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Buchbesprechung
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Bad Kissingen
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Ich bin freier Journalist und Buchblogger auf vielen Websites. Neben meiner Facebook-Gruppe "Bad Kissinger Bücherkabinett" (seit 2013) und meinem Facebook-Blog "Buchbesprechung" (seit 2018) habe ich eine wöchentliche Rubrik "Lesetipps" in der regionalen Saale-Zeitung (Auflage 12.000).

Bewertungen

Insgesamt 368 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2017
Inspektor Takeda und der leise Tod / Inspektor Takeda Bd.2
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und der leise Tod / Inspektor Takeda Bd.2


ausgezeichnet

Ein durchweg spannender, zugleich auch sehr amüsanter Hamburg-Krimi ist nach "Inspektor Takeda und die Toten von Altona" jetzt auch der im Mai beim Aufbau-Taschenbuchverlag atb veröffentlichte Band 2 "Inspektor Takeda und der leise Tod" von Henrik Siebold. Darin geht es immer wieder um zwei unterschiedliche Welten - um einen Mord an einem Kind und an einem Erwachsenen, um das Leben in Armut und Reichtum, um das Denken von Tätern und Opfern, nicht zuletzt um deutsche und japanische Lebensart. Es geht um Kommissarin Claudia Harms, die ihr Büro mit Zimmerpflanzen in einen Dschungel verwandelt hat, und ihren japanischen und Saxophon spielenden Austausch-Inspektor Kenjiro Takeda. Beide haben in Hamburg den Mord an einem Kleinkind und an einem superreichen IT-Unternehmer aufzuklären. Mit im Spiel sind die Russenmafia und der Drogenhandel. "Inspektor Takeda...." ist ein wirklich guter Regionalkrimi mit Niveau, voller Spannung und Augenzwinkern. Amüsant wird es meistens dann, wenn die japanische Kultur und Lebensart auf die deutsche trifft, etwa wenn Harms und Takeda im Büro erst einmal ihre Teestunde zelebrieren, bevor sich beide bei ihrem Chef einen Rüffel abholen. Alles in allem ist "Takeda" ein spannender, sogar ein intelligenter und LESENSWERTER Krimi.

Bewertung vom 28.10.2017
Griechisches Geheimnis / Kommissar Nick Zakos Bd.3
Bettermann, Stella

Griechisches Geheimnis / Kommissar Nick Zakos Bd.3


sehr gut

Nach "Griechischer Abschied" und "Griechische Begegnung" ist dieser im Mai 2017 im Ullstein-Verlag erschienene Urlaubs-Krimi "Griechisches Geheimnis" schon der dritte Roman von Stella Bettermann um den in München lebenden griechisch-deutschen Kommissar Nick Zakos. Diesmal muss er in Piräus seiner Stiefmutter Dora helfen, die unter dem Verdacht steht, den am selben großen Fall arbeitenden Staatsanwalt ermordet zu haben. Natürlich unterscheidet sich dieser Urlaubs-Krimi kaum von anderen Büchern dieses beliebten Genres, doch ist es der als Griechenland-Kennerin ausgewiesenen Autorin nicht nur gelungen, dem Leser die entsprechende Atmosphäre des Landes durch Landschafts- und Ortsbeschreibungen authentisch zu vermitteln, sondern die Bestseller-Autorin ("Ich trinke Ouzo, was trinkst du so?") schaffte es zugleich, einen durchaus spannenden Krimi zu schreiben. Natürlich darf man bei Stella Bettermann nicht alles allzu ernst nehmen. Der Schreibstil mit deutlichem Augenzwinkern macht auch dieses Buch zu einer lockeren und vergnüglichen Feierabend-Lektüre. Ich habe den Roman jedenfalls gern gelesen.

Bewertung vom 28.10.2017
Cyrus Doyle und der herzlose Tod / Cyrus Doyle Bd.1
Lucas, Jan

