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Fornika
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 378 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2015
Brennender Fluss / Macy Greeley Bd.2
Salvalaggio, Karin

Brennender Fluss / Macy Greeley Bd.2


sehr gut

Brütende Hitze in Flathead Valley. Als wären die bedrohlichen Waldbrände nicht schlimm genug, wird ein junger Ex-Soldat tot aufgefunden. Ermordet. Die Stimmung ist aufgeheizt, mittendrin soll Macy ermitteln. Doch so wirklich ergiebig gestaltet sich ihre Arbeit nicht.
Nach „Eisiges Geheimnis“ ist dies der zweite Band mit der sympathischen Macy Greeley, die Ereignisse spielen etwa 2 Jahre nach dem Vorgänger. Wieder hat sich die Autorin eine spannende Geschichte ausgedacht, auch wenn der Spannungsbogen zwischenzeitlich doch etwas schwächelt. Das Buch war wieder sehr flüssig zu lesen, die eine oder andere Wendung sorgte für Überraschungen, die Protagonisten wirkten zumeist authentisch. Mich hat dieser Fokus auf Macys Privatleben etwas gestört, die Problematik verheirateter Freund – Kind – Karriere wurde doch zu oft thematisiert. Das Ende fand ich doch sehr übertrieben und es passte für mich auch nicht so recht zur Geschichte, wirkte künstlich aufgebauscht. Alles in allem ein unterhaltsamer Thriller, der jedoch in keiner Weise aus der breiten Masse heraussticht.
Fazit: nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber durchaus unterhaltsam. (3,5 Sterne)

Bewertung vom 19.09.2015
Billy
Einzlkind

Billy


sehr gut

Billy ist ein Serienmörder. Ein Serienmörder mit Anstand, mit Moral. Er gönnt seinen Opfern ein letztes Schwelgen in Erinnerungen, einen letzten Lieblingssong. Ein Serienmörder mit philosophischen Anwandlungen, ein Denker. Einer, der die Menschheit gerne beobachtet, betrachtet, abwägt. Und dann seine ganz eigenen Schlüsse zieht. Gerade zieht es ihn nach Las Vegas, um einen alten Mitstreiter zu treffen.
Zuallererst: nein, es ist kein Thriller. Wer das trotz des Klappentextes glaubt, sollte das Buch wieder zurücklegen. Ja, es geht um einen Serienmörder, aber NEIN, es ist wirklich kein Thriller. Eher eine philosophische Betrachtung der Menschen und ihrer Eigenheiten.
Ich mochte Billy mit jeder Seite mehr, er ist trotz seines Berufs – oder sollte ich sagen seiner Berufung? – ein sympathischer Kerl. Teilweise schelmisch-bitterböse Betrachtungen seinerseits haben mich oft zum Schmunzeln gebracht, seine Gedanken über Gott und die Welt hallen lange nach. Wo, wenn nicht in Vegas lässt sich so vorzüglich über die Menschheit sinnieren?
Der Schreibstil mag tatsächlich nicht jedermanns Sache sein. Einzlkind nutzt kurze Sätze, unterbricht den Lesefluss oft künstlich. Mir hat das gefallen, ergibt sich doch so oft eine besondere Betonung des Inhaltes. Trotz dieses Kunstgriffes liest sich die Geschichte flüssig und man ist schneller am Ende angelangt als einem lieb ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2015
Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste
Lessing, Martina

Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste


gut

Das Kochbuch ist klassisch-edel aufgemacht, ohne großen Schnickschnack und Farbwirrwarr. Die Gerichte stehen immer im Mittelpunkt. Geschmackvolle Fotos begleiten jedes Rezept. Die Anleitungen sind leicht verständlich erklärt, jedoch nicht unbedingt für den blutigen Kochanfänger geeignet. Ein bisschen Küchenerfahrung sollte man schon mitbringen.
Zwar titelt das Buch Fingerfood, dahinter verbirgt sich jedoch oft die Idee „normale“ Gerichte in Miniportiönchen verpackt als Fingerfood anzubieten. Der „echte“ Fingerfoodanteil unter den Rezepten ist doch eher gering. Da erwarte ich dann doch etwas ausgefallenere Ideen. Für meinen Geschmack kommen einige Fertigprodukte wie TK-Strudelteig eine Prise zu oft vor. Insgesamt bietet die Autorin Rezepte aus den verschiedensten Küchen, der Fokus liegt meiner Meinung nach allerdings stark auf klassisch österreichischer Küche. Zudem sind die Rezepte doch eher schwer, für eine Feier bei wärmeren Temperaturen also eher nicht geeignet. Sehr gut gefallen haben mir die Rezepte für die Nachspeisen, hier gab es doch einige Schätzchen zu entdecken.
Für mehrere Rezepte benötigt man laut Anleitung einen Food Processor. Der ist aber nun wirklich nicht in jedem Haushalt zu finden, schade, dass hier nicht auf die vermeintliche Zielgruppe eingegangen wurde. Auch wird im Vorwort vollmundig versprochen, dass die benötigten Zutaten leicht im Supermarkt erhältlich seien. Man darf mir gerne mal den Supermarkt zeigen, wo man Panir, Ölperlen, Wasabierbsen, Kaviar, Trüffel- und Sardellenpaste erwerben kann. Auch hier schießt man eindeutig über die Zielgruppe hinaus.
Negativ stachen für mich zudem die zahlreichen Fotos der Cateringveranstaltungen hervor, die wirkten auf mich sehr fehl am Platze und gestellt.
Fazit: mag sein, dass ich mit falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen bin. Fingerfood ist für mich etwas gänzlich anderes als hier geboten wird.

