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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 989 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2019
Der Bücherdrache / Zamonien Bd.8
Moers, Walter

Der Bücherdrache / Zamonien Bd.8


sehr gut

»In bösen, dunklen, kalten Tümpeln -
Wo alte Bücher Orm gebären -
Die tief in toten Sümpfen dümpeln -
Wo Bücherwürmer sich vermehren -
Wo alle Fragen Antwort finden -
Doch niemand seine Frage kennt -
Dort soll sich jener Dämon winden -
Den man den Bücherdrachen nennt -
(Ojahnn Golgo van Fontheweg „Der Ormsumpf“)«

Zamonien ist bekanntlich ein Land voller außergewöhnlicher Lebensformen. Die Buchlinge gehörten immer schon zu meinen Lieblingen und dass im neuesten Werk des zamonischen Großschriftstellers Hildegunst von Mythenmetz ein Buchling im Mittelpunkt steht, freute mich enorm.

Der Buchling Hildegunst Zwei (also der Buchling, der sämtliche Werke des Großschriftstellers auswendig kennt) macht sich auf in die tiefsten Katakomben von Buchhaim, um den mythenumwobenen Drachen Nathaviel zu suchen. Ein gefährliches Abenteuer!

Wie man an meinen letzten Sätzen deutlich merkt, gehören die Bücher von Walter Moers, insbesondere die Zamonien-Bände zu einer sehr speziellen Art, vermutlich liebt man sie oder kann mit ihnen nicht viel anfangen. Ich reise unheimlich gern nach Zamonien und hatte auch mit diesem Buch wieder viel Spaß. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Abgesehen von wenigen Zitaten wird aber nicht gereimt, ist das Buch völlig normal geschrieben (jedenfalls so weit, wie man ein Zamonien-Buch „normal“ nennen kann ;-) Das Eingangszitat der Rezi habe ich nur rausgesucht, weil es mir so gut gefiel.

Die Lektüre war spannend, wie erwartet abgedreht und phantasievoll, zudem finden sich zahlreiche tolle Illustrationen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Wer noch nie in Zamonien war, findet sich aber vielleicht nicht so schnell rein, zum Beispiel über das Orm werden gewisse Grundkenntnisse vorausgesetzt. Der Drache hat einen Hang zum Schwafeln, wer schon früher mit Mythenmetzschen Abschweifungen konfrontiert wurde, wird nicht überrascht sein. Schade ist nur, dass die Geschichte viel zu schnell vorbei ist. Eine Fortsetzung könnte ich mir gut vorstellen. Oder alternativ einen anderen Zamonienband. Sehr gerne wieder im Umfang der früheren Bücher!

Fazit: Auch diese Reise nach Zamonien hat viel Spaß gemacht! Schade nur, dass sie so schnell vorbei war.

Bewertung vom 26.12.2019
Der Ostermann
Kling, Marc-Uwe

Der Ostermann


ausgezeichnet

Wenn man als hoffnungsvoller Nachwuchs sich strikt weigert, den Familienbetrieb fortzuführen, ist das häufig ein großes Problem. Der Sohn des Weihnachtsmannes hat ziemlich genaue Vorstellungen für seine Zukunft – und in denen kommen Dinge wie Schnee, Winter, Schlitten und Bärte nicht vor. Vater und Mutter sind entsetzt und natürlich ganz und gar nicht einverstanden. Doch ihr pfiffiger kleiner Junge wird einen Weg finden, sein Ziel zu erreichen. Und keine Sorge, auch für die künftige Geschenkezustellung wird sich eine Lösung finden…

Ein herrliches Buch, ich hatte großen Spaß! Das Thema ist im Grunde ein ernstes und wird schon in vielen Familien zu echten Krisen geführt haben. Hier wird es humorvoll umgesetzt und der Leser merkt deutlich den Lösungsansatz: Redet miteinander. Und toleriert die Ansichten des anderen. Natürlich fühlt man in erster Linie mit dem künftigen Nicht-Weihnachtsmann, aber auch sein Vater verdient Mitgefühl, muss er sich doch mit streikenden Wichteln und Facebook-Likes auseinandersetzten.

