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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 465 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2012
Der Spezialist / Geiger Bd.1
Smith, Mark A.

Der Spezialist / Geiger Bd.1


gut

Geiger übt einen Beruf aus, der ihm gleichzeitig Berufung ist. Er ist professioneller Folterer und in diesem Bereich ein Spezialist, denn obwohl bei seinen Methoden selten Blut fließt und das Opfer nicht stirbt, bekommt er jedes Geheimnis aus ihm heraus. Mit seinem Partner Harry, der die Vorabrecherche übernimmt, bildet er ein eingespieltes Team. Doch Geiger hat auch Grundsätze. So foltert er niemals Menschen über einem bestimmten Alter und vor allem keine Kinder. Als ein Klient genau Letzteres von ihm verlangt, reagiert Geiger unberechenbar und begibt sich auf unbekanntes Terrain.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde und deshalb über einen Zeitraum von vier Wochen gelesen. Da über die einzelnen Abschnitte ausgiebig diskutiert wurde, sind sie mir noch besonders plastisch in Erinnerung.

Der erste Teil hat sich mir wie ein etwas längerer Prolog dargestellt, wo die Protagonisten und ihre Handlungen vorgestellt werden. So richtig Spannung kommt da noch nicht auf. Jedoch bedient sich der Autor zum Teil einer recht blumigen Ausdrucksweise, die mir als Kontrast zum eher schockierenden Thema sehr gut gefallen hat.

Natürlich fällt es allein vom moralischen Standpunkt her schwer, Sympathien für jemanden zu entwickeln, der berufsmäßig foltert. Nach und nach wird jedoch in Form von Flashbacks, die Geiger hat, seine grausame Kindheit offenbart. Auch dass er sich einem gewissen Kodex unterzieht, registriert der Leser mit Wohlwollen. Letzten Endes ist es aber sein Einsatz für den 12jährigen Ezra, für den Geiger selbst unter großen Qualen einsteht, der ihn auf die Seite der Guten katapultiert.

Das zweite und dritte Viertel des Buches lesen sich dann auch quasi wie von selbst. Geiger punktet mit Cleverness, Harry mit Fürsorge für seine behinderte Schwester. Die beschriebenen Folterszenen sind zwar heftig, wenn man über genügend Vorstellungskraft verfügt, aber nicht eklig. Bis hierhin ist das Buch ein glatter Volltreffer.

Leider wird dieser Eindruck dann mit dem Ende des Buches etwas revidiert. Eine Actionszene folgt der nächsten, teilweise mit unglaubwürdigem Ausgang. Viele Figuren, die dem Buch interessante Wendungen hätten geben können, verkommen zu austauschbaren Statisten. Man hat das Gefühl, der Roman musste schnell beendet werden. Der Leser wird mit sehr vielen offenen Fragen zurückgelassen. Da der Autor bereits an einer Fortsetzung schreibt, ist das gerade noch zu verzeihen, schmälert jedoch das Gesamtbild enorm.

Dennoch finde ich die Grundidee des Romans sehr gut und mal weit ab vom üblichen Thrillerschema. Daher werde ich mit großer Sicherheit, schon wegen der losen Enden, auch die Fortsetzung lesen. (3,5 Sterne)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2012
Sanctus
Toyne, Simon

Sanctus


ausgezeichnet

Das Geheimnis des Sakramentes

Zum Inhalt:

Ein geheimer Orden mit nur wenigen Eingeweihten beschützt seit mehr als 3000 Jahren das heilige Sakrament im abgeschiedenen Trapah in einer unheilvoll wirkenden Zitadelle. Es ist der Tag an dem Bruder Samuel in das große Geheimnis eingeweiht und ein Sancti werden soll, einer unter ganz wenig Wissenden. Doch die Wahrheit ist zuviel für den gottesfürchtigen Mönch und er wählt den Freitod. Diesen inszeniert er jedoch kamerawirksam und hinterlässt der Nachwelt geheimnisvolle Botschaften.

Liv Adamsen erfährt durch einen Anruf von Inspektor Arkadian vom Tod ihres Bruders, der seit mehr als 8 Jahren als verschollen galt, und macht sich umgehend auf den Weg nach Trapah. Dort wird sie sofort in den Strudel der Ereignisse gerissen und muss schon bald um ihr Leben bangen, denn das Geheimnis des Sakraments darf auf keinen Fall der Menschheit zugänglich gemacht werden. Dafür geht der Abt des Klosters ohne Skrupel über Leichen und lässt jeden, der auch nur die geringste Information haben könnte, beseitigen.

