Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2024
Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Als auf einer Baustelle in Berlin ein bislang unbekanntes unterirdisches Bunkersystem mit den skelettierten Überresten einer Familie gefunden werden, weiß noch niemand, welche Dimensionen dieser Fund haben wird. Allen Anschein nach sind die Mitglieder dieser Familie seit rund vierzig Jahren tot, verhungert und verdurstet.

Wenig später werden in Kiel, Hamburg und nahe Lübeck mehrere Menschen in ihren Häusern ermordet aufgefunden. Die Männer und die Frau haben einiges gemeinsam: Sie wurden gefoltert, gefesselt an einen Stuhl gebunden, anschließend erschossen und haben jeweils eine tote Taube im Schoß.

KHK Rudi Lehmann von der Polizeidirektion Flensburg und Kriminalassistentin Lykke Teit aus Kopenhagen, die bereits in „Gezeitenmord“, einem länderübergreifenden Kriminalfall sehr gut zusammengearbeitet haben, werden anlässlich einer Sondereinsatztruppe beauftragt, diesen Fall zu lösen.

In akribischer Kleinarbeit, die die beiden bis nach Berlin, in das Archiv der Stasi führt, kommen sie nur langsam vorwärts. Die Mordserie verlangt den beiden einiges ab, denn sowohl Lehman als auch Teit haben so ihre eigene Familiengeschichte.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der durchaus von wahren Begebenheiten inspiriert sein kann, hat mich sehr gut unterhalten. Auch mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall sind noch immer nicht alle Fälle von verschwundenen Personen restlos aufgeklärt. Die Ermittlungen mit all ihren Sidesteps und Sackgassen sowie gefährlichen Situationen sind recht realistisch geschildert.

Lehmann und Teit sind ein gutes Team, obwohl der Altersunterschied doch recht groß ist. Gut gefällt mir, dass Rudis Frau Verständnis für seinen Beruf hat und auch Lykke freundlich begegnet.

Interessant ist, dass der Täter und sein Motiv den Lesern schon recht bald sogar namentlich bekannt sind. Die Spannung liegt nun darauf, ihn zur Strecke zu bringen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der mich bis zur letzten Seite gefesselt und mir spannende Lesestunden beschert hat, 5 Sterne.

Bewertung vom 10.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


ausgezeichnet

Wer kennt ihn nicht, den Jack Unterweger, den Prostituiertenmörder, der als Häfn-Poet nicht nur Österreichs Schickeria, sondern auch die Justiz austrickste?

Jack Unterweger kommt als unehelicher Sohn einer Kellnerin und eines US-Soldaten 1950 im steirischen Judenburg (Österreich) zur Welt. Er wächst bei seinen Großeltern auf und fällt bereits als Jugendlicher durch Einbrüche und Gewalt gegen Frauen auf. Seinen ersten Mord begeht er 1974 und wird daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt. Er sitzt in der Strafanstalt Stein ein.

Es ist die Zeit von Justizminister Christian Broda, der von der Utopie einer „gefängnislosen Gesellschaft“ träumt, weil er jeden Verurteilten für resozialisierbar hält, und daher gleichzeitig Verfahren gegen Täter des NS-Regimes verschleppen lässt.

Diese Stimmung nutzt Unterweger, der zuvor kaum schreiben und lesen kann, um seinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Er dilettiert an Texten und schafft es, mit Unterstützung eine Art Autobiografie mit dem Titel „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“ zu schreiben. Nachdem es auch die Zeit des experimentellen Schreibens ist, wird das Buch von der Kulturszene begeistert aufgenommen. 1983 kommt es zu der legendären Lesung in der Strafanstalt, in der auch der Co-Autor dieses Buches eingeladen ist.

Aufgrund von zahlreichen Petitionen und Gutachten wird Unterweger 1990 vorzeitig entlassen und gilt als resozialisiert. Er treibt sich in und mit der Wiener Schickeria herum, erhält Aufträge seites des ORF, verfasst Theaterstücke und versucht sich als Journalist.

