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kvel

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Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2015
Die Patin
Höhler, Gertrud

Die Patin


weniger gut

Wie Angela Merkel Deutschland umbaut. (Buchuntertitel)

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Mal konservativ, mal christlich-sozial, mal liberal: Die deutsche Kanzlerin lässt sich nicht festlegen. Sie betreibt nicht Sachpolitik, sondern Machtpolitik. Werte-Abstinenz macht sie überlegen. Merkel wildert bei SPD und Grünen, sie enteignet Themen aus allen Lagern und schleift so die Vielfalt der Parteien. Die Kanzlerin lähmt den demokratischen Wettbewerb.
Eine gefährliche Tendenz für Deutschland und auch für Europa [...]. Versprechen werden vermieden, Moral wird zur Manövriermasse, die Geringschätzung von Tugenden zum Programm. Die Folgen: Ausstieg aus den wichtigsten Spielregeln der Demokratie. So nivelliert Angela Merkel allmählich die politischen Institutionen und steuert auf eine zentralistische Regierung zu.

Meine Meinung:
Sehr viele Beiträge in diesem Sachbuch sind bereits veröffentlichte (Zeitungs-)Artikel.
Ich finde diese Tatsache müsste eigentlich bei der Buchbeschreibung für den Käufer deutlich gemacht werden.

Die Satzgestaltung der Texte ist, meiner Meinung nach, unnötig verkompliziert, was das Lesen unnötig erschwert.

Die Herleitungen der Autorin zu den einzelnen Aspekten über Angela Merkels Regentschaft sind schlüssig und nachvollziehbar.

Aber ich finde es äußerst müßig in jedem Abschnitt immer wieder von neuem die Herleitung zu lesen, dass und warum Angela Merkel so schweigsam ist, zumindest ihrem Volk gegenüber, und dass sie ihre (politischen) Ansichten und Prioritäten ihren aktuellen (Macht-)Zielen unterordnet.

Fazit:
Lesenswert, da das Sachbuch interessante Informationen und Aspekte bietet.
Nur mit 2 Sternen bewertet aufgrund die vielen Wiederholungen von Informationen und Aspekten; bei der Herausgabe eines Sachbuches hätte ich mir vorher schon eine redaktionelle Textüberarbeitung hinsichtlich des Inhaltes und Informationsgehaltes gewünscht.
Lieber ein gut durchdachtes Sachbuch mit weniger Seiten als Füllmaterial.

Bewertung vom 16.12.2015
NULL.
Fawer, Adam

NULL.


ausgezeichnet

Schon mal über das kollektive Unbewusste nachgedacht?

Inhalt:
David Caine besitzt die Gabe, dass er sehr schnell und sehr gut Wahrscheinlichkeiten berechnen kann; und er ist leidenschaftlicher Pokerspieler. So berechnet er während des Spielens anhand der aufgedeckten und verteilen Karten mit welcher Wahrscheinlichkeit seine Gegenspieler welches Blatt auf der Hand haben könnten und wie wahrscheinlich es ist, dass er gewinnen könnte. Einmal jedoch geht es schief; und plötzlich schuldet er einem Ganoven jede Menge Geld. Ab sofort hat er jede Menge Probleme am Hals; und der geldeintreibende Kreditgeber ist erst der Anfang.

Themen des Romans:
Wahrscheinlichkeitsberechnung, Stochastik, Zukunft vorhersagen und Zukunft beeinflussen.

Meine Meinung:
Als Leser sollte man eine gewisse Wissenschaftsaffinität mitbringen und nicht gleich an Flucht denken, sobald physikalische Theorien angesprochen werden.
Aber man muss keine Angst vor solchen Themen haben, da auch für Laien verständliche Erklärungen gleich im Roman mitgeliefert werden.

Sehr gut gefiel mir die Betrachtung zum Thema Zukunft am Beispiel vom Schachspiel:
„Die Zukunft VORHERSAGEN kann man nicht. Aber wenn du genug über die Gegenwart weißt, kannst du die Zukunft STEUERN.“ (S. 131)

Und so ganz nebenbei wurde eine Herleitung des Ursprungs zum „kollektiven Unbewussten“ eingeflochten.

