Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MB
Wohnort: 
Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


ausgezeichnet

Unglaublich und doch schon fast wahr...
Was Marc-Uwe Kling uns da wieder einmal präsentiert ist sicher nicht jedermanns Geschmack... aber wer will schon 'Jedermann' sein? Qualityland 2.0 ist die konsequente Fortsetzung von Qualityland 1.0... man hätte auch einen dicken Wälzer draus machen können, dann wären wir bei gut 800 Seiten gewesen... aber das am Stück zu lesen, wäre schon eine nicht unerhebliche Herausforderung gewesen - man wäre nämlich aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus gekommen und die Grinsemuskulatur wäre zusätzlich durch Lachanfälle durchgeschüttelt worden. Man kennt das Personal aus dem ersten Teil und spürt beim Lesen eine irrsinnige Vertrautheit, weil ein Teil der Figuren einem inzwischen so richtig ans Herz gewachsen sind... Peter Arbeitsloser und Kiki... und wie man in seinen (siehe China) 'social-credit-points' steigen, aber auch fallen kann...
Marc-Uwe Kling sollte Zukunftsminister werden, man fragt sich nämlich, wo hat der Kerl bloß die ganzen Idden her? Einiges davon ist die konsequente gedankliche Fortschreibung von bereits existierenden Dingen und Phänomenen, anderes überraschend neu... Und wer würde nicht schon heute behaupten können, dass unsere Algorithmen uns weit besser kennen als unsere Partner*innen??? Weil ich das gedruckte Werk auch noch als Hörbuch besitze, welches im beim Joggen genieße, bin ich schon von vielen Spaziergängern seltsam angeschaut worden, wenn ich unterwegs mal wieder einen Lachanfall hatte. Dieses wunderbare Werk ist ein absolutes Muss für Gegenwartskritiker und Zukunftsinteressierte. Mehr wird nicht verraten!!! Lest gefälligst selbst!

Bewertung vom 08.11.2020
Female Photographers Org: The Body Issue

Female Photographers Org: The Body Issue


ausgezeichnet

Lohnenswert!!!
Beeindruckend andere Perspektiven; verstörende Nacktheit; heimliche Blicke; Menschen in Alltagssituationen & Menschen, die ihren Körper fernab von irgendwelchen Schönheitsidealen zur Schau stellen; Körper, die mit der Natur verschmelzen. Bilder, die im Betrachter Assoziationen bewirken.
Ein wahrer Augenschmaus - eine absolut lohnenswerter Rundgang durch eine gut in Szene gesetzte und hervorragend fotographierte Bilderwelt!

Bewertung vom 08.11.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


gut

Ein beeindruckend anderer Thriller...
Lauren Wilkinson hat einen beeindruckend anderen Thriller geschrieben. Welcher Thriller-Autor käme schon auf die Idee, die Protagonistin ihre Geschichte für ihre Kinder aufschreiben zu lassen, dass die Bescheid wissen, was wirklich geschehen ist, sollte ihr etwas passieren...
Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI und es gelingt ihr, auf den Spuren ihrer verstorbenen Schwester, sich an einer Geheimoperation in Burkina Faso zu beteiligen; ihr Auftrag ist dabei das eine, ihre große Zuneigung zum charismatischen sozialistischen Präsidenten das andere; wunderbar beschreibt die Autorin den inneren Widerstreit der Protagonistin. Die Handlung ist (nur) der Rahmen für Themen wie Identität, Amerika, Rassismus, Machtspiele und das Aufbegehren für eine bessere Welt. Und Lauren Wilkinson hat eine Botschaft; so lässt sie ihre Protagonistin am Ende in das für ihre Zwillinge bestimmte Notizbuch schreiben: "Ich hoffe, ihr werdet den Mut haben,euch gegen Ungerechtigkeit zur Wehr zu setzen, wann immer ihr dazu aufgerufen seid. Ich hoffe, ihr werdet frei und heftig lieben." Akteure des Wandels sollen sie werden...
Ein gelungener Erstling!

