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Elchi130
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Essen

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Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2020
Die Schweigende
Sandberg, Ellen

Die Schweigende


ausgezeichnet

Ellen Sandberg hat sich selbst übertroffen

,Als Jens Remy stirbt, hinterlässt er seine Frau Karin und die drei erwachsenen Töchter Anne, Geli und Imke. Da die vier Frauen grundverschieden sind, beginnt die Familie mit dem Tod des Vaters auseinanderzubrechen. Zudem hat Jens seine Tochter Imke gebeten, nach Peter zu suchen. Diesen Namen hat Imke jedoch noch nie gehört. Als sie sich auf die Spurensuche begibt, muss sie feststellen, dass sie im Grunde nichts über ihre Mutter und deren Vergangenheit weiß…

Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen. Eine Ebene spielt in der Gegenwart, dem Jahr 2019. Hier lernen wir die Töchter von Jens und Karin Remy kennen. Sie stehen alle drei Mitten im Leben, haben jedoch sehr unterschiedliche Lebenswege gewählt. Ellen Sandberg hat sie alle sehr komplex und vielschichtig angelegt, sodass ich mir als Leserin ein sehr genaues Bild von ihnen machen kann, ohne dass sich die Geschichte verzettelt. Imke ist die hilfsbereite, vermittelnde Tochter. Anne wird von Ehrgeiz zerfressen, sieht nur sich und ihre Bedürfnisse und die Schuld, wenn etwas nicht klappt, liegt immer bei jemand anderem. Geli hat von ihrem verstorbenen Mann ein großes Vermögen geerbt, ist ihren Kindern gegenüber sehr überbehütend und leidet immer noch unter ihrer gefühlskalten Mutter.

Die Mutter Karin lernen wir als trauernde Witwe kennen. Sie muss den Verlust ihres geliebten Mannes, der zudem ihre Stütze war, verkraften. Aufgrund der Nachforschungen über Peter, wird sie nach vielen Jahrzehnten wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Wir verfolgen, wie sie als Teenagerin ihren Weg sucht und wir erleben, wie sie gebrochen wird. Ellen Sandberg lässt uns auch an der ersten Begegnung von Jens und Karin teilhaben. Eine Karin, die kaum noch etwas gemein hat, mit dem lebensfrohen, selbstbewussten und starken Teenager. Und genau das finde ich sehr interessant dargestellt, wir lernen die drei verschiedenen Persönlichkeiten Karins kennen und das nebeneinander, da wir uns mal in der Gegenwart, mal in den 50er Jahren und mal zwischen diesen Zeiten befinden. Es ist erstaunlich und erschreckend, wie sehr sie sich verändert hat im Laufe ihres Lebens. Die Umstände, unter denen Karin gebrochen wird und ihre Persönlichkeit sich verändert hat, sind für mich als Leserin zum Teil kaum zu ertragen. Die Autorin schildert alles sehr anschaulich und glaubhaft.

Genauso gut arbeitet die Autorin die Dynamik zwischen den vier Frauen heraus. Was treibt sie jeweils an, wie sehen die Persönlichkeiten aus und wie beeinflussen sie sich gegenseitig. Dazu kommt dann noch, dass das Wissen um die Vergangenheit der eigenen Mutter auch für Veränderungen in der Familienenergie sorgt.

Das alles ist so anschaulich und mitreißend beschrieben, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen mochte. Hat mich Ellen Sandberg vor ein paar Jahren mit „Die Vergessenen“ begeistert, so dass ich sehnsüchtig auf jeden weiteren Roman von ihr warte, hat sie mich nun leidenschaftlich für dieses Buch entflammt. Auch dieses Buch von ihr ist wieder ein Jahreshighlight.

