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urmeli

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Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2017
Der Vater, der vom Himmel fiel
Henderson, J. Paul

Der Vater, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Lyle Bowman war zwar schon älter, dass ihm so plötzlich der Tod ereilte, damit hatte er nicht gerechnet. Durch eine Verwechslung trank er Alkohol und lief vor einen Bus. Bei der Beerdigung trafen sich seine Söhne Greg und Billy wieder. Greg ist zum Studium in die USA ausgewandert und dort geblieben während Billy Frau und Tochter hat. Vor 7 Jahren haben sich die beiden Brüder zerstritten und seitdem kein Wort mehr gewechselt. Doch nun muss der Nachlass geklärt werden, das alte Haus auf Vordermann gebracht werden um es verkaufen zu können. Eines Abends meint Greg die Stimme seines Vaters zu hören, er sieht ihn sogar. Durch eine Schlamperei im Himmel darf Lyle für 14 Tagen zurück auf die Erde um einige Dinge zu erledigen. Nur Greg sieht und hört ihn und er bekommt die Aufgabe, die in der Familie bestehenden Probleme zu klären. Nicht nur Billy benimmt sich seltsam, Lyles Bruder Frank besucht regelmäßig die Polizei um sich für nicht begangene Taten zu stellen.
Ein wenig verrückt und doch sehr warmherzig wird über das Leben der Familie Bowman berichtet, über ihre kleinen und großen Probleme, über Liebe und Leid, Phobien und Schrullen. Zuhören und miteinander reden bringt die Familie wieder näher.

Bewertung vom 18.10.2017
QualityLand Bd.1 (graue Ausgabe)
Kling, Marc-Uwe

QualityLand Bd.1 (graue Ausgabe)


ausgezeichnet

In nicht allzu ferner Zukunft lebt ein Teil der Menschheit im QualityLand, dem besten aller Länder. Nichts wird dem Zufall überlassen, Entscheidungen sind nicht mehr nötig, allerdings auch nicht mehr möglich. Die Partnersuche wird über ein Portal gesteuert und der perfekteste ist für einen bestimmt. Je nach dem, welches Level man selbst hat, gibt es Privilegien. Maschinen, Roboter und Androide übernehmen vielerlei arbeiten und erleichtern Menschen das Leben. So soll es sein, doch Peter Arbeitsloser (die alten Berufsbezeichnungen als Nachnamen wurden aktualisiert) ist mit dem System unzufrieden. Gut, er hat einen geringen Level, wird als Nutzloser geführt, aber als der Onlinehändler TheShop den wohl versehentlich an ihn geschickten rosa Delfinvibrator nicht zurücknimmt, da das System keine Fehler macht, geht er auf die Barrikaden. Bei seiner Tätigkeit als Maschinenverschrotter hat er sein Herz an die defekten Geräte verloren und sie nicht vernichtet. Mit ihnen gemeinsam will er den Chef von TheShop zu Rede stellen.
Der - so hoffentlich - Zukunftsroman, ist äußerst humorvoll geschrieben, die Themen sind jedoch sehr ernsthaft. Sehr politisch wird über Ausländer, Flüchtlinge, Wirtschaftsbosse und Machtgehabe berichtet, über ein Berufsleben, in dem die Technologie den Menschen den Sinn an der Arbeit und die Erfüllung in einem Beruf nimmt. Welche Auswirkungen das Internet und die Verbreitung der persönlichen Daten auf jeden Einzelnen hat. Ernsthaft und doch an vielen Stellen zum Schlapplachen. Grandios!

