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Magnolia
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Bayern

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Insgesamt 622 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung (MP3-Download)
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung (MP3-Download)


ausgezeichnet

Bücher sind wie kleine Fluchten, sie lassen uns tief in das Erzählte versinken. All die Geschichten geben Hoffnung, machen Freude, schenken uns Stunden des Glücks und noch so viel mehr. Sie lassen uns teilhaben an all den darin verborgenen Abenteuern und den Schicksalen. Sie trösten, lassen uns lachen und auch weinen. Und immer lassen sie uns die Zeit und die Umgebung vergessen.

„Die Bibliothek der Hoffnung“ ist eine Hommage an all diese Bücher, Kate Thompson ließ sich von wahren Begebenheiten zu diesem Roman inspirieren.

Während des zweiten Weltkrieges war London ein Trümmermeer. Die stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal-Green bot vielen Menschen Schutz vor Fliegerbomben. Aber nicht nur das, sie schufen hier unten ihr eigenes kleines Zuhause. Neben Theater, Café, Kindergarten und noch vielem mehr retteten Bibliothekare tausende Bücher der unterschiedlichsten Genres.

Und hiervon erzählt das tief berührende Buch, von der sanftmütigen, stets hilfsbereiten Clara Button und von der eher rebellischen Ruby Monroe, um diese beiden rankt sich die Erzählung von der unterirdischen Kriegsbibliothek, die im Roman größer ist, als sie in Wirklichkeit war. Ein Zufluchtsort für alle Bevölkerungsschichten, eine funktionsfähige Gemeinschaft, aus der Not geboren. Die Freundinnen Clara und Ruby lassen sich nicht unterkriegen, sie sorgen sich um ihre großen und kleinen Schützlinge, geben nicht nur mit ihren Büchern kleine Lichtblicke inmitten schrecklicher Zeiten. Alle Figuren sind authentisch dargestellt, mit Ecken und Kanten, der kurzweilige Schreibstil lässt einen eintauchen in längst vergangene und hoffentlich nie mehr wiederkehrende Kriegszeiten.

Eva Gosciejewicz hat mir die ungekürzte, über 15 Stunden und 6 Minuten gehende Hörbuchfassung gekonnt vorgelesen. Die versierte Sprecherin trägt durch die Geschichte, sie gibt den einzelnen Charakteren ihre individuelle Note. Es waren Hör-Stunden des Innehaltens. Eine warmherzige, einfühlsam und empathisch vorgetragene, eine hörenswerte Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2023
Die Stimme der Lüge / Ackerman & Shirazi Bd.4 (eBook, ePUB)
Cross, Ethan

Die Stimme der Lüge / Ackerman & Shirazi Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nun endlich bekommt Demon seine Rache, Francis Ackerman jr. muss sich durch einen dermaßen grotesken Parcours kämpfen, dass es nahezu unmöglich scheint, das Ende der Strecke lebend zu erreichen. Und nicht genug damit, er bekommt Mitspieler an seine Seite gestellt, die hierher gezwungen wurden. Derweilen hinken Nadia Shirazi vom FBI und auch Francis Bruder Marcus dem realen Geschehen hinterher, die im Darknet übertragene Realityshow ist nicht so real, wie es den Anschein hat.

Wohin wird Francis Reise gehen? Das habe ich mich nach „Der Stimme des Wahns“, dem dritten Band der Ackerman-Reihe, gefragt. Und nun bin ich mit ihm durch ein Labyrinth des Grauens gegangen. In einer stillgelegten Kupfermine warten Francis (der hier Frank genannt wird) Mitstreiter. Er soll sie durch die Finsternis hinausführen, was sich als nahezu unmöglich herausstellt. Mit der Stimme des Demon im Ohr stellt er sich dem Kampf, es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Dabei stellen sich ihm Hindernisse der besonders gefährlichen Art in den Weg. Messerscharfe Furien und ausgehungerte, blutrünstige Bestien, auch schwerbewaffnete Killer verhindern ein Durchkommen. Da ist Francis wacher Verstand einmal mehr gefragt, er nimmt eine schier ausweglose Situation wahr, wägt Risiken und Chancen ab und entscheidet blitzschnell.

„Ich bin ein Spitzenprädator. Ich stehe an der Spitze der Nahrungskette…“ Dies lässt Ackerman seine Spielegegner der zweiten Runde wissen. Denn es geht weiter, nach der Kupfermine ist noch lange nicht Schluss.