Das ganze Buch ist in Reimform geschrieben. So etwas funktioniert nicht immer, hier aber sehr gut – die Texte sind wirklich witzig. Dazu kommen die tollen Illustrationen, farbenfroh, ausdrucksstark und voller lustiger kleiner Details, die beim Betrachten zum Entdecken einladen. Mich hat dieses Buch begeistert und ich stelle es gleich ins Regal mit den Alle-Jahre-wieder-Büchern :)

Fazit: Witzig, farbenfroh und mit einem gelungen umgesetzten ernsthaften Thema. Ein schönes Weihnachtsbuch für kleine und große Leser.

Bewertung vom 26.12.2019
Du bist einfach zum Knuddeln
Bleker, Dorothée

Du bist einfach zum Knuddeln


ausgezeichnet

»…weil du so knuffig bist, dass du alle Herzen im Sturm eroberst.«

Zu diesem Geschenkbuch werde ich nicht viele Worte machen, es besteht sonst schnell die Gefahr, dass die Rezi umfangreicher wird als der Text im Buch ;-)

In diesem wunderschönen Geschenkbuch finden sich auf jeder Seite Tierbilder, die einfach, tja, zum Knuddeln sind. Große Pandas, Pinguine, Erdmännchen, Löwen, Eisbären und viele mehr zeigen sich von ihrer liebenswürdigsten Seite. Mit einem Halbsatz wird dazu jeweils der Satzanfang vom Titel („Du bist einfach zum Knuddeln“) vervollständigt. Das Ergebnis ist witzig und herzerwärmend zugleich und die Bilder passen großartig. Manchmal gibt es zusätzlich noch ein Zitat, so steht beispielsweise bei einem zum Dahinschmelzen guckenden Panda neben „weil du so knuffig bist…“ noch ein Wort von Goethe: »Es gibt Augenblicke, wo man erst merkt, wie lieb man jemanden hat.«

Fazit: Wenn man jemanden liebhat, der außerdem Tiere und Bücher liebt, dann ist dies Buch eine wundervolle kleine Aufmerksamkeit.

Bewertung vom 24.11.2019
Das große Servus-Weihnachtsbuch
Unterberger, Sebastian

Das große Servus-Weihnachtsbuch


ausgezeichnet

»Warum feiern wir Menschen eigentlich Weihnachten in so einem gewaltigen Ausmaß, mit riesigem Aufwand und Emotionen, wo für einen Tag und Nacht die Welt fast den Atem anhält und innehält … Auch ohne ein Bewusstsein zu Gott und Religion wollen sich die Menschen echte Mühe geben, das Wichtigste im Leben – die Liebe – zu huldigen, ehren, achten und zu pflegen. Persönliche Traditionen in der Familie, Verwandtschaft und im Freundeskreis haben alle das Eine gemeinsam, sich zu erinnern und gedenken. Eine Erinnerung an Gott ist auch eine Erinnerung an die Liebe, an die Versöhnung, verzeihen zu können und den Frieden in Freiheit, das zusammen ergibt den Mythos Weihnachtszauber.«

In der Vorweihnachtszeit gebe ich alle Jahre wieder sehr gerne einer persönlichen Vorliebe nach und versinke in schönen Weihnachtsbüchern. Besonders mag ich Hausbücher zum Thema, gerne so richtig traditionell. Als ich dieses Buch sah, ahnte ich schon, dass ich Freude daran haben würde.

Schon die Aufmachung passt, sie wirkt hochwertig und festlich, die oft goldenen Seiten sind reich verziert und bebildert. Es mag albern sein, aber da wird mir schon weihnachtlich zumute, wenn ich das Buch nur in die Hand nehme.

Der Inhalt dann liefert eine gute Mischung aus Unterhaltung und Information. Chronologisch aufgebaut „arbeitet“ man sich beim Lesen von der Adventszeit beginnend über die Weihnachtstage hin bis zum Jahreswechsel vor. Besonders auffällig sind die vielen Informationen und historischen Hintergründe, beispielsweise zum Begriff der Adventszeit, dem Adventskranz oder dem Adventskalender. Auch zu vielen Liedern gibt es Hintergrundinfos, zum Beispiel zur Entstehung. Oder ganz allgemein zur Geschichte des Weihnachtsliedes. Ich habe da so einiges Interessante erfahren!

