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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3573 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2023
Halo
May, Kevin;McElroy, David

Halo


ausgezeichnet

„Violator“ ist das siebte und bis heute erfolgreichste Studioalbum der britischen Band Depeche Mode – immerhin 15 Millionen verkauften Einheiten. Es erschien im März 1990. In den 1980er Jahren hatten die Electro-Rocker schon große Erfolge gefeiert, aber mit „Violator“ stiegen sie zu Weltruhm auf. Allein in den USA verkauften sich über eine Million Platten. Und die zahlreichen Live-Konzerte fanden in ausverkauften Stadien statt. Zum ersten Mal dominierten E-Gitarren den Sound der Band, der damit endgültig stilprägend wurde.

Die Journalisten Kevin May und David McElroy, ausgesprochene Depeche Mode-Fans, dokumentieren detailliert, wie dieses bahnbrechende Album zustande kam. Dabei gehen sie auch auf den weiten, jahrelangen Weg der Band bis zu diesem Sensationserfolg ein. Im Februar 1981 hatten sie mit „Dreaming Of Me“ ihre erste Single abgeliefert. Nach einem Prolog werden der Sound und die Entstehung der einzelnen Songs des Albums vorgestellt – u.a. „World In My Eyes“, „Personal Jesus“, „Halo“ oder „Policy of truth“. Durch die viele Gespräche mit den Produzenten, Remixern, Studiomusikern oder Covern-Designern konnten die beiden Autoren viele interessante Hintergrundinformationen erfahren.

Abschließend berichten einige Zeitgenossen, wie „Violator“ die Musikwelt erobert, vor allem mit der World Violator Tour, die vom 28. Mai bis zum 27. November 1990 in 88 Konzerten durch vier Kontinente führte. Der Zeitplan dieser gigantischen Tour und einige SW-Abbildungen ergänzen die bemerkenswerte Neuerscheinung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2023
Unruhiger Garten der Seele
Kluge, Alexander

Unruhiger Garten der Seele


ausgezeichnet

Zu seinem 90. Geburtstag hat der Filmemacher und Autor Alexander Kluge ein ganz „Buch der Kommentare“ unter dem Titel „Unruhiger Garten der Seele“ veröffentlicht. Ausgangspunkt des Essays (der Erzählung) ist die düstere Adventszeit des Jahres 2020: Klimawandel, Migration, Pandemie und Krieg: Es herrscht Unruhe im Garten unserer Seele. Neben dieser aktuellen Problematik werden in dem Jubiläumsbuch auch persönliche Themen angesprochen wie Habermas, Freud, das Leben oder der Tod. Darüber hinaus blickt Kluge auf sein bisheriges Schreiben zurück. Mit seinen Kommentaren versucht er eine Brücke zwischen dem Ewigen und dem Kurzlebigen zu schlagen. Dabei will Kluge seine Kommentare nicht als Meinung verstehen sondern als Anregung und Vertiefung für die Leser*innen.

Im Hörverlag ist zu der Neuerscheinung ein Kommentar-Hörspiel erschienen – als Dialog zwischen dem Schriftsteller Kluge und dem Regisseur Karl Bruckmaier. Weiterhin an Bord der Produktion sind Katja Bürkle, Sabine Gietzelt, Stefan Merki, Gabriel Raab, Helge Schneider (als Hagen von Tronje) und Jonathan Meese. Ergänzt wird das Hörbuch durch Kompositionen von Dan Reeder und Mapstation. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 17.04.2023
Segen der Erde
Hamsun, Knut

Segen der Erde


ausgezeichnet

„Segen der Erde“ ist der bekannteste Roman des norwegischen Schriftstellers Knut Hamsun (1859-1952), für den er 1920 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte von Isak, einem einfachen Bauern, der das karge norwegische Land urbar macht. Weit im Norden baut er sich beharrlich eine Existenz auf. Bald gesellt sich Inger zu ihm. Sie bekommen zwei Söhne … dann noch ein Kind mit Hasenscharte, die Mutter, selber davon gezeichnet, erwürgt es sogleich, doch die Behörden erfahren davon. Inger muss ins Gefängnis.

