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Ele
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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

Für immer ist die längste Zeit, Familienroman von Abby Fabiaschi, 368 Seiten erschienen bei Fischer Krüger.
Ein unvergesslicher, emotionaler und tröstender Roman über den Tod einer Mutter und die Gefühle ihrer Familie in der ersten Zeit danach.
Madelines Leben ist zu Ende. Sie ist mitten aus dem Leben und dem ihrer Familienangehörigen gerissen worden als sie eines Tages vom Dach der Bibliothek stürzt. War es Selbstmord? Maddy kann von da, wo immer sie jetzt auch ist, auf ihre Lieben herabsehen. Ihre Möglichkeiten in das Schicksal ihres Mannes Brady und ihrer Tochter Eve einzugreifen sind beschränkt. Mit der Liebe, dem Lachen und den Gedanken die sie sendet, versucht sie eine liebevolle Frau und Mutter für die Beiden zu finden. Doch Maddy spürt dass sie sich allmählich immer weiter von den Beiden entfernt, ihre Zeit wird knapp.
Das vorliegende Werk ist in 17 Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel teilt sich in drei Teile, abwechselnd jeweils aus der Sicht der Hauptfiguren und in der Ich-Form geschrieben. Dies ist eine gute Idee der Autorin um aufzuzeigen, wie Trauer, Unbegreifen und Schuldgefühle von den jeweiligen Personen empfunden werden, das hat mir außerordentlich gut gefallen. Durch Situationskomik und lebendige Dialoge und auch Sequenzen tiefster Traurigkeit, zeigt Abby Fabiaschi die ganze Skala der Gefühle auf. Einfühlsam erzählt die Verfasserin, wie sich der Ehemann Vorwürfe macht, dass er nie gemerkt hat, wie unglücklich seine Frau in dieser Ehe war und hadert mit seinen vermeintlichen Fehlern. Aber auch Eve sucht die Schuld an diesem Suizid bei sich. War sie immer nur auf ihr persönliches Wohl bedacht? Warum hat sie ihrer Mutter niemals ihre Liebe gezeigt? Ein Brief in Schreibschrift gedruckt, die Tagebucheintragungen von Maddy kursiv und ihre Lebensweisheiten in anderer Schrift und grau unterlegt verdeutlichen diese besonderen Textstellen sehr auffällig. Häufig musste ich laut lachen und Minuten später konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich kann aus diesem Buch sehr viele Lebensweisheiten mitnehmen und habe auch öfters an den Tod meiner eigenen Mutter denken müssen. Besonders gefallen hat mir ein Zitat auf S. 339: „ Als Eve kam, entdeckte ich, dass Liebe Stufen hat und das die Mutterschaft der Gipfel ist“. Auch ein Zitat von Seite 171 habe ich mir aufgeschrieben: „Wir kommen nicht allwissend auf die Welt.“
Die Charaktere handelten alle pausibel und ich konnte ihre Worte, Gedanken und Taten zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen. Die Figuren machen ausnahmslos eine positive charakterliche Veränderung durch. Ich konnte der Geschichte zu jeder Zeit folgen. Am Ende gibt es durch eine überraschende Wendung auch noch eine Erklärung für Madelines Tod. Mir hat es gefallen, dass im Epilog die Lebenssituationen der einzelnen Personen erläutert werden. Es bleiben somit keine offenen Fragen übrig.
Ich habe den Roman an einem Tag weggelesen, es gab keine Stelle an dem ich das Buch einmal aus der Hand hätte legen können. Ich habe gelacht und geweint und mich hervorragend unterhalten.
Ich kann mir auch vorstellen, dass dies eine geeignete Lektüre für Menschen wäre, die einen lieben Angehörigen verloren haben, ich persönlich konnte viele tröstende Gedanken in mein eigenes Leben mitnehmen. Eine wunderschöne Geschichte.
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung und gerne gegebene 5 Lesesterne.