Die zahlreichen Lieder sind gut zum Nachsingen und –spielen geeignet, mit Noten (mehrstimmig gesetzt), Akkorden und sämtlichen Strophen. Ich kenne ja schon eine Menge Weihnachtslieder, entdeckte hier aber auch einige mir unbekannte. In einigen Fällen hat der Autor auch neu vertont oder weitere Strophen hinzugetextet.

Sehr gut gefielen mir auch die detailliert beschriebenen Bräuche rund um die Advents- und Weihnachtszeit. Da sie größtenteils die Regionen Österreich und Süddeutschland betreffen, habe ich hier einiges Neue erfahren. Und war glatt ein wenig neidisch, denn so viel Brauchtum gibt’s in meiner Ecke von Deutschland nicht. Aber darüber zu lesen ist ja auch schön ;-)

Gut dazu passend finden sich auch einige traditionelle Geschichten von Stifter, Waggerl und Rosegger. Die meisten kannte ich, lese sie aber immer gerne wieder. Eingestreut zwischen Infos, Liedern und Geschichten stoße ich zudem auf viele Gedichte und Verse, den stimmungsvollen Abschluss des Buchs bilden eine Reihe von Rezepten.

Fazit: Informatives Schmuckstück für die festlichste Zeit im Jahr. Zum Schmökern, Genießen und immer wieder Hervorholen.

Bewertung vom 17.11.2019
Im Norden
Bacher, Isabelle

Im Norden


ausgezeichnet

»Die Landschaften Norwegens sind auf eine Art unberührt, die man im 21. Jahrhundert kaum noch findet … Begegnungen mit den vierbeinigen Bewohnern zum Beispiel, spektakuläre Sternenhimmel, unendliche Fjorde, Klippen und Steilküsten, endlose Panoramen und natürlich die Aurora borealis, das Nordlicht, diese unglaublichen Schauspiele, die im Winter um den Polarkreis stattfinden, wenn in den schwarzen Nächten plötzlich alle Schattierungen von Grün, Weiß und Violett über den Himmel tanzen und sich im Wasser oder Schnee spiegeln.«

Isabelle Bacher, in Tirol geboren, lebt seit vielen Jahren in ihrer Wahlheimat im hohen Norden. Die Liebe zu dieser Region erwachte schon in ihrer Kindheit, als erwachsene Frau gab sie ihrer Sehnsucht nach und kombiniert sie höchst erfolgreich mit ihrer zweiten großen Liebe, der Fotografie. Über das eindrucksvolle Ergebnis darf sich der Leser und Betrachter dieses Bildbands freuen.

Als ich dieses Buch entdeckte, war mir gleich klar, dass ich es lesen muss. Auch in mir schlummert seit der Kindheit der leider immer noch unerfüllte Wunsch, mal die Nordlichter zu sehen. Eine kleine Entschädigung bekam ich nun, ich bin im Buch förmlich versunken.

Im Zentrum stehen absolut atemberaubende Bilder von faszinierenden Landschaften. Die Fotos wirken manchmal surreal, übernatürlich und fast magisch. Mehr als einmal denke ich, dass es sich auch um am Computer entstandene Fantasy-Szenarien handeln könnte – aber doch sind sie echt. Wahnsinn! Ich tauche ein in Bilder voller Licht und Farben, ich kann mich kaum sattsehen.