Bewertung vom 04.11.2020
Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (1 MP3-CD)
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Spannendes Katz-und-Maus-Spiel

An die Küste Frankreichs wird sehr reines Kokain gespült. Luc Verlain und sein Team versuchen herauszufinden, wer seine Fracht verloren hat. Luc, der schon seit einiger Zeit anonyme Nachrichten erhält, versucht herauszufinden, wer hinter den Botschaften steckt, als ihn ein weiterer Brief erreicht. Dabei tappt er in die Falle eines mächtigen Gegners. Schnell wird er vom Jäger zum Gejagten und befindet sich auf der Flucht…

Alexander Oetker versteht sein Handwerk. Bereits nach den ersten Kapiteln ist das Buch so spannend, dass ich gar nicht mehr damit aufhören konnte. Die Spannung hält der Autor über das gesamte Buch. Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass die Schnitzeljagd, auf die sein Commissaire Luc Verlain geschickt wird, zu keiner Zeit langatmig oder übertrieben wirkt.

Zuerst versuche ich als Leserin herauszufinden, wer hinter diesem perfiden Spiel steckt. Als das klar ist, frage ich mich, wie Luc Verlain aus dieser Situation wieder herauskommen will. Das Adrenalin ist für mich als Leserin stets auf einem hohen Niveau. Doch der Autor beschreibt außerdem die einzelnen Gegenden so gut, dass ich am liebsten sofort aufbrechen möchte, um mir die Orte anzusehen. Besonders San Sebastian hat es mir in dem Buch angetan, da es so heimelig beschrieben wird.

„Baskische Tragödie“ ist mein erster Fall aus der Aquitaine-Krimireihe. Die Figuren sind so beschrieben, dass ich sie mir alle sehr gut vorstellen kann. Dabei ist es egal, ob es um den Protagonisten oder den Antagonisten geht. Auch die Nebenfiguren sind gut und lebendig dargestellt.

Bei der Auflösung des Falles treibt der Autor ein gemeines Spiel mit unseren Erwartungen. Doch er hält alle Fäden geschickt in der Hand und löst die Probleme, die er uns vorher präsentiert hat, mit Bravour auf. Kompliment!

Der Hörbuchsprecher Frank Arnold passt sehr gut zur Geschichte und in Zukunft wird diese Krimireihe für mich eng mit der Stimme des Sprechers verknüpft sein. Daher hoffe ich, dass er auch die weiteren Fälle lesen wird.

Nun werde ich erst einmal schauen, dass ich die ersten drei Fälle lese und bin gespannt, ob sie mich ebenso überzeugen können, wie Teil 4 „Baskische Tragödie“.

Bewertung vom 03.11.2020
What if we Drown / University of British Columbia Bd.1
Sprinz, Sarah

What if we Drown / University of British Columbia Bd.1


sehr gut

Gut, aber nicht herausragend

Laurie zieht von Toronto nach Vancouver, um das Alte hinter sich zu lassen und ihr Leben neu zu beginnen. Hier will sie in Gedenken an ihren verstorbenen Bruder Medizin studieren. Bereits bei ihrem ersten Weg über den Campus trifft sie auf Sam. Sam, der Medizin im letzten Jahr studiert und ihr immer wieder über den Weg läuft. Schnell kommen sich die beiden näher und wissen noch nicht, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit verbindet…

Schon auf den ersten Seiten ist mir Sarah Sprinz durch ihre Erzählweise positiv aufgefallen. Sie erzählt von dem Päckchen, das Laurie mit sich herumschleppt, ohne dass dadurch Schwermut entsteht. Damit nimmt sie mich als Leserin sofort für Laurie ein. Laurie hat ein Zimmer für ein paar Nächte in einer WG gebucht. Und nicht nur ihr wachsen die beiden WG-Bewohner, Emmett und Hope, sofort ans Herz. Auch ich weiß sofort, dass dies der richtige Ort ist, um ein neues Zuhause zu finden.

Auch Sam, der Mann, der sich Laurie immer mehr nähert, besticht durch seine tolle Art. Sobald er auftaucht, macht sich eine Wohlfühlatmosphäre breit. Er ist empathisch, aufmerksam, souverän, kurzum ein Typ zum Verlieben.

