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de.Susi

Bewertungen

Insgesamt 432 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2020
Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt (eBook, ePUB)
Fohl, Dagmar

Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem das Deutsche Reich große Teile Mitteleuropas besetzt hatte, sahen die Flüchtlinge nur noch Zuflucht in Portugal. Jedoch wurde dazu ein portugiesisches Visum benötigt, um von Frankreich via Spanien nach Portugal ausreisen zu können. Aristides de Sousa Mendes ist zur Zeit dieser Flüchtlingswelle Generalkonsul in Bordeaux. Er widersetzt sich allen Anweisen des portugiesischen Ministerpräsidenten Salazar und stellt trotz anderslautender Anordnungen die dringend benötigten Visa aus. Darüber hinaus wies er ihm untergeordneten Beamten an, ebenfalls diese Visa auszustellen. Als Salazar davon erfuhr, enthob er Mendes seines Amtes. In dem darauffolgenden Disziplinarverfahren gelang es Mendes nicht sich zu rehabilitieren, was den sozialen Abstieg seiner Familie zur Folge hatte. Nach mehreren Schlaganfällen verstarb er verarmt 1954 in Portugal.
Dagmar Fohl gelingt es hervorragend, Mendes Beweggründe sowie die sich damit drastisch veränderten Lebensumstände darzulegen. Dabei bedient sie sich der Ich-Form, wodurch der Leser Mendes sehr nah kommt. So hervorzuheben wie Mendes Engagement bei der Unterstützung der Flüchtlinge war, umso leichtsinniger erscheint dies jedoch für ihn und vor allem seine große Familie. Manchmal hatte man den Eindruck, ein großes Kind tut nur das, was es will. Dies wird auch besonders in der Beziehung zu Andree deutlich. Das Angenehme mitnehmen, aber sich der Verantwortung nicht stellen. Für unzählige Flüchtlinge war jedoch aber genau dieses Nicht-Nachdenken über die Verantwortung der Rettungsanker.
Ein sehr lesenswertes Buch!

Bewertung vom 03.10.2020
Blutasche (eBook, ePUB)
Dawkins, Sage

Blutasche (eBook, ePUB)


sehr gut

Über das Land verstreut sterben junge Frauen während eines Brandes in ihrem Haus. Ein Zusammenhang ist zuerst nicht zu erkennen, bis dem Polizeianwärter Neil Unstimmigkeiten auffallen. Ein erneuter Fall ruft das MID auf den Plan und es offenbart sich Schreckliches. Die Taten werden im Darknet veröffentlicht und gegen Höchstgebote kann der perverse Zuschauer die Regie bestimmen…
Es ist von Vorteil, den Vorgängerband gelesen zu haben um die Zusammenhänge bzw. Beziehungen der Personen untereinander besser verstehen zu können.
Sage Dawkins versteht es auch in diesem Buch wieder hervorragend, den Leser auf falsche Fährten zu locken, die doch so überzeugend sind. Dadurch entfaltet sich ein Sog, der es unmöglich macht dieses Buch aus der Hand zu legen. Im Vergleich zu den Vorgängerbänden ist dies meiner Meinung nach aber der schwächste Band – deshalb empfehle ich „Blutasche“ mit soliden 4 Sternen.

Bewertung vom 03.10.2020
Das Buch Alice (eBook, ePUB)
Urbach, Karina

Das Buch Alice (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch behandelt neben Ausführungen zu der spannenden Lebensgeschichte der Familie Urbach auch die bisher eher unbeachtete Thematik des geistigen Diebstahls Werke jüdischer Autoren und gibt gleichzeitig tiefe Einblicke in das Schicksal jüdischer Menschen in Österreich.
Der Autorin Dr. Karina Urbach ist es wunderbar gelungen Erinnerungen und Zitate wie „aus einem Guss“ in einem flüssig zu lesenden Text zusammenzufassen. Dabei wird die Quelle der Zitate durch kleine Kopfnoten markiert und am Ende des Buches zusammengefasst.
Vieles im Buch war für mich sehr informativ und ergänzt damit unvollständige Kenntnisse.
Beeindruckend sind auch der unbeugsame Mut sowie die niedergeschrieben gestochen scharfen Beobachtungen. Eben diese Berichte ergänzen die Handlung und machen die Schilderungen sehr authentisch.
Abgerundet durch Übersicht zu den Quellen der Zitate, sowie Fotos und Karten ist es ein
lesenswertes Buch, welches ich sehr gern weiterempfehle!