Noch weiß bzw. ahnt niemand, dass Unterweger Texte aus der Gefängnisbibliothek abschreibt und für seine Zwecke missbraucht. Selbst die Geschichten für die Radiosendung „Das Traummännlein“ schreibt nicht er selbst, sondern seine Mentorin Sonja von Eisenstein. Niemand erkennt die Manipulationen, mit der Unterweger die Menschen an der Nase herumführt.

„Die Öffentlichkeit, diese unbekümmerte Öffentlichkeit, die dank ihrer Persönlichkeiten, ihres Einflusses gearbeitet haben in der Sache, die haben Unterweger schlicht und einfach freigepresst.“ (Oberst Willibald Zach, damals stellvertretender Anstaltsleiter S. 58).

Und fast schon prophetisch ergänzt Zach:
„Mit der Sprache muss man vorsichtig umgehen. Man darf die Wirkung der Sprache nicht unterschätzen. Ich gehe so weit: Sprache kann töten.“(S. 58)

Dazu passt auch Unterwegers Interview am Tag seiner Entlassung:

„Im Prinzip bin ich gefährlicher als vor der Haft, weil ich ja das Denken gelernt hab und das Wort als Waffe verwenden kann.“ (S. 117)

In einer Talk-Show doziert er über Politik, die Strafrechtsreform (!) und andere aktuelle Themen der Gesellschaft. Wenn die Frage nach seinem Mord von 1974 kommt, wird er einsilbig und wirkt distanziert. Das Auditorium hält das für Reue.

Schon während der Haft erhält er Hunderte von Briefen, vor allem von Frauen, die sich zu ihm hingezogen fühlen. Nun, in Freiheit bedient sich Unterweger ihrer, denn Frauen sind für ihn vor allem eines: nützlich.

Wenig später werden in Brünn und wenige Wochen später in Bregenz zwei Frauen ermordet. Unterweger ist kurz davor in beiden Städten. Zufall? Oder, dass in den Wochen, die er in Los Angeles verbringt, mindestens drei Prostituierte erdrosselt werden? Noch ein Zufall?

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Die Polizei von LA und Wien arbeiten zusammen und für Unterweger klicken in den USA die Handschellen. 1994 wird er des neunfachen Mordes schuldig gesprochen und abermals zu lebenslanger Haft verurteilt, erhängt sich aber in der Nacht nach dem Urteil in seiner Zelle.

Meine Meinung:

Autor Malte Herwig ist Autor und Journalist und hat für Zeitungen wie die „SZ“ sowie Magazine wie den „Spiegel“ zahlreiche Prominente und auch einige Kriminelle interviewt.

In diesem Buch verquickt er gekonnt Fakten und Fiktion zu einer packenden Erzählung. Aus Interviews sowohl mit Unterweger selbst als auch mit Zeitzeugen hält er uns den Spiegel der Manipulationen des Serienmörders Zeit vor Augen. Die alte Weisheit „Man sieht nur, was man sehen will“ hat sich hier auf dramatische und tödliche Art bewahrheitet.

Der Titel ist an „American Psycho“ von Bret Easton Ellis angelehnt, der über den Serienmörder Patrick Bateman schreibt, der tagsüber in seinem Büro in der Wall Street saß und nächtens zahlreiche Menschen ermordete.

Fazit:

Dieser packenden Geschichte über die Verblendung zahlreicher Mitglieder der Wiener Society durch die Manipulation eines Serienmörders gebe ich gerne 5 Sterne. Möge sie als abschreckendes Beispiel dienen.

Bewertung vom 08.01.2024
Die Welt des Schnellkochens (eBook, ePUB)

Die Welt des Schnellkochens (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Seit ich denken kann, ist ein Schnellkopftopf Teil der familiären Küchenausstattung. Ob Großmutter oder Mutter beide hatten jeweils einen, allerdings ein österreichisches Produkt, das in den 1960er-Jahren um einiges preiswerter waren als jene von Fissler. Ich bin stolze Besitzerin eines Fisslers, dessen Potenzial ich längst noch nicht ausgeschöpft habe.

Dieses Buch bietet mir nun die Gelegenheit seine Fähigkeiten, anhand der 150 Rezepte auszuprobieren. Wobei, wenn ich es recht überlege, meine Rindsrouladen aus dem Schnellkochtopf oder das Gulasch sind zart und lassen sich in einer annehmbaren Kochzeit zubereiten. Auch Rindsuppe und Erdäpfel sind schnell gekocht.

