Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hundeliebhaber

Bewertungen

Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2021
Das Verschwinden der Erde
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


gut

Die beiden Schwestern Sofija und Aljona verschwinden eines Tages auf der Halbinsel Kamtschatka. Eine Frau hat ihre Entführung beobachtet, kann allerdings nicht genügend Hinweise geben, mit denen der Mann gefasst wird. Auch die Suchtrupps enden ohne jeglichen Fund. Julia Phillips beschreibt in Kapiteln, die nach Monaten unterteilt sind, von verscheidenen Frauen auf Kamtschatka. Dabei beschreibt sie detailliert das Einzelschicksal jeder Frau, ihr Umfeld, ihre soziale Rolle und ihr Verhältnis zu ihrer Herkunft und dem jeweiligen Wohnort. Gerade zu Beginn viel es mir schwer, den Überblick zu behalten, Verbindungen richtig einzuordnen und einen Gesamtkontext herzustellen. Daher war die Übersicht zu Beginn sehr hilfreich.

Die Autorin schreibt von der Angst um die Mädchen, die nicht erfolgreichen Ermittlungen und dem Umgang damit innerhalb der Bevölkerung. Wichtige Grundpfeiler sind dabei das einfache Leben auf Kamtschatka, Armut, die untergeordnete Rolle der Frauen, die Abhängigkeit von ihren Ehemännern, Familien und die fehlenden Freiräume zur Selbstentfaltung.

Obwohl ich die einzelnen Kapitel ganz interessant und den Schreibstil sehr angenehm zu lesen fand, hinterlässt das Buch keinen nachhaltigen Eindruck. Die Geschichten stehen recht unabhängig voneinander, von Thrill habe ich nur im ersten Kapitel etwas gespürt, und irgendwie fehlt mir ein Mehrwert nach der Lektüre. Mich hat das Buch nicht emotional berühren können, ich bin lediglich den Ausführungen und den Famillienkonstellationen auf recht nüchterner und sachlicher Ebene gefolgt.

Bewertung vom 04.01.2021
Die große Pause
Bielendorfer, Bastian

Die große Pause


sehr gut

Statt auf Tour zu sein findet sich Bastian Bielendorfer, wie viele während der Pandemie, im Home-Office wider. Zu seiner Zwangs-WG zählen seine Frau Nadja, deren Mutter und Hund Otto und gemeinsam bestreiten sie die ersten Monate der Pandemie, die Bastian Bielendorfer hier schriftlich in Tagebuchform festgehalten hat.

Gestaltet ist das Buch als Tagebuch, das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von den kleinen und großen Herausforderungen und Absurditäten zwischen März und Juni berichtet. Geschmückt sind die Seiten dabei durch unterhaltsame Zeichnungen, die zu jeweiligen Ausführungen passen.

Wie von Bielendorfers Bücher gewohnt, ist hier der Schreibstil wieder sehr locker, flüssig und humorvoll. Er präsentiert seine Wortgewandheit und seinen Witz und lässt den Leser an eigenen Erfahrungen teilhaben, in denen ich mich mehr als einmal wiederfinden konnte. Dabei entlockte er mir gelegentliches Schmunzeln und beleuchtete vor allem die humorvolle Perspektive auf das doch sehr ernste Thema bzw. deren Konsequenzen, die mit Humor betrachtet werden können.

Durch den guten Lesefluss und die recht geringe Seitenzahl ließ sich das Buch an einem Abend flott durchlesen und bescherte mir unterhaltsame Stunden.