Bewertung vom 24.04.2018
Hologrammatica
Hillenbrand, Tom

Hologrammatica


gut

Galahad Singh ist ein Quästor, ein Privatdetektiv aus der Zukunft. Er bekommt den Auftrag die verschwundene Computerexpertin Juliette Perotte zu suchen. In diesem Werk wird dem Leser, in vom Autor neugeschaffenen Worten, aufgezeigt, wie sich die Gesellschaft und die technischen Möglichkeiten im Jahr 2088 verändert haben könnten. Ich habe mich mit den technischen Details bei der Lektüre wirklich sehr schwer getan. Deshalb habe ich auch sehr lange gebraucht um das Buch zu lesen. Immer wieder musste ich es aus der Hand legen um ein paar Tage später weiterzulesen, es konnte mich also leider nicht fesseln. Obwohl die Technik des „Mind Uploadings“ wobei die Daten des menschlichen Gehirns gespeichert und in andere „Gefäße“ also Körper hochgeladen wird, sehr interessant und verständlich erklärt wurde. Immer wieder musste ich auf das Glossar am Ende des Buches zurückgreifen. Gefallen hat mir die Scheinwelt, die in der Zukunft auf alles überlagert wird. Sogenannte Hologramme verändern die Menschen und die Umwelt so, wie sie idealerweise sein sollten und nicht wie sie wirklich sind. Bei den Ermittlungen in diesem Fall, merkt Singh bald, dass er es mit einem sehr mächtigen Gegner zu tun hat, könnte es sich sogar um eine künstliche Intelligenz handeln? Tom Hillenbrand ist hier ein genreübergreifender Roman gelungen, Science Ficton, Thriller, Dystopie und eine gesellschaftskritische Satire werden gekonnt zu einem Gesamtwerk verwoben. Leider bin ich wohl dafür nicht der geeignete Leser gewesen. Spannende Abschnitte, wechselten mit langatmigen Szenen, die mich von der Suche nach der Zielperson ablenkten. Im letzten Teil hatte ich Mühe dem Geschehen zu folgen, konnte die Handlung der Charaktere nicht mehr nachvollziehen. Auch die darin enthaltene Suche nach seinem vermissten Bruder und der Umgang mit diversen Ex-Lovern und seinem Vater lenkten mich von der eigentlichen Geschichte ab. Beim Cover hatte ich echte Probleme weil mir bei längerer Betrachtung das Muster völlig vor den Augen verschwamm.
Für Leser die sich für den technischen Fortschritt begeistern und dazu noch einen spektakulären Thriller lesen wollen, ist dieses Buch geeignet. Von mir hierfür gutgemeinte 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.04.2018
Tiefer denn die Hölle / Martin Bauer Bd.2
Gallert, Peter;Reiter, Jörg

Tiefer denn die Hölle / Martin Bauer Bd.2


ausgezeichnet

Tiefer denn die Hölle, Krimi von Jörg Reiter und Peter Gallert, 400 Seiten, erschienen im Ullstein –Verlag.
2. Fall für den Polizeiseelsorger Martin Bauer und die Hauptkommissarin Verena Dohr, geschrieben vom Autorenduo Reiter & Gallert, die bekannt durch ihre erfolgreichen Drehbücher sind.
In einem stillgelegten Bergwerk wird eine teilverweste und mit Honig übergossene Leiche gefunden. Polizeidekan Rüdiger Vaals erleidet beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt. Sein evangelischer Amtskollege Bauer begleitet ihm im Notarztwagen in die Klinik. Vaals bittet ihn, einen gewissen Mann zu finden. Immer mehr Parallelen zu mysteriösen Frauenmorden zeichnen sich ab. Martin Bauer und Verena Dohr ermitteln wieder zusammen. Was hat der Dekan mit diesen Morden zu tun? Und können die beiden den Fall, der weit in die Vergangenheit zurückführt gemeinsam lösen?
Reiter und Gallert haben es wieder geschafft, mich hervorragend zu unterhalten. An zwei kurzweiligen Nachmittagen hatte ich den Krimi gelesen, habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt. 57 knackige Kapitel in genau der richtigen Länge, unterbrochen von kursiv gedruckten Briefen eines verzweifelten Kindes an seine verschwundene Mutter. Die Kapitelzahlen am Kopfende sind fett gedruckt und damit deutlich hervorgehoben. Am Kapitelanfang ist der Wochentag angegeben deshalb konnte ich mich in den Zeitabschnitten perfekt zurechtfinden. Verfasst im auktorialen Erzählstil, mit wortgewaltigen starken Dialogen, die handelnden Charaktere und das Setting sehr bildhaft beschrieben, schaffte das Autorenduo es bravourös Kino in meinem Kopf entstehen zu lassen. Man merkt einfach, dass die beiden auch Drehbuchautoren sind. An den passenden Stellen werden Bibelworte zitiert, die genauen Stellen sind als Fußnoten noch einmal aufgeführt. Durch die Verwendung einzelner Wörter im „Kumpeljargon“ fühlte ich mich immer ganz nah am Geschehen. Wieder einmal hat mich der Roman zu weiteren Recherchen im Internet angeregt. Diesmal hatte mich die Dahlbuschbombe neugierig gemacht. Für diesen Krimi haben die Autoren erneut umfassende Recherchearbeit geleistet.
Die handelnden Charaktere agieren glaubwürdig und nachvollziehbar, der plausiblen Story konnte ich zu jeder Zeit folgen. Für mich war es einfach, schon auf den ersten Seiten mitten drin im Geschehen zu sein, da ich den Vorgängerband ebenfalls gelesen habe. Die privaten und auch kollegialen Schwierigkeiten der Figuren machten sie nur noch sympathischer, ja menschlicher. Dafür kann ich dem Autorenduo nur uneingeschränktes Lob zollen. Dohr und Bauer sind wirklich ein gutes Team und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, den beiden beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Unsympathisch fand ich den Kollegen Karman, Verenas Retourkutsche hat mich besonders amüsiert, das hätte ruhig noch deutlicher ausfallen können. Der Spannungsbogen, der auf den ersten Seiten schon hoch beginnt, kann sich tatsächlich bis zum Schluss halten. Obwohl man ständig ahnt, wer hinter den Taten stecken könnte kommt die genaue Aufklärung am Ende doch noch sehr überraschend, auch welche Rolle Ute Hartwig im vorliegenden Fall spielt. Ich fand diesen Teil noch besser als den Auftaktband und bin gespannt ob Gallert und Reiter sich in der nächsten Folge noch weiter steigern können. Neugierig bin ich natürlich auch, wie es im Privatleben der beiden Hauptfiguren weitergeht. Auch hier ist noch längst nicht das Ende in Sicht. Eine umfassende Leseempfehlung meinerseits und wohlverdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2018
Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen
Bardugo, Leigh