Während des Lesens dachte ich so manches Mal:
Was ist denn der Unterschied zwischen Philosophie und Naturwissenschaft?
Ich fand:
Hier verschwindet er.

Für mich persönlich fällt dieser Roman eher nicht in die Kategorie Thriller, aber das macht nichts, denn dies ist auf jeden Fall ein sehr, sehr spannender Roman.
Spannend sowohl thematisch als auch inhaltlich.
Denn bei vielen Szenenbeschreibungen fühlt man sich als Leser wie in einem actionreichen Kinofilm.
Zielgruppe ist, denke ich, eher die männliche Leserschaft.
Nicht ganz so gut gefallen hat mir, dass die Actionszenen zum Ende hin immer mehr Raum einnahmen und immer actiongeladener wurden, sowie die übertriebene Darstellung der in allen Belangen ach so tolle CIA-Agentin Nava.
Aber tut diesem tollen Roman dennoch keinen Abbruch.

Fazit: Lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2015
Die schützende Hand / Georg Dengler Bd.8
Schorlau, Wolfgang

Die schützende Hand / Georg Dengler Bd.8


ausgezeichnet

Die schützende Hand.

Inhalt:
Der Privatermittler Georg Dengler bekommt von einer unbekannten Privatperson den Auftrag heraus zu finden, welche Umstände zu dem Tod der beiden NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos geführt haben, weil der Auftraggeber an der offiziell verbreiteten Version keinen Glauben findet.

Meine Meinung:
Ein Krimi – so spannend wie die Realität.
Die Realität – so „spannend“ wie ein Krimi.
Und beides sehr gut miteinander verwoben.

Das Thema ist ein ganz heißes Eisen,
sehr gut recherchiert
und mutig umgesetzt.

Was mir gut gefallen hat:
Der Autor bindet weitere hochinteressante politische Themen in seinen Roman ein:
Über den Verfassungsschutz:
„dass der Verfassungsschutz – also die Institution, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen soll – in einer gefährlichen Nähe zu der Bluttat steht. Und dass er, statt der Polizei bei der Aufklärung zu helfen, die Ermittlungen systematisch behindert – mit Rückendeckung aus der Politik.“ (S. 143)
Dass Deutschland kein souveräner Staat ist:
Ausgehend vom Besatzungsrecht und dass das State Departement und die CIA zahlreiche Liegenschaften (Truppen, Flughäfen und Kommandozentralen) in Westdeutschland hatten und haben und auch die Verwobenheit der Geheim- und Nachrichtendienste (S. 158 – 162).

Was mir nicht so gut gefallen hat:
Die Protagonisten des Romans bleiben sehr flach;
der einzige, der mich als Person überzeugen konnte, war Dengler.
Denglers Vorgängerfälle kannte ich bisher noch nicht, deshalb kann ich schlecht einschätzen in wie weit Denglers Bar-Freunde schon länger dazugehören;
aber meiner Meinung nach hätte man auf diese Figuren gerne verzichten können.
Die Beziehung von Dengler zu seiner Freundin finde ich etwas unrealistisch;
und ihr Broterwerb als Taschendieb und Computerhaker geht meiner Meinung nach gar nicht.
Aber natürlich hat ein Autor jedes Recht seinen Roman so zu gestalten wie es ihm gefällt.

Insgesamt:
Der Roman ist sehr, sehr spannend geschrieben.
Man ist als Leser quasi in Echtzeit an der Rekonstruktion des Falles dabei.
Der Autor vermittelt sehr gut diese detaillierteste Kleinarbeit des Detektivs.