Ein großer Pluspunkt von „What if we drown“ ist, dass man sich die Geschichte so oder so ähnlich im wirklichen Leben vorstellen kann. Dieses Gefühl schafft Nähe zu mir als Leserin. Was mich gestört hat ist, dass ich Lauries Verhalten zum Teil überhaupt nicht nachempfinden konnte. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob es tatsächlich Menschen gibt, die sich so verhalten würden. Sie denkt das eine und macht direkt im Anschluss genau das Gegenteil. Gut, das ist keine unübliche Verhaltensweise, aber im Kontext der Geschichte erscheint mir ihr Verhalten oft sehr unglaubwürdig. Ein Thema, das in vielen Liebesromanen üblich ist, trägt auch hier einen Teil der Handlung – die Figuren sind nicht ehrlich zueinander und die Kommunikation ist gestört. Das ist etwas, was sich leider durch viele Bücher des Genres zieht und durch die Häufung ein wenig nervt.

Die erste Hälfte des Buches habe ich als leicht, positiv und entspannt empfunden. Doch schlägt die Stimmung des Buches etwa ab der Hälfte um. Die Themen und auch die Grundstimmung werden schwerer, belastender und die Leichtigkeit geht verloren. Das Ende des Buches ist jedoch wunderschön, sehr romantisch und sorgt schnell für ein paar Tränen. Auch zwischendurch hat die Autorin die eine oder andere sehr romantische Szenen geschrieben, bei der ich eine Gänsehaut bekommen habe.

Ein schönes Buch, das mir aber wegen der genannten Schwächen nicht 100%ig gefallen hat.

Bewertung vom 01.11.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


gut

Ada und ich sind nicht richtig warm miteinander geworden

Ada kommt gegen Ende des zweiten Weltkrieges als Kind einer jüdischen Mutter zur Welt. Die ersten Lebensjahre verbringen die beiden in Argentinien. Schon dort gibt es erste Probleme zwischen Mutter und Tochter, sodass Ada in einer Klosterschule untergebracht wird. Als Ada neun Jahre alt ist, kehrt ihre Mutter mit ihr nach Deutschland zurück. Adas Mutter Sala nimmt Kontakt zu ihrer früheren großen Liebe auf und beide leben schnell als Familie mit ihm zusammen. Doch Ada fühlt sich in dieser Familie immer fremd…

Nachdem ich „Der Apfelbaum“ von Christian Berkel geliebt habe, habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass die Geschichte mit der nächsten Generation weitergeht. Doch es ist mir das gesamte Buch über nicht gelungen, ein Gespür für Ada zu entwickeln. Sie ist mir fremd geblieben, ich konnte sie einfach nicht mit Leben füllen. Vielleicht lag es daran, dass ich „Ada“ selber gelesen habe im Gegensatz zu „Der Apfelbaum“. Denn das vorherige Buch habe ich als Hörbuch vom Autor selbst vorgelesen gehört und war beeindruckt davon mit welcher Macht und Eindringlichkeit er mich in die Geschichte gesogen hat.

Auch „Ada“ lässt die Zeiten, in denen die Figuren leben, wieder vor unserem Auge entstehen. Wir erleben das Wirtschaftswunder, in dem sich Adas Vater einen nagelneuen Mercedes leisten kann. Das Fernsehen hält Einzug in die Wohnstuben, in denen sich die Eltern mit Freunden regelmäßig treffen. Es gibt Schnittchen und Schnaps. Doch auch die Schattenzeiten dieser Zeit werden thematisiert. Das Vergangene wird totgeschwiegen, Sexualität wird ebenso ausgeklammert. Ada wird weder über ihren Monatszyklus noch über Geschlechtsverkehr aufgeklärt. Sie bleibt das Anhängsel und ihr jüngerer Bruder ist der Mittelpunkt der Familie.

Schließlich tauchen wir in die 60er Jahre ein, in denen Ada ein Studium aufgenommen hat und sich Zugang zu einem legendären Konzert der Rolling Stones verschafft. Sie lernt Ole kennen und lieben. Einen jungen Mann, der in einer WG wohnt, politische Reden werden geschwungen, der Tag besteht aus Müßiggang und dem Rauchen von Haschisch. Die freie Liebe, Demonstrationen und Heroin werden thematisiert und auch Woodstock erleben wir mit.