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Bewertung vom 18.10.2017
Herrn Haiduks Laden der Wünsche
Beckerhoff, Florian

Herrn Haiduks Laden der Wünsche


sehr gut

In Herrn Haiduks kleinem Kiosk gibt es so ziemlich alles zu kaufen was seine Stammkundschaft wünscht. Herr Haiduk selbst ist von Marokko über Frankreich der Liebe wegen nach Berlin gekommen, die Liebe ging, der Laden blieb. Ein Kunde, der nach vielen Jahren wieder nach Berlin kommt, ist der Schriftsteller Paul, der nach seinem Erstlingswerk nichts mehr zu Papier gebracht hat. Herr Haiduk hat in der letzten Zeit seltsames erlebt und dieses möchte er Paul berichten. Alma, eine aus Frankreich stammende Studentin, ist regelmäßig im Kiosk um die neuesten Glamourhefte zu lesen. Sie sitzt still in der Ecke und stört niemanden sodass Herr Haiduk sie lesen lässt. Doch eines Tages kam sie mit einer gefundenen Lottoquittung zu ihm, die Quittung über den Hauptgewinn mit Jackpot über 13 Millionen Euro. Wem gehört diese, hat derjenige sie verloren oder sogar absichtlich weggeworfen? Herr Haiduk, seine Mittwochsvertretung Adamo und Alma überlegen, wie sie den rechtmäßigen Gewinner finden können. Und nicht nur dass, wird derjenige auch glücklich damit? Alle Kunden werden einer genauen Probe unterzogen und auch die Presse mischt kräftig mit.
Einerseits lebt der Roman im Roman durch die Spannung, ob der Gewinner ermittelt werden kann. Andererseits ist die Fragestellung, ob man durch Geld glücklicher wird, durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten die sich Hoffnungen auf den Gewinn machen, höchst amüsant und nachdenklich machend beschrieben. Sehr fantasievoll wird über das Glück jedes einzelnen Stammkunden des kleinen liebenswerten Ladens berichtet. Das Cover verdient einen zusätzlichen Pluspunkt.

Bewertung vom 29.09.2017
Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2
Ani, Friedrich

Ermordung des Glücks / Jakob Franck Bd.2


ausgezeichnet

Am 18. November, in einer stürmischen und verregneten Nacht wird der erst elfjährige Lennard Grabbe ermordet. Ganze 34 Tage galt er als vermisst als die Leiche des Jungen entdeckt wird. Auf dem Weg von der Schule, an der er Fußball gespielt hatte, nach Hause, traf er auf seinen Mörder. Eigentlich wollte er mit seinem Fahrrad nach Hause fahren, da er vergaß es abzuschließen, hat ein Schulkamerad das Fahrrad benutzt und Lennard ging zu Fuß. Warum machte er einen Umweg über den Spielplatz bei diesem schrecklichen Wetter? Wo ist sein Ball und sein Schultornister? Fragen über Fragen stellen sich nicht nur den ermittelnden Beamten sondern auch dem pensionierten Hauptkommissar Jakob Franck, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Todesnachrichten an die Hinterbliebenen zu überbringen. Für die Mutter Tanja bricht eine Welt zusammen. Sie wurde erst durch das Muttersein vollwertig, alles andere zählte nicht in ihrem Leben. Jakob Franck sieht wie sie physisch wie psychisch zusammenbricht, ihr ganzes Glück wurde zerstört, und ermittelt um so intensiver nach dem Täter. Dabei stößt er auf Ungereimtheiten in der Familie.
Sprachlich grandios, sehr einfühlsam und nachvollziehbar werden die Schwächen der Protagonisten beschrieben.

Bewertung vom 29.09.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


sehr gut

Lorenzo Falco ist gut in dem was er macht. So wird er erneut bei einer schwierigen Mission eingesetzt. Im Jahre 1936 während des Faschismus und der Zeit des spanischen Bürgerkrieges soll er als Agent des SNIO einen hochrangigen politischen Gefangenen befreien. Da es eine kriegsentscheidende Aktion ist, sind auch noch andere Organisationen mit ihrem Mitarbeitern beteiligt. Falangisten, Rote, Francobefürworter und -gegner. Doch wem kann man trauen, wer spielt ein falsches Spiel? Eine der Mitstreiterinnen ist Eva Rengel. Lorenzo und Eva kommen sich im Laufe der Zeit immer näher doch auf welcher Seite steht Eva, die genauso taff ist wie Falco?
Ein sehr gut recherchierter Agententhriller, bei dem die Figur des Falco sehr des modernem James Bond ähnelt. Wobei Falco immer sich selbst am Nächsten ist, er kämpft nicht für eine Sache, er kämpft, weil er es kann. Bei seinen Bettgeschichten, Kasino- und Barbesuchen übertrumpft er Bond um einiges. Die Zeit des Bürgerkrieges, die Charaktere der Menschen und politischen Gesinnungen, die Umgebung werden sehr detailliert und nachvollziehbar beschrieben. Gleich von Beginn an wird man in die Handlung hineingezogen. Sehr interessant und packend geschrieben.