Bewertung vom 03.10.2020
Winter der Hoffnung (eBook, ePUB)
Prange, Peter

Winter der Hoffnung (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich habe bereits länger mit den Büchern um die Familie Wolf von Peter Prange geliebäugelt und „Winter der Hoffnung“ ist der gelungene Auftakt dafür.
Der Krieg ist vorbei, doch die Menschen leiden weiter, an Kälte, an Hunger und an Armut. Obwohl die Familie Wolf durch ihre Firma recht gut situiert ist, teilen sie aus Solidarität freiwillig das Schicksal zigtausender, sie sparen an Heizmaterial und Lebensmittel: „Gemeinwohl vor Eigennutz“. Doch dies schützt die Familie genau so wenig vor der Enteignung, wie ihre humane, antinationalsozialistische Einstellung während der Nazi-Zeit.
Die drei Töchter der Familie, Ruth, Ulla und Gundel haben dagegen ganz andere Probleme. Als Ruths Mann, ein glühender Nazi, aus der Gefangenschaft zurückkehrt, kommt es durch ihn zum Bruch mit der Familie. Sowohl Ulla als auch Gundel knüpfen der Weile erste zarte Bande der Liebe, die nur allmählich die (noch existenten) gesellschaftlichen Grenzen durchbricht.
Wie ein roter Faden zieht sich Mutter Christels Gummibaum durch die Geschichte, den sie mit Hingabe hegt und pflegt. Anfänglich habe ich seine Bedeutung nicht ganz verstanden, aber er ist letztendlich DAS Symbol der Hoffnung in diesem Buch.
Peter Prange ist es hervorragend gelungen, neben Alltagssituationen die dadurch anfallenden Probleme und Schicksalsschläge, mit den Träumen der Jugend zu verknüpfen. Dadurch ist ein wunderbar zu lesendes Buch entstanden, das den Leser in der Zeit versetzt.
Dafür gebe ich gern eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Dieses Buch handelt vom Schicksal Fey, der Tochter Ullrich von Hassell, die aufgrund der Beteiligung ihres Vaters bei Anschlägen auf Hitler in Sippenhaft genommen wurde. Nach kurze Inhaftierung in Undine, verbrachte Fey zuerst im Arrest einige Zeit in ihrem Zuhause, dem Castello di Brazza, bevor sie gemeinsam mit anderen Sippenhäftlingen zu einer Irrfahrt durch Deutschland antrat und bei dem sich alle ihres Überlebens nicht sicher sein konnten.
Feys kleinen Kinder, Corrado und Roberto, wurden ihr entzogen, in Obhut der Nazis gegeben und sollten unter anderem Namen zur Adoption freigegeben werden.
Catherine Bailey ist es hervorragend gelungen, ausführlich und unter Zuhilfenahme von Tagebucheinträgen sowie Erinnerungen an das zermürbende und nervenzerreißende Hin- und Herschicken, das Hoffen und Bangen der Sippenhäftlinge zu beschreiben. Für mich ist es erstaunlich, wie gut diese Irrfahrt zu den einzelnen Stationen nachvollziehbar angeführt werden, denn beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, diesbezüglich schon längst den Überblick verloren zu haben. Beeindruckend sind auch der unbeugsame Mut sowie die niedergeschrieben gestochen scharfen Beobachtungen dieser Gefangenen. Eben diese Berichte ergänzen die Handlung und machen die Schilderungen sehr authentisch.
Vieles im Buch ist für mich sehr informativ und ergänzt damit unvollständige Kenntnisse. Sicher ist Stauffenberg mit der bekannteste aus der Gruppe der Widerständler, genaueres, explizit auch zu Ullrich von Hassel, war mir bisher jedoch unbekannt. Gleiches gilt für den erfolgreichen Ausgang hindernden Umstände die in die Überlegungen bzw. Vorbereitungen einzubeziehen waren.
Abgerundet durch Übersicht zu den Quellen der Zitate, sowie Fotos und Karten ist es ein
lesenswertes Buch, welches ich sehr gern weiterempfehle!

Bewertung vom 29.09.2020
Mädchengrab
White, Loreth A.

