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Silke Schröder, hallo-buch.de
Wohnort: 
Hannover
Über mich: 
Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2009 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2021
Die dunkle Stille des Waldes
Singh, Nalini

Die dunkle Stille des Waldes


ausgezeichnet

Nalini Singh siedelt ihren zweiten Krimi “Die dunkle Stille des Waldes” in einem der reicheren Viertel im neuseeländischen Auckland an. Sehr ruhig erzählt sie die Ereignisse aus Sicht des jungen Aarav, der wegen eines Autounfalls wieder für einige Zeit bei seinem Vater eingezogen ist. Von dort aus versucht er, den Tod seiner Mutter Nina aufzuklären. In ihrer Geschichte gibt Singh immer wieder kleine Einblicke in die indische Oberschichts-Community in Neuseeland, die mit ihren patriarchalen Strukturen und arrangierten Ehen ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirkt. Zwar dreht sich die Handlung auf die Dauer etwas im Kreis, aber wer auf ruhige Krimis mit hohem Spannungsniveau steht, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 30.09.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


ausgezeichnet

Ihren neuen Thriller „Der Sucher“ geht Tana French ganz ruhig an. Wie in einem klassischen Western stellt sie den amerikanischen Ex-Cop Calvin in den Mittelpunkt, der sich als völliger Neuling durch die komplizierten Binnenverhältnisse einer verschworenen und alteingesessenen Dorfgemeinschaft kämpfen muss, um seinem Schützling, dem 13- jährigen Trey zu helfen. Dabei lässt French ihren Helden sehr überlegt agieren und erzählt uns nebenbei viel übers Fischen, Schießen, Jagen und das ganz selbstverständliche DIY auf dem Land. So ist „Der Sucher“, der manchmal ein wenig an Luc Bessons Meisterwerk „Leon, der Profi“ erinnert, ein unaufgeregter und doch spannender West-Ireland-Thriller, der für einige Überraschungen gut ist.

Bewertung vom 30.09.2021
Die Edelweißpiratin
Küpper, Michaela

Die Edelweißpiratin


ausgezeichnet

Michaela Küppers fiktiver Roman, “Die Edelweißpiratin” entspringt einer wahren Geschichte. Gertrud “Mucki” Koch, geborene Kühlem, war eine jener wenigen Frauen, die später unter dem Begriff der Edelweißpiraten bekannt geworden sind – Gruppen sogenannter unangepasster Jugendlicher, die als loser Verbund Widerstand gegen das NS-Regime leisteten. Ihr Schicksal hat die Autorin immer fasziniert. In ihrem Roman beschäftigt sie sich mit dem Lebensweg der in Köln aufgewachsenen “Mucki” und mit der Frage, wie es Menschen im Dritten Reich ergangen ist, die diesem System von Anfang an ablehnend gegenüber standen und die miterleben mussten, wie lebensgefährlich abweichendes Verhalten innerhalb kurzer Zeit wurde. Kapitelweise erzählt sie dies aus der Perspektive von Mutter und Tochter. Küppers schreibt dazu, dass sie sich in diesem Roman auch grundsätzlich mit der Frage des sich-Widersetzens auseinandergesetzt hat: Wo liegt der Ursprung einer oppositionellen Haltung und woher kommt die Kraft, sie auch unter widrigsten Umständen durchzuhalten? Im Roman sind bis auf wenige Ausnahmen alle Personen frei erfunden. So ist “Die Edelweißpiratin” halb biografisch und halb fiktiv, aber dennoch ein hochspannender Einblick in ein Stück deutscher Widerstandsgeschichte im Dritten Reich. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.08.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Den Fall der Isdal-Frau gibt es wirklich und er ist eines der großen Rätsel in der norwegischen Kriminalgeschichte. Um diese wahre Geschichte spinnt Anja Jonuleit in “Das letzte Bild” eine spannende fiktive Familientragödie und einen fesselnden Krimi. Dazu taucht sie tief ein in die norwegische Geschichte, in die Zeit der Besetzung des Landes durch die deutschen Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Immer wieder switcht sie dabei von Eva, die in der unbekannten Toten ihre damals verschollene Tante erkannt hat, zum Schicksal eben dieser Marguerite, die nach dem Krieg lange versucht hat, ihre Familie wiederzufinden. Es geht um Themen wie die Lebensborn-Internate, in denen auch in Norwegen “arische” Kinder aufgezogen werden sollten und das leichte Leben in den lockeren Sixties. Jonuleit verbindet historische Details mit einer fesselnden Familiengeschichte und lüftet ganz allmählich langsam das Geheimnis um Marguerite. So ist “Das letzte Bild” wieder einmal eine gut recherchierte und fesselnde Nachkriegsgeschichte, die auch fragt, was uns eigentlich ausmacht, an was wir uns erinnern und was wir lieber vergessen möchten. Wunderbar gelesen von Tanja Geke, Monika Oschek und Sascha Rotermund.