Christian Berkel zeigt uns in jedem Jahrzehnt die Höhe-, aber auch die Tiefpunkte. Das kriegt er sehr gut und oft mit wenigen Sätzen hin. Dabei macht er auch die immer größer werdende Kluft zwischen der Eltern- und Kindgeneration deutlich. Die einen hüllen sich in Schweigen und Verdrängen, die anderen wollen das Leben mit jeder Zelle aufsaugen, mitreden, die Welt verändern.

Das Buch hat gut erzählte Abschnitte und weiß, sowohl Wichtiges als auch Interessantes zu erzählen. Leider kommt manches jedoch nur schwach bei mir als Leserin an, da die Hauptfigur Ada so blass und undeutlich bleibt.

Bewertung vom 24.10.2020
Golden wie Blut / Die Göttinnen von Otera Bd.1
Forna, Namina

Golden wie Blut / Die Göttinnen von Otera Bd.1


ausgezeichnet

Wird im Laufe des Buches immer besser

Deka wächst als Frau in einem kleinen Ort in Otera auf. Frauen werden in diesem Land im Namen des Gottes Oyomo durch die Priester systematisch unterdrückt. Die Frauen selber halten diese Unterdrückung der Frau aufrecht, indem sie diese akzeptieren, leben und für die Einhaltung der Regeln sorgen. Einmal im Jahr gibt es ein Ritual, bei dem die jungen Mädchen auf ihre Reinheit geprüft werden. Ist ihr Blut rot, so werden sie im Ort in Zukunft als reine Frau angesehen. Doch fließt aus ihren Adern goldenes Blut, so sind sie ein Dämon, eine sogenannte Alaki. Und diese Dämonen gilt es zu vernichten. Doch eines Tages benötigt der Kaiser die Alaki, um sein Reich gegen übermächtige Feinde zu verteidigen und gründet eine Armee aus Dämonen. Da Dekas Blut golden ist, wird sie zur Ausbildung als Kriegerin in die Hauptstadt von Otera gebracht. Dort lernt sie, für den Fortbestand des Landes zu kämpfen, das sie unterdrückt und verachtet…

Die ersten 200 Seiten habe ich als ziemlich ereignisarm empfunden. Die Autorin Namina Forna führt uns intensiv ein in die Welt von Otera und zeigt uns die systematische Unterdrückung der Frauen in diesem Reich. Zudem erfahren wir sehr genau, was es für eine Frau in diesem Reich heißt, eine Alaki, also ein Dämon, zu sein. Das Leben der normalen Frau ist bis ins kleinste Detail vorgegeben und geregelt. Sie sind die Gefangenen der männlichen Weltordnung. Sind sie unrein, so gelten sie als Aussätzige, Monster, Gefahr und müssen getötet werden. Doch als der Kaiser sie als Werkzeug braucht, werden sie in eigens für sie errichtete Ausbildungsstätten gebracht. Hier wird ihr Leben ebenso von Regeln und Fremdbestimmung beherrscht. Sie tauschen ein Gefängnis gegen ein anders ein.

Jeder Alaki wird ein männlicher Krieger, ein Jatu, zur Seite gestellt. Sie müssen sich gegenseitig unterstützen und schützen. Die Jatu empfinden den weiblichen Dämonen gegenüber in der Regel Angst und Abscheu. So ist es auch bei Deka und ihrem Vertrauten, dem Jatu Keita. Doch mit der Zeit wird aus Angst und Abscheu Interesse und Neugierde, schließlich Respekt und Vertrautheit. Diese Annäherung von Keita und Deka hat die Autorin sehr gut beschrieben. Als Leser/in spürt man richtig, wie aus Misstrauen und Distanz Vertrauen und Nähe werden.

Als die Zusatzausbildung von Deka und ihren Blutschwestern beginnt, wird die Geschichte endlich spannender. Deka wird von einer Marionette, die nur Vorschriften und Verhaltensregeln im Kopf hat, zu einer Figur, die anfängt, eigenständig zu denken und die Anweisungen und das Weltbild von Otera zu hinterfragen.