Mädchengrab


sehr gut

Bei einem geführten Angelausflug in den Wäldern der kanadischen Westküste verunglückte die junge Jasmine tödlich; erst 24 Jahre später wird im angrenzenden Wald ihr Skelett gefunden. Ihrer Urgroßmutter, Richterin des Supreme Courts im Ruhestand, Jilly Monaghan, lässt das Ganze keine Ruhe und sie beauftragt die unehrenhaft entlassene Polizistin Angelica „Angie“ Pallorino in Erfahrung zu bringen, was damals wirklich geschah.
Angie hat neben ihrem Jobverlust und dem Versuch sich mit Detektivarbeit die erforderlichen Stunden für die eigene Lizenz zu erarbeiten, jedoch auch genug weitere eigene Baustellen. In ihrer Beziehung zu Maddocks ist sie unsicher; ein eigenes erlebtes Trauma macht ihr sehr schwer zu schaffen. Als sie diesen Auftrag annimmt, ahnt sie noch nicht, was für schreckliche Geheimnisse und Wahrheiten sie erwarten – aber auch wieviel sie dabei für ihr eigenes Leben klären kann…
Loreth Anne White gelingt es hervorragend, mit dem wahren Bild von Jasmine Szenarien aufzuzeichnen, die mehreren Menschen Grund gaben, sie zu hassen. Immer deutlicher wird aber auch, dass diejenigen, die etwas wissen, dies für immer zu verbergen versuchen. Das Bild einer zwangsläufig eingeschworenen Gemeinschaft, die gegen jegliche Einflüsse von außen immun ist. Stück für Stück ergibt sich dann ein Bild, ein vermutliches Ende – aber war es das wirklich? Auch wenn einige Zufälle im Buch doch etwas übertrieben wirken und Angies Unentschlossenheit bzw. Unentschiedenheit mitunter zu viel des Guten sind, sorgt eben dieses „doppelte“ Ende für einen gelungenen Abschluss, bei dem keine Fragen offenbleiben.
Solide 4 Sterne für dieses Buch.

Bewertung vom 28.09.2020
ROMY (eBook, ePUB)
Kern, Isabella Maria

ROMY (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als Richard geboren wurde, war die tolerante Betrachtung des Geschlechtes mit allen Zwischenvarianten noch nicht so etabliert wie heutzutage. Er wird in dem kleinen Dorf, wo nichts peinlicher ist als andersartig zu sein, als Junge aufgezogen, explizit noch mit Hormonen zur Unterstützung behandelt. Doch er fühlt sich immer schon anders, wird von den Jungs dafür gehänselt und ist immer Opfer. Opfer anderer sowie seiner eigenen Gefühle und Gedanken.
Eher zufällig erfährt er im Alter von 28 Jahren, dass er mit einer Gebärmutter und Eierstöcken weibliche Geschlechtsmerkmale besitzt. Die Entscheidung zukünftig als Frau zu leben, mit der geschlechtsangleichenden Operation erscheint ihm/ihr als DIE erhoffte Lösung. Die Enttäuschung ist umso größer, das damit nicht sofort alles gut ist.
Isabella Maria Kern zeichnet sehr einfühlsam in diesem berührenden Buch Richards/Romys schweren Weg der gesamtheitlichen Entwicklung zur Frau. Ein sehr langer Prozess, für den sich Romy allerdings als viel zu ungeduldig erweist. Hochjauchzen und zu-Tote-betrübt wechseln sich ständig ab und belasten damit nicht nur Romy, sondern auch Isabella sehr. Es gelingt einfach nicht, die sich immer wieder wiederholenden Gedankenkreise und Gespräche zu durchbrechen: Romy möchte besser und weiblicher als alle Frauen sein – einfach die perfekte Frau…
Sehr beeindruckt hat mich von Beginn an, wie viel Gefühl mit so viel berührender Inhalt in diesem Buch steckt. Bereits ab den ersten Seiten fühlt und leidet man mit beiden mit.
Und auch wenn das Buch in erster Linie von „Romy“ handelt, wird sehr deutlich, welch sensibler Mensch Isabella ist und wie glücklich sich Romy schätzen darf, sie auf ihrem schwierigen Weg zur Seite gewusst zu haben. Einfach ein gelungenes Buch um ein tragisches Thema! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.09.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


