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LEXI
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 384 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2017
Time Travel Girl: 1989
Wittpennig, Susanne

Time Travel Girl: 1989


ausgezeichnet

Meine Zeit steht in deinen Händen

Mit „Time Travel Girl 1989“ startet Susanne Wittpennig mit vielen neuen Ideen, Abenteuer, Schwung, Elan und einer Prise Romantik in ihre neue Buchreihe.

Die sechzehnjährige Protagonistin dieses Buches ist intelligent und ungewöhnlich technikinteressiert. Als Einzelgängerin verbringt Lisa Lambridge ihre Zeit am liebsten mit Computern. Ihr großes Ziel ist es, Informatik zu studieren. Das junge Mädchen träumt davon, irgendwann einmal spannende Computerspiele zu produzieren. In dem zerstreuten Wissenschaftlerjungen Zachary Silverman findet sie einen hochbegabten Freund, dessen Gehirn in sehr komplexen Sphären arbeitet. Zac ist es doch tatsächlich gelungen, eine Zeitmaschine zu erfinden, die so genannte „Wurmlöcher“ öffnen und Menschen in die Zukunft zu schicken vermag. Zacs erstes Versuchsobjekt dabei ist seine Klassenkameradin Lisa. Dass die beiden sich damit nicht nur zustimmendes Wohlwollen einhandeln, steht bereits von Beginn an fest. Unterstützung finden sie jedoch bei Zacs Vater, der eine beachtliche Karriere als Wissenschaftler aufzuweisen hat und bereits mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Der einzige Wermutstropfen in Lisas Leben ist die Tatsache, dass Morgan Kendall, ihr ehemals bester Freund aus Jugendtagen, nichts mehr von ihr wissen möchte. Aus dem süßen braungelockten Jungen mit dem engelsgleichen Gesicht und dem einzigartigen Lachen wurde ein verwöhnter Langweiler, der Lisa nicht mehr beachtet. Lisa leidet unter dieser Situation, zumal sie bereits seit langer Zeit in ihren „Momo“ verliebt ist. Wird es für sie noch eine Möglichkeit geben, ihre ehemalige Freundschaft wieder aufleben zu lassen? Oder muss Lisa die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit Momo begraben?

Mit „Time Travel Girl 1989“ hat die Autorin einen spannenden und unterhaltsamen Jugendroman geschrieben. Sie thematisiert die aufregenden Zeit des Erwachsenwerdens, die Sorgen und Probleme der Jugendlichen und versetzt ihre Leser in den Alltag der Tomsbridge School. Die Faszination von der Möglichkeit von Zeitreisen und deren Paradoxien sind das Kernthema dieses Buches. Susanne Wittpennig weist auf die große Macht und damit auch die Verantwortung der Zeitreisenden hin, die sowohl Zukunft, als auch Vergangenheit zu beeinflussen vermögen. In abenteuerlichen Passagen wird über die Vorbereitungen und die Versuche mit dem so genannten „Time Transmitter“ berichtet, wobei mich Zac Silverman und dessen Vater ein klein wenig an Marty McFly und Dr. Emmett L. „Doc“ Brown aus der Science-Fiction-Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ erinnern. Der lockere und einnehmende Schreibstil des Buches ist der Sprache der Zielgruppe angepasst und enthält viele „flapsige“ Ausdrücke der Jugendlichen beziehungsweise der Dialektsprache.

Die handelnden Personen empfand ich als sehr gut dargestellt, die meiste Aufmerksamkeit wurde der Protagonistin Lisa zuteil, deren Gedanken und Emotionen überzeugend Ausdruck verliehen wurde. Der große, schlaksige Freak namens Zac mit einem Kopf voller verrückter Ideen hat ebenfalls sofort meine Sympathie gewonnen. Der Antagonist dieses Buches tritt in Form des ehrgeizigen und machtbesessenen Professors namens Ash auf, der trotz seiner ungewöhnlichen Fachkompetenz ein äußerst verhasster Lehrer in der Tomsbridge School ist. Seine äußerliche Erscheinung, sein derber Umgang mit den Schülern und sein von Eifersucht zerfressenes Verhalten wirken düster und bedrohlich.

Fazit: „Time Travel Girl 1989“ war ein sehr überzeugendes, spannendes und überaus unterhaltendes Jugendbuch, das mich ausgezeichnet unterhalten hat. Der Epilog hat bereits große Neugier auf die Fortsetzung dieser Geschichte in mir geweckt, auf deren Neuerscheinung ich mich bereits jetzt sehr freue.

