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Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2020
Die langen Abende
Strout, Elizabeth

Die langen Abende


ausgezeichnet

Kaleidoskop der Einsamkeiten

Der Verlag hatte es sich leicht gemacht. Seine Inhaltsangabe zum vorliegenden Buch ist in etlichen Sätzen identisch zur Inhaltsangabe zu „Mit Blick aufs Meer“, insbesondere was die pensionierte Lehrerin Olive Kitteridge betrifft, die uns in „Die langen Abende“ wieder begegnet. Für „Mit Blick aufs Meer“ bekam die Autorin 2009 den Pulitzer-Preis. Jetzt also, 11 Jahre später, taucht Olive Kitteridge wieder auf, sie, „die sich mit siebzig noch in alles einmischt und so barsch ist wie eh und je“. Und die Kleinstadt Crosby an der Küste von Maine ist ebenfalls die gleiche wie damals, eine Stadt, in der nichts passiert und die sozusagen das Bühnenbild darstellt für die Geschichten, die uns Elizabeth Strout erzählt.

Der Roman erscheint mir wie ein Kaleidoskop, eine Sammlung voller bunter Glasstückchen, die sich bei jedem Umblättern von Seite zu Seite verschieben und sich zu neuen Mustern des Lebens formen. In den „Glasbildern“ kann sich der Leser verlieren, weil das, was uns die Autorin schildert, so schlicht, so normal, so alltäglich ist und durch ihre Sicht durchs Kaleidoskop doch zu etwas Besonderem wird.

Ein stilles Buch ist dieser Roman. Man muss sich als Leser Zeit nehmen, sich einlassen auf die leisen Töne, auf sensibles Wahrnehmen von unscheinbar wirkenden Momenten des Glücks.. Gleichzeitig ist das Buch auch aggressiv-kraftvoll. Es greift den Leser an, es springt ihn geradezu gewaltsam an mit seinen dunklen Seiten, mit den Einsamkeiten, mit Bosheiten, Krankheiten, Verlust, mit Versäumtem und dem Altern. Ein hinreißender Roman, wie ich finde, der den Leser sowohl fordert als auch beschenkt.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2020
Das Echo deines Todes
Kendrick, Sophie

Das Echo deines Todes


sehr gut

Spannendes Kammerspiel


Den Thriller habe ich an einem Tag durchgelesen. Er liest sich leicht und flüssig und behält über alle Seiten hinweg eine permanente Spannung, zwar nicht nervenzerfetzend, aber doch so intensiv, insbesondere gegen Ende hin, dass man das Buch nicht weglegen möchte.

Es geht um vier ehemalige Freundinnen, die vor 16 Jahren direkt nach ihrem Abitur zuletzt einen gemeinsamen Urlaub auf einer einsamen Insel in Schweden verbracht hatten. Dieser Urlaub endete tragisch, denn eine von ihnen verschwand damals spurlos. Die Lebenswege der jungen Frauen gingen im Laufe der Jahre auseinander. 16 Jahre später erhält jede von ihnen einen mysteriösen Brief ohne Absender, in dem sie aufgefordert werden, nach dieser langen Zeit erneut für ein Wochenende zusammen zu kommen, und zwar genau auf dieser einsamen Insel in Schweden, auf der sie damals den Albtraum erlebt hatten.

Die Autorin baut mit diesem Plot eine geschickte Szenerie auf, in der sie einem Kammerspiel gleich einerseits die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und die Interaktionen der ehemaligen Freundinnen lebendig werden lässt, andererseits den Leser immer und immer wieder aufs Neue in die Irre schickt. Die Geschichte kommt erst einmal etwas ruhig daher, nimmt aber dann zunehmend an Fahrt auf. Durch merkwürdige Vorkommnisse auf der Insel wächst das Gefühl einer unerklärlichen Bedrohung bei den Freundinnen und damit die Spannung beim Leser. Die unregelmäßig eingestreuten Vernehmungsprotokolle von damals sind Stück für Stück erhellend, weil sie die psychische Struktur des jeweilig Befragten deutlich werden lassen und Puzzleteile des damaligen Geschehens aufzeigen. Dass Lara, die Ich-Erzählerin, an Asperger leidet und übersensibel auf Reize von außen reagiert, gibt der Geschichte noch einen zusätzlichen Aspekt des Ungewöhnlichen.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter, spannender, leicht zu lesender Thriller.

