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Lisa

Bewertungen

Insgesamt 745 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2022
Paper Girls SC
Paper Girls Gesamtausgabe

Paper Girls SC


sehr gut

Vier tolle Protagonistinnen, Zeitreisen und jede Menge Action

Wer bereits länger die beliebte Serie „Paper Girls“ kennenlernen wollte, kann nun die Geschichte auf einen Schlag in Form dieser tollen Gesamtausgabe des Cross Cult Verlags entdecken. Auf gut 800 Seiten, findet man die 30 Bände der Comic-Serie abgedruckt. Und obwohl ich keine regelmäßige Comicleserin bin, sprach mich die Idee der Geschichte sofort an. Prinzipiell hält die Serie auch wirklich was sie verspricht, nämlich starke weibliche Hauptcharaktere, spannende Zeitreisen und ein Hauch des 80er Jahre Flairs. Die Zeichnungen gefielen mir ausgesprochen gut da diese die Handlung aufwendig und detailliert darstellen. Gut gefielen mir auch die zahlreichen versteckte Hinweise und Anspielungen, wobei ich mit Sicherheit gar nicht alle entdeckt habe. Von Beginn an legt die Geschichte nämlich ein rasantes Tempo vor, welches mir stellenweise auch etwas zu schnell und chaotisch war. Da ständig etwas passiert, neue Figuren auftauchen, ein weiterer Zeitsprung stattfindet und es zu Kämpfen kommt, fiel es mir ehrlich gesagt nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Vor allem da die Autoren sich mit Erklärungen sehr zurückhalten. Genau wie die vier Mädchen, werden wir Leser:innen ins kalte Wasser geworfen und müssen uns die Zusammenhänge nach und nach selbst erschließen. Wäre „Paper Girls“ ein Roman hätte ich zu kritisieren, dass es mir an Details im Sinne von Erklärungen, Worldbuilding und stellenweise auch an Logik fehlte. Dafür punktet die Reihe mit jeder Menge Action, Spannung und ansprechenden Illustrationen. An keiner Stelle war mir die Lektüre langweilig, wobei ich sie aufgrund von wiederholten Gewaltdarstellungen nur für Erwachsene empfehlen würde. Sci-Fi-Fans finden hier vielleicht nicht das ausgereiftestes Zeitreiseabenteuer, kurzweilig, humorvoll und unterhaltsam ist die Reihe dafür umso mehr.

Bewertung vom 07.10.2022
Kaputte Wörter?
Heine, Matthias

Kaputte Wörter?


weniger gut

Hält nicht nicht was es verspricht – Für ein Sachbuch eindeutig zu sehr von der Meinung des Autors geprägt

Obwohl ich die Sachbücher aus dem Duden-Verlag normalerweise sehr schätze, lagen der Autor Matthias Heine und ich von Beginn an nicht auf einer Wellenlänge. Unter dem Titel „Kaputte Wörter? - Vom Umgang mit heikler Sprache“ habe ich mir fälschlicherweise eine sachliche Auseinandersetzung mit bestimmten Wörtern und einem anschließenden Appell für sensiblen Sprachgebrauch vorgestellt. Bereits im Vorwort stellte der Autor dann aber unmissverständlich klar: "Ich gehe von der Grundüberzeugung aus, dass keine Regierung, keine Behörde, und erst recht keine Minderheiten den 200 Millionen Deuschsprechern vorzuschreiben haben, welche Wörter sie gebrauchen dürfen. Auch dann nicht, wenn solche Minderheiten sich von Wörtern betroffen oder diskriminiert fühlen." (S.11)
Und genau in dieser Manier widmet sich der Autor dann den von ihm ausgesuchten 80 Wörtern. Nur sehr selten positioniert er sich dabei klar gegen den Gebrauch, meist eiert er um eine eindeutige Aussage herum und immer wieder tut er seine sehr persönliche Meinung kund, warum dieser oder jener Diskurs im reichlich übertrieben erscheint. Allgemein stellte sich mir bei der Lektüre die Frage, aus welcher Intention heraus das Buch überhand entstanden ist. Anstatt ein Ratgeber im wortwörtlichen Sinn zu sein, gibt das Buch zwar interessante Einblicke in Wortursprung und Gebrauch, die Punkte Kritik und Einschätzung sind aber reichlich von der persönlichen Meinung des Autors geprägt. Auch die Auswahl der Wörter erscheint immer wieder willkürlich, es wirkte auf mich leider so als müsste der Autor eine gewisse Anzahl erfüllen und hat deswegen stellenweise tief gegraben um weitere Wörter des Anstoßes zu finden. Schlussendlich wechseln sich so äußerst diskriminierende und rassistische Begriffe, mit Banalitäten ab. Die alphabetische Anordnung hilft dabei auch nicht, eine Einordnung nach Themengebieten hätte wirklich mehr Sinn gemacht. Alles in allem bin ich von „Kaputte Wörter?“ leider enttäuscht. Anstatt hilfreiche Einschätzungen zu liefern, gelang es dem Autor mehrmals (vor allem auch mit seiner Meinung zu feministischen Debatten) mich richtiggehend wütend zu machen.
Mein Fazit: Finger weg! Nicht geeignet um sich ernsthaft mit sensiblen Sprachgebrauch auseinander zu setzen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Das Mädchen in unserem Badezimmer
Hitzbleck, Henrik