Bewertung vom 03.09.2017
Für dich hat er seine Engel gesandt
MacNutt, Judith

Für dich hat er seine Engel gesandt


ausgezeichnet

Du bist nicht allein!

„Nur eine einzige übernatürliche Begegnung kann einen Menschen bis ins Mark treffen und zum Nachdenken bringen.“

Judith MacNutt ist Psychologin, gefragte Rednerin und Autorin. Das vorliegenden Buch mit dem wunderschönen Titel „Für dich hat er seine Engel gesandt“ ist eine Sammlung von Berichten über wahre Begegnungen mit Engeln, erzählt von Menschen aus aller Welt und verschiedener Gesellschaftsschichten.

Auf über 220 Seiten erzählt sie von verschiedenen Lebenssituationen, in denen Menschen mit diesen himmlischen Wesen konfrontiert wurden. Die Autorin ist nicht zuletzt aufgrund persönlicher Erfahrungen davon überzeugt, „dass es tatsächlich Engel gibt, die mitten unter uns sind, uns Trost, Stärke, Heilung und Freiheit übermitteln und die uns in schwierigen Lebensphasen Gottes Liebe und Fürsorge offenbaren können“. Judith MacNutt berichtet beispielsweise über Schutzengel, die stets an unserer Seite sind und uns ein Leben lang begleiten. Sie schreibt über Engel, die uns auf unserer letzten Reise mit Chören, himmlischer Musik und strahlendem Licht in unser neues Zuhause begleiten. Der unermüdliche Einsatz der Engel im Auftrag Gottes wird hervorgehoben, und dem Leser eine Fülle von Berichten präsentiert. Ich fand besonders den letzten Abschnitt dieses Buches überzeugend, wo die Rolle der Engel bei der Empfängnis und der Geburt von Jesus Christus, der Flucht mit seinen Eltern nach Ägypten und der Zeit seines Wirkens auf Erden bis hin zur Auferstehung behandelt wird.

Die Autorin geht von einer aktiven Beteiligung von Engel in unserem Leben aus und schreibt: „Wenn die Sorgen und Nöte des Lebens uns emotional, geistlich und körperlich auslaugen, schickt Gott uns einen Engel, der uns ermutigt und unser ganzes Sein mit seiner himmlischen Herrlichkeit erfüllt. Dieser Engel vermittelt uns Kraft und verändert uns, damit wir uns dem Leben stellen können – nicht allein, sondern umgeben von unseren himmlischen Begleitern. Engel kommen dann, wenn wir Gottes Barmherzigkeit, seine Gnade und Vergebung am dringendsten brauchen. Diese Momente in unserem Leben sind sehr kostbar.“

Ich muss zugeben, dass ich darüber hinaus dann einige Passagen dieses Buches doch mit einer gewissen Skepsis las. Bei einigen Berichten bezweifelte ich die Erscheinung in Form eines Engels, kann mir hingegen sehr gut vorstellen, dass Gott uns Menschen schickt, die durch ihr Reden, Handeln und ihr ganzes Leben für andere zu „Engeln“ werden. Einem Bericht wie beispielsweise jenen über einen Toten, der in Begleitung von Engel vor seiner ehemaligen Haustüre stand und der Schwiegermutter den Fundort einer vor langer Zeit verlegten Hose verriet, kann ich persönlich aber keinen Glauben schenken. Jene Abschnitte hingegen, die vom Leben Jesu und dem Auftreten der Engel darin berichten und die zudem mit zahlreichen Zitaten aus der Bibel belegt sind, empfand ich als glaubwürdig.

Der starke biblische Bezug und ganz speziell die letzten drei Buchkapitel haben mir ausgezeichnet gefallen. Einige Berichte in den ersten sechs Kapiteln hingegen las ich mit einer gewissen Skepsis, sie konnten mich nicht so recht überzeugen. „Für dich hat er seine Engel gesandt“ ist dennoch ein sehr lesenswertes Buch, das den Blickwinkel ein wenig verändern und zum Nachdenken anregen kann. Man sollte lediglich nicht Gefahr laufen, den Focus von Jesus Christus auf seine Diener und Boten - die Engel - zu verlagern, was die Autorin in ihren Ausführungen auch betont.

