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Bibliomarie

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2020
Ruhet in Friedberg (eBook, ePUB)
Ruschel, Rudolf

Ruhet in Friedberg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Friedberg ist ein Dörfchen in der tiefsten österreichischen Provinz, alles geht sehr gemächlich seinen Gang. Lediglich beim örtlichen Bestatter scheint es ganz lebhaft zu sein. Das liegt nicht an den beiden Jugendfreunden Andi und Fipsi, die als Aushilfen eine eher ruhige Kugel schieben. Allerdings bleibt, trotz exzessivem Alkoholgenuss, bei einer Beerdigung ein ungutes Gefühl zurück. Kann denn der arme Verstorbene nach langer, zehrender Krankheit wirklich noch gut 150 Kg wiegen? Betreiben die Kollegen Hubsi und Gustl ein Nebengeschäft?

Eins vorweg: dem Autor ist nichts heilig und auf politische Korrektheit pfeift er. Das dürfte zwar dem einen oder anderen Leser vielleicht ein wenig zu heftig sein, aber wer schwarzen – nein rabenschwarzen – Humor mag, liegt mit „Ruhet in Friedberg“ richtig.

Aber nicht nur mit österreichischen Schmäh, witzigen Einfällen und Sarkasmus punktet das Buch, der Krimi dahinter ist spannend und verzwickt. Der Autor lässt seine Leser ganz schön lange zappeln und verblüfft dann mit einem wirklich überraschenden Schluss.

Mir hat die Geschichte, die in den letzten 1990iger Jahren auf dem Land angesiedelt ist, sehr gut gefallen und ich habe mich wirklich von der ersten Seite an besten unterhalten, der schnodderige Sprachstil gefiel mir ausgezeichnet und die ungewöhnlichen Figuren sind gelungen.

Wer das Buch aufschlägt, sollte auch unbedingt die Innenseite der Klappenbroschur anschauen, da werden die Protagonisten schon in wenigen Sätzen prägnant vorgestellt.

Bewertung vom 25.02.2020
Der Sommer, in dem Einstein verschwand
Hermanson, Marie

Der Sommer, in dem Einstein verschwand


sehr gut

Das Kettenkarusell in Pastellfarben auf dem Titelbild fängt schon die Atmosphäre des Buches ein. Ein heiterer, manchmal auch aufregender Sommer im Jahr 1923.
Göteborg ist in Aufruhr, die große Ausstellung soll endlich in die ländlich geprägte Kleinstadt ein Flair von Großstadt und Weltläufigkeit bringen. Das Ausstellungsfieber erfasst die Menschen, man ist gespannt auf das Neue, will teilhaben an den modernen Zeiten. So auch Ellen, die berufstätig sein will, eine „Neue Frau“ eben, selbstständig, schick und unabhängig. Ihren ersten Job ergattert sie bei einer Zeitung, die täglich zur Ausstellung erscheint und sie ist für die kleinen Geschichten am Rand zuständig. So trifft sie auch Otto, einen kleinen Jungen vom Land, der als Betreuer der Eselin Bella für das Kinderreiten sorgt.
Aber Aufregung gibt es auch bei Albert Einstein. Er soll seine Nobelpreisvorlesung halten, denn ohne die gibt es kein Preisgeld. Aber Einstein ist in Sorge, er fühlt sich angegriffen und verfolgt. Es gibt Kreise, antisemitisch und wissenschaftsfeindlich geprägt, die offen Hetze verbreiten und nicht ungehört bleiben.
Das alles vermischt Marie Hermanson in einen unterhaltsamen und leichten Sommerroman. Er ist amüsant und unterhaltend geschrieben. Manches wird man aus Einsteins Leben kennen, aber die kleinen, sehr nett ausgedachten Episoden, bringen auch den Menschen näher. Besonders gut ist die Aufbruchsstimmung und das Lebensgefühl der Göteborger eingefangen. Die Menschen, die den Droschken nachtrauern, aber auch schon begeistert auf die neuen Automobile schauen. Ein Werbeflugzeug am Himmel ist eine Sensation. Ellen wird sich in diesem Sommer verändern, auch erkennen, dass es gar nicht so einfach ist, sich einen Platz zu erobern, wenn der Rest der Umgebung noch ganz den alten Traditionen verbunden ist. Aber es gibt keinen Zweifel, sie wird ihren Weg machen. Genau wie der kleine Otto, der in Vorblenden auf das Jahr 2002 als alter Mann von seinem Kindheitserlebnis spricht.
Die Autorin erzählt leichtfüßig und wunderschön, ich bin richtig eingetaucht in das alte Göteborg und der Umbruch und die Euphorie der Menschen war toll eingefangen. Es gibt nicht so viel richtig niveauvolle Unterhaltung, aber „Der Sommer in dem Einstein verschwand“ ist so ein Roman, den ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 24.02.2020
Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1
Ziebula, Thomas

Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1


ausgezeichnet

Mit „Der Rote Judas“ ist Thomas Ziebula ein spannender und kenntnisreicher Kriminalroman gelungen. Er siedelt seine Geschichte in Leipzig kurz nach dem Ersten Weltkrieg an.

Paul Stainer kehrt aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurück. Körperlich hat er die Zeit unverwundet überstanden, aber seine Seele ist beschädigt. Heute würde man wohl eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren. Nicht nur Schlafstörungen und Alpträume machen ihm zu schaffen, auch an den Folgen einer Amnesie leidet er noch. Das alles darf nicht bekannt werden, denn Stainer will und kann zurück in den Polizeidienst. Dumm nur, dass einer der Ärzte aus dem Lazarett jetzt als Pathologe in Leipzig arbeitet.

Gleich der erste Fall hat es in sich. Ein Suizid erscheint Stainer zweifelhaft und je tiefer er nachforscht, umso sicherer wird er. Er erkennt bald ein Muster bei einen weiteren Selbstmord und immer wieder stößt er auf den Begriff „Roter Judas“. Aber auch privat läuft es nicht rund. Seine Frau Edith hat nach Jahren des Wartens einen neuen Partner und bittet um die Scheidung.

Im Augenblick sind die Jahre zwischen den Kriegen als Romanhintergrund sehr häufig geworden und meine Erwartungen waren hoch. Ich war von diesem historischen Kriminalroman begeistert. Der Plot ist raffiniert und mehrere Handlungsstränge laufen auf ein sehr spannendes Finale zu. Der zeitgeschichtliche Hintergrund wirkt sehr lebendig und kenntnisreich erzählt. Das Leipzig der Zwanziger Jahre wirkt tatsächlich greifbar

Außerdem sind die Figuren wirklich sehr vielschichtig und menschlich eingefangen worden. Nicht nur der Hauptprotagonist Paul Steiner, auch Nebenfiguren, wie die Schaffnerin Fine König sind gelungen und runden die Handlung sehr gut ab.

Ein Kriminalfall aus dieser Zeit kann die Politik nicht ausblenden, das Elend der versehrten Kriegsheimkehrer und die aus der Demütigung des verlorenen Krieges entstandenen Strömungen der Weimarer Republik machen den Kriminalroman auch zu einem Stück Geschichtsunterricht.

Ein toller historischer Kriminalroman und ich bin sehr auf eine Fortsetzung gespannt.

Bewertung vom 20.02.2020
Blutiges Töwerland. Ostfrieslandkrimi
Jensen, Dörte

Blutiges Töwerland. Ostfrieslandkrimi


sehr gut

Claas Fokken lehnt sich zufrieden zurück. Soeben hat er seinen neuesten Töwerland Krimi beendet. Er ist ein erfolgreicher Autor, jedes seiner Bücher wird von seinen Lesern sehnsüchtig erwartet und stürmt die Bestsellerlisten. Auch privat scheint es gut zu laufen, seine Lebensgefährtin ist auch seine Verlagsagentin, eine Kombination die gut zu funktionieren scheint.

Doch dann wird Fokken ermordet in seinem Haus aufgefunden. Der Verdacht fällt sofort auf einen aufdringlichen Fan, der den Autor am Vorabend des Todes aufgesucht und mit einem ungeheuerlichen Vorschlag verärgert hat.

Jost Kramer von Task Force Ostfriesland hat einen neuen Fall und wie immer, mischt auch seine Freundin, die Fotografin Ricarda mit. Nicht immer mit Einverständnis von Jost, aber als Ricarda verletzt wird und sich Verbindungen zu seinem Fall ergeben, ist er natürlich doppelt motiviert.

