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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

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Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 09.01.2016
Geheimer Pakt / Dark Academy Bd.1
Poole, Gabriella

Geheimer Pakt / Dark Academy Bd.1


sehr gut

Erstmal ein Hinweis: leider ist die Reihe auf deutsch nur noch gebraucht erhältlich, und dann auch nur die ersten drei Bände, da der vierte anscheinend nie übersetzt wurde! Auf englisch sind aber alle vier Bände der Reihe noch als Taschenbuch oder eBook verfügbar.

"Dark Academy", leuchtend rote Augen auf dem Cover...

Das weckt beim Leser direkt gewisse Erwartungen, und so habe ich mir von dem Buch nicht mehr und nicht weniger versprochen als das, was in der Beschreibung auf diversen Webseiten angekündigt wird: ein "romantischer Vampirthriller mit Glamourfaktor". Ich habe überlegt, ob ich es in meiner Rezension aussprechen soll oder nicht, aber ich denke, ich sollte es tun, weil diese Behauptung schlicht *falsch* ist und damit irreführend:

Nein, es ist kein romantischer Vampirthriller. (Und die Augen werden im Buch ganz anders beschrieben...)

Was tatsächlich in diesem Buch sein Unwesen treibt, ist meiner Meinung nach etwas viel Unverbrauchteres, auch wenn es in gewisser Weise artverwandt ist! Mehr möchte ich euch noch gar nicht dazu verraten. Die Geschichte fand ich ebenfalls sehr originell und spannend, mit vielen Wendungen und unerwarteten Enthüllungen. Sie hat mir unheimlich viel Spaß gemacht.

Die Charaktere haben mir auch (überwiegend) gut gefallen, besonders die Heldin der Geschichte: Cassie Bell hatte einen ziemlich schlechten Start ins Leben. Ihr Vater ist schon vor Ewigkeiten abgehauen, und ihre Mutter hat Cassie als kleines Kind einfach abgeschoben, weil sie einer neuen Beziehung im Weg war. Nach mehreren Pflegefamilien, die sie alle schließlich wieder zurückgegeben haben, landete Cassie in einem lieblosen Heim mit einer sadistischen Leiterin. Deswegen ist die Dark Academy für sie die ersehnte Fahrkarte in ein besseres Leben!

Sie ist ziemlich taff, kann aggressiv sein, lässt sich nichts gefallen - aber sie ist auch hochintelligent, vielseitig begabt und im Grunde ein sehr guter Mensch. Das Einzige, was mich an ihr gestört hat: sie schwärmt im Laufe des Buches für zwei Jungen, in sehr kurzer Abfolge und bevor sie sie überhaupt richtig kennt. Deswegen hat mich die Liebesgeschichte, die sich letztendlich entwickelt, auch nicht so sehr berührt.

Die beiden Jungen sind so unterschiedlich, wie es nur möglich ist, und ich konnte nur bei einem davon nachvollziehen, was Cassie an ihm so toll findet, nämlich bei dem geheimnisvollen, unnahbaren Ranjit. Er sieht nicht nur unfassbar gut aus, sondern er hat einfach was, was mich angesprochen hat... Und ohne schon zu viel zu verraten, über ihn erfährt man am Schluss noch etwas, was ich sehr spannend fand und was ihn den Folgebänden sicher noch eine große Rolle spielt!

Überhaupt nicht verstehen konnte ich Cassies Schwärmerei für Richard, denn der trägt ständig wahnsinnig dick auf mit einem übertriebenem Charme, der auf mich sehr unglaubwürdig wirkte. Jedes Mädchen wird von ihm mit Komplimenten überschüttet, und dabei ist er sich scheinbar absolut sicher, dass keine seiner Ausstrahlung widerstehen kann. Nein danke!

Sehr sympathisch war mir dagegen Cassies Zimmerkameradin Isabella. Die ist einfach unglaublich süß, lebendig, pfiffig, emotional... Und sie ist eine tolle Freundin! Wirklich, manchmal hat Cassie sie gar nicht verdient.

Den Schreibstil fand ich richtig, richtig gut und dabei manchmal erstaunlich gehoben für eine romantische Fantasygeschichte für junge LeserInnen! Ein bisschen davon geht in der deutschen Übersetzung in meinen Augen verloren. Daher würde ich, ganz abgesehen davon, dass es den vierten Band nicht auf deutsch gibt, dazu raten, die Serie auf englisch zu lesen.

Bewertung vom 05.01.2016
Pfeif auf die Erlösung
Smith-Ready, Jeri

Pfeif auf die Erlösung


ausgezeichnet

Davids älterer Bruder John kommt gewaltsam ums Leben, weil er das Richtige tun will. Das traumatisiert nicht nur David, der seinen Bruder verehrt hat, sondern zerstört den Zusammenhalt seiner Familie. Vorher hat sie ihr tiefer Glaube geeint und gestützt, jetzt kann nicht mal mehr dieser die Scherben kitten. Sein Vater trinkt, seine Mutter verschließt davor die Augen. David reagiert mit ohnmächtigen Zorn auf das Leben, das Schicksal, und besonders auf Gott. "Warum, Gott, warum?" sprüht er als Graffiti an die Wand einer Kirche - aber ausgerechnet das führt dazu, dass er seinen Glauben wiederfindet.

