Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bücherfee

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2018
Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24
Kellerman, Faye

Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24


sehr gut

Mord auf dem Campus

it ihrem Krimi "Dein Tod komme" legt Faye Kellerman bereits den 24. Band der Decker/Lazarus-Reihe vor. Die Handlung spielt in Greenbury, New York. An einem strahlend schönen Tag, wie gemacht für einen ruhigen Waldspaziergang, stolpert Rina Decker tief im Wald stolpert über die verscharrten Überreste eines Menschen. Sofort benachrichtigt sie ihren Mann, Peter, der nach Jahren als Detective für das LAPD nun bei der örtlichen Polizei aushilft. Er stellt schnell fest, dass es sich bei den Leichenteilen um eine Studentin eines nahen College handelt. Weiteres ergeben seine offiziellen Ermittlungen nicht. Rina, die als Dozentin dort arbeitet, sieht sich gezwungen, selber nach der Wahrheit zu suchen und begibt sich dadurch in höchste Gefahr ...

Das Cover ist in warmen Farben gehalten und zeigt einen Hirsch, also ein typisches Tier, das man auf einem Waldspaziergang antreffen kann. Es ist wunderschön, hat aber nur im entfernten Sinne mit dem Inhalt des Krimis zu tun. Auch der deutsche Titel klingt vielversprechend, trifft aber nicht den Kern dieses Buches , das sich vor allem mit aktuellen Problemen in amerikanischen Collegesauseinandersetzt.

Es war meine erste Begegnung mit den Büchern von Faye Kellerman, und ich war mir nicht bewusst, dass der Einstieg in diese Lektüre ohne genaue Kenntnisse der vorangegangenen Werke schwierig ist. Die Protagonisten bewegen sich in einem festen sozialen Gefüge, das auf den ersten Blick nicht leicht zu durchschauen ist. Viele Andeutungen der Autorin sind für meinen Geschmack zu vage gehalten und gehen bei "nicht eingeweihten" Lesern ins Leere. Mea culpa!

Grundsätzlich hat mich der interessante und gut umgesetzte Plot dieses Krimis angesprochen. Auch das Setting in einem kleinen Ort nahe New York ist gut gewählt. Man taucht in eine bürgerliche Welt ein, in der jeder Mensch den anderen kennt - oder zu kennen glaubt. Gleichzeitig erhält man einen interessanten Einblick in die Welt der modernen amerikanischen Colleges, wo weniger das fleißige Lernen als das ausgelassene Party-Leben mit Alkohol, Drogen und Sex im Mittelpunkt stehen.

Die Protagonisten Rina und Decker sind mir sehr sympathisch. Sie sind gläubige, gesetzestreue Menschen, die sich streng an die Vorschriften des jüdischen Glaubens halten, Trotzdem sind sie alles andere als engstirnig und weltfremd, sondern stellen immer wieder ihren Humor und ihre Toleranz unter Beweis. Besonders gut haben mir die witzigen Wortgefechte des glücklich verheirateten Paares gefallen, das sich in jeder Beziehung ebenbürtig ist.

Insgesamt hat mir dieser Krimi gut gefallen. Faye Kellerman nimmt kein Blatt vor den Mund und greift wichtige Themen wie Geschlechtsumwandlung und Identitätsfindung in der heutigen Zeit auf. Sie hat einen interessanten Fall konstruiert und viele überraschende Wendungen eingebaut. Leider hat sie ihren Spannungsbogen nicht konsequent durchhalten können. An einigen Stellen geraten die Ermittlungen ins Stocken, und man tritt genauso auf der Stelle, wie es die Protagonisten in diesem Buch tun. Vielleicht ist das mäßig spannende, mitunter etwas zähe Buch zu sehr in die Länge gezogen worden. Deshalb gibt es heute "nur" vier Sterne.

Bewertung vom 01.02.2018
Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1
Weigold, Christof

Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1


ausgezeichnet

Skandal in Hollywood

In den letzten Monaten ist die Traumfabrik wieder in den Mittelpunkt der breiten Öffentlichkeit gerückt. Tagtäglich werden wir mit brisanten Informationen überschüttet, die im Rahmen der #metoo-Bewegung aufgedeckt werden. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist es sehr spannend, in die Anfänge von Hollywood einzutauchen.