Ganz besonders bewegt hat mich die Aussage von Tara La Plante, als sie schrieb: „Ich bete, dass Sie eines wissen: Jesus ist immer bei Ihnen, egal, was Ihnen heute begegnet“.

Bewertung vom 03.09.2017
Bürgerlich, christlich, sucht ...
Kelle, Klaus

Bürgerlich, christlich, sucht ...


ausgezeichnet

Wir schaffen das!
Schaffen wir das?

Der deutsche Journalist, Publizist und Medienunternehmer Klaus Kelle befasst sich in seiner Neuerscheinung „Bürgerlich, christlich, sucht…“ mit der Entfremdung der bürgerlichen Mitte von ihren Parteien, vom Staat und seinen politischen Repräsentanten. Er macht alles, was derzeit in die falsche Richtung geht, zu einem Thema dieses über 250 Seiten zählenden und zwölf Kapitel umfassenden Buches.

Der Autor geht unter anderem auf die latent wachsende Bedrohung unserer Freiheit, den Verlust der Werte, dem Vertrauensverlust etablierter Medien und den Großangriff auf die traditionelle Familie durch die Gendertheologie ein. Auch der Politik wird großzügig Raum gegeben – Klaus Kelle beschäftigt sich mit dem Verhalten der einzelnen Parteien und deren Repräsentanten. Ein Abschnitt dieses Buches ist verschiedenen terroristischen Angriffen gewidmet, wo seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 der IS „als größte Selbstmörder-Veranstaltung auf diesem Planeten“ auch in Europa Angst und Schrecken verbreitet. Der Autor prangert das Versagen von Staat und Polizei an und hinterfragt die Grenzöffnung im September 2015, die als „Merkels Grenzöffnung“ und „zweiter Mauerfall“ bekannt wurde. Als Journalist weiß er auch um die Macht der Medien und befasst sich zudem mit dem Einfluss des Internets und sozialer Plattformen.
Klaus Kelle ist ehemaliger evangelischer und zur katholischen Kirche konvertierter Christ. Er widmet sich unter anderem auch dem Versagen des Verwaltungskirchenapparates und stellt fest, dass immer mehr andere Religionen es schaffen, Fuß zu fassen. Ein äußerst interessanter Abschnitt dieses Buches waren die Ausführungen des Autors über die aktuellen Entwicklungen des Christentums und der katholischen Kirche. Durch die Wiedergabe eines Telefonats einer Bürgerin mit einer Polizeiwache veranschaulicht er den Niedergang des christlichen Glaubens in Deutschland.

Doch Klaus Kelle beschränkt sich nicht nur auf ein kritisches Beobachten. In seinem letzten Kapitel lässt er seinen Gedanken freien Lauf und liefert eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge unter der Kapitelüberschrift „Was ich ändern würde“.

Die optische Gestaltung des Covers ist originell und zum Beruf des Autors passend - der Buchtitel wurde auf einer fiktiven Zeitungsseite in schwarz-weißer Optik mit einem Farbstift eingekreist dargestellt. Zwischen den einzelnen Buchkapiteln befindet sich jeweils ein ganzseitiges Zitat in Fettdruck. Es handelt sich hierbei um eine kritische Fragestellung des Autors, die sich auf das Thema im nächsten Abschnitt bezieht. Ich möchte zudem auch die lesefreundliche Schriftgröße und den angenehmen Zeilenabstand hervorheben, die abgesehen vom höchst interessanten Inhalt ebenfalls zu einem uneingeschränkten Lesevergnügen beitrugen.

Fazit: „“Bürgerlich, christlich, sucht…“ war eine sehr interessante, vielseitige und aus der Sicht eines deutschen Journalisten geschriebene Abhandlung über brandaktuelle Probleme. Der Autor hinterfragt kritisch, befasst sich mit sensiblen Themen, weist auf Missstände hin, liefert aber auch Ansätze zur möglichen Veränderung. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Bewertung vom 20.08.2017
Hinter der Angst
Hartung, Christian

Hinter der Angst


weniger gut

Ein Polizist und eine Mörderin

Der Kriminalbeamte Jorgen Taarnby und die Partisanin Lea Frohlich sind die beiden zentralen Figuren im vorliegenden Roman des Theologen und Buchautors Christian Hartung. Die Erzählung der Lebensgeschichte der beiden wird von den Ereignissen um den dänischen Widerstandskampf gegen die deutsche Besatzung umrahmt. Die akribisch recherchierten Fakten zur Ermordung Kaj Munks stehen ebenfalls im Zentrum des Geschehens – im Verlauf des Buches wird dieser Kriminalfall von allen Seiten beleuchtet.