Sehr interessant finde ich die technischen Erklärungen, die die Funktion und die unterschiedlichen Betriebsmöglichkeiten. Wahrscheinlich werden sich einige Leser mit dem umfangreichen Theorieteil nicht auseinandersetzen wollen. Aber, es schadet nicht, sich die Tipps anzusehen.

Wer noch keinen Schnellkochtopf in Gebrauch hat, kann dieses Buch als Entscheidungshilfe für den Kauf heranziehen. Zeit- und Energieersparnis machen den etwas höheren Preis eines Schnellkochtopfes recht bald wett.

Ich liebäugle seit ein paar Monaten mit einem Dampfgarer, aber scheint, als könnte der Schnellkochtopf auch als solcher eingesetzt werden. Schauen wir uns das einmal an.

Die rund 150 Rezepte sind gut beschrieben und bebildert. Wie heißt es in der Werbung so schön? Probieren Sie es einfach aus! Guten Gelingen und guten Appetit!.

Fazit:

Dieser Anleitung, den Praxis-Tipps und der Rezeptesammlung gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 08.01.2024
Die Patin vom Ku'damm (eBook, ePUB)
Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Die Patin vom Ku'damm (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der dritte Fall für Wolf Heller führt uns in das geteilte Berlin Anfang der 70er-Jahre. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin Paula kümmert sich Wolf um deren Kinder Astrid und Jochen, die sehr an ihm hängen. Leider ist der Beruf des Kriminalpolizisten für einen alleinerziehenden Vater der denkbar schlechteste. Daher will Heller den Dienst quittieren, ohne zunächst einmal zu wissen, womit er seine Brötchen verdienen will.

Doch meistens kommt es anders, als man denkt. In Hellers Fall ist es einerseits der Hausverwalter, der Heller und die beiden anderen Mieter aus dem Haus haben will, weil dieses abgerissen werden soll, und zum anderen wird ein Mitglied des Berliner Senats ausgerechnet von Wolf Heller auf der Transitstrecke zwischen der DDR und der BRD tot aufgefunden. Doch Borowski ist nicht nur tot, sondern seine Leiche wird so arrangiert, dass bei ungenauem Hinsehen, auch ein Selbstmord angenommen werden könnte. Und dann gibt es noch einen Toten auf einer der zahlreichen Baustelle der Barbara Albrecht.

Da bei Borowskis Tod ein Zusammenhang mit der „Patin vom Kudamm“, wie man die Besitzerin der größten Baufirma und Immobilienentwicklerin BerIins, Barbara Albrecht, auch nennt, vermutet wird, stellt man Heller die junge Vera Jung, eine Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität aus Bonn zur Seite.

Heller laviert zwischen den Ermittlungen zum aktuellen Fall, der Vertuschung vom Verschwinden des Hausverwalters und den Vaterpflichten, denen er nur ungenügend nachkommen kann, herum. Er kann sich nicht sicher sein, ob die toughe Vera, ihn nicht doch durchschaut.

Gemeinsam und manchmal auch parallel wühlen sich Heller und Jung durch einen Sumpf von Korruption, Prostitution und Gewalt. Dabei will Wolf Heller nichts mehr, als den Fall schnell abschließen und mit den Kindern Berlin verlassen.

Meine Meinung:

Das Autoren-Trio, das unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die Reihe rund um Wolf Heller schreibt, führt uns in diesem dritten Roman die Stimmung der 1970er-Jahre, die sich in eine radikale verändert, vor Augen. Wie immer verbinden sie gekonnt den Zeitgeist mit Spannung. So hat Barbara Albrechts Tochter Manuela ausgerechnet mit jenem Andi ein Pantscherl, der die Bundesrepublik bis zu seinem Tod 1977 in München-Stadelheim in Atem halten wird - gemeint ist natürlich Andreas Baader.

Das Ende des dritten Teils deutet darauf hin, dass Heller zwar Berlin verlassen wird können, den Polizeidienst möglicherweise aber nicht.