Bewertung vom 29.09.2017
In einem anderen Licht
Burseg, Katrin

In einem anderen Licht


sehr gut

Vor zwei Jahren ist Miriams Mann Gregor von einem Querschläger im Irak tödlich getroffen worden. Erst mit einer Selbsthilfegruppe hat sie wieder etwas Halt im Leben gefunden und kann ihren Beruf als Journalistin, nunmehr für ein ambitioniertes Frauenmagazin, und ihre Mutterrolle für den fünfjährigen Max wieder ausfüllen. Als sie für die "Anabel" die Preisverleihung für den Sartorius-Preis beauftragt wird kommt sie in Kontakt mit Dorothea Sartorius, die seit mehr als 40 Jahren als Wohltäterin und Stifterin im Hamburg aktiv ist. Doch ein Geheimnis umgibt diese Frau, die als junge Frau den älteren schwerreichen Reeder geheiratet hat. Anonyme Briefe erreichen Miriam in der Redaktion. Mit ihrem Sohn Max fährt sie an die Schlei um dort auf den "Gaukler" Bo zu treffen. Sie wehrt sich gegen ihre Gefühle, doch da ist mehr zwischen den Beiden und auch Max fehlt ein Vater.
Vor dem Hintergrund einer Verlust- und Liebesgeschichte erfahren wir das wechselhafte Leben Dorotheas, die durch die Liebe zu ihrem Mann auf die richtige, gewaltlose, Bahn gebracht wurde. Wie passiert es, das Menschen dem Extremismus verfallen, wie kommen sie auf die schiefe Bahn, was wird unter dem Deckmantel mit Geldzahlungen und Gefälligkeiten vertuscht. Ein interessantes Thema, das jedoch durch ein Zuviel an Liebesgeschichte an Wert verloren hat. Auch die Gespräche zwischen Mutter und Sohn entsprechen keineswegs dem mit einem fünfjährigen Kind.

Bewertung vom 29.09.2017
Der Wunderling
Bartók, Mira

Der Wunderling


sehr gut

In einem Heim für sonderbare Geschöpfe wächst Nummer 13 auf, ein Geschöpf teils Mensch, teils Fuchs mit nur einem Ohr, welches jedoch nicht nur flauschig weich ist, er kann damit besonders gut hören und er versteht die Sprache der Mäuse. Das trostlose, völlig von der Außenwelt abgeschlossene Heim wird von Miss Crawankel mit einem strengen Regiment geführt, mit Morgenappell, Vorträgen und Arbeit. Sprechen und Musik sind unter Strafe verboten. Fröhlichkeit und Hoffnung gibt es dort nicht, der Wahlspruch lautet: Greife nicht zu den Sternen. Erst als Nummer 13 in Trixi eine Freundin findet und sie ihm den Namen Arthur gibt, schmieden die Beiden einen Plan für ihre Flucht und die Suche nach ihren Familien. Doch auch in der Freiheit lauern zahlreiche Gefahren, Not und Hunger auf sie und recht zweifelhafte Freunde.
Der Wunsch nach Freiheit, nach einem Leben, in dem gelacht werden darf, in dem Träume und Musik, das Singen, erlaubt sind und Menschen und Erdlingen, oder was es sonst noch an seltsamen Geschöpfen auf der Erde gibt, fröhlich sein dürfen, sind Themen dieses Romans. Die interessanten und sehr speziell beschriebene Geschöpfe mit ihrem eigenen Charakter werden im Hörbuch von Mechthild Großmann sehr individuell gesprochen und das dunkle Timbre der Stimme gibt der Handlung einen zusätzlichen Reiz.