Wonder Woman - Kriegerin der Amazonen


sehr gut

Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen, Jugend- Fantasyroman von Leigh Bardugo, 448 Seiten, erschienen bei dtv junior.
Auftaktband zur Superheldenreihe aus dem DC Comics Universum.
Diana hat es schwer sich unter den Amazonen zu behaupten. Sie wurde nicht in einem heldenhaften Kampf getötet und durfte deswegen als eine Kriegerin der Amazonen auf der Insel Themyscira leben. Sondern sie ist die Tochter der Königin Hippolyta, aus deren Willen geschaffen, aus Lehm geformt, auf der Insel „geboren“, nicht dorthin entrückt. Deshalb nehmen sie viele ihrer „Schwestern“ nicht ernst. Sich selbst, ihren Gefährtinnen und vor allem ihrer Mutter will sie beweisen, dass sie als Amazone ebenbürtig ist. Diana nimmt an den Festspielen teil und will das Rennen gegen die schnellsten Läuferinnen der Insel gewinnen. Während des Laufs rettet sie Alia, ein gleichaltriges menschliches Mädchen deren Bestimmung es ist, Krieg über die Menschheit zu bringen, vor dem Ertrinken. Doch die Welt der Amazonen gerät dadurch ins Ungleichgewicht. Vom Orakel erfährt sie, dass sie mit ihrem Schützling, die Insel verlassen muss. Sie flieht mit Alia nach New York und lernt die Gefahren der menschlichen Welt kennen. Mit Alias Bruder Jason und ihren Freunden Nim und Theo machen sie sich auf den Weg. Können sie die Menschheit, trotz aller Hindernisse vor dem drohenden Krieg bewahren?
Obwohl Fantasy-Stories nicht zu meinen bevorzugten Genres gehören, hat mir dieser Roman gut gefallen. Die eindrucksvolle Welt die Bardugo im auktorialen Erzählstil geschaffen hat, ist faszinierend. Ich war von der ersten Seite an dabei und wollte das Buch nur ungerne aus der Hand legen, war total in der Handlung versunken. Die Spannung beginnt sofort und bleibt bei einem nervenaufreibenden Wettlauf gegen die Zeit bis zum Ende hoch. Denn die Wegbegleiter der Freunde waren Eris, die Göttin der Zwietracht, sowie Phobos und Daimos die Dämonen von Furcht und Schrecken. Die erlösende finale Wendung ergab sich erst, als schon alles verloren schien. Actionreiche Szenen, witzige schlagfertige Dialoge, emotional Szenen alles vorhanden und nebenbei kann der interessierte Leser auch noch einiges aus der griechischen Mythologie erfahren. Da es sich um eine Fantasy-Erzählung handelt hat es mich auch nicht gestört, dass die Handlungen der Charaktere nicht immer authentisch sind. Trotzdem fand ich die Protagonistin und ihre Weggefährten sehr sympathisch, jeder für sich ein toll ausgearbeiteter Charakter und sehr glaubhaft. Die Verbindung von griechischer Götterwelt und moderner Gegenwart ist der Autorin bestens gelungen. Es würde mir gut gefallen, wenn noch mehrere Fortsetzungen „Wonder-Woman von ihr zu erwarten wären. Die nächsten Bücher dieser Reihe jeweils von einem andern Autor und einem anderen Superhelden aus dem DC Universum werde ich trotzdem nicht weiter verfolgen, da ich absolut kein Superhelden - Fan bin. Leseempfehlung nicht nur für Jugendliche und verdiente 4 Lesesterne.

