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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2012
Goethesturm / Goethe-Trilogie Bd.3
Köstering, Bernd

Goethesturm / Goethe-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Goethes Clavigo

Am Weimarer Nationaltheater steht im Herbst 2007 Goethes „Clavigo“ auf dem Spielplan. Doch nach der Generalprobe wird eine der Hauptdarstellerinnen entführt und die Premiere ist in Gefahr. Eigentlich ein Fall für den anerkannten Goetheexperten Hendrik Wilmut, doch dieser möchte lieber seine freien Tage mit seiner Ehefrau Hanna verbringen, als sich dieses Mal in den Fall mit hereinziehen zu lassen. Allerdings wird schon bald seine Neugier geweckt und ehe es sich Wilmut versieht, steckt er wieder mitten im Fall und ermittelt zusammen mit seinem Freund, Kommissar Siggi Dorst. Der Literaturdozent merkt bald, dass Goethes „Clavigo“ eine Schlüsselrolle in dem Fall spielt und dann passiert ein Mord …

Obwohl Hendrik Wilmut die Ereignisse aus dem letzten Fall „Goetheglut“ immer noch nicht verarbeitet hat, lässt er sich doch bald in den aktuellen Fall mit hineinziehen, auch, weil sein bester Freund und Cousin Benno indirekt mit eingebunden ist. Zudem bedroht Bennos merkwürdiges Verhalten nicht nur dessen Ehe mit Sophia, sondern auch die Freundschaft mit Wilmut wird schon bald auf eine harte Probe gestellt.

Die Geschichte beginnt etwas gemächlich, Bernd Köstering nimmt sich viel Zeit, einem seinen Protagonisten und vor allem seine Vorliebe für Espresso und Goethe näher zu bringen. Mit viel Lokalkolorit und einer bildhaften Sprache gelingt es dem Autor problemlos, seinen Lesern Goethes Weimar vor Augen zu führen und einem zudem einen kleinen Einblick in die Theaterwelt von Weimar zu geben. Und so merkt man wieder schnell, dass sich der Autor bei beiden Themen bestens auskennt.

Mehr so nebenbei zieht die Story dann an, die Spannung steigert sich bald kontinuierlich und die Geschichte wird immer rätselhafter. Zumeist aus Sicht von Hendrik Wilmut erzählt, wechselt Bernd Köstering aber auch ab und an den Erzählstrang und lässt den Entführer der Schauspielerin kurz zu Wort kommen. Doch dessen Motiv für die Entführung wie auch seine Identität präsentiert der Autor seinen Lesern erst ganz zum Schluss.

Sehr gut beschrieben sind auch wieder die Charaktere des Literaturkrimis. Allen voran natürlich der Goetheexperte Hendrik Wilmut. Glücklich verheiratet mit seiner Jugendliebe Hanna, ist Wilmut regelrecht süchtig nach Espresso und hegt und pflegt entsprechend seine alte Espressomaschine und probiert mit viel Genuss und Geduld die unterschiedlichsten Espressobohnen aus. Regelmäßig pendelt Wilmut von Weimar nach Frankfurt/Main, um dort an der Goethe-Universität als Literaturdozent entsprechende Seminare zu halten. Diese Aufenthalte nutzt er gerne, um seine agile Mutter in Offenbach zu besuchen.

Besonders gelungen ist Bernd Köstering aber auch der Theaterintendant Reinhardt Liebrich. Seine Absichten, gerade was Wilmuts Freund Benno Kessler angeht, bleiben lange im Dunkeln, doch man merkt schnell, dass dieser egozentrische, sehr von sich eingenommene Liebrich eng mit dem Fall in Verbindung stehen muss.