Schon der Prolog verrät, dass das Verbrechen auch mit einem Ereignis in der Vergangenheit zu tun haben könnte. Je weiter Kramer in das Privatleben des Schriftstellers vordringt, umso mehr Ungereimtheiten bringt er ans Tageslicht.

Viele verschiedene Handlungsstränge verbinden sich in diesem Küstenkrimi zu einem schlüssigen Ganzen. Dörte Jensen lässt die Insel Juist, auch liebevoll Töwerland genannt, in farbigen Bildern lebendig werden. Die Nordseeinsel ist ein frischer Hintergrund für das Buch und macht das Lesen für Küstenfans zu einem doppelten Vergnügen.

Der Plot bleibt bis zum Schluss spannend und allmählich zeichnet sich für den Leser auch ein Tatmotiv ab, das sehr schlüssig die einzelnen Handlungsfäden verbindet.

Auch wenn es schon einige Vorläufer mit Jost Kramer als Ermittler gibt, jeder Band ist völlig in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

Ein temporeiches Buch mit toll charakterisierten Figuren und trickreichen Wendungen in der Handlung für jeden Fan von Küstenkrimis.

3,5 Sterne

Bewertung vom 18.02.2020
Mord im Dörfle
Ernst, Matthias

Mord im Dörfle


ausgezeichnet

Kommissar Tobias Wellmann ist aus Stuttgart zurück in die Provinz Dienststelle in Oberschwaben. Nicht ganz freiwillig, wie wir bald erfahren. Drogen und Medikamentenmissbrauch waren der Grund. Wellmann hat eigentlich nie den Tod seiner ersten Liebe verwunden.

Jetzt kurz vor einem Winterurlaub wird er von Kollegin Linda zu einem Leichenfundort gerufen, ein jugendliches Liebespaar hat gemeinsam Suizid begangen. So jedenfalls der erste Augenschein, aber Lindas Gefühl sagt etwas anderes. Für Tobias ist der Fundort ein Schock, denn genau hier hat sich auch vor mehr als 20 Jahren seine Freundin das Leben genommen. Aber trotz des Schocks und des ersten Augenscheins muss er Linda Recht geben. Irgendetwas ist faul an der Sache – wenn er nur den Gedanken fassen könnte.

Erste Spuren zeigen, dass es im beschaulichen Oberschwaben wohl seit einiger Zeit ein Drogen Hotspot gibt, aber auch Ereignisse aus der Vergangenheit scheinen eine Rolle zu spielen.

Ein Dorf im Fasnachtsfieber. Die alemannische Fasnacht ist am Höhepunkt. Gruppen mit ihren traditionellen Masken nehmen an den Umzügen teil und an den Straßen stehen die Zuschauer dichtgedrängt. In dieser dörflichen Gemeinschaft wirken Mord und Drogen fast unvorstellbar. Dieser Gegensatz macht einen großen Reiz bei diesem regionalen Krimi aus. Ermittlerarbeit und Spurensuche werden immer wieder von dörflichen Szenen in Mundart aufgelockert. Tobias Wellmann als Hauptfigur ist ein vielschichtiger gezeichneter Charakter. Seine Vergangenheit lässt ihn nicht los und auch seine Ehe ist daran gescheitert. Trotzdem überlagern die privaten Probleme nicht Handlung des Krimis. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Geschichte und machen den Plot besonders interessant.

Mit Jana und Robert, den beiden toten Jugendlichen wird eine immer wieder aufgegriffene Verbindung zu Shakespeares Romeo und Julia gezogen und letztendlich auch die Lösung des Falls angeschoben.

Aber ganz besonders gefallen hat mir, wie die Honoratioren des Dorfes dargestellt werden. Biedere Ehrenmänner, in der Gesellschaft verwurzelt, aber nicht immer halten sie einem genaueren Blick stand. Ein kleines Detail am Rande: es ist letztendlich die oft zitierte schwäbische Sparsamkeit die ein entscheidendes Indiz liefert.

Der Kriminalroman von Matthias Ernst hat mir sehr gefallen, ich habe wirklich kaum aufhören können zu lesen, so sehr hat mich die Geschichte gepackt. Ein wirklich gelungener Regio-Krimi aus dem Emons Verlag und ich werde den Autor im Auge behalten. Vielleicht darf Tobias Wellmann weiter ermitteln.

