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inya

Bewertungen

Insgesamt 345 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2016
Brüder für immer
Kromhout, Rindert

Brüder für immer


ausgezeichnet

Wunderbare Familiengeschichte

Das Buch "Brüder für immer" spielt in den Jahren 1925 bis 1937 und handelt von einer weltoffenen und exzentrischen Künstlerfamilie in England, die es in dieser Konstellation auch wirklich gegeben hat. Der Autor Kromhout hat über die Familie sehr gut recherchiert und kann ich mir genau durch dieses Buch vorstellen, wie die Familie in dem wunderschönen Haus in Sussex gelebt hat.
Es handelt vor allem von den zwei Brüdern Quentin und Julian, die im Jahr 1925 mit ihrer Mutter und ihrem homosexuellen Künstlerfreund Duncan und ihrer kleinen Schwester Angelica auf das Land ziehen, da sie genug von dem Londoner Stadtleben haben. Ihr Vater Clive Bell bleibt in London wohnen, besucht die ungewöhnliche Familienkonstellation allerdings so oft wie er nur kann.
Die beiden Jungen verleben mit den außergewöhnlichen Künstlergästen in ihrem Haus und ihrem wundervollen Baumhaus eine fabelhafte Kindheit, die sich jeder Erwachsene und jedes Kind wünscht. Sonntags geht es zu ihrer Tante Virginia Woolf zum Theaterspielen und die ganze Familie lebt in einer friedlichen Blase, der all die Irrungen und Wirrungen der Welt, nichts anhaben kann. Jeder Zeile des Buches ist so gefühlvoll geschrieben, dass es eine wunderbare wohlige Grundstimmung hat, in die der Leser versinkt.
Gewisse Szenen mit den interessanten Gästen des Hauses, erinnern mich an das Geisterhaus von Isabel Allende, da diese Besucher das Haus zum leben bringt und die Familie ausmachen.
Je älter die Brüder werden, umso mehr entwickeln sich ihre Interessen. Julian beginnt sich immer mehr für Politik zu interessieren und Quentin beginnt Lehrstunden bei seiner Tante Virginia zu nehmen, da er den Wunsch hegt ein Schriftsteller zu werden. Auch hier wünscht man sich keine anderen Eltern für die beiden Jungs, da ihre Eltern sie in all ihren Wünschen unterstützen und sie lehren jede Handlung kritisch zu hinterfragen und niemanden nachzulaufen.
Doch die glückliche Blase, in der die Künstlerfamilie lebt platzt, indem Julian ein Familiengeheimnis entdeckt und offenbart und zutiefst verletzt ist, da seine Eltern dieses Geheimnis über Jahre vor ihren Kindern verheimlicht haben. Die selige Familienzusammengehörigkeit ist erschüttert und Julian beginnt sich immer mehr von seinen Eltern und auch von seinem geliebten Bruder abzuspalten. Sein Wunsch sich seinen kommunistischen Genossen anzuschließen wird immer stärker und so beschließt er an dem spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Kommunisten zu kämpfen. Aus dieser Schlacht kehrt Julian leider nicht lebend zurück und Quentin muss sein Versprechen einlösen, dass er ein Buch über seinen Bruder schreibt, falls er nicht aus dem Krieg zurückkehren wird.

Ein wirklich durch und durch gelungenes Buch, indem nicht wirklich so viel passiert, aber dies braucht das Buch auch nicht. Jede Figur in dem Buch ist so interessant und die Grundstimmung so fabelhaft, dass man sich als Leser nur eines wünscht, Teil dieser großartigen und modernen Familie sein zu dürfen.

Bewertung vom 27.09.2016
Knoblauch
Linford, Jenny

Knoblauch


sehr gut

Faszinierende Knolle

Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an den Knoblauch und zeigt ihn in all seinen Facetten.
Anfangs wird auf die verschiedenen Formen des Knoblauchs eingegangen und die Geschichte. Es macht Spaß die Mythen über die Knolle zu lesen und auch Tipps und Tricks für die Lagerung und Verwendung zu erhalten. Dies rundet das vielschichte Kochbuch ab und gibt einen weitreichenden Einblick.
Die Rezepte sind ebenso vielseitig wie das Buch. Sie reichen von einfachen Dips, über Gemüsesuppen, bis hin zu etwas aufwändigeren Fleischgerichten. Dabei nie langweilig, sondern immer modern und mit exotischen Pfiff.
Es macht Spaß das Buch einfach durchzublättern und sich Anregungen und Inspiration zu holen, auch wenn man das gezeigte Rezept nicht ein zu eins umsetzen wird, kann man doch viel lernen, wie man Knoblauch noch verwenden kann, außer ihn einfach an das Gericht zu werfen.
Die Gestaltung ist ebenso liebevoll, wie der Inhalt. Es ist durch seine Außengestaltung ein absoluter Hingucker in dem Bücherregal und die Fotos in dem Buch machen einfach nur Spaß und Appetit! Ein Muss für alle Knoblauchfans und die, die es noch werden wollen!

Bewertung vom 21.09.2016
Lebensgeister
Yoshimoto, Banana

Lebensgeister


sehr gut

Unterhaltende Lebensgeister

Banana Yoshimoto hat einen beeindruckenden Schreibstil. Mit einer faszinierenden Leichtigkeit schreibt sie über sehr ernste Themen wie dem Tod. Dieser ist auch wieder das Leitthema in dem Roman "Lebensgeister".