Fazit: Wieder einmal ein sehr gelungener Literaturkrimi von Bernd Köstering. Leichtfüßig und unterhaltsam bringt er seinen Lesern nicht nur Goethe näher, sondern gibt einem noch einen guten Einblick in die Weimarer Theaterwelt und dies alles verpackt in einem rätselhaften Kriminalfall.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2012
Die vierte Zeugin
Kinkel, Tanja; Schiewe, Ulf; Klaus, Marlene; Burseg, Katrin; Pötzsch, Oliver; André, Martina; Prange, Peter; Müller, Titus; Koschyk, Heike; Falkenhagen, Lena; Leue, Alf; Benedikt, Caren

Die vierte Zeugin


ausgezeichnet

Als würde der Kölner Stadtschreiber die Begebenheiten erzählen, so beginnt Tanja Kinkel mit dem Prolog die Geschichte. Hier, wie auch im Epilog, der von Peter Prange geschrieben wurde, stellt man sofort die unterschiedlichen Sprachstile fest. Die Geschichte an sich jedoch, die u.a. von Oliver Pötzsch, Martina André und Titus Müller erzählt wird, wirkt wie aus einem Guss. Hier merkt man absolut überhaupt nicht, dass an der Geschichte mehrere Autoren gearbeitet haben. Und so kann man es durchaus als Meisterwerk bezeichnen, was den 12 Autoren mit diesem Buch gelungen ist.

Grundlage des mittlerweile vierten Gemeinschaftromans des Autorenkreises Quo Vadis ist ein Gerichtsfall aus dem 16. Jahrhundert, der eine ganze Stadt in Atem hielt. Damals war es durchaus üblich, dass der Ehemann seiner Frau sein Vermögen überschrieb und diese bei jedem Vertragsabschluss mit unterschrieb, jedoch nach dessen Tod nicht haftbar gemacht werden konnte, da ihre Unterschrift nach römischen Recht keine Gültigkeit hatte. Dies hatte weitreichende Folgen, bei denen es nicht selten um sehr viel Geld ging und somit auch politisch relevant war. An Agnes Imhoff sollte nun ein Präzedenzfall geschaffen werden, um dieses Geschäftsgebaren zukünftig zu unterbinden. Verständlich auch, dass die Verhandlung auch Interesse bei den europäischen Königshäusern hervorgerufen hatte.

Hat also Agnes von Anfang an keine Chance, den Fall zu gewinnen? Ist sie überhaupt ein Opfer oder wusste sie bestens über die Geschäfte ihres Mannes Bescheid und ist somit Täterin? Den Autoren gelingt es perfekt, nicht nur die Stimmung zur Zeit der Reformation einzufangen, sondern sie spielen zudem geschickt mit der Figur der Agnes Imhoff. Kaum hat man sich eine Meinung über die Tuchhändlerwitwe gebildet, wird sie bereits im nächsten Kapitel wieder revidiert. Mit einer flüssigen, einnehmenden und farbenprächtigen Sprache vermitteln die Autoren dem Leser die wahre Begebenheiten fesselnd und durchaus auch richtiggehend spannend - hierbei handelt es sich eindeutig um einen historischen Kriminalfall.

Die Geschichte basiert – wie bereits oben erwähnt – auf ein wahres Geschehen, allerdings haben die Autoren aus dramaturgischen Gründen den Gerichtsfall etwas gestrafft und die Gerichtsbarkeit von Speyer nach Köln verlegt. Und keine Sorge, die Geschichte spielt nicht nur vor Gericht, wirkt nie trocken erzählt und räumt zudem viel Platz dem Privatleben der mitwirkenden Figuren ein. Somit wirkt die Geschichte von Anfang bis Ende absolut rund und schlüssig erzählt.

Neben der interessanten und spannend erzählten Geschichte, sind auch die Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle wunderbar herausgearbeitet. Allen voran natürlich die Figur der Agnes Imhoff. Die äußerst attraktive junge Frau wirkt in einer Szene wie ein verschüchtertes, hilfloses junges Mädchen, welches ihr Leben neben einem herzlosen Ehemann fristen musste, im nächsten Kapitel dann wieder wie eine selbstbewusste Geschäftsfrau, die sehr genau weiß, wie sie die Männerwelt um die Finger wickeln kann.