Bewertung vom 05.04.2018
Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3


sehr gut

Spreewaldrache, Kriminalroman von Christiane Dieckerhoff, 304 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Der 3. Fall für die Ermittlerin Klaudia Wagner.
Es beginnt mit dem „Wursten“ ein Schlachtfest der Ermittler als teambildende Maßnahme. Die Kollegen sind fast „erleichtert“ als auf einer Insel im Spreewald ein junger Mann schwerverletzt aufgefunden wird. Kurze Zeit später entdeckt man einen toten Obdachlosen in einer nahegelegenen Datsche. Klaudia Wagner und ihr Team ermitteln und stoßen schon bald auf eine langjährige Fehde zwischen den Lübbenauer Fährleuten. Schon 20 Jahre zuvor gab es einen tödlichen Unfall, in den die rivalisierenden Familien verwickelt waren. Handelte es sich damals schon um Mord und haben die aktuellen Todesfälle etwas damit zu tun?
Der 3. Spreewaldkrimi hat mir gut gefallen. 78 kurze knackige Kapitel, bildhafter Erzählstil, muntere lebhafte Dialoge, geschrieben in auktorialer Erzählweise, haben mir 2 unterhaltsame Lesenachmittage beschert. Christiane Dieckerhoff erzählt diesen Krimi in zwei Erzählsträngen und zwei Zeitebenen. In die Rahmenhandlung sind kurze Rückblicke ins Jahr 1993 eingefügt. Da ich die beiden Vorgängerbücher gelesen habe, fiel mir der Start in den vorliegenden Krimi leicht, das „Wiedersehen“ mit Thang, Wiebke, PH und Demel hat mir viel Spaß gemacht. Die agierenden Personen waren gut beschrieben Ihr Handeln war meist nachvollziehbar. Die Protagonistin Klaudia Wagner ist eine tolle Frau und eine hervorragende Ermittlerin, mittlerweile ist sie im Spreewald „angekommen“, trotz mangelnder Personaldichte und familiärer Probleme hat sie alles im Griff, sogar ihre körperlichen Defizite waren erfrischender Weise nur noch Nebensache. Die äußerst bildhaft geschilderte Atmosphäre im Spreewald prägt den Charakter der handelnden Figuren, was mich in jedem Band aufs Neue fasziniert. Was mir im aktuellen Teil nicht so gefallen hat, dass ich am Anfang sehr schwer in den Fall per se hineingekommen bin. Vor allem bei den Frauen, die immer nur als „Sie“ bezeichnet werden hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten auseinanderzuhalten ob es sich um Mandy oder Jana handelte, ebenso die komplizierten verwandtschaftlichen Beziehungen. Dadurch hatte ich ständig das Gefühl etwas zu verpassen. Als dann immer mehr Tatsachen zutage kommen, klärt sich die Lage, ab da kommt die Geschichte so richtig in Fahrt. Die letzten 50 Seiten waren an Spannung nicht mehr zu übertreffen. Leider ließ das Ende für meinen Geschmack zu viele Fragen offen. Der Cliffhanger ganz am Ende hat mich ein wenig geärgert, bis zum evtl. nächsten Band dauert es sicher wieder ein ganzes Jahr, und an den letzten Satz des Epilogs kann ich mich dann gewiss nicht mehr erinnern. Insgesamt fand ich, den 3. Teil der Spreewald-Reihe als den bisher schwächsten der Serie. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir und knappe 4 Sterne.