Bewertung vom 19.09.2015
Der Palast der Meere / Waringham Saga Bd.5
Gablé, Rebecca

Der Palast der Meere / Waringham Saga Bd.5


ausgezeichnet

England, 1560. Isaac of Waringham ist entsetzt: sein Bruder Francis eröffnet ihm, dass wohl ER der nächste Earl werden soll, da der eigene Sohn eher nicht in Frage kommt. Doch ein Leben mit so viel Verantwortung ist nichts für Isaac und so sucht er sein Heil in der Flucht. Er landet auf einem Schiff, und entdeckt, dass die Welt noch viel mehr zu bieten hat als das kleine idyllische Kent.
Ganz anders da seine Halbschwester Eleanor. Seite an Seite ist sie mit Königin Elisabeth aufgewachsen, hat mit ihr die schwierige Kindheit verbracht, die dunkelsten Stunden durchlebt. Jetzt steht sie ihr mit Rat und Tat zur Seite, ist ihr „Auge“ am Hof, eine der engsten Vertrauten und Weggefährten.
Endlich wieder Waringham! Über den Mönchskopf wandern, den Rosengarten bewundern, im Gestüt herumstrolchen. Doch diesmal befinden wir uns oft weit weg von altbekannten Gefilden; zu Anfang etwas ungewohnt, doch dann umso packender, wenn man sich einmal „eingewöhnt“ hat. Ein Waringhamband, der anders ist als seine Vorgänger.
Die Geschehnisse um El und Isaac könnten unterschiedlicher nicht sein, sodass man zwischenzeitlich fast das Gefühl hat zwei Bücher gleichzeitig zu lesen. Das ist einerseits sehr spannend, abwechslungsreich und informativ, andererseits kommen so manche Aspekte etwas kurz. Eben weil zwei so unterschiedliche Lebenswege zwischen zwei Buchdeckel passen müssen. Obwohl El der Königin so nahe steht, hatte ich so zuweilen das Gefühl, dass die politischen Entscheidungen Elisabeths an mir vorbei gingen. Oder zumindest hätte ich mir manches einfach ausführlicher erzählt gewünscht, wie etwa die Geschehnisse um Maria Stewart. Isaacs Weg fand ich recht abenteuerlich, ab und an jedoch etwas uninteressant. Die großen Freibeuterromane waren noch nie so meins.
Die Charaktere – allen voran natürlich die der beiden Hauptfiguren - sind (wie immer möchte ich fast sagen) sehr schön herausgearbeitet, selbst die kleinsten Nebenrollen sind mit viel Leben gefüllt. Man trifft auf allerlei historische Personen, denen mit Anekdoten und Anekdötchen wunderbar Leben eingehaucht wird. Das Elisabethanische Zeitalter ist auch ein Zeitalter des Aufbruchs, man merkt wie klein die Welt auf einmal geworden ist. Gablé versteht es sehr gut, diese Aufbruchsstimmung rüberzubringen, die Renaissance ist definitiv auch in Waringham angekommen.
Die Autorin erzählt auf gewohnt hohem Niveau, geschichtliche Fakten sind ansprechend verpackt, Zusammenhänge verständlich erklärt, die fiktive Handlung sehr schön entwickelt. Mir hat bei diesem Buch einfach das berühmte Tüpfelchen auf dem I gefehlt. Und vielleicht ein Schuss mehr Waringham.
Fazit: ohne Zweifel wieder ein hervorragendes Buch. Auch Band 5 kann sich also sehen lassen. (4,5/5 Sternen)

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2015
Ich und die Menschen
Haig, Matt