Oh ja, ich hab mich schon auch zwischendurch gefragt, warum ich mir das Ganze antue. Nicht nur einmal hab ich kurz innehalten müssen, der Horror war schwer auszuhalten. Und doch hat es mich weitergetrieben. Ethan Cross hat einmal mehr bewiesen, dass er ein Meister seines Fachs ist. Die bizarren Szenerien waren so eindrucksstark geschildert, immer nahe am Abgrund. Und er hat hier Charaktere eingeführt, die – so hat es den Anschein - zukünftig mitmischen werden. Nadia Shirazi war eher eine Randerscheinung, ich hoffe, dass sie künftig wieder mehr an Francis Seite sein wird. Sein Weg wird weitergehen, ich bin gespannt auf die nächste Stimme mit Francis Ackerman jr.

„Die Stimme der Lüge“ hat es wieder in sich, für die Fans von Francis Ackerman jr. unverzichtbar. Man könnte mit diesem vierten Band schon auch in die Reihe einsteigen, ich würde jedoch zum besseren Verständnis empfehlen, mit Band eins anzufangen. Das Kräftemessen zwischen Frank und Demon war ein durchgängiger Nervenkitzel, der arg an meinem Nervenkostüm zerrte. Ein lesenswerter Thriller, ich freue mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 25.02.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lioba Werrelmann hat für ihre Siebenbürger Krimireihe einen ganz besonderen Schauplatz gewählt, ich hatte sofort Bilder im Kopf. „Paul Schwartzmüller ermittelt.“ Er hat das Zeug, mich noch ganz oft mit seinen Nachforschungen gut zu unterhalten. „Tod in Siebenbürgen“ ist der erste Band und ich hoffe, dass noch viele folgen werden. Dass die Autorin schreiben kann, hat sie hiermit einmal mehr unter Beweis gestellt.

Glückliche Ferientage verbrachte Paul Jahr für Jahr bei seiner Tante Zinzi in einem kleinen Ort in Siebenbürgen. Nun ist sie verstorben und hat ihm ihren Hof vermacht. Als 14jähriger kam er nach Deutschland, sein Vater hat ihn damals glauben lassen, dass seine Tante tot wäre. Nun hält ihn nichts mehr, der Flug ist gebucht. Kaum angekommen, macht er zunächst Bekanntschaft mit einem Zicklein, kurz darauf begegnet ihm die nicht sehr gesprächige Maia und zu seiner großen Freude trifft er alsbald auf seinen Jugendfreund Sorin. Dieser ist seiner Heimat treu geblieben, auf den Spuren Draculas führt er Touristen durch das Schloss Bran. Nicht einfach so, er versteht es, Geschichten zu erzählen und bietet ihnen dabei eine stilechte, schon sehr gruselige Show mit allem, was man von dem legendären Fürst Vlad III. Draculea so zu wissen meint.

Als die Leiche eines Mannes gefunden wird, wird Sorin verhaftet. Er beteuert seine Unschuld und bittet Paul, der als Investigativjournalist erfolgreich ist, diesbezüglich zu recherchieren. Die Umstände des Auffindens des Toten legen den Schluss nahe, dass Vlad, der Pfähler, der Fürst der Finsternis, seine Hände im Spiel hatte. Und genau diese Szenerie hat Sorin nur zu gerne nachgezeichnet, alles deutet auf sein Zutun hin.

Dracula, so wie man sich den Fürsten vorstellt, wabert im Hintergrund, seine Anwesenheit ist unterschwellig, wenn auch eher nebulös, aber doch spürbar - in etwa so, wie ich es schon voller Vorfreude auf diese Geschichte erwartet habe. Und es ist sehr viel mehr. Eine Kriminalgeschichte, die von den Menschen im Dorf erzählt und von denen, die eher auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

„Verlieren Sie sich nicht in einer Welt die Ihnen nur auf den ersten Blick vertraut erscheint.“ Diesen Rat gibt ihm der Pfarrer, der durch das Dorf geistert, einer Vogelscheuche gleich. Eine seltsame Gestalt wie es hier so einige gibt.

