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Benutzername: 
TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2009
Level 9
Morrell, David

Level 9


weniger gut

Was macht ein Autor, der nach einigen Erfolgen ("Rambo I bis III") und einer anschließenden Mittelmäßigkeit einen erneuten Hit landet? Er schiebt eine Fortsetzung hinterher.
Und da der letzte Hit scheinbar nur schwer zu toppen ist, klaut er. Als Einstieg ein bißchen "Saw", ein paar Motive aus "Running Man", als Hauptleitfaden ganz viel "Sakrileg", inklusive bedeutungsschwangerem Geschwafel.

Das ist nicht total schlecht, haut mich aber nicht vom Hocker.

Frank Ballenger, ein Held aus dem Vorgänger "Creepers", wird zu einem wissenschaftlichen Vortrag eingeladen. Mit seiner Lebensgefährtin Amanda kommt er der Einladung nach.
Dort erleben beide einen Filmriß und finden sich inmitten eines Survivor-Spiels wieder - getrennt voneinander.
Geleitet von einem geheimnisvollen Gamemaster müssen sie sich durch das Spiel Scavenger kämpfen. Beginnend ab Level 1, bis zum titelgebenden Level 9.

Ich habe mich zwischendurch gefragt, wann Morrell seine letzte Beziehung führte. Jegliche liebesbekennenden Umschreibungen für die Beziehung zwischen Frank und Amanda kommen so hölzern daher, daß sie zum Roman-Fluß oder -Gerüst nichts beitragen.

Eine nettes Geschichtchen, bei der niemand etwas versäumt, läßt er sie aus.

1 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2009
Gnadenlos
Kernick, Simon

Gnadenlos


ausgezeichnet

An so einem Roman komme ich natürlich nicht vorbei.

Stories, mit einem Ausgangspunkt, der völlig absurd ist. Ein Grund, warum ich mich immer wieder auf Fitzek einlasse.

Ein Vorort von London. Tom Meron wartet auf seine Ehefrau, die auch an diesem Samstag noch schnell zur Arbeit mußte. Er beobachtet seine Kinder beim Spielen im Garten. Alles ist perfekt.

Bis das Telefon klingelt. Am anderen Ende ist sein ehemals bester Freund, den er aus den Augen verloren hat. Andere sind bei ihm. Unter Schmerzen fleht er diejenigen um Gnade. Als sie nicht ablassen, offenbart er das, was die unsichbaren Peiniger wissen wollen: Merons Adresse. Dann ist die Leitung tot.

Tom Meron, langweiliger Familienvater und Software-Verkäufer, ergreift die Panik.

Aus dem unauffälligen Angestellten pressen die Geschehnisse der nächsten Stunden die letzten tierischen Instinkte heraus: er muß sich und seine Familie in Sicherheit bringen. Verfolgt von Unbekannten, die unmißverständlich über Leichen gehen.

Bloß: niemand sagt ihm, warum er der Gejagte ist.

Spannend und gespickt mit Wendungen. Ein grandioser Thriller.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2009
Generation Doof
Bonner, Stefan;Weiss, Anne

Generation Doof


schlecht

Schon 'mal 'was von "Generation Golf" gehört? Mit diesem Buch brachte man den Dalli Dalli-Kindern und den Nutella-Entdeckern ihre Kindheit zurück. Das war schön, das war komisch.

Klar. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Trittbrettfahrer aufmachen und ihre Sicht der Dinge in die Welt posaunen.

Und wenn man dieses Buch hier - "Generation Doof" - in die Hand nimmt, dann kichert man voller Schadenfreude in sich hinein. Man selbst gehört ja schließlich nicht zu denen.

Man liest sich ein und bekommt erstmal die erste Breitseite. Denn die Autoren schreiben nicht ausschließlich über die bauchfreien Doofchen aus der Dorfdisco, sondern holen zu einem Rundumschlag gegen das Leben in diesem unserem Lande aus.