Fazit:

Eine fesselnde Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 08.01.2024
Sahel
Tchangari, Moussa

Sahel


sehr gut

Dieses interessante Buch beleuchtet jenen Teil Afrikas, den wir gemeinhin als „Sahelzone“ kennen. Diese geografische Bezeichnung umfasst die Staaten Mauretanien, Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Tschad, Sudan und Eritrea. Die meisten dieser Länder haben um 1960 ihre Unabhängigkeit von Frankreich erhalten bzw. erkämpft, doch die Nachwirkungen des Kolonialismus dauern bis heute. So taumeln die Länder von einer korrupten Regierung in die nächste, bis die Machthaber von einem Militärputsch hinweggefegt werden und häufig in Bürgerkriegen versinken.

Vor allem junge Menschen erhoffen sich von Regierungswechseln oft mehr Sicherheit und bessere Lebensperspektiven – und werden dann herb enttäuscht, denn wie Wirklichkeit sieht anders aus, als es die Propaganda versprochen hat. Das Ergebnis sehen wir täglich in den Nachrichten: Abertausende junge Männer, die sich nach Europa aufmachen.

Moussa Tchangaris Buch ist der Versuch, die großen politischen Herausforderungen der aktuellen Sicherheitskrise in der Sahelzone im Detail zu beleuchten. Er geht der Frage nach, warum es den Vereinten Nationen mit dem UN-Aktionsplan nicht gelang, die Krise zu stoppen. Tchangari kritisiert vor allem, dass die EU dezidiert Gelder für das Militär bereitstellt, was die Unsicherheiten im Land verstärkt hat, anstatt in die Landwirtschaft zu investieren. Auch die Prävention von gewalttätigem Extremismus bei Jugendlichen in Kombination mit fehlenden Bildungseinrichtungen ist nach Tchangari essenziell.

Meine Meinung:

Das Buch ist engagiert geschrieben und geht mit den ehemaligen Kolonialmächten sowie der UNO hart ins Gericht. Moussa Tchangari stellt seine Überlegungen bereits 2015/16 an. Ins Deutsche übersetzt ist es erst 2023 und genau das ist ein wenig die Schwäche dieses Buches. Einige der Länder wechseln ihre Machthaber durch Putsch und Gegenputsch so schnell, dass die Namen erwähnten Diktatoren nur mehr wenigen Lesern geläufig sind.

Fazit:

Wer sich dafür interessiert, WARUM so viele Menschen aus den Ländern der Sahelzone nach Europa auswandern (wollen), sollte unbedingt dieses Buch lesen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 08.01.2024
Zechenhölle
Sabrowski, Sylvia

Zechenhölle


weniger gut

Meine Meinung:

Band 1 „Zechentod“ hat mir wegen der anschaulichen Beschreibung der Zeche und des Bergmännischen Lebens sowie die triste Stimmung rund um die Schließung der Zeche recht gut gefallen. Den eigentlichen Kriminalfall dazu habe ich nur so lala gefunden. Anschließend habe ich aber Band 2 (Zechenkiller) versäumt und bin nun überrascht über den 3. Fall für die Psychologiestudentin Liesa Kwatkowiak und den Computernerd Timo Goretzka, die nun abermals ihre Fähigkeiten als Privatschnüffler beweisen dürfen.

Nun, diesmal kann mich der Krimi so gar nicht überzeugen. Diese Getriebenheit von Liesa, dass sie trotz ihrer Panikattacken den Tod Alina Jankowski aufklären möchte, kann ich sogar nicht nachvollziehen. Natürlich bringt sie sich mit ihrer Undercover-Aktion selbst in Gefahr. Ob sie sich und den anderen etwas beweisen will? Ich finde es unglaubwürdig, dass man nach einer (!) Vorlesung in Kriminologie das Rüstzeug und die Fähigkeit haben kann, eine Fallanalyse durchzuführen.

Schmunzeln musste ich mehrmals über Omma Gertrude, die durch ihren trockenen Humor auffällt.

Fazit:

Was den Krimi vor dem Flop rettet, sind die Beschreibungen der Lost Places hier im Zechengebiet Herten, das tolle Cover sowie das Flair und die trostlose Atmosphäre des Ruhrgebietes. Den Band 2 werde ich so wie etwaige Nachfolger nicht mehr lesen. Es reicht für gerade einmal 2 Sterne.