Bewertung vom 04.01.2021
Der Elternkompass
Schmidt, Nicola

Der Elternkompass


sehr gut

Nicola Schmidt stellt in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit der Geburt, die neuesten Studien zur Kindeserziehung vor und gleicht diese mit weit verbreiteten und traditionellen Ansichten ab. Dabei nimmt sie Bezug auf die Wissenschaftler, die Durchführung der Studien sowie deren Hintergründe und deren Repräsentation in verschiedenen Ländern und Bevölkerungsgruppen, was die Ergebnisse noch anschaulicher und nachvollziehbarer erscheinen lässt. Entgegen eventueller Bedenken ist das Buch überhaupt nicht trocken und dröge geschrieben, sondern lässt sich durch den flüssigen Schreibstil sehr leicht lesen. Die Inhalte sind selbstverständlich sehr wissenschaftlich und faktenreich und werden von der Autorin durch eigene Meinungen und Erfahrungen ergänzt. Dabei werden klare Einschätzungen und Meinungen zu den vorgestellten Studien getroffen, die zur Reflexion anregen und sicherlich einiges an Inspiration und Input bergen.
Ein tolles Sachbuch, das fundiertes Fachwissen auf fast schon sympathische Art vermittelt.

Bewertung vom 04.01.2021
Kissing Chloe Brown / Brown Sisters Bd.1
Hibbert, Talia

Kissing Chloe Brown / Brown Sisters Bd.1


weniger gut

Nachdem Chloe Brown beinahe überfahren wurde, fasst sie den Entschluss, dass sie ihr Leben ändern muss, weil sie noch nicht genug gelebt hat. Sie zieht aus ihrem Elternhaus aus und erstellt eine Liste mit Dingen, die sie unbedingt erleben will - dazu gehört selbstverständlich auch unverbindlicher Sex. Ihr Nachbar Redford, ein vermeintlicher Bad boy mit Motorrad und Tattoos scheint ihr dabei ein guter Lehrer für die Umsetzung ihrer Liste zu sein.

Obwohl ich zunächst von Talia Hibberts Schreibstil, der zu Beginn ironisch und witzig ist, und dem ersten Eindruck von Chloe und Red begeistert war, die beide zynisch rüberkommen und - sie als People of Color, er als Rothaariger - keine klassischen Protagonisten sind, begeistert war, ließ diese Begeisterung rasch nach. Ich konnte keinen Draht zu Chloe finden. Sie war plötzlich ruppig, arrogant und wirkte durchgehend unnahbar. Red hingegen war mir auf Anhieb sympathisch, doch auch er blieb recht blass. Wie die anfängliche "Du kannst mich ja doch nicht ausstehen"-Attitude plötzlich in andauerenden Sex umschwenkte, konnte ich auch nicht nachvollziehen. Es wirkte keinesfalls authentisch oder schlüssig. Auch der Schreibstil ist überwiegend holprig, die Dialoge wirken sperrig und unnatürlich.

Die Grundidee fand ich super und ich erhoffte mir außergewöhnliche Figuren mit einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte. Allerdings wurde auch die Krankheit nur oberflächlich ausgearbeitet und eine solche Geschichte habe ich leider schon in diversen Varianten gelesen - leider nichts Neues und nichts Bahnbrechendes.

Bewertung vom 02.01.2021
Auch die große Liebe fängt mal klein an
Deloy, Sylvia

Auch die große Liebe fängt mal klein an


sehr gut

Marie ist 30, hat bereits beide Elternteile verloren und kümmert sich liebevoll um ihren demenzkranken Opa im Heim und leitet dabei den Familienbetrieb, das "Petite Paulin" - ein Restaurant, das sich auf die französische Zubereitung von Enten spezialisiert hat. Doch die Rechnungen wachsen Marie schon lange über den Kopf und als dann noch der Herd kaputt geht und sie wegen der Brandschutzverordnung bauliche Veränderungen vornehmen muss, steht für sie fest: Das "Petite Pauline" muss vorübergehend geschlossen werden. Also heuert sie in einem kölschen Brauhaus als Köchin an, wo sie auf ihren Ex Anton trifft, bestmöglich Chaos in der Küche vermeidet und weiterhin verzweifelt eine Lösung zur Rettung ihres Restaurants sucht.

"Auch die große Liebe fängt mal klein an" ist ein wundervoller Liebesroman, der mit einer chaotischen, sprunghaften und streckenweise naiven Protagonistin, der kölschen Mentalität und humorvollen Dialogen besticht. Dabei ist nicht nur Marie als Figur gut gezeichnet, sondern auch Familie, Freunde und Kollegen bekommen Tiefe verliehen und wirken nahbar.
Die Geschichte überrascht (natürlich) nicht, aber der Weg zum Ziel ist durch den flüssigen und saloppen Schreibstil schön zu verfolgen.

