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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2018
Die Herkunft der anderen
Morrison, Toni

Die Herkunft der anderen


ausgezeichnet

„Die Herkunft der anderen“ von Toni Morrison habe ich gern gelesen und empfehle das Buch auch weiter, insb. für diejenigen, die sich für das Thema Rassismus interessieren.

Klappentext auf der Rückseite des Bandes beschreibt den Inhalt sehr gut: „In diesen Essays nimmt die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison Stellung zum Thema Rasse und Rassismus, zum Konzept des „Andersseins“ und nicht zuletzt zur Rolle der Literatur und zu dem, was sie an Aufklärung leisten kann.
Was ist Rasse, und warum spielt sie eine Rolle? Warum schient der Mensch das Konzept der „anderen“ zu brauchen? Morrison nähert sich diesen Fragen vorwiegend literaturgeschichtlich und philosophisch, jedoch „ist es unmöglich“, ihre Überlegungen zur Frage der Zugehörigkeit, der Auswahl derjenigen, die sich unter dem Schutzschirm der Gesellschaft willkommen fühlen dürfen, ohne ein Bewusstsein unsere aktuellen Situation zu lesen.“

Der Band beinhaltet 6 Essays: „Romantisierte Sklaverei“, „Fremd sein oder fremd werden“, „Fetisch Farbe“, „Was bedeutet ‚schwarz‘“, „Vom Anderssein erzählen“, „die Heimat des Fremden“.

Wie Ta-Nehisi Coates im Vorwort treffend sagt: „Es sind Vorträge über die Erschaffung des Fremden und die Errichtung von Zäunen, ein Versuch, mit den Werkzeugen von Literaturkritik, Geschichtswissenschaft und persönlicher Erinnerung zu verstehen, wie und warum es dazu kommen konnte, dass wir diese Zäune mit Hautpigmenten in Verbindung bringen.“ S. 9.

Toni Morrison sagt viele Dinge, die nach wie vor ihre Gültigkeit besitzen, und die neue Aktualität im Licht der jüngsten Ereignisse in USA erlangt haben. Bei manchen ihrer Nacherzählungen aus den Werken anderer Autoren, die sie z.B. im ersten Essay einfließen lässt, kann kein Mensch unberührt bleiben: Der sadistische Umgang britischer Kolonialisten mit farbigen Sklaven Mitte 19. Jh. ist dort das Thema. Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen vergewaltigt, die Männer umgebracht, die Kinder missbraucht wurden, diese emotionale Kälte, die die Herrschaften dabei an den Tag gelegt haben, all das liest sich deutlich heraus.
Toni Morrison hat auch über die Ursachen des Rassismus nachgedacht. Essay 2 „Fremd sein oder fremd werden“ beginnt sie so: „Weil es von so großem Nutzen sein kann, andere zu Andersartigen zu machen und als solche festzuschreiben, ist es wichtig, sich über zwei Dinge klarzuwerden: 1.) Worin besteht dieser Nutzen?; und 2.) Was wären die gesellschaftlichen und politischen Folgen eines Verzichts auf solche Vorteile?“ S. 33. Da sieht man noch einmal: Der erste große Schritt, Antworten zu finden ist, die richtigen Fragen zu stellen.

Paar Seiten später fährt sie fort: „Die Vorstellungen davon, was es bedeutet, menschlich zu sein, haben sich gewandelt, und das Wort „Wahrheit“ hat seine Anführungszeichen so nötig, dass seine Abwesenheit (seine Ungreifbarkeit) beredter ist als sein Gebrauch. Warum sollen wir Fremde kennenlernen, wenn es einfacher ist, uns ihnen zu entfremden? Warum sollten wir die Distanz überwinden wollen, wenn wir die Tür auch schließen können? Kunst und Religion haben eine schwache Stimme, wenn sie nach Gemeinsinn im Gemeinwesen rufen.“ S. 47. Dieses gesamte Essay ist sehr stark, sie bringt es auf den Punkt: „Es gibt nur verschiedene Versionen unserer selbst, von denen wir viele nicht realisiert haben und die meisten von uns fernhalten wollen.“

Auch weitere Essays sind spannend, denn sie beschäftigen sich mit anderen Facetten des Themas.

Toni Morrison ist eine begnadete Erzählerin. Ihr knapper, kraftvoller Ausdruck nimmt den Leser sofort mit und lässt nicht los, bis die letzte Seite umgeblättert ist.

Das Buch ist liebevoll gestaltet: flexibles Hardcover, farblich passendes Lesebändchen in Rot. Prima als Geschenk.