Bewertung vom 03.04.2018
Eine Liebe in Apulien
Grementieri, Sabrina

Eine Liebe in Apulien


sehr gut

Eine Liebe in Apulien, Liebesroman von Sabrina Grementieri, 352 Seiten, erschienen im Mira-Taschenbuch-Verlag.
Romantischer Liebesroman mit spannenden Krimielementen in südländischer Kulisse.
Als ihre Großmutter stirbt erbt Viola überraschenderweise einen alten Gutshof in Süditalien. Das Gut ist jedoch ziemlich heruntergekommen und so macht sich Viola daran das alte Anwesen herzurichten und zu einem Urlaubsdomizil umzubauen. Bei den Umbauarbeiten lernt sie Aris kennen und verliebt sich in ihn. Aris jedoch ist mit Sara verlobt, die nach einem gemeinsamen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Schon bald verbindet Viola und Aris eine aussichtslose Liebe. Dazu kommt, dass Violas Renovierungsarbeiten von Sabotageakten gestört werden. Dann findet Viola einen Brief ihrer Großmutter verbunden mit einer Aufgabe, kann Viola ihr Glück in Apulien finden?
Dieser Roman hat mich sehr gut unterhalten. Romantik, Spannung und Emotionen. Also alles vorhanden, was das Herz begehrt. Eingeteilt in 70 überschaubare Kapitel. Verfasst im auktorialen Stil, mit einem durchgehenden Erzählstrang, haben mir es sehr schwer gemacht das Buch aus der Hand zu legen. Selten habe ich einen Roman gelesen, in dem die Personen und auch das Setting in so bildhafter Sprache beschrieben wurden. Man kann sich die geschriebenen Szenen mühelos vorstellen und ist sich stets bewusst, dass sich die Handlung in Süditalien zuträgt. Sabrina Grementieri hat es gekonnt verstanden, mich in Gedanken an die Orte des Geschehens zu versetzen und Lust darauf gemacht, einmal selbst dorthin zu reisen. Die Landschaft prägt den Charakter der beteiligten Figuren. Deren Handlungen durchgehend plausibel beschrieben wurden und stets nachvollziehbar waren. Sehr einfühlsam erzählt die Autorin auch die aussichtslose Liebe zwischen der Protagonistin und Aris und auch ihre Beziehung zu Nico, einem ganz „besonderen“, liebenswerten Jungen. Obwohl dies nie genau thematisiert wurde vermute ich, dass es sich bei ihm um ein Asperger-Kind handelt. Während der Lektüre habe ich des Öfteren die Luft angehalten, weil die Spannung unerträglich hoch wurde, ich habe regelrecht mit gerätselt wer wohl für die mysteriösen Sabotageakte verantwortlich war. Die Geschichte enthält mehrere unvorhersehbare Wendungen, die mich bis zur letzten Seite überraschen konnten. Neben der Protagonistin und auch Nico hatte ich Aris und seinen Freund Ezio sehr liebgewonnen. Beide waren äußerst interessante Charaktere. Am wenigsten mochte ich Sara, die Freundin von Aris die ich am Anfang, aus Mitleid, sogar verstehen konnte, bis sie sich sozusagen als intrigantes Biest „entpuppt“ hat. Auch blieb mir Carmela immer etwas suspekt. Zum Schluss hätte ich gerne noch ein wenig Erzählung mehr gehabt, denn die Geschichte endet ziemlich abrupt. So hat sich der Roman in Windeseile lesen lassen, mit der Hoffnung, dass am Ende alles „gut“ wird.
Sehr zu empfehlen als locker leichte Urlaubslektüre. Von mir dafür gerne gegebene 4 Sterne

Bewertung vom 23.03.2018
Der Reisende
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