Womit man sich unweigerlich dazurechnen muß, zu dieser doofen Generation, schließlich hat jeder eine Dschungel-, Next-Top-Model-, Frauentausch- oder Big-Brother-Leiche im Keller. Wer ohne Privatfernsehen ist, solle den ersten Stein werfen. Oder kann mal einer die Bundesländer plus Hauptstädte frei aufsagen?

Okay. Recht pointiert läßt man sich auch noch darauf ein, daß man an der ganzen Verblödungsmaschinerie beteiligt ist. Irgendwie.

Aber das ganze auf gut 330 Seiten breitzutreten ... liebe Autoren, das langweilt. Weil sich lediglich die Themen unterscheiden, die Vorwürfe aber die gleichen bleiben. Da kann man noch so lustig formulieren.

Übrig bleibt die Kenntnis, daß man sehr wohl dazugehört, zu den Doofen. Denn man hat zwei Autoren reicher gemacht. Nur um ein Wissen vermittelt zu bekommen, das man an jeder McDonald's-Kasse kostenlos bekommt: wir verblöden.

Der Kaufpreis ist in einem Blumenstrauß für 'nen lieben Menschen besser angelegt.

4 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2009
Gottes Finger
Coonts, Stephen

Gottes Finger


weniger gut

Die CIA wird auf ein Führungsmitglied des französischen Geheimdienstes aufmerksam, weil dieses nicht nur Geld in eine palästinensische Bank steckt, sondern auch Kontakt zur Al-Qaida haben soll.
Das schmeckt den Amis natürlich nicht, wenn man sie aus diesem Spiel herausläßt. Schon gar nicht, wenn ein G8-Gipfel in der französischen Hauptstadt ansteht.

Die CIA sendet die Agenten Jake Grafton - mittlerweile Admiral - und Tommy Carmellini nach Paris, um dort tiefer zu ermitteln.

Hat man sich endlich durch die Schockwelle der Charaktere gearbeitet, die einen zahlenmäßig erwartet, wird einem eine an allen Ecken unrunde Geschichte erzählt, die etwa so spannend ist, als würde man einem Beamten bei der Arbeit zuschauen.

Wanzen werden installiert, eingebrochen wird, Autos explodieren - aber ich habe das selten langweiliger gelesen.

Die Amerikaner brechen so einigermaßen jedes diplomatische Gesetz. Nur mit echten Handfeuerwaffen wollen sie nicht erwischt werden. Hä?

Carmellini wittert rechtzeitig instinktiv eine Autobombe. Das wäre grundsätzlich okay. Würde er nicht auf einigen Seiten weiter völlig konträr agieren - weil keine Bombe wartet. Hä?

Angestaubter Buddy-Humor mit Gähn-Garantie schmeckt den Rest der 475 Seiten ab.

Die Jungs von HildenDesign München haben beim Cover ganze Arbeit geleistet: man gaukelt einen Hightech-Thriller vor, von dem man eine Abrechnung mit den Islam-Spinnern erwartet. Weit gefehlt.

(Die Grafton-Reihe besteht bisher aus 12 Folgen, die nicht alle ins Deutsche übersetzt wurden.)

Bewertung vom 28.04.2009
Rache
Laymon, Richard

Rache


sehr gut

Sherry und Duane wollen es tun. Das einzige Kondom reißt und so startet Duane in die Nacht, um bei einem Supermarkt eine Packung neuer Kondome zu kaufen. Als er nicht zurückkehrt, fährt Sherry ebenfalls zum nahegelegenen Supermarkt, um nach Duane zu sehen.
Sein Van steht geparkt davor. Von ihm fehlt jede Spur.

Ratlos nimmt Sherry die Hilfe des dicken Losers Toby an, der ihr bei der Suche nach ihrem Freund etwas zu enthusiastisch helfen möchte.