Bewertung vom 31.10.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Ein anerkennenswerter Versuch...
Robert Seethaler lädt die Leserschaft ein, den Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler bei seiner letzten Fahrt, dem Rückweg von New York, wo er am Gipfel seines Erfolges angelangt ist, nach Europa zu begleiten; der Autor lässt seinen Protagonisten über einige Ausschnitte aus dem Leben sinnieren, über sein Verhältnis zu seiner Ehefrau Alma reflektieren und selbstverständlich auch über die Musik nachdenken. Wir erhalten das Porträt eines kränkelnden Mannes, der im Kontakt zu den Menschen - einzige Ausnahme die Kurzkontakte zu den Kindern - einen gewissen Überdruss erlebt. Erinnerungsbruchstücke, die winzigen Freuden des Lebens und auch die kleinen Babalitäten gehen Mahler auf dem Schiffsdeck durch den Kopf. Der einzige etwas intensivere Kontakt ist der Schiffsjunge (die Sehnsucht nach Jugend) - Mahler als einsames Genie. Mahler als Mann, dem die Musik gelingt - zuhause in seinem 'Komponierhäuschen' - dem aber bei den Menschen nicht viel gelingt. Der drohende Verlust seiner Frau an einen anderen Mann lässt ihn zu einem bedürftigen Kind werden, welches versucht, über Leiden und Krankheit die Anbindung an Alma wieder herzustellen. Und Am Schluss der Schiffsjunge, der nicht mehr Schiffsjunge sein möchte, weil es an Bord so sehr schwankt; wie er dann in einer veralteten Tageszeitung von Mahlers Tod liest.
Banal oder genial: "Auf seiner Kiste auf dem Sonnendeck dachte Mahler in einem Anflug bösartiger Resignation an die Nichtigkeit des Lebens. Es war kaum mehr als ein Ausatmen, ein Hauch im Weltensturm, und doch liebte er das Leben so sehr, dass ihm die Traurigkeit über die Vergeblichkeit dieser Liebe das Herz zerreißen wollte."
Ein irgendwie seltsames, fast wie nicht ganz fertiges Buch. Aber nach 'Der Trafikant' kann man schlecht sagen, "Seethaler übt noch"...
Bitte an einem verregneten Wochenende lesen und dabei Mahlers 8. Sinfonie lauschen!

Bewertung vom 29.10.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


sehr gut

Zunehmend begeistert...
Die junge australische Autorin Charlotte McConaghy (irische Wurzeln) hat mit 'Zugvögel' einen fantastisch-bewegenden und von seiner Dramaturgie her exzellent konstruierten Roman geschrieben. Sie Verknüpft darin Lebensverzweiflung und (Über-) Lebensmut, Todessehnsucht und Liebessehnsucht, Bleibenwollen und expansive Wildheit, Bindungswunsch und Autonomie; genau in diesen Spannungsfeldern lässt die Autorin ihre Hauptfigur Franny - eine Australierin mit irischen Wurzeln - agieren und führt uns Leser*innen in literarisch hervorragender Weise das Drama des Menschseins vor Augen, in einer Zeit des Artensterbens. Den roten Faden bildet Frannys Vorhaben, den letzten Küstenseeschwalben zu folgen zu diesem Zweck macht sie sich nicht nur auf eine weite und gefährliche Reise in die Gefilden der Antarktis, sondern auch eine Reise zu sich selbst, in ihre Vergangenheit, die sie so noch nicht akzeptiert hat, dabei ihrem vermeintlichen Familienschicksal entfliehend, sich am Ende der Reise die Frage nach leben oder sterben wollen stellend. Eine düster-bewegende Geschichte ohne happy end, aber dafür mit einer großen Portion Ermutigung! Schade, dass die 400 Seiten ausgelesen sind...

