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Sonnenwind
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Schwabenland

Bewertungen

Insgesamt 518 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2016
Wie Liebe auf den ersten Blick
Winkler, Mechthild

Wie Liebe auf den ersten Blick


sehr gut

Praktische Unterrichtsstunde über den Krieg

Monika steht mitten im Zweiten Weltkrieg vor dem Abitur, mit all den in diesem Alter wichtigen Ablenkungen. Aber sie ist jetzt in dem Alter, in dem man anfängt, Dinge und Umstände zu hinterfragen. Ihre Schwester Erika ist vier Jahre älter und allein deshalb schon länger mit den Fragen des Lebens und der Politik beschäftigt.

So erfährt man gewissermaßen die persönlichen Bezüge der braunen Politik mitten in ihrer Familie. Der Krieg ist eine reale Größe, die Tag und Nacht in das Leben der Menschen eingreift. Für uns, die wir erst nach dem Krieg geboren sind, sind die Beschreibungen der Lebensumstände in dieser Zeit außerordentlich interessant. Und es tut uns gut, wenn wir „miterleben“, was ein Leben im Krieg bedeutet.

Tatsachen wie Luftalarm, Arbeitsdienst, Verdunkelung, Gestapo und anderes, die man aus den Erzählungen der älteren Verwandten kennt, werden hier zu lebendigen Bildern vor dem inneren Auge. Man wird dankbar, das nie mitgemacht zu haben. Monika tritt ihren Arbeitsdienst auf dem Gut „Hasenheide“ an, das künftig einen wichtigen Teil ihres Lebens ausmacht.

Für mich waren die Beschreibungen aus der Kriegszeit außerordentlich interessant, denn selbst meine Eltern waren in dieser Zeit noch Kinder und wußten selbst nicht viel darüber. Das Leben der Jugendlichen wirkt auf mich auch nicht viel anders als meine eigene Jugend, wenn auch unter anderen Vorzeichen und mit wesentlich mehr Druck auf politischer Ebene. Was auch sehr gut deutlich wird, sind die Umstände, die Menschen dazu gebracht haben, an offensichtlich falschen Weichenstellungen vorbeizusehen. Das ist ein Mahnruf an uns heutzutage: Genauso werden auch wir heute gleichgeschaltet und laufen mit der Masse, ohne darüber nachzudenken. Das Selber-Denken war zu allen Zeiten wichtig, heutzutage vielleicht am allermeisten.

Dafür, daß das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist, sind die christlichen Bezüge recht spärlich. Da hatte ich mir eine deutlichere Botschaft erhofft. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 30.05.2016
Der Pompeji-Papyrus (eBook, ePUB)
Sabel, Rolf D.

Der Pompeji-Papyrus (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Pompeji über 2000 Jahre Geschichte
Pompeji ist die Kulisse für einen Krimi in der Gegenwart und eine den historischen Tatsachen vermutlich erschreckend nahe kommende Erzählung über den Untergang Pompejis:

Zwei von Kindheit an befreundete deutsche Theologen - ein evangelischer und ein katholischer - machen zusammen Urlaub in Pompeji. Als ihnen auf der Straße ein "echter Papyrus" angeboten wird, glauben sie natürlich nicht im Geringsten, daß er wirklich echt sein könnte. Aber wie sich herausstellt, ist er das doch. Als sie versuchen, noch mehr davon zu kaufen, begeben sie sich in Gefahren, die sie sich nie hätten träumen lassen.

Die Handlung wechselt immer wieder von der Zeit des antiken Vesuv-Ausbruchs ins 21. Jahrhundert, und das so geschickt, daß sich die Geschichte nahtlos aufbaut. Auf eine Krimi-Episode in der Gegenwart folgt ein Brief aus der Vergangenheit, und so baut sich einerseits das Geschehen vor dem Ausbruch des Vesuv und andererseits unsere heutige Zeit vor dem Auge des Lesers auf: Hervorragend gemacht! Das Lesen hat mir viel Spaß gemacht, war spannend, unterhaltsam und lehrreich - und das, obwohl der Autor Lateinlehrer ist ;-).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2016
Die Lagune der Flamingos
Caspari, Sofia

Die Lagune der Flamingos


weniger gut

Argentinien voller Huren statt Rinder
Von diesem Buch habe ich als erstes eine Leseprobe gelesen, und die hat mir sehr gut gefallen. Zwischendurch brauche ich etwas leichtere Lektüre, bei der man nicht viel nachdenken muß, und dies schien so etwas zu sein: Ein wenig abschalten und erholen. Die Landschafts- und Geschichtsbeschreibungen sind auch ganz nett.