Bewertung vom 24.08.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


ausgezeichnet

“Ausweglos” von Henri Faber ist ein feiner Psychothriller, der bis zur letzten Seite fesselt. Denn immer wieder gibt es eine richtig überraschende Wendung, die alles Vorherige auf den Kopf stellt. Im Mittelpunkt stehen der Kommissar Elias Bloom, der an dem Ringmörder-Fall grandios zu scheitern droht, und das Ehepaar Klingenthal, das auf undurchsichtige Weise tief in den Fall verstrickt ist. Diese beiden Perspektiven kombiniert Faber sehr intelligent und facettenreich. Und zum Krimi-Hörvergnügen trägt auch bei, dass die tragenden Rollen gleich von vier Stimmen gesprochen werden: Am Mikro sind Simon Jäger, Vera Teltz, Philipp Schepmann und Uve Teschner.

Bewertung vom 24.08.2021
Todsünde / Bennie Griessel Bd.8
Meyer, Deon

Todsünde / Bennie Griessel Bd.8


ausgezeichnet

Ganz langsam nimmt Deon Meyers siebter Benny-Griessel-Band “Todsünde” Fahrt auf. Zu Beginn spinnt der Autor viele lose Fäden, die er mit stetig wachsendem Tempo zu einem großen Finale zusammenführt. Auch hier inszeniert Meyer wieder eine intelligente und gut recherchierte Story, die sich mit der sozialen Lage in Südafrika und der ziemlich ausgeprägten Korruption im Land auseinandersetzt. Gleichzeitig spielt er aber auch geschickt mit den oftmals bitteren Unterschieden zwischen Recht und Gerechtigkeit. Und schließlich kommt auch das Privatleben seiner beiden Ermittler nicht zu kurz. So hat Vaughn mit seinen Pfunden zu kämpfen, während Bennie nach der Degradierung unter seinen zahlreichen finanziellen Verbindlichkeiten ächzt. So ist “Todsünde”, das im Original “Donkerdrif” heißt, wieder ein vielschichtig-interessanter und spannender Südafrika-Thriller von Deon Meyer.

Bewertung vom 17.08.2021
Das Lemming-Projekt
Kaes, Wolfgang

Das Lemming-Projekt


ausgezeichnet

“Das Lemming-Projekt” ist ein fesselnder Roman, in dem Wolfgang Kaes spannende Fakten über die spanische Geschichte mit dem alltäglichen Fake News-Wahnsinn des Internets verbindet. Angesiedelt in einem kleinen andalusischen Ort, erzählt er dafür die Geschichte des Kunsthistorikers Alejandro und seiner Familie. In ihr geht um den spanischen Bürgerkrieg und die brutalen Jahre unter dem Franco-Regime, um die Allmacht der katholischen Kirche in Spanien, die sich damals klar hinter das Regime gestellt hatte, und um den von ihr zu verantwortenden, massenhaften Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, insbesondere durch kirchliche Bruderschaften. Gleichzeitig nimmt sich Kaes aktuell-brisante Themen vor, wie die allgegenwärtigen Hassbotschaften auf den Social-Media-Plattformen, das Wirken einflussreicher konservativer Think-Tanks im Netz und den Angriff auf demokratische Strukturen durch gezielte Falschmeldungen, wie im Trump-Wahlkampf durch die Firma Cambridge Analytica und den russischen Geheimdienst. So ist das “Das Lemming-Projekt” von Wolfgang Kaes ein außerordentlicher, spannend erzählter Polit-Thriller – unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 16.08.2021
Ein erhabenes Königreich
Gyasi, Yaa