Bewertung vom 17.02.2020
Münchhausenwut
Emrath, Deborah

Münchhausenwut


gut

Das beschauliche Bodenwerder ist erschüttert. Ausgerechnet am Münchhausenbrunnen wird die Leiche von Dr. Ebelski gefunden. Der war nicht nur als Gynäkologe bekannt, sondern vor allem durch seine Titelrolle im Münchhausen-Musical, das Bodenwerder zu ein wenig überregionalem Ruhm verhelfen sollte.
Als die junge Kommissarin und zur Zeit allein erziehende Mutter Emma Sandford zu ermitteln beginnt, hat die öffentliche Meinung allerdings schon einen Täter ausgemacht. Mario Bergstedt, ein junger Schauspieler hatte ebenfalls fest mit der Titelrolle und einem Engagement gerechnet und war deshalb sehr wütend auf seinen Konkurrenten.
Dieser, mit knapp 250 Seiten nicht sehr umfangreiche Krimi, nutzt die Münchhausen Stadt als farbigen Hintergrund und es ist ein wirklich witziger Einfall das Opfer auch mit dem „Lügenbaron“ in Verbindung zu bringen. „Lügenbaron“ lautete auch die letzte Textnachricht, die Ebelski bekam und Absender ist der Hauptverdächtige Bergstedt.
Emma Sandford als leitende Ermittlerin ist eine angenehm gezeichnete Protagonistin, die ganz zeitgemäß versucht, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen. Aber sonst sind ihre Handlungen nicht immer sehr realistisch. Sie befreundet sich in wenigen Tagen eng mit der Mutter des Hauptverdächtigen und konfisziert vertrauliche Patientenakten ohne jeden richterlichen Beschluss. Ich finde zwar, dass in ein Krimi nicht unbedingt den Polizeialltag detailgetreu abbilden muss, aber in groben Zügen sollte er schon der Wirklichkeit entsprechen.
Es hat mir gut gefallen, wie die Autorin Vorverurteilung und Häme schildert. Geschürt aus dem Kollegenkreis, von der Ehefrau des Getöteten weiter getragen, wird aus einem vagen Verdacht schon ein Urteil. Emma Sandford behält da den kühlen Kopf und ermittelt unbeirrt auch in andere Richtungen.
Deborah Emrath schreibt unterhaltsam und flüssig, aber nicht immer fand ich alle Handlungen ganz schlüssig und die Figurenzeichnung ist mir manchmal zu holzschnittartig geraten. Gerade die frische Witwe Ebelski-Heine ist da ein Paradebeispiel.
Ein typischer „Provinz-Krimi“ mit Charme, der die Münchhausen-Stadt ins Licht rückt, amüsant und recht spannend zu lesen. Genau das Richtige für eine Krimipause zwischendurch.

Bewertung vom 15.02.2020
Sonne, Mord und Sterne
Minck, Lotte

Sonne, Mord und Sterne


ausgezeichnet

Beim ersten Bochumer Astrologenkongress präsentiert sich die Szene im besten Licht. Veranstalter Holger van Aalen will sich in der Branche etablieren und am schnell verdienten Geld in der Esoterik-Branche teilhaben und so hat auch eine Auszeichnung gestiftet, die für viel Presseecho sorgen soll. Eine ganze Reihe von Engelbotschaftern und Aurenleser, Astrologen und Wahrsager nehmen teil. Auch Stella Albrecht ist als Vortragende geladen, während ihre Großmutter als „Madame Pythia“ im Zigeunerwagen zum bunten Erscheinungsbild beitragen soll. Stella ist völlig klar, dass der Preis nur ein abgekartetes Marketing ist, aber sie ist neugierig auf das ganze Drumherum und will mit ihrem Beitrag auch ein seriöses Gegengewicht sein.

Marlene Silberstein ist die Königin der Veranstaltung und sonnt sich im Glanz ihrer Bewunderer und Förderer. Strahlend nimmt sie die Auszeichnung entgegen, aber die Freude daran währt nur kurz. Der schwere Kristall beendet noch am gleichen Abend ihr Leben.