Fazit: Ein wichtiger Beitrag zum aktuellen Thema. Ein sehr schön gemachtes Buch.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2018
Am Abgrund lässt man gern den Vortritt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.10 (6 Audio-CDs)
Maurer, Jörg

Am Abgrund lässt man gern den Vortritt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.10 (6 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Kommissar Hubertus Jennerwein gönnt sich eine Auszeit. Aber schon vor der geplanten Abreise trifft er auf dem Bahnhof einen Kommissar-Kollegen aus dem Allgäu und wird aufgehalten. Gerade als die beiden so richtig ins ermittlerische Fachsimpeln kommen, erreicht Jennerwein ein Hilferuf aus dem Kurort: Ursel Grasegger, Bestattungsunternehmerin a.D., hat eine blutige Morddrohung gegen Ignaz erhalten. Ihr Mann ist seit Tagen unauffindbar. Ist er in den Händen von Entführern? Oder hat er heimlich etwas Illegales geplant, was nun schiefgegangen ist? Jennerwein weiß nur zu gut, dass die Graseggers beste Mafiaverbindungen haben. Aber er verspricht Ursel, Ignaz‘ Spur außerdienstlich zu verfolgen – und bringt sich in noch nie gekannte Gefahr. Sein Team geht derweil tödlichen Umtrieben von Medizinern nach, eine frühere Freundin von Ignaz kündigt ihre bevorstehende Ermordung an, und auf einmal steht Jennerwein vor dem Abgrund seiner Polizeikarriere…“

Die Geschichte ist recht komplex geraten, auch weil sie einige weiteren Stränge aufweist und zudem fast alle Figuren einbezieht, die man aus den früheren Jennerwein-Folgen kennt.
Im Fokus der Haupthandlung steht die Suche nach Ignaz. Jennerwein folgt dem Anruf der Ursel und ermittelt inoffiziell, da er eigentlich im Urlaub ist und für seine Kollegen in Richtung Norden gereist ist.

In der Nebenhandlung ist Nicole Schwadtke, die in Jenenerweins Abwesenheit nun als Chefin im Laden geblieben ist, verfolgt die mysteriösen Todesfälle im Krankenhaus. Sichtwort hier: Krankenkassenbetrug mal anders. Der ehem. Kollege Stängele ist nun im privaten Sicherheitsdienst und geht ihr in dieser Funktion dabei zur Hand. Da wird einmal klar: Im Krankenhaus liegt man gefährlich.

Jennerwein und Ursel holen paar Spezialisten wie Karl Swoboda samt seiner Verlobten und ihrem Helfer aus der sizilianischen Mafia ins Boot und wagen, gegen die Schweizer Mafiagruppierung anzutreten. Ein würdiger Countdown.

Fast alle Figuren, die man aus früheren Fällen kennt, kommen hier, auch wenn nur kurz, vor. Die Kinder von Ursel und Ignaz sind ganz gut präsent und spielen hier eine Rolle. Die von früher bekannte Ratschkattel und Blumenverkäuferin im Nebenberuf tritt auch deutlich in Erscheinung. Der traurige Clown, eine neue Figur, bleibt unvergessen.

Fazit: Es war ein nettes Wiedersehen mit Jennerwein & Co. Paar Auflacher waren schon dabei. Der Schluss fiel sehr ungewöhnlich und schon fast gesagt innovativ aus. Jedenfalls gab es so etwas in dieser Serie noch gar nicht. Alles bis ins letzte Detail wurde aufgeklärt. Und ein Köder zum nächsten Fall geworfen.

Jörg Maurer hat sein Werk, wie immer, großartig vorgetragen. Schon allein um ihn wieder zu hören hat sich dieses Hörbuch gelohnt. Ich habe alle Jennerwein Folgen gehört, manche gar zwei Mal. Diese ist wieder sehr besonders, so ganz eigen. Und sehr gut. Ich bleibe auf weitere Jennewein-Fälle gespannt und vergebe gern fünf Sterne und eine Hörempfehlung. Jörg Maurer sollte man unbedingt hören.

Hörbuch, gekürzte Ausgabe, Spieldauer 8 Stunden und 1 Minute.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2018
Chateau Mort / Luc Verlain Bd.2 (1 MP3-CD)
Oetker, Alexander

Chateau Mort / Luc Verlain Bd.2 (1 MP3-CD)


sehr gut

Das Hörbuch habe ich sehr gern gehört und empfehle es gern auch weiter.

Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Hitzewelle im Aquitaine. Dennoch treten wieder Tausende zum weltberühmten Marathon du Médoc an, der mitten durch die Gärten der schönsten Châteaus führt. Doch während des Laufes stirbt ein angesehener Winzer - und ausgerechnet Lucs bester Freund Richard ist der Hauptverdächtige. Der Kommissar entdeckt rasch, dass auch die nobelsten Weingüter der Welt ihre Schattenseiten haben. Je mehr Luc erfährt, desto verzwickter wird der Fall. Und er muss feststellen, dass selbst seine Partnerin Anouk seinen besten Freund für einen Mörder hält.
Frank Arnold verbindet kulinarischen Genüsse, eine Liebesgeschichte sowie den verzwickten Kriminalfall auf sehr angenehme Art miteinander.“