Ein erhabenes Königreich


ausgezeichnet

In ihrem Roman “Ein erhabenes Königreich” berührt die Autorin Yaa Gyasi gleich mehrere fundamentale Themen: Es geht um die Bedeutung von Familie, um Religion und Wissenschaft, um Migrationserfahrungen, Depression, Sucht, Verlust und Identität. Dabei setzt sie sich immer wieder mit ihrer eigenen, religiös geprägten Kindheit auseinander und dem frühen Wunsch, Allem auf den Grund zu gehen. Da der christliche Glaube ihr nicht genug Antworten liefern kann, ist Gifty mit harten wissenschaftlichen Fakten dabei, an Mäusen und deren Suchtverhalten zu experimenten, Das macht sie auch zu einer Entscheiderin über Leben und Tod. Sie versucht damit aber auch das Verhaltensmuster ihres großen Bruders zu verstehen, der eine große Sportlerkarriere vor sich hatte, dann aber durch eine Verletzung zum Drogensüchtigen wurde. Dabei switcht sie immer wieder in die Vergangenheit ihrer Protagonistin, und erzählt das Schicksal ihrer Familie. So ist “Ein erhabenes Königreich” ein eindrucksvoller Roman über eine junge Frau, die versucht auf ihre Trauer über ihren durch die Sucht verlorenen Bruders und die in Depressionen verfangene Mutter Antworten durch Religion und Wissenschaft zu finden, in dem sie selbst den Weg der harten Wissenschaft eingeschlagen hat.

Bewertung vom 16.08.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


ausgezeichnet

In seinem neuen Digi-Thriller “Systemfehler” verwebt Wolf Harlander geschickt Fakten in eine fiktive Story, die nahe an die heutigen Realitäten heranreicht. Im Mittelpunkt stehen der Spieleentwickler Daniel Faber und der eigenwillige junge BND-Ermittler Nelson Carius, der nicht nur einen Cyber-Angriff aufklären, sondern auch herausfinden will, was vor langer Zeit mit seinen Eltern passiert ist. In seiner fesselnden und actionreichen Geschichte bedient sich Harlander realer Fakten wie der Erstürmung des Capitols in Washington durch einen rechten Mob oder die Besetzung der Reichstagstreppe durch verstrahlte Wutbürger und Rechtsradikale in Berlin. Zugleich zeigt er, wie anfällig unsere digitalen Netzwerke sind und wie schnell wichtige Einrichtungen unseres Alltags, wie Supermärkte, Krankenhäuser oder Flughäfen durch Cyberangriffe lahmgelegt werden könnten. So ist “Systemfehler” trotz einiger dramaturgischer Schwächen ein spannender und politisch engagierter Cyber-Thriller, der uns die Bedeutung der IT-Sicherheit deutlich vor Augen führt. Großartig gelesen von Uve Teschner.

Bewertung vom 16.08.2021
Das Steinzeit-Virus
Müller, Xavier

Das Steinzeit-Virus


ausgezeichnet

Was wäre, wenn es ein Virus gäbe, das uns alle – Menschen, Tiere, Pflanzen – in einen früheren evolutionären Entwicklungszustand zurück versetzen würde? Dieser völlig hypothetischen, aber dennoch interessanten Fragestellung geht der Autor Xavier Müller in seinem Thriller “Das Steinzeit-Virus” nach. In seiner spannenden Story steht die junge Paläontologin Anna Meunier im Mittelpunkt, die selbst einen nahestehenden Menschen durch das Virus verliert. Und während die Wissenschaft noch um das Verständnis der Mutationen ringt, stehen Gesellschaft und Politik vor ganz realen Problemen: Wie lässt sich die fatale Entwicklung aufhalten und wo ist eigentlich die Grenze zwischen den Menschen und ihren Vorfahren zu ziehen – wann ist der Mensch ein Mensch? Auch wenn der Thriller so manche dramaturgische Schwäche aufweist und der Autor mit seinem leicht antiquierten Frauenbild selbst ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, ist “Das Steinzeit-Virus” dennoch ein spannendes Szenario für eine ernsthafte Auseinandersetzung über das, was uns ausmacht.