0 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2024
Ausgeträllert
Rauter, Anja

Ausgeträllert


sehr gut

Samantha Sauers Job in einem Wiener Innenstadtimmobilienbüro kann ihre Lebenshaltungskosten nicht decken, weshalb die alleinerziehende Mutter einer dreizehnjährigen Tochter, zusätzlich als Privatermittlerin tätig ist. Das Spezialgebiet der ehemaligen Polizistin, die kein Blut sehen kann, sind Observierungen untreuer Ehemänner, um deren Ehefrauen Beweismittel für die Scheidungen zu liefern. Daher ist sie es gewöhnt, Augen und Ohren offen zu halten und auf Nebensächlichkeiten zu achten.

Sie ist in genau einer solchen Mission in der Wiener Staatsoper unterwegs, als sie einen veritablen Streit zwischen der Operndiva Francesca Cuttolini und einem vorerst unbekannten Mann mithört und alles mit dem Mobiltelefon aufnimmt.

Als die Diva wenig später tot am Treppenende in der Oper gefunden wird, zählt sie eins und eins zusammen. Die Polizei, in der Person von Stephan Müller, geht allerdings von einem Unfall aus. Gemeinsam mit ihrer Mutter Theresa, der Witwe eines Polizisten, und einer befreundeten Gräfin, macht sie sich auf Spurensuche. Dabei kommt sie sowohl dem Ermittler als auch dem Täter ziemlich nahe.

Meine Meinung:

Dieser Wiener Opern-Krimi aus dem Servus-Verlag hat mich gut unterhalten. Das Cover mit der Prunkstiege passt sehr gut zum Thema. Wie es für die Regionalkrimis des Verlages üblich ist, hat auch dieses Buch einen farbigen Blattschnitt, diesmal passend zum roten Teppich in derselben Farbe. Auf den Vorsatz- bzw. Nachsatzblättern ist ein Stadtplan skizziert, um sich auch geografisch im Krimi zu orientieren.

Als Wienerin bin ich mit den Örtlichkeiten bestens vertraut, auch wenn ich die Sky-Bar nicht aufsuche und das Café Mozart für meinen Geschmack zu touristisch ist.

Der Krimi selbst ist leicht zu lesen. Manches ist ziemlich vorhersehbar. Die Hinweise auf den Täter hätte meiner Meinung schon ein wenig früher platziert werden sollen.

Die Charaktere sind recht gut gelungen. Hauptperson Samantha hat es nicht leicht: Sie wohnt mit der pubertierenden und naseweisen Tochter Lisa bei ihrer ziemlich dominanten Mutter, die zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber ganz schön anstrengend ist. Eine Figur, die ich noch nicht so richtig einordnen kann, ist Gräfin Cosima. Ist sie wirklich eine Freundin oder nur die Dosenöffnerin für Kater Strizzi, der natürlich (fast) allen die Show stiehlt.
Die beginnende Romanze mit dem Polizisten Stephan Müller hätte es für mich nicht gebraucht, aber vielleicht entwickelt sich da etwas für weitere Krimis.

Neben aller Leichtigkeit spricht die Autorin ein ernstes Thema an: Viele Alleinerzieherinnen können kaum mit nur einem Job den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder bestreiten.

Fazit:

Ein leicht zu lesender Wien-Krimi, der in die Welt der Wiener Staatsoper führt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 08.01.2024
Anton Bruckner

Anton Bruckner


sehr gut

Wenn im Neujahrskonzert 2024 erstmals ein Werk von Anton Bruckner (1824 - 1896) gespielt wird, ist das ein würdiges Geburtstagsgeschenk zum 200. Geburtstag des großen Komponisten sowie eine späte Anerkennung seines Wirkens. Gerade rechtzeitig erscheint diese Biografie, um Anton Bruckner zu feiern.

Die von Alfred Weidinger und Klaus Petermayr herausgegebene Biografie mit Beiträgen von zehn ausgesuchten Bruckner-Spezialisten schildert detailliert die wenig bekannten Anfänge Bruckners vom Dorfschullehrer bis zum Organisten in Linz und schließlich zum erfolgreichen Komponisten und Lehrer für Kontrapunkt in Wien.