Und für alle Zweifler,
die nicht glauben können, dass es anscheinend immer wieder bestens funktioniert,
„dass man eine Lüge in die Welt setzten kann, wenn man die Geschichte nur groß genug aufzieht.“ (S. 134)
hat er die Erklärung sehr einleuchtend erläutert:
„ein Bekannter von mir ist Schriftsteller. Er schreibt Romane. Es sei ihm noch nie gelungen, in der ersten Auflage einen fehlerfreien Roman in die Buchhandlungen zu bekommen. Sobald das Buch verkauft wird, trudeln bei ihm E-Mails der Leser ein: ein Rechtschreibfehler hier, ein fehlendes Komma dort, vielleicht sogar ein logischer Bruch in der Geschichte. Er korrigiert das in der nächsten Auflage. Auch Geheimdienste erzählen uns Geschichten, sie inszenieren Geschichten. Manchmal gelingen sie, manchmal gehen sie schief […] Und im Unterschied zum Schriftsteller hat der Dienst nur einen einzigen Versuch […] passieren den Diensten beim Erzählen Fehler, kleine Fehler vielleicht, der Zeitablauf passt nicht, oder eine Patronenhülse zu viel liegt herum. Solche Fehler sind unvermeidlich […] doch wenn der Rest der Geschichte gut erzählt ist, glaubt das Publikum die Erzählung […] Nur ein paar Miesepeter stochern dann noch in den Details herum.“ (S. 188 – 189).

Anmerkung:
Im Anhang sind einige Beweisfotos des ausgebrannten Wohnmobils.

Fazit: Sehr lesenswert – mit sehr vielen wahren Hintergrundinformationen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2015
Trügerische Nähe
Kliem, Susanne

Trügerische Nähe


weniger gut

Kriminalroman: nein, eigentlich fast nicht.
Psychodrama: schon eher, aber auch nicht ganz.

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Seesendorf, vor den Toren Berlins: Zwei Paare Mitte vierzig erfüllen sich ihren Traum und ziehen aus der Großstadt in einen stilvoll restaurierten Hof. Alle setzen große Hoffnungen in den Neuanfang und freuen sich auf ein harmonisches Zusammenleben.
Die beiden Männer kennen sich aus ihren Studienzeiten, auch ihre Partnerinnen Nora und Marlis verstehen sich gut. Als unerwartet Livia, Marlis' attraktive Tochter aus der ersten Ehe, auftaucht, verändert sich die Atmosphäre schlagartig: Livia wirkt verzweifelt, scheint in etwas verstrickt, über das sie nicht sprechen will. Nora möchte der jungen Frau helfen – doch die unnahbare Livia verfolgt ihre eigenen abgründigen Interessen. In kürzester Zeit wird sie zum Mittelpunkt der Gemeinschaft und spielt alle Bewohner subtil gegeneinander aus. Misstrauen und Eifersucht vergiften alle Beziehungen. Nora will nicht zusehen, wie ihr neues Leben zerstört wird. Doch wem kann sie noch vertrauen? Und warum spüren die anderen nicht, welche Bedrohung von Livia ausgeht?
Dann wird auf einer nahen Waldlichtung eine Leiche gefunden. Und allen ist klar, dass der Täter nur einer von ihnen sein kann ...

Meine Meinung:
Die Idylle zwischen den beiden Paaren und auch innerhalb der beiden Paaren zerfällt, für den Leser ersichtlich, sehr schnell.

So dass ich mich u.a. fragte:
Ja, wie naiv sind denn diese vier, mit ihren vierzig Jahren eigentlich lebenserfahrenen, Personen in dieses Abenteuer mit dem gemeinsamen Hof auf dem Lande eigentlich gestartet?!!
Und was wussten diese vier Personen eigentlich vorher von einander?!!

Als dann auch noch die jung-erwachsene Tochter Livia in der Zwei-Paares-Idylle auftaucht (sie hat sich selbst eine Auszeit aus ihrer Ausbildung in der Schauspielschule „genehmigt“ bzw. genommen) und sehr wohl bewusst durch ihr Verhalten zu den (gedanklichen) Verwirrungen der männlichen Protagonisten beiträgt, war es mir eigentlich schon zu viel.

Dieses (zwischenmenschliche) Rumgezicke auf der einen Seite oder das penetrante Gutmenschentum (den anderen permanent helfen zu wollen) der Hauptpersonen auf der anderen Seite nervte mich, ehrlich gesagt.
Ja, klar, Protagonisten müssen nicht unbedingt sympathisch sein; und hier war mir eigentlich niemand auch nur annähernd sympathisch.