Die Siebenbürger Sachsen leben in einer malerischen Landschaft, die mir eher unbekannt ist. Die Beschreibung dieser Gegend lockt direkt, sie näher zu betrachten und nicht nur das, auch all die Köstlichkeiten, die hier aufgetischt werden, lassen nicht nur Paul das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ihm, der sich immer mehr an seine Kindheit und die unbeschwerten Tage hier erinnert, werden so etliche Steine in den (Ermittlungs-)Weg gelegt. Aber nicht nur das, er scheint auch Helfer zu haben, die sich eher im Hintergrund halten und doch wollen, dass er vorankommt.

Eine sehr kurzweile, unheimlich-schöne und spannende Reise ins unbekannte Transsilvanien ist zu Ende, ich habe sie sozusagen am Stück konsumiert. Gerne mehr davon. Ich hoffe, dass der Nachfolgeband nicht zu lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 23.02.2023
Der Riffgeist (eBook, ePUB)
Hahn, R. P.

Der Riffgeist (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Ein Katz- und Mausspiel auf hoher See – der dritte Rügen-Krimi von R.P. Hahn“.

Kaum war ich drin im Geschehen, war es schwer auszuhalten. Die Leiche einer jungen Frau gibt Rätsel auf, es gibt keine verwertbaren Spuren, ihr eher undurchsichtiger Lebensstil tut ein Übriges.

Jens Lackner ist ein Kommissar mit Durch- und Weitblick, sein Privatleben gestaltet sich eher schwierig, wenngleich er seine Susanne liebt und sie ihm genauso zugetan ist. Jens Freund Mike Kramer war Polizist und ist jetzt als Wachmann tätig, in dieser Funktion erwischt er eine kleine Ausreißerin. Bald stellt sich heraus, dass das Flüchtlingsmädchen Yslei, so heißt die Kleine, Schreckliches erlebt hat. Ihr Schicksal ist verbunden mit den Geschehnissen auf der Kaiphas, einem Schiff, das in der baltischen See liegt. Was ist hier los?

Avid König, seit jeher King genannt, besitzt die Black Bee, ein Segelboot mit allen erdenklichen und nicht mal vorstellbaren Raffinessen. Er ist schon lange ins Visier von Linda Todt, der knallharten Kommissarin, geraten. Der Riffgeist ist er, er fühlt sich auf hoher See am wohlsten.

Auch wenn das Vorher, bevor die Dramatik auf See beginnt, sich eher gemächlich anlässt, so steigert sich die Spannung zusehends.

Eine Funken sprühende Reise in menschliche Abgründe bietet R.P. Hahn dar. Actionreiche Szenen sind hier nicht zu knapp, es knistert an allen Ecken und Enden. Solange es um den eingangs erwähnten Mord und dessen Aufklärung geht, ist alles soweit nachvollziehbar. Es geht dann weiter in die baltische See, auf die Kaiphas. Und hier geht es zur Sache, kurze Wechsel von der Black Bee, Kings Boot, hinüber zu denen, die sich auf dieser Kaiphas unterhaltsame Stunden der besonderen Art gönnen wollen, sind atemraubend, für Außenstehende alles andere als gemütlich.

Es ist mein erster Rügen-Krimi von R.P. Hahn, den ich gut ohne Wissen der Vorgängerbände lesen konnte, es wird aber nicht mein letzter sein. Zugegeben: Die Story lebt teilweise von abenteuerlichen Szenarien, jedoch mit einem ernsten Hintergrund. Die thematisierte Gewalt gegen wehrlose Kinder ist so befremdlich wie verstörend, aber durchaus realistisch. Diese unhaltbaren Zustände sind bestens ins Geschehen integriert, auch wenn dieser Thriller eher nichts für Zartbesaitete ist. Wer rasante Thriller liebt, ist hier bestens bedient.

Bewertung vom 23.02.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Max ist auf dem Weg nach Klotten an der Mosel, einem kleinen Weinort, zu dem ihn ausgerechnet die ihm nicht sehr wohlgesonnene Polizeirätin Keskin hingebeten hat. Der Auftrag ist eher privater Natur, die Tagebucheinträge ihrer kürzlich verstorbenen Freundin Gabriele geben Rätsel auf. „Ich habe große Schuld auf mich geladen und weiß nicht, wie ich damit weiterleben soll… und dann tun wir etwas so Schreckliches…“ Sind diese Zeilen ernst zu nehmen? Haben die Einträge mit einem lange zurückliegenden Vermisstenfall zu tun?