Das Mädchen in unserem Badezimmer


ausgezeichnet

Berührend, facettenreich und absolut packend – Ein Jugendkrimi der überzeugt!

„Das Mädchen in unserem Badezimmer“ von Henrik Hitzbleck ist ein Buch mit echtem Mehrwert und damit nicht nur für Jugendliche absolut lesenswert. Den eingewebt in die wirklich spannende Krimihandlung, finden sich zahlreiche Informationen rund um das Thema Obdachlosigkeit, insbesondere in Bezug auf Jugendliche. Die Handlung startet bereits richtig stark, nämlich damit dass Amras Mutter, Coco zum Duschen in ihre eigene Wohnung einlädt. Sensibel aber doch auch offen gelingt es dem Autor dabei seine Protagonist:innen vielschichtig darzustellen. Besonders gut gefielen mir hierbei gerade die zugestandenen Schwächen in Form von herausgearbeiteten negativen Gefühle wie Ekel oder Misstrauen. Denn einen fremden Menschen in die eigene Privatsphäre des heimatlichen Badezimmers zu lassen, kostet nun mal Überwindung. Und auch im weiteren Verlauf zeichnet sich das Buch durch seine durchdachte und lebensnahe Vielschichtigkeit aus. Denn auch wenn Amra und Louise ihr Herz definitiv am rechten Fleck haben, geraten auch sie, bei ihrer Suche nach Coco, immer wieder an persönliche Grenzen. Die Handlung ist auch deshalb so fesselnd, da von Beginn an große Spannung aufgebaut wird. Gemeinsam mit den Freundinnen gibt der Autor seinen Leser:innen ganz Nebenbei informative, wie auch faszinierende Einblicke in Hilfsangebote für obdachlose Menschen. Äußerst gelungen fügen sich diese Erkenntnisse in die Suche nach Coco ein und lassen die Handlung wirklich an keiner Stelle langweilig erscheinen. Der Schreibstil liest sich flüssig und angenehm leicht und passt sprachlich zu einem Jugendbuch. Außerdem besticht das Buch durch seine hochwertige Aufmachung. Nicht nur das Cover ist toll gestaltet, auch im Inneren finden sich ansprechende Zeichnungen. Auch deshalb eignet sich das Buch wunderbar zum verschenken. Nicht belehrend aber doch eindringlich vermittelt der Krimi eine wichtige Botschaft: Hinschauen lohnt sich immer und helfen geht oft einfacher als gedacht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


ausgezeichnet

Bildgewaltiger und vielschichtiger Thriller

„Der Sturm“ von Jane Harper konnte mich gleich aus mehreren Gründen voll und ganz überzeugen. Zunächst einmal bietet Tasmanien einfach eine unglaublich tolle Bühne für die Geschichte. Die dortige Landschaft und das Meer spielen auch für die Handlung eine tragende Rolle und werden von der Autorin äußerst lebendig beschrieben. Aber auch inhaltlich konnte mich die Geschichte vom ersten Augenblick an packen. Erzählt wird meist aus der Sicht von Kieran, wobei seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit schweifen und wir so nach und nach mehr über die damaligen Ereignisse rund um den titelgebenden Sturm erfahren. Aber auch der Erzählstrang der Gegenwart hält jede Menge Spannung bereit. Da die zeitliche Perspektive sich stellenweise von Absatz zu Absatz verändert braucht es beim lesen allerdings etwas Konzentration. Deswegen hätte ich es besser gefunden wenn hier eine klare Trennung erfolgt wäre und sich Vergangenheit und Gegenwart zum Beispiel kapitelweise abgewechselt hätten. Aber auch wenn mir das gewählte stilistische Mittel nicht hundertprozentig zusagte, gefiel mir der Schreibstil im Gesamten dennoch gut. Außerdem ist der Spannungsbogen des Thrillers einfach grandios. Zu Beginn noch subtil, steigert sich diese im Verlauf der Handlung immer mehr. Zahlreiche Verdachtsmomente, überraschende Wendungen und schockierende Enthüllungen treiben die Geschichte außerdem voran. Besonders das Thema Schuld beschäftigt mehrere Protagonist:innen und auch die gesellschaftliche Dynamik einer Kleinstadt wurde großartig eingefangen. Für mich war das Ende absolut überraschend, wobei die Auflösung wie auch die gesamte Geschichte wirklich erschreckend realistisch wirkte. Dies liegt nicht nur an der durchdachten Handlung, sondern auch an der authentischen Darstellung der Charaktere. Für diesen fesselnden, wie auch berührenden Pageturner vergebe ich gerne 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.09.2022
Das Tagebuch der Irene Adler
Quin, Jennifer;Grey, Daniel