Cyrus Doyle und der herzlose Tod / Cyrus Doyle Bd.1


sehr gut

Ein locker geschriebener und unterhaltsamer Urlaubs-Krimi von der Insel Guernsey ist der im April im Aufbau-Taschenbuchverlag atb erschienene Roman "Cyrus Doyle und der herzlose Tod" von Jan Lucas, Pseudonym eines angeblich bekannten deutschen Thriller-Autors. Der Leser erfährt im ersten Band dieser neuen Romanreihe nach typischem Muster solcher Krimis vieles aus Kultur und Geschichte von des Autors Lieblingsinsel. Alles könnte so schön sein auf dem urigen Eiland mit seinen mystischen vorchristlichen Sagen und Legenden, gäbe es da nicht den grausamen "Pfeilmörder", der verdiente Polizisten nicht nur mit Pfeil und Bogen tötet, sondern ihnen auch noch das Herz rausschneidet. Vieles über die Insel, ein paar deftige Morde und etwas Liebe sowie ein intelligenter Detective Chief Inspector namens Cyrus Doyle, der gerade frisch auf die Insel versetzt wurde, sind die gute Mischung für diesen unterhaltsamen Guernsey-Krimi. Eine nette Feierabend-Lektüre und sicher ein tolles Buch für Guernsey-Fans, mehr auch nicht. Aber mehr soll es wohl auch nicht sein. - Der kriminelle Spaß geht weiter: Am 9. Oktober erschien bereits Band 2 "Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser".

Bewertung vom 28.10.2017
Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2
Dahl, Arne

Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2


gut

Wer noch nicht den ersten Band "Sieben minus Eins" von Arne Dahl um den Agenten Sam Becker gelesen hat, wird es beim jetzt neuen zweiten Band "Sechs mal Zwei" anfangs recht schwer haben, gibt es doch enge Bezüge. Erst nach dem ersten Drittel findet man sich in der neuen Handlung zurecht, deren Spannung dann aber stark ansteigt und den Leser wirklich packt. Es ist wieder ein typisch skandinavischer Thriller mit viel Schnee, viel Blut und viel Psycho. Erst gegen Ende löst sich das Verwirrspiel um den Serienmörder auf. Auch am Schluss kommt der Autor wieder auf Band 1 zurück und schickt seinen Helden in den Untergrund zurück. Schließlich soll ja auch Band 3 folgen. Mir hat Band 1 besser gefallen. Aber für Freunde des skandinavischen Thrillers ist "Sechs mal Zwei" genau richtig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2017
Breakthrough Bd.1
Grumley, Michael

Breakthrough Bd.1


sehr gut

LOCKER und SPANNEND geschrieben ist der im September im Heyne-Verlag erschienene Science-Fiction-Thriller "Breakthrough" von Michael Grumley. Es ist der 2013 in den USA veröffentlichte Debütroman des hauptberuflich als Informatiker tätigen Amerikaners, zugleich das erste Buch seiner gleichnamigen SciFi-Reihe aus bisher vier Bänden. Es geht um die aktuellen Umweltthemen Klimawandel, das dadurch bewirkte Schmelzen der Polkappen und vor allem den sparsamen, weil lebenserhaltenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Erde. Der Leser wird anfangs zwar mit wissenschaftlichen Fakten etwas "zugeschüttet", was den wissenschaftlichen Laien aber nicht verwirrt, sondern den Roman eher real und authentisch erscheinen lässt und zur Spannung beiträgt. Die wichtigste Person neben den Sonderermittlern John Clay und Steve Cesare, die im Auftrag des US-Präsidenten und des Militärs ein geheimnisvolles Phänomen am Meeresboden aufzuklären haben, ist die Meeresbiologin Alison Shaw, der es gelungen ist, mit Delfinen zu kommunizieren. Dem Autor gelingt es, mit seinem gut unterhaltenden Debüt den Leser angenehm zu überraschen, sieht man von nur wenigen Klischees ab, die man aus Hollywood-Katastrophenfilmen kennt wie angriffsbereite US-Militärs. Man darf sich also auf den zweiten Band "In der Tiefe" mit Meeresbiologin Alison Shaw und ihren "sprechenden" Delfinen freuen, der schon im Februar bei Heyne erscheinen soll.