Fazit: Ein von Anfang bis Ende spannend und unterhaltsam erzählter Roman mit hervorragend herausgearbeiteten Charakteren und einer interessanten und politisch brisanten Geschichte, die auf einen wahren Gerichtsfall beruht und damals selbst die europäischen Königshäuser beschäftigt hatte. Wirklich eine gelungene Umsetzung der 12 Meister-Autoren.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2012
Fatale Bilanz / LKA/SEAL Bd.1
Ross, Stefanie

Fatale Bilanz / LKA/SEAL Bd.1


ausgezeichnet

Stefanie Ross beginnt ihren Krimi, den man bedenkenlos auch als Thriller bezeichnen kann, mit dem Prolog 11 Jahre vor Beginn der eigentlichen Geschichte. Schon bald stellt man im Verlauf der Story zwar eine Verbindung hierzu her, doch letzte Fragen werden erst fast zum Schluss endgültig beantwortet. Bei der Story der Gegenwart steigt die Autorin dann fast direkt mit den Schüssen auf den Bankmanager Kranz ein und man wundert sich schon über dessen unbeteiligtes Verhalten. Während Sven und Dirk, jeder seinem Beruf entsprechend, gegen Kranz ermitteln, kommen bald noch weitere Personen hinzu, die das Team komplettieren.

Allen voran Alex, Dirk’s Ehefrau, die noch eine Rechnung mit Kranz zu begleichen hat, aber auch der amerikanische Wirtschaftsprüfer Marc und die Staatsanwältin Natascha haben großes Interesse daran, Kranz hinter Gittern zu sehen. Gerade Marc ist anfangs äußerst rätselhaft angelegt, denn als Wirtschaftsprüfer verfügt er über körperliche Fähigkeiten, die man einem Mann seines Berufes nicht unbedingt zutraut.

Die Story ist von Anfang an sehr komplex, tempo- und auch actionreich angelegt und extrem spannend. Nur ganz selten nimmt die Autorin diese etwas aus der Story, nur um ihre Protagonisten in der nächsten Szene wieder einer nervenaufreibenden Situation auszusetzen. So rätselt man nicht nur darüber, wie Kranz in die Machenschaften um Al-Qaida verstrickt ist, in welchem Bezug der Prolog zur Story steht, sondern folgt zudem gebannt den laufenden Ermittlungen dieses ziemlich unkonventionell agierendem Teams. Aber Stefanie Ross legt ihr Augenmerk nicht nur auf die Ermittlungen, sondern nimmt sich noch genug Zeit, um einem auch das Privatleben dieser interessanten, sympathischen Gruppe vorzustellen.

Für beste Krimiunterhaltung sorgt zudem der einnehmende, fesselnde und leichtfüßige Schreibstil von Stefanie Ross, der auch immer wieder mit einer guten Portion Humor versehen ist. Gerade in hochspannenden Szenen gelingt es ihr immer wieder, diese nervenaufreibende Spannung durch witzige Kommentare ihrer Mitwirkenden etwas aufzulockern. Zudem merkt man schnell, dass Stefanie Ross sich bestens in der Bankenwelt auskennt und so vermittelt die Autorin für die Story notwendige Informationen jederzeit verständlich und überzeugend.

Besonders gut gelungen sind der Autorin auch ihre Charaktere, die alle sehr authentisch agieren. Neben dem LKA-Beamten Sven, der schnell einmal ziemlich aufbrausend werden kann und eher unkonventionelle Wege bei seinen Ermittlungen geht, hat die Autorin ihm den Familienvater Dirk gestellt, der mit seiner oftmals ruhigen und ausgeglichenen Art ein guter Gegenpart zu Sven ist. Aber Dirk kann auch ganz anders, muss er auch, um bei seiner temperamentvollen Frau Alex auch einmal zu Wort zu kommen. Am besonnensten agiert der Amerikaner Marc und es dauert auch nicht lange, bis einem klar ist, dass Marc nicht nur ein Wirtschaftsprüfer sein kann.

Fazit: Ein von Anfang bis Ende hochspannender Thriller, der mit einer vielschichtigen, temporeichen Story und liebenswerten, authentisch angelegten Charakteren absolut überzeugt.

Bewertung vom 11.08.2012
Die Frau in Rot
Baumann, Margot S.

Die Frau in Rot


sehr gut

Für ihren Geisterroman verbindet Margot S. Baumann das Leben historischer Personen aus dem 18. Jahrhundert mit fiktiven Figuren in der Gegenwart. So spielt ihre Geschichte parallel auf zwei Zeitebenen, die sich ständig abwechseln. Zum einen begleitet man Anouk und den Dorfarzt Max bei der Suche nach dem Geheimnis der Frau in Rot, zum anderen kehrt man immer wieder in das Jahr 1746 zurück und lernt so nach und nach das Leben der jungen Bernhardine von Halwyl kennen.