Meine Meinung:

„Sanctus“ ist der Debütroman von Simon Toyne, was man kaum glauben mag, so ausgefeilt ist die Story. Seine vorherige Tätigkeit beim britischen Fernsehen macht sich positiv bemerkbar, denn das Geschehen läuft geradezu wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers ab. Sehr kurze Kapitel und ständige Szenenwechsel peitschen geradezu durch die Handlung, sodass man überhaupt nicht merkt, wie schnell die 560 Seiten quasi inhaliert sind.

Das Geheimnis des Sakramentes hat es wirklich in sich und würde in der Realität tatsächlich vor allem die christliche Welt auf den Kopf stellen. Bis es zur Offenbarung kommt, jagt der Autor jedoch seine Protagonisten und somit auch den Leser von einer brenzligen Situation in die nächste.

Ich durfte das Buch in einer Leserunde lesen und daher immer nur abschnittsweise. Selten ist es mir so schwer gefallen, ein Buch zwischendurch zu unterbrechen, da die Spannung einfach kaum zu ertragen war. Die Seiten fliegen nur so dahin, was einen echten Pageturner ausmacht, und dieser Roman hat zu Recht diesen Namen verdient. Ein paar Fragen bleiben offen am Ende, was auch der Tatsache geschuldet ist, das „Sanctus“ der Beginn einer Trilogie ist. Ich wäre auch mit dem gegebenen Abschluss zufrieden gewesen, bin allerdings auch nicht abgeneigt, das weitere Schicksal von Liv zu begleiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2012
Du denkst, du weißt, wer ich bin
Bailey, Em

Du denkst, du weißt, wer ich bin


sehr gut

Früher war Olive neben ihrer Freundin Katie eine der beliebtesten Schülerinnen an ihrer Highschool im kleinen Städtchen Jubilee Park. Doch als der Vater die Familie verlässt, begeht sie einen schlimmen Fehler, und kehrt anschließend völlig verwandelt an die Schule zurück. Einzig ihrer besten Freundin Ami vertraut sie sich noch an. Skeptisch verfolgen sie die Gerüchte über die neue Schülerin Miranda Vaile, die angeblich ihre Eltern umgebracht haben soll. Als das zuerst unscheinbare Mädchen sich an die Klassen-Queen Katie anhängt, sie quasi beginnt zu vereinnahmen und ihr immer ähnlicher wird, beginnt Olive zu recherchieren. Sollte Miranda wirklich ein Shapeshifter und Katie in Gefahr sein? Gleichzeitig muss sie sich damit auseinandersetzen, dass Lachlan, ebenfalls neu an der Schule, in ihr etwas ganz Besonderes zu sehen scheint.

Meine Meinung:

Der erste Jugendroman von Em Bailey bietet spannende Einblicke in das Leben einer Außenseiterin, die zarten Bande einer aufblühenden Liebe ebenso wie gruselige und gefahrvolle Momente, die Herzklopfen verursachen.

Nach einem etwas holprigen Einstieg kann der Leser sehr gut mit der Ich-Erzählerin Olive mitfühlen und wird, vor allem in Szenen mit Miranda, schnell in die geheimnisvolle Grundstimmung des Romanes hineingezogen. Die Autorin lässt lange offen, was es mit der Vergangenheit von Olive auf sich hat, und bietet immer wieder mehrere Auslegungsvarianten, sodass sich der Leser selbst ein Bild machen kann. Es gibt überraschende Wendungen und Ereignisse, die einem die Sprache verschlagen.

Die sympathischste Nebenfigur war für mich Lachlan, der trotz aller Gegenwehr nicht aufgibt, zu Olive vorzudringen und ihr seine Gefühle zu offenbaren. Die romantischen Szenen der beiden gehören zu den Highlights des Buches, da sie fast völlig ohne Kitsch auskommen.