Dazwischen lese ich. Von monatelanger Dunkelheit und wie man in ihr lebt. Von Monaten voller oft gewollter Schlaflosigkeit zwischen April und August, weil dort im Gegenzug die Sonne nie verschwindet.
Ich lese von Stille, die »ein Geräusch ist, dem man ewig zuhören kann«. Von unbeschreiblichen Erlebnissen in der Natur – das pure Glück, dass die Autorin empfindet, spricht aus jeder Seite des Buchs.
Aber natürlich redet sie auch über die generellen Gefahren, zum Beispiel über das Leben mit Eisbären (niemals Haus- oder Autotüren abschließen!). Ich erfahre, was Whiteouts sind und was sie so lebensbedrohlich macht und in welchen kritischen Situation Bacher schon ganz persönlich stand. Alles informativ und unterhaltsam zugleich geschrieben, da bleibt man gern dran. Und liest weiter, zum Beispiel über die Probleme, ein gutes Foto vom Nordlicht zu machen. Ich denke, ich kann jetzt beurteilen, ob ihr das gelungen ist!

Fazit: Der Fotoband macht einen sehr hochwertigen Eindruck, verdient einen dauerhaften Platz im Bücherregal und ist eine tolle Geschenkidee!

Bewertung vom 17.11.2019
Rettet die Berge
Messner, Reinhold

Rettet die Berge


ausgezeichnet

»Nein, der Berg selbst ruft nicht. Was lockt, sind Stille und Weite dort oben. Enge und Langeweile des Berufs- und Familienlebens erzeugen Sehnsucht nach »höheren Regionen«, in denen sich der Städter – je weiter weg, umso mehr – das Gegenteil zum »Unten« vorstellt. Die erhoffte Freiheit aber, Ruhe und Erhabenheit sind oben immer seltener zu finden. Am wenigsten ist den Umweltproblemen zu entkommen. Dort, wo die Schönheit der Berge besonders gerühmt wird, ist die Anziehungskraft am größten, am lukrativsten, am zerstörerischsten. Touristen ruinieren im Gebirge gerade das, was sie alle dort suchen.«

Wer Reinhold Messner ist, dazu muss wohl nichts gesagt werden, selbst treue Freunde der Küstenregionen wissen den berühmten Bergsteiger und Abenteurer einzuordnen. In diesem Buch richtet Messner, der sicher für enorm viele Menschen Motivation war, auf einen Berg zu steigen, angesichts von Massentourismus und Klimawandel einen eindringlichen Appell an die ganze Menschheit, möglichst sofort mit der Rettung der Berge zu beginnen.

Wie dringend notwendig dies ist, zeigt er im ersten Teil des Buchs auf. Da geht es um den aktuellen Status, die Bedrohungen und negativen Veränderungen in den Gebirgsregionen werden eindringlich geschildert und dabei verdeutlicht, wie gravierend sich diese auch für die umliegenden Regionen auswirken.
Als Ursachen, oben schon erwähnt, macht er im Wesentlichen zwei Dinge aus, den Klimawandel und den Massentourismus. Tatsächlich habe ich auch schon verstörende Bilder von Menschenmassen gesehen, die den Everest hinaufdrängen und von dem vielen Müll, den sie hinterlassen. Man muss nicht groß nachdenken um einzusehen, dass das nicht richtig sein kann.

An anderer Stelle wird es ein wenig schwerer. Messner verurteilt im Grunde auch Straßen und Seilbahnen. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: Wer nicht ohne Hilfsmittel und Sicherungen auf einen Berg kommt, hat da nichts zu suchen. Er betont, wie in den guten alten Zeiten wenig Menschen in den Bergen waren, einfach weil es gefährlich war und man viele Entbehrungen in Kauf nehmen musste. Heute gibt es dort größere Bequemlichkeit und Sicherheit durch moderne Ausrüstungen, viele Hütten und Risikoabsicherungen – und dadurch zwangsläufig viel mehr Menschen.

Im zweiten Teil beschreibt er sein Verhältnis zu den Bergen und wie er sich dort verhält. Dieser Abschnitt brachte mir nicht viel neues, ich wartete auf konkrete Vorschläge zur Rettung der Berge im folgenden dritten Teil. Hier geht es um Punkte wie Verzicht, Rücksicht und Ökotourismus, alle wichtig und richtig, aber trotzdem in der Umsetzung nicht einfach. Für viele Menschen ist der Urlaub in den Bergen eine sehr bedeutende Sache und ebenfalls viele Menschen in den Tourismusregionen leben davon, dass eben nicht nur Top-Sportler in geringer Zahl unterwegs sind. Wie kann man also heute die Berge nutzen und sie gleichzeitig bewahren?

