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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 965 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2024
Blutiges Erbe / Die Brüder Sass Bd.4 (eBook, ePUB)
Jensen, Michael

Blutiges Erbe / Die Brüder Sass Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Krimi ist der vierte aus der Reihe „Syndicat Berlin“. Geschickt verquickt Autor Michael Jensen Fakten mit Fiktion. Zu den Fakten gehören die Brüder Sass und zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Berlin von 1925 und 1926. Hier sind Marlene Dietrich, Ernst Gennat, Fritz Lang oder Sergej Eisenstein sowie zahlreiche Männer, die eine politische und daher undurchsichtige Rolle spielen wie Harry Graf Kessler oder Hermann Ehrhardt, zu nennen.

Worum geht’s?

Im Herbst 1925 wird auf dem Ufa-Gelände in Nowawes/Potsdam ein russischer Diplomat ermordet. Er soll ein Bekannter des russischen Regisseurs Sergej Eisenstein gewesen sein, der eben seinen Revolutionsfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ abgedreht hat. Ein toter Diplomat ist zu keiner Zeit und in keinem Land gerne gesehen, bedeutet das für die ermittelnden Polizisten Einmischungen der Politik. Das müssen auch Paul Konter und sein Kollege Jens Druwe zur Kenntnis nehmen. Doch Paul wäre nicht Paul, wenn er sich an die Vorgaben hielte und ermittelt heimlich weiter. Dazu bedient er sich seiner Kontakte zur Familie Sass sowie zu anderen Ganoven.

Als dann das Gerücht um das „Rote Erbe“, nämlich Geld und Juwelen der aus dem revolutionärem Russland geflohenen Adeligen, die Runde macht, fasst Franz Sass, der mit den Unternehmungen der letzten Jahre kein so glückliches Händchen bewiesen hat, einen aberwitzigen Plan: Er will nicht nur ein Stück vom Kuchen, sondern gleich den ganzen und beginnt mit den Vorbereitungen zu einem waghalsigen Coup. Danach will er sich mehr oder weniger zur Ruhe setzen und am Stadtrand von Berlin gemeinsam mit einer Famiglia aus Neapel steuerschonend für die Italiener ein Casino betreiben.

Meine Meinung:

Die Weimarer Republik und die Filmstudios der Ufa sind hier Kulisse für einen hochspannenden und unterhaltsamen historischen Krimi, der aus dem Blickwinkel der Unterwelt erzählt wird. Dieser Blickwinkel beschert den Lesern Einblicke in die Netzwerke der diversen Mitwirkenden. So ist an manchen Stellen nicht ganz klar, wer die Guten und die Bösen sind, denn die Grenzen verschwimmen immer wieder. Vor allem Paul Konter wandelt, mit stillschweigender Duldung von Kriminalrat Ernst Gennat, auf einem äußerst schmalen Grat. Ich befürchte, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ihm das Ganze um die Ohren fliegen wird.

Die Handlung ist, wie in den Vorgängern fesselnd erzählt. Die Charaktere sind vielschichtig angelegt.

Im Nachwort erklärt Autor Michael Jensen einiges zum historischen Hintergrund.

Gut gefallen hat mir, dass ich Jens Druwe, einer Figur aus einer anderen Krimi-Reihe des Autors, wieder begegnen durfte. Michael Jensen schafft es immer wieder, fiktive Figuren und historische Persönlichkeiten elegant in die Story einzubetten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Kriminalroman aus der Zeit der Weimarer Republik, der mich sehr gut unterhalten hat, 5 Sterne.

Bewertung vom 26.02.2024
Watermans Tod
Laue, Mara

Watermans Tod


ausgezeichnet

Ich mag Mara Laues Whisk(e)y-Krimis