Bewertung vom 09.03.2020
Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


sehr gut

Schmackhafter Köder für die Riyria-Reihe

Zwar zählt das Buch nicht zu meinen bevorzugten Genres, aber dennoch war ich überrascht, wie sehr es mich, kaum hatte ich zu lesen begonnen, gepackt hatte.

Es handelt sich um die Vorgeschichte zu der Riyria-Reihe von Michael J. Sulivan, eine Reihe, die ich nicht gelesen habe, die mich jetzt aber anhand der Lektüre des vorliegenden Buches durchaus reizt zu lesen. „Hadrian Blackwater, ein Krieger, der derzeit nichts zu kämpfen hat, trifft auf Royce Melborn, einen Dieb und Mörder, der nichts zu verlieren hat. Beide werden von einem alten Zauberer angeheuert, um ein geheimnisvolles Buch zu stehlen…“ So steht es beim Verlag. Der Autor erzählt in der vorliegenden Vorgeschichte, wie die Beziehung zwischen Hadrian und Royce ihren Anfang nahm, zwei Kontrahenten, die sich zu Anfang nicht ausstehen können, aber doch im Laufe des ihnen gestellten Auftrages mehr und mehr zusammenwachsen. Und es gibt noch einen weiteren Erzählstrang rund um den Zuhälter Grue, was scheinbar erst einmal ohne jeglichen Zusammenhang zur Geschichte rund um Hadrian erzählt wird.

Zwar wirkt der Plot nicht besonders ausgeklügelt, aber Michael J. Sullivan schreibt fesselnd, spannend und vor allen Dingen mit einem feinen Humor. Atmosphärisch dichte Schilderungen wechseln von düster bis schaurig, durchsetzt von actionreichen Szenen und witzig-spritzigen Dialogen. Detailreich, anschaulich und wie ich finde durchgängig spannend geschrieben hat mich das Buch von Anfang bis Ende gut unterhalten. Und durch das offene Ende wird der Leser weiter geködert…

Bewertung vom 08.03.2020
Im Schatten des Kreml
Lielischkies, Udo

Im Schatten des Kreml


ausgezeichnet

Blickerweiternd und sympathisch

Eine kluge Rezension kann ich zu diesem Buch nicht schreiben. Weder habe ich genug politische Kenntnisse noch genug Wissen über Russland, um den Buchinhalt entsprechend kritisch beurteilen zu können. Mir bleibt nur das Formulieren meiner ganz subjektiven Eindrücke als durchschnittlich gebildete Leserin.
Zusammengefasst: Ich habe das Buch gerne gelesen. Denn es ist empathisch, aber auch kritisch. Es ist widersprüchlich, aber auch verbindend. Und es ist interessant!

Der Autor war für ca. 20 Jahre ARD-Korrespondent mit Berichten aus und über Russland, über den Keml zwischen KGB und Superreichen, über das pulsierende Moskau ebenso wie über die entlegensten Gegenden, in denen es an allem fehlt. Was wohl seine Berichte damals auszeichnete – und was sich im vorliegenden Buch wiederfindet – waren vor allen Dingen seine Beschreibungen über Begegnungen mit beeindruckenden Menschen. Wie sich ein Land unter der Herrschaft von Putin verändert, wie Angst wächst, wie kaum jemand es wagt, über Missstände, Unrecht, Schikane öffentlich zu berichten, wie USA und Europa über die Jahre zu Feindbildern stilisiert wurden, das erzählt Udo Lielischkies auf beeindruckende Weise. Aber auch überbordende Lebenslust ebenso wie Rätselhaftes, Widersprüchliches, menschliche Nähe und Wut, Resignation und Geschick im Umgehen von Gesetzen, all das findet im Buch Würdigung. Wobei die ganz subjektiven, persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse des Autors dem ungeschulten Leser vielleicht mehr die Augen öffnen als politische Exkursionen.

Das Buch ist lebendig geschrieben, in einer unerwartet ausdrucksstarken Sprache. Es liest sich kurzweilig und es hat mit Sicherheit meinen bisher sehr oberflächlichen Blick auf Russland erheblich erweitert und damit meine Erwartungen weit übertroffen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2020
Oh Schreck, ich bin weg! / Carla Chamäleon Bd.1
Gehm, Franziska

Oh Schreck, ich bin weg! / Carla Chamäleon Bd.1


ausgezeichnet

Turbulente, witzige, verrückt-schräge Geschichte

Das vorliegende Buch ist die erste Folge einer vielversprechenden neuen Kinderbuchreihe, die mit Ideenreichtum und Witz überzeugt.