Eine Patentlösung hat Messner auch nicht. Wenn er Erlebnissportler und Rekordjäger verurteilt, könnte man natürlich daraus ableiten, dass er beides am liebsten untersagen würde. Und zum Schutz der Hochgebirgsregionen spricht er sich gegen eine weitere Erschließung mit Straßen und Seilbahnen aus. Aber was ist mit den vielen Touristen? Was kann ich ganz persönlich tun, was sollte ich tun? Muss ich komplett auf meinen Urlaub in den Bergen verzichten oder reicht es aus, mich einzuschränken? Und wenn ja, wie? Die Antwort fällt schwer, aber als ersten Schritt ist es sicher schon mal wichtig, überhaupt nachzudenken. Hilfreich hätte ich allerdings eine Aussage von Messner gefunden, wo er persönlich bereit wäre, zu verzichten.

Fazit: Ein eindringlicher und wichtiger Appell. Die konkrete Umsetzung aber wird schwierig.

Bewertung vom 17.11.2019
Worüber das Christkind lächeln musste
Waggerl, Karl Heinrich

Worüber das Christkind lächeln musste


ausgezeichnet

»Als Josef mit Maria von Nazareth her unterwegs war, um in Bethlehem anzugeben, daß er von David abstamme, was die Obrigkeit so gut wie unsereins hätte wissen können, weil es ja längst geschrieben stand, - um jene Zeit also kam der Engel Gabriel heimlich noch einmal vom Himmel herab, um im Stalle nach dem Rechten zu sehen.
Es war ja sogar für einen Erzengel in seiner Erleuchtung schwer zu begreifen, warum es nun der allererbärmlichste Stall sein musste, in dem der Herr zur Welt kommen sollte, und seine Wiege nichts weiter als eine Futterkrippe.«

Ich bin ja ein großer Fan von Weihnachtsgeschichten – und gerne darf es dabei nostalgisch werden. Die Geschichten von Karl Heinrich Waggerl mochte ich schon immer gern, in diesem kleinen Büchlein finden sich drei ganz zauberhafte.

Thematisch passen sie zusammen. „Worüber das Christkind lächeln musste“ spielt im Stall von Bethlehem, in den nächsten beiden Geschichten „Der störrische Esel und die süße Distel“ und „Der Tanz des Räubers Horrificus“ befindet sich die Heilige Familie auf der Flucht vor Herodes.
Der Charakter der kleinen Geschichten ist märchenhaft. Da agieren Engel, sprechen Tiere und geschehen wundersame Dinge. Aus allen Geschichten sprechen zudem weihnachtliche Botschaften wie Frieden, Liebe und Vergebung.

Das Büchlein wirkt mit grünem Einband und goldener Schrift festlich. Kleine Verzierungen auf den Seiten unterstreichen dies. Außerdem finden sich zahlreiche liebenswerte Bleistiftzeichnungen überall im Buch. Der Text steht in Großdruck, so dass man ihn auch bei gedämpftem Licht (Kerzenschein) lesen kann.

Und die Zielgruppe? Auf jeden Fall Erwachsene, die wie ich ein Faible für nostalgische Weihnachtsgeschichten haben. Ich habe Texte von Waggerl auch schon als Kind gemocht, vermute aber, dass viele Kinder heute einfach modernere Texte gewöhnt sind. Wer aber seinem Kind klassische Märchen vorliest, kann ebenso gut zu diesem Büchlein greifen.

Fazit: Zauberhaft und herrlich nostalgisch. Ein Büchlein, das ich alle Jahre wieder lesen könnte.