Ich und die Menschen


sehr gut

„Das Leben der Menschen, begriff ich, verschlechterte sich zusehends, je älter man wurde. Man kam auf die Welt mit Babyhänden und Babyfüßchen und kannte nichts als unendliches Glück, und dann ließ das Glück allmählich nach, im gleichen Maß, in dem Hände und Füße wuchsen.“ (S. 146)
Ein namenloser Vonnadorianer wird zigtausend Lichtjahre zur Erde geschickt. Seine Mission: verhindern, dass der Mathematiker Andrew Martin seine neueste Entdeckung publik macht. Dabei geht man als Vonnadorianer schon mal über Leichen, schließlich sind Menschen egoistisch und primitiv und überhaupt. Der Extraterrestrische nimmt Andrews Gestalt an und merkt bald, dass das Leben auf der Erde doch irgendwie… lebenswert ist. Und die Menschen gar nicht sooo schlimm wie gedacht.

Matt Haig beschreibt in seinem Nachwort wie es zu dieser Buchidee kam, aus einer ausgewachsenen Panikattacke heraus nämlich. Ihm seien die Menschen damals ähnlich fremd gewesen wie wenn er von einem anderen Stern käme. Nach der Lektüre dieses Buches neigt man dazu ihm zuzustimmen, menschliches Verhalten ist schon manchmal wirklich komisch und absurd. Die Geschichte regt also auf jeden Fall schon mal zum Nachdenken an. Der Autor schlägt dabei aber einen amüsanten, leicht ironischen Ton an, der mir wahnsinnig gut gefallen hat, sodass die Story nie zu ernst wird. Trotzdem findet er auch immer wieder die Überleitung zu sehr weisen Betrachtungen und Zitaten. Leider nehmen die zwischenzeitlich Überhand, sodass ich mich mit Abreißkalendersprüchlein überhäuft sah. Doch das legt sich erfreulicherweise wieder, sodass man dem Autor diesen Ausrutscher schnell verzeiht. An sich entwickelt sich die Handlung etwas vorhersehbar, doch auch das tut der Lesefreude keinen Abbruch.

Fazit: Wer gerne mal einen schrägen Blick auf den menschlichen Alltag werfen möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2015
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


sehr gut

Dänemark, 2002: die junge Politikerin Merete Lynggaard verschwindet spurlos von einer Fähre. Die Ermittler folgen einigen Spuren, doch sie bleibt unauffindbar.
2007: nach einem fatalen Einsatz hat sich Vizepolizeikommissar Carl Mørck einige Monate lang erholt um bei der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz festzustellen, dass er aufs tote Gleis geschoben werden soll. Sein zukünftiger Wirkkreis sind die Cold Cases von ganz Dänemark, die er nur mithilfe einer ungelernten Hilfskraft Hafez el-Assad lösen soll. Carls minimale Motivation sinkt schon beim Anblick seines verstaubten Kellerbüros.

Dieser Auftakt zur Reihe hat mir sehr gut gefallen. In zwei Handlungssträngen rollt Adler-Olsen die Geschichte um Merete auf und der Leser fiebert die ganze Zeit mit. Carl und Assad als Ermittlerpaar sind klasse gemacht; auf der einen Seite der muffelige Carl, der eigentlich auch damit zufrieden wäre seine Tage im Büro zu verschlafen. Der sich dann aber natürlich doch in den Fall verbeißt und seine ermittlerische Klasse zeigt. Auf der anderen Seite Assad, der ursprünglich nur als Telefonist und Putzhilfe gedacht war, der dann aber durch seinen Grips und seine Neugier Carls wertvollste Stütze wird. Zudem scheint er eine interessante Vergangenheit zu haben, die nur sehr langsam ans Tageslicht kommt. Auch Merete ist dem Autor hervorragend gelungen, er beschreibt ihre Gefühle und Gedanken unglaublich realistisch. Überhaupt ist der Stil von Adler-Olsen zwar oft nordisch gemütlich, aber immer mitreißend. Schnell ist man mittendrin und mag nicht mehr aufhören zu lesen. Kleine Abstriche gibt es für den nicht ganz so gut gelungenen Familienclinch von Carl (nein ich brauche keinen 354ten Ermittler, der sich gerade von seiner Frau getrennt hat) und für etwas konstruiert wirkende Ereignisse wie den Hackerangriff.

