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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2022
Wenn das Böse nach Brandenburg kommt
Brandes, Richard

Wenn das Böse nach Brandenburg kommt


sehr gut

Jugendliche werden entführt, der Täter quält die Teenager und lässt sie versteckt zurück. Kriminalhauptkommissarin Carla Stach und ihr Team finden bald eine Gemeinsamkeit, die dennoch keinen Rückschluss auf den Täter zulässt. Die Zeit drängt, denn dieser hat anscheinend nicht vor, mit seinen Taten aufzuhören.

Dies ist der zweite Fall für Kriminalhauptkommissarin Carla Stach, für mich aber mein erstes Buch des Autors Richard Brandes. Ich lese selten Regionalkrimis, wenn sie aber so gut sind, wie das vorliegende Buch, dann dürfen es in Zukunft gerne mehr sein. Ich weiß nicht, ob und was ich mit dem ersten Teil verpasst habe, aber da es hin und wieder Hinweise auf zurückliegende Erlebnisse gab, wohl einiges. Dennoch hatte ich aber nicht das Gefühl, außen vor zu sein, weil mir bestimmtes Wissen fehlt. Der Fall selbst war interessant und die Ermittlung spannend, wobei es für mich stellenweise mehr Roman als Krimi war, was ich aber nicht schlecht fand. Der Ausflug in die Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland war sehr informativ, aber nicht zu sehr im Vordergrund, was mir ebenfalls gefallen hat. Die losen Fäden fanden im Laufe der Ermittlung zusammen, die Auflösung war schlüssig. Ich fand es nur etwas schade, dass sich zum Ende hin in kürzester Zeit die Ereignisse fast überschlagen haben, hier hätte ich mir ein anderes Tempo und mehr Raum gewünscht. Aber dies ist mein persönliches Empfinden und mag von jedem anders wahrgenommen werden. Mit den Personen wurde ich zwar bis zuletzt nicht ganz warm, dies ändert sich aber vielleicht, wenn ich den Vorgänger gelesen und mehr Hintergrundinformationen habe, was ich fest vorhabe. Alles in allem eine tolle Buchreihe, die ich gerne weiterverfolgen werde. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

Als der Erste Weltkrieg ausbricht, steht Harold Gillies noch ganz am Anfang seiner Karriere. Konfrontiert mit den schlimmsten Gesichtsverletzungen und Verbrennungen im Kopfbereich, widmet er sich der Rekonstruktion dieser Wunden. Während der Krieg immer schlimmer wütet, revolutioniert er das Gebiet der plastischen Chirurgie.

„Die Kriegsreporter bezeichneten Gesichtsverletzungen als den härtesten Schlag, den der Krieg einem Menschen versetzen kann, denn sie nahmen den Betroffenen ihre sichtbare Identität.“ (Seite 184)

Bereits im Vorwort weist die Autorin darauf hin, dass es sich beim vorliegenden Werk um ein Sachbuch handelt. Wenn Sachbücher immer so informativ, spannend und unterhaltsam wären, würde ich wahrscheinlich mehr davon lesen, was mir zeigt, dass Lindsey Fitzharris ein besonderes Talent zum Geschichtenerzählen besitzt. Schon nach den ersten Seiten bin ich gefesselt und nehme um mich herum nichts mehr wahr. Bevor es mit der Herkunft und dem Werdegang der Hauptperson, dem Chirurg Harold Gillies, losgeht, erzählt die Autorin, wie und warum es zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gekommen ist. Was mir dabei besonders gefallen hat, waren nicht nur die vielen historischen Fakten, sondern dass die Autorin es geschafft hat, immer wieder verschiedene Geschehnisse und Einzelschicksale in die Erzählung einzubringen, die das Gesamtbild vervollständigten. Hierbei beschränkte sie sich weder auf Länder, noch Kontinente und das wiederum muss eine Recherche erforderlich gemacht haben, die mir großen Respekt abnötigt.