Max Bischoff ist zurück. Den dritten Band der Mörderfinder-Reihe um den genialen Fallanalytiker habe ich mit Spannung erwartet, Arno Strobels letzter Thriller „FAKE“ oder auch „FAKT“ hat mich dermaßen gepackt, dass ich es kaum erwarten konnte, sein neuestes Werk endlich in Händen zu halten. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Mit den Augen des Opfers“ kann mit dem soeben erwähnten Thriller nicht mithalten, wenngleich auch dieser dritte Mörderfinder-Band mitreißend und fesselnd zu lesen ist, sich sehr dramatisch gestaltet, ganz und gar undurchsichtig bleibt - bis zum Schluss, hier treibt die Phantasie manch abartige Blüte, um es ein wenig kryptisch zu formulieren.

Neben der eigentlichen Story schleicht sich immer mal wieder eine dunkle Stimme dazwischen. Sie erzählt von abgrundtief Bösem, sie schockiert, bleibt aber durchgängig so geheimnisvoll wie unheimlich.

Ein Blick aufs Cover genügt und man weiß, dass der „Mörderfinder“ wieder zugegen ist. Passt perfekt zu den Vorgängerbänden – natürlich. Ganz und gar gegensätzliche Charaktere machen die Story zusätzlich lesenswert, da ist etwa Marvin Wagner, dem man den exzellenten Psychologen so gar nicht ansieht. Er zieht mit Max an einem Strang, die beiden sind ein herrliches Duo. Der sich total überschätzende Polizist Zerbach dagegen steht sich mit seinem Gehabe oftmals selbst im Weg. Auch dieser ist aufs Vortrefflichste gezeichnet.

Spannend war´s und sehr kurzweilig. Ich habe des Öfteren ob der köstlichen Dialoge geschmunzelt, habe gestaunt, mich noch öfter mit Grauen abwenden müssen, war von so viel Verlogenheit schon auch baff. Arno Strobel hat mir gute Unterhaltung geboten. Max Bischoff war wieder in seinem Element, ich werde ihm demnächst bestimmt wieder begegnen.

Bewertung vom 22.02.2023
Enna Andersen und die verlorene Zeit
Johannsen, Anna

Enna Andersen und die verlorene Zeit


sehr gut

Enna Andersen, die Hauptkommissarin in Urlaub, will bald nachkommen und mit ihrem kleinen Sohn unbeschwerte Ferientage genießen - so ihr Plan. Aber es drängt sie zunächst, sich mit dem lange zurückliegenden Mord an ihren Eltern nochmals auseinanderzusetzen. Denn der damals verurteilte Täter hat seine Haftstrafe abgebüßt und nun will eine Wiederaufnahme des Verfahrens erwirken. Ist vor mehr als zwanzig Jahren der Falsche verurteilt worden? Befindet sich der wahre Schuldige noch immer in Freiheit?

Enna und ihr Team sind wie eine eingeschworene kleine Familie, sie sind darauf spezialisiert, Cold Cases wieder aufzurollen, darin sind sie sehr erfolgreich. Ennas persönlichster Fall jedoch ist ihre Privatsache. Ronald Grothe, der nun entlassene Täter, beteuert seine Unschuld. Enna muss einfach wissen, was damals wirklich geschah, wer hinter den brutalen Morden an ihren Eltern steckt.

Es hat schon etwas gedauert, bis ich mich eingelesen habe. Zu viele Personen waren gleich mal präsent. Nachdem ich diese Hürde überwunden hatte, ich alle zuordnen konnte, kam ich dann klar. Es ist das mittlerweile fünfte Buch um die Hauptkommissarin. Auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände hatte ich nicht das Gefühl, viel verpasst zu haben. Das für die Story Wissenswerte wird gut ins Geschehen integriert.

Der Fall gestaltet sich bald als komplex, es führen so einige interessante Spuren in die Vergangenheit. Nicht nur ins Damals, als der Doppelmord geschah, es geht sehr viel weiter zurück. Die Zeit des Nationalsozialismus und die einhergehenden Denunzierungen jeglicher Art könnten durchaus von Belang sein. Auch wenn Enna privat, während ihres Urlaubes, ermittelt, so kann sie sich doch auf ihre Kollegen verlassen. Es gleicht einer Sisyphosarbeit, aber aufgeben ist für sie alle keine Option.