Der Detektivroman "Der Mann, der nicht mitspielt" von Christof Weigold ist der Start einer Reihe, die auf den größten Skandalen und ungeklärten Mordfällen des frühen Hollywood basiert. In den Roaring Twenties war Hollywood ein wahres Sündenbabel zur Zeit der Stummfilme und der Prohibition. Rätselhafte Todesfälle erschüttern die Stadt. Mittendrin steht ein deutscher Privatdetektiv.
Privatdetektiv Hardy Engel, ein gescheiterter deutscher Schauspieler, wird von der schönen Pepper Murphy beauftragt, das verschwundene Starlet Virginia Rappe zu finden. Kurz darauf stirbt Virginia unter mysteriösen Umständen, nachdem sie eine Party des beliebten Komikers Roscoe 'Fatty' Arbuckle besucht hat. Dieser wird beschuldigt, sie brutal vergewaltigt und tödlich verletzt zu haben. Angefacht von den Boulevardzeitungen des Hearst-Konzerns entwickelt sich der Fall zum größten Skandal der Stummfilmzeit, der ganz Hollywood in den Abgrund zu ziehen droht.
Hardy Engel ermittelt in zwei rivalisierenden Filmstudios und in der Kolonie der Deutschen rund um Universal-Gründer Carl Laemmle. Unterstützt wird er von seinem Lieblings-Bootlegger Buck Carpenter, der ihn mit Insiderinfos und Whisky versorgt, und Pepper, in die er sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie etwas zu verbergen scheint. Als Hardy Engel schließlich die Wahrheit herausfindet, die allzu viele Leute vertuschen wollen, ist nicht nur sein Leben in Gefahr.

Ich gebe es offen zu: das außergewöhnliche Cover dieses Buches hat mich magisch angezogen. Die Aufmachung der Hardcover-Ausgabe ist sehr edel; wann findet man in der heutigen Zeit noch ein Buch mit einem Lesebändchen? Der Schutzumschlag ist in Schwarz-Weiß gehalten, was perfekt zu den Roaring Twenties passt. Der Betrachter hat das Gefühl in einem zeitgenössischen Auto zu sitzen und eine dunkle, von Palmen gesäumte Straße entlangzubrausen, die ins Nirgendwo zu führen scheint. Der Titel ist in goldene Lettern gesetz und nimmt gekonnt das Motiv "Film" auf, tanzt gleichzeitig wegen seiner Länge etwas aus der Reihe. Der Leser freut sich auf die Begegnung mit einem Unbekannten, der nicht im Abspann eines berühmten Films erscheinen wird - und der sich nicht an die Gepflogenheiten in der Traumfabrik hält.

Wie bereits erwähnt, greift Christof Weigold einen historisch belegten Fall auf, der Virginia Rappe das Leben und Fatty Arbuckle seine Karriere kosten sollte. Die Umsetzung der Geschichte ist schlichtweg genial; ich konnte meine Hände nicht mehr von diesem Buch lassen. Vor meinen Augen lief großartiges Kopf-Kino ab. Christof Weigold ist es gelungen, die Roaring Twenties zum Leben zu erwecken. Er schreibt aus der Ich-Perspektive von Hardy Engel, einem typischen "Loosers", der nach dem Ersten Weltkrieg aus Deutschland in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist und wie viele Zeitgenossen vergeblich von einer Karriere in der Traumfabrik träumt. Hardy Engel schlittert naiv und unbedarft in die Ermittlungen in diesem Fall; er setzt mitunter auf das falsche Pferd und muss für seine Fehler teuer bezahlen. Fiktion und Realität verschwimmen in diesem Roman auf eine faszinierende Weise; der Leser begegnet vielen bekannten Persönlichkeiten aus den Roaring Twenties, die - wie zeitgenössische Stars - mehrere Gesichter zu haben scheinen und mit wenigen Worten anschaulich und treffend charakterisiert werden .

Gern vergebe ich die Höchstnote von 5 Sternen. Eigentlich wäre ein "Oscar" angemessen. Auf jeden Fall freue ich mich auf weitere atemberaubende, spannende Bände. Hollywood ist reich an Skandalen - Christof Weigold wird aus dem Vollen schöpfen können. Film ab!