Die Wechsel der verschiedenen Zeitebenen sind Margot S. Baumann hervorragend gelungen und diese sorgen für eine ständige Neugier beim Lesen. Die Geschichte der jungen Bernhardine ist die Grundlage für die Gruselgeschichte, doch die Autorin verrät in diesem Erzählstrang nie zu viel, ständig rätselt man, was Bernhardine auf Schloss Halwyl, welches in unmittelbarer Nähe zu Seengen liegt, so schreckliches passiert ist, dass sie im Jahr 2010 immer noch als Geist umherwandelt und warum sie sich ausgerechnet Anouk ausgesucht hat, ihr zu helfen.

Die Geschichte baut sich langsam, aber sehr kontinuierlich und logisch auf und je länger sie dauert, je mehr man vom Leben von Bernhardine erfährt, umso spannender wird diese. Hinzu kommt, dass Anouk und Max einigen unerklärlichen und durchaus auch lebensgefährlichen Phänomenen ausgesetzt sind, für die man anfangs keine Erklärung findet, wie z. Bsp. ein Krähenangriff aus heiterem Himmel. Im Verlauf wird die Geschichte immer fesselnder, einige Gruseleffekte sind ebenfalls vorhanden und zum Ende hin nimmt die Story zusätzlich starke Krimizüge an, welche die Spannung extrem steigern.

Hinzu kommt der flüssige, einnehmende, unterhaltsame und farbenprächtige Schreibstil der Autorin, der einen schon bald problemlos an ihren Debütroman bindet. Gerade ihre bildhaften Beschreibungen über das Leben im 18. Jahrhundert sind absolut überzeugend und lassen das Wasserschloss Halwyl und das Leben in diesem dunklen, modrigen Gemäuer vor dem inneren Auge entstehen. Gerade diesem Erzählstrang hängt eine fast durchgehende düstere, bedrückende, morbide und gruselige Stimmung an, was noch durch den der damaligen Zeit angepassten Schreibstil unterstützt wird. Für Lyrik-Fans bindet Margot S. Baumann zudem immer mal wieder kleine Gedichtstrophen mit ein, die eine Schlüsselstellung in dem Roman inne haben.

Gelungen sind aber auch die Charaktere, allen voran Anouk Morlot. Das Model ist anfangs total frustriert, depressiv und fast schon alkoholabhängig. Sie kommt einfach nicht über den Tod ihrer Freundin hinweg, gibt sich die Schuld an dem Unfall und fühlt sich nun als Aufpasserin für ihre leicht demente Großtante. Doch die Ruhe in Seengen tut ihr gut, bald kommt ihr wahrer Charakter zum Vorschein und man lernt eine temperamentvolle, dickköpfige, sympathische junge Frau kennen, die völlig ohne Starallüren ist und sehr realistisch in die Zukunft schaut.

Ihre Tati Valerie ist ein Original: eine feine alte Dame, leicht schrullig, sehr direkt, offen und herzlich und Tati Valerie hat die Eigenart mit Ameisen zu sprechen. Viele halten sie deswegen für verrückt, was sie jedoch in keiner Weise stört. Der Dritte im Bund ist der Dorfarzt Max, dem Anouk am ersten Tag in Seengen buchstäblich in die Arme fällt. Was ihn nicht daran hindert, das Model bald tatkräftig bei der Suche nach der Wahrheit um die Frau in Rot zu unterstützen.

In der Vergangenheit steht Bernhardine von Halwyl natürlich im Fokus. Als Adlige ist die 16-jährige Bernhardine das lebhafte, bunte Leben in Bern gewohnt, die erzwungene Heirat mit dem viel älteren Johannes von Halwyl führt sie in die Provinz, entsprechend zickig und hochnäsig ist ihr Verhalten anfangs. Doch auch ihr Charakter entwickelt sich im Verlauf der Geschichte und wird einem durchaus sympathisch.

Fazit: Eine gefühlvolle, farbenprächtige, rätselhafte und durchaus auch sehr spannende Geschichte über eine junge Frau aus dem 18. Jahrhundert, die im Jahr 2010 als Geist versucht, endlich Gerechtigkeit zu finden.