Das Tagebuch der Irene Adler


sehr gut

Sherlock Holmes und Irene Adler – Ein etwas anderes Ermittlungspaar

„Das Tagebuch der Irene Adler“ von Jennifer Quin und Daniel Grey ist eine gelungene Mischung aus Crime & Romance, welche mir im Gesamten gut gefiel. Da sich die Geschichte auf nur etwas mehr als 200 Seiten abspielt, geht es dementsprechend tempo- und ereignisreich zu und so flog ich förmlich durch die Seiten. Neben einem spannenden Fall punktet das Buch außerdem mit einer gelungen eingefangene Atmosphäre, voller historischer Besonderheiten. Die Kapitel sind kurz gehalten und auch der Schreibstil ist schnörkellos und auf den Punkt. Gelegentlich geht es in der Handlung allerdings auch heiß her, durch die expliziten erotischen Szenen ist das Buch auch eher für Erwachsene geeignet. Der Fokus liegt aber zum Glück auf den Ermittlungen und dem Zusammenspiel von Sherlock und Irene, welches mich durchaus fesseln konnte. Ein wenig gestört hat mich das stellenweise etwas ungeschickte Verhalten der zwei als äußerst intelligent bekannten Charaktere im Verlauf der Handlung. Da manche Szene nicht zum vorgestellten Charakter passen wollte, gibt es von mir einen Stern Abzug. Trotzdem ist es natürlich meckern auf hohem Niveau, da das Gesamtwerk durchaus überzeugt. Humorvolle Dialoge wechseln sich mit spannenden Szenen ab und so war „Das Tagebuch der Irene Adler“ eine unterhaltsame wie kurzweilige Lektüre für mich. Nach diesem verheißungsvollen Auftakt freue ich mich bereits jetzt auf weitere Bände, welche bereits angekündigt sind!

Bewertung vom 28.09.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Vielseitig und gelingsicher – Ein umfassendes Werk für Neulinge und Geübte

Obwohl ich die Begeisterung um Christina Bauers Backbücher schon eine Weile verfolge ist „Das große Brotbackbuch“ nun tatsächlich das erste Werk von ihr, welches bei mir einziehen durfte. Ich muss sagen, nun kann ich den Hype definitiv verstehen, denn das Buch ist einfach nur toll! Am Anfang des Buchs gibt es zunächst einige Einführungskapitel, welche mit Fachwissen punkten und Lust aufs Loslegen machen. Aber auch bei eventuellen Problemen findet man hier Rat. Christina wirkt auch durch ihren lockeren und angenehmen Schreibstil sehr sympathisch. Aber auch das restliche Buch konnte mich durchgängig überzeugen. Egal ob Brot oder Brötchen, herzhaft oder süß, mit Sauerteig oder Hefe, hier findet wirklich Jede:r etwas zum Backen. Positiv heraus stechen auch die Rezepte zur Brotresteverwertung, welche das tolle Konzept abrunden. Jedes der vielfältigen Rezepte wird auf einer Doppelseite präsentiert. Ansprechende Fotos erleichtern das Aussuchen und die Rezepttexte selbst sind wunderbar übersichtlich. So war es für mich auch kein Wunder, dass wirklich jedes meiner nachgebackenen Backwerke wunderbar gelang. Die Beschreibung ist einfach gehalten und die einzelnen Schritte durch Absätze voneinander getrennt, ergänzt wird das Ganze durch eine separate Zutatenliste. Allgemein ist das Backbuch, wie vom Löwenzahnverlag gewohnt, sehr hochwertig gestaltet und enthält sogar ein Lesebändchen. Wer sich dieses tolle Grundlagenwerk nicht selbst in die Küche stellen mag, findet hier ein praktisches und tolles Geschenk. Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall restlos begeistern und möchte „Das große Brotbackbuch“ in meiner Küche nicht mehr missen! Deshalb vergebe ich natürlich volle 5 Sterne und eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 27.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