Bewertung vom 14.01.2018
Die letzte Borgia
Dunant, Sarah

Die letzte Borgia


ausgezeichnet

Hexe oder Heilige

Wer war Lucrezia Borgia? Engel oder Teufelin? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Lucrezia ist eine schwer zu fassende historische Persönlichkeit. Zweifellos war sie eine anziehende, schillernde Frau, die von ihrem Vater für seine machtpolitischen Ziele wie eine Figur im Schachspiel eingesetzt wurde. In diesem Roman geht es um ihre dritte (und letzte) Ehe mit Alfonso d' Este, Herzog von Ferrara.

Mit ihrem historischen Roman "Die letzte Borgia" knüpft die britische Schriftstellerin Sarah Dunant direkt an ihr Buch "Der Palast der Borgia" an. Sie führt uns mitten ins Jahr 1502. Die Gerüchte um Lucrezia Borgia sind zahlreicher denn je, in den Straßen ganz Italiens hört man es raunen: von Lucrezias angeblicher Affäre mit ihrem Bruder Cesare, von der verbotenen Liebe zu ihrem Vater, dem Papst Alexander VI., von Mord und Orgien. Doch wo Lucrezia selbst auftaucht, verstummen die Stimmen – mit ihrer Anmut und ihrem Geschick verzaubert sie die Höfe Italiens. Und gut verbirgt sie dabei ihr Geheimnis, dass nämlich nicht jedes Gerücht unbegründet ist: Tatsächlich hat Cesare aus Eifersucht Lucrezias Ehemann ermordet, ihre große Liebe. Doch einer Borgia werden Wut und Trauer nicht nachgesehen, Lucrezia hat eine Aufgabe zu erfüllen: Eine neue Stadt wartet auf sie, eine neue Liebe und das nächste gefährliche Spiel um Macht und Reichtum.

Das Cover ist interessant gestaltet worden. Der Betrachter erkennt eine in dunkle Farben gekleidete Frauengestaltet, die ihm den Rücken zuwendet und von ihrem erhöhten Standpunkt auf eine für diese historische Epoche typische Burg herabzuschauen scheint. Der Titel ist gut gewählt; er rekurriert auf den Inhalt und rückt Lucrezia Borgia in den Mittelpunkt des Geschehens, die zur letzten Überlebenden ihrer skandalumwitterten Familie wird.

Sarah Dunant hat uns einen Blick in eine Welt des Glanzes, der Leidenschaften und der Intrigen versprochen. Tatsächlich zeigt sie ein breit angelegtes Sittengemälde der Renaissance. Im Mittelpunkt steht die berühmt-berüchtigte Familie Borgia, die in dieser Epoche die Geschicke in Italien in ihrem Sinne lenkte. In diesem historischen Roman gehen Geschichte, Politik und Familiengeschichte eine tiefe Symbiose ein. Man taucht ein in eine Welt, die von höfischer Pracht- und Prunkentfaltung, Kunst, Musik und Literatur auf der einen Seite und von Gewalt, Drohungen, Intrigen, Korruption und Mord auf der anderen Seite geprägt ist.

Leider bin ich mit dem distanzierten, zurückhaltenden Schreibstil von Sarah Dunant nicht warm geworden. Zweifellos hat die britische Schriftstellerin gründlich recherchiert, aber es gelingt ihr nicht, ihre Protagonisten zum Leben zu erwecken. Dies liegt vor allem an den sehr langen, verschachtelten Sätzen, welche das flüssige Lesen ihres historischen Romans erschweren. Sämtliche Protagonisten bleiben seltsam fremd bei der Lektüre des historischen Roman. Man kann sich nicht in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einfühlen. Dies gilt vor allem für Lucrezia, die wie ein Spielball in der Politik eingesetzt wurde und ihr persönliches Glück zugunsten ihrer machtbesessenen Familie zurückstellen musste.

Aus diesem Grunde kann ich nicht mehr als 3,5 Sterne für einen interessanten, aber mäßig spannenden und langatmig geschriebenen historischen Roman vergeben.