Bewertung vom 04.09.2017
It's Market Day
Haebel, Fabio

It's Market Day


ausgezeichnet

Fabio Haebel ist als Koch gerne auf Wochenmärkten unterwegs. In diesem Buch hat er sich besondere Märkte und Markthallen in Europa vorgenommen, er beschreibt die Atmosphäre und die dort tätigen Menschen, er berichtet im Allgemeinen über Land und Leute und über die Geschichte der einzelnen Märkte. Sehr abwechslungsreich sind die Rezepte, die Currywurst in Berlin gehört dazu wie der frische Fisch, den die Fischer erst in der Nacht gefangen haben, in Syrakus auf Sizilien. Weitere Märkte, die er besuchte, sind London, Paris, Amsterdam, Kopenhagen, Wien und Madrid. Das Buch ist teilweise ein Reiseführer, teilweise ein Kochbuch. Die Rezepte sind interessant, teilweise außergewöhnlich, jedoch nicht unbedingt für Anfänger gedacht. Ein wenig Kocherfahrung, speziell auch Kochausdrücke sollte man beherrschen. Ein paar Ausnahmen gibt es, z.B. einen leckeren Bananenkaiserschmarrn, der wirklich einfach zuzubereiten ist.
Die Aufmachung ist durch die schönen Fotos und Zeichnungen, die Rezepte und die Informationen über die jeweiligen Länder sehr gut gelungen. Bei den frischen Zutaten möchte man sofort hineinbeißen.

Bewertung vom 21.08.2017
Gegen alle Regeln
Levy, Ariel

Gegen alle Regeln


sehr gut

Ariel Levy hat es geschafft. Sie ist aus den kleinen Nest in das sie hineingeboren wurde nach New York gezogen. Ihre besondere journalistische Begabung sprach sich herum, sie bekam einen festen Arbeitsplatz beim "New Yorker" und Aufträge für hochinteressante Reportagen, die sie um den Erdball herumführen. Sie hat einen Freundeskreis in New York und wechselnde Sexualpartner beiderlei Geschlechtes. Eine feste Beziehung ist sie bisher nicht eingegangen, bis sie auf Lucy trifft. Lucy war nur zu Besuch dort, sie lebt in Kalifornien, sogar noch in einer Beziehung, doch bald wir beiden klar, dass sie zusammengehören. Lucy tauscht ihr Haus, sie "heiraten". Das Leben scheint ein einziger Rausch zu sein, sie gehen viel aus, zum Essen, sie trinken gerne dazu und auch noch darüber hinaus. Alles scheint perfekt, bis der Wunsch nach einem Kind entsteht. Ariel als die jüngere und weiblichere sucht nach einem geeigneten Samenspender und wird in einem alten Freund fündig. Ihr fortgeschrittenes Alter (37 Jahre) macht es nicht einfach, doch endlich hat es geklappt. Sie freut sich von Anfang an auf ihren Sohn, doch solange ihr Arzt nichts dagegen hat will sie weiterarbeiten und fliegt zu einer Reportage nach Ulan Bator. Dort passiert das Entsetzliche - sie hat eine Fehlgeburt im 5. Monat. Ihr Sohn hatte 10 Minuten gelebt, das war alles. Damit kommt sie nicht klar und Lucy, die inzwischen Alkoholikerin geworden ist, ist auch keine Hilfe.
Ariel bekam von ihren Eltern gesagt, dass sie alles im Leben erreichen kann und muss dann feststellen, dass das nicht stimmt. Es gibt Dinge, auf die man selbst keinen Einfluss hat und Dinge, die man so lange aufgeschoben hat, dass die Erfüllung nicht mehr möglich ist. Die Bewältigung der Trauer ist nachfühlbar, das was für mich befremdlich war ist die Lebensweise mancher Amerikaner und der Umgang miteinander.