Bewertung vom 10.11.2019
Berg und Sinn - Im Nachstieg von Viktor Frankl
Holzer, Michael;Haselböck, Klaus

Berg und Sinn - Im Nachstieg von Viktor Frankl


ausgezeichnet

Über Viktor Frankl, den berühmten Neurologen, Psychiater, Psychotherapeuten und Begründer der Logotherapie sind eine Menge Bücher geschrieben worden. Zu Recht, denn Frankl war nicht nur ein Wissenschaftler von Weltruf, der unter anderem 29 Ehrendoktorate renommierter Unis besaß, sondern auch eine hochinteressante Persönlichkeit. Ein Mensch, der neben aller Berühmtheit auch Furchtbares erlebt hat, der einerseits mit Staatschefs dinierte und andererseits das einfache Leben in den Bergen liebte.

Wenn man seiner Witwe glauben mag, dann haben ihm die Berge und das Klettern auf ihnen das Leben gerettet. Im Bemühen, dies nachzuvollziehen, haben sich die Autoren auf Frankls Spuren begeben und dazu sieben Bergtouren ausgewählt, die für ihn von Bedeutung waren. Während sie ihm nachsteigen, erfährt der Leser einiges über die wichtigsten und dramatischten Punkte in Frankls Leben und schnell begreift man, worin die besondere Bedeutung lag und wie die Berge sein Leben beeinflussen konnten.

Man mag es kaum glauben, aber der passionierte Bergsteiger Frankl, der noch im hohen Alter von 80 Kraft auf den Wiener Hausbergen tankte, litt ursprünglich an Höhenangst. Und daher startet die erste Tour auch an eben der Wand, an der der damals noch 17jährige Frankl erstmalig mit ihr konfrontiert wurde. Während die meisten Menschen an dieser Stelle eine Vermeidungshaltung eingenommen hätten, kam dies für den jungen Frankl nicht in Frage. Da war eine Angst und die galt es zu überwinden. Frankl nannte es die „Trotzmacht des Geistes“.
»Man muss sich ja nicht alles von sich gefallen lassen. Man kann auch stärker sein als die Angst.«
Unschwer kann man sich vorstellen, wie wichtig dies auch für seine spätere berufliche Tätigkeit war.

Frankl überwand also seine Ängste, das Klettern wurde Teil seines Lebens. Was musste er für seine erste richtige Tour alles tun? Neben der Planung brauchte er den Mut zur Umsetzung und die Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Auch das sind Dinge, die einem im Leben ständig begegnen, wenn man vorwärtsstreben möchte.

Der 1905 geborene Frankl zeigte schon als Kind großes Interesse für Medizin, Psychologie und Philosophie. Als junger Mediziner war er sehr erfolgreich, eine steile Karriere winkte, die dann aber jäh von den Nazis durchkreuzt wurde. Frankl war Jude. Und er erlebte sämtliche Schrecken des Naziregimes, einschließlich dem Aufenthalt in vier Konzentrationslagern und der Ermordung seiner gesamten Familie. Es ist sehr berührend zu lesen, wie er im KZ in Gedanken immer wieder kletterte, sich auf Berge konzentrierte und die schon erlebten Touren im Geist nachstieg. Seine Erfahrungen zuvor in der Wand, wo er sich über eigene Ängste und die Schwierigkeiten des Aufstiegs hinwegsetzen musste, wo er regelmäßig gezwungen war, über sich selbst hinauszuwachsen, gaben ihm Kraft zum Durchhalten.

Im späteren Leben war die körperliche Herausforderung beim Bergsteigen der Ausgleich zur vielen geistigen Arbeit. Frankl war viel unterwegs, reiste um die Welt und hielt Vorträge. Und wo auch immer er sich aufhielt, suchte er vor Ort nach geeigneten Klettertouren. Neue Gipfel zu besteigen, das bedeutete, sich immer neuen Herausforderungen zu stellen und gleichzeitig das Jetzt, den Augenblick zu genießen. Auch dies wieder ein wichtiger Aspekt fürs ganze Leben.

Jeder Tour ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Zu Beginn gibt es jeweils eine gezeichnete Karte und am Ende zusammengefasste Infos und Beschreibungen der Touren, falls man Frankls Spuren folgen möchte (Zugang, beste Jahreszeit, empfehlenswerte Routen, Schwierigkeitsgrad).