Bewertung vom 13.01.2018
Das Haus ohne Männer
Lambert, Karine

Das Haus ohne Männer


sehr gut

Die Ausnahme von der Regel

Keine Männer – das ist die Regel. Zumindest in dem Roman "Das Haus ohne Männer" von Karine Lambert. Die Bewohnerinnen eines verwunschenen Hauses mitten in Paris haben der Liebe abgeschworen. Kater Jean-Pierre ist das einzige männliche Wesen, dem sie Zutritt zu ihrer Welt gestatten. Als die junge Juliette einzieht, stellt sie das Leben der unterschiedlichen Frauen auf die Probe. Denn sie hat die Liebe noch nicht aus ihrem Herzen verbannt …

Das Cover ist erfrischend anders. Es ist einem warmen Farbton gehalten. Links und rechts erkennt man kleine Fenster in verschiedenen Farbtönen, welche den verschiedenen Hausbewohnern zugeordnet worden sind. Auch der gewählte Titel ist kurz und knackig und macht klar, um welche Thema es in diesem Roman geht.

Der Plot ist nicht neu, aber interessant umgesetzt. Auch das Setting in einem altmodischen großen Haus, der Casa Celestina in Paris, ist gut gewählt. Diese Location ist ungewöhnlich, ebenso wie ihre Protagonistinnen, die in der französischen Metropole zusammenfinden.

Karine Lambert schreibt in einer einfachen, klaren Sprache. Fast könnte man von einem Episoden-Roman sprechen. Denn wir erhalten immer einen winzigen Einblick in das Leben der jeweiligen Protagonistin. Wie in einer Rückblende werden wichtige Stationen aus ihrem Leben beleuchtet und der individuelle Grund , weshalb sie Männer (und die Liebe) aus ihrem Leben gestrichen haben.Es ist gleichsam der kurze Blick durch das Fenster, welchen uns das Cover bereits gewährt. Vieles wird angerissen, nichts vertieft. Diese Darstellungsweise ist reizvoll, aber gleichzeitig auch ein deutliches Manko. Die einzelnen Bruchstücke sollen sich wie ein Puzzle zu einem komplexen Bild zusammensetzen, aber sie bleiben für meinen Geschmack etwas zu vage.

Deshalb vergebe ich heute 3,5 Sterne für ein charmantes, melancholisches Buch über eine Wohngemeinschaft der besonderen Art und runde nach oben hin auf.

Bewertung vom 13.01.2018
Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3
Geschke, Linus

Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3


ausgezeichnet

Spiel mir das Lied vom Tod

Wer hat noch keine altmodische Spieluhr in seinen Händen gehalten und fasziniert ihrer Melodie gelauscht? Hier ist es "Hush, little baby", das jedem Leser nach der Lektüre nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Mit "Das Lied der toten Mädchen" legt Linus Geschke bereits den 3. Fall für sein Ermittlerduo Mütze und Jan Römer vor. Hier geht es um einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall. Im Herbst 1997 wird auf dem Wilzenberg eine junge Frau tot aufgefunden, ermordet durch einen Stich ins Herz. Der Täter lässt nichts zurück außer einer Spieluhr, die »Hush little baby« spielt. In der Gegenwart rollt Jan Römer, Reporter für ungelöste Kriminalfälle, rollt mit seiner Kollegin Mütze das Verbrechen neu auf. Warum trug das Opfer trotz der Kälte nur ein dünnes rotes Kleid? Warum kann niemand etwas zu dem Gästehaus im Wald sagen, in dem die Frau damals arbeitete? Dann wird wieder eine Frau getötet. Auch neben ihrer Leiche wird eine Spieluhr gefunden. Und Jan Römer begreift, dass die Vergangenheit nicht tot ist …

Das Cover des Buches nicht spektakulär. Aber es passt gut zu dem Schauplatz des Krimis, der in Schmallenberg, mitten im idyllischen Sauerland, spielt. Es ist in dunklen Farben gehalten und zeigt einen Feldweg, der ins Nirgendwo zu führen scheint. Der Titel ist gut gewählt; er rekurriert auf den Inhalt und bleibt im Gedächtnis haften.