Arno Tilikowski wird mit den Ermittlungen betraut und dass ausgerechnet Stella wieder involviert ist, bereitet ihm Kopfschmerzen, die werden noch beträchtlich stärker, als er seine Zeugen aus der Szene befragen muss und froh ist, dass Stella ihm mit ihrem Insiderwissen und gesunden Menschenverstand zur Seite steht.

Es adelt eine Autorin wenn sie für ein eigenes Genre steht. Lotte Minck hat die Ruhrpott-Krimödie geschaffen. Kriminalromane, die den Pott mal mehr oder weniger einbinden, immer unglaublich witzig und dabei auch spannend sind.

Ihre Hobbyermittlerin Stella Albrecht ist eine seriöse Astrologin, ganz im Gegensatz zur sonst eher diffusen Branche. Aber trotzdem kollidiert ihr Beruf immer wieder mit den Anschauungen von Kommissar Tilikowski, der Stella heimlich verehrt, aber nicht über seinen Schatten springen kann. Das finde ich auch gut so, denn aus dem Gekabbel der beiden so unterschiedlichen Charaktere, entsteht viel Wortwitz und Situationskomik. Die Autorin schreibt flott und nimmt ihre Leser von der ersten Seite an mit.

Auch die übrigen Figuren sind der Autorin sehr gut gelungen. Großmutter Maria hat fast ihr ganzes Leben als Zirkuswahrsagerin verbracht, ihre Tochter dagegen ist eine höchst respektable Studienrätin, der die Berufe von Mutter und Enkelin eher peinlich sind. Alle drei wohnen auch noch unter einem Dach. Das ist ebenfalls schon ein höchst vergnüglicher Ausgangspunkt.

Wer sich also bei einem Krimi wirklich gut unterhalten und amüsieren will, ist bei Lotte Minck genau an der richtigen Adresse.

Bewertung vom 14.02.2020
Schiffsmord / Romy Beccare Bd.9
Peters, Katharina

Schiffsmord / Romy Beccare Bd.9


sehr gut

Romy Beccare von der Stralsunder Kripo wird zu einem Todesfall im Hafen von Sassnitz gerufen. Auf einer kleinen Yacht liegt der Finanzbeamte Florian Gerber. Ganz offensichtlich starb er keines natürlichen Todes, sein Körper weist Spuren von Misshandlung auf und der Fundort ist keinesfalls der Tatort. Wer sollte Interesse am Tod eines honorigen Finanzbeamten haben?

Romy macht sich auf Spurensuche, dabei wird sie von Ruth Kranold aus Greifswald unterstützt, die als Springerin immer mal wieder bei Personalengpässen aushilft. Inzwischen schätzt Romy die Zusammenarbeit mit Ruth sehr.

Kleine Details im Lebenslauf des Toten machen Romy stutzig, aber keines scheint als Indiz ausreichend oder rechtfertigen gar eine weitere Suche im Lebenslauf. Aber das hat sie noch nie aufgehalten und es ist wirklich wieder ausgesprochen spannend die beiden Kriminalbeamtinnen bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Die Autorin schafft es immer wieder, auch kleinteilige Suchen fesselnd zu beschreiben und den Grad der Spannung im Lauf ihres Plots zu steigern. Je mehr Romy und Ruth ihre Suche ausweiten, desto mehr Ungereimtheiten kommen ans Licht. Seltsam nur, dass viele Zeugen auffällig wortkarg bleiben.

Die Rügen Krimis von Katharina Peters sind sehr atmosphärisch geschrieben, Rügen und die Küstenlinie sind immer auch ein Teil der Geschichte und ich tauche gern in den Kosmos dieser Kriminalromane ein. Vor allem weil die Geschichten sehr realistisch und nachvollziehbar aufgebaut sind. Das gilt auch für die Figuren, die sich die Autorin ausgedacht hat. Neben dem feststehenden Personal aus den Kommissariaten, die ich im Lauf der vorhergegangenen Bücher immer besser kennenlernte und deren Entwicklung mir sehr gut gefällt, sind auch die Charaktere der anderen Beteiligten sehr vielschichtig aufgebaut. Genauso vielschichtig ist auch der Plot, unterschiedliche Handlungsstränge entwickeln sich spannend bis zum Finale.

Dabei ist auch dieses Buch, obwohl bereits der achte Band um Kommissarin Romy Beccare völlig eigenständig zu lesen. Man braucht keine Vorkenntnisse um in die Geschichte einzusteigen.