Unbeabsichtigt lenkt er allerdings die Aufmerksamkeit seiner Eltern auf eine charismatische Predigerin, die ihren Anhängern verspricht, dass am 11. Mail der Tag der "Entrückung" komme. Alle wahren Gläubigen würden an diesem Tag direkt in den Himmel auffahren, und danach solle sieben Jahre lang die Hölle auf Erden für die restlichen Menschen herrschen, bevor das Jüngste Gericht das Ende aller Zeiten einläute.

Während Davids Eltern sich freudig auf den Weltuntergang vorbereiten, hat er berechtigte Zweifel...

Das Thema fand ich hochinteressant und spannend! Und das völlig ungeachtet dessen, ob man als Leser selber gläubig ist oder nicht, denn das Buch ist weder christliche noch anti-christliche Propaganda, sondern eine emotionale Geschichte über Glauben als persönliche Entscheidung. Das liest sich in meinen Augen nicht nur mitreißend, sondern auch intelligent geschrieben und originell.

David, der Held der Geschichte, war mir direkt sehr sympathisch. Er hat es nicht leicht mit seiner kaputten Familie, seiner Trauer um John, seinem Hadern mit Gott... Und das alles zusätzlich zu dem Gefühlswirrwarr, mit dem man sich als Teenager sowieso rumschlägt.

Was mit an ihm besonders gut gefallen hat: ich fand seine persönliche Entwicklung unendlich berührend und glaubhaft. Der Tod seines Bruders reißt ihn aus seinem Kinderglauben, der nichts hinterfragt, sondern einfach nur glaubt, weil die Eltern glauben. Und das macht ihn wütend, weil es ihm den Halt raubt, den ihm der Glaube immer gegeben hat. Aber er ist ein intelligenter Junge, der damit beginnt, sich eingehend mit den Grundlagen seines Glaubens zu beschäftigen.

Die Autorin hätte es sich jetzt einfach machen und ihren Lesern eine Meinung vorgeben können: ja, es gibt einen Gott, an den man glaube sollte, oder nein, es gibt keinen Gott und Glaube ist sinnlos. Stattdessen lässt sie David wüten, hadern, hinterfragen und zuletzt zu seinen ganz eigenen Schlüssen kommen.

Auch, wenn man mit dem Thema Glauben nicht so viel am Hut hat, ist es meiner Meinung nach trotzdem ein schönes, spannendes Buch, das eine süße Liebesgeschichte enthält. Davids Angebetete, Bailey, ist eigentlich sein genaues Gegenteil: wenn sie an etwas glaubt, dann an die Wissenschaft. Ihre Helden sind Darwin, Einstein und Madame Curie. Und so müssen die beiden entscheiden, ob sie zu einer Toleranz der Werte des anderen kommen können oder nicht.

Der Schreibstil ist locker und gibt glaubhaft die Gedanken eines Jugendlichen wieder, der einerseits ein typischer Teenager ist, andererseits aber mit einem sehr strengen Glaubenssystem aufgewachsen ist. David beschäftigt sich mit den großen Fragen des Lebens - und damit, ob seine Freundin wohl findet, dass er ein schlechter Küsser ist.

Bewertung vom 03.01.2016
Schatten der Schuld
Johann, Petra

Schatten der Schuld


ausgezeichnet

Eines muss ich der Autorin wirklich hoch anrechnen: ich war den größten Teil des Buches heillos verwirrt. Klingt nicht nach einem Kompliment? Ist es aber. Es gibt für mich nichts Schlimmeres als einen Krimi, wo ich den Schuldigen zu früh errate und seine Motive zu früh verstehe.

Aber bei "Schatten der Schuld" war ich, wie gesagt, (angenehm) verwirrt und ratlos. Nicht, weil es verworren oder unverständlich geschrieben wäre! Nein, die Autorin schreibt sehr klar und ansprechend. Sondern weil der Kriminalfall schon komplex anfängt und sich dann immer wieder neue, unerwartete Entwicklungen herauskristallisieren. Und das war für mich unheimlich spannend, originell und unterhaltsam!

Interessant ist, dass der Kreis der Verdächtigen sehr überschaubar ist, und die Autorin es dennoch schafft, den Leser immer wieder in die falsche Richtung zu locken. Und ab dem Punkt, wo man sich dann doch denken kann, wer es war, spielt das eigentlich auch keine Rolle mehr... Denn ab da ist nur noch die Frage, wie viele Leben diese Tragödie noch ruinieren wird, bevor endlich der Vorhang fällt.

Auch die Charaktere haben mir gut gefallen, denn schnell gewinnt man als Leser ein Gefühl für ihre Schwächen, Marotten, Ängste... Und das gilt nicht nur für die Tatverdächtigen - auch die Ermittler haben zum Teil damit zu kämpfen. Allen voran Charlotte Rumor, die vor drei Jahren schon an den Ermittlungen gegen den "Axtmörder" beteiligt war. Damals ist etwas passiert. Etwas Schreckliches, wofür sie sich die Schuld gibt. Das halbe Buch wird darum herum geredet wie über den sprichwörtlichen Elefanten im Zimmer, so dass es mir in den Fingern juckte, vor zu blättern, um endlich heraus zu kriegen, was denn nun eigentlich passiert ist, um Himmels willen!