Carla weiß nicht, wie sie das neu begonnene Schuljahr bewältigen soll. Ihre allerbeste Freundin Herta ist weggezogen, und alles was Carla bleibt, sind traurige Erinnerungen. Ohne Herta ist Carla schüchtern, geradezu ängstlich. Manchmal hilft es Carla, Listen aufzuschreiben. Listen sind ihr Halt, ihre Krücken, wenn es darum geht, verwirrte Situationen für sich selbst zu klären. Als Jole, ein lustiger neuer Klassenkamerad, auftaucht und sie in seiner Unbefangenheit nervt, möchte Carla am liebsten verschwinden, sich in Luft auflösen. Und genau das passiert tatsächlich, Carla verschmilzt mit ihrer Umgebung, wie ein Chamäleon. Carla ist verwirrt, Jole ist begeistert. Wenn da nicht auch noch ein Geheimbund wäre, der sich ganz besonders für Carla interessiert…

Eine total verrückte, schräge Geschichte wird da erzählt, und zwar so lustig und überraschend, so liebevoll und ideenreich, so turbulent, dass man gar nicht aufhören mag zu lesen. Klar, dass das Buch mit einem Cliffhanger endet. Doch auch ohne ihn will man unbedingt wissen, wie es mit der sympathischen, liebenswerten Hauptperson weitergeht. Die Autorin hat herrliche Ideen, man spürt direkt ihren eigenen Spaß beim Schreiben. Die niederbayerische Englisch-Lehrerin ist ein wunderbares Beispiel – wer Niederbayern kennt, weiß genau, was die Autorin meint. Das Auftauchen der in ihrer Pubertät versunkenen und wenig angenehmen Schwester von Carla, die meinen (seltenen) Vornamen trägt, hat mich fast ein wenig erschreckt. Einen Pinguin, der in Reimen spricht, in der Wohnung zu halten, ist allerdings vielleicht ein wenig fragwürdig, passt aber zur chaotischen Familie von Carla. Das Buch ist insgesamt gesehen ein ganz großer Spaß, wobei es durchaus auch sensible und fein formulierte Stellen im Buch gibt, die die Gefühle der Unsicherheit, die jedes Kind kennt, aufgreifen. Julia Christians gelingt es, mit ihren ausdrucksstarken Illustrationen das Leseerlebnis rund um Carla Chamäleon zusätzlich zu vertiefen.

Bewertung vom 06.03.2020
Gespräche mit Freunden
Rooney, Sally

Gespräche mit Freunden


weniger gut

Schade um die vertane Lesezeit

Ein Buch, das mir keine Freude machte, ganz und gar keine Freude. Angeblich bietet das Buch eine „hinreißende Antwort auf die Frage, wie es ist, heute jung und weiblich zu sein.“
Da ich zwar weiblich, aber nicht mehr jung bin, könnte meine mangelnde Freude am Buch damit erklärt sein. Oder?

Ausnahmsweise nehme ich den Klappentext für den Inhalt zu Hilfe: „Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Sie treffen sich bei Events, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen…“

Dass die wörtlichen Reden nicht als solche gekennzeichnet sind, mag vielleicht jung und chic wirken, nervt aber den Leser über die Maßen. Dass mir die platte Sprache nicht gefällt, dass die Inhalte an Belanglosigkeit nicht zu übertreffen sind, dass die Protagonisten auf mich entweder hochpathologisch oder unglaubwürdig, immer jedenfalls sehr unsympathisch wirken, dass mir der Sinn des Romans mit seinem ewigen Hin und Her nicht aufgeht, all das kann doch nicht wirklich nur an meinem Alter liegen? Wenn „jung und weiblich“ tatsächlich so aussieht, wie die Autorin meint, dann tut sie mir von Herzen leid. Schade um die vertane Lese- und damit Lebenszeit.

Bewertung vom 04.03.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


sehr gut

Venedig zwischen Espresso doppio und Mafia

Beim Lesen dieses Buches hatte ich filmisch plastisch-intensive Bilder vor Augen. Insbesondere italienisches Lebensgefühl übertrug sich direkt auf mich, nicht nur was die italienische „Pünktlichkeit“ betrifft.