Bewertung vom 18.10.2020
Verlangen
Hofstede, Bregje

Verlangen


gut

Eine poetische Selbsterkundung.
Die niederländische Autorin Bregje Hofstede lässt ihre Leserschaft an einer / ihrer poetischen Selbsterkundung einer Trennung teilhaben. Dabei spannt sie den Bogen mosaikartig über ihre Kindheit, ihre Jugend und Adoleszenz bis hinein in die Geschichte ihrer Beziehung mit Luc. Eingestreute Tagebucheinträge zeigen das Innenleben der Ich-Erzählerin - eine Seite ihrer Selbst, die sie in ihrer Beziehung nur begrenzt offenbart; schonungslos mit sich selbst kann sie sich selbst nicht genügen und auch Luc hat beständig das Gefühl, ihr nicht genügen zu können: "... worauf es ankommt, ist, dass es immer einen Teil von mir gab, der nicht in Wir-Form gegossen werden konnte. Ja, vielleicht nicht einmal in Ich-Form." 'Verlangen' erstreckt sich über 40 Tage, in denen die Protagonistin über sich selbst und ihre Beziehung reflektiert, beginnend mit dem Tag des Verlassens der gemeinsamen Wohnung bis hin zu dem Tag, an dem Sie tatsächlich ihre Koffer packt. Als männlicher Leser hatte ich das Gefühl, ein Zuschauer intimster Seelenzustände sein zu dürfen; mir aber gleichzeitig bei der Eroberung der wohlformulierten Zeilen die Einfachheit des Lebens und der Liebe herbeigewünscht. Fröhliche Geschichten gehen anders...

Bewertung vom 27.09.2020
Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Ferrante, Elena

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen


sehr gut

Lesegenuss!!!
Eigentlich eine recht unspektakuläre Geschichte, die Elena Ferrante in ihrem neuen Roman erzählt - eine Geschichte, die wir alle kennen - die Geschichte vom Erwachsenwerden. Die dreizehnjährige Giovanna, Neapel in den 90-ern (wobei diese Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielt), einem gutbürgerlichen Elternhaus entstammend. Als Leser*in dürfen wir Giovanna bei ihrem Erwachsenwerden begleiten - und das besondere ist, Ferrantes Geschichte ist weit mehr als nur ein 'coming of age' - es geht um Bildungsunterschiede, um Familienkonflikte und vor allem um die Suche nach der eigenen Identität. Giovannas Schlüsselerlebnis zu beginn ist, wie sie zufällig mitbekommt, dass ihr Vater sie mit seiner Schwester, Giovannas Tante vergleicht, die er als hässlich bezeichnet. Dies erlebt Giovanna als eine extreme Kränkung ihres Selbstwertgefühls und ist im Folgenden bemüht, ihre Tante Valleria kennenzulernen, nicht nur um für sich die Frage zu beantworten, ob sie selbst tatsächlich hässlich sei, sondern vor allem auf der Suche nach der eigenen Identität. Mit diesem Vorhaben reift Giovanna heran zu einer jungen Frau, entwickelt Sehnsüchte nach einem anderen Leben (idealisiert den um Jahre älteren Intellektuellen Roberto), findet am Ende aber zurück zu einem bescheidenen Anfang für ihr Erwachsensein, indem ihre geheime Liebe zu Roberto sich nicht erfüllt, aber der Anlass ist, sich in all ihrer Sehnsucht von dem 'einfach gestrickten' Rosario entjungfern zu lassen und so das Ende der Kindheit einzuläuten.
Elena Ferrante ist eine großartige Geschichtenerzählerin - fast schon egal, was sie erzählt - es ist reinste Poesie. Selten ist es jemandem gelungen die Irrungen und Wirrungen dieser Lebensphase derart differenziert, einfühlsam und auch gleichzeitig nüchtern zu erzählen.
"Wir beide sind nunmal so, bei schönen Gedanken werden wir schön, aber bei schlechten werden wir hässlich, die müssen wir uns aus dem Kopf schlagen."
Und der zentrale Satz des Buches lautet vielleicht "Ich muss wissen, wer ich wirklich bin und was für ein Mensch ich werden kann."
Unbedingt lesen!!!