Jedenfalls hat das, was vor drei Jahren passiert ist, Charlie zu einem apathischen, antisozialen Wrack gemacht, und über ihren besten Freund Mick wird unter den Kollegen nur noch leise und verstohlen gesprochen. Auch ihr Chef ist seit damals nicht mehr derselbe, denn für den war Mick immer wie ein Sohn.

Perfekt sind auch die "Guten" nicht, aber ich fand sie interessant, authentisch, glaubwürdig und meist auch sympathisch - mit Charlie konnte ich mitleiden und mitfiebern, und besonders Benny mochte ich sehr gerne: er ist noch recht jung, sieht dummerweise aus wie 15, wird damit aufgezogen, dass er zwei Semester Theologie studiert hat, bevor er zur Polizei gegangen ist... Kurz gesagt, ihn nimmt niemand richtig ernst, und ausgerechnet er soll der neue Partner von Charlie sein, die eigentlich keinen Partner will und erst recht keinen Wert auf Freundschaft legt?

Den Schreibstil habe ich ja schon erwähnt, aber etwas ausführlicher: Es ist kein sehr atmosphärischer, melodischer oder poetischer Schreibstil mit ausgefallenen Metaphern. Die Autorin schreibt eher einfach, klar, manchmal sogar etwas nüchtern, aber das passt in meinen Augen gut zur Geschichte und vor allem zur Heldin. Charlie ist niemand, der einen Sinn hat für Schnörkel und unnötigen Firlefanz!

Das Ende war für mich eine große Überraschung, weil ein Charakter etwas tut, was ich ihm/ihr (das will ich noch nicht verrate) nicht zugetraut hätte. Es ist auch ein eher ungewöhnliches Ende, finde ich, aber eines, das zum Nachdenken anregt.

Fazit:
Die Autorin werde ich auf jeden Fall im Auge behalten, denn "Schatten der Schuld" hat mir sehr gut gefallen! Ich fand den Kriminalfall interessant und komplex, die Charaktere sehr glaubhaft und lebensecht, und vor allem habe ich den größten Teil des Buches wirklich komplett im Dunkeln getappt, wer denn nun der Axtmörder ist und vor allem: warum?! Vorrausehbar fand ich diese Geschichte definitiv nicht, und das Ende hat mich komplett kalt erwischt.

Bewertung vom 30.12.2015
Little Dog und ich
Garvin, Ann

Little Dog und ich


ausgezeichnet

Bevor ich meine Meinung näher begründe, muss ich es einfach loswerden: oh, was für ein wunderschönes, wunderschönes Buch! Herzergreifend, weise, realistisch und doch positiv, traurig und doch voller Hoffnung. Ich bin ganz hingerissen, und "Little Dog und Ich" ist defitiv eines meiner Jahreshighlights.

Ja, es gibt viele Bücher über Trauerbewältigung, viele niedliche Hunderomane und viele Bücher mit lebensweisem Humor. Aber dieses Buch hat alles auf einmal, und das in einer originellen Geschichte, die sich kein bisschen abgedroschen liest. Besonders hoch rechne ich der Autorin an, dass sich Glück und Schmerz in vollendeter Harmonie die Waage halten - dass sie der Versuchung widerstanden hat, das Leben bonbonrosa zu malen und jedem Charakter ein kitschiges Happy End zu schenken, und dabei doch die Kehrseite von Trauer und Verlust nicht vergisst: Carpe Diem. Nichts ist ewig, aber solange es dauert, kann es wunderbar sein.

Die Charaktere sind in meinen Augen perfekt, weil sie eben nicht perfekt sind.

Lucy, die Hauptfigur, ist dafür das beste Beispiel. Sie ist hochintelligent, erfolgreich und mitfühlend, aber die Trauer um ihren Mann und ihr ungeborenes Kind wirft sie vollkommen aus der Bahn. Bevor sie sich versieht, ist sie eine einsame, verbitterte Frau mit einer ernsthaften Verhaltensstörung, und als sie damit auffliegt, geht ihr Leben scheinbar komplett den Bach runter. In ihrer Verzweiflung sieht sie in grenzenloser Ichbezogenheit nur noch sich selbst, wirft Menschen fort wie Abfall und hat keinen Blick dafür, dass ihr Bruder Charlie vielleicht auch mal ihre Hilfe brauchen könnte und nicht immer nur umgekehrt. Manchmal hätte ich sie schütteln können, aber im Grunde ist sie ein liebenswerter Mensch, den der Schmerz nur zeitweise unausstehlich gemacht hat.

Dann tänzelt Little Dog wenig elegant in Lucys Leben (indem sie mit ihrem kleinen dicken Hintern in einem Zaun steckenbleibt), und auf einmal gibt es da wieder jemanden, um den sich Lucy kümmern muss. Und das löst eine wahre Kettenreaktion aus.