Fazit: ein toller Reihenauftakt. Weiter geht es mit Teil 2 „Schändung“

Bewertung vom 24.07.2015
Nachruf auf den Mond
Filer, Nathan

Nachruf auf den Mond


ausgezeichnet

„Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre nett von Ihnen, wenigstens zu versuchen, mir zu vertrauen.“ (S. 95)
Matthew Homes hat mit nur 9 Jahren seinen älteren Bruder Simon verloren. Als wäre diese Tragödie nicht schon groß genug, wird bald klar, dass Matt noch anderweitige psychische Probleme hat. Jahre später wird er endlich in einer psychiatrischen Klinik behandelt und beginnt dort Simons und v.a. seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Nathan Filer hat ein zu Recht hochgelobtes Buch geschrieben, auch mich hat er völlig überzeugt. Nachruf auf den Mond ist kein einfaches Buch, denn Matthew erzählt seine Geschichte nicht chronologisch und nachvollziehbar, sondern in Bruchstücken und scheinbar zusammenhangslosen Gedanken, die zudem durch Zeitsprünge unterbrochen werden. Diese wirre Erzählweise macht es aber gerade umso authentischer, ist Matts Schizophrenie doch inzwischen manifest. Er erzählt manchmal regelrecht flappsig, schildert tragische Ereignisse in so leichtem Ton, dass der Leser erst recht betroffen ist. Durch die direkte Ansprache fühlt man sich ihm noch näher. Die Geschichte lebt neben ihrer dramatischen Entwicklung auch von ihren starken Charakteren, die allesamt hervorragend gelungen sind. Natürlich Matt, der mit einer Trauer und vermeintlichen Schuld durchs Leben geht, die jeden noch so gesunden Menschen zerrüttet hätten. Der Simons Begeisterung für Ameisen für sich übernimmt, seinen Bruder im Wind, Wasser, ja sogar im verschütteten Salz entdeckt; und der seine Medikamente vielleicht auch deswegen verweigert, weil so sein Bruder endgültig zu verschwinden droht. Seine Mutter, die nach dem Tod ihres Kindes das andere völlig vereinnahmt, es vor der großen bösen Welt beschützen will und quasi täglich zum Arzt bringt, sollte sich doch mal ein Bakterium in seine Nähe verirrt haben. Der Vater, der seine Trauer ins letzte Kämmerlein verbannt. Die Großmutter, die ihrem Enkel ziemlich hilflos zur Seite steht und hofft, dass mit einer guten Mahlzeit schon alles ins Reine zu bringen ist. Sie alle haben Tiefgang, sind sehr plastisch und realistisch.
Erwähnen möchte ich auch die tolle optische Aufarbeitung, verschiedene Schriftarten, Briefe, Zeichnungen u.ä. vergrößern den Lesegenuss zusätzlich.
Fazit: Es ist eine tragische Geschichte, aber auch eine wundervolle, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 24.07.2015
Die Frauen von Carcassonne
Mosse, Kate

Die Frauen von Carcassonne


sehr gut

Frankreich, 1942: der Kampf gegen die Deutschen ist verloren, Frankreich besiegt. In Carcassonne lebt die 18jährige Sandrine trotzdem relativ unbehelligt mit Schwester und Haushälterin ein recht behütetes Leben. Eines Tages rettet sie einen Ertrinkenden aus dem Fluss, doch bevor sie mehr erfahren kann, wird sie selbst niedergeschlagen und muss nun ebenfalls aus dem Fluss gezogen werden. Zu Hilfe kommt ihr der smarte Raoul, Mitglied der örtlichen Résistance, in deren Arbeit Sandrine mehr und mehr eingebunden wird.
In einem zweiten Handlungsstrang begleitet der Leser den Mönch Arinius auf seiner gefährlichen Mission im Jahre 340 n. Chr. Er versucht einen magischen Codex vor der Zerstörung zu bewahren.

Kate Mosse hat diese fiktive Geschichte um einige reale Ereignisse gesponnen und es geschafft, dass sich Wahrheit und Fiktion zu einem unterhaltsamen und informativem Ganzen verbinden. Die Angst und Beklemmung, die das Leben in dieser Zeit mit sich brachte, wird sehr gut herausgearbeitet. Diese ständige unterschwellige Bedrohung, die Bespitzelung durch die eigenen Nachbarn und die Willkür, mit der Juden und andere „unbequeme“ Mitbürger inhaftiert werden, schnüren dem Leser teilweise selbst die Kehle zu. Auch die Charaktere sind der Autorin sehr gut gelungen, die Figur der Sandrine beispielsweise ist zunächst noch das naive Mädchen, entwickelt sie sich im Laufe des Buches aber zu einer starken Persönlichkeit, die für ihre Überzeugung alles riskiert. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist der Versuch Übersinnliches mit in die Geschichte zu packen, denn gerade die Arbeit der Menschen, die damals täglich ihr Leben im Kampf gegen die Deutschen riskiert haben, werden hier durch Hexerei & Zauberei etwas ins Lächerliche gezogen.