(Gedankliches) Innenleben (hier oftmals z.B. Selbstmitleid) der Protagonisten gibt es generell in anderen Romanen auch; aber in diesem Roman stimmte für meinen Geschmack die Mischung nicht, so dass mich das Lesen „anstrengte“ und mich innerlich grantig machte.

Beispiel Livia's Bühnenauftritt (S. 234):
„Noch waren die Scheinwerfer aus, aber sie konnte im Halbdunkel gut sehen. … Dabei warf sie immer wieder unauffällig Blicke ins Publikum. Wo war er? Sie ging Reihe für Reihe durch. Er war nicht da. Die Enttäuschung traf sie wie ein Schlag in den Magen. Alle waren gekommen. Nur Alexander, ausgerechnet er, interessierte sich nicht dafür, was sie machte. Das Licht über ihr erstrahlte, ihr Zeichen, mit dem Monolog zu beginnen. Da saß ihre Mutter, in der letzten Reihe. Sie litt schon jetzt, aber wie schlecht würde es ihr erst gehen, wenn das ganze Dorf darüber tuschelte, wie unbegabt ihre Tochter war. Livia sagte die ersten Sätze auf wie ein Kind, das einen Schulaufsatz herunterleiert. Ihr Blick fiel auf Diana, und ein schlechtes Gewissen überkam sie. Diana hatte sich so viel Mühe mit allem, gegeben. Nein, eben nicht mit allem. Nicht mit ihr. Ihre Wut kehrte zurück. Diana war selbst Schuld. Sie hatte Livia hängen gelassen, die Rolle nicht mit ihr erarbeitet. Nun bekam sie ihre Quittung.“

Somit war das Ganze (inhaltlich und vom Schreibstil her) nicht so ganz mein Fall.

Bewertung vom 03.12.2015
Dumm gelaufen (Hörbestseller) / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.3
Matthies, Moritz

Dumm gelaufen (Hörbestseller) / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.3


gut

Ja, geht so.

Inhalt:
Erdmännchen Ray bekommt von einem Pferd den „Auftrag“, den Tod eines Rennpferdes, das bei einem Rennen gestürzt ist, zu untersuchen.
Ray und das Erdmännchen Rufus und der Mensch Phil ermitteln.

Meine Meinung:
Das Ganze ist ein netter Zeitvertreib – mehr aber auch nicht.
Witzig, ja, aber es reichte nicht zum Verziehen der Mundwinkel oder gar zu Lachausbrüchen.
Mit Betonung gelesen; was das Humorige herausstellte, aber auch nah am Nervigen.

Fazit:
Kann man hören, muss man aber nicht.

Bewertung vom 30.11.2015
ungeklärt unheimlich unfassbar, Das Jahrbuch des Verbrechens 2016
Wisnewski, Gerhard

ungeklärt unheimlich unfassbar, Das Jahrbuch des Verbrechens 2016


ausgezeichnet

„Es reicht doch völlig, wenn der Staat im Fernsehen funktioniert.“ (S. 228)

Inhalt (gemäß Verlagshomepage):
Serienmord, Terroranschlag, Amoklauf: Viele Verbrechen haben sich nicht so zugetragen, wie die Ermittlungsbehörden es darstellen. Immer wieder gibt es Hinweise auf verwischte Spuren und zensierte Fahndungsergebnisse. [...] beleuchtet Ungereimtheiten bei der polizeilichen Aufklärung und verbindet Informationen zu einem Gesamtbild, das man so in den Medien nicht finden kann.

Meine Meinung:
Sehr gut fand ich die stringenten Schlussfolgerungen des Autors.