Bewertung vom 03.08.2012
Klosterbräu / Pater Pius ermittelt Bd.2
Porath, Silke;Braun, Andreas;Zivkovic, Zoran

Klosterbräu / Pater Pius ermittelt Bd.2


weniger gut

Der arme Thorben und sein Männerschnupfen

Nach dem Gottesdienst wird in der Spaichinger Klosterkirche eine Leiche gefunden. Der Brauereibesitzer von Spöttinger Bräu wurde während des Gottesdienstes erwürgt. Kommissarin Verena Hälble und ihr Assistent Thorben Fischer beginnen mit den Ermittlungen und auch Pater Pius interessiert sich sehr für den Fall. Schließlich ist der Brauereibesitzer in seiner Klosterkirche ermordet worden. Und schon bald führt eine Spur den Pater zusammen mit Verena nach Berlin.

Das Autorenduo Porath/Braun beginnt gleich mit dem Mord an dem erfolgreichen Brauereibesitzer und hierdurch erscheinen Verena und ihr Assistent Thorben fast sofort auf der Krimibühne. Beide sind mittlerweile ein Paar, die Kabbeleien des 1. Bandes sind beendet und turteln ist nun angesagt. Und natürlich ist auch Pater Pius‘ Neugier sofort geweckt und so stellt der Ordensmann wieder einmal eigene Ermittlungen an und unterstützt Verena entsprechend. Und so fängt der Krimi wieder vielversprechend an.

Doch schon bald wird Thorben von einer schrecklichen Krankheit geplagt: Männerschnupfen. Anfangs ist dies ja noch ziemlich witzig, mit der Zeit nerven die ständigen Bemerkungen über verstopfte Nase, kratzenden Hals, Fiebermessen und dem ständig bemitleidet werden wollen einfach nur noch. Und nach gefühlten 40 eingeworfenen Aspirintabletten und sonstigen Medikamenten fragt man sich irgendwann schon, ob das Autorenduo einen Deal mit einem Pharmakonzern geschlossen hat. Und in seiner Wehleidigkeit wird Thorben auch noch fleißig von der verliebten Verena unterstützt. Hier hätte ich mir öfter ein paar kleine zynische Seitenhiebe gewünscht, anstelle des ständigen Bemuttern und bedauert werden, zumal Thorben nun wirklich nicht krank ist und mehr die Erkältung herbei sehnt.

Somit konzentriert sich eigentlich der Krimi bald auf die eingebildete Grippe von Thorben, die Ermittlungen laufen eher am Rande und sind stellenweise schon ziemlich hanebüchen. So werden Informationen auf illegale Weise besorgt und an andere Dienststellen weitergeleitet. Es wird eine Verhaftung geschildert, die einfach nur absolut überzogen ist und mit Sicherheit nicht zum Polizeialltag gehört. Und warum ausgerechnet die Reise nach Berlin auf privater Basis erfolgen muss, ist mir auch nicht so recht eingeleuchtet.

Ich mag Krimis, die viel Wert auf Lokalkolorit und gern auch auf eine unterhaltsame, lustige Story legen und die Ermittlungsarbeit kann dabei ruhig in den Hintergrund rutschen. Aber ab und an darf es auch einmal richtig spannend werden und vor allem sollte die Story glaubwürdig sein. Lokalkolorit ist bei "Klosterbräu" reichlich vorhanden, ab und an lassen Porath/Braun die Spaichinger auch im Dialekt reden und man erfährt einiges über das Städtchen nahe Tuttlingen. Die Aktionen jedoch von Verena und Thorben wirken oft zwanghaft witzig, hier fehlt einfach die Lockerheit des 1. Bandes, von Ermittlungsarbeit kaum eine Spur, Pater Pius kommuniziert bald mehr mit seinem Herrn, als das er eigene Ermittlungen anstellt, die Story wirkt stellenweise ziemlich überzogen und Spannung ist fast keine vorhanden.

Auch die Auflösung des Falls konnte mich nicht wirklich überzeugen. Seitenlang finden kaum Ermittlungen statt und dann auf den letzten paar Seiten fällt der Täter regelrecht vom Himmel. Und wo ist der Stephen King lesende und die Stones hörende Pater Pius geblieben? Im 2. Band wirkt er blass und uninteressant. Gelungen sind die gelegentlichen Einschübe von Zoran Zivkovic mit seinem Radio Donauwelle, die fast schon einen eigenständigen Krimi liefern.