Am Ende lässt die Autorin offen, ob es sich bei Mirandas Verhalten um etwas Übernatürliches oder nur ein besonderes Talent handelt, was mir nicht so gut gefallen hat, da es einfach zu viele Widersprüche gibt. Auch hat mir die Entwicklung von Olive im weiteren Verlauf nicht gefallen, macht sie doch genau die gleichen Fehler, die sie anfangs an ihrer ehemaligen Freundin Katie bemängelt hat. Sehr spät erst scheint sie aufzuwachen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Trotz dieser Kritikpunkte ist das Buch, welches auch durch ein sehr eindrucksvolles Cover, vor allem unter dem Schutzumschlag, besticht, ein fesselnd zu lesender Jugendthriller, der mit einigen Überraschungen aufwartet.

Bewertung vom 29.01.2012
Alle Rache will Ewigkeit
McDermid, Val

Alle Rache will Ewigkeit


gut

Dr. Charlie Flint liebt ihren Job als Profilerin, ist jedoch in Ungnade gefallen und vom Dienst suspendiert worden, da ein aufgrund ihres Gutachtens freigelassener Angeklagter anschließend vier Frauen ermordet hat. Auch in Gefühlsdingen ist sie verwirrt. Trotzdem sie seit sieben Jahren in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft mit Maria lebt, hat sie sich in Lisa Kent verliebt. Als ihre ehemalige Dozentin vom College in Oxford sie um Mithilfe bei der Aufklärung des Mordes an ihrem Schwiegersohn bittet, stürzt sie sich daher auf die Ablenkung. Sie dringt tief in die Vergangenheit einer Verdächtigen ein und gerät dabei selbst in Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Da ich die Einzelromane der Autorin Val McDermid sowie ihre Tony-Hill-Reihe sehr mag, war ich auf ihren neuesten Roman gespannt. Leider blieb dieser hinter meinen Erwartungen zurück.

Für meinen Geschmack hat sich die Autorin ein bisschen zu sehr in der Propaganda für die gleichgeschlechtliche Liebe verloren und dabei den kriminalistischen Aspekt vernachlässigt. So nimmt das Gefühlswirrwarr der Protagonistin einen zu großen Teil der Handlung ein, zumal ihr Agieren eher für einen Teenager spricht als für eine gestandene Frau mit enormer Menschenkenntnis, die sie in ihrem Beruf haben sollte. Auch wird im großen Rahmen Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, denn es gibt nur eine ganze Reihe ihre Homosexualität offen auslebende Figuren und dagegengestellt die streng gläubige Partei, die solche Ansichten komplett ablehnt. Ein Dazwischen gibt es nicht.

Die Spannung baut sich nur sehr langsam auf und erst im letzten Drittel des Buches bekommt der Leser den Eindruck nun unbedingt bis zur Auflösung weiterlesen zu müssen. Positiv hervorheben möchte ich die parallel zur Ermittlung von Charlie in Form einer Autobiografie von der Tatverdächtigen eingestreute Sichtweise. Diese ist teilweise geschönt, sodass der Leser nie sicher sein kann, was nun wirklich der Wahrheit entspricht.

Der wahre Täter wird für einen geübten Krimileser ein wenig zu früh offenbart, die große Entdeckung zum Ende des Buches wirkt zumindest sehr konstruiert, wenn nicht gar unglaubwürdig. Wiederrum schön fand ich die Beschreibung der Landschaft in Schottland. Es ist ohnehin ein Traum von mir, diese Region einmal zu besuchen, dieser Wunsch hat sich nur verfestigt.

Abschließend war das Lesevergnügen bei diesem Buch für mich nicht mehr als mittelmäßig. Fans der Autorin sollten lieber bei ihrer Tony-Hill-Reihe bleiben und die Finger von diesem Roman lassen.

Bewertung vom 19.01.2012
Himmelsschwingen
Krock, Jeanine

Himmelsschwingen


ausgezeichnet

Samjiel, General der himmlischen Heerscharen ist während der weißen Nächte zu einem Routineauftrag in St. Petersburg gelandet. Dort begegnet ihm die außergewöhnliche Iris, ein Wächterengel. Es gelingt ihr dem bisher stets kaltherzigen und gnadenlosen Vollstrecker Gefühle zu entlocken, die ihm völlig unbekannt sind. Immer mehr lässt er sich von ihr mitreißen und riskiert dabei sein unsterbliches Leben.