Die Ich-Erzählerin Sayoko verliert bei einem schweren Verkehrsunfall ihren Geliebten. Danach versucht sie in ihr altes Leben zurückzufinden und muss einsehen, dass es niemals so wird wie es war. Im Gegenteil, sie beginnt Geister zu sehen, die sie aber nicht erschrecken, sondern helfen mit ihrem eigenen Leben ins reine zu kommen. Denn die reale und die "andere" Welt, liegen näher zusammen als gedacht. Durch diese neue Gabe, lernt Sayoko ihren neuen besten Freund Ataru kennen. Mit ihm schöpft sie neue Kraft und sieht ein, dass es viele Menschen mit ähnlichem Schicksal, wie des ihren gibt.

Das Buch "Lebensgeister" von Banana Yoshimoto lässt sich sehr einfach lesen und bezaubert mit einer Leichtigkeit, die die Schwere des Themas fast vergessen lässt. Ein gelungener Roman, der jedoch von dem Inhalt sehr an das Erstlingswerk "Kitchen" erinnert und deshalb für Yoshimoto-Fans nicht viel Neues birgt. Trotzdem ein wunderbarer Roman, den man durchaus lesen sollte

Bewertung vom 21.09.2016
Die unsterbliche Familie Salz
Kloeble, Christopher

Die unsterbliche Familie Salz


ausgezeichnet

Fesselnde Familiensaga


Die Geschichte der Familie Salz reicht von 1914 bis in die Zukunft das Jahr 2027. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Lola Salz, die in München geboren wird und ihre ersten Kinderjahre glücklich im Kreis ihrer Eltern zusammen mit ihrer kleineren Schwester Gretl in München erlebt. Nachdem der Vater einige Probleme in München angehäuft hat und ihre Tante Alli stirbt flüchtet die Familie Salz sozusagen nach Leipzig in den legendären Fürstenhof, ein prunkvolles Hotel, welches unter der Leitung von Herrn Salz zu neuem Ruhm gelangt. Leider beginnt hier nicht auch das Glück für Lola, im Gegenteil, ihre "Leidensgeschichte" findet hier nach der Erkrankung und Tod ihrer Mutter ihren Anfang. Mit viel Gefühl und sehr ergreifend werden nach den Jahren in Leipzig auch die Kriegsjahre geschildert, in denen Lola mit ihren Kindern durch ganz Deutschland flüchten muss und viel Ablehnung, aber auch Momente der Hoffnung erleben wird. Nach dem Krieg findet die
Fesselnde Familiensaga
Familie Salz leider auch keine Ruhe und verliert sich immer mehr. Die Geschichte der Familie Salz wird mit sehr viel Feingefühl von Christopher Klöble beschrieben. Vor allem machen die verschiedenen Erzählperspektiven der verschiedenen Familienmitglieder das Buch spannend. Es ist faszinierend, wie nah Menschen zusammenleben können und sich doch so fremd sind, dies ist ein Hauptthema in dem Buch. Für mich ist ein kleines Highlight des Buches, dass viele der Familienmitglieder eine Leidenschaft für Bücher und Literatur haben und die heilende Wirkung von Literatur eine immer wieder kehrende Stimmung der Geborgenheit erzeugt. Für mich ist dieses Werk durch und durch gelungen und eine wirklich spannende Reise durch die Zeit mit einer ganz speziellen Familie, die viele Geheimnisse birgt.

Bewertung vom 21.09.2016
Loney
Hurley, Andrew Michael

Loney


gut

Loney ist ein Ort an dem man nicht unbedingt sein will. Er liegt am Meer und scheint eher düster, als einladend zu sein. Trotzdem kommen die Mitglieder einer kleinen Kirchengemeinde jedes Jahr über Ostern hierher. Es ist eine Pilgerfahrt, die den stummen und etwas stumpfsinnigen Hanny von seiner Krankheit heilen soll. Sie gehen zu dem Schrein und hoffen auf ein Wunder. Doch Jahr um Jahr passiert nichts und die Pilgerfahrt wird vor allem für Hanny und seinen jüngeren sich aufopfernden Bruder Tonto zu einer Qual. Viel passiert in dem Buch nicht. Die mystischen Ansätze in der Geschichte versprechen viel, doch leider kommt dann nichts und man ist enttäuscht, da die Geschichte zu keiner Zeit Fahrt aufnimmt und langsam dahinschleppt.
Die einzigen Lichtblicke waren für mich die Konfrontationen zwischen dem neuen weltoffenen Pfarrer und der religiös fanatischen Mutter der beiden Brüder. In diesen Momenten knistert es und es wird ein wenig spannend, doch diese Momente gibt es leider nur selten.
Ich habe das Hörbuch gehört. Die Stimme des Erzählers ist sehr angenehm und passt zu dem Buch. Die Erzählgeschwindigkeit ist auch in Ordnung, nur leider wird in dem Buch öfter zwischen Vergangenheit, Gegenwart und den Erinnerungen gesprungen, so dass es für mich als Hörer manchmal schwer war zu wissen, in welchem Erzählstrang ich mich gerade befinde.