Die vielen Beschreibungen und Erklärungen im Buch können für sensible LeserInnen grenzwertig sein, wobei wohl auch das eigene Kopfkino zusätzlich belastend einwirken könnte. Ich bin in dieser Hinsicht nicht zimperlich und hätte mir im Gegenteil manche Vorgänge bebildert gewünscht, wobei es sicherlich ausgereicht hätte, die Fotos schwarzweiß zu belassen, denn ganz so hartgesotten bin nämlich auch ich nicht. Der Werdegang von Harold Gillies ist wahrhaftig ein Buch wert, wenn nicht sogar mehrere. Was dieser Mann auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie geleistet hat, ist ungeheuerlich und ich bin immer noch erstaunt darüber, dass ich seinen Namen bisher noch nie gehört habe. Hervorheben möchte ich hierbei zum Beispiel, dass es ihm nicht nur um das Aussehen ging, sondern gleichermaßen darum, dass auch die Funktionalität wieder hergestellt wurde. Dies war bis dahin nicht das Bestreben der Ärzteschaft, wobei es auch daran lag, dass dieser Grenzen gesetzt waren aus verschiedenen Gründen.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr zum Inhalt verraten, um jedem die Möglichkeit zum staunen, lernen und überrascht sein zu geben, genauso wie es mir erging. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2022
Spur 33
Bernuth, Christa von

Spur 33


ausgezeichnet

Den als erste am Tatort eintreffenden Polizeibeamten bietet sich ein grausames Bild, drei Leichen befinden sich im Haus, dem ersten Anschein nach hat der Sohn des Paares erst Mutter und Vater erschossen und dann sich selbst; erweiterter Suizid lautet der Fachbegriff für diese unvorstellbare Tat. Erst nach und nach kommt bei den Ermittlungen heraus, dass der mutmaßliche Täter kein einfacher Mensch war, der junge Mann war aggressiv, nahm Drogen, liebte Waffen aller Art und haderte mit sich und seiner Umwelt. Die Schwester des Verdächtigen indes ist davon überzeugt, dass ihr Bruder der gemeinsamen Mutter niemals Leid angetan hätte, egal was die Indizien sagen. Als auffällt, dass Leons Handy fehlt, kommen den ermittelnden Beamten ebenfalls erste Zweifel am Tathergang.

Zuerst einmal möchte ich dringend davon abraten, den Text im Innenumschlag des Buches zu lesen. Dieser Auszug aus dem Buch spoilert ungemein, was mich sehr geärgert hat, denn diese Information, die erst im letzten Drittel auftaucht, hätte ich gerne selbst erfahren. Ich verstehe nicht, warum man diesen Text gerade dort angebracht hat. Nun aber zum Buch selbst. Der Kriminalroman basiert auf einer wahren Begebenheit, an die ich mich zwar erinnert habe, allerdings nicht mehr an alle Einzelheiten, was die Auflösung angeht. Die Autorin versteht es meisterhaft, die bekannten Fakten zu einer unglaublich spannenden Geschichte zusammenzufassen und die fehlenden so zu ersetzen, dass man das Gefühl hat, dass es genau so passiert sein könnte. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet sie die Geschehnisse, kommentiert, ergänzt, fragt nach. So entsteht ein Gesamtbild, das mich entsetzt, erschüttert und angewidert zurücklässt. Bemängeln möchte ich hierbei lediglich, dass ich durch die vielen Zeitsprünge oft etwas irritiert war, weil diese nicht kenntlich gemacht sind und ich dadurch manchmal nicht wusste, um welchen Zeitraum es geht. Dies ist aber meckern auf hohem Niveau, denn ansonsten war das Buch perfekt. Natürlich gibt es dafür die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung. Für True Crime-LeserInnen ist dieses Buch sowieso ein Muss.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2022
Die Letzten werden die Ersten sein
Shriver, Lionel