Meine Meinung:

Bei der vom Heyne Verlag sehr schön als Klappenbroschur mit Autoreninterview und Leseprobe aus „Flügelschlag“ gestalteten Ausgabe von„Himmelsschwingen“ handelt es sich um eine Novelle. Und das ist auch gleich das einzige und größte Manko der bezaubernden Liebesgeschichte von Samjiel und Iris, denn nach gerade mal 144 Seiten möchte man die lieb gewonnenen Charaktere einfach noch nicht gehen lassen.

Die Story bildet eine Art Vorgeschichte zu Jeanine Krocks Engelepos „Flügelschlag“ und endet auch ein wenig halboffen, sodass der Leser spätestens jetzt, wenn er es noch nicht getan hat, so wie ich, kaum dem Drang widerstehen kann, sich näher mit diesem Buch zu befassen.

Man beobachtet fasziniert, wie bei Samjiel ein Schutzwall nach dem anderen zerbricht und er in der Erkenntnis, dass Gefühle zuzulassen, wichtig und erhebend sein kann, aufgeht. Aber auch Iris, mit ihren Tätowierungen und oft über die Stränge schlagenden Verhaltensweisen ein eher untypischer Engel, zeigt zutiefst menschliche Emotionen, während sie verführt, liebt und leidet.

Neben den Hauptfiguren trägt vor allem das besonders atmosphärische Setting mit den Weißen Nächten von St. Petersburg zum besonderen Zauber der Geschichte bei. Am liebsten würde man selbst einmal eine Nacht bei Tageslicht in einem Café dort verbringen. Doch nicht nur die prunkvollen Gebäude und der Reichtum der Stadt werden beleuchtet, auch die Kehrseite mit den Armenvierteln und Not leidenden Kindern findet Einzug in die Handlung.

Jeanine Krock bietet auch mit „Himmelsschwingen“ wieder unwiderstehliche und romantische Unterhaltung auf höchstem Niveau.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2012
Das Skript
Strobel, Arno

Das Skript


ausgezeichnet

Die Studentin Nina Hartmann erhält ein rätselhaftes Päckchen, der Anfang eines Romans - geschrieben auf Menschenhaut. Kurz darauf wird in einem Waldstück bei Hamburg die grausam verstümmelte Leiche einer jungen Frau gefunden und schnell wird klar, ein perfider Mörder stellt die Taten aus dem Roman „Das Skript“ von Thriller-Autor Christoph Jahn nach. Dies geschieht nicht zum ersten Mal bei einem seiner Romane und schnell gilt der Schriftsteller als der Hauptverdächtige. Doch es profitieren auch andere, wenn ein Buch es auf die Bestsellerliste schafft.

Meine Meinung:

Der nahe Trier lebende Arno Strobel legt hier den von seinen vielen Fans sehnsüchtig erwarteten dritten Psychothriller vor. Anders als bei seinen ersten beiden Romanen im Genre („Der Trakt“ und „Das Wesen“) ist diesmal ein Serienmörder am Werk, der mit seinen Opfern keineswegs zimperlich umgeht. Daher sollte auch der Leser nicht ganz so empfindlich sein, was gewisse detaillierte Beschreibungen betrifft.

Mit Hauptkommissarin Matthiessen und Oberkommissar Erdmann hat Arno Strobel zwei Ermittler erschaffen, die beide Altlasten mit sich herumtragen, sowohl privater als auch dienstlicher Natur, und sich dennoch mit ganzer Kraft für die Lösung des Falls einsetzen. Wiederholt weist sein Blick für Details auf eine intensive Vor-Ort-Recherche hin.

Interessante Einblicke ins Verlagswesen werden ebenso geboten wie hervorragend herausgearbeitete Nebencharaktere, die in einer Vielzahl an Verdächtigen münden. Schlussendlich verdichten sich die Hinweise und ein Wettlauf gegen die Zeit und um das Leben mehrerer entführter Frauen beginnt, der dem Leser den Puls in die Höhe treibt. Dabei schafft es Arno Strobel immer wieder falsche Fährten zu legen, die die Spannung keine Sekunde abreißen lassen.

Erneut gelingt Arno Strobel mit „Das Skript“ ein mitreißender Thriller, der vor allem auch durch die Buch-im-Buch-Perspektive fasziniert. Bereits jetzt bin ich auf neue Ideen dieses erstklassigen deutschen Autors gespannt.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.