Auf ihrer (widerwilligen) Reise zurück ins Leben lernt Lucy viele Menschen kennen, die schnell abgestempelt werden und doch alle auf ihre Art großartig sind: Obdachlose, Alkoholiker, Magersüchtige - Menschen, die früher niemals in Lucys Bilderbuchleben gepasst hätten, werden jetzt zu Freunden. Allerdings erst, nachdem sie sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt hat.

Gibt es eine Liebesgeschichte? Ich zögere ein wenig, es so zu nennen, wenn zwei Menschen, die sich gerade eigentlich mit ganz anderen, für sie weltbewegenden Dingen herumschlagen müssen, sich voneinander angezogen fühlen. Wirklich, ich war skeptisch, denn Lucy war noch so in ihrer Trauer um ihren Mann gefangen, dass mir der Gedanke, sie können eine neue Beziehung anfangen, geradezu ungesund erschien! Aber die Autorin umschifft den Kitsch und schreibt eine schnörkellose Annäherung, die mehr auf misstrauischer Hoffnung beruht als auf rosaroter Verliebtheit. Die Liebe heilt nicht magischerweise alle Wunden. Lucy ist immer noch ein schwieriger Mensch.

Gut, ich gebe zu, gegen Ende gibt es doch eine Dosis Kitsch. Aber auch eine Dosis Trauer, ein schmerzvolles "Oh!" beim Lesen. Doch auch in dieser Trauer liegt eine gewisse positive Erfüllung - nicht alles wird gut, aber vieles. Und dieses viele ist einfach wunderbar.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin beherrscht das volle Register der Emotionen, ohne jemals, meiner Meinung nach, ins Melodrama abzurutschen. Besonders der Humor hat mich sehr angesprochen, und die tierischen Charaktere sind schlichtweg zum Niederknutschen.

Die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen, da ich mit allen wichtigen Charakteren mitgefiebert und mit Spannung verfolgt habe, wie sich die Dinge für sie entwickeln.

Bewertung vom 28.12.2015
Hollys Weihnachtszauber
Ashley, Trisha

Hollys Weihnachtszauber


gut

Achtung: dieses Buch macht hungrig - zumindest ging es mir so, denn fast auf jeder Seite wird beschrieben, was Küchenkünstlerin Holly gerade Köstliches kocht oder backt! Ich mache die Autorin persönlich verantwortlich, wenn ich über die Weihnachtstage zugenommen habe...

Aber Scherz beiseite, ich wünschte am Schluss fast, die Rezepte wären alle enthalten und nicht nur die drei, die sich im Anhang finden.

So appetitlich sich das auch liest, bringt mich das dennoch zu meinem Hauptkritikpunkt an dem Buch: es zieht sich mit seinen 512 Seiten gelegentlich durch die ständigen Beschreibungen der Essensvorbereitungen! Meines Erachtens hätte man das ein wenig einschränken können und hätte dadurch sicher 100 Seiten gespart, wenn nicht mehr...

Dennoch hat mir das Buch recht gut gefallen, auch wenn die Geschichte nichts allzu Neues ist und daher nur wenig Spannung aufkommt. Zwei Weihnachtshasser finden sich unvermutet in einer Situation wieder, in der sie Weihnachten notgedrungen feiern müssen, und lernen Weihnachten dabei lieben - und nicht nur Weihnachten... Einzig die Nebenhandlung bietet eine willkommene Dosis Originelles: die Geschichte von Hollys Großmutter, deren Tagebücher Holly im Nachlass gefunden hat, und die enthüllen, dass Holly mehr mit ihren neuen Arbeitgebern zu tun hat, als sie dachte. Allerdings fand ich auch da vieles vorhersehbar.

Aber die Geschichte ist einfach charmant und unterhaltsam geschrieben, mit Charakteren, die ich schnell lieb gewonnen habe, so dass sie mir dennoch Spaß gemacht hat. Bei Weihnachtsbüchern finde ich eine gewisse Vorhersehbarkeit verzeihlich und sogar irgendwie gemütlich, denn man erwartet doch gewisse Entwicklungen und romantische Verwicklungen!

Der Schreibstil liest sich locker und flüssig, mit einer Dosis Humor.

Die Liebesgeschichte hält sich eher zurück, da Holly lange dickköpfig darauf beharrt, dass sie Jude Martland nicht leiden kann und er sie auch nicht... Und so murren und zicken sie sich gegenseitig einen Großteil des Buches an, während allen anderen sonnenklar ist, dass zwischen ihnen die Funken sprühen. Dennoch fand ich die Romanze schön und nett geschrieben!

Fazit:
Das Buch besteht gefühlt zur Hälfte aus Beschreibungen davon, wie Holly kocht oder backt. Deswegen zog sich die Handlung für mich ein bisschen, ich fand die Geschichte aber dennoch schön weihnachtlich - wenn auch ein wenig vorhersehbar! Dass das Buch für mich dennoch funktioniert, liegt vor allem an den vielen bunten Charakteren, die ich wunderbar schrullig und sympathisch fand.