Bewertung vom 24.09.2017
Die Gärten von Istanbul
Ümit, Ahmet

Die Gärten von Istanbul


gut

Vielversprechend schien mir der im September im btb-Verlag veröffentlichte Krimi "Die Gärten von Istanbul" des türkischen Schriftstellers Ahmet Ümit zu sein. Auch nach den ersten hundert Seiten blieb er noch ungewöhnlich und deshalb interessant. Schließlich gibt es nicht allzu viele türkische Autoren und dazu noch türkische(!) Bestseller im deutschen Buchmarkt. Ungwöhnlich war tatsächlich anfangs noch die Mischung aus Kulturhistorie und Krimi. Ungewöhnlich war anfangs auch, dass der ermittelnde Hauptkommissar selbst der Erzähler war, der Krimi also in ICH-Form geschrieben ist. Doch mit dem Fortgang der Handlung erlahmte bei mir das Interesse: Die detaillierte Beschreibung kulturhistorischer Hintergründe zur Geschichte Istanbuls nahm überhand, die Handlung wurde dadurch allzu gedehnt, die Spannung erlahmte. Vielleicht mag es doch im Unterschied zwischen der türkischen und der deutschen Mentalität begründet sein? Neigt der Orientale wohl eher zum weitschweifigen Erzählen, während dem Deutschen das preußische Zack-Zack näher liegt? Der Roman ist humorig geschrieben, die Charaktere interessant beschrieben, aber .... Wie auch immer: Wer sich für die türkische Kultur-/Geschichte interessiert, wird an diesem türkischen(!) Bestseller-Krimi sicher seine Freude haben können. Wer aber einen Krimi in gewohntem Stil erwartet, dürfte von diesem Roman enttäuscht werden. Ich vermute, in Deutschland wird dieser Roman es nicht zum Bestseller schaffen.

Bewertung vom 20.09.2017
In einem anderen Licht
Burseg, Katrin

In einem anderen Licht


sehr gut

Was ist WAHRHEIT? Diese Frage versucht die Hamburger Schriftstellerin Kerstin Burseg (46) in ihrem neuen Roman "In einem anderen Licht" zu klären, der im September im List-Verlag (Ullstein) erschien. In der berührenden und einfühlsam geschriebenen Geschichte um die junge Witwe Miriam, Redakteurin einer Frauenzeitschrift, und ihrem erst fünfjährigen Sohn Max wird bald deutlich, dass Wahrheit und Wahrhaftigkeit recht subjektive Ansichten sind. Zwar geht es auch in diesem Roman, der uns in den "deutschen Herbst", also in die Zeit des RAF-Terrorismus' zurückführt, geht es vordergründig um Liebe und Verrat. Aber dennoch finde ich das Buch wirklich "unter Wert verkauft", wenn sogar der Verlag es als "Frauenunterhaltung" einstuft. Bursegs Roman ist viel mehr als das und sollte auch von Männern gelesen werden. Und dies, obwohl ausnahmslos Frauen die Hauptpersonen sind, Männer nur Randfiguren bleiben. Neben Miriam ist die großherzige Hamburger Reeders-Witwe Dorothea eine der wichtigen Protagonistinnen, die mit den Millionen ihres längst verstorbenen Mannes versucht, Gutes zu tun und helfende oder Hilfe suchende Menschen zu unterstützen. Doch schon nach ersten Recherchen zur Vita der Mäzenin beginnt der glänzende Lack am Wohltäter-Image zu bröckeln - und es zeigt sich ein bisher gut verborgenes Stück unliebsame, verdrängte Vergangenheit aus Jugendtagen kommt zum Vorschein. Dorothea muss sich im Alter einem Vorwurf stellen: »Sie hat uns verraten. Sie hat alles verraten, was ihr heilig war.« Muss man die hochgelobte, großherzige Mäzenin jetzt - nach Kenntnis ihrer unrühmlichen Vergangenheit - plötzlich verurteilen, sie völlig anders sehen? Bursegs Roman zeigt auf anschauliche und leicht nachvollziehbare Weise, wie verschiedene Menschen mit ihrer Vergangenheit leben, leben müssen und unterschiedlich mit ihr umgehen. Beurteilen wir einen Menschen nach seinen längst verjährten Jugendsünden oder nach dem, der er heute ist? Darf man einen Menschen auch noch nach 40 Jahren für etwas verurteilen,was er längst bereut hat? "Wie verändert die Zeit die Perspektive, aus der heraus wir Gewald wahrnehmen und beurteilen?" fragt die Autorin in ihrem Nachwort. Darf man oder muss man nach vier Jahrzehnten einen Menschen "in einem anderen Licht" sehen? Ein aktueller Roman in Zeiten internationalen Terrors. Deshalb: Nicht nur für Frauen LESENSWERT.