Die historischen und politischen Hintergründe sowie Situationen wie beispielsweise Konfrontationen mit den Partisanenkämpfern, Verfolgungen, Festnahmen, Verhöre, Gefängnis- und Lageraufenthalte werden durch das Agieren der Protagonistin Lea anschaulich dargestellt. Christian Hartung geht auch detailliert auf das Denken, die Emotionen und die inneren Konflikte, die Zerrissenheit und die Probleme der Menschen in diesen schweren Zeiten ein.

Obgleich es sich hierbei um ein thematisch hoch interessantes Buch handelt und die Recherchearbeit des Autors wirklich exzellent war, kam ich für meine Person mit dem Schreibstil nicht zurecht. Mich störten die sehr eigenwilligen Satzkonstruktionen, bei denen mehrfach Satzteile einfach weggelassen wurden, in denen Sätze unvermutet plötzlich endeten, in denen ein neuer Kapitelabschnitt kleingedruckt begann und ich oftmals auch Satzzeichen vermisste. Auch die abgehackte und stark sprunghafte Erzählform trug dazu bei, meinen Lesefluss empfindlich zu hemmen. Bei vielen Abschnitten wurde mir erst nach einigen Zeilen klar, mit welcher Person oder mit welchem Erzählstrang der Autor sich gerade beschäftigt und ob es sich um ein Ereignis aus der Gegenwart, oder der Vergangenheit handelt. Auch die Darstellung sämtlicher Dialoge in Form von Anführungen mit Aufzählungszeichen empfand ich als verwirrend.

Fazit: „Hinter der Angst“ ist eine Lektüre, mit deren Sprachstil ich leider nicht zurecht kam und die ich daher nicht zu meinen persönlichen Lese-Highlights zählen kann.

Bewertung vom 15.08.2017
Wie Treibholz am Strand
Holmes, Gina

Wie Treibholz am Strand


sehr gut

„Immer, wenn ich einen Menschen liebe, nimmt Gott ihn mir weg.“

Gina Holmes erzählt in ihrem aktuellen Buch die Geschichte eines tragischen Verlustes, und zugleich die verzweifelte Suche einer jungen Frau nach ihren Wurzeln. Beide Schicksale sind tief miteinander verwoben, die Autorin führt ihre Leser behutsam Schritt für Schritt zurück in die Vergangenheit.

Durch einen Zufall erfährt Elizabeth „Libby“ Slater erst kurz vor ihrer geplanten Hochzeit mit ihrem Freund Robert von ihrer Adoption. Obgleich der erste Schock tief sitzt, entschließt sie sich, nach ihrer Herkunft zu forschen. Doch Libby kommt leider einige Jahre zu spät – ihre leibliche Mutter starb bei einem Autounfall. Deren Ehemann Holton Creary hatte es nie geschafft, den Tod seiner über alles geliebten Adele zu verwinden und suchte seither das Vergessen im Alkohol. Als Libby ihn auf der Suche nach ihren Wurzeln aufspürte, befand er sich bereits kurz vor dem Absturz. Holton war zwar ein künstlerisches Genie, das großartige Kunstwerke aus Treibholz erschuf, sein Alkoholismus und seine Resignation führten ihn jedoch geradlinig in den Ruin. Wird Libbys Eröffnung es schaffen, seinem Leben noch einmal eine Wende zu geben?

Gina Holmes schreibt im vorliegenden Buch auf einfühlsame Weise über schmerzhafte Ereignisse, Tragödien im Leben, die Menschen buchstäblich in die Knie zwingen, und wo sie in ihrer Verzweiflung nicht nur sich selber schaden, sondern dabei auch andere verletzen. Die Handlung ist weder durch einen großen Spannungsbogen gekennzeichnet, noch hält sie wirkliche Überraschungen bereit. Dennoch versteht die Autorin es, ihre Leser durch ihre Themenwahl und das Einbringen von Emotionen an das Buch zu fesseln.