Bewertung vom 25.12.2015
Salz & Stein / Brimstone Bleed Bd.2
Scott, Victoria

Salz & Stein / Brimstone Bleed Bd.2


ausgezeichnet

Auch im zweiten Band hat mich die rasante Abenteuergeschichte, die Victoria Scott erzählt, wieder überzeugt und verdammt gut unterhalten. Der Reihe wird manchmal eine zu große Ähnlichkeit mit "Die Tribute von Panem" vorgeworfen, aber ich empfinde diese Ähnlichkeit als allerhöchstens oberflächlich! In meinen Augen erzählt die Autorin etwas ganz Eigenes, mit einem wahren Schatz an originellen Ideen.

Die Spannung steigert sich in diesem Band bis ins Unerträgliche, denn den Machern des Brimstone Bleeds fällt immer wieder etwas Neues ein, was noch grausamer, schmerzhafter und sadistischer ist. Als Leser sollte man sich auch nie darauf verlassen, dass einem Lieblingscharakter schon nichts passieren wird... Egal wie sympathisch, egal wie wichtig für die Handlung, niemand ist sicher! Ich habe mehr als einmal ein paar Tränchen vergossen.

Besonders Tella ist an ihren Erlebnissen aus dem ersten Band unglaublich gewachsen. Ja, sie hat immer noch oberflächliche, alberne Momente, in denen sie von schicken Klamotten, Schminke und heißen Jungs träumt, aber dahinter enthüllt sich mehr und mehr ein Herz aus Gold - und ein Kern aus Stahl.

Im ersten Band musste sie oft gerettet werden, klebte wie eine Klette am starken, selbstbewussten Guy und war nur zu froh, anderen die schwierigen Entscheidungen zu überlassen. Inzwischen hat sie aber erkannt, dass sie so eigentlich nicht sein will, und ihr eigenes Rückgrat entdeckt. Wer hätte es gedacht - sie kann eine taffe, entschlossene Anführerin sein, die die Dinge in Angriff nimmt und sich so schnell von niemandem etwas gefallen lässt.

Obwohl sie in Guy verliebt ist, behauptet sie sich gegen ihn und steckt klare Grenzen, was sie akzeptiert, und was sie anders machen möchte - bravo!

Aber bei allem Bravado verliert sie nie ihr Mitgefühl und ihr ausgeprägtes Wertesystem. Sie zeigt Mitgefühl mit ihren Konkurrenten und deren Pandoras, ungeachtet dessen, dass das ihre eigenen Chance im Brimstone Bleed schmälern könnte.

Guy kommt manchmal noch sehr als Macho rüber, aber eigentlich steckt dahinter nur, dass er schon als Jugendlicher darauf trainiert wurde, am Brimstone Bleed teilzunehmen, und noch nicht so weit ist, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich hatte in diesem Band den Eindruck, ihn besser zu verstehen, und insofern hat mich auch die Liebesgeschichte zwischen ihm und Tella stärker berührt.

Auch die anderen Charaktere fand ich wieder gut geschrieben - sowohl die, die der Leser schon aus dem ersten Band kennt, als auch die neuen Charaktere: die rätselhafte kleine Willow, die für eine 6-Jährige erstaunlich manipulativ handelt, oder der hünenhafte Cotton, der keine Erinnerungen an die ersten beiden Runden des Bleeds zu haben scheint.

Den Schreibstil fand ich in diesem Band einfach bombastisch. So schnoddrig Tella die Geschehnisse auch erzählt, mit albernen Witzchen, schrägen Sprüchen und durchgeknalltem Kopfkino, so unerwartet packt einen manchmal dennoch ein Satz bei der Kehle: atmosphärisch, dramatisch, eindringlich.

Das Ende wird sicher die Gemüter scheiden. Dazu muss man sagen, dass bislang nur diese zwei Bände erschienen sind und noch kein dritter offiziell angekündigt ist, die Autorin aber nach eigener Aussage eigentlich noch einen weiteren Band geplant hat - wenn sie ihren Verlag denn überzeugen kann, ihn auch zu veröffentlichen.

Der zweite Band kann notfalls alleine stehen, aber das Ende lässt doch einiges offen.

Fazit:
Waren die Ereignisse im ersten Band schon spannend, rasant und grausam, setzt der zweite Band noch einen drauf. Mehr und mehr wird deutlich, dass das Brimstone Bleed kein faires Rennen ist, sondern ein sadistisches Spiel mit Menschenleben!

Besonders gut gefallen hat mir, dass Tella sich vom albernen Modepüppchen zur entschlossenen Anführerin entwickelt, die (meist) nicht gerettet werden muss, sondern die Dinge schon selber rockt, vielen Dank auch.

Bewertung vom 22.12.2015
Der Wolf am Fenster
Radinger, Elli H.

Der Wolf am Fenster


sehr gut

Weihnachten sollte doch eigentlich eine Zeit des Friedens, der Reflexion und der inneren Ruhe sein, aber für viele Menschen ist es tatsächlich eine stressige Zeit, die vom Konsumzwang beherrscht wird und in der Konflikte hochkochen.

So geht es auch Lindsay - Stress, Stress, Stress, und dann bricht von einem Tag auf dem anderen ihr ganzer Lebenstraum in sich zusammen. Verletzt flüchtet sie in eine einsame Berghütte, wo sie einem Wolf begegnet, dem die Menschen übel mitgespielt habe - der aber dennoch ihre Hilfe dabei sucht, seine Gefährtin zu retten.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, hauptsächlich aus der Sicht von Lindsay und der des Wolfes. Alleine das fand ich schon sehr interessant, denn unterschiedlicher können zwei Lebewesen schließlich nicht sein!