Der Plot hat mich überzeugt. Linus Geschke verbindet einen "typischen" ungelösten Mordfall mit einem brisanten politischen Hintergrund. Auch das Setting ist gut gewählt. Die Handlung spielt an verschiedenen Orten (Berlin, Köln, Meschede usw.), die Spuren führen aber immer wieder nach Schmallenberg zurück. Einem kleinen Ort mitten im Sauerland, an dem vor zwanzig Jahren ein Verbrechen geschehen ist - und wo es letztendlich gesühnt wird.

Es ist meine erste Begegnung mit dem Ermittlerduo Mütze und Jan Römer. Deshalb kann ich hier nichts zu ihrer persönlichen Entwicklung im Laufe der letzten Fälle sagen. Sie sind ein ungewöhnliches Paar, das nicht richtig zusammen passen will, aber trotzdem gut zusammenarbeitet. Mütze und Jan sind starke Protagonisten, sie lieben ihren Beruf als Reporter, haben viele Ecken und Kanten, und ihr Privatleben ist alles andere als unkompliziert. Die Ehe von Jan ist in die Brüche gegangen, seine Frau hat einen neuen Freund und zieht in ein anderes Bundesland, er verliert den Kontakt zu seinem Sohn und betäubt seinen tiefen Schmerz durch Alkohol. Mütze scheint nichts von Beziehungen zu halten und hat keinen festen Freund, obwohl sie eine gutaussehende junge Frau ist. Abgerundet wird dieses schräge Ermittlerduo durch die interessante Figur des ehemaligen Profi-Boxers Arslan, der weniger durch seine geistigen Fähigkeiten als durch seinen körperlichen Einsatz für seine Freunde punktet.

Linus Geschke schreibt in einem klaren, gut lesbaren Stil. Sein neues Buch ist ein absoluter "Page-Turner", den man nicht aus der Hand legen kann (und möchte). Er versteht sein literarisches Handwerk, konstruiert einen spannenden Fall, baut unerwartete Wendungen in die Handlung ein und legt falsche Fährten, die in die Irre führen. Auf diese Weise gelingt es ihm, seinen Spannungsbogen bis zum Ende zu halten. Dann überrascht er mit einer einfachen Lösung, mit der man trotz dezenter Hinweise gar nicht gerechnet hat.

Mich hat dieser atmosphärisch dichte, spannende Krimi überzeugt, der ohne extremes Blutvergießen auskommt. Deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.

Bewertung vom 31.12.2017
Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2
Cole, Daniel

Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2


sehr gut

Copykill

»Wie fasst man einen Mörder, der längst tot ist?« -

Das ist gleichsam die zentrale Frage, um die sich der Thriller "Hangman" von Daniel Cole dreht. Die Brooklyn Bridge in New York wird zum Schauplatz eines grausamen Mordes. Dort wird ein Toter aufgehängt, das Wort „Köder“ tief in seine Brust geritzt. Das lässt nur einen Schluss zu: Ein Killer kopiert den berühmten Londoner Ragdoll-Fall. Chief Inspector Emily Baxter wird sofort von den US-Ermittlern angefordert. In den USA ist der Druck der Medien enorm. Als ein zweiter Toter entdeckt wird, diesmal mit dem Wort "Puppe" auf der Brust, dreht die Presse völlig durch und mit ihr die Internet-Communities. Baxter und ihre Kollegen von FBI und CIA werden zum Spielball des grausamen Mörders – wer kann seinen Irrsinn stoppen? Und wer hält im Hintergrund die Fäden in der Hand?

Optisch gesehen ist das Cover gesehen ein Eye-Catcher. Ein festes Tau, das zu einem komplizierten Knoten geschlungen ist, zieht alle Blicke auf sich. Allein die Farbe "Rot" hat eine Signalwirkung: Achtung, hier droht Gefahr. Auch der Titel ist eingängig. "Hangman" bedeutet Henker. Der Leser weiß genau, was ihn in diesem Buch erwarten wird.