Hier an seinem Beispiel von einem amerikanischen Justizskandal, in dem ein Beschuldigter aufgrund einer falschen Haaranalyse verurteilt worden war; und dass ein solches „Versehen“ wohl nicht ein einmaliger Ausrutscher war, sondern dass Nachforschungen ergeben hätten, dass viel zu viele Fehlanalysen zu Fehlverurteilungen geführt hätten; und als einer der Ursachen evtl. eine „Kumpanei mit Staatsanwälten, denen man einen Gefallen tun wollte“ ausgemacht habe; dazu schrieb der Autor weiter, dass dieses ganz bestimmt ein systemisches Problem sei.
„Gerechtigkeit ist in den USA nämlich hauptsächlich etwas für TV-Soaps […] Nach dem Motto: Es reicht doch völlig, wenn der Staat im Fernsehen funktioniert. Während dort Helden und vor allem Heldinnen für Gerechtigkeit kämpfen und meistens siegen, stammte eines der angeblichen Haare von … nicht einmal von einem Menschen, sondern von einem Hund – wahrscheinlich von dem Polizeihund, der damals die Strumpfmaske gefunden hatte.“ (S. 228)

Und natürlich sehr lesenswert, waren die Ausführungen zu dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen; dass nämlich die örtlichen Zeugen keinesfalls einen Absturz gehört hätten, sondern eine lautes Rauschen - keinen Knall und keine Explosion. Auch die Absturzstelle mit den Konfetti-Flugzeugteilen passt nicht zu einem realen Absturz.

Fazit: Sehr lesenswert!

Bewertung vom 26.11.2015
Dement, aber nicht bescheuert
Schmieder, Michael;Entenmann, Uschi

Dement, aber nicht bescheuert


sehr gut

Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken (Buchuntertitel).

Inhalt und meine Meinung:
Michael Schmieder berichtet aus seinem beruflichen Alltag, denn er ist der Leiter des Schweizer Heimes Sonnweid, einem Pflegeheim, das sich auf demenzkranke Patienten spezialisiert hat.
Er erzählt aus seiner Anfangszeit als er das Heim als Leiter übernommen hat und welche Änderungen zum Wohle seiner Patienten er durchgesetzt habe.
Und er weiß von vielen Situationen und Diskussionen innerhalb seines Teams aus Pflegern und allen, die an den Patienten arbeiten, zu berichten.

Herr Schmieder ist als Heimleiter kein Bürokrat, sondern er kommt vom Fach: Als Pfleger begann er seinen Berufseinstieg, arbeitete in der Notaufnahme und das Wichtigste: Die Würde des Menschen und damit die Ethik steht für ihn an erster Stelle.
Dies zeigt sich in seinen Schilderungen.
Wenn er bspw. beschreibt, dass er bei der Aufnahme eines Neupatienten vorher keine Arztberichte erhalten möchte, sondern dass das Erstgespräch mit den Angehörigen ihm den ersten Eindruck für den neuen Patienten vermitteln solle: „Eine Demenz werde vor allem am Vergessen gemessen, viel weniger an den oft deutlich sichtbaren Verhaltensstörungen.“ (S. 26)

Ich habe mich für dieses Sachbuch ganz allgemein interessiert; also ohne konkreten persönlichen oder beruflichen Hintergrund.
Dieses Sachbuch ist so verständlich formuliert ist, dass selbst Laien wie ich problemlos folgen können.

Der Autor erzählt von den Auswirkungen seiner an Demenz erkrankten Patienten, die immer im Hier und Jetzt leben, und im Laufe der Zeit das Sprechen und Kommunizieren einstellen, und wie sich dies im Alltag äußert und wie er und das Team seiner Mitarbeiter versuchen damit umzugehen.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie die Betreuungsstandards und der Pflegealltag in deutschen Pflegeheimen aussieht, oder was der State of the Art der psychologischen Ansätze bei Demenzkranken ist, deshalb kann ich nicht wirklich beurteilen, inwiefern seine Ideen, sich (noch) nicht woanders durchgesetzt hätten, aber das, was er beschreibt hat in meiner Vorstellung Hand und Fuß.