sehr gut

Der Reisende, Roman von Ulrich Alexander Boschwitz, 304 Seiten, erschienen bei Klett-Cotta.
Eine Erzählung über den jüdischen Geschäftsmann Otto Silbermann, der zuerst sein Hab und Gut, dann seine Würde und am Ende seinen Verstand verliert.
Vorliegender Roman wurde schon 1938 verfasst, als die Verfolgung der Juden im Dritten Reich gerade begann. Der Autor zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt schrieb diesen Roman in wenigen Wochen und nachdem er selber schon geflüchtet war. In den 60er Jahren gelangte das Manuskript nach Frankfurt ins Exilarchiv der deutschen Nationalbibliothek. Erst jetzt, 80 Jahre nach seiner Fertigstellung wurde diesem beeindruckenden Werk die Form gegeben, die ihm gebührt. (Aus editorische Notiz)
Das Buch gliedert sich in 11 überschaubare Kapitel, im auktorialen Erzählstil verfasst. Schon auf den ersten Seiten wurde ich von diesem Text derart gefesselt, dass ich dieses Buch nur in einem Zug lesen konnte. Schon auf den ersten Seiten beginnt es sehr spannend. Der Protagonist Silbermann, versucht an den Geschäftsmann Becker, ein Haus zu verkaufen. Die verzweifelten Versuche noch wenigstens die Immobilie, letztendlich zwar weit unter Wert, zu veräußern, werden vom Erscheinen eines SA-Schlägertrupps im Zuge der Reichsprogromnacht zunichte gemacht. Silbermann kann fliehen und muss seine Frau zurücklassen. Die beiden haben es versäumt rechtzeitig zu ihrem Sohn nach Frankreich zu flüchten. Sehr viele interessante Dialoge und auch Monologe machen die Geschichte äußerst lebendig. Besonders die Monologe die der Protagonist in Gedanken führt, zeigen auf, wie sich Silbermann innerhalb einer Woche verändert. Verraten von Freunden, Verwandten und Geschäftspartnern fühlt er sich nur noch in Zügen sicher und reist quer durch Deutschland. Von seinem Teilhaber erhält er noch eine größere Geldsumme, die er fortan in einer Aktenmappe mit sich trägt. Als er auch noch um seine letzte Hoffnung gebracht wird, erkennt Silbermann, dass er von nun ab, zum Staatsfeind Nr.1 geworden ist.
Dieses Buch hat mich erschüttert. Vor allem, dadurch, dass es von einem 23Jährigen auf so eine „reife Art“ geschrieben werden konnte. Obwohl es sich hier wirklich um ein ernstes Thema handelt, empfand ich den Schreibstil als fesselnd, unterhaltsam und leicht zu lesen. Am Ende des Buches sind noch wichtige Informationen des Herausgebers angeführt die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Leider finde ich, dass im Klappentext zu viel vom Plot verraten wird. Gerne hätte ich auch gewusst wie Silbermanns „Geschichte“ endet, mir fehlt sozusagen der Schluss der Geschichte.
Da es sich bei vorliegendem Werk um eine etwas anders erzählte Perspektive der Thematik handelt finde ich dieses Buch auch als Schullektüre geeignet. Auf jeden Fall gebe ich eine Leseempfehlung und verdiente 4 Sterne.

Bewertung vom 21.03.2018
Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2
Lunde, Maja

Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2


ausgezeichnet

Die Geschichte des Wassers, Roman von Maja Lunde, 480 Seiten, erschienen im btbVerlag.
Zweiter Teil des literarischen Klima-Quartetts, das sich mit den Folgen des menschlichen Handelns für die Natur beschäftigt.
Lunde erzählt auch die Geschichte des Wassers, wieder in zwei Zeitebenen und zwei nebeneinanderlaufenden Erzählsträngen.
In der Geschichte geht es um Wasser und den Konflikt darum. Der dystopische Teil spielt in Südeuropa 2041, wo fünf Jahre hintereinander Dürre und schreckliche Waldbrände herrschen. Dort treffen wir einen jungen Vater, der mit seiner kleinen Tochter auf der Flucht ist. Sie haben Mutter bzw. Frau und Bruder /Sohn bei einem Feuer verloren und versuchen, sie zu finden. In einem Flüchtlingslager kommen beiden unter. Trinkwasser ist mittlerweile das höchste Gut.
Parallel dazu im Jahr 2017 begegnet man Signe, die fast 70 Jahre alt ist. Sie ist in einem Dorf an der Westküste Norwegens aufgewachsen und kehrt dorthin zurück, weil aus dem Gletscher dort Eis gewonnen werden soll. Diesen Gletscher liebt sie seit ihrer Kindheit und deswegen will sie seine „Ausbeutung“ verhindern. Wie verbinden sich beide Stränge der Erzählung?
Die handelnden Personen sind gut beschrieben und handelten durchgehend nachvollziehbar. Der Erzählung konnte ich zu jeder Zeit folgen. Die Kapitel sind abwechslungsweise im personellen Stil aus der Sicht Davids und Signe geschrieben. Am Ende jedes Kapitels ist die Spannung hoch, was mich dazu veranlasste, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können. Das Erscheinen des Namens der erzählenden Person, am Fuß der Seite, ist sehr hilfreich um den Überblick zu behalten.
Durch auffallend lebendige Dialoge und, der ihr eigenen bildhaft beschreibenden Sprache hat es die Autorin geschafft, dass ich mich bei der Lektüre hervorragend unterhalten habe. Solche Sätze wie: „…und nichts kann hässlicher werden als etwas, das einmal schön war.“ (S. 100) faszinierten mich. Der Gegenwartsstrang um David und Lou war für mich unterhaltsamer. Die Person Signe und ihre Aktionen blieben mir eher fremd. Am Ende ist es Maja Lunde auch gekonnt gelungen, die beiden Stränge für mich völlig unerwartet zusammenzufügen. Dieses Buch ist erneut eine Mahnung der Autorin nicht gedankenlos mit den als selbstverständlich erachteten Gaben der Natur umzugehen und auch niemals aufhören zu versuchen wollen, etwas zu ändern. Wieder ein beeindruckender Roman der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Erschreckend ist für mich der Gedanke, dass Kinder in der Zukunft als schöne „Gute Nacht-Geschichte“ erzählt bekommen, wie sich Regen anhört!
Eine unbedingte Leseempfehlung von mir, für alle Maja-Lunde Fans und die Leser, die sich für Umweltthemen interessieren. Ich erwarte schon gespannt, die Themen der weiteren Teile des Klima-Quartetts. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 15.03.2018
Schweigegelübde / Emma Vaughan Bd.2
Bierach, Barbara