Das ist in zahlreiche Kapitel gegliedert, die sich an den Aufenthaltsorten Bruckners in der Zeitleiste orientieren. Dazwischen gibt es zahlreich Exkurse, die, wie z. B. jener zu Bruckners Orgeln, die vermutlich nur Organisten und Insidern verständlich sind.

Allerdings beschäftigt sich die Biografie nicht ausschließlich mit Anton Bruckner, sondern ist ein höchst interessantes Zeitdokument, das manchmal den Jubilar vernachlässigt und sich in extremen Details verliert. So schweift es im Kapitel „Präparanderie Linz“ für knapp zehn Seiten in das Schulsystem des 18. Jahrhunderts ab. Natürlich ist es für historisch Interessierte fesselnd zu lesen, dass die Ausbildung zum Trivial (= Grundschul)lehrer zu Beginn lediglich sechs (!!) Wochen betragen hat und die angehenden Lehrer haben

“.. Schön und halbwegs richtig schreiben und alle Druckarten lesen konnte, daß er im Rechnen die vier Grundrechnugsarten, das Bruchrechnen und das Rechnen nach dem Dreisatz beherrschte, daß er etwas von Sprachlehre verstand, sich im Gebrauch der Normalmethode auskannte und ansonsten mit den Verordnungen bekannt gemacht hat und danach zu handeln wusste.“ (S. 56)

Aus der Präparanderie Linz, die eine Vorzeigeinstitution ist, wird übrigens später eine Lehrerbildungsanstalt.

Die eine oder andere Anekdoten wird eingeflochten. So wird auf Bruckners eigenwilligen Kleidungsstil eingegangen und angemerkt, dass der Komponist niemals seine Mahlzeiten selbst kochte. Warum das Nicht-Kochen eine Erwähnung findet, erschließt sich mir jetzt nicht wirklich, denn zu dieser Zeit haben Männer kaum ihre Mahlzeiten selbst gekocht. Allerdings finden wir einen Speiseplan mit seinen Lieblingsspeisen, die ihm entweder seine Haushälterin zubereitet oder die er in den diversen Gasthäusern genossen hat: die Krebssuppe und die gefüllte Kalbsbrust sowie als Süßspeisen Zwetschkenknödel, Apfelschlangerl und Erdäpfel-Nudeln.

Auch Bruckners eigenartiger Umgang mit Frauen wird mehrfach erwähnt. Er scheint durch seine streng religiöse Erziehung im Stift St. Florian einen „Knacks“ erlitten zu haben.

Das Buch ist ein gelungener Beitrag zum Bruckner-Jahr 2024. Es enthält zahlreiche Abbildungen, eine Zeittafel und wurde in Zusammenarbeit mit der OÖ Landeskultur GmbH erstellt.

Fazit:

Wenn im Neujahrskonzert 2024 erstmals ein Werk von Anton Bruckner gespielt wird, ist das ein würdiges Geburtstagsgeschenk zum 200. Geburtstag des großen Komponisten sowie eine späte Anerkennung seines Wirkens. Gerne gebe ich dieser informativen Biografie 4 Sterne.

Bewertung vom 04.01.2024
Mit dem Schnee kommt der Tod (eBook, ePUB)
Upson, Nicola

Mit dem Schnee kommt der Tod (eBook, ePUB)


sehr gut

Dies ist der dritte Band der Reihe rund um Krimiautorin Josephine Tey und ihrem Freund Archie Penrose, dem Ermittler von Scotland Yard.

Es ist Weihnachten 1938, die Weltlage ist äußerst instabil, denn das NS-Regime hat sich in diesem Jahr Österreich und die Tschechoslowakei einverleibt und die jüdische Bevölkerung ist den Repressalien ausgesetzt. Eine Gruppe von Briten versucht durch eine Spendenaktion Geld aufzutreiben, um jüdischen Kindern die Ausreise aus Nazi-Deutschland zu ermöglichen. Unterstützung erhält diese Gruppe rund um die Burgherrin von St. Michael’s Mountvon Marlene Dietrich, die auf dem Weg nach Amerika ist.