Der Kommissar Luc Verlain gibt eine sympathische Figur ab, also begleitet man ihn gern bei seinen Abenteuern aller Art. Der junge Mann lässt nichts anbrennen: in Anouk ist er verliebt, hat aber nicht so ganz einfach mit ihr. Zum Trost gibt es die sportliche Surf-Lehrerin, die sich dann aber doch von der tiefgründigen Seiten zeigt. Die Ermittlungen führen Luc in Winzermilieu. Hier erfährt man, was es eigentlich heißt, Winzer zu sein: Harte Arbeit in der Landwirtschaft. Die guten Preise bekommt man nur, wenn man die angesagten Anbaugebiete sein eigen nennt. Der Rest der Winzer arbeitet viel, bekommt aber wenig, obwohl die Weine gut sind. Sie erzielen bloß nicht die Preise, die der Winzer bräuchte, um nicht pleite zu gehen.

Bei seinen Ermittlungen vergisst Luc nicht, in Gesellschaft schöner Frauen fein zu speisen und sich die tollen Weine der Region schmecken zu lassen. Auch einer Weinführung wohnen er und seine Kollegin bei. Wie später auch einer Weintraubenernte.

Schön atmosphärisch ist das Ganze. Es ist, als ob man bei Luc zu Besuch ist und ihm über die Schulter schaut.

Ich fühlte mich sehr wohl in diesem Krimi. Auch zum Miträtseln gab es genug. Falsche Fährten auf Schritt und Tritt. Der tatsächlich hinter dem Mord steckte, konnte man nicht voraussehen, auch weil dem Leser/Zuhörer nicht sonderlich viel Infos gegeben wurden. Mir war es zudem etwas zu viel erklärt, die Infoversorgung hätte gern etwas eleganter ausfallen können. Aber sei es drum. Es ist ein schöner Regio-Krimi zum Träumen und sich Wohlfühlen.

Frank Arnold hat sehr gut gelesen. Alle Figuren konnte ich wunderbar heraushören und wiedererkennen, auch weil ihnen bestimmte Sprechbesonderheiten zugeteilt wurden. Auch Frauenfiguren samt ihren Stimmungen gelangen prima. Ich freue mich, wenn die nächste Folge von Frank Arnold gesprochen wird.

Fazit: Ein schöner, atmosphärischer Krimi zum Wohlfühlen. Habe ich gern gehört!

Bewertung vom 21.03.2018
Skandinavisches Viertel
Schulz, Torsten

Skandinavisches Viertel


sehr gut

Den Roman von Torsten Schulz habe ich gern gelesen. Er stellt ein gekonnt geschriebenes literarisches Werk dar, das viele akuten Themen der Gesellschaft zu einem atmosphärischen, tiefgründigen, zum Nachdenken anregenden Erzählteppich verwebt.

Es ist ein Familienroman, der mit seinen Lesern über das Leben und vieles, was dazu gehört, spricht, auch über die Liebe über den Tod hinaus, über Familienzusammenhalt, Vertrauen, Vertrauensbruch, über das Schweigen und übermäßigen Alkoholkonsum als „Problemlösung“ uvm.

Es geht um Matthias, einen clevereren Burschen mit wachem Verstand, und seine Kindheit in der DDR, um sein Erwachsenwerden ohne Mutter, und welche Folgen das für Matthias als erwachsenen Mann hat, um den Verrat und seine Folgen, für alle Beteiligten, über die Generationen hinweg. Teils in Rückblenden, im Wechsel zum Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt und Matthias im Heute zeigt, wurde sein Leben bis zu seinem 50.Lebensjahr erzählt: Woher er kam, wohin er als junger Mann ging, was er dort erreicht hat, wo er jetzt ist, was er nun hat und ob das so gut ist. Matthias hat da zum Schluss seine eigene Meinung und ist nicht abgeneigt, daran zu arbeiten.

Der Roman ist sehr kunstfertig geschrieben. Er erzählt nicht nur Lebensgeschichten der Menschen aus der ehem. DDR, sondern er gibt auch seinen Lesern viel Stoff, der viel hineininterpretieren lässt und zum Nachdenken u.a. über das eigene Tun und seine Konsequenzen, über das eigene Leben insg. einlädt.

Die „obligatorischen“ Sexszenen sind gekonnt gemeistert worden. Davon hätte es aber ruhig weniger sein können. Wie Matthias mit seinen Liebschaften schläft, wollte ich nicht so genau wissen. Insofern war es mMn keine Aufwertung oder etwas in der Art. Aber sonst…

Fazit: Ein Familienroman, der seine Wirkung erst nach und nach entfaltet. Man sollte ihm, wie einem Kunstwerk, genug Zeit und Raum geben. Definitiv kein 08/15 Kitsch. Sehr gekonnt und kunstfertig geschrieben. Tiefgründig. Lesenswert.