Aber welche Enttäuschung! Ich habe ganz bestimmt Verständnis für Menschen in Not und fühle mit ihnen. Aber was einem hier serviert wird, ist nicht mitleiderregend. Die Handlung spielt in Argentinien, aber es kommen mehr Huren vor als Rinder. Praktisch jede Frau verdient sich ihr Auskommen auf der Straße, so gut wie jede Ehe wird gebrochen - ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen. Nebenbei noch Mörder und Betrüger, die auch nicht mit Zweifeln zu kämpfen haben, sondern nur immer weitermachen.

Die Personen, die ich aus dem ersten Band kannte, kommen wieder vor, nur sind die Umstände noch unvergleichlich viel schlechter. Das Rotlichtmilieu ist nun vollends über die Handlung hereingebrochen. Und es ist nicht so, daß das gezwungenermaßen berichtet wird, weil die Gegebenheiten abgebildet werden müssen - nein, die Beschreibungen werden regelrecht goutiert. Schade, daß ich mir das nächste Buch schon gekauft hatte. Der Fehler wird mir sicherlich nicht noch einmal unterlaufen.

Bewertung vom 22.05.2016
Für immer mein / Sean Corrigan Bd.2
Delaney, Luke

Für immer mein / Sean Corrigan Bd.2


sehr gut

Mehrfache Entführung und Mord
Als Louise am hellen Tag aus ihrem Haus verschwindet - Handtasche und Handy noch da, Auto weg -, schließt Kommissar Corrigan sofort, daß hier ein Verbrechen vorliegt. Intuition. Und er behält recht.

Es bleibt nicht bei dieser einen Entführung, es kommen noch zwei weitere dazu. Immer nach demselben Strickmuster. Und dann kommt es zu Morden.

Die Handlung ist durchgehend spannend, man hetzt nur durch die Seiten. Im Hintergrund schimmert ein gutes Stück Psychologie durch, aber nicht so aufdringlich wie sonst oft. Insgesamt sehr angenehm zu lesen, wenn auch vor allem am Anfang ziemlich brutal und unnötig detailliert beschrieben.

Insgesamt eine sehr unterhaltsame Lektüre, vor allem der zweite Teil. Eine tiefere Aussage hat das Buch nicht, es ist reine Unterhaltung.

Bewertung vom 15.05.2016
Erwählt vor Grundlegung der Welt
Spurgeon, C. H.

Erwählt vor Grundlegung der Welt


weniger gut

Gefährliche Irrlehre

Für Interessierte: Der Text des Buches ist online frei zugänglich:
http://www.betanien.de/verlag/material/175964.pdf

Das Beste an diesem Buch ist das Cover: Ein Edelstein entsteht ja aus Kohle unter großem Druck. Der Rest ist weniger erbaulich.

Spurgeons redundanter und ausschweifender Stil ist sehr mühsam zu lesen. Dabei muß man sich aber vor Augen führen, daß in diesem Buch Predigten enthalten sind und die Zuhörerschaft offensichtlich aus sehr einfachen Menschen bestand, die darüberhinaus zu einem guten Teil noch recht jung im Glauben waren. Warum er dann aber solche Themen bespricht, kann ich mir nicht erklären. Wenigstens erklärt er die Notwendigkeit der Wiedergeburt.

Die Erwählung ist ein Thema, mit dem man sich erst beschäftigt, wenn der Erlösungsplan abgehandelt und klar ist: ein Luxusthema wie die Lehre, wie es im Himmel aussehen wird; Dinge, die wir nicht notwendigerweise wissen müssen.