Gleich mal hatte ich eine sehr heiße Spur, die sich durchs Buch zog. Nicht immer durchgängig, denn es waren so etliche finstere Gestalten, denen man ihre Gesinnung ansah. Aber auch diejenigen in Nadelstreifen hatten so einiges zu verbergen. Trotzdem immer mehr aufgedeckt wurde, tappte ich lange im Dunkeln. Nicht nur einmal habe ich um Enna gebangt, ihre Alleingänge waren nicht ohne.

Nach den erwähnten Anfangsschwierigkeiten habe ich Ennas Weg gespannt verfolgt. Ihr Team und auch ihr privates Umfeld waren mir bald sehr sympathisch, es war eine emotionale Reise mit vielen Wendungen. Die Auflösung dann hat mich verblüfft, damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Eine vielschichtige Story, trotz des ernsten Hintergrundes unterhaltsam zu lesen.

Bewertung vom 22.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Genug ist genug! Wieder mal hat er sie geprügelt. Juni flieht vor ihren gewalttätigen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel, ins Haus ihrer Großmutter Tekla. Nach deren Tod bewohnte es Junis Mutter Lilla und nun ist auch Lilla tot. Das Verhältnis der Frauen untereinander war schwierig, Unausgesprochenes stand stets zwischen ihnen. Beim Aufräumen entdeckt Juni unter vielen anderen Fotos eines, das die junge Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Die beiden scheinen glücklich zu sein – wer ist dieser Unbekannte?

Juni will mehr wissen, ihre Nachforschungen führen sie nach Berlin und in die Kleinstadt Demmin im Osten Deutschlands. Bis dato war mir Demmin und der Massensuizid kein Begriff. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen die Sowjets den Ort ein. Um dem Grauen zu entkommen, sahen ganze Familien keinen anderen Ausweg als die Selbsttötung.

Diese Massenselbsttötungen von Demmin sind hier verwoben mit dem Schicksal eines norwegischen Mädchens, das mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung eingeht. Als „tyskerjentene“ werden sie stigmatisiert, als „Deutschenmädchen“. Es ist ein Buch, das eine sehr dunkle Zeit thematisiert. Eine Familiengeschichte, die von Tristesse und Hoffnungslosigkeit, von Trauer und sehr viel Angst, aber auch von einer unendlichen Liebe erzählt. Zu Schreckliches mussten sie erleiden, nicht alles kann an die nächste Generation weitergegeben werden, die Sprachlosigkeit wird zunehmend greif- und begreifbar.

Trude Teige erzählt abwechselnd aus Junis und aus Teklas Sicht. Ein berührendes Zeugnis einer schlimmen Zeit ist entstanden. Immer mehr tauche ich in Teklas Leben ein, dieser Erzählstrang dominiert, er fesselt ungemein. Juni kannte ihre Großmutter als lebensbejahende Frau. Sie malte und wenn es regnete, musste sie hinaus, sie musste einfach tanzen und sich danach vor ihrem imaginären Publikum verbeugen.

Eingepackt in eine Familiengeschichte hat mir die Autorin ein Stück Nachkriegsgeschichte nähergebracht, die ich nicht kannte. Sehr anschaulich spricht sie über eine tragische Zeit, über ein Geheimnis, das noch nachfolgende Generationen prägt. Ein großartiges Buch ist zu Ende gelesen, ich bin erschüttert ob der Grausamkeiten, gleichzeitig bin ich tief bewegt. Es ist eines der Bücher, die man nicht vergisst. Es ist ein Buch, das man unbedingt lesen sollte.

Bewertung vom 20.02.2023
Das Flüstern der Mütter (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Mütter (Thriller)


ausgezeichnet

Wenn „Das Flüstern der Mütter“ nicht Gänsehaut pur ist, was dann! Es ist nicht mein erstes Buch aus der Feder von Gunnar Schwarz und wird auch nicht das letzte sein. Seine Art, Spannung zu erzeugen, nimmt mich immer wieder gefangen, ich lese ohne aufzusehen, es drängt mich vorwärts. Muss weiterlesen, immer weiter…

Es geht gleich mal ziemlich heftig los, der Prolog lässt Bilder im Kopf entstehen, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen möchte. Und dann wird sie gefunden - eine junge Frau. Sie hängt kopfüber an einem Ast, die Augen offen, sie sind fixiert. Was sollte sie sehen, was hat sie beobachtet? Oder was sonst hat diese Fixierung zu bedeuten?