sehr gut

Cassie Raven ist zurück und ermittelt in einem sehr persönlichen Fall

Im letzten Jahr gehörte „Tote schweigen nie“ definitiv zu meinen Highlights, weswegen ich mich auf die Lektüre von „Wer mit den Toten spricht“ nun besonders gefreut habe! Erneut schaffte es die Autorin A. K. Turner mit ihrer unkonventionellen, aber authentischen Protagonistin Cassie Raven bei mir zu punkten. Allerdings muss ich leider zugeben, dass mir dieser zweite Band im Gesamten etwas weniger gut gefiel als der Reihenauftakt. Zunächst einmal ist die Bezeichnung Thriller völlig irreführend. Ich persönlich würde die Geschichte eher als Cosy Crime einordnen, denn für einen Thriller gibt es viel zu wenig Spannung und Nervenkitzel. An sich mochte ich es aber durchaus das die Handlung tief ins Privatleben von Cassie und auch DS Phyllida Flyte eintaucht und so dafür sorgt, dass man die Beiden noch besser kennen lernt. Natürlich gibt es rund um die Ermittlungen immer wieder auch spannende Momente, wobei ich einige Wendungen allerdings schon lange vorausgesehen habe. Überraschen konnten mich die Twist am Ende des Buchs, darum weniger als erhofft. Trotzdem war „Wer mit den Toten spricht“ für mich eine unterhaltsame Lektüre, da ich das Setting einfach großartig finde. Hier hebt sich das Buch auf jeden Fall positiv von anderen Krimis ab. Und auch der Schreibstil spricht für dieses Werk! Er liest sich durchgehend angenehm und so flogen selbst in ruhigeren Passagen die Seiten nur so dahin. Deshalb vergebe ich eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans des ersten Buchs und hoffe sehr, dass die Autorin im nächsten Band wieder zu ihrer alten Stärke zurückfindet!

Bewertung vom 25.09.2022
Mehr als wahrscheinlich
Watson, Sarah

Mehr als wahrscheinlich


ausgezeichnet

Eine erfrischend andere High School Story – Vier unterschiedliche Freundinnen und die Frage wer die zukünftige Präsidentin wird

Im Roman „Mehr als wahrscheinlich“ der Autorin Sarah Watson begleiten wir die vier Freundinnen Ava, CJ, Jordan und Martha durch ihr letztes Schuljahr an der High School. Gerahmt wird die Erzählung vom Wissen, dass im Jahr 2049 genau Eine von ihnen die zukünftige US-Präsidentin sein wird. Um Politik ging es im Jugendbuch dann aber doch weniger als ich ursprünglich dachte, wobei es dennoch Spaß machte ständig mitzuraten welche Protagonistin gemeint sein könnte. Im Mittelpunkt des Buchs steht aber vielmehr die Gruppendynamik der Mädchen, sowie deren individuelle Sorgen und Herausforderungen. Schön ausgewogen wechseln sich die Perspektiven ab und bringen zahlreiche aktuelle Themen mit sich. Dennoch wirkt die Erzählung überhaupt nicht überfrachtet. Die Autorin versteht es zu fesseln, Spannung aufzubauen und macht es ihren Leser:innen dennoch durchgängig leicht der Handlung zu folgen. Dafür sorgt unter anderem der gut zu lesende Schreibstil und die authentische Darstellung der Charaktere. An keiner Stelle war dieses angenehm moderne Jugendbuch dabei langweilig. Besonders gut konnte ich auch deshalb mit den Protagonistinnen mitfühlen, da Allen Schwächen zugestanden werden und ein Lernprozess erkennbar ist. Auch vorhersehbar ist die Geschichte zum Glück so gar nicht. Vielmehr hält die Autorin gerade am Ende noch einen besonderen Twist bereit, welcher mir gut gefiel. So war ich schlussendlich rundum zufrieden, da alle offenen Fragen beantwortet wurden.