Es ist nicht alles falsch in diesem Buch. Manche Ansätze sind auch zutreffend. Aber gerade das Thema - die Erwählung, die Prädestinationslehre -, kann man nicht guten Gewissens so stehen lassen: Das ist klare Irrlehre! Warum predigt er denn überhaupt, wenn doch schon bei Grundlegung der Welt festgelegt war, wer gerettet wird und wer nicht? Das widerspricht ganz klar der Lehre der Bibel:
2Petr 1,10 „Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen! Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.“

Dabei verbreitet er sich aber ausschweifend über klar widersprochene Gedanken wie dem, man könne ruhig sündigen, Gott sei ja gnädig. Das hat doch schon Paulus kristallklar ausgesagt. Und jeder weiß es.

Bei dieser Theologie sind Verse wie 2Kor 5,20 “So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!” völlig unnötig. Das hätte sich Paulus doch sparen können, wenn sowieso schon feststeht, wer in den Himmel kommt – und die anderen sich bis zu ihrem Ende abzappeln können und doch keine Chance haben!

Joh 1,12 sagt: „so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;“ Wenn jemand Jesus annimmt, wird er ein Kind Gottes. Das ist eine aktive Form (grch. Aorist), nicht ein passives Erwähltwerden. Die Entscheidung liegt bei dem Einzelnen.

In der Bibel gibt es keinen Fatalismus. Wir sind aufgerufen, uns für Jesus zu entscheiden, uns ihm anzuvertrauen, um die Wiedergeburt zu ringen, den Weg der Heiligung zu gehen und uns auf den Himmel auszurichten. DAS ist das Evangelium der Erlösung! Was in diesem Buch gepredigt wird, ist Theologie – obwohl Spurgeon nie studiert hat. Da kann man natürlich leicht etwas mißverstehen.

Bewertung vom 09.05.2016
Das Syndrom
Scalzi, John

Das Syndrom


ausgezeichnet

Locked-In-Syndrom als Romanthema
Dies ist ein älteres Werk von John Scalzi, aber man merkt schon seine Begabung. Ein Krimi vor dem Hintergrund einer SF-Situation.

Nach einer Grippewelle, die in vielen Fällen eine Meningitis nach sich zieht, sind Millionen von Menschen auf der ganzen Erde am Locked-In-Syndrom erkrankt - schon heute eine furchtbare Krankheit! Der Patient liegt da, als wäre er im Koma, aber er hört alles, fühlt alles und sieht manches. Aber er kann sich seiner Umgebung nicht mitteilen.

Das berühmteste Opfer ist die Frau des amerikanischen Präsidenten, nach der die an dieser neuen Variante Erkrankten "Hadens" genannt werden. Und ihretwegen werden der Forschung an dieser Krankheit Milliarden zur Verfügung gestellt. Man entwickelt Roboterkörper, in die das Bewußtsein der Kranken transferiert wird, damit sie am normalen Leben teilnehmen können.

Chris ist ein Haden und er hat sich zum Kriminalbeamten beim FBI ausbilden lassen. Aufgrund seiner besonderen Voraussetzungen wird er eingesetzt, um entsprechende Fälle zu bearbeiten. In "Das Syndrom" erleben wir seine erste Woche im Dienst, und da beginnt die Krimi-Handlung:

Das Bestechende hier ist die Tatsache, daß Körper und Geist keine Einheit bilden. Ein Haden kann abwechselnd verschiedene Körper "bewohnen", andererseits kann er auch die Dienste von verschiedenen Menschen in Anspruch nehmen, um ihren Körper vorübergehend zu benutzen. Man weiß also nie, ob man demjenigen gegenübersteht, den man vor sich sieht.

Das macht das Spannende am Roman aus. Und das macht die Lösung des Mordfalls kompliziert. Mir hat die Art besonders gefallen, in der der Autor die Zivilisation beschreibt: Die speziellen Probleme, die für die Gesellschaft dadurch entstehen, daß es "andere" gibt. Ihr Körper muß gepflegt werden wie jeder Intensivpatient, aber ihr Geist ist wach und aktiv - und auch dazu fähig, Verbrechen zu begehen.

Dieser Roman hat großes Potential als Grundlage für weitergehende Überlegungen und es wäre phantastisch, wenn man heutigen Kranken auch solche Möglichkeiten zur Verfügung stellen könnte, trotz aller möglichen Komplikationen. Aber dafür muß vermutlich erst jemand Berühmtes erkranken...