Die Letzten werden die Ersten sein


ausgezeichnet

Remington Alabaster ist 64 Jahre alt, in Pension, dies allerdings eher unfreiwillig, als er seiner Frau mitteilt, einen Marathon laufen zu wollen. Er, der Zeit seines Lebens nie Sport gemacht, nie einen Meter gelaufen ist. Serenata wiederum musste das Joggen wegen Arthrose in beiden Kniegelenken aufgeben und hadert sehr mit ihrem Schicksal. Dies ist eigentlich kein Grund, Remington mit so viel Spott und Häme zu begegnen, aber sie kann eben nicht aus ihrer Haut. Als Remingtons Vorhaben droht, exzessiv zu werden, kann Serenata nur ohnmächtig zuschauen, wie ihr Mann dem Abgrund entgegenschlittert.

„Bei einem jüngeren Mann hätte das rote Stirnband vielleicht verwegen gewirkt, bei Remington mit seinen vierundsechzig Jahren sah es nach einer Verkleidung aus, die jeder Kinogänger auf den ersten Blick entschlüsselt hätte: Dieser Typ ist ein Vollidiot.“ (Seite 27)

Remington nimmt sein Ziel verbissen in Angriff und zieht sein Vorhaben knallhart durch. Serenata wiederum schwankt zwischen Neid und Missgunst sowie dem Gefühl, ihre Ehe scheitern zu sehen, wenn sie dem kein Ende bereiten kann. Anfangs konnte ich ihre Bedenken nicht nachvollziehen, schwankte zwischen Unverständnis und Wut. Nach und nach solidarisierte ich mich aber mit ihr, konnte ihre Gründe verstehen und auch ihren Unmut. Diese wirklich nicht ganz einfache Person schlich sich in mein Herz, was wahrscheinlich am meisten mich erstaunt hat.

Seit Jahren begeistert mich Lionel Shriver mit ihren Büchern. Der Humor ist oft grandios, die Geschichten haben aber meistens einen ernsten Hintergrund. Hier fehlt zwar ein wenig die Leichtigkeit der letzten Bücher, was mir allerdings sehr gefallen hat, denn der Grat, in die Lächerlichkeit abzurutschen, ist bei diesem Thema ganz schmal und das hat die Thematik sicherlich nicht verdient. Für mich persönlich war dies eines der besten Bücher der Autorin und ich bin jetzt schon gespannt, welches Gebiet sie sich beim nächsten mal vornimmt. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es diesmal von mir.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2022
Das verborgene Paradies
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


sehr gut

In dem Alpendorf Borgo San Michele kreuzen sich die Wege von Susanna und Daniele im Jahre 1610 bereits im Kindesalter. Ob die dramatische Geburt von Susanna oder ein traumatisches Erlebnis von Daniele im Alter von fünf Jahren, beide Ereignisse führen dazu, dass die Schicksale der beiden für immer miteinander verbunden sind. Als Susanna im Jahr 1633 verhaftet und der Hexerei sowie des Mordes an ihrem Mann beschuldigt wird, eilt Daniele zu ihrer Rettung. Die Verteidigung von Susanna gestaltet sich schwierig, denn die Macht der Kirche ist groß und die Macht einzelner Männer noch größer.

Ich habe Anfangs lange gebraucht, um in die Geschichte reinzufinden. Nach einem dramatischen und sehr spannenden Prolog sprang die Geschichte immer wieder zwischen Personen und Zeiten hin und her, und auch wenn jedes Kapitel mit der entsprechenden Jahreszahl versehen wurde, war mir persönlich zu Beginn einfach zu viel Unruhe drin. Erst nach und nach entfaltete die Geschichte ihren Sog, erklärte sich, was passiert ist. Der historische Hintergrund war hierbei wie immer toll recherchiert, die Rolle der Kirche etwa lässt mich angewidert und entsetzt zurück. Intrigen, Geheimnisse, Machtmissbrauch und Grausamkeit ziehen sich durch das Buch, aber auch Liebe und Hoffnung schimmern immer wieder durch. Ein dramatisches Finale rundet die Geschichte ab und lässt mich nachdenklich zurück.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2022
Stille blutet / Mordgruppe Bd.1
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