Es ist der zweite Band um die Kommissare Lena Freyenberg und Henning Gerlach. Es schadet nicht, wenn man das erste Buch kennt, man kann aber ohne weiteres hiermit einsteigen, das Wesentliche wird gut ins Geschehen integriert.

Die Identität der Getöteten ist alsbald geklärt, ihr Ausweis liegt gut sichtbar neben ihrer Leiche. Ihr familiärer Hintergrund scheint in Ordnung zu sein. Eine weitere Tote wird gefunden, ähnlich zugerichtet. Gibt es Gemeinsamkeiten? Beide hinterlassen zwei Kinder, eine Glückwunschkarte mit makaberem Inhalt trifft ein, ebenso ein USB-Stick mit schrecklichen, schwer auszuhaltenden Aufzeichnungen.

Henning und Lena arbeiten gut zusammen, sie schätzen sich, können sich aufeinander verlassen. Vom Team erfährt man ein wenig Privates, nicht viel, aber doch genug, um sie gut einschätzen zu können. Mehr muss auch gar nicht sein, die Ermittlungsarbeit steht im Vordergrund. Und die hat es in sich.

Auch aus Tätersicht erfahre ich viel Interessantes. Vage könnte ich mir vorstellen, was ihn dazu treibt, die Mütter zu töten. Aber warum nimmt er den Kindern ihre Mutter? Und nach welchen Kriterien sucht er seine Opfer aus? Nicht nur ich, auch die Ermittler tappen im Dunkeln. Wird er wieder zuschlagen? Können sie einen weiteren Mord verhindern? Die intensive Suche bringt sie nicht unbedingt weiter, erst ziemlich zum Schluss wird klar, was so lange übersehen wurde. Auch ich habe mich täuschen lassen.

Ja, so mag ich es – eine Story, die lange undurchsichtig bleibt, dessen Ende man regelrecht entgegenfiebert. Mit authentischen Ermittlern, wendungsreich und geschickt ausgelegten Spuren. Ein Thriller, der gelesen werden will.

Bewertung vom 19.02.2023
Die Affäre Agatha Christie
Gramont, Nina de

Die Affäre Agatha Christie


sehr gut

Wer kennt sie nicht, die Bücher der Agatha Christie. Miss Marple oder Hercule Poitrot hat sie neben vielen anderen Gestalten erschaffen, die Queen of Crime hat sich in die Herzen der Krimileser geschrieben.

An einem Dezembertag im Jahre 1926 war sie plötzlich verschwunden, ganz England suchte elf lange Tage nach ihr. Am Rande einer Kalkgrube fand man ihr Auto, Führerschein, Mantel und Koffer waren da, von Agathe keine Spur. Was war geschehen?

Meine Erwartungen waren, dass ich nun die Geschichte der Agatha Christie rund um diese elf Tage erfahre, erhalten habe ich etwas ganz anderes. Im Mittelpunkt steht die Geliebte von Archie, Agathas Ehemann. Überwiegend aus Nan O´Dea´s Sicht werden diese Tage geschildert, es sind Vermutungen, Nan war nicht dabei. Sie beschreibt die Szenen einer Ehe, einer Trennung. So, wie sie es gerne gehabt hätte, wie es gewesen sein könnte. Garniert mit möglichen Aussagen ihres Geliebten. Nan spinnt den Faden zu ihren Gunsten weiter. Fiktiv, unterhaltsam und so, dass ich diese Nan nicht mag.

Das Verschwinden der berühmten Krimiautorin schwelt eher im Hintergrund. Es ist Nan, die ihr nicht immer einfaches Leben darbietet. Sie ist eine äußerst berechnende, auf ihren Vorteil bedachte Person. Ihr familiärer Hintergrund, ihre große Liebe, die beileibe nicht Archie ist und die Folgen dessen verfestigen mein Bild einer selbstsüchtigen, egoistischen jungen Frau. Nan mag ich in jungen Jahren, sie hatte es nie leicht, das Schicksal war nicht immer fair zu ihr, später dann entpuppt sie sich als eigennützig und knallhart.