Bewertung vom 17.09.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


sehr gut

Wie ein historischer James-Bond-Roman, allerdings aus dem spanischen Bürgerkriegsjahr 1936, wirkt der im September im Insel-Verlag veröffentlichte Roman "Der Preis, den man zahlt" des spanischen Bestseller-Autors Arturo Pérez-Reverte (66). Es ist der Auftakt einer geplanten Spionagethriller-Reihe um den Agenten Lorenzo Falcó, Enddreißiger, eleganter Frauenschwarm, wenn es sein muss gnadenloser Killer. Wie die Bond-Filme beginnt auch dieser Roman mit einer Einführungszene, in der Falcó an der Liquidierung einer gegnerischen Agentin beteiligt ist. >"Wir haben einen neuen Auftrag", sagte der Admiral< ist dann ähnlich wie bei James Bond der Einstieg in die eigentliche Handlung, in deren Verlauf "jeder seinen Preis zu zahlen hat". Der Admiral, Geheimdienstchef des sich gerade etablierenden Franco-Regimes und Falcós väterlicher Freund, beauftragt seinen Lieblingsagenten, hinter den gegnerischen republikanischen Linien in Südspanien einen Anführer der Falangisten aus dem Gefängnis zu befreien. Während dieser gefährlichen Aktion trifft Superagent Falcó auf die undurchschaubare Eva. Dieser Roman liest sich spannend, auch wenn man als Nichthistoriker und Nichtkenner der Bürgerkriegssituation von 1936 bei den unterschiedlichen, sich gegenseitg koalierenden oder auch bekämpfenden Gruppierungen leicht durcheinander kommt. Der Roman ist temporeich geschrieben und verpackt in seiner Handlung die gute Mischung aus Historie, Politik, Spionage, Sex, Mord, also von allem etwas. Das Buch stellt gewiss keinen literarischen Anspruch, bietet dem Leser aber interessante und äußerst spannende Unterhaltung vom Feinsten. Nach Abschluss seines Auftrags muss Falcó zur eigenen Sicherheit für einige Wochen untertauchen und zieht sich ins südfranzösische Biarritz zurück. Vielleicht um an der Bar des dortigen Spielcasinos, gekleidet in einen feinen Smoking und mit einer schönen Frau an seiner Seite, den geliebten Hupa-Hupa-Cocktail zu trinken - nicht gerührt, nur geschüttelt?

Bewertung vom 14.09.2017
Der Typ ist da
Ortheil, Hanns-Josef

Der Typ ist da


ausgezeichnet

Wie alle Bücher des poetischen Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil (65, "Die Erfindung des Lebens") ist auch sein im August 2017 bei Kiepenheuer & Witsch erschienener Roman "Der Typ ist da" eine einfühlsame Beschreibung ganz normalen Lebens. Trotz dieser Gewöhnlichkeit schafft es der Autor dennoch, seinen Protagonisten und deren Alltagsleben mit dem Blick aufs Detail etwas Besonderes abzugewinnen. Der junge Restaurator Matteo aus Venedig, unerwartet zu Gast in der Wohngemeinschaft von drei jungen Kölnerinnen, bringt deren scheinbar bestens geregeltes Alltagsleben völlig durcheinander. Denn Matteo ist anders als andere Männer seines Alters. Ihn reizen nicht die schillernden Verlockungen des oberflächlichen Leben seiner Alterskameraden, sondern er konzentriert sich auf das Wesentliche. Seine Art zu leben wirkt auf die jungen Frauen magisch, mystisch und geheimnisvoll, was sie dazu bringt, nicht nur über Matteo, sondern am Ende über sich selbst, über ihre Oberflächlichkeit nachzudenken. Dem Venezianer gelingt es, „nur durch seine Präsenz daran [zu] erinnern, dass sie ihr Leben und ihre Zukunft gründlich überdenken sollten“. Matteo schafft es, ohne dies konkret zu beabsichtigen, allein durch sein Vorbild die Welt seiner Mitmenschen zu verbessern. „Ich füge das Kaputte wieder zusammen, ich beseitige die Schäden, ich gebe den Figuren oder Dingen ihre alte Schönheit zurück“, sagt der junge Restaurator. Hanns-Josef Ortheil überzeugt erneut durch seine Formulierungskunst und den ihm eigenen Schreibstil. Würde es den Fachbegriff „Belletristik“, also „schöne Literatur“, nicht geben, müsste man ihn für die Bücher des Kölner Schriftstellers erfinden - auch für diesen neuen Roman. Meine Meinung: Für Ortheil-Fans ein Muss, für alle anderen Freunde "schöner" Bücher unbedingt EMPFEHLENSWERT.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.