Doch Isak wartet auf sie, sechs lange Jahre, dann kommt Inger zurück - verändert, verfeinert, sie kann lesen, schreiben, nähen. Bildung, Mode und Geschwätzigkeit bringt sie in das Ödland. Ihr fällt es schwer, sich umzugewöhnen, das einfache Leben wieder aufzunehmen. Eindrucksvoll schildert Hamsun mit einer schlichten, aber kraftvollen Sprache die karge Landschaft und den harten Alltag von Isak und Inger sowie später seiner erwachsenen Söhne (und anderer norwegischer Siedler). Das in dem Roman vertretene Menschenbild, im Dritten Reich emphatisch begrüßt und durch die Ereignisse dieser Zeit in seiner Glaubwürdigkeit erschüttert, hat dennoch nichts von seiner Überzeitlichkeit eingebüßt. Die Autorin und Übersetzerin Gabriele Haefs geht in ihrem klugen Nachwort auf diese Problematik und Hamsuns politischen Irrweg kritisch ein.

Bewertung vom 17.04.2023
Hunger
Hamsun, Knut

Hunger


ausgezeichnet

Gleich mit seinem ersten Roman „Hunger“, der 1890 erschien, gelang dem norwegischen Schriftsteller und späteren Literaturnobelpreisträger (1920) Knut Hamsun (1859-1952) der literarische Durchbruch, obwohl der Verkauf eher ein Fiasko war.

Im Mittelpunkt steht ein hungernder, vagabundierender und namenloser Schriftsteller, der mühsam, aber meist erfolglos kleine Feuilletons an Zeitungen zu verkaufen sucht. Die Handlung beschränkt sich darauf, dass der Erzähler etwas zu Papier bringt, damit zu einem Redakteur geht, der ihn aber hinhält, so, dass er über Tage und Wochen keinen Pfennig Geld in der Tasche hat, die Miete nicht mehr zahlen kann, sodass er hungernd und obdachlos durch die Stadt Kristiania (das spätere Oslo) streift. Eindrucksvoll schilderte Hamsun den körperlichen und seelischen Verfall des erfolglosen Protagonisten. Daneben brandmarkt Hamsun die um sich greifende Industrialisierung, die das menschliche Zusammenleben immer schwieriger macht. Sein Romanheld irrt durch diese neue Welt mit fiebriger Nervosität. Der Roman ist gewissermaßen eine Suche nach Nähe, nach Aufmerksamkeit und nach dem Sinn des Lebens.

Die vorliegende Reclam-Ausgabe ist eine Übersetzung des Klassikers von Julius Sand-meier aus dem Jahre 1921, die behutsam modernisiert wurde. Sehr informativ und lesenswert das kluge Nachwort der Autorin und Übersetzerin Gabriele Haefs, die sich mit Hamsuns Sympathien für die deutschen Nationalsozialisten auseinandersetzt.

Bewertung vom 17.04.2023
Naturkalender 2024
Bastin, Marjolein

Naturkalender 2024


ausgezeichnet

Der Naturkalender ist gleichzeitig eine Art Tagebuch, denn er kommt in Buchform mit Spiralbindung daher. Jede Woche wird auf einer Doppelseite präsentiert, wobei eine Seite für jeden Wochentag mit vier langen Zeilen ausreichend Platz für Termine, Erinnerungen und natürlich für Naturbeobachtungen bietet. Die gegenüberliegende Seite ist stets mit naturgetreuen Zeichnungen von Marjolein Bastin gestaltet. Die filigranen Naturabbildungen sind mit persönlichen Beobachtungen in Textform ergänzt, die gewissermaßen als Anregungen für eigene Notizen dienen können.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Extraseiten für Notizen und Beobachtungen sowie einen mehrseitigen Adressenteil und einen vierseitigen Jahresüberblick für 2025. Außerdem bietet der Kalender eine kleine Innentasche zum Aufbewahren von Handzetteln. Durch die Ringbindung ist auch ein bequemes Aufschlagen der aktuellen Woche möglich. Fazit: Ein sehr praktischer Kalender in einer gediegenen künstlerischen Ausstattung.