gut

Dieses Buch gliedert sich in drei Teile, die jeweils die Lebensgeschichte der drei Generationen Leonore, Paul sowie Jan und Sarah umfassen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Betrachtung von Heimat und deren Verlust.
Während Leonore als aus Ostpreußen Vertriebene in dem Wald des kleinen Ortes, wo sie letztendlich landete Zuflucht findet, erfährt ihr Sohn Paul diesen Verlust durch den sich nahenden Braunkohletagebau. Seine Kinder, Jan und Sarah, wiederrum stehen sich schließlich als Gegner in der Thematik Hambacher Forst gegenüber.
Das wunderbar gestaltete Cover machte mich zusammen mit dem treffenden Titel und der Inhaltsbeschreibung auf dieses Buch aufmerksam. Voller (Vor)Freude stürzte ich mich ins Lesen. Leider wurde ich mit dem Buch erst nicht so ganz warm. Obwohl im Vorwort angekündigt ist es gerade das Unaufgeregte, mit dem Andreas Wagner diese Familiengeschichte erzählt, die dem Ganzen an Farbe fehlen lässt. Vor allem im ersten Teil, der Leonores Geschichte erzählt, steht für mich zu viel Spirituelles und Unrealistisches (z.B. Leonores „Samenraub“) im Raum.
Der zweite Teil um Paul liest sich dagegen schon deutlich besser, auch wenn er als Person relativ farblos bleibt. Lediglich bei der Entscheidung zur Umsiedlung zeigt er mit seiner Ablehnung zum Verkauf Charakter, lässt sich letztlich aber doch noch kaufen.
Mit Sarah und Jan gelingt der Sprung, der sowohl mit der Sprache als mit dem Geschehen in die Gegenwart und zum überraschenden Schluss führt. Durch Leonores Schilderungen (sowie Gedanken) an Sarah schließt sich letztendlich auch ihr Lebenskreis.
Alles in allem ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken des Umgangs mit der Natur anregt. Und dennoch bleibt ein Gefühl zurück, das vieles nur angerissen und undeutlich bleibt.

Bewertung vom 28.09.2020
Die Unschärfe der Welt
Wolff, Iris

Die Unschärfe der Welt


weniger gut

Mit großer Erwartung, da für den „Deutschen Buchpreis 2020“ nominiert, bin ich in dieses Buch gestartet. Allerdings ließ es mich nach dem Lesen etwas ratlos zurück und erst nach und nach konnte ich mir dazu eine Meinung bilden. Der Titel ist sinngebend, denn alles Personenbezogene wird mit einer gewissen Unschärfe betrachtet, die durch bildhafte Beschreibungen von allem anderen kompensiert wird. Es sind schlichte, einfache Sätze, durch die mit sehr viel Wucht die Schilderungen lebendig werden. Dennoch ist jedes Wort wichtig ist, um Zusammenhänge erfassen zu können. Gesellschaftliches und Politisches wird, durchaus kritisch betrachtet, knapp angedeutet und es obliegt dem Leser sich Gedanken dazu zu machen. Damit lässt das Buch etwas zu viel Raum für Nichtgesagtes.
„Die Unschärfe der Welt“ ist nicht schlecht geschrieben und ließ sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch ganz gut lesen. Trotzdem konnte mich dieses Buch letztendlich nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 23.09.2020
Seelengefährten auf vier Pfoten
Staffa, Wilma;Seul, Shirley M.

Seelengefährten auf vier Pfoten


ausgezeichnet

Die – ursprünglich – klassisch praktizierende Tierärztin Wilma Staffa schildert in diesem Buch ihre Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Anwendung naturheilkundlicher sowie gesamtheitlicher Betrachtungen der Behandlung sowie mögliche Zusammenhänge mit Problemen, die eigentlich beim Menschen zu suchen sind. Mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis versucht sie dem Leser bewusst zu machen, dass das Haustier mitunter hier als „Sprachrohr“ für den Menschen agiert.
Das Buch liest sich sehr flüssig und gut; alles ist sehr verständlich erklärt und nachvollziehbar, ohne dabei zu „trocken“ zu wirken. Für meine Begriffe wird jedoch den Überlegungen zu dem „natürlichen Gang des Lebens“ bzw. im Gegensatz dazu des Einschläferns zu viel Raum eingeräumt. Allerdings ist dies sicher Ansichtssache.
Sehr schmunzeln musste ich (als Sächsin) über die sächsischen Passagen. In diesem Zusammenhang möchte ich die „Übersetzung“ ins Hochdeutsche hervorheben. Oft liest man in Büchern Dialekte oder Mundarten, deren Zusammenhang sich für Außenstehende nicht immer erschließt. Dies ist das erste Buch, wo mir das so gelungen aufgefallen ist.
Im Ganzen ein sehr kurzweilig zu lesendes Buch mit vielen Denkimpulsen, was ich gern weiterempfehle.