Was dann kommt, ist zwar vorhersehbar, übertraf aber meine zarten Erwartungen.

"Rache" ist nach "Das Spiel" und "Nacht" mein dritter Laymon.

"Das Spiel" war gutgemachter Kopf-Horror, "Nacht" ein übertriebenes und völlig billiges Sex-And-Crime-Gerüst.
Davon hat "Rache" auch jede Menge, aber hier ist es stimmig.

Verfolgt man die täglichen Schlagzeilen, war Laymon hinsichtlich roher Jugendgewalt seiner Zeit zehn Jahre voraus.

Ich habe in einem anderen Forum gelesen, daß es Laymon "wichtig war, aufzuzeigen, wie Menschen unter Extremsituationen reagieren". Bullshit.

Dieses und vermutlich alle folgendenen Laymon-Bücher haben lediglich den Sinn, den voyeuristischen Leser zu befriedigen. Mit den Stilmitteln von Gewalt und Sex. Möglichst im Einklang.

Wer auf Horror-Filme steht, ist mit diesem Buch bestens bedient.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2009
Die Geliebte des Mörders
Billingham, Mark

Die Geliebte des Mörders


ausgezeichnet

Noch immer leidet Detective Inspector Tom Thorne unter dem Verlust seines Vaters. So sehr er die liebevollen Erinnerungen halten möchte, so sehr machen ihm die Tagträume zu schaffen.

Seine Vorgesetzten sehen ihn noch immer nicht voll einsetzbar und verleihen ihn - inklusive seines bisherigen Teams - an das Londoner Dezernat für Entführungen aus.

Thorne fühlt sich fehl am Platz; ihm fehlen seine Leichen und damit seine Berufung. Zumal im aktuellen Fall nichts auf eine schnelle Auflärung hindeutet: von einem Ex-Polizisten wird der Sohn entführt. Obwohl eine Video-Botschaft eintrifft, bleiben Forderungen aus.

Während alle Beteiligten um das Leben des Entführten bangen, stocken die Ermittlungen, doch man stolpert über Idizien zu zwei alten Fällen, die nie aufgeklärt wurden.

Thornes Instinkte arbeiten wider besseren Wissens seiner Vorgesetzten auf Hochtouren. Und so ist er bald der einzige, der eine Verbindung zwischen allen drei Fällen erahnt. Nach der ersten Leiche ist sein Jagdtrieb wieder ganz der alte.

Auch der sechste Billingham hat mich nicht enttäuscht. Die Charakterzeichnungen, der Alltagshumor und die zurückhaltenden, philosophischen Kurzausflüge perfektionieren die englische Krimiunterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2009
So ruhet in Frieden
Lindqvist, John Ajvide

So ruhet in Frieden


sehr gut

Stockholm hat ein Problem: nach einer immensen Stromüberspannung und allgegenwärtigen Kopfschmerzen, beginnen die Toten wieder aufzuerstehen. Alle haben scheinbar ein Ziel: das Zuhause.

Natürlich ist dieser Ansatz der Handlung reißerisch auf dem Cover beschrieben. Doch die wandelnden Zombies bleiben aus.

Oder anders: das, was man erwartet - das übliche Gemetzel -, findet nicht statt.

Drei Handlungsstränge führen an das Geschehen heran: die beim Autounfall verünglückte Ehefrau erwacht, der verstorbene Opa und Ehemann kommt zurück und der geliebte Enkel wird ausgebuddelt.

Doch der Horror geht nicht von Toten aus. Viel mehr von den Lebenden und dem Umgang mit dem Tod.

Hervorragende Charaktere in einer wortreichen Geschichte. Und irgendwie paßt der Roman in kein Genre. Als "Thriller" wird er zwar verkauft, aber dieser Begriff wird ihm nicht gerecht. Denn er berührt im Kopf wohltuend andere Zentren als jene, die für Horrorkitzel reserviert sind.