Bewertung vom 12.04.2023
Brechts Lai-tu
Bunge, Hans

Brechts Lai-tu


ausgezeichnet

Der Beitrag des Eulenspiegel Verlages zum Brecht-Jubiläum (125. Geb.) ist eine erweiterte Neuausgabe des Titels "Brechts Lai-tu", der bereits 1987 im Verlag und zwei Jahre zuvor bei Luchterhand erschienen war. Lai-tu, so nannte Brecht seine langjährige Mitarbeiterin und enge Vertraute Ruth Berlau (1906-1974). Im Sommer 1933 begegnete die dänische Schriftstellerin und Schauspielerin erstmals Brecht, der mit seiner Frau Helene Weigel nach Dänemark geflohen war. Zwei Jahre später war sie seine Geliebte. Von nun an war sie voll integriert in Brechts Stab von Mitarbeiterinnen. Sie organisierte den Alltag, fotografierte die Proben und Aufführungen, schrieb und inszenierte seine Dramen. Als Brecht über Schweden, Finnland und die Sowjetunion in die USA floh und nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte, war Ruth Berlau immer dabei. Zurück in Deutschland, gründeten Weigel und Brecht 1948 das „Berliner Ensemble“. Berlau, die sich zu einer bedeutenden Theaterfotografin entwickelt hatte, wurde mit dem Aufbau eines Archivs betraut. Nach Brechts Tod 1956 wurde es still und einsam um sie und 1974 kam sie bei einem Schwelbrand in ihrer Wohnung ums Leben.

Hans (Hans-Joachim) Bunge (1919-1990), der Anfang der 1950er Jahre in Greifswald Germanistik und Theaterwissenschaften studiert hatte, wurde auf Vermittlung von Berlau zunächst Regie- und Dramaturgieassistent am Berliner Ensemble und leitete später das Bertolt-Brecht-Archiv. Dabei konnte er zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern des Ensembles (u.a. mit Hanns Eisler, Paul Dessau, Therese Giehse, Helene Weigel und Bertolt Brecht) führen und diese teilweise auf Tonbändern aufzeichnen. Bunge gelang es auch, Berlau ihre Erinnerungen abzuverlangen. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober 1959 erzählte sie in sieben Sitzungen ihre Lebensgeschichte in Form eines Interviews. Daneben berichtete sie auch von ihrer Arbeit mit Brecht, den Werken, an denen sie saßen, und der Praxis am Theater.

In der Buchausgabe hatte Bunge dann seine Fragen gestrichen, um eine durchgängige Erzählung zu erreichen. Berlau hatte volles Vertrauen zu ihm und ließ ihm freie Hand bei der Redaktion und Niederschrift. Da Bunge „das gute Recht jedes Memoirenschreibers, seine Geschichte so zu erzählen, wie sie in seiner Erinnerung lebt“, akzeptierte, stellte er auch keine Irrtümer richtig. So hatte Berlau drei Jahre nach Brechts Tod sicher auch manches verschwiegen. Doch in seinem Nachwort betonte Bunge ausdrücklich Berlaus große Wahrheitsliebe: „Dass sie sich selbst nicht schonte, wird man in diesem Buch finden.“

Die Neuausgabe erscheint beträchtlich erweitert durch einen kommentierenden Anhang, der auch weitere Dokumente enthält. So beleuchtet der Herausgeber und Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht (ABB) am Karlsruher Institut für Technologie Jan Knopf neben einer Chronik mit den wichtigsten Lebensdaten von Ruth Berlau auch den Fachterminus „Bio-Interview“, der in der Literaturwissenschaft bisher unbekannt ist. In seinem Nachwort "Arbeiten mit Brecht" würdigt er ausdrücklich Berlaus Beitrag beim Aufbau des Bertolt-Brecht-Archivs.

Bewertung vom 08.04.2023
Mehr als nur Atome
Hossenfelder, Sabine

Mehr als nur Atome


ausgezeichnet

Die Physik betreibt Grundlagenforschung und trägt damit wesentlich zur Wissensverbreiterung bei. Doch allzu oft wird dieses Wissen in einer abstrakten Weise präsentiert, dass nur wenige davon etwas verstehen. Das versucht die Physikerin Sabine Hossenfelder zu ändern. Sie befasst sich zwar mit den großen Fragen der modernen Physik, versucht aber, verständliche Antworten darauf zu geben. Das ist ihr wichtig, denn die Forschungsergebnisse sind es wert, dass sie geteilt werden.