Lindsay ist in meinen Augen sehr sympathisch, denn eigentlich widerstrebt ihr der ganze Konsumwahn, das leere Prestigegehabe und die Oberflächlichkeit des Lebens in der Großstadt. Sie ist ein guter, mitfühlender Mensch - so hat sie zum Beispiel eigentlich Angst vor Wölfen, folgt aber dennoch dem Wolf alleine in einen dunklen Wald, weil sie das Gefühl hat, dass er Hilfe braucht!

Der Wolf hat mich sehr bewegt. Er kennt keine Falschheiten, und wenn er tötet, dann tötet er nicht aus Grausamkeit, sondern weil er und sein Rudel hungern. Die Menschen haben ihm vor einem Jahr alles genommen, was seine Welt ausmachte, und jetzt ist es eine Falle der Menschen, die ihm auch noch seine neue Gefährtin zu nehmen droht... Und dennoch versteht er instinktiv, dass er die Falle ohne menschliche Hilfe nicht öffnen kann. Es kostet ihn unendliche Überwindung und Mut, diese Hilfe zu suchen! Aber er will seine Gefährtin nicht im Stich lassen.

Ich fand diese Grundidee sehr schön und passend für eine Weihnachtsgeschichte! Allerdings spricht sie auch ernste Themen an, nämlich wie grausam oder gedankenlos der Mensch mit den Tieren umgeht. So erfährt man zum Beispiel, wie in Alaska Wölfe gnadenlos gejagt werden, und das mit furchtbaren Methoden...

Aber der Ranger Brian verkörpert die Hoffnung, dass es auch anders geht: er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, in Fallen gefangene Tiere zu befreien und die Fallen immer wieder zu zerstören. Er unterstützt Lindsay bei ihrer Hilfsaktion, und dabei stellen die beiden fest, dass sie viel gemeinsam haben...

Trotz aller ernster Themen empfand ich das Buch als positiv und hoffnungsvoll, und auch die zart angedeutete Liebesgeschichte fand ich sehr schön.

Den Schreibstil umspielt oft etwas fast Märchenhaftes, und besonders die Passagen, die aus Sicht des Wolfes geschrieben sind, haben eine Art poetischer Klarheit.

Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte, in der eine emotional verletzte Frau einem Wolf in Not begegnet. Die vorsichtige Annäherung zwischen den beiden drückt für mich prägnant und deutlich aus, was Weihnachten im Grunde ausmacht - und erinnert daran, dass der Mensch dem Tier Respekt entgegen bringen sollte.

Bewertung vom 21.12.2015
Der Weihnachtsmord
Perry, Anne

Der Weihnachtsmord


sehr gut

"Der Weihnachtsmord" ist ein kurzes Büchlein, dass man an einem oder zwei Tagen wunderbar weglesen kann. Es ist eine wunderbare Mischung aus historischem Roman, traditionellem Krimi und rührender Weihnachtsgeschichte. Ich war erstaunt, wie viel Festtagsstimmung eine Geschichte um Mord und Totschlag erzeugen kann!

Der Leser folgt dem Ehepaar Dominic und Clare im Jahr 1890 ins beschauliche Dörfchen Cottisham. Dominic ist Vikar und soll über die Feiertage den plötzlich verreisten Pfarrer vertreten. Er ist fürchterlich aufgeregt, hat er bisher doch noch nie ganz alleine eine Gemeinde betreuen dürfen, und seine Frau tut ihr Bestes, ihn nach Kräften zu unterstützen. So ganz leicht fällt ihr die Rolle als brave Gattin eines Geistlichen nicht, denn von ihrer Veranlagung her ist sie hochintelligent und neugierig und neigt dazu, alles gründlich zu hinterfragen... Und so ist sie es natürlich, die direkt die Ermittlungen aufnimmt, als sie Reverend Wynter tot im Kohlekelller findet.

Die beiden Hauptcharaktere waren mir sehr sympathisch, besonders Clarice, die bei aller Intelligenz auch weise genug ist, die Gefühle der Menschen zu verstehen. An Dominic hat mich beeindruckt, dass er sich wirklich als Seelsorger, Gehilfe, wenn nötig sogar Pfleger und Laufbursche seiner Gemeinde versteht. Er schleppt Kohlen, trägt Holz und Einkäufe, bringt Kranken Suppe, eskortiert alte Dämchen nachhause... Er zerbricht sich verzweifelt den Kopf darüber, wie er mit seinen Predigten etwas in den Menschen bewegen kann. Ganz unabhängig davon, ob man religiös ist oder nicht, kann man meiner Meinung nach seine Hilfsbereitschaft und Demut nur bewundern.

Die Liebe zwischen den beiden fand ich zutiefst rührend, denn sie lieben sich sozusagen sehenden Auges: sich der Fehler und Marotten des anderen durchaus bewusst, aber dennoch bedingungslos.