Die fiktive Geschichte rund um die „Affäre der Agatha Christie“ ist so ganz anders, Agathas Verschwinden ist eher der Aufhänger. Nicht durchgängig, aber doch sehr präsent, schildert Nan ihre Sichtweise auf diese elf Tage. Es war ein auf- und ab der Gefühle, diese Affäre war gut zu lesen, keine Frage. Nur habe ich über weite Strecken Agatha Christie vermisst. Wäre der Titel ein anderer gewesen… Und doch hat mir das Buch kurzweilige Stunden beschert, nachdem ich mich auf die Erzählweise von Nina de Gramont eingelassen habe. Eine spekulative Geschichte um das Verschwinden, um Liebe, Täuschung und Verlust, Mord inklusive.

Bewertung vom 17.02.2023
Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9
Kepler, Lars

Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9


ausgezeichnet

Neun weiße Kugeln wollen abgefeuert werden, jede einzelne wird tödlich sein und eine davon ist für Joona Linna reserviert.

„Spinnennetz“ - der neunte Band der Joona-Linna-Reihe hat es wieder in sich, der tote Serienmörder Jurek Walter spukt noch immer herum. Saga Bauer, die nach ihrem Reha-Aufenthalt in den Polizeidienst zurück will, erhält eine Postkarte (angeblich von Jurek, das Anagramm “Artur K. Jewel” deutet darauf hin) in dem er ihr mitteilt, dass einzig sie es ist, die Joona retten kann. Sollte sie versagen, trifft ihn eine dieser weißen Kugeln.

Saga ist Dreh- und Angelpunkt für ihn, wer auch immer dahinterstecken mag. Sie bekommt ein Päckchen in die Detektei, in der sie vorübergehend arbeitet, zugeschickt. Ihr Chef hat es geöffnet und dann einfach weggepackt, der Zinnfigur darin hat er keinerlei Beachtung geschenkt. Derweilen wird Margot Silverman tot aufgefunden, grauenhaft zugerichtet. Spätestens jetzt steht fest, dass dieser Unbekannte, der sich hinter Jurek Walter versteckt, vor nichts zurückschreckt.

Das ist wieder so ein Buch, das ich am liebsten in einem Happs lesen würde. Spannend von Anfang an. Dass Margot, die Chefin der NOA, der Nationalen Operativen Abteilung, nicht ungeschoren davonkommt, ist bald absehbar. Hinter jedem Wort, hinter jeder Zeile, lauert das Grauen. Und es wird noch sehr viel schlimmer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann. Das Autorenduo Kepler ist auch hier, nach acht erfolgreichen Bänden, wieder sehr einfallsreich, ich möchte diesem Unbekannten nicht begegnen und doch zieht mich das abgrundtief Böse magisch an. Ich muss lesen, einfach weiterlesen… Wer ist als Nächster dran? Nach welchem Prinzip werden die Opfer ausgesucht? Ist es noch nicht genug? Nein, es ist noch nicht vorbei, es sind noch weiße Kugeln übrig.

Es bleibt nicht bei dem einen Mord, weitere folgen und werden im Vorfeld angekündigt. Noch mehr Päckchen werden vom Täter verschickt mit schwer zu deutenden Hinweisen. Auch wenn allen voran Saga und Joona immer besser darin werden, die Zeichen zu lesen, so brauchen sie doch zu lange, sie kommen wieder und wieder zu spät.

Man muss schon Nerven wie Drahtseile haben, es geht brutal zur Sache. Und die Leser sind hautnah dabei. Sowohl bei den Taten als auch danach, wenn das Team um Joona die Leichen oder das, was davon übrig bleibt, wieder mal viel zu spät entdeckt. Jedes Mal aufs Neue, nach jedem Mord, hoffe ich, dass die Ermittler dem Täter zuvor kommen. Die furchtbaren Gräueltaten ziehen sich durchs Geschehen, es wird gnadenlos weitergemordet. Auch wenn sie ihm dicht auf den Fersen sind, so entwischt er doch, als ob er das kleinste Schlupfloch findet oder sich in Luft auflösen könnte.

So etliche schmierige Typen sind mir nicht geheuer, es geht beileibe nicht zimperlich zu. Actionreiche, heftige Szenen wechseln sich ab mit ereignisreichen, sehr intensiven und oftmals schwer auszuhaltenden Momenten, es ist wahrlich kein Buch für Zartbesaitete. Der Schluss hat mich dann nochmal richtiggehend verblüfft. Der vermeintlichen Auflösung wird dann noch eins draufgesetzt – Spannung bis zum bitteren Ende sozusagen.