Streng genommen ist der Plot des Buches eine klare Wiederholung. Der Thriller "Ragdoll" war ungewöhnlich, hier erwartet den Leser inhaltlich nichts Neues. Wenn man so will, kann man durchaus von "Ragdoll reloaded" sprechen. Das Setting in der Metropole New York ist gut gewählt, Nach der alten Welt verlegt der Autor Daniel Cole den Schauplatz in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Wer wie ich den ersten Teil "Ragdoll - Dein letzter Tag" nicht geleseh hat, muss sich auf einige Verständnisschwierigkeiten einstellen. Die Handlung rekurriert auf zurückliegende Ereignisse, und man muss sich darauf konzentrieren, alle auftretenden Personen richtig einzuordnen. Eine psychologisch ausgefeilte Darstellung darf man nicht erwarten; hier werden andere Schwerpunkte gewählt.

Daniel Cole schreibt in einem einfachen, flüssigen Stil. Der Thriller ist action- und temporeich, extrem blutig und setzt auf klare Schock-Elemente. Der Autor hetzt seine Protagonisten durch die Handlung; die kritische Reflexion kommt eindeutig zu kurz. Auch die Logik bleibt für meinen Geschmack hin und wieder auf der Strecke.

Insgesamt halte ich "Hangman" für eine gelungene, spannende Fortsetzung des Thrillers "Ragdoll" und vergebe 3,5 Sterne, die ich auf Lovelybooks nach oben hin aufrunde.

Bewertung vom 21.12.2017
Liebesglück für Anfänger
Siebert, Katharina

Liebesglück für Anfänger


gut

Auf der Suche nach Mr. Right

Liebe – lieber nicht! Auf diese Idee kann man leicht kommen, wenn man den Roman "Liebesglück für Anfänger" von Katharina Siebert in die Hände nimmt.

Hier geht es um die Journalistin Fanny, die - als Single aus Überzeugung - eine Artikelreihe über die verschiedenen Möglichkeiten der Partnersuche verfassen soll. Der Haken an dieser Sache ist, dass ihr Chef mehr als nur ein bisschen Internetrecherche erwartet. Er verlangt Erfahrungen aus erster Hand.
Der Selbstversuch führt Fanny nicht nur in ein Seminar mit dem schönen Titel »Liebesglück für Anfänger – In vier Schritten zum Traumpartner«, sie erlebt auch allerlei weitere Skurrilitäten.
Nachdem sie die ganze Bandbreite so gar nicht liebenswerter Männertypen kennengelernt hat, fühlt sie sich bestätigt:
Partnersuche lohnt sich nicht! Zumal der einzige interessante Mann bestens versorgt zu sein scheint. Denkt sie zumindest ...

Das Cover wirkt hübsch. Dem literarischen Genre entsprechend ist es in zarten Pastelltönen gehalten worden. Der Betrachter schaut direkt auf einen Teller mit köstlichen Macarons, die das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Sie sind kleine Appetithäppchen für eine Food Bloggerin, die sich Mut für die Prinzenjagd holen will. Eine pinkfarbene Sonnenbrille vervollständigt das Barbie-Ambiente, das nicht allzu ernst gemeint ist. Auch der eingängige Titel ist gut in Szene gesetzt worden. Er prangt in pastellfarbenen Großbuchstaben auf einem Kalenderblatt und gibt gewissermaßen die Marschrichtung vor.

Der Plot des Buches ist aus vielen Büchern bekannt; auch das Setting in einer Redaktion bietet keine großen Überraschungen. Katharina Siebert schreibt in einem flüssigen, locker-flockigen Ton, und man kann ihr Buch mühelos in wenigen Stunden lesen. Leider sind ihr einige dramaturgische Fehler unterlaufen. In der Tat begleiten wir die Protagonistin Fanny durch den Dating-Dschungel und lernen haarsträubende Männer-Typen kennen. Die grenzwertigen Begegnungen in verschiedenen Locations sind gut beschrieben worden, und man kann sich häufig das Lächeln nicht verkneifen.

Trotzdem erinnert mich der Roman von Katharina Siebert mehr an einen witzigen Ratgeber für die Suche nach Mr. Perfect. Die versprochene romantische Liebeskomödie ist für meinen persönlichen Geschmack eindeutig zu kurz gekommen. Aus diesem Grunde reicht es heute nur für 3,5 Sterne für ein amüsantes, kurzweiliges Buch.