Die Motive der obersten Führerin der Ausbilderinnen, Weißhand, bleiben oft im Dunkeln. Immer wieder frage ich mich, was sie wirklich bezweckt. Ist sie aufrichtig oder sehr manipulativ? Sie hat viele Geheimnisse und weiß offensichtlich mehr als sie preisgibt.

Beides, die Fragen, die aufgrund von Weißhands Verhalten entstehen und die Neugier, die ich als Leserin empfinde, als Deka immer mehr die Gegebenheiten hinterfragt, steigert die Spannung und mein Lesevergnügen. Dazu kommt, dass die Einfälle, die die Autorin im Laufe des Buches hat und die Wendungen, die „Die Göttinnen von Otera – Golden wie Blut“ nimmt, dafür sorgen, dass ich gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören kann und will. Und nun am Ende von Band 1 frage ich mich, wie soll ich es schaffen, ein Jahr lang auf Band 2 zu warten?

Bewertung vom 21.10.2020
Love is Bold - Du gibst mir Mut / Love is Bd.2
Engel, Kathinka

Love is Bold - Du gibst mir Mut / Love is Bd.2


ausgezeichnet

Ich liebe Bonnie und Jasper

Seit 13 Jahren ist Bonnie nun schon in Jasper verliebt. Jasper ist der Mann ihrer besten Freundin Blythe. Doch dann erkrankt Blythe an Krebs und lässt Jasper mit den beiden kleinen Kindern zurück…

Die Autorin Kathinka Engel lässt uns in die Musikszene von New Orleans eintauchen. Und ich verliebe mich sofort in das künstlerische Flair des Buches. Das gesamte Setting des Buches mit den Mitgliedern der Band After Hours, dem Haus mit Garten, in dem Jasper mit seinen Kindern wohnt, den sonntäglichen Treffen der Nachbarn und Freunde im Haus von Bonnies Mutter, dem Großvater von Jasper, der ein echtes Original ist und den vielen anderen Freunden und Menschen, denen wir in dem Buch begegnen, ist einfach einmalig. Am liebsten möchte ich selber sofort nach New Orleans aufbrechen und in diese Szene eintauchen.

Das Buch besteht aus lauter Menschen, die mir als Leserin sofort ans Herz gewachsen sind und die man einfach gern haben muss. Egal, ob es sich um den altklugen Sohn von Jasper, Weston, handelt, Babysitterin Phoenix, die früher ein Mann war, ihr Partner Jacob, der von Beruf Psychotherapeut ist, um den unkonventionellen Großvater Hugo. Alle sind einfach unglaublich liebenswert. Doch besonders ans Herz gewachsen ist mir Bonnie. Die unsichere, empathische, doch sehr kluge Bonnie. Sie hat alles Glück dieser Welt redlich verdient. Sie muss es selbst nur auch glauben.

Und Jasper ist selbstverständlich ein Traumtyp. Als Witwer mit zwei kleinen Kindern, einem Einkommen aus den Gigs mit der Band und Klavierunterricht und leider auch hohen Schulden, sieht er sich allerdings selbst nicht so. Aber wir Leserinnen sind uns sicher, dass er es ist. Beim Lesen von „Love is bold – Du gibst mir Mut“ habe ich zwar hin und wieder gedacht, dass kaum ein Mann so aufmerksam und ehrlich gegenüber seinen Gefühlen ist. Aber dies ist ja ein Buch. Da dürfen auch Männer einmal perfekt sein.

Toll ist, wie die Autorin die Figuren über die Musik miteinander kommunizieren lässt. So gibt es z.B. eine Szene, in der Jasper und Bonnie mit Hilfe ihrer Instrumente miteinander flirten. Das wirkt auf mich unglaublich poetisch und viel eindringlicher als ein Flirt mit Worten sein könnte.

Das Ende des Buches war für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen. Aber ich bin generell keine Freundin von einem langen „Showdown“, auch nicht bei Liebesromanen. Trotzdem ist das Buch sehr gut und auf jeden Fall lesenswert, wenn man auf Liebesromane steht.

Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit der Band After Hours im dritten Teil der Reihe und werde in der nächsten Zeit auf jeden Fall noch Band 1 nachholen.

Bewertung vom 05.10.2020
Vier Tage im Juni
Nüse, Jan-Christoph

Vier Tage im Juni


ausgezeichnet

Guter Politthriller

1963: Deutschland steht Kopf. John F. Kennedy hat einen mehrtägigen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland angekündigt. Sowohl die Sicherheits- als auch die Geheimdienste der USA und Deutschlands haben alle Hände voll zu tun, denn es gibt kein schlimmeres Szenario, als ein erfolgreiches Attentat auf den Präsidenten von Amerika auf deutschem Boden.

Beim Aufschlagen des Buches war ich schon begeistert von dem Autor Jan-Christoph Nüse. Denn er stellt der eigentlichen Geschichte ein Personenregister und eine kleine Chronologie, zur Einordnung der Handlung in den historischen Kontext, voraus. Da wir in dem Buch „Vier Tage im Juni“ auf historische Figuren treffen, finde ich es sehr hilfreich und wichtig, dass ich als Leserin eine Vorstellung der politischen Verhältnisse vor Augen habe, wenn ich das Buch lese.

Am Ende des Buches gibt es noch einen Anhang, in dem wir Auszüge aus Dokumenten der damaligen Zeit finden. Zudem hat der Autor ein Literaturverzeichnis angelegt. Dadurch erhält das Buch eine viel größere Glaubwürdigkeit und Seriosität.

Die Geschichte spielt im Jahr 1963 und der Autor schafft es schnell, mich in dieses Jahr zu versetzen. Dies geschieht zum einen durch die Charakterisierung der Figuren, allen voran durch die Darstellung der Chefsekretärin des Leiters des Bundeskriminalamtes. Zum anderen fällt beim Lesen schnell auf, dass die Kommunikationstechnologie der 60er Jahre natürlich die einer ganz anderen Zeit ist. Es gab keine Handys zur Verständigung, Liveübertragungen von einem Erdteil zum anderen waren nur möglich, wenn der Satellit richtig stand. Durch die Beschreibungen ist mir zudem bewusst geworden, wie ruhig und entspannt der Lauf der Welt damals war. Trotz der schwierigen Aufgabe, den „Führer der freien Welt“ zu beschützen, habe ich nichts vom Stress der heutigen Zeit wahrgenommen.

Die geschichtlichen Ereignisse werden mit einer Attentatsgeschichte verknüpft. Daran hat mir besonders gefallen, dass ich mir vorstellen konnte, dass es genauso gewesen sein könnte. Es gibt Spionage, Intrigen, Fanatismus und nach und nach entwickelt sich daraus eine spannende Erzählung. Die unterschiedlichen Mächte, die agieren, und die Fäden, die mal hier und mal da gezogen werden, sind geschickt miteinander verknüpft. Gut und Böse sind nicht schwarz-weiß gezeichnet und einfach zu erkennen. Das hat mir super gefallen. Alles in allem ein Buch, das sich lohnt, wenn man gerne Geschichten mit historischem Hintergrund liest.

Beim Erzählstil wird deutlich, dass der Autor aus dem journalistischen Bereich kommt. Das Buch wirkt auch vom Schreibstil seriös und nicht effektheischend oder boulevard-belletristisch. Auch das hat mir sehr gut gefallen.

Lediglich der Showdown hätte sich schwieriger gestalten können. Da ging mir alles zu leicht von der Hand. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. Und ich bin schon gespannt, mit welchen politischen Themen sich Jan-Christoph Nüse in seinem nächsten Thriller beschäftigen wird.