Bewertung vom 13.03.2018
Chinas Bosse
Hirn, Wolfgang

Chinas Bosse


ausgezeichnet

„Chinas Bosse“ von Wolfgang Hirn hat mir ausgezeichnet gefallen, daher empfehle ich es wärmstens auch weiter.
Das Buch ist insg. sehr gut strukturiert. Jedes Kapitel hat mehrere kleinere Unterkapitel, die man prima in Pausen, zwischen U-Bahnstationen lesen kann. Diese sind mit einander prima verknüpft. Die Übergänge fließen ineinander, sodass man immer versucht ist, eine weitere Seite umzublättern und noch ein weiteres Unterkapitel zu lesen. Am Ende eines Kapitels gibt es Fazit, das das Wesentliche der Ausführungen nochmals hervorhebt.

Rund 264 Seiten plus Einleitung sind in 7 Kapitel geordnet, in denen es nicht so sehr um die Bosse geht, wobei um sie natürlich auch, mehr um ihre Unternehmen und um die Wirtschaft in China insg., um ihre Vergangenheit und noch vielmehr um ihre Gegenwart und die Zukunft.
Schon allein wenn man auf das Inhaltsverzeichnis schaut, z.B. auf der Seite des Verlages, bekommt man Lust, das Buch zu lesen, und man wird für seine Neugier mit spannenden Einsichten und reichhaltigen Erkenntnissen belohnt. Jedes Kapitel ist lesenswert: voller Daten, Fakten, schlicht Dingen, die man über chinesische Wirtschaft wissen sollte.
In den ersteren Kapiteln erfährt man sowohl etwas zur Entstehungsgeschichte des Unternehmertums in China, als auch das Wesentliche zu stattlichen Giganten, darunter über die Rolle der Partei. Auch über Chinas große Privatkonzerne, über die es auch später noch mehr zu erfahren seinwird, liest man im Kap. 3. Im nächsten Kapitel geht es um Einkaufslust der chinesischen Neureichen. Gerade Luxusartikeln erleben da einen Boom. Auch Hotels, Immobilien, Grund und Boden, etc. sind beliebte Kaufobjekte der Chinesen. Es wurde auch plausibel erklärt, warum. Im online-Bereich, Kap. 5, geht es auch sehr spannend zu. Hier wird u.a. erzählt, warum die chinesischen Pendants zu den westlichen Suchmaschinen und Social-Media-Kanälen viel fortschrittlicher sind, warum dort online Geschäfte boomen uvm. Ein tolles Unterkapitel über Jack Ma, von dem man auch an weiteren Stellen hören wird. Ähnliches gilt bei den E-Autos, E-Bussen, Flugzeugen, Big Data und künstlicher Intelligenz im Kap. 6. Im letzten Kapitel wird nachgedacht, was man mit diesen Entwicklungen in Europa anfangen sollte, denn die Situation ist nicht so einfach. Die Chinesen schlüpfen mal in die Rolle eines Entwicklungslandes, wenn es ihren Interessen dienlich ist, sonst können sich manche westliche Unternehmen kaum von ihren Übernahmeangriffen und anderen derartigen Aktionen retten.
Der Text ist sehr gut: griffig, knapp, aber auch sehr zugänglich und prima lesbar geschrieben. Man sieht dem Autor seine profunden Kenntnisse auch an, die er unterhaltsam zu vermitteln weiß. Er erzählt nicht nur über Status Quo, darunter u.a. was Coopetition ist, er zeigt auch die Tendenzen auf, die die Zukunft früher oder später beeinflussen werden.
Spätentens am Ende der Lektüre ist klar: China ist eine aufstrebende Weltmacht. An „Kleingeld“, Know-how, Kapazitäten oder Geschäftstüchtigkeit mangelt es da keineswegs. In den nächsten Jahren wird es spannend, was China in Europa unternehmen wird, welche Übernahmen stehen bevor und wie all dies das Leben der einfachen Bürger beeinflussen wird.

Das Buch ist schön gemacht: Festeinband in Rot, Lesebändchen passend dazu ebenfalls in Rot, Umschlagblatt. Toll als Geschenk.

Fazit: Ein sehr gut gelungenes, informatives, unterhaltsames Werk über die chinesische Wirtschaft und ihre Bosse. Diese Inhalte sollte jeder kennen. Volle Punktezahl gibt es von mir und eine unbedingte Leseempfehlung!