Bewertung vom 15.12.2017
Mit Sehnsucht verfeinert / Taste of Love Bd.4
Anderson, Poppy J.

Mit Sehnsucht verfeinert / Taste of Love Bd.4


sehr gut

Eine neue Chance für die Liebe

Poppy J. Anderson legt mit ihrem Roman "Mit Sehnsucht verfeinert" bereits den vierten (und letzten) Teil ihrer "Taste-of-Love - die Köche von Boston"-Reihe vor. In diesem Buch stehen Hayley und Scott im Mittelpunkt, die bereits ihre Traumhochzeit planen - und plötzlich ihre Trennung bekannt geben. Während Freunde und Familie noch über die Gründe rätseln, sucht Hayley ihr Heil in der Flucht: Sie nimmt im weit entfernten Kalifornien eine Stelle als Gourmetköchin an. Doch sie kann Scott nicht vergessen, und so kehrt sie zurück in ihre Heimat Boston. Er hat mittlerweile eine steile Karriere hingelegt, gilt nun als einer der begehrtesten Junggesellen der Ostküste. Bekommt ihre Liebe trotzdem eine zweite Chance?

In das wunderschöne Cover habe ich mich spontan verliebt. Mit seinen liebevoll gezeichneten Motiven ist es ein richtiger Hingucker, der in jeder Buchhandlung das Interesse der Kunden auf sich ziehen wird. Ganz klar steht die Kochkunst im Mittelpunkt. Man glaubt fast den Duft der feinen Gewürze zu spüren, die in der rechten unteren Ecke gekonnt in Szene gesetzt worden sind. Auf dem Umschlag erkennt man einige Gegenstände, die in jeder Küche eine große Rolle spielen. Auch das Motiv der Liebe ist durch ein filigranes silbernes Herz eingefangen, zu dem ein winziger Schlüssel passt. Auch der aussagekräftige Titel ist ein Versprechen an den Leser und regt seine Phantasie an. Die kurvie Schrift lässt auf eine schwungvolle, turbulente Liebesgeschichte schliessen, die nicht eine einzige Sekunde lang langweilig wird.

Der Plot des Romans ist nicht neu und schnell erzählt, das Setting in Boston perfekt gewählt. Die Liebesgeschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven vermittelt. Auf diese weise kann man sich gut in die einzelnen Personen einfühlen und ihre Verhaltensweisen genau nachvollziehen. Mit Hilfe von Rückbenden erfahren wir von dem traumatischen Erlebnis, das zu einem krassen Missverständnis und zur überraschenden Trennung von Hayley und Scott geführt hat.

Poppy J. Anderson versteht ihr literarisches Handwerk. Sie schreibt in einem angenehmen, ungekünstelten Stil, erweckt alle Schauplätze ihres Buches zum Leben und findet die richtige Balance zwischen Drama, Erotik und Liebe. Ihre Sprache ist einfach und klar, und das Buch besticht durch die schlagfertigen, witzigen Dialoge ihrer Protagonisten.

Hayley und Scott sind eigenwillige, selbstbewusste Charaktere, die alles andere als pflegeleicht sind. Dies gilt vor allem für Hayley, die aus reichem Hause stammt und ein temperamentvolles Geschöpf ist, das lieber aus seinem Bauchgefühl heraus handelt, als seinen Verstand einzuschalten. Man kann ihre spontanen Reaktionen nicht immer nachvollziehen, geschweige denn billigen, aber sie hat definitiv ein gutes Herz, ist sehr hilfsbereit, drückt sich vor keiner Arbeit, zieht keinen Nutzen aus ihren guten Beziehungen und kümmert sich fürsorglich um ihren kranken Vater. Auch Scott besitzt einen ausgeprägten Dickkopf. Er ist ein bodenständiger, ehrgeiziger Mann, der sich niemals in ein gemachtes Nest setzen wollte, sondern lieber aus eigener Kräften ein angesehenes Unternehmen aufgebaut hat.

Wenn man so will, hat dieser Roman meinen Appetit auf die Reihe "Taste of Love" angeregt. Die vorangegangenen Bücher werde ich mir in der Buchhandlung meines Vertrauens kaufen. Besonders schön finde ich die köstlichen Rezepte, die den Leser zum Nachkochen anregen. Vielleicht habt ihr auch mal Lust, eure/n Liebste/n zu verwöhnen? Nicht vergessen: Liebe geht durch den Magen!