Schweigegelübde / Emma Vaughan Bd.2


ausgezeichnet

Schweigegelübde, Irland Krimi von Barbara Bierach, 272 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
2. Fall für Emma Vaughan Inspektor bei „An Garda Síochána“ in Sligo.
Emma Vaughan hat wirklich mehr Probleme als Haare auf dem Kopf. Im Sligo Hospital sterben auffällige viele Patienten, ihr Chef schickt sie zu einem Drogenscreening dorthin, denn Emma braucht nach einem Unfall, zu viele opiathaltige Schmerzmittel. Ihr Exmann Paul sitzt im Gefängnis und wird beschuldigt ein Terrorist der IRA zu sein. Bei den Recherchen zu den Krankenhausmorden wird ihr etwas Schreckliches klar, sie entdeckt Parallelen zu einem Fall aus der Vergangenheit, die sie ihren Job kosten könnten. Hat Emma aus Mitleid und falsch verstandener weiblicher Solidarität einen Fehler gemacht?
Vorliegender Thriller ist in 25 überschaubare Kapitel eingeteilt. Jedes Kapitel ist mit einem Datum und mit einer, zum Inhalt passenden Überschrift versehen. Zwischen der Rahmenhandlung die, die Geschehnisse um Emma in auktorialem Stil erzählen, befinden sich kursiv gedruckte Kapitel. Bei diesen handelt es sich um die Geschehnisse aus der Sicht einer Mörderin. Durch den Wechsel der Erzählstile schaffte es Barbara Bierach Spannung auf zu bauen und durch den Plot hindurch auch stetig hoch zu halten. Eigentlich handelt es sich hier um zwei Fälle die von der Inspektorin bravourös gelöst werden. In kürzester Zeit hatte ich den Krimi gelesen und mich dabei auch noch bestens unterhalten gefühlt. Bei vorliegendem Buch, handelt es sich um den, bereits zweiten Fall für die taffe Ermittlerin. Leider habe ich den ersten Band „Lügenmauer“ nicht gelesen, werde dies aber bald nachholen. Diese Serie will ich unbedingt weiter verfolgen. Die Protagonistin Emma war mir sehr sympathisch. Trotz ihrer Medikamentenabhängigkeit ist sie eine gute Mutter und Polizistin. Loyal und ehrlich, wenn sie sich nicht gerade in der Asservatenkammer „bedient“. Die weiteren Charaktere hätten, m. M. nach gerne etwas mehr charakterisiert werden dürfen. Die Beschreibung der handelnden Personen dagegen war gut, die konnte ich mir hervorragend vorstellen. Das Setting war sehr gut beschrieben, die Orte die im Buch vorkommen, habe ich schon mit eigenen Augen gesehen, die bunten Häuser und Haustüren z. B, als Protest gegen das graue Wetter. Ich bin genauso ein Fan von Irland wie die Autorin. Man merkt einfach mit wie viel Sorgfalt und Liebe, Bierach Land, Leute und das irische Leben beschreibt. Immer wieder kommen politisch Aspekte ins Spiel. Das Verhältnis zwischen Nordirland/ England und der Republik Irland ist zwischendurch immer wieder Thema. Leider habe ich schon bald die Verbindung zwischen Todesengel und Digitalis erkannt. Das hätte auch den Ermittlern, bzw. dem Pathologen klar sein müssen. Dafür hat Barbara Bierach für den zweiten Fall eine überraschende Lösung parat.
Schweigegelübde ist ein Muss für die Freunde der grünen Insel und Leser die einen guten Krimi zu schätzen wissen, ohne grausige Schilderungen, spannend erzählt. Sehr gerne von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 11.03.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