Bewertung vom 24.09.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


gut

Inhaltliche Schwächen, großartig eingefangene Atmosphäre

„Drei Tage im August“ ist ein historischer Roman der Autorin Anne Stern, welcher gelungen die Atmosphäre in der berühmten Berliner Straße „Unter den Linden“ im Jahr 1936 einfängt. Allerdings fehlte mir für eine rundum gelungen Geschichte doch mehr zusammenhängende greifbare Handlung. Im Buch gibt es sehr viele unterschiedliche Perspektiven, alle von Bewohner:innen der Straße. Gerade zu Beginn brauchte ich eine Weile um überhaupt zu sortieren wer denn nun gerade erzählte, da die Kapitel nur mit Datum und Uhrzeit, nicht aber mit dem jeweiligen Personennamen überschrieben sind. Ein großes Problem des Romans ist meiner Meinung nach, dass es einfach zu viele Handlungsstränge gab um allen gerecht zu werden. Jeder ist in sich zwar interessant und wird am Anfang des Buchs kunstvoll aufgebaut und stellenweise mit Spannung versehen. Je weniger Seiten noch übrigbleiben, desto mehr entstand bei mir aber das Gefühl einer unfertigen Geschichte. Auch deshalb würde ich die einzelnen Kapitel eher als kurze Episoden, mit vielschichtigen Einblicken betrachten, welche mal mehr mal weniger miteinander zusammenhängen, nicht jedoch als ausgereifte Erzählung. Dabei ist es schade, denn der Schreibstil der Autorin gefiel mir richtig gut. Poetisch und sehr atmosphärisch wirkt jede Szene lebendig und gut vorstellbar. Besonders die Beschreibung der Arbeit in der Chocolatrie war unglaublich authentisch. Hier meint man fast schon den Schokoladenduft zu riechen und eine der ausgewählten Köstlichkeiten auf der Zunge zu schmecken. Auch die kurzen Kapitel, welche aus Sicht der Linden erzählt werden, sind etwas besonderes und eine tolle Idee. Das Potenzial ist auf jeden Fall erkennbar und so hätten etwas weniger Perspektiven bzw. Nebenhandlungen, denke ich für eine rundere Geschichte gesorgt. So war ich persönlich vom Ende leider enttäuscht, da doch sehr viel offen blieb und ich nicht nachvollziehen konnte warum die Autorin manches überhaupt erst angedeutet hat. Im Gesamten reicht es deshalb leider nur für 3 Sterne.

Bewertung vom 21.09.2022
Was ich euch verschweige
Lodge, Gytha

Was ich euch verschweige


ausgezeichnet

Psychologisch höchst raffiniert und überraschend bis zur letzten Seite

„Was ich euch verschweige“ ist bereits der vierte Teil einer Krimireihe der Autorin Gytha Lodge, welcher auch ohne Probleme einzeln gelesen werden kann. Allerdings habe ich persönlich das Team über die Bände hinweg mittlerweile sehr lieb gewonnen, so dass ich mich darüber freue immer wieder auch etwas aus ihrem Privatleben zu erfahren. Im Mittelpunkt der Handlung steht aber definitiv der Fall und auch Keelys Erzählperspektive, nimmt neben den Ermittlungen, großen Raum ein. Besonders fasziniert haben mich an dieser Geschichte die differenzierten psychologischen Einblicke. Gytha Lodge schafft es unglaublich gut zu fesseln und einen permanenten Zweifel entstehen zu lassen, wem man nun glauben kann, oder auch nicht. Noch dazu gelingt es ihr, wichtige Themen wie emotionalen und physischen Missbrauch, sowie sexualisierte Gewalt, authentisch in ihre Handlung mit einzuweben und sie dabei so unfassbar real wirken zu lassen. Durch die geschilderten Szenen, war das Buch für mich keine leichte Lektüre, da mir vieles richtig an die Nieren ging. Gerade diese Befangenheit spricht allerdings für die Authentizität dieses Buchs und der Geschichte! Darüber hinaus ist die Handlung aber auch noch äußerst komplex aufgebaut und sorgt durch verschiedene Zeit- und Erzählebenen für Hochspannung. Besonders Keelys Aussage faszinierte mich, ein gutes Gegengewicht dazu stellen die kompetenten und ebenso wichtigen Ermittlungen im Hintergrund dar. Die Handlung lädt ihre Leser:innen permanent zum mitraten ein und hält jede Menge Twists und überraschende Wendungen bereit. Das Ende blieb für mich auch deshalb, bis zuletzt unvorhersehbar und konnte mich schlussendlich nicht nur überraschen sondern noch dazu voll und ganz überzeugen. Da mich der Kriminalroman von Anfang bis zum Ende begeistern konnte, vergebe ich natürlich volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!