Fazit: Wirklich schade. Der erste Band „Klostergeist“ hatte mich überzeugt mit originellen Charakteren und einer witzigen, spannenden Story. Der vorliegende 2. Band nervt stellenweise sehr mit dem Thema Männerschnupfen und die Story kann nicht wirklich überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2012
Marionette des Teufels
Schmidbauer, Dagmar Isabell

Marionette des Teufels


ausgezeichnet

Zwar spielt der Krimi von Dagmar Isabell Schmidbauer in der Dreiflüssestadt Passau und so liegt der Verdacht nahe, dass es sich hierbei um einen Lokalkrimi handeln könnte, doch dies ist „Die Marionette des Teufels“ nur bedingt. Zwar bindet die Autorin Passau in die Geschehnisse mit ein, doch genauso gut hätte die Geschichte auch in Hamburg oder Dresden spielen können. Der Schwerpunkt liegt klar auf der äußerst komplexen, rätselhaften und sehr spannenden Story und die Barockstadt bietet dem Krimi hierzu mit ihrer schönen Kulisse den perfekten Rahmen. Wobei man aber immer merkt, dass sich die Autorin bestens in Passau auskennt.

Rätselhaft beginnt schon einmal die Geschichte, denn die Autorin startet mit einem Prolog, der so gar nicht in das eigentliche Geschehen des Krimis passen mag. Im weiteren Verlauf fügt sie neben der Ermittlungsarbeit von Kommissar Brauser, Franziska und Hannes mehrere Handlungsstränge mit ein, die einem so ganz langsam einen Überblick über die vielschichtige Story geben. Doch keine Sorge, die unterschiedlichen Erzählstränge sind keineswegs verwirrend, sondern durchweg extrem rätselhaft und steigern nicht nur die Spannung, sondern auch die Neugier beim Lesen. Zumal Dagmar I. Schmidbauer diese öfter mit ziemlich mysteriösen Andeutungen auf das weitere Geschehen enden lässt.

Im Fokus steht anfangs der Mord an der jungen Sopranistin Sophia und so begleitet man besonders Franziska und Hannes bei ihrer Arbeit, die sie in die Künstlerkreise der Passauer Opernwelt führt. Es gibt den einen oder anderen Verdächtigen, doch ein überzeugender Tatverdächtiger ist nicht wirklich zu finden und ein Motiv schon einmal gar nicht. Langsam nimmt der Fall des Mordes an dem Frankfurter Geschäftsmann Wallenstein mehr Raum ein und wie auch die Kurzbeschreibung verrät und was man als routinierter Krimileser früh ahnt, die Fälle gehören zusammen. Allerdings gibt es zwischen der Sopranistin und dem Geschäftsmann absolut keine Berührungspunkte, jedenfalls keine offensichtlichen.

Dagmar Isabell Schmidbauer überzeugt nicht nur mit ihrer komplexen und bis zum fulminanten Ende schlüssigen Story, die immer wieder neue Wendungen annimmt und einen regelmäßig auf falsche Fährten lockt, sondern ebenso mit ihrer flüssigen, fesselnden, unterhaltsamen und lebendigen Schreibweise. Zudem sind ihre Charaktere absolut überzeugend und vor allem authentisch angelegt. So dürfen sie durch die Bank weg auch einmal Fehler machen, haben Ecken und Kanten, sind stellenweise in ihrem Verhalten rätselhaft angelegt und auch die Beschreibung des beruflichen Alltags der Kommissare wirkt sehr realistisch.

So kann es schon einmal passieren, dass in der Hektik vergessen wird, einem Anhaltspunkt nachzugehen oder es übersehen wird, ein Beweisstück sich genauer anzusehen. Hier menschelt es einfach. Und obwohl die Ermittlungsarbeit der drei Kommissare in Fokus steht, nimmt sich die Autorin doch etwas Zeit, einem deren Privatleben ein wenig näher zu bringen, sodass die Darstellung der Mitwirkenden absolut rund wirkt und überzeugt.

Fazit: „Marionette des Teufels“ ist wirklich beste Krimiunterhaltung auf hohem Niveau und überzeugt durch eine komplexe, ausgereifte Story, einen fesselnden Schreistil und authentisch agierenden Charakteren.