Commissario Morello steht in Sizilien auf der Todesliste der Mafia. Zu seinem Schutz wird er nach Venedig versetzt, an einen Ort, an dem ihm alles verhasst ist. Stinkendes Wasser, stinkende Kreuzfahrtschiffe, Massentourismus und Mitarbeiter, die ihn, den Sizilianer, ablehnen. Der Mordfall eines jungen Mannes, der Anführer einer Bürgerinitiative gegen die Kreuzfahrtschiffe war, fordert Commissario Morello heraus, denn entgegen aller Bemühungen der Obrigkeit, ihn zu bremsen, lässt er nicht ab zu ermitteln und gerät dabei tief in politische und mafiöse Verstrickungen und damit selbst in höchste Gefahr.

Den beiden Autoren ist ein kurzweilig zu lesender und von Anfang bis Ende spannender Roman gelungen. Viel wörtliche Rede, die sehr „echt“ wirkt, lockert auf und macht das Erzählte lebendig. Angenehm ist, dass die reichlich eingestreuten italienischen Sätze unmittelbar übersetzt werden. Atmosphärisch dicht geschildert überträgt sich auf den Leser unmittelbar die italienische Lebensart, bei der neben der Arbeit noch ganz viel Platz ist für Genuss. Sogar ein verlockendes Kochrezept lässt sich finden. Vielleicht wird ein bisschen viel Kaffee gekocht in der legendären Bialetti-Kaffeemaschine. Vielleicht sind die eingestreuten Infos, Zahlen und Fakten mitunter etwas zu gewollt in die Handlung eingebaut, wobei ich sie durchaus als interessant empfand. Vielleicht wirkt nicht immer alles Geschilderte ganz realistisch, wie zum Beispiel die Kampfszene in der Osteria da Mino. Dennoch macht es Spass, das Buch zu lesen, das im Gesamten gesehen genau das richtige Maß zwischen Humor, Spannung und politischen Seitenhieben findet. Die Spaziergänge durch Venedig mit dem kritischen Blick von Morello und dem liebevollen Blick auf diese besondere Stadt seiner Nachbarin Silvia waren für mich sehr reizvoll. Commissario Morello ist so sympathisch geschildert, dass man seinen Lebensweg gerne weiter verfolgen würde.

Fazit: Spannend, durchweg unterhaltsam, macht Lust auf Fortsetzung.

Bewertung vom 02.03.2020
Raffael - Das Lächeln der Madonna
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


ausgezeichnet

Welch ein fulminanter Historien-Schmöker

Zugegeben, der Umfang des Buches hatte mich erst einmal erschreckt. Was ist, wenn ich mich 630 Seiten lang mehr oder weniger gelangweilt durch das Buch hindurch schleppen muss? Das dem Roman vorgestellte Personenverzeichnis ist gewaltig, was meine Furcht vor dem Buch nicht gerade minderte. Doch was soll ich sagen: Der Roman hat mich gepackt und restlos begeistert und an keiner einzigen Stelle gelangweilt, im Gegenteil.

An der Person Raffael Santi, dem bedeutendsten Maler seiner Zeit, an seinem unsteten Leben, an seinen Bekanntschaften und Liebschaften, an seinen Verstrickungen in die politischen Ränkespiele, an all den Facetten dieses gefeierten Ausnahmekünstlers entwickelt Noah Martin ein grandioses Romangemälde der Renaissance, wie es lebendiger gar nicht sein könnte.

Der Roman ist durchweg spannend zu lesen. Der Autor versteht es auf perfekte Weise, sowohl historisch präzise als auch erzählerisch packend ein bewegtes Zeitgemälde im Kopf des Lesers entstehen zu lassen, oftmals so intensiv, als befinde man sich mitten im geschilderten Geschehen. Ob die Dekadenz des Vatikan, das Darben der einfachen Leute, der Neid unter den Künstlern, das blutige Sterben auf den Schlachtfeldern, alles bildet in seiner Gesamtheit ein Bild der Renaissance, wie ich es in seiner Vielfalt noch nie gewonnen hatte. Da der Autor Kunsthistoriker ist, vertraue ich darauf, dass er historisch Belegtes und Fiktives so gekonnt verwoben hat, dass es dem Roman nicht an Wahrhaftigkeit fehlt. Natürlich darf eine Liebschaft nicht fehlen, die uns die Person Raffael auch emotional näher bringt. Margherita Luti ist im Bild „La Fornarina“ festgehalten, übersetzt „Die kleine Bäckerin“. So wie der Autor es sich im Nachwort wünscht, habe ich mir viele der Werke von Raffael mit einem durch die Romanlektüre geschärften Blick angesehen. Doch am beeindruckendsten ist für mich La Fornarina mit ihrem leicht spöttischen Lächeln. Wenn es irgend etwas an dem Roman zu kritisieren gäbe, dann vielleicht, dass mitunter Raffael etwas zu sehr an den Rand rückt. Hier hätte ich mir noch mehr Einblicke gewünscht.