sehr gut

Schüssel 17, Thriller von Marc Raabe, 512 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Auftaktband zu einer Thriller-Reihe um den Ermittler Tom Babylon.
Im Berliner Dom wird die grotesk zur Schau gestellte Leiche der prominenten Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss aufgefunden. Um ihren Hals hängt ein Schlüssel mit der darin eingeritzten Zahl 17. Tom Babylon vom LKA erkennt diesen Schlüssel, es ist der Schlüssel, den er zusammen mit seinen Freunden, vor etlichen Jahren bei einer Leiche im Fluss entdeckt hat. Zusammen mit diesem Schlüssel verschwand auch Toms Schwester Viola, die er immer noch verzweifelt sucht. Ihm zur Seite wird die Psychologin Sita Johanns gestellt, können die beiden das Rätsel um Schlüssel 17 lösen?
Das Buch ist in zwei Zeitebenen und zwei Erzählstränge aufgeteilt. Zum einen die Geschehnisse in der Gegenwart verfasst im auktorialen Erzählstil, zum anderen die Ereignisse 1998, aus der Jugendzeit der Charaktere, geschrieben aus der Sicht Babylons. Die verschiedenen Stränge sind sehr leicht auseinanderzuhalten, denn jedes Kapitel hat als Orientierungshilfe eine genaue Orts-, Datums- und Zeitangabe. Fremdländische Phrasen, Gedanken und Toms Zwiegespräche mit Vi sind kursiv gedruckt. Dadurch konnte ich mich im Plot gut zurechtfinden. Raabe erzählt seine Geschichte atmosphärisch dicht, Spannung ist vom Beginn an durchgehend vorhanden.
Zwei Drittel des Thrillers haben mich unglaublich gefesselt. Bis dahin konnte ich dem Geschehen im vollen Umfang folgen, auch die Charaktere handelten meist authentisch und nachvollziehbar. Einzig das Verhalten von Babylon am Tatort im Dom war höchst dilettantisch. Unglaublich, wie dumm er wichtige Spuren zerstört. Mit dem Protagonisten konnte ich überhaupt nicht warm werden, er nimmt ständig Medikamente, handelt unprofessionell und sieht und hört seine verschwundene Schwester mit der er ständig Zwiegespräche führt. Gefallen haben mir Sita, diese Figur ist interessant und hat Potenzial. Und auch Bene, Toms Jugendfreund, der Clubbesitzer, der als Teenager schon sehr viel Mut bewiesen hat. Die letzten 100 Seiten waren für mich sehr schwer zu lesen, immer wieder musste ich zurückblättern weil ich den Zusammenhang nicht nachvollziehen konnte, was mich im Lesefluss sehr gestört hat. Am Ende liefen zu viele Fäden ins Leere, zu viele Fragen blieben offen. Natürlich wurde hier schon die Voraussetzung für weitere Bände geschaffen. Für mich ist dieser erste Fall von Sita und Tom aber irgendwie nicht abgeschlossen. Die offene Frage nach dem Schicksal von Viola hätte für mich als „roter Faden“ für weitere Bände vollauf genügt. Raabe lässt den Protagonisten auf Seite 489 sagen: „Es war ein verdammtes Chaos.“ Auch ich habe den finalen Showdown im Dom so empfunden. Den Zusammenhang von Morton, dessen Vater und dem vorliegenden Fall, habe ich ehrlich gesagt, auch nicht so ganz verstanden.
Da ich den Thriller 400 Seiten lang wirklich spannend und fesselnd fand und nur die Lösung etwas „unglücklich“ konstruiert wurde, könnte ich mir vorstellen Tom Babylon auch bei einem weiteren Fall zu begleiten. Gutgemeinte 4 von 5 Sternen.