Ein absoluter Wohlfühlroman für gemütliche, kurzweilige Stunden, der den einen oder anderen Schmunzler und romantischen Moment parathält.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

Die Leiche von Brad Galloway, einem gefeierten Rockstar, wird ausgeblutet und gefesselt im Gästehaus der Polizei gefunden. Tom Babylon und Sita Johanns stürzen sich in die Ermittlungen.

Marc Raabe hat mich mit seinem flüssigen und packenden Schreibstil bereits nach wenigen Seiten überzeugt. Für mich war es der erste Band um Tom Babylon, weshalb für mich sicherlich der ein oder andere Spoiler für die ersten beiden Teile und einige Informationen über die Figuren, ihre Beziehungen und Geschichten enthalten waren. Dennoch konnte ich der Handlung problemlos folgen und würde die vorangehenden Bücher ebenfalls noch lesen.
Der Thriller spielt auf zwei Zeitebenen - in der Gegenwart und in den späten 1980er Jahren, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Clever verknüpft Raabe akutelles und vergangenes Geschehen, bindet die DDR und die Stasi ein und überrascht mit Plottwists und persönlichen Informationen über Tom und seine Familiengeschichte. Dabei steigt die Spannung durch ständige Entwicklungen stetig an, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen habe. Alles endet selbstverständlich in einem rasanten Finale.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Djurkovic und ihr Metzger
Raab, Thomas

Die Djurkovic und ihr Metzger


schlecht

Willibald Metzger will nach 13 gemeinsamen Jahren nun endlich seine Danjela Durkovic zur Frau nehmen. Kurz vor der Hochzeit wird er zwecks angekündigter Überraschung und gesteigerter Spannung aus der gemeinsamen Wohnung ausquartiert und von seiner Liebsten direkt vorm Altar verlassen. Wortlos geht sie mit einem, Metzger bis dato unbekannten Mann, davon. Metzger fällt in ein tiefes Loch, gibt sich dem Alkohol hin und folgt schließlich doch dem hoffnungsvollen Gedanken, dass es für ihr Verschwinden eine Erklärung geben muss.

Thomas Raab gilt als Kult-Autor mit feiner Gesellschaftskritik und cleveren Wortwitzen. Leider habe ich für seinen Humor offenbar keinen Sinn. Auch mit seinem Schreibstil konnte Raab mich und meine Erwartungen an einen Krimi absolut nicht abholen. Während verschiedene Erzählarten zunächst aufregend und abwechslungsreich wirken, entpuppen sie sich bald als eine einzige Verwirrungstaktik. Es gibt rasche Orts-, Zeit- und Personenwechsel, ich konnte zu keinem Zeitpunkt einen guten Überblick gewinnen und das Buch leider nicht durchdringen. Die Stilwechsel, viele (unnötige) Informationen und hochgestochene Schachtelsätze verhinderten mir den Zugang - den ich auch zu Humor und Witz nicht finden konnte.

Spannung kam erst auf den letzten 20 Seiten auf, zu diesem Zeitpunkt waren mir die groben Zusammenhänge allerdings klar und kleinere Twists konnten mich auf den letzten Metern auch nicht mehr überraschen oder gar beigeistern.

Leider war dies absolut kein passender Krimi für mich.

Bewertung vom 06.12.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


sehr gut

Peter Arbeitsloser darf nun endlich als Maschinentherapeut arbeiten, Martin Vorstand muss sich von seinem derben Rückschlag erholen, alle leveln und updaten, was das Zeug hält.