Bewertung vom 15.08.2020
Die Topeka Schule
Lerner, Ben

Die Topeka Schule


sehr gut

Lesen!!!
Es gab Momente im ersten Drittel, da hatte ich den ernsthaften Gedanken, ‚Die Topeka Schule‘ nicht zu Ende zu lesen.
Meine Zwischennotiz: „Dem wilden Themenkarussell des Autors ist nur schwer zu folgen; überintellektualisiertes Erzählen soll hinwegtäuschen über die fehlende Stringenz einer Geschichte…“
Ich war richtiggehend ärgerlich – zumal einige der in Sätze gegossenen Gedanken schlichtweg genial sind: „Wie viele von Darrens eigenen kleinen Bewegungen und Posen waren körperlich gewordene Echos der Vergangenheit, Wiederholungen knapp unterhalb seiner Bewusstseinsschwelle?“
Oder auch: „Die Erinnerung … war stellenweise verbrannt, am linken Rand schwarz.“
Und es ist genial, wie Ben Lerner inneres Erleben auf den Punkt bringt – z.B. die durch die Erfahrung einer Ablehnung veränderte Wahrnehmung eines Liebenden: „Jeder Gesprächsfetzen, den er auf der Straße zufällig hörte, sogar Musik aus vorbeifahrenden Autos, kam ihm vor wie ein Scherz auf seine Kosten.“ (Ein ‚moderner‘ Peter Handke aus dessen Anfangszeiten???)
Die Beschreibung der in einem Pflegeheim lebenden, demenzerkrankten Mutter, einer ehemaligen Krankenschwester, die der Autor bei einem Besuch der Angehörigen denken lässt „… so oder so war sie immer etwas verärgert über ihre Besuche, darüber, dass die beiden reden und reden wollten, wo sie sich doch um Patienten kümmern musste.“
Adams Verhältnis zu seinem Großvater: „… er fühlte sich verpflichtet, eine Anzahl heiterer Äußerungen an den Körper im Rollstuhl zu richten und zu demonstrieren, dass er den Kontakt mit diesem Körper nicht scheute.“
Wie das Archaische im Mann das Gefängnis des Verstandes durchbricht: „… ich bin der Vater, ich bin das archaische Medium männlicher Gewalt, das die Literatur überwinden soll, indem sie Körperlichkeit durch Sprache ersetzt.“
Ich bin froh, das Buch zu Ende gelesen zu haben! Aber – das will ich nicht verschweigen – ich musste mich richtiggehend ‚reinarbeiten‘. Und ich bin belohnt worden! Das Buch macht Lust auf ein zweites Mal – wie bei anfänglich unbeholfenem aber dann doch ungeheuer gutem Sex. Nocheinmal und nocheinmal und…
Das Themenkarussell: Männliche Identität, Rassismus, Amerika unter Trump, das Verhältnis der Generationen und der Geschlechter, Alter und Demenz, Sprache als Verführung, Wettbewerb und Therapie, ganz viel Therapie…
… und am Ende dann, da schimmert Hoffnung. Hoffnung auf eine Abkehr von der phrasendreschenden, wettbewerbsorientierten Welt, in der jeder sich selbst der nächste ist: „… Teil einer öffentlichen Rede zu sein, einer Öffentlichkeit, die mitten im allgemeinen Schnellsen (Anm.: rhetorisches Stilmittel, ein Kunstwort) langsam wieder zu reden lernte.“