Mir hat „Die Frauen Carcassonne“ insgesamt recht gut gefallen, allerdings hat für mich der übersinnliche Part so überhaupt nicht in die Geschichte gepasst und deswegen bekommt das Buch von mir 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 24.07.2015
Das Falsche in mir / Lukas Salfeld und Sina Rastegar Bd.1
Bernuth, Christa

Das Falsche in mir / Lukas Salfeld und Sina Rastegar Bd.1


sehr gut

Lukas Salfeld führt ein völlig normales Leben: guter Job bei einer Sicherheitsfirma, verheiratet, zwei Töchter. Doch dieses Leben ist nur Schein, denn er hat als Jugendlicher seine Freundin Marion ermordet und zehn Jahre im Gefängnis abgesessen. Seine Familie weiß nichts davon, denn Lukas hat seinen dunklen Trieb im Griff. Oder doch nicht? Denn in seiner gemütlichen Heimatstadt Leyden verschwindet ein junges Mädchen, das Marion erschreckend ähnlich sieht. Und Lukas kann sich einfach nicht mehr erinnern, was er zur Tatzeit gemacht hat…

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Passagen, in denen der Täter mit seinem Trieb ringt, gehen so unglaublich tief unter die Haut, sind erschreckend, düster und doch kann man diesen Mann manchmal einfach nur bemitleiden. Ebenso eindringlich geschildert ist der Kampf, den Lukas jeden Tag auf sich nimmt um ein ganz normaler Mensch zu sein. Das Falsche in mir startet sehr gut, verliert sich dann aber in der zweiten Buchhälfte etwas. Den erzählerischen Wechsel zwischen Lukas, Marions Tagebuch, der Ermittelnden Sina Rastegar u.a. gefiel mir zu Anfang noch ganz gut, gegen Ende war es für mich einfach zu viel des Guten und störte den Ablauf der Geschichte. Ebenso konnten mich einige Wendungen nicht recht überzeugen, manche Verbindungen waren für mich einfach zu früh zu erahnen, weswegen ich später etwas enttäuscht war; nicht zuletzt über die Auflösung des ganzen Falls.
Christa Bernuth hat hier einen soliden Krimi geschrieben, der sich recht flüssig lesen lässt und trotz weniger Schwächen spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 24.07.2015
Empfindliche Wahrheit
Le Carré, John

Empfindliche Wahrheit


gut

Gibraltar: ein Diplomat Ende 50 ist unter dem Decknamen Paul Anderson in geheimer Mission unterwegs. Obwohl er sonst eigentlich eher nicht als Spion an vorderster Front tätig ist, wurde er vom neuen Staatsminister Quinn persönlich für diesen Einsatz ausgewählt. Er soll als „rotes Telefon“ agieren und so Quinn unmittelbar über das Fortkommen von Operation Wildlife berichten. Diese wird in Kooperation mit der privaten Sicherheitsfirma Ethical Outcom durchgeführt und soll einen Waffenankauf von hochgefährlichen Terroristen unterbinden. Die Operation gelingt. Zumindest soll Paul das glauben. Und auch Toby Bell, ein enger Mitarbeiter von Quinn stößt auf einige Ungereimtheiten. Nachforschungen eindeutig unerwünscht…

Empfindliche Wahrheit war mein erstes Buch von diesem Autor, ich kann also nicht sagen ob es sich um einen „typischen Carré“ handelt. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir der Stil des Autors nur bedingt zugesagt hat. Er schreibt recht unaufgeregt, vielleicht war das mit ein Grund warum mich dieses Buch nur mäßig fesseln konnte. Zudem hatte ich sprachlich immer das Gefühl in einem Spionagethriller aus den 60ern zu stecken, die Handlung spielt aber heute; kamen SMS, Google und Co vor, hat mich das immer etwas irritiert. Die Gründe für das Handeln der Protagonisten Anderson und Bell kann man sehr gut nachvollziehen, insgesamt bleiben diese Charaktere aber etwas blass. Le Carré greift ein brisantes Thema auf, kann es aber nicht gänzlich überzeugend umsetzen. Anfang und Ende des Buches fand ich recht schwach, im Mittelteil jedoch schafft es der Autor einen Sog aufzubauen, der einen mitten hineinzieht in das Gebilde aus Lügen, Vertuschungen, Korruption und Verschwörungen. Hätte er dieses Niveau über das ganze Buch halten können, wären durchaus 5 Sterne drin gewesen, aber so schien mir einiges Potential verschenkt.