Es gibt einige Anspielungen auf dunkle Ereignisse in der Vergangenheit von Dominic und Clarice, und ich vermute, dass diese in einem früheren Roman der Reihe Thema waren - aber man kann dieses Buch trotzdem wunderbar lesen, ohne ein anderes Buch der Reihe zu kennen, es steht gut für sich allein.

Auch die anderen Charaktere fand ich gut geschrieben. Zum Teil sind sie schrullig, zum Teil unsympathisch oder rätselhaft, zum Teil können sie einem nur leid tun, aber viele bewahren ein Geheimnis. Und aus diesen großen und kleinen Geheimnissen spinnt die Autorin falsche Fährten, so dass ich lange völlig im Dunkeln tappte, wer den Reverend denn nun umgebracht hat!

Es ist ein klassischer Krimi ohne viel Blut und Gewalt, der eher geruhsam verläuft und in meinen Augen dennoch nicht langweilig wird. Mir hat es sehr viel Freude gemacht, mit den verschiedenen Dorfbewohnern bekannt zu werden und zu sehen, wie sich die Dinge für sie entwickeln. Denn obwohl ein Mord die Geschehnisse ins Rollen bringt, entwickelt sich daraus eine Art Weihnachtszauber...

Der Schreibstil liest sich sehr angenehm. Ich fand ihn sehr passend für einen historischen Krimi, aber kein bisschen angestaubt oder trocken.

Fazit:
Ein beschauliches Dörfchen im England des 19. Jahrhunderts, ein plötzlicher Todesfall, viele Geheimnisse und ebenso viele Verdächtige... Daraus ergibt sich ein historischer Krimi mit erstaunlich viel Weihnachtsflair und Wohlfühlfaktor! In meinen Augen genau das richtige Buch für die Feiertage.

Bewertung vom 16.12.2015
Der Glückshund
Walter, Nicole

Der Glückshund


sehr gut

Das Buch beginnt mit einer bezaubernden, märchenhaften Liebesgeschichte, die mit anrührender Poesie beschrieben wird. Lena und Fynn, Fynn und Lena... Eine Liebe für die Ewigkeit, ein zuckersüßer Wunschtraum? Viel zu schnell wird aus dem Wunschtraum ein Albtraum, als Fynn jäh aus dem Leben gerissen wird und Lena alleine zurück bleibt.

Ohne ihn kann sie nicht leben, will sie nicht leben! Sie verschließt sich allem und jedem, existiert nur von Tag zu Tag vor sich hin.

Zitat:
"Da war nur dieser eine Gedanke, bis heute hatte er sie nicht losgelassen: Jetzt ist es so weit. Nichts mehr wird hinzukommen. Sie hatte keine Zukunft mehr, in ihr war alles nur noch Vergangenheit."

Erst, als ein frecher kleiner Hund in ihr Leben tritt, beginnt Lena, auch ins Leben zurück zu finden.

"Der Glückshund" ist eine niedliche Hundegeschichte, eine rührende Weihnachtsgeschichte, aber vor allem eine lebensbejahende Geschichte über die Trauer - und das Weiterleben.

Die Geschichte verläuft relativ vorhersehbar, ohne große Überraschungen, aber das ist vielleicht gar nicht so schlimm... Sie ist dennoch unterhaltsam, meist einfach putzig, oft lustig und gelegentlich spannend. Und sie enthält in meinen Augen auch viel Wahres über Trauerbewältigung. Gut, manche Dinge erschienen mir ein bisschen zu sehr konstruiert, und manchmal wurde mir die Geschichte auch ein klein bisschen zuuuu zuckersüß und kitschig, aber wirklich nur selten. Von einem Weihnachtsroman erhoffe ich mir ja gerade ein bisschen Kitsch, Zauber und Wohlfühlmomente!

Für den Humor in der Geschichte sorgt vor allem Deleen, die freche kleine Hundedame, die eines Tages mit der Post ins Haus schneit. Ich denke, jeder, der einmal einen Hund im Haus hatte, wird zwischendurch über Deleens Gedanken und Gefühle schmunzeln oder lachen müssen! Ganz selbstverständlich ernennt sie sich zur Herrin von Lenas Leben. Das Buch enthält auch viele schöne Zitate über Hunde und ihre Herrchen bzw Frauchen.

Deleen und Lena sind natürlich die Stars der Geschichte, aber je weiter sich Lena zurück ins Leben wagt, desto mehr andere Menschen treten an ihre Seite. Und so geht es irgendwann gar nicht mehr "nur" um Lenas Trauer, sondern darum, für eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen ein schönes Weihnachten zu ermöglichen. Da ist zum Beispiel der alte, einsame Glasbläser, der nicht im Heim verkümmern will, oder der kleine stotternde Junge, der so gerne im Chor singen würde, obwohl er keinen Ton trifft...

Ich fand die Charaktere schön und lebendig beschrieben, und nicht nur Deleen hat ganz viel Charakter. Lena selber kann ein bisschen anstrengend sein, denn sie reagiert zum Teil mit Trotz und Wut auf die Versuche ihrer Umgebung, sie zum Weiterleben zu animieren. Aber das fand ich verständlich und auch realistisch, schließlich ist das tatsächlich eine Phase der Trauer. Un Grunde war sie mir sehr sympathisch und ich habe mit ihr mitgefühlt.