ausgezeichnet

Die Nachrichtensprecherin Nadine Just liest während der Nachrichten eine Ankündigung des eigenen Todes vor, aus Ungläubigkeit ist sie nicht in der Lage, sich live zu bremsen, sodass diese Sequenz kurze Zeit später auf allen Kanälen zu sehen ist. Als Nadine zwei Stunden später von ihrem Ex-Freund Tibor tot aufgefunden wird, ist noch nicht klar, dass dies nur der Anfang einer bizarren Mordserie ist. Die junge Ermittlerin Fina hat indes eine schweren Stand als Neuling und einzige Frau in der Mordkommission. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich durchsetzen und dabei auf ihr Bauchgefühl hören kann, das oft einer anderen Meinung ist, als der ihr zugeteilte Kollege.

Dies ist der erste Teil einer neuen Buchreihe von Ursula Poznanski, aber bereits jetzt kann ich eine Fortsetzung kaum abwarten. Die Ermittler hatten Ecken und Kanten und besonders Fina habe ich ins Herz geschlossen. Ich bin sehr neugierig darauf, wie es bei ihr beruflich, aber gerne auch etwas mehr im privaten Bereich weitergeht. Den Fall selbst fand ich sehr interessant und die Art und Weise der Ausführung raffiniert. Bis zuletzt hatte ich nicht den Hauch einer Ahnung, welche der Personen in Betracht kommen könnte, die Morde begangen zu haben. Die Auflösung war überraschend, hat mich aber auch etwas traurig zurückgelassen, denn die Opfer waren keine netten Menschen und auch wenn sie natürlich keinen Tod verdient hatten, so gab es bei mir ein wenig Verständnis für die Wut, die sie ausgelöst haben, wenn auch nicht für die Taten an sich.

Obwohl es in der Mitte einen kleinen Hänger gab, was die Spannung angeht, konnte mich das Buch im letzten Drittel erneut abholen und fesseln. Von mir gibt es dafür viereinhalb Sterne und natürlich eine Leseempfehlung.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2022
Der Zorn sei dein Ende / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.27
Kellerman, Faye

Der Zorn sei dein Ende / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.27


sehr gut

Der letzte Fall vor dem Ruhestand entpuppt sich für Peter Decker als eine Fortsetzung der Ermittlung im letzten Buch. Neue Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass eine der vermissten Personen nun doch tot ist. Währenddessen wird Teresa, die Mutter von Peters Pflegesohn Gabe, überfallen und ihr jüngstes Kind entführt. Deren gewalttätiger Ex-Mann Chris Donatti ist sofort zur Stelle, um seiner großen Liebe, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat, zu helfen. Dabei ist er bereit, alles zu tun, damit Teresa zu ihm zurückkommt, und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück.

Abwechselnd sprang die Geschichte zwischen der Ermittlung von Decker und dem Entführungsfall hin und her, wobei die Story rund um Teresa, die Ex-Frau von Chris Donatti, den meisten Raum einnahm. Die Perspektiven wechselten, wobei mich irritierte, dass Teresa dabei als einzige Ich-Erzählerin fungierte. Ebenso irritierend fand ich die Ermittlung selbst, die ich mit dem letzten Teil der Reihe eigentlich bereits abgeschlossen wähnte. Zur Spannung trug der alte Fall jedenfalls nicht bei, die eher gemächliche Handlung fand ich fast ermüdend. Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle, dass es genügend Erklärungen und Wiederholungen gab, die mir geholfen gaben, mich an das letzte Buch sowie insbesondere den Werdegang von Chris Donetti zu erinnern. Dennoch fand ich nicht so richtig in das Geschehen rein.