Fazit: Grandios erzähltes, packend-farbiges Zeitgemälde. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.02.2020
Der Drache der Berge / Dragon Ninjas Bd.1
Petrowitz, Michael

Der Drache der Berge / Dragon Ninjas Bd.1


sehr gut

Eine spannende Geschichte für kleine Kämpfer

Diese Geschichte, die den ersten Teil einer Fortsetzungsreihe darstellt, lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Zum Inhalt: Chipanea ist ein Ninja-Internat, und zwar zur Ausbildung der (guten) Drachen-Ninjas. Aber da gibt es die feindlichen Tiger-Ninjas mit ihrem bösen Oberhaupt O-Gonsho, der durch Stehlen der magischen Waffen der Drachen-Ninjas die Weltmacht an sich reißen möchte, was natürlich verhindert werden muss. Lian, soeben im Internat neu aufgenommen, und seine neuen Freunde erleben gemeinsam ihr erstes großes Abenteuer.

Eine spannende Geschichte mit fantastischen Elementen wird hier erzählt. Verwirrend könnten die eingestreuten japanischen Begriffe sein. Die Protagonisten sind allesamt lebendig und mit einigem Humor gezeichnet. Natürlich liegt dem Leser Lian ganz besonders am Herzen, denn er ist ein liebenswerter Junge, der sogar eine Spinne davor rettet, von seiner Katze gefressen zu werden. Lian ist mutig, ideenreich und zeigt, dass man mit Rafinesse und gemeinsam mit Freunden viel erreichen kann. Leider gefallen mir die Zeichnungen von Marek Bláha gar nicht. Sie sind nach meinem Empfinden comichaft so sehr überzeichnet, dass ich sie geradezu als hässlich empfinde. Über allem jedoch steht für mich die große Frage, ob Kampf das richtige Thema für die relativ junge Zielgruppe ist. Mir fehlen ein paar Alternativen zur Problemlösung in der Geschichte, wobei mir schon klar ist, dass Ninjas nun mal Kämpfer sind. Trotzdem – ich habe gemischte Gefühle bei diesem Buch.

Bewertung vom 28.02.2020
Der goldene Kompass - Die Graphic Novel zu His Dark Materials 1
Melchior, Stéphane

Der goldene Kompass - Die Graphic Novel zu His Dark Materials 1


ausgezeichnet

Die Kraft von Zeichnungen erleben

Comics waren noch nie ein Thema für mich, selbst als Kind nicht. Als mir das vorliegende Buch in die Hände kam und mich das aufregend gestaltete Cover ansprach, schlug ich es doch mit einer gewissen Neugier auf. Und was soll ich sagen. Nach ein paar Seiten war ich mitten drin in der Geschichte und hatte nach kurzem Eingewöhnen Spaß an den aussagekräftigen Zeichnungen. Diese Zeichnungen sind nicht schön, schon gar nicht niedlich. Sie sind intensiv, transportieren die Gefühle und Befindlichkeiten der Protagonisten auf sehr direkte Weise.

Den Inhalt der Geschichte beschreibt der Verlag so: „Lyra lebt in einem College in Oxford und bekommt eines Tages Besuch von ihrem Onkel Asriel, der dort für eine Expedition in den hohen Norden werben will. Er zeigt den Wissenschaftlern unglaubliche Bilder von dem, was er dort zu finden glaubt: eine ganz andere, fantastische Welt! Kurz nach seiner Abreise geschehen merkwürdige Dinge: Ein Kind nach dem anderen verschwindet. Ob das etwas mit der Expedition zu tun hat? Als es auch Lyras besten Freund betrifft, macht sie sich selbst auf in den Norden und findet tatsächlich die Brücke zwischen den Welten. Mutig wagt sie den ersten Schritt …

Da ich die Originalgeschichte nicht gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, wie gut das Original zeichnerisch erfasst und umgesetzt wurde, was weggelassen oder vielleicht verändert wiedergegeben wurde. Ich kann nur meinen unmittelbaren Eindruck formulieren. Das Buch hat mir überraschenderweise Spaß gemacht. Ungewöhnlich für mich, da ich als Sprachliebhaberin eher die Kraft der Wörter wertschätze als Illustrationen. Am vorliegenden Buch konnte ich eine für mich neue Erfahrung machen und eine Geschichte über die Kraft von Zeichnungen erleben. Richtig gut gemacht!