Mir hat gut gefallen, wie behutsam die Autorin mit dem Thema Weiterleben umgeht, und vor allem auch mit dem Thema Neuverlieben (oder zumindest darüber Nachdenken) nach der Trauer.

Der Schreibstil kann zart-poetisch und von traumhafter Atmosphäre sein, aber auch sehr locker und witzig. Mich hat das sehr angesprochen!

Fazit:
Ein witziges Buch über eine freche kleine Hundedame - ein rührendes Buch über die Trauer. Beides ist wahr, und die Mischung hat mich bewegt und gut unterhalten. "Der Glückshund" ist ein Weihnachtsbuch mit großen Gefühlen, und man sollte a) Hunde mögen und b) nicht zu überempfindlich gegen Kitsch sein. Dann würde ich das Buch aber auf jeden Fall empfehlen!

Bewertung vom 14.12.2015
Die Hüter von Andalon / Animal Guardians Bd.1
Daly, Stuart

Die Hüter von Andalon / Animal Guardians Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Fantasybuch wird vom Verlag für Leser ab 11 Jahren empfohlen. Und was soll ich sagen... Ich bin mir tatsächlich ziemlich sicher, dass das Buch diese Zielgruppe auf jeden Fall begeistern und mitreißen wird - aber nicht nur diese! Mir hat das Buch auch mit 39 Jahren noch sehr viel Spaß gemacht, und das ist genau das, was ein richtig gutes Kinderbuch für mich aus macht: es bietet etwas Zeitloses, das Kinder noch über Jahre hinweg auf ihrem Weg begleiten kann. Spiel, Spaß, Spannung, und noch ein paar wertvolle, positive Botschaften.

Die Geschichte hat viel zu bieten. Zum einen strotzt sie nur so vor Abenteuern, denn die im Mittelpunkt stehenden Jugendlichen haben sich einen Platz in der Geheimen Bruderschaft erworben, was nichts anders bedeutet, als dass sie zu Schatzsuchern ausgebildet werden, die verfluchte Gräber eines längst untergegangenen Volks nach magischen Artefakten durchforsten. Und das nicht nur so zum Spaß, sondern weil diese Artefakte dringend benötigt werden, damit sich ihr Reich gegen das riesenhafte Volk der Roon verteidigen kann, die drohen, in das Land einzufallen und ein Gemetzel anzurichten.

Ein bisschen liest sich das manchmal wie Indiana Jones - nur mit jüngeren Helden und magischen Tiergefährten, die den Kindern zur Seite stehen. Jedenfalls gehen dem Autor die Ideen scheinbar nie aus, und ich fand diese Mischung sehr originell und unterhaltsam!

Spannend ist aber nicht nur die Schatzsuche, und noch nicht einmal nur der Krieg gegen die Roon. Spannend ist in meinen Augen auch, wie sich die fünf Jungen und Mädchen, um die es geht, im Laufe des Buches zusammenraufen und zu einem guten Team werden.

Denn das ist erstmal gar nicht so einfach, so unterschiedlich sind sie alle.

Die Hauptfigur ist der junge Caspan, der einen ziemlich schlechten Start ins Leben hatte. Seine Eltern sind gestorben, als er erst 8 Jahre alt war, und danach war er gezwungen, sich einer Diebesgilde anzuschließen, um zu überleben. Dass er irgendwann einmal dabei erwischt wird und, statt zum Tode verurteilt zu werden, wegen seiner Geschicklichkeit zu einer Eignungsprüfung eingeladen wird, damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet...

Er ist eigentlich ein ehrlicher, freundlicher, loyaler Junge, aber da er der einzige Kadett ist, der nicht aus einer angesehenen Schule stammt, muss er sich dennoch gegen Vorurteile wehren...

...und mit denen drangsaliert ihn die herrische Kilt, die es nie müde wird, ihm zu sagen, was für ein Stück Gossendreck er für sie ist, ein wertloser Dieb, der nicht das Recht hat, zur Bruderschaft zu gehören. Dadurch geht es in dem Buch auch um Themen, mit denen sich Kinder in der realen Welt herumschlagen müssen: Mobbing, Unsicherheit, Zweifel am eigenen Wert. Und das verpackt Stuart Daly in eine unterhaltsame Geschichte.

Dann gibt es noch die freundliche Sara, die es liebt zu lesen (und mich ein wenig an Hermine aus Harry Potter erinnert hat), den bärenhaften, ernsthaften Lachlan, der ein echter Fels in der Brandung sein kann, und den ständig albern aufgelegten Roland, der noch nicht mal in Lebensgefahr das Witzereißen lassen kann.

Ich fand die Fünf alle sehr frisch und lebendig beschrieben, so dass ich schnell das Gefühl hatte, sie gut zu kennen. Und besonders Roland sorgt dabei für eine Menge Humor! Gut gefallen hat mir, dass sie alle ihre Stärken und Schwächen haben - keiner ist perfekt, aber solange sie zusammen arbeiten, müssen sie das auch nicht sein.

Überhaupt fand ich den Schreibstil wunderbar zu lesen. Ich denke, er ist für Kinder einfach genug, aber nicht so furchtbar einfach, dass er für Erwachsene langweilig wird.