik

Das Mädchen in unserem Badezimmer


ausgezeichnet

Berührend, facettenreich und absolut packend – Ein Jugendkrimi der überzeugt!

„Das Mädchen in unserem Badezimmer“ von Henrik Hitzbleck ist ein Buch mit echtem Mehrwert und damit nicht nur für Jugendliche absolut lesenswert. Den eingewebt in die wirklich spannende Krimihandlung, finden sich zahlreiche Informationen rund um das Thema Obdachlosigkeit, insbesondere in Bezug auf Jugendliche. Die Handlung startet bereits richtig stark, nämlich damit dass Amras Mutter, Coco zum Duschen in ihre eigene Wohnung einlädt. Sensibel aber doch auch offen gelingt es dem Autor dabei seine Protagonist:innen vielschichtig darzustellen. Besonders gut gefielen mir hierbei gerade die zugestandenen Schwächen in Form von herausgearbeiteten negativen Gefühle wie Ekel oder Misstrauen. Denn einen fremden Menschen in die eigene Privatsphäre des heimatlichen Badezimmers zu lassen, kostet nun mal Überwindung. Und auch im weiteren Verlauf zeichnet sich das Buch durch seine durchdachte und lebensnahe Vielschichtigkeit aus. Denn auch wenn Amra und Louise ihr Herz definitiv am rechten Fleck haben, geraten auch sie, bei ihrer Suche nach Coco, immer wieder an persönliche Grenzen. Die Handlung ist auch deshalb so fesselnd, da von Beginn an große Spannung aufgebaut wird. Gemeinsam mit den Freundinnen gibt der Autor seinen Leser:innen ganz Nebenbei informative, wie auch faszinierende Einblicke in Hilfsangebote für obdachlose Menschen. Äußerst gelungen fügen sich diese Erkenntnisse in die Suche nach Coco ein und lassen die Handlung wirklich an keiner Stelle langweilig erscheinen. Der Schreibstil liest sich flüssig und angenehm leicht und passt sprachlich zu einem Jugendbuch. Außerdem besticht das Buch durch seine hochwertige Aufmachung. Nicht nur das Cover ist toll gestaltet, auch im Inneren finden sich ansprechende Zeichnungen. Auch deshalb eignet sich das Buch wunderbar zum verschenken. Nicht belehrend aber doch eindringlich vermittelt der Krimi eine wichtige Botschaft: Hinschauen lohnt sich immer und helfen geht oft einfacher als gedacht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


ausgezeichnet

Bildgewaltiger und vielschichtiger Thriller

„Der Sturm“ von Jane Harper konnte mich gleich aus mehreren Gründen voll und ganz überzeugen. Zunächst einmal bietet Tasmanien einfach eine unglaublich tolle Bühne für die Geschichte. Die dortige Landschaft und das Meer spielen auch für die Handlung eine tragende Rolle und werden von der Autorin äußerst lebendig beschrieben. Aber auch inhaltlich konnte mich die Geschichte vom ersten Augenblick an packen. Erzählt wird meist aus der Sicht von Kieran, wobei seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit schweifen und wir so nach und nach mehr über die damaligen Ereignisse rund um den titelgebenden Sturm erfahren. Aber auch der Erzählstrang der Gegenwart hält jede Menge Spannung bereit. Da die zeitliche Perspektive sich stellenweise von Absatz zu Absatz verändert braucht es beim lesen allerdings etwas Konzentration. Deswegen hätte ich es besser gefunden wenn hier eine klare Trennung erfolgt wäre und sich Vergangenheit und Gegenwart zum Beispiel kapitelweise abgewechselt hätten. Aber auch wenn mir das gewählte stilistische Mittel nicht hundertprozentig zusagte, gefiel mir der Schreibstil im Gesamten dennoch gut. Außerdem ist der Spannungsbogen des Thrillers einfach grandios. Zu Beginn noch subtil, steigert sich diese im Verlauf der Handlung immer mehr. Zahlreiche Verdachtsmomente, überraschende Wendungen und schockierende Enthüllungen treiben die Geschichte außerdem voran. Besonders das Thema Schuld beschäftigt mehrere Protagonist:innen und auch die gesellschaftliche Dynamik einer Kleinstadt wurde großartig eingefangen. Für mich war das Ende absolut überraschend, wobei die Auflösung wie auch die gesamte Geschichte wirklich erschreckend realistisch wirkte. Dies liegt nicht nur an der durchdachten Handlung, sondern auch an der authentischen Darstellung der Charaktere. Für diesen fesselnden, wie auch berührenden Pageturner vergebe ich gerne 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.09.2022
Das Tagebuch der Irene Adler
Quin, Jennifer;Grey, Daniel

Das Tagebuch der Irene Adler


sehr gut

Sherlock Holmes und Irene Adler – Ein etwas anderes Ermittlungspaar

„Das Tagebuch der Irene Adler“ von Jennifer Quin und Daniel Grey ist eine gelungene Mischung aus Crime & Romance, welche mir im Gesamten gut gefiel. Da sich die Geschichte auf nur etwas mehr als 200 Seiten abspielt, geht es dementsprechend tempo- und ereignisreich zu und so flog ich förmlich durch die Seiten. Neben einem spannenden Fall punktet das Buch außerdem mit einer gelungen eingefangene Atmosphäre, voller historischer Besonderheiten. Die Kapitel sind kurz gehalten und auch der Schreibstil ist schnörkellos und auf den Punkt. Gelegentlich geht es in der Handlung allerdings auch heiß her, durch die expliziten erotischen Szenen ist das Buch auch eher für Erwachsene geeignet. Der Fokus liegt aber zum Glück auf den Ermittlungen und dem Zusammenspiel von Sherlock und Irene, welches mich durchaus fesseln konnte. Ein wenig gestört hat mich das stellenweise etwas ungeschickte Verhalten der zwei als äußerst intelligent bekannten Charaktere im Verlauf der Handlung. Da manche Szene nicht zum vorgestellten Charakter passen wollte, gibt es von mir einen Stern Abzug. Trotzdem ist es natürlich meckern auf hohem Niveau, da das Gesamtwerk durchaus überzeugt. Humorvolle Dialoge wechseln sich mit spannenden Szenen ab und so war „Das Tagebuch der Irene Adler“ eine unterhaltsame wie kurzweilige Lektüre für mich. Nach diesem verheißungsvollen Auftakt freue ich mich bereits jetzt auf weitere Bände, welche bereits angekündigt sind!