Bewertung vom 05.10.2020
Nalas Welt
Nicholson, Dean

Nalas Welt


ausgezeichnet

Ein Buch, das sich auf jeden Fall lohnt

Der Schotte Dean macht sich im September 2018 mit seinem besten Freund auf den Weg, die Welt mit dem Fahrrad zu bereisen. Schon bald trennen sich die Wege der beiden und Dean reist alleine per Fahrrad weiter. In Bosnien läuft ihm in der Einöde ein kleines, abgemagertes Kätzchen über den Weg. Die beiden sind sofort ein Team und reisen fortan gemeinsam. Auf Instagram berichtet er von seiner Tour und stellt dort Fotos von seiner Katze, Nala, ein. Die beiden finden eine große Heerschar von Fans, die ihre weiteren Abenteuer verfolgen…

Ich mag Reiseberichte sowieso schon sehr gerne. Die Menschen brechen zu Abenteuern auf, für die ich niemals mutig genug wäre. Doch von den Abenteuern und Reisen lese ich für mein Leben gerne. Aber das Buch „Nalas Welt“ von Dean Nicholson ist noch einmal etwas ganz Besonderes. Denn ich liebe Katzen. Sie sind einfach wunderbare, eigensinnige Geschöpfe. Und eine Katze auf Reisen ist schon etwas sehr Ungewöhnliches.

Dean macht auf seinen Abenteuern mit Nala eine unglaubliche Entwicklung durch. Bisher war der etwa 30-jährige Mann darauf aus, aus dem Leben eine einzige Party zu machen. Ihm fehlten das Verantwortungsbewusstsein und die Reife, die er in seinem Alter eigentlich haben sollte. Doch durch Nala wird ihm bewusst, dass er nun Verantwortung für ihr und auch für sein Leben trägt.

Die Geschichten in diesem Buch sind lustig, niedlich, abenteuerlich, aber auch mal traurig. Deshalb habe ich das Buch als sehr abwechslungsreich empfunden. Die Fotos von den beiden sind natürlich eine schöne Ergänzung zu dem Geschriebenen. Dean wirkt auch dadurch sehr sympathisch, dass er sich im Laufe der Reise immer mehr für den Tier- und Umweltschutz einsetzt. Er versucht immer wieder Tiere zu retten, die ihm auf der Reise begegnen und Hilfe benötigen. Aber er setzt auch seine steigende Bekanntheit dafür ein, Geld zu sammeln und an kleine, bedürftige Organisationen zu spenden.

Ich wünsche den beiden weiterhin gute Fahrt und ein langes, gemeinsames glückliches Leben.

Bewertung vom 29.09.2020
Wings of Fire 1
Sutherland, Tui T.

Wings of Fire 1


sehr gut

Tolle Botschaft, aber auch sehr brutal

Die Legende sagt voraus, dass fünf Drachlinge den Krieg zwischen den verschiedenen Drachenrassen beenden werden. Eine Gruppe, die sich „Klauen des Friedens“ nennt, kümmert sich um die Aufzucht und Ausbildung dieser fünf Retter. Doch es klappt nicht immer alles so, wie die Drachen sich das erhoffen…

Am Anfang kamen mir die fünf Drachlinge sehr jung vor, sodass ich in Gedanken immer Littlefoot aus „In einem Land vor unserer Zeit“ und seine Freunde vor Augen hatte. Dadurch bin ich davon ausgegangen, dass dieses Buch für ein jüngeres, kindliches Publikum geschrieben wurde. Gedacht ist es für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Da das Buch im weiteren Verlauf teilweise sehr brutal und gewalttätig ist, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich es meinen heranwachsenden Kindern tatsächlich zum Lesen geben würde.

Begeistert hat mich, wie unterschiedlich die Charaktere der fünf Drachlinge angelegt sind. Und obwohl sie alle unterschiedlichen Drachenrassen entstammen, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Die obersten Führer/innen der jeweiligen Drachenrasse sind alle weiblich, was einmal eine nette Abwechslung zum sonst eher männlich geprägten Weltbild in Fantasybüchern ist.

Die fünf Drachlinge – Clay, Tsunami, Sunny, Starflight und Glory – sind eine tolle Truppe. Als Glory von den „Klauen des Friedens“ getötet werden soll, weil sie nicht Teil der Prophezeiung ist, beschließen die fünf gemeinsam zu fliehen. Leider machen sie dadurch die restliche Drachenwelt, vor der sie bislang versteckt gelebt haben, auf sich aufmerksam und geraten in Gefangenschaft der bösen Königin Scarlet. Ab hier wird die Geschichte richtig interessant. Clay und seine Freunde müssen ein paar Prüfungen und Abenteuer bestehen. Das ist unterhaltsam, spannend und als Leserin habe ich mit ihnen gebibbert und gezittert.