Bewertung vom 19.07.2012
Heldenzorn
Wolf, Jonas

Heldenzorn


sehr gut

Fantasyroman mit Anlehnungen an das Römische Reich

Beim Lesen hat sich bei mir schnell der Vergleich zu den Kelten und Römern aufgetan. Man entdeckt hier einige Ähnlichkeiten zwischen dem Leben der Kelten mit dem der Pferdestämmen der Steppe, wie z Bsp. dass auch die Kelten außerhalb der Dorfgemeinschaft in eine Schwitzhütte gingen, um ihren Geist zu reinigen. Und auch im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Analogien zum Römischen Reich auf. So wird Teriasch gleich nach der Ankunft in Kalvakorum verkauft und muss als Kämpfer in der Arena um sein Leben bangen. Hier sind die Ähnlichkeiten zum Kolosseum und den Gladiatorenkämpfen in Rom nicht zu übersehen. Einige Namen bzw. Titel weisen ebenso auf die Römerzeit hin, wie Pollox, Dominex, Diantis etc. und zudem erinnern das dekadente Leben der Herrscherfamilie, sowie die gottgleiche Darstellung des Dominex an die Zeit einiger Cäsaren. Hier hat man oft das Gefühl, einen Historischen- anstelle eines Fantasy-Romans zu lesen.

Jonas Wolf erwähnt in seiner Danksagung jedoch, dass „Der letzte Mohikaner“, „Dune“ oder auch „Spartacus“ ein Teil der DNA von „Heldenzorn“ wären, also sollte man sich während des Lesens auf den Genrewechsel einlassen. Erst nachdem Teriasch das Leben von Julanesca rettet, verblasst dieser Eindruck wieder etwas und der Fantasy-Teil rückt wieder mehr in den Vordergrund.

Die abenteuerlichen Erlebnisse von Teriasch erzählt Jonas Wolf durchweg unterhaltsam, lebendig und farbenfroh und ihm gelingt es hierdurch zumeist, einem problemlos an das Buch zu binden. Im Gegensatz jedoch zu seinem Fantasy-Roman „Heldenwinter“ gestaltet sich die Story nicht ganz so fantasievoll, mysteriös und unvorhergesehen. Irgendwie war schon – zumindest für mich – früh ersichtlich, wie sich das weitere Leben des jungen Schamanen entwickeln wird, wobei seine gefahrvollen Abenteuer, die er zumeist mit Rukoba erleben darf, einiges an Spannungspotential zu bieten haben.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und detailreich beschrieben. Teriasch ist nicht der klassische Held schlechthin, was schon einmal überzeugt und geht neugierig, aufrichtig und kämpferisch seinem neuen Leben entgegen. Zudem verbirgt sich in ihm ein Geheimnis, dessen Kräfte selbst Teriasch neu sind und deren Umgang er erst nach und nach erlernen muss. Als ein Kind der Steppe tritt er dem Leben in der großen Stadt auch anfangs recht naiv gegenüber, was ihn äußerst sympathisch macht.

Julanesca beschreibt der Autor etwas rätselhaft, doch deren Ambitionen verrät Jonas Wolf seinen Lesern dann doch recht früh und so bleibt ihr Charakter nur kurz ein wenig undurchsichtig. Hierdurch erhält man aber auch schnell eine gute Vorstellung von der resolut und kämpferisch auftretenden Schönheit. Am besten hat mir allerdings der Charakter des Halblings Rukoba gefallen. Dieser kleine Dieb, dessen Raubzüge ihn in die Sklaverei geführt haben, ist ein durchtriebenes, gerissenes Kerlchen, der dennoch eine sehr liebenswerter und treue Seite hat, die er jedoch zumeist gut zu verbergen versteht. Mit seinem ständigen Gequassel nervt der Halbling regelmäßig den einen oder anderen Mitwirkenden und versteht es aber auch wunderbar, sich dadurch aus den unterschiedlichsten Situationen heraus zu winden.

Fazit: Ein in jedem Fall lesenswerter Roman, der mit gut herausgearbeiteten Charakteren und einer unterhaltsamen, durchweg spannenden Story aufwarten kann. Allerdings ist die Geschichte auch mit vielen historischen Gegebenheiten versetzt, sodass man stellenweise das Gefühl hat, diese spielt nicht in einer Fantasy-Welt, sondern zur Zeit der Herrschaft des Römischen Reiches.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.