Katharina Peters steht für fesselnde Krimis mit hohen Unterhaltungswert. Ich freue ich auf jedes neue Buch der Autorin.

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Bewertung vom 10.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


weniger gut

Nachdem ihre Mutter nach einem Selbstmordversuch in der Klinik ist, kommen Edith und Mae zu ihrem Vater nach New York. Während das jüngere Mädchen, Mae, damit offensichtlich sehr glücklich ist und als eine neue Chance begreift, lehnt Edith ihren Vater kategorisch ab.

Es war Edith, die die Mutter gefunden und Hilfe geholt hat, während Mae sich im Nebenzimmer verschanzte. Und es war wiederum Mae, die unter den selbstzerstörerischen Attacken der Mutter am meisten litt.

Die Autorin wählt für ihren Roman wechselnde Perspektiven, nicht nur die Eltern oder die Mädchen kommen zu Wort, auch viele Randfiguren, deren Bedeutung sich erst spät oder auch gar nicht erschließt, schildern ihre Sicht. Wobei sich bei mir eine leise Ahnung einschlich, dass Mae nicht nur das Aussehen ihrer Mutter erbte.

Nach den ersten Seiten, dem ersten Kennenlernen der Schwestern fand ich die Geschichte noch interessant. Aber schon noch bald darauf musste ich mir eingestehen, dass ich keinen Zugang zu diesem Roman fand. Es war nicht nur der ständige Perspektivwechsel, die kurzen Abschnitte und die kurzen, ja sogar manchmal belanglosen Sätze, auch die Figuren blieben mir gleichgültig. Zwar überschlagen sich oft die Emotionen der Protagonisten, aber das konnte mich überhaupt nicht überzeugen, eher hat es mich abgestoßen.

Je weiter ich las, desto mehr musste ich mich zwingen und ich war nahe dran, die Geschichte abzubrechen. Dem Sprachstil der Autorin konnte ich leider nicht viel Positives abgewinnen.

An diesem Buch dürften sich die Geister scheiden, für mich war es ganz klar eine negative Leseerfahrung.

Bewertung vom 10.02.2020
Der Korndämon
Hahn, R. P.

Der Korndämon


ausgezeichnet

Richard Deichfürst, Frührentner und Alkoholiker, lebt zurückgezogen auf Rügen. Zu seiner Ex-Frau und seiner Tochter ist der Kontakt längst eingeschlafen, sein Bruder hat sich zurückgezogen. Schon zu oft hat er im Rausch die Beherrschung und die Übersicht verloren.
Es ist ein Augenblick, der Richards Leben verändert. Auf der Straße erhascht er einen Blick in das Innere eines Wagens uns sieht einen Jungen in Todesangst. Doch seine Anzeige bleibt erfolglos, ganz im Gegenteil, ihm wird schnell klar, dass er als unzuverlässig und betrunken eingestuft wird. Das lässt ihn mehr als einmal die Beherrschung verlieren und er macht sich auf die Suche nach diesem Auto. Dabei zwingt er sich zur Abstinenz und stellt sich seinen Dämonen. In diesem Sinn erhält der Titel auch noch eine zweite, sehr treffende Bedeutung.
Erstaunlicherweise gibt es nur eine Person, die zu ihm hält. Seine 16jährige Tochter, die ihn bei der Suche unterstützt und zu der er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine vorsichtig tastende Beziehung aufbauen kann.
Das Buch hat meine Erwartungen unterlaufen. Es ist nicht einfach ein Krimi, in der eine Privatperson ermittelt, weil er ohne echte Beweise von der Polizei nicht ernst genommen wird. Es ist eher das Psychogramm eines Trinkers, der bis an seine Grenzen geführt wird. Er muss sein Leben in die Hand nehmen und umkrempeln, das ist fordernd bis zur Schmerzgrenze und oft darüber hinaus. Er muss sich seinen verkorksten Beziehungen stellen und Rückschläge und Demütigungen einstecken. Seine Leidensfähigkeit ist enorm.
Mir hat das Buch gefallen und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Spannend war auch die Klärung, aber viel spannender und mitreißender fand ich die Person von Richard Deichfürst. Auch das Ende mit einer offen bleibenden Frage ist sehr stimmig.