Gekürzt gem. der Anforderung der Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2018
Hologrammatica
Hillenbrand, Tom

Hologrammatica


sehr gut

Vorweg gesagt, SciFi ist nicht mein Fall. Schon allein die Bezeichnung verleitet mich dazu, einfach weiter zu gehen und nach anderen Büchern Ausschau zu halten. Aber hier wurde ich neugierig. Zudem schaue ich gern über den Tellerrand, da kann man so manches Schätzchen entdecken. Und hier war es absolut der Fall.
„Hologrammatica“ fand ich schon sehr gut gelungen: Spannend, fantasiereich, toll erzählt, zum Nachdenken anregend. Die heutigen Tendenzen sind weitergedacht worden und so ist die Menschheit im Jahr 2088 nach einer GAU gut dezimiert, aber recht lebendig dabei und kämpft mit den Auswirkungen der Erderwärmung. Sibirien ist sehr begehrt, da man es dort noch gut aushalten kann. Es wird viel mit der Technik gespielt: die unschönen Bilder der Realität einfach mit Hologrammen überstrahlt, dann sieht man die Elend nicht, welch Ironie. Manche Menschen haben sich Chips in die Hirne installiert und können die Körper wechseln, je nach Bedarf und die Dicke des Geldbeutels, obwohl auch für eher kurze Zeit. Unsterblichkeit ist ein großes Thema, dem wird im Laufe des Romans nachgespürt und recht aktions- und aufschlussreich auf die Schliche gekommen.
Die Themen sind sehr aktuell, und man kann es sich ohne weiteres vorstellen, dass die heutigen Entwicklungen genau so enden, wie es in diesem Roman dargestellt wurde.
Im Roman sind hier und dort paar russische Begriffe eingepflegt worden, insg. vermittelt das Ganze die den Eindruck, dass Russland ein fester Bestandteil des Lebens in Europa in der Zukunft ist. Von der heutigen Politik der Ausgrenzung und leitmedial gebastelter Entfremdung keine Spur. In Zukunft werden sie es wohl besser machen, bleibt zumindest zu hoffen.
Die Figuren sind überzeugend: Kinder, bzw. die Ergebnisse ihrer Zeit, können prima die Handlung vorantreiben, ohne dass es langweilig wird. Etwas Coolness und Abgeklärtheit passten da ganz gut.
Den Schreibstil fand ich sehr gut, die Sprache knapp und aussagestark. All die Erklärungen, wovon es etliche gibt, da die ganze Welt der Zukunft vermittelt werden soll, plus die üblichen Stoffwiederholungen, sind geschickt „versteckt“ worden, ohne dass die Handlung groß stockt oder man sich zu langweilen anfängt.
Für den Roman gibt es 5 Sterne. Ich bin da echt beeindruckt! Hut ab!

Einzig für die Interpretationen des Sprechers konnte ich mich nicht begeistern. Ich kenne ihn aus den Krimis aus Südfrankreich. Da hatte ich keine Probleme, so konnte ich nicht ahnen, dass ich hier welche bekomme. Zu überzeichnet war es mir insg. Zu viele Klischees (Wenn sich zwei schwule Männer unterhalten, der eine „muss unbedingt“ sehr damenhaft klingen), zu oft die unnötigen Spielereien mit der Stimme (rauf, runter, wieder rauf am Ende eines Nebensatzes oder einer Frage), die sich das Ganze gekünstelt anhören ließen und mir den Spaß am Hören vermiest haben. Zudem kamen paar fremdsprachigen Begriffe, die man nur mit viel Kombinationsgabe und Fantasie entziffern kann. Paarmal wollte ich abbrechen. Aber ich war neugierig, wie die Geschichte weiterging, also gab es immer neue Versuche. Und so habe ich doch noch zu Ende gehört, was mich auch sehr freut. In der zweiten Hälfte wurde es etwas erträglicher, weniger Spielereien, einfach ganz normal gelesen, dann ging es auch.

Bewertung vom 11.03.2018
Das Geheimnis der Muse
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

„Das Geheimnis der Muse“ hat mir ausgezeichnet gefallen, daher empfehle ich den Roman auch wärmstens weiter.
Im Fokus stehen zwei Künstlerinnen: eine junge Malerin im Jahr 1936 in Andalusien, kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges, und eine farbige, junge Schriftstellerin im Jahr 1967 in London. Beide haben erhebliche Schwierigkeiten, ihre Werke an die Öffentlichkeit zu tragen. Die beiden wollen lieber im Hintergrund bleiben.
Die Erzählstränge wechseln sich ab: Mal wird die Geschichte von Olive, der Malerin erzählt, die sich im Dachzimmer einer andalusischen Finka eingerichtet hat und dort die Blütezeit ihrer Schaffenskraft erlebt. Zusammen mit ihren Eltern ist sie dorthin aus London gezogen, der Vater ein Kunsthändler, der so manches Bild u.a. an Peggy Guggenheim verkauft, die Mutter eine gelangweilte Schönheit. Die Geschichte von Odelle, die aus Trinidad nach London vor paar Jahren kam und nun bei einer angesehenen Galerie einen Job ergattert hat, spiegelt sich im gewissen Sinn darin. Zudem gibt es noch andere Verbindungen zwischen den beiden. Odelle will das Geheimnis eines Bildes aufdecken, mit dem sie eines Tages konfrontiert wird. Odelles Vorgesetzte Marjory Quick, die für sie und ihr Talent eine Mentorin und Förderin wird, scheint auch ein dunkles Geheimnis zu verbergen.
In beiden Erzählsträngen gibt es Liebesgeschichten, spannende Frauenschicksale, allerhand Rätselhaftes um das Bild der Heiligen Rufina, um die Identität von Marjory Quick, auch um die von manch anderen Figuren. Das Thema der Identität ist schon gut präsent, aber auch so authentisch den Erzählteppich eingewoben worden! Das gilt auch für die in die Tiefe gehenden, treffenden Gedanken um Künstler, ihr Schaffen, ihre Werke und Künstlerdasein insg. Es wird auch mit manchem Denkfehler in der Hinsicht aufgeräumt, die Fettnäpfe, in die die Neulinge oft treten, beim Namen genannt uvm. Man liest auch klare Botschaften heraus, die an die Künstler/innen gerichtet wurden.
Es gibt auch schöne, rührende Momente, auch Szenen, bei denen ich schmunzeln musste, z.B. dort wo die weit hergeholten Interpretationen der heutigen Kunsthistoriker dem Leser mit Augenzwinkern präsentiert wurden. Es geht auch um Frauenfreundschaft, Ehe, Mutter-Tochter Beziehung, Eifersucht, Leidenschaft, Verrat, Demütigung, Mord, uvm.
Beide Erzählstränge sind auch sehr schön, sehr atmosphärisch und so zum Greifen nah erzählt worden, sodass man gleich in den Roman abtaucht, zusammen mit den Figuren ihre Geschichten lebt und mit ihnen fiebert, bis die letzte Seite umgeblättert worden ist.