Es sind zumeist Fragen, die neben der physikalischen Fragestellung auch einen philoso-phischen Hintergrund haben – wie „Wurde das Universum für uns geschaffen?“, „Gibt es Kopien von uns?“ oder „Was ist eigentlich der Sinn von allem?“. Daher erscheint es der Autorin wahrscheinlich, dass in dem fortlaufenden Prozess der Wissenserweiterung Religion, Philosophie und Wissenschaft noch sehr lange nebeneinander bestehen werden.

Der Autorin gelingt es, die Themen anschaulich, informativ und doch unterhaltsam darzustellen. Vor allem aber geht sie weit über die Physik hinaus. Die Lektüre lohnt sich daher auch, wenn man kein Physiker ist. Aber einige Grundkenntnisse werden schon vorausgesetzt. Doch alle, die mehr Durchblick haben wollen, werden dieses Buch mit Gewinn lesen.

Bewertung vom 08.04.2023
Klick dein Wanderglück
Niederwanger, Judith;Pichler, Alexander

Klick dein Wanderglück


ausgezeichnet

Südtirol ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen mit vielen Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten. Vor allem für einen Wanderurlaub ist es bestens geeignet, denn hier erwarten den Urlauber zahlreiche Wanderwege und ein hervorragendes Klima.

Judith Niederwanger und Alexander Pichler, die zusammen das Duo „Roter Rucksack“ sind, verbringen jede freie Minute beim Wandern in den Bergen. Dabei hat die Südtiroler Bergwelt es ihnen besonders angetan. Nach ihrem ersten Band „Die schönsten Touren und Fotospots in Südtirol“, der ein Bestseller wurde, liegt nun die Fortsetzung vor. Dieses Mal werden 45 abwechslungsreiche Routen vorgestellt – von „Zur Rescher Alm im Winter“ über den „Schenner Waalweg“, die „Langkofelumrundung“ oder „Zur Burgruine Leuchtenburg“ bis „Auf die Cima Capi“ am Gardasee.

Jede Wanderroute wird mit einer ausführlichen Beschreibung und beeindruckenden Farbfotos detailliert vorgestellt. Übersichtskarten sowie Informationen zu Schwierigkeitsgrad, Dauer, Anfahrt, Busverbindungen oder Parkplätzen sind außerdem sehr hilfreich, ebenso GPS-Codes zum Download der Tour auf das Smartphone. Neben allgemeinen Fototipps machen „Top Fotospots“ auf spektakuläre Fotomotive aufmerksam – und das mit GPS-Koordinaten und den besten Uhrzeiten für traumhafte Bergfotos. Ein tolles Buch, mit super schönen Eindrücken und tollen Wanderungen.

Bewertung vom 26.03.2023
In 80 Tagen um die Welt
Verne, Jules

In 80 Tagen um die Welt


ausgezeichnet

Eines der abenteuerlichsten und fantastischsten Reisebücher, das vor genau 150 Jahren erschien, ist die Reise um die Welt in 80 Tagen des französischen Schriftstellers Jules Verne (1828-1905). Am 2. Oktober 1872 begibt sich der englische Gentleman Phileas Fogg wie jeden Tag in den vornehmen Reform-Club, wo er sich bei seinem geliebten Whist-Kartenspiel die Zeit vertreibt. In der Herrenrunde wettet er, dass er es schafft, die Welt in 80 Tagen zu umrunden (d.h. in 1920 Stunden oder 115.200 Minuten). Ein Ding der Unmöglichkeit, das ihm keiner der Clubmitglieder zutraut. Doch ein englischer Gentleman macht keinen Spaß. Fogg, der seit Jahren London nicht verlassen hat, beharrt auf der Wette und setzt stolze 20.000 Pfund ein – immerhin die Hälfte seines Vermögens. Die andere Hälfte benötigt er für die Durchführung der Weltreise. Sollte er die Wette verlieren, wäre das sein finanzieller Ruin. Um die Wette aber zu gewinnen, muss er am 21. Dezember 1872 spätestens um 20.45 Uhr wieder im Club sein.