Gern vergebe ich heute 4,5 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

Bewertung vom 28.11.2017
Leuchtturmtage
Deckner, Anni

Leuchtturmtage


gut

Zurück auf Start

Manchmal kann ein trauriges Ende ein neuer Anfang sein. Im Mittelpunkt des Romans "Leuchtturmtage" von Anni Deckner steht Stella Engel, die seit fünfzehn Jahren mehr oder weniger glücklich mit Holger verheiratet ist. Aus der einstigen Schönheitskönigin ist eine zufriedene, rundliche Hausfrau geworden. Als Holger Stella kurz vor Weihnachten von einem Tag auf den anderen verlässt, fällt sie aus allen Wolken. Offenbar legt er doch mehr Wert auf Äußerlichkeiten, als sie wahrhaben wollte. Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, macht sich Stella kurzentschlossen auf den Weg zu ihrem Bruder, der in Westerhever den alten Bauernhof der Familie betreibt. Auf der abenteuerlichen Fahrt über verschneite Straßen nimmt sie den Anhalter Hauke mit, und die beiden kommen sich näher. Im Norden angekommen packt Stella bei der Stallarbeit mit an und trifft so den charmanten Tierarzt Michael wieder, mit dem sie sich schon zur Schulzeit gut verstanden hatte. Doch dann taucht plötzlich Hauke wieder auf. Stellas Gefühlschaos ist perfekt und sie muss sich entscheiden – wen will sie bei ihrem Neuanfang an der Nordseeküste an ihrer Seite haben?

Als Nordsee-Fan fühlte ich mich von dem schönen Cover des Romans gleich angezogen. Es ist in hellen, warmen Farben gehalten und zeigt eine Frau, die einen Spaziergang am Strand unternommen und sich gegen die Kälte warm eingemummelt hat. Sie trägt einen modischen hellen Wintermantel und eine blaue Mütze und schaut gedankenverloren auf die Nordsee hinaus. Im Hintergrund kann man das Wahrzeichen von Sankt-Peter-Ording erkennen, das im kurzen und präganten Titel des Romans mit aufgenommen wurde.

Der Plot des Romans begegnet uns in vielen Romanen, ist aber gut umgesetzt worden. Auch das Setting ist gut gewählt. Das Buch von Anni Deckner atmet viel Lokalkolorit und man spürt bei jeder Zeile die enge Verbindung der Autorin zu ihrer Heimat. Anni Deckner schreibt in einem einfachen, gut lesbaren Stil, hin und wieder wirken manche Formulierungen etwas altmodisch, gestelzt und unbeholfen.

Ihre Heldin Stella Engel ist eine durchaus sympathische Frau, mit der sich der Leser leicht identifizieren kann. Im Laufe des Geschehens durchlebt sie eine starke (positive) Veränderung von einer abhängigen, verlassenen Ehefrau zu einer erfolgreichen, selbstbewussten Geschäftsfrau, die auf eigenen Füßen steht und - ganz nebenbei - eine neue Liebe findet.

Leider hat Anni Deckner den Fehler begangen, zu viele Informationen in diese interessante (Entwicklungs-)Geschichte pressen zu wollen. Die meisten Protagonisten bleiben flach und oberflächlich, weil sie nicht genug Raum und Zeit für ihre charakterliche Entwicklung bekommen. Für mein Empfinden nutzt die Autorin zu viele gängige Klischees, hastet durch ihren literarischen Text und hakt alle vorgesehenen Punkte auf ihrer Liste ab. Auch das permanente Streben nach Harmonie hat mich gestört. Sämtliche Probleme werden zunächst aufgebauscht und dann im Handumdrehen gelöst, es kommt nicht ein einziges Mal zu einer handfesten Auseinandersetzung, was ich für nicht nachvollziehbar und sehr unglaubwürdig halte.

Aus diesem Grunde kann ich heute nur 3 Sterne für einen unterhaltsamen Roman vergeben, der sich vor allem für einen erholsamen Urlaub in St. Peter-Ording anbietet.