Fazit: Ein wunderbarer Schmöker über die Liebe und Freundschaft, über Künstler und ihre Werke uvm. Alle Zutaten für einen schönen Roman sind da und entfalten sich prima zu ihrer wahren Größe. Es ist definitiv kein (!) 08/15 Frauenroman nach Schema F.
Da geht es so ab: das Buch auf, die Welt aus, das Kopfkino an, Lesegenuss bis zur letzten Seite. Fünf leuchtende Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.03.2018
Fit für Walhalla
Larrington, Carolyne

Fit für Walhalla


sehr gut

Klappentext beschreibt den Inhalt recht treffend.
Zur Autorin: „Carolyne Larrington lehrt englische Literatur des Mittelalters als Fellow am St John’s College in Oxford.“
Die rund 210 Seiten sind in 6 Kapitel aufgeteilt: „Die Götter und Göttinnen“, „Die Welt wird geschaffen und gestaltet“, „Verfeindete Mächte“, „Reif für Valhöll: Menschliche Helden“, „Helden der Wikingerwelt“, „Endzeit- und Neubeginn“. Dazu kommen die Einleitung, Karten, Vorbemerkung zu den Namen und ihrer Aussprache, Anhang.
Beeindruckend wie faszinierend ist diese alte Welt der nordischen Mythen. Nach dem ersten Kapitel, in dem die Götter der Reihe nach vorgestellt wurden, u.a. Odin, Thor, Frigg, Freyja, wer Walküren waren, wozu die Runen dienten, etc., geht es um die Weltschöpfung im Kap.2, die für die Nordländer ausgesprochen männlich ausfiel. Man liest hier auch von mythischen Landschaften, übernatürlichen Frauen, die am Anfang und am Ende des Lebens stehen und auf einen warten, „Warum die Menschen Bäume sind“ uvm.

Fast auf jeder Seite gibt es eine weitere Legende, Mythos und ein Foto, Zeichnung, die das Geschriebene verbildlichen. Diese visuellen Hilfen sind ein fester Bestsandteil des Buches, was sich sehr positiv auf das Leseerlebnis auswirkt. Manchmal sieht man z.B. Fragmente alter Kriegsschlachten auf Bildsteinen, S. 189, oder auch die Schachfiguren, die Berserker darstellen, die Krieger, die auf ihre Schilder beißen, S. 185, oder auch die vier Damen als Schachfiguren aus dem späten 12 Jh., S. 117, uvm.

Diese alten Geschichten sind so anders als all das, was man heute zu lesen bekommt. Sie folgen ihrer eigenen Logik, die mit der heutigen u.a. wenig übereinstimmt. Manchmal ist es dem Umstand verschuldet, dass die Überlieferungen nicht eindeutig sind und erzählen die Geschehnisse mal so, mal anders, was bei solch alten Geschichten kein Wunder ist. Die Versionen werden hier aufgeführt und erklärt. Die Weltanschauung der Nordländer, ihr Verständnis dessen, wie die Welt entstand, wie und was sie ihrer Meinung nach ist, etc. ist so eigen und komplett anders als die von heute. Die Realität der Nordländer war voller mythischer Gestalten und menschlier Helden, die den heutigen Leser mit ihren fantasiereichen, aber auch schaurigen, rauen, gar manchmal brutalen Geschichten: List, Raub, Mord, uvm. standen an der Tagesordnung, recht tief beeindrucken vermögen. Auch die Art zu erzählen ist eine ganz andere.