Das Buch ist in meinen Augen ein gutes Beispiel gegen Rassismus. Immer wieder wird die Freundschaft der fünf Drachlinge, die fünf unterschiedlichen Rassen entstammen, betont. Nach und nach erfahren wir, was die besonderen Eigenschaften der fünf Freunde sind. Jede/r kann etwas ganz Besonderes und zusammen sind sie um ein Vielfaches stärker als allein. Zudem sehen sie sich als Botschafter des Friedens. Zu Beginn des Buches kann man sich gar nicht vorstellen, was sie überhaupt ausrichten können. Doch sie werden stärker, mutiger, selbstbewusster und im Laufe der Erzählung habe ich als Leserin auch Vertrauen in ihre Fähigkeiten erlangt.

Sie bekommen Unterstützung, aber es scheint auch immer wieder Komplotte gegen sie zu geben. Nachdem sie nun die erste Hürde genommen haben, bin ich sehr gespannt, wie ihr weiterer Weg aussehen wird…

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2020
Moonlight Touch / Chroniken der Dämmerung Bd.1 (MP3-Download)
Jager, Jennifer Alice

Moonlight Touch / Chroniken der Dämmerung Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Spannende Fantasygeschichte

Nachtalben sind im Land der Alben ein gehasstes und gefürchtetes Volk. Deshalb ist die Nachtalbe und Diebin Sheera erstaunt, als sie in den Palast der Königin gebracht wird, um dort an einem Wettbewerb zur Bestimmung der nächsten Königin teilzunehmen.

Zu Beginn gibt es im Buch zwei Handlungsstränge. Wir lernen Sheera kennen, wie sie gerade einen angesehenen Hochalben aus dem Adel bestiehlt. Als sie kurz darauf von der königlichen Garde verfolgt und festgenommen wird, glaubt sie, dass ihre Diebestouren aufgeflogen sind. Zeitgleich begeben wir uns ins Nachbarland. Hier leben die Menschen. Thronfolger Lysander will mit seiner Geliebten fliehen. Doch dieses Vorhaben wird von seinem Vater vereitelt und der Kronprinz muss stattdessen an einem Turnier teilnehmen und sich beweisen. Sehr lange habe ich mich gefragt, wie diese beiden Handlungsebenen wohl verknüpft werden. Denn beide Erzählstränge schienen keine Überschneidungen aufzuweisen und ich konnte mir nicht vorstellen, was passieren könnte, damit Lysander und Sheera sich begegnen. Das machte mich sehr neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte.

Sheera ist eine sehr mutige, selbstbewusste Nachtalbe. Der Kronprinz Lysander ist dagegen oft sehr weltfremd und naiv. Doch beide Figuren gehören zu den wenigen Sympathieträgern des Buches.

Jennifer Alice Jager hat mich mit ihrem eingängigen, flüssigen Schreibstil schnell in ihre Fantasywelt gezogen. Die einzelnen Orte des Geschehens sind so gut und plastisch beschrieben, dass ich sie als Leserin sofort vor Augen hatte. Die Grenzen zwischen Freund und Feind sind in dieser Welt immer wieder durchlässig und nicht nur Sheera fragt sich regelmäßig, wer ihr wohlgesonnen und wer ihr Feind ist. Aber gerade das macht das Buch auch immer wieder spannend.

Die Handlung nimmt oftmals Wendungen, die ich so nicht vorhergesehen habe. Dadurch bleibt der Nervenkitzel, wie und ob sich alles zum Guten wendet, erhalten. Lesepausen habe ich nur noch gemacht, wenn sich dies nicht vermeiden ließ.

Das Ende ist sehr offen, sodass ich nach „Chroniken der Dämmerung 1 - Moonlight Touch“ nun voller Ungeduld auf Band 2 warte, indem ich erfahre, wie es mit Lysander und Sheera weitergeht.