Dies hätte das grandiose Finale der wunderbaren Buchreihe mit Rina Lazarus und Peter Decker werden sollen, leider blieb ich am Ende etwas enttäuscht zurück. Statt eines Kriminalromans bekam ich einen Mix aus True Crime und Mafiastory, wobei letztere tatsächlich überwiegend zur Abwertung führt. Der Teil nämlich, der sich um Rina sowie Peter nebst Familie und Freunden drehte, war zwar viel zu kurz, aber von den Dialogen her gewohnt gut; der feine Humor wie immer wohl dosiert und mit witzigen Spitzen versehen. Der Donatti-Teil wiederum katapultierte mich in einen Groschenroman, der sich hauptsächlich um Rache, Verrat und vorrangig Sex drehte. Viel Sex. Sehr viel Sex. Kombiniert mit den oft erstaunlich schlechten Dialogen, ergab dies kein großes Lesevergnügen für mich. Die Autorin wollte hier wohl unbedingt zeigen, was für ein böser Junge Chris Donatti ist, hat aber dadurch tragischerweise eher eine Karikatur seiner selbst erschaffen, was schade und unnötig war, denn aus den vorherigen Büchern war bereits klar ersichtlich, was für ein Mensch Chris war und ist.

Die Geschichte explodierte dann förmlich auf der Zielgeraden, die letzten hundert Seiten waren eine Höllenfahrt, was mich gleichermaßen überraschte wie erfreute. Hier entfaltete sich das Talent der Autorin, das der Grund dafür ist, dass ich diese Buchreihe seit fast fünfundzwanzig Jahren gelesen und geliebt habe. Das erste Buch ist übrigens 1986 erschienen, also vor über sechsunddreißig Jahren! Das Ende war schön und passend, aber auch tragisch und traurig. Der Abschluss nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte, aber er rundete die Geschichte von Peter und Rina, ihrer Familie und Freunden gut ab. Es war eine tolle Reise, die nun zu Ende ist. Danke dafür. Von mir gibt es dreieinhalb Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


ausgezeichnet

Elif verbringt Weihnachten mit ihrem Freund Jonas und seiner deutschen Familie. Dies hört sich harmonisch an, ist es aber nicht. Kulturelle Unterschiede, Witze auf ihre Kosten sowie die ein oder andere Kuriosität im Hinblick auf Ablauf und Durchführung der Festivitäten bringen Elif an den Rand eines Nervenzusammenbruch.

Dies ist das erste Buch der Autorin, aber hoffentlich nicht ihr letztes. Lustige Bücher lese ich kaum bis gar nicht, hier bin ich aber froh, eine Ausnahme gemacht zu haben. Dieses Buch war das Lustigste, was ich dieses Jahr lesen durfte. Die Schilderungen der Protagonistin waren aus dem Leben gegriffen, viele Situationen habe ich tatsächlich wiedererkannt. Weihnachten ist ein Pulverfass und wenn dann auch noch zwei verschiedene Kulturen aufeinander treffen, sind Unfrieden und Streit vorprogrammiert. Die Eigenheiten der Deutschen werden auf die Schippe genommen, die ein oder andere Spitze hat mich laut auflachen lassen. Gefallen hat mir dabei sehr, dass es nie unter die Gürtellinie ging, und dass auch einige Schrullen der türkischen Familie von Elif zur Sprache gekommen sind. Dieses Buch schreit förmlich danach, verfilmt zu werden, ich würde es mir sehr wünschen. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Daniela Dröscher erzählt über ihre Kindheit und ich bin entsetzt, angewidert und fasziniert zugleich. Größtenteils aus der Sicht eines Kindes, unterbrochen mit kurzen Resümees als erwachsene Frau, berichtet sie über die Ehe ihrer Eltern aus ihrer Sicht in den 1980er Jahren. Wie der Vater die Mutter demütigt, Tag für Tag, weil sie ihm zu dick und dadurch nicht vorzeigbar genug ist. Er, dem die Wirkung nach außen hin fast noch wichtiger ist, als Eheglück und Frieden zu Hause. Er, der als einfacher Angestellter sein Leben lang dem Traum hinterherläuft, befördert zu werden, überhaupt Jemand zu sein. Der damit nicht klarkommt, dass seine Frau etwas besser weiß, der sie klein halten und unterdrücken muss, um besser dazustehen, mehr Schein als Sein.