Wer allerdings glaubt, hier ein Märchenband mit neuen Stories zu finden, dem sei gesagt: Von den Mythen gibt es zwar reichlich, dies ist aber ein populärwissenschaftliches Sachbuch. Die alten Geschichten sind zwar an die Wahrnehmung der modernen Leser gewissermaßen angepasst worden, sie werden aber auch analysiert, z.T. erklärt, z.B. welche Metapher für was da gerade steht, welche Archetypen dort warum verwendet wurden. Die Mythen wurden mit anderen, z.B. mit den ähnlichen aus England, verglichen und in Bezug auf die Gemeinsamkeiten, z.B. der Weltanschauungsmodelle uvm. abgeklopft. Diesem Charme der alten, vergessenen Welt, der sich erst allmählich entwickelt, kann man kaum widerstehen. Das Ganze wirkt auch nach, in den Pausen und erst recht nachdem die letzte Seite umgeblättert worden ist.

Das Buch ist gut gemacht: Festeinband, 100 s/w Illustrationen, in den Text passend integriert, fast auf jeder Seite gibt es eine oder zwei, manchmal nimmt ein Bild 1-2 Seiten ein. Ich habe mir diese Bilder in Farbe gewünscht.

Fazit: Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, das die Leser in die Welt der alten nordischen Mythen entführt und die Nordländer mit ihrer bizarren Weltanschauung aufleben lässt.
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Bewertung vom 08.03.2018
Wut
Julia Ebner

Wut


ausgezeichnet

„Wut“ von Julia Ebner hat mir ausgezeichnet gefallen, daher empfehle ich das Buch gern auch weiter.

Wie der Klappentext zutreffend sagt: „Mit gezielten Undercover-Recherchen und Gesprächen mit Radikalen beider Seiten zeigt sie, wie sich die Strategien von Islamismus und Rechtsradikalismus wechselseitig ergänzen und verstärken… Die Autorin geht den Ursachen der wechselseitigen Radikalisierung auf den Grund und zeigt, wie Extremisten Angst, Verunsicherung und Wut instrumentalisieren.“

Faszinierend ist nicht nur der Mut, den Julia Ebner bei ihren Recherchen an den Tag gelegt hat, spannend und aufschlussreich sind auch die Ergebnisse, die sie in diesem Buch präsentiert.

Die Erfolgsrezepte, die Extremisten nutzen, „um uns so zu manipulieren, dass wir ihre Geschichten glauben und daher gemäß den Regeln ihrer fiktiven Weltordnung handeln“ hat sie unter die Lupe genommen und die 5 Grundzutaten herausgefiltert, die auch für beide Seiten gelten: Es geht um Einfachheit, Stimmigkeit, Empfänglichkeit, Identifizierung und Inspiration, S. 47-59. Sie erklärt auch anschaulich, wie es gemeint ist.
Viele andere aufschlussreiche Dinge sagt sie vielerorts, führt prima treffende Vergleiche an, den Stoff insg. so gehaltvoll, kurz und prägnant dargelegt, dass er nicht nur jedem verständlich sein wird, sondern auch gleich im Gedächtnis bleibt.

Was noch wichtiger ist: Ebner gibt ihren Lesern die Grundlagen in die Hand, welche Gemeinsamkeiten, davon gibt es recht viele, wie man zusammen mit ihr feststellt, und die Wechselwirkungen, die Rechtsextreme und radikale Islamisten in ihrer Weltsicht und in ihren Aktionen aufweisen, zu erkennen helfen. Die Extremisten beider Lager schauen wie zwei Seiten eines und desselben Phänomens aus, die ohne einander ihre Wirkung nicht vollends entwickeln können, da sie u.U. einander helfen, z.B. mehr an Aufmerksamkeit und an Gewicht im politischen Geschehen zu gewinnen und so das Leben der Mitte der Gesellschaft immer mehr und nachhaltiger zu beeinflussen.

Nach dieser Lektüre wird es dem Leser leichter fallen, die Aktivitäten der Extremisten zu identifizieren, ihre Ursachen zu verstehen und die angepeilten Auswirkungen abzuschätzen.

Ebner bringt auch die Lösungsvorschläge: „Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten… Um diese Freiheit zu erreichen, wird es entscheidend darauf ankommen, junge Menschen mit Kreativität, Mut und der Fähigkeit zu kritischem Denken auszurüsten: der Fähigkeit zum kritischen Denken, um manipulative Sprache und verzerrte Fakten zu erkennen; dem Mut, alles und jeden infrage zu stellen; und der Kreativität, über die eigenen Echokammern und Grenzen der Vorstellungskraft hinauszugehen.“ S. 280.