Das Ende ist mir etwas zu unkonsequent, aber dennoch ist es eine nette Alternative zu ausgeklügelten High-Tech-Varianten englischer oder amerikanischer Stories.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2009
Innere Sicherheit
Bernuth, Christa

Innere Sicherheit


sehr gut

1983. Eine Frauenleiche wird angeschwemmt.
Dies wäre der Ausgangspunkt eines normalen Krimis.
So einfach hat es sich die Autorin jedoch nicht gemacht.

Denn die Leiche wird am Ostseestrand aufgefunden - in der DDR. Und erschossen mit einem West-Kaliber.

Martin Beck, seines Zeichens Abschnittsbevollmächtigter, beginnt seine Ermittlungen. Bevor er so richtig den ersten Unstimmigkeiten nachgehen kann, wird ihm der Fall kommentarlos entzogen.
Der Witwer wird abgeholt und die Tochter der Toten verschwindet in den Mühlen staatlicher Instanzen.

Die Autorin baut auch alles andere als einen 08/15-Charakter: ABV Beck ist nicht der verkappte Freiheitskämpfer, der die DDR als nur notgedrungen hinnimmt. Beck glaubt an den Sozialismus, an das herrschende System. Zwar betrachtet er einige Maßnahmen des MfS skeptisch, sieht sie aber als notwendig an, schließlich muß ein Staat sich schützen. Besonders dann, wenn der Klassenfeind nur auf eine Schwäche wartet.

So nimmt er auch seine allgegenwärtige Paranoia nicht mehr wahr. Doch ein alter Freund und sein eigener Ehrgeiz lassen ihn nicht ruhen: er stellt höchst illegale Ermittlungen auf eigene Faust an.

Auf dem Cover wird die Frauenzeitschrift Elle zitiert: "der hochsensible, virtuose Umgang mit der Sprache". Dieser ist tatsächlich außergewöhnlich; jenseits üblicher Krimi-Klischees. Vielleicht wohltuend deutsch.

Der Roman ist politisch, spannend und tiefgründig geschichtlich. Beide deutschen Staatsformen bekommen ihr Fett weg. Das ist manchmal etwas anstrengend, lohnt die Mühe jedoch unbedingt.

Keine beschönigende "Ostalgie", sondern Realitäts-Erinnerungen an ein Unrechtssystem in Romangestalt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2009
Evil
Ketchum, Jack

Evil


gut

Die Schwestern Meg und Susan kommen nach einem Autounfall, der ihren Eltern das Leben kostete, bei ihrer Tante Ruth unter. Ruth, Mutter einer Bande schlechterzogener Jungen, ist diese Lösung ein Dorn im Auge.

Ihr eigenes Verständnis von Mädchenerziehung macht aus ihrem Haus einen Ort des Schreckens.

Der Nachbarsjunge David beobachtet die Szenerie unmenschlicher Gewalt direkt aus der Nähe und entdeckt eigene, dunkle Triebe.

Weshalb diverse Folterszenen die Literaturwelt entzückt in Lobeshymnen ausbrechen läßt, bleibt mir verborgen.

Stephen King schrieb eigens ein Vorwort zu diesem "Meilenstein".

Natürlich. Das Buch ist wie ein Unfall: man will es nicht, aber man schaut hin.
Was fehlt ist allerdings etwas mehr Tiefgang.

All das Psycho-Gequatsche um das Buch, das man im Netz findet, verschafft einem doch nur ein Alibi, diese Gewaltorgie gelesen zu haben.

Mir machen Horror-Romane Spaß. Bei diesem hier wurden die Erwartungen jedoch zu hoch geschraubt.

Bemerkenswert ist auch die deutsche Übersetzung. Hier wird bis zur Unkenntlichkeit übersetzt, wenn deutsche Wörter auftauchen, die zwar die korrekte Übersetzungen sind, die aber niemand so gebraucht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.