Die Auswahl der Protagonisten empfand ich als gelungen. Die vierundzwanzigjährige Libby Slater verfolgt ihre Pläne sehr zielstrebig und erweist sich als mitfühlend und großmütig. Trotz der Tatsache, dass ihre gesamte Kindheit von Ablehnung überschattet war, zeigt sie Optimismus und Engagement für ihre Mitmenschen. Die mürrische Persönlichkeit des Holton Creary, seine inneren Kämpfe und die unendliche Trauer und Verzweiflung über den Verlust seiner geliebten Ehefrau wurden überzeugend dargestellt. Tess trägt als außerordentlich sympathische Nebenfigur viel Positives zur Handlung bei, und Libbys oberflächliche und gefühlskalte Adoptivmutter Caroline hielt wider Erwarten eine Überraschung für mich bereit. Einzig der arrogante Henry blieb bis zum Ende der Geschichte seiner Rolle als Bösewicht treu.

Nachdem mich anfangs die Schwarz-Weiß-Zeichnung bestimmter Charaktere dieses Buches ein wenig irritierte, zeigte die Autorin im Verlauf der Handlung immer mehr Zwischentöne auf und ließ ihre Figuren einen Entwicklungsprozess durchleben. Einzig die Beziehung zwischen Libby und Rob empfand ich als etwas eigenartig und wenig glaubhaft dargestellt.

Gina Holmes befasst sich in erster Linie mit den gewichtigen Themen „Schuld“ und „Vergebung“ und räumt dabei dem Glauben einen kleinen Stellenwert ein. Die Geschichte einer Adoption und dem sehnlichen Wunsch, etwas über die eigenen Wurzeln zu erfahren, ist zwar nicht neu, wurde jedoch in diesem Buch überzeugend umgesetzt.

Fazit: „Wie Treibholz am Strand“ war eine berührende Lektüre, die mir trotz kleiner Schwächen sehr gut gefallen hat.

Bewertung vom 15.08.2017
Israel - Mehr als man denkt
Schneider, Doron

Israel - Mehr als man denkt


sehr gut

Sch’ma Israel

„Gott hat einen Bund mit Israel geschlossen, den er nie brechen wird.“

Doron Schneider wuchs in Israel auf, lebte zwanzig Jahre lang mit seiner Familie dort und gründete eine messianische Gemeinde. Der Publizist und Redner betrachtet sich als Dolmetscher zweier Kulturen und möchten mit seinem Buch „Israel mehr als man denkt“ den Menschen eine neue Sicht von Israel vermitteln.

Im vorliegenden Buch erfährt man abgesehen von vielen Informationen über die Geschichte, die Entstehung und die aktuelle Situation Israels auch viel Persönliches über den Autor. Er erzählt von seiner Kindheit, seiner Zeit bei der israelischen Marine (Israel Defence Force), seiner Taufe im See Genezareth und der Begegnung mit seiner zukünftigen Ehefrau Ziona. Doron Schneiders Ausführungen über Israel reichen weit zurück in die Zeit des Alten Testaments. So geht er beispielsweise der Frage auf den Grund, weshalb Gott ausgerechnet das jüdische Volk auserwählt hat und führt immer wieder zum Inhalt passende Bibelstellen an, die in kursiver Schrift dargestellt sind. Die Erläuterung jüdischer Feste wie das Pessachfest, das Schavuotfest, das Laubhüttenfest oder das Posaunenfest (Rosch Haschana) waren für mich interessantes Neuland.

Der Autor versucht, der seiner Aussage nach einseitigen Medien-Berichterstattung gegen Israel entgegen zu wirken. Er berichtet vom Streit um das Land Israel, den er als „unendlichen israelisch-arabischen Konflikt“ bezeichnet und bei dem es sich seines Erachtens vorwiegend um einen religiösen Konflikt handelt. Er beleuchtet biblische Hinweise auf die Wiederkunft von Jesus und taucht tief in das Geschehen des Alten Testaments ein, um die Ursache dieses von so viel Waffengewalt begleiteten israelisch-arabischen Konfliktes besser verständlich zu machen.

Man erfährt in diesem Buch zudem ein wenig über die politischen Hintergründe, liest Details über die Bedeutung der heiligen Stadt Jerusalem und des Tempelplatzes für die Juden, über den islamischen Glauben und den islamistischen Kampf gegen Nicht-Muslime und viele andere Themenbereiche.