Gewohnt humorvoll und kritisch führt Marc-Uwe Kling den Plot aus QualityLand weiter, wobei der zweite Teil einige Zeit nach dem ersten ansetzt. Die Geschichten der Figuren werden dabei fast nahtlos weitererzählt. Es ist in jedem Fall zu empfehlen, den ersten Band im Voraus zu lesen, damit sämtliche Zusammenhänge nachvollzogen werden können.
Während der erste Teil sämtliche Absurditäten aufzeigte und aneinanderreihte, dabei viel Wert auf Point und skurrile Situationen legte, wird hier zusätlich auf Spannung gesetzt. Dabei bleiben altbewährte Witze erhalten, werden fortgeführt und weiterhin absurde Optionen in QualityLand beibehalten. Das Buch strotz vor Kreativität - seien es die Kapitelüberschriften, die Anmerkungen oder (vor allem) die Einschübe von Werbungen, Chatverläufen etc.

Eine gelungene Fortsetzung, die mich ausgezeichnet unterhalten hat!

Bewertung vom 06.12.2020
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


ausgezeichnet

Das Privatermittler-Paar Rica und Jan Kantzius werden Zeugen eines schrecklichen Unfalls. Ein junges Mädchen rennt panisch auf die Autobahn und kommt dabei ums Leben. Es stellt sich heraus, dass sie ihrem Entführer entkommen konnte und von ihm verfolgt wurde. Parallel dazu taucht ganz in der Nähe eine verbrannte Männerleiche auf. Handelt es sich dabei um den Entführer?

Frank Kodiak ist das Pseudonym von Andreas Winkelmann, der auch hier wie gewohnt flüssig und spannend schreibt. Bereits auf den ersten Seite wird ein Spannungsbogen gespannt, der sich bis zum Schluss hält. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und neue Entwicklungen, die mich den Atem anhalten ließen. Die kurzen Kapitel werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und lassen erst spät verstehen, wie sie genau zusammenhängen. Diese Art des Erzählens gefällt mir bei Thrillern ganz besonders gut, denn hier handelt es sich um einen echten Pageturner.
Jan und Rica Kantzius sind ein interessantes Ermittlerpaar, mit denen Frank Kodiak hier einen fulminanten Auftakt geschaffen hat.

Bewertung vom 06.12.2020
So blutig die Nacht / Kate Marshall Bd.1
Bryndza, Robert

So blutig die Nacht / Kate Marshall Bd.1


ausgezeichnet

Vor sechzehn Jahren konnte die Polizistin Kate Marshall während der Ermittlungen zum Nine Elms Killer diesem Serienmörder nur knapp mit dem Leben entkommen und schied aufgrund dieses starken Traumas aus dem Polizeidienst aus. Nun hält sie an der Universität Vorlesungen über Mörder und ihre Verbrechen und bringt ihr Polizeiwissen so maßgeblich ein. Ein Vater, dessen Tochter zwanzig Jahre zuvor spurlos verschwunden ist, meldet sich bei Kate mit der Bitte, diesem Verschwinden nachzugehen und die Ermittlungen noch einmal aufzurollen. Gleichzeitig wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden, die die Handschrift des Nine Elm Killers trägt. Doch der sitzt noch immer im Gefängnis...

"So blutig die Nacht" war für mich der erste Thriller von Robert Bryndza, der mich mit seinem Schreibstil förmlich in den Sog ziehen konnte. Die Kapitel sind kurz und bereits zu Beginn mit dem Rückblick ins Jahr 1995 und Kates Begegnung mit dem Serienmörder, der sie attackiert, wird ein Spannungsbogen straff gespannt. Dieser bleibt während der gesamten Lektüre bestehen und steigt dabei kontinuierlich an. Die Ereignisse überschlagen sich, es tun sich immer neue Zusammenhänge auf und inmitten dessen wird die Figur der Kate samt ihrer Vergangenheit und ihrer Familie sehr anschaulich gezeichnet.
Tristan und Kate geben ein gutes Team ab. das sich ideal ergänzt und somit das Potential für weitere Bände birgen.
Bis zum Schluss war nicht klar, bei wem es sich um den Mörder der aktuellen Taten handelt und Bryndza endet in einem fulminanten Finale, das alles zuvor Geschehene noch einmal in den Schatten stellt. Eine absolute Empfehlung für Fans spannender und mitreißender Thiller!