Bewertung vom 14.07.2020
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


gut

Ein Stück Geschichte...
"Niemand kann verstehen, was sich unter den Dingen verbirgt. Niemand hat Zeit, stehenzubleiben und um das zu trauern, was gewesen ist..."
Marco Balzano erzählt die Geschichte eines Dorfes in Südtirol am Vorabend des zweiten Weltkrieges bis hinein in die 50-er Jahre - konfrontiert zunächst mit zwei politischen und später dann mit einer wirtschaftlichen Katastrophe. Zuerst der italienische Faschismus unter Mussolini und dann der zweite Weltkrieg und die Nazis. Das Politische spaltet das Dorf und die Familien, einige bleiben andere wandern aus oder flüchten. Nach dem Horror des Krieges wird das Dorf in der Folge eines Staudammbaus geflutet und verschwindet bis auf den Kirchturm, der als letztes Anzeichen der Ansiedlung aus dem Wasser ragt (Siehe auch die aktuelle Netflix-Serie 'Curon'). Als Leser*in folgen wir der Geschichte des abgeschiedenen Bergdorfes und seiner Bewohner*innen aus der Perspektive einer Familie, die stets ums Überleben kämpft, sich um den Zusammenhalt sorgt, Widerstand leistet und schlussendlich doch zum Opfer der Geschichte wird.
"Er hatte kein Vieh mehr, sein Feld war überflutet worden, er war kein Bauer mehr, wohnte nicht mehr in seinem Dorf. Er war nichts mehr von dem, was er sein wollte, und wenn du nichts mehr wiedererkennst, wirst du rasch lebensmüde. Dann genügt dir auch Gott nicht."
Ein beeindruckendes Buch, weil es erlebte Geschichte erzählt, die sich hinter ('unter') der südtiroler Touristenattraktion verbirgt - dem mitten aus einem See ragenden Kirchturm.
Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 03.07.2020
flüchtig
Achleitner, Hubert

flüchtig


sehr gut

Ein wunderbares Buch!!!
Hubert Achleitner hat ein wunderbares Buch geschrieben! Der erste Roman des schon viele Jahre als Musiker bekannten Hubert von Goisern. Nun hat er neben seiner Musik eine weitere ausdrucksstarke Form gefunden, uns Menschen nicht nur zu erreichen, sondern auch zu bewegen. Das Buch zuklappend und resümierend muss ich sagen, Hubert Achleitner hat sich mit den Seiten regelrecht 'warmgeschrieben' - direkt in mein Herz. Die Rahmengeschichte ist eigentlich schnell erzählt - nach dreißig Jahren Verheiratetsein verschwindet Maria und Herwig, der selbst seit einiger Zeit eine Affäre mit einer Jüngeren hat, begibt sich auf die Suche nach seiner Frau, die auch eine Suche in der Verganhgenheit und im Inneren meint. Überhaupt scheinen alle Figuren auf ihre eigene Weise mit der Suche nach dem richtigen Leben, nach dem Lebensglück beschäftigt zu sein - nach der guten Partnerschaft, nach dem außerpartnerschaftlichen Lustgewinn, nach dem Glauben und der Enthaltsamkeit und Askese, nach dem einfachen Leben, nach der kleinen Pause mit THC, nach Weltverbesserung im Kollektiv. Die Erzählperspektive wechselt und fordert von uns Lesenden auch für uns selbst den Blick auf das eigene Leben zu variieren. Vielleicht ist ganau das das Berührende an der Geschichte und ihrer Form, dass sie auch unsere eigene sein könnte. Wundervolle Gedanken sind in Sätze gegossen: "... und versuchte mit kleineren und größeren Aufmerksamkeiten einen Fuß in die Tür zu ihrer Seele zu bekommen..." "Die meisten Menschen überlassen das Träumen der Werbung."
Und er Autor lässt gegen Ende Maria in einem Brief sagen: "... Nachdenken ist eine postparadiesische Sache, etwas, das erst durch den Sündenfall möglich geworden ist." Und in der Tat - die 'allzu menschlichen Verfehlungen' der Protagonist*innen haben sie - allen voran Herwig und Maria - nachdenklich gemacht. Alles ist flüchtig und geht trotzdem weiter, deshalb bleibt das Ende, bzw. der Fortgang der Ereignisse den Leser*innen überlassen.
Ein wunderbarer Roman!!!