Die Rolle der Eliten, wie Julia Ebner auch selbst zum Schluss zugibt, wurde in ihren Untersuchungen nicht berücksichtigt. Die Eliten und ihre Handlanger wurden zwar am Anfang als Akteure im Hintergrund angedeutet, dieser Aspekt aber weitestgehend insg. elegant umschifft. Aber auch so wie es dasteht, stellt ihr Werk ein sehr lesenswertes Buch dar, das zu begreifen hilft, wie die Geschichten der Rechtextremen und Islamisten funktionieren, unter welchen Bedingungen ist ihnen Erfolg sicher, wie sie es bisher recht erfolgreich angestellt haben und wie man sinnvollerweise auf ihre Aktivitäten reagieren kann.

Fazit: Ein echtes Highlight in Sachen Politik im Frühling 2018, ein must read, das der Aufklärung und Orientierung der Leser in diesen nicht einfachen Zeiten bestens dient. Sollte jede(r) gelesen haben. 5 leuchtende Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2018
Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand
Meyen, Michael

Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand


gut

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, leider wurden meine Erwartungen nur zum Teil erfüllt.

Rund 177 Seiten sind in 6 etwa gleich große, ca. 35 Seiten, bis auf das letzte, Kapitel geordnet.
Im Auftakt wurden die Begriffe, die im späteren Verlauf auftauchen, z.B. Resilienz, Medialisierung, etc. erklärt. Auch wie die Medienrealität wirkt, ist hier plausibel beschrieben worden. Weiter gibt es den Überblick, was besprochen wird und zum Schluss: „Dieses Buch hält es eher mit Hanns Joachim Friedrichs und Ulrich Wickert. Aufklären, die Dinge beim Namen nennen und so Orientierung bieten.“ S. 39. Für welche Werte des Qualitätsjournalismus die beiden Herren plädieren, ist auch aufgeführt worden, sodass kaum Missverständnisse entstehen können, wohl auch als Kontrast zu dem, was man heute in den Medien beobachten kann.
Weiter geht es mit Medienlogik. Hier gab es paar spannende Punkte, die man als bloßer Medienkonsument ohne weiteres nicht kennt, die aber heute bei der Mediengestaltung eine große Rolle spielen, z.B. bei der Wahl der Themen, die insb. in online Ausgaben auftauchen, welche Kriterien da zugrundeliegen; bei der Art, wie diese Inhalte an das Publikum herangetragen werden „Polarisieren schon in der Überschrift“ S. 74, usw. Unterkapitel „Wandel der Medienrealität, quantitativ“, in dem die Inhalte der Leitmedien aus dem Jahr 1984 und 2014 verglichen wurden, z.B. „Harte und weiche Themen“, „Selektion und Interpretation bei harten Themen“, „Konflikttypen in der Politik- und Wirtschaftsberichterstattung“, „Präsentationsstil“, etc. S. 75-78, ist sehr aufschlussreich und zum Nachdenken anregend. Richtig gute, aussagestarke Inhalte hier.

Ab Kap. 3 fängt das an, was mir den guten Eindruck, den die beiden ersten Kapitel entstehen lassen haben, doch recht dezimiert hat: Fußball, ferner andere Sportarten, und die damit verbundenen Themen zu „Wie der Spitzensport zur Show wurde“ . Mir war es schade, dass die Darstellung des Themas „Wie uns die Medien regieren“, das in ersten Kapiteln so gut aufgeschlossen wurde, plötzlich die Verflachung erlebte und die Ausführungen auf den eher engeren Rahmen des Sports reduziert wurden. Die Verflachung verstärkte sich im weiteren Verlauf leider auch weiter.

Die Vorschläge ganz zum Schluss, S. 184-185, sind zwar nicht von der Hand zu weisen. Darüber kann man gern nachdenken und in Bekanntenkreisen ausdiskutieren. Aber ob das den gegenwärtigen Trend umkehren kann, der gern mithilfe von großzügigen Etats gepusht wird, was auch im Text erwähnt wurde, bleibt eine große Frage.

Fazit: Ein gutes Buch über die Medien von heute, das man durchaus gern lesen kann, wenn man sich als Einsteiger dem Thema nähern möchte, manches gar kennen sollte. Das Buch ließ sich insg. gut lesen. Die Ausführungen sind verständlich und bildhaft dargelegt worden, wobei sie doch viel Aufmerksamkeit forderten. Der selbst gestellten Aufgabe, s.o., wird es gerecht. Die Verweise auf Werke anderer Autoren zu diesem Thema, die man auch den Quellen entnehmen kann, stellen eine Bereicherung dar.

Insg. fällt das Buch von Meyen aber etwas flach aus. Fußball sowie Banalitäten des Alltäglichen nehmen hier einen zu großen Teil der Ausführungen ein. Die Vorschläge haben zwar ihre gute Seite, sind aber unter den gegenwärtigen Bedingungen eher utopisch.

Wer tiefer in die Materie einsteigen und ein richtig gutes, aufschlussreiches Buch zu dem Thema lesen möchte, der greift zu „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke.

Dieses Werk ist allenfalls eine nette Ergänzung dazu.

Gekürzt gemäß der Anforderung der Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.