Ehe sich Phileas Fogg auf den gewagten Wettlauf gegen die Zeit quer über den Globus begibt, führt der Gentleman selbstverständlich das Kartenspiel zu Ende. Daheim packt er in Windeseile eine Reisetasche mit dem Allernötigsten und besteigt noch am Abend mit seinem französischen Diener Jean Passepartout, den er erst vor ein paar Stunden eingestellt hat, den Zug nach Dover. Von dort setzen die beiden mit der Fähre nach Frankreich über, dann geht es mit dem Zug über Paris nach Brindisi, wo sie das Dampfschiff über Aden nach Bombay durch den Suezkanal besteigen. Die weiteren Stationen sind Allahabad, Kalkutta, Singapur, Hongkong, Shanghai, Yokohama, San Francisco, New York, Queenstown, Dublin und Liverpool.

Da es sich um einen Abenteuerroman handelt, gibt es natürlich jede Menge Komplikationen. Ab Suez heftet sich der Geheimagent (Inspektor von Scotland-Yard) Fix an ihre Fersen. Durch seine überstürzte Abreise in London und mit einem Reisesack voller Bargeld gerät Fogg in den Verdacht, der gesuchte Bankräuber zu sein, der die Bank of England um 55.000 Pfund erleichtert hat. Der diensteifrige Fix hält Foggs Wette für ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Da aber an den einzelnen Reisestationen kein Haftbefehl aus London eintrifft, kann er die Weiterreise von Fogg und seinem Diener nie verhindern. Also reist er ihnen weiter heimlich nach.

In Indien stellt sich dann heraus, dass an der brandneuen Eisenbahnbrücke, die Fogg in seiner Reiseroute hatte, trotz Fertigmeldung in den Gazetten immer noch gebaut wird. (Auch damals gab es schon Fake News.) Kurzentschlossen sattelt er auf einen Elefantenrücken um und rettet nebenbei mit seinem Diener die junge Prinzessin Aouda, die Witwe eines Rajahs, vor dem Scheiterhaufen. Fogg lädt die indische Schönheit ein, ihn auf dem Rest der Weltreise zu begleiten. Während sich die Pazifik-Überfahrt mit einem Postschiff ohne nennenswerten Zwischenfall gestaltet (der Stille Ozean rechtfertigt seinen Namen), bringt die Durchquerung des amerikanischen Kontinents immer wieder Zeitverzug, denn die Pacific-Bahn wird entweder von Büffelherden oder von bewaffneten Sioux-Indianern aufgehalten. Als schließlich New York erreicht ist, das nächste Malheur: das Postschiff nach Liverpool ist bereits vor 45 Minuten abgefahren. Für viel Geld bucht Fogg einen kleinen Dampfer und als mitten im Atlantik die Kohle knapp wird, lässt er das hölzerne Oberdeck verfeuern. Angekommen in Liverpool schlägt jedoch Fixens Stunde: der vollstreckbare Haftbefehl ist endlich eingetroffen und Fogg sitzt im Gefängnis. Erst nach Stunden stellt sich heraus, dass der gesuchte Bankräuber bereits verhaftet ist. Trotz Charterns eines Sonderzuges erreicht Fogg London nur mit Verspätung. Fünf Minuten fehlen. Doch am nächsten Tag stellt sich heraus, sie hatten bei der Erdumrundung in östlicher Richtung einen Tag hinzugewonnen. Das hatte der sonst so akribische Fogg einfach übersehen. Die Wette ist doch noch gewonnen und am Ende heiraten Phileas Fogg und Aouda, die sich während der Reise verliebt haben.

Dieser Klassiker der Science-Fiktion-Literatur ist jetzt im Coppenrath Verlag in einer wunderbaren Schmuck-Ausgabe erschienen. Die farbige Gestaltung (u.a. roter Buchschnitt) und die zahlreichen Illustrationen machen die Neuerscheinung schon allein zu einem Blickfang und wahren Lesevergnügen. Das Highlight sind aber die beigelegten Extras mit Bildern und Grafiken. Die bibliophile Ausgabe ist eine absolute Empfehlung. Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist übrigens in ähnlicher Ausstattung erschienen.