Kaum sind alle Gäste in St. Michael’s Mount eingetroffen, wird die kleine Insel vor Cornwall durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. Als dann am Weihnachtstag zwei Menschen tot aufgefunden werden, müssen Josephine Tey und Archie Penrose, auf sich alleine gestellt, die Ermittlungen aufnehmen.

Meine Meinung:

Wir bekommen es mit einem typisch britischen Kriminalroman zu tun: Eine überschaubare Gruppe, von der mindestens einer ein Mörder sein muss.

Geschickt werden die Krimiautorin Josephine Tey (1896-1952) und Weltstar Marlene Dietrich (1901-1992) in das fiktive Krimigeschehen eingebunden. Die eine als Ermittlerin, die andere als ruhender Pol. Außer Penrose, Tey und der Dietrich sind alle Anwesenden verdächtig.

Der Krimi, der mein Erster von Nicola Upson ist, ist flüssig und gut zu lesen. Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und es dauert eine Weile, bis der Zusammenhang zwischen den Morden von 1920 und 1938 hergestellt werden kann. Ich hatte kurzfristig eine andere Person als Täter im Auge.

Fazit:

Diesem Krimi, der viele Elemente von Agatha Christies Krimis enthält, gebe ich gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 03.01.2024
Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan (eBook, ePUB)
Watchers, Weight

Weight Watchers - der neue 4 Wochen Powerplan (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach den Feiertagen haben Abnehm-Bücher wieder Hochsaison. Weight Watchers, in meinem Umfeld liebevoll-spöttisch „Gewichtssekte“ genannt, bildet da keine Ausnahme.

In seiner langen Geschichte hat Weight Watchers mehrmals die Richtlinien geändert. Seit rund 20 Jahren gibt es nun das Punktesystem für Lebensmittel. Damit fällt das oft lästige Kalorienzählen weg. Zusätzlich hat es einen psychologischen Nebeneffekt: die Zero-Points. Das sind Lebensmittel, die so wichtig für den Körper sind, dass sie jedenfalls gegessen werden müssen, also z.B. Eiweiß. Das suggeriert natürlich, dass hier gevöllert werden darf.

Doch zurück zu diesem 160-seitigen Kochbuch.

Gut gefällt mir, dass die meisten Rezepte für Einzelportionen berechnet sind!

Nach dem Inhaltsverzeichnis gibt es eine Einführung über gesunde Ernährung und das Abnehmen. Man erfährt etwas über das Punktesystem und ZeroPoint Lebensmittel. Man muss kein Mitglied von WeightWatchers sein, um diese Rezepte nachkochen zu können. Bei diesem 4-Wochen-Power-Plan sind zwei Mahlzeiten vorgeplant, die aus den Rezepten zusammengestellt werden können. Um die Abnehmwilligen bei der Stange zu halten erzählen erfolgreiche Mitglieder (Achtung, „Gewichtssekte“!) wie sie ihr Wunschgewicht erreicht haben. Dass es ohne Bewegung nicht geht, ist klar.

Dann sind schon die Rezepte an der Reihe. Mir regen auf den ersten Blick Folgende an, die ich demnächst ausprobieren werde:

Buntes Frühstücks-Snack-Board
Pak-Choi-Tatar-Pfanne mit Reis
Hüttenkäse-Bowl-mit Räucherlachs und Ei
Blumenkohlreis-Bowl mit Garnelen
Zitronige Eistörtchen

Die meisten Zutaten sind das ganze Jahr über erhältlich. Bei vielen Rezepten bleiben Reste von Zutaten (halbe Salatgurke, halbe Avocado etc.) übrig. Da gibt es dann einen Vorschlag, wie diese Reste am nächsten Tag verwertet werden können. Das gefällt mir sehr gut, denn ich finde es immer schade, Lebensmittel wegwerfen zu müssen.

Fazit:

Es ist nicht notwendig, Mitglied von WW zu sein. Die Rezepte bringen Farbe und eine ausgewogene Ernährung auf den Teller. Dass sie einfach zuzubereiten sind und (hoffentlich) schmecken, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.