Bewertung vom 24.04.2016
Im Land des Korallenbaums
Caspari, Sofia

Im Land des Korallenbaums


gut

Als Lückenfüller recht gut

Anna, Viktoria und Lucius wandern auf demselben Schiff von Hamburg nach Argentinien aus: Doch die Bedingungen sind völlig unterschiedlich. Für Annas Passage hatte das Geld nicht gereicht, deshalb ist ihre Familie vorausgefahren; Viktoria reist zu ihrem frisch angetrauten Ehemann, der in Argentinien eine große Estanzia besitzt, und Lucius will Geschäfte machen. So unterschiedlich wie die Voraussetzungen sind auch die Menschen und ebenso ihr Ergehen in der neuen Heimat. Wie es im Leben nun mal so ist, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Jeder erlebt seine Enttäuschungen und schwierige Zeiten.

So plätschert das Leben vor sich hin - und dabei zeigt sich, wer aus welchem Holz geschnitzt ist und wer sich wie entwickelt. Das ist soweit ganz nett erzählt und in den meisten Punkten auch nachvollziehbar. Man kann sich das Argentinien vor beinah 200 Jahren gut vorstellen, auch die gesellschaftliche Situation wird schön deutlich. Was mich allerdings massiv gestört hat: Ehebruch an allen Ecken. Man hat fast den Eindruck, das sei normal. Auch wenn jeder vor sich selbst andere Entschuldigungen hat - das ist schlimm, und ich muß sagen, das hat mir das Buch verdorben.

Eigentlich wollte ich dieses Buch lesen, weil ich eine Leseprobe des Folgebands gelesen hatte, die mir ganz ausgesprochen gut gefallen hatte. Und da muß ich vorher den Vorgängerband lesen. Dachte ich. Aber dieses Buch hätte ich nicht lesen müssen, es war keine Freude. Die Zu- und Umstände in Südamerika kannte ich im Wesentlichen, da habe ich nichts dazugelernt. Und die persönlichen Umstände der Protagonisten hätte ich nicht gebraucht.

Bewertung vom 17.04.2016
Die Prüfung / Earth Girl Bd.1 (eBook, ePUB)
Edwards, Janet

Die Prüfung / Earth Girl Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Zum Glück nicht dystopische Science-Fiction
Das Thema dieses Buches ist Behinderung - obwohl sie nur zwischen den Zeilen in Erscheinung tritt und nicht permanent darauf herumgeritten wird.

Jarra kommt von der Erde, obwohl schon unzählige Planeten besiedelt sind. Und zwar ist sie deshalb nicht auf einem anderen Planeten aufgewachsen, weil sie "behindert" ist. Im Jahr 2789 fliegt man nicht in Raumschiffen durchs Weltall, sondern man benutzt "Portale", was so ähnlich funktioniert wie das Beamen bei Enterprise. Und manche Menschen können auf anderen Planeten nicht leben - so wie Jarra. Und die nennt man dann "behindert". Denn der Grund liegt in einem "Gendefekt".

Was nun ein Defekt ist und was eine Mutation, ist einfach eine Frage des Blickwinkels, genauso wie heute die "Behinderung". Von einem "behinderten" Körper auf einen schwachen Geist zu schließen, ist sowieso nicht korrekt. Jarra ist im Gegenteil hochintelligent, organisatorisch und praktisch weit über der Norm. Sie ist nur an die Erde gebunden. Und diese Thematik wird sehr fesselnd aufbereitet.

Science Fiction ist einfach ein tolles Genre! Hier merkt man es mal wieder. Zwar dachte ich zwischendrin, die Autorin hätte den Faden ihrer Handlung verloren, aber das war nur eine psychologische Phase, und dafür habe ich nicht so viel Sinn. Andere mögen das vielleicht eher. Deshalb habe ich die sorgfältig begründete Geschichte, die entgegen mancher Kommentare in keiner Weise dystopisch ist, trotzdem sehr genossen und werde mich auch bemühen, die Folgebände zu erwischen. Die Autorin muß ich mir merken.