Doron Schneider berichtet desweiteren auch von seinen ganz persönlichen Eindrücken und Gefühlen, als Israeli von der Welt gehasst zu sein und möchte Menschen durch seine Informationen und der Darlegung seiner eigenen Sicht auf die Dinge dazu anregen, dem Land Israel ohne Voreingenommenheit zu begegnen. Ich finde, dass ihm dieses Vorhaben mit „Israel mehr als man denkt“ gut gelungen ist.

Fazit: ein interessantes Buch für Menschen, die sich ein wenig über Israel informieren, hierbei jedoch ein nicht allzu umfassendes und tiefgründiges dickes Sachbuch zu diesem Thema lesen möchten. „Israel mehr als man denkt“ wurde von einem Insider geschrieben, dem es ein Anliegen war, diesen zugrunde liegenden Konflikt von allen Seiten zu beleuchten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2017
Der Schattendoktor
Plass, Adrian

Der Schattendoktor


weniger gut

Für meinen lieben Jack

„Für meinen lieben Jack…“ – so beginnt der letzte Brief der 90jährigen Alice Merton, den sie ihrem über alles geliebten Enkelsohn Jack hinterlassen hatte. Alice war das Licht in Jacks Leben, sie war freundlich, großzügig und scharfsinnig. Lediglich wenn es um das Thema „Glaube“ ging, gab es für Jack und Alice keine gemeinsame Gesprächsbasis – und so wurden diesbezügliche Unterhaltungen tunlichst vermieden. In ihrem Schreiben an Jack erwähnte Alice Dinge, die Jack nicht geahnt hatte und wies zudem auf eine prägende Begegnung mit einem älteren Mann namens „Doc“ hin, der ihr Leben veränderte. Jack kann der Versuchung nicht widerstehen und nimmt anhand der dem Brief beiliegenden Visitenkarte tatsächlich Kontakt mit dem mysteriösen Schattendoktor auf.

Bereits der Einstieg in dieses Buch gestaltete sich für mich etwas holprig. Die handelnden Personen dieses Buches sowie die Protagonisten Jack und Doc empfand ich als wenig authentisch, beide Charaktere blieben mir bis zur letzten Seite fremd. Die in Briefform und kursiver Schrift dargestellten Inhalte wirkten auf mich verschwommen, an manchen Stellen sogar ein wenig befremdlich. Zudem brachte ich dem mir bislang unbekannten Schreibstil dieses Autors wenig Sympathie entgegen. Bildhafte Beschreibungen wie beispielsweise „der Schattendoktor verzog seine Miene zu einer Art Faust“ oder die Aussage „wie eine Art wohlwollender Matador schien der Schattendoktor die Kunst zu beherrschen, jeden Angriff mit einem eleganten Wedeln seines verbalen Umhangs ins Leere laufen zu lassen“ entsprachen nicht meinem Lesegeschmack, ich persönlich empfand sie eher als eigenartig. Entgegen der anderslautenden Behauptung im Klappentext kann ich die Aussage, dass dieses Buch viel Humor enthält, nicht bestätigen. Der Glaube, das Gebet und die Existenz des Teufels werden in diesem Buch thematisiert, wobei ich einige Argumentationen des Schattendoktors gegen das Gebet ebenfalls nicht nachvollziehen kann.

„Ich bin gesegnet und belastet mit der Aufgabe, Menschen zu helfen, mit den Schatten fertigzuwerden, die ihnen das Leben vergällen. Wie das genau vor sich geht, kann ich im Moment einfach nicht analysieren und erklären. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es geschieht – nicht immer, aber oft.“ Nach dieser Aussage des Schattendoktors hätte ich mir zumindest einen in die Tiefe gehenden und erhellenden Einblick in seine Arbeit erhofft, diese Hoffnung wurde jedoch für mich persönlich bis zur letzten Seite nicht erfüllt.

„Der Schattendoktor“ war mein erstes Buch von Adrian Plass und ich musste nach dieser Lektüre bedauernd feststellen, dass der Schreibstil dieses Autors meinen Lesegeschmack nicht trifft. „Jack hatte das dringende Bedürfnis, sich zu vergewissern, ob er verstanden hatte, was sich in der stillen Aue des Wirbelsturms der Worte des Schattendoktors verbarg.“ Ob Jack dies gelungen ist, darf der interessierte Leser dieses Buches selber feststellen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen. Schade.