Im Nachwort schreibt Elisabeth Lucas, selbst Psychotherapeutin, über Frankls Menschenbild, sein Konzept und seinen Umgang mit Stress, sie gibt seine Empfehlungen und Ratschläge, seine Sicht- und Vorgehensweisen weiter – ein sehr interessanter Abschnitt, der mir Stoff zum Nachdenken gab! Viele im Buch eingestreute persönliche Fotos runden alles perfekt ab.

Bewertung vom 10.11.2019
Perchtenjagd
Brandstetter, Maja;Brandstetter, Wolfgang

Perchtenjagd


gut

»Die Lichter aus dem Holzhäuschen, die waren ganz orange … Und warm. Da ist mir auch ganz warm geworden. Ich hab den Bärli in die Tasche gesteckt und mit ihm getanzt, weil da so schöne Musik war … Da hab ich gewusst, so klingt das Christkind. Aber statt dem Christkind sind die Monster gekommen.«

Wenige Tage vor Weihnachten verschwindet die fünfjährige Marie plötzlich beim Besuch des Adventsmarkt in St. Wolfgang. Polizei und die verzweifelte Mutter befürchten eine Entführung und ziehen für die Ermittlungen den Psychologen Meiberger hinzu. Als kurz darauf ein bizarr hergerichteter, offensichtlich ermordeter Mann gefunden wird, ahnt Meiberger 3 Dinge: Der Täter scheint ein Psychopath zu sein, der eine ganz eigene Art hat, sich auf Weihnachten vorzubereiten. Der Ermordete und die verschwundene Marie bleiben sicher nicht die einzigen Opfer in diesem Szenario. Und es ist Eile angesagt, ein wahrer Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Thomas Meiberger bestreitet hier seinen ersten Fall in Buchform, in Österreich ermittelt er bereits im Fernsehen. Er ist Gerichtspsychologe, Experte für Forensik und ununterbrochen damit beschäftigt, jeden, der ihm begegnet, zu analysieren. Das ist oft sehr unterhaltsam zu lesen! Und auch bei sich selbst macht er in diesem Punkt keine Ausnahme.

Der Krimi startet sehr spannend und speziell die Passagen, die aus Sicht der kleinen Marie geschildert wurden, haben mich sehr gefesselt. Im weiteren Verlauf freute ich mich über interessante Überraschungen und einen durchgehend unterhaltsamen Schreibstil. Bei den Analysen Meibergers habe ich zudem einige wirklich interessante Dinge erfahren. Leider war aber nicht alles gut und nach dem tollen Start verlor das Buch für mich deutlich.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein im Film funktionierendes Konzept einfach auf ein Buch übertragen wurde. Viele kleine Einzelszenen wurden aneinandergereiht, die Handlung der großbedruckten 240 Seiten wirkte überfrachtet – man hätte für all das schlicht mehr Umfang benötigt. Da tauchten Personen auf, wurden Szenen beschrieben, die für den Krimi ohne Bedeutung waren und lediglich Unterhaltungswert hatten. Wie gesagt, das kann bei mehr Umfang eine schöne Sache sein, bei wenigen Seiten geht es aber zu Lasten der Krimihandlung. So auch hier.
An einigen Stellen haperte es an Schlüssigkeit, an anderen Stellen wurden gefährliche Situationen dadurch gelöst, dass man entweder die entsprechende Person in den Superheldenmodus versetzte oder einen Zufall an den anderen reihte. Schade, da ist bei mir die Spannung raus.

Kleinigkeit am Rande: Als Westdeutsche bin ich mit dem Brauchtum der Perchten nicht vertraut. Kann man natürlich alles googeln (habe ich auch getan), ich hätte mich aber mehr gefreut, wenn es im Buch ein paar grundlegende Infos dazu gegeben hätte.

Die Handlung an sich ist abgeschlossen, in Sachen Meiberger gibt es jedoch zum Schluss einen fiesen Cliffhanger und der nächste Band erscheint erst in 2020.

Fazit: Tolle Idee und spannender Anfang. Danach aber überfrachtet und teilweise unlogisch und überzogen.