Ich war mir nicht sicher, ob man dieses Gefühl transportieren kann, das wahrscheinlich jede Frau in ihrem Leben bereits mindestens einmal erlebt hat, nämlich nicht gut genug zu sein. An sich zu zweifeln und zu verzweifeln, weil ein Mann einem sagt, man sei nichts wert, nicht schlank genug oder einfach dumm. Aber die Autorin hat es geschafft, dass ich aus dem Nicken beim lesen nicht mehr herauskam. So, genau so und nicht anders war es früher, das weiß ich, denn ich war dabei. Ich war beim lesen entsetzt, ich bin zerplatzt vor Wut, konnte nicht fassen, wie der Vater manipuliert, gedroht und kleingeistig reagiert hat. Welche Freiheiten und Frechheiten er sich rausgenommen, welchen Luxus er sich erlaubt hat. Alles auf dem Rücken seiner Frau, die als Tochter, Mutter, Schwiegertochter und Pflegemutter tagtäglich den Laden am Laufen gehalten und dazu der Familie ein Leben über ihren Verhältnissen ermöglicht hat.

Diese Erinnerungen in Romanform sind eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin, das ich lesen werde. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Grandios!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


gut

Kieran ist mit seiner Freundin Mia und der gemeinsamen Tochter auf der australischen Insel Tasmanien zu Besuch, um seinen Eltern beim Umzug zu helfen. Als kurz nach seiner Ankunft ein Verbrechen geschieht, brechen alte Wunden auf und die Vergangenheit holt ihn ein. Vor zwölf Jahren gab es einen Sturm auf der Insel, Menschen starben und Kieran gibt sich selbst die Schuld. Plötzlich gibt es Anschuldigungen und Verdächtigungen, die Gerüchteküche brodelt und Geheimnisse kommen ans Licht. Was geschah wirklich vor zwölf Jahren und was hat das Ganze mit dem Mord vor ein paar Tagen zu tun?

Die Geschichte fing gemächlich an und blieb bis zum Ende hin eher ruhig und zurückhaltend. Ich würde hier deswegen eher von einem Spannungsroman sprechen, als von einem Thriller. Lange Zeit wurde ein Geheimnis darum gemacht, was vor zwölf Jahren beim Sturm passiert ist, die vielen dazwischen eingestreuten Andeutungen und Hinweise wiesen aber immer wieder darauf hin, dass es ein Unglück ungeahnten Ausmaßes gewesen sein muss. Die Gegenwart wurde dabei immer wieder unterbrochen durch Erinnerungen und Gedanken von Kieran, was ich zwischendurch als sehr störend empfand, weil diese Abschnitte nicht klar abgegrenzt wurden, was manchmal dazu führte, dass ich kurz irritiert war und gar nicht wusste, in welcher Zeit ich nun tatsächlich bin. Das hätte ich mir anders gewünscht, die fließenden Übergänge empfand ich als schlecht gewählt.

Leider konnte mich das Buch auch insgesamt nicht wirklich abholen, zu langatmig und uninteressant fand ich viele Abschnitte, zu wenig spannend die gesamte Story. Erst im letzten Drittel kam ein wenig Bewegung in die Geschichte rein, allerdings blieb die Spannungskurve permanent weit unter meinen Erwartungen zurück. Die Auflösung war zwar schlüssig, aber der große Knall blieb auch da gänzlich aus. So wirklich überrascht hat mich das Ende, das ich als etwas zu abrupt empfand, leider nicht. Für Fans der Autorin ist das Buch sicherlich empfehlenswert, allen anderen empfehle ich zum Einstieg ihre früheren Werke. Von mir gibt es solide drei Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.