Über die Missstände in deutschen Pflegeheimen schreibt er auf Seite 211, dass es am Geld alleine nicht liegen könnte, sondern dass es für menschenwürdige Zustände vielmehr auf die einfühlsame Haltung der Betreuenden, seien sie Heimleiter oder Reinigungskraft, Lehrling oder Arzt, Koch oder Gärtner, ankomme: „Ein Land wie Deutschland, das die besten Autos und Maschinen der Welt baut, müsste doch in der Lage sein, ein anständiges Pflegekonzept zu entwickeln! Doch statt es zu versuchen, übertrug der Staat Mitte der neunziger Jahre die Verantwortung für seine Altenheime der freien Marktwirtschaft.“

Als Leser bekommt man auch Einblicke in das Seelenleben der Demenzkranken; man kann sich vorstellen, wie sich ein Patient bei der psychologischen Testung fühlt, wenn er eine Uhr zeichnen soll und er eigentlich gar nicht mehr weiß, wo genau welche Ziffer stehen soll; dabei weiß der Patient sehr wohl um sein Unvermögen, denn er ist „dement, aber nicht bescheuert“.

Fazit: Lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2015
Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen / Jefferson Winter Bd.1 (2 MP3-CDs)
Carol, James

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen / Jefferson Winter Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Er tötet ihre Seelen (Untertitel).

Inhalt:
Ein Täter entführt Frauen – und wenn er „genug“ von ihnen hat, führt er eine Lobotomie an ihnen durch. Die Lobotomie ist eine Operation am Gehirn. Diese bewirkt, dass die Operierte hinterher als seelenloses, apathisches Wesen „übrigbleibt“.
Jefferson Winter ist ein herausragender Profiler und wurde von der örtlichen Polizei in diesem speziellen Fall zu Hilfe gerufen, um den Täter zu finden und somit überführen zu können.

Meine Meinung:
Ein sehr spannender Thriller.
Für meinen persönlichen Geschmack waren manche Details bspw. der grausig-genauen Beschreibung der Lobotomie(-operation) etwas zu „gruselig“, so dass ich dann gerne „weggehört“ hätte; aber da bin ich wohl etwas empfindlicher als andere Hörer; denn schließlich ist dies ja auch ein Thriller, und da muss man mit solchen Szenen auch rechnen:)

Sehr gut und angenehm gesprochen, mit tiefer, ruhiger Stimme.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2015
Der Blogger
Brosi, Patrick

Der Blogger


ausgezeichnet

Mit einem (zumindest für mich) gänzlich unerwartetem Ende.

Inhalt:
Der Blogger René Berger hatte vor einiger Zeit eine brisante Enthüllung aus der Medizinbranche veröffentlicht. Da er nun erneut eine große Enthüllung angekündigt und sich an einen unbekannten Ort vor der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, wird die Jungjournalistin Marie auf ihn angesetzt. Simon wird ihr zur (medien-)technischen Unterstützung zur Seite gestellt.
Aber René Berger ist plötzlich von einer Sekunde auf die andere spurlos verschwunden.
Und Kommissar Nagel leitet die diesbezüglichen Untersuchungen.

Meine Meinung:
Sprachlich flott geschrieben, so dass das Lesen absolut Spaß machte.

Während des Lesens erfreuten mich so manche Stellen, weil der Autor ein sehr gutes Gespür für treffende Formulierungen besitzt.
Beispiel:

„Ein grauer, verwaschener Herbstmorgen, der Schwarzwald schwitzte den Regen der Nacht in zähen Schwaden aus.“ (S. 40)

Aber für mich sind das Besondere an diesem Roman die Analogien, die der Autor herleitet, und den Thesen, mit denen er sich während des Romanfortgangs beschäftigt.
Beispiele:

Dass die Pharmaindustrie quasi einer Weltreligion gleichzusetzen sei und dass ein Medikament heutzutage quasi einem Ablassbrief entspräche (nachzulesen auf den Seiten 234 bis 236).

Oder dass ein Parasit quasi ein Programm sei, das auf dem Wirt ausgeführt werde, und es somit quasi evolutionär sei, und dass ein Medikament quasi ein Programm sei, das auf dem Menschen ausgeführt würde (siehe S. 277).

Es machte mir jedenfalls große Freude diesen Ausführungen zu folgen und mich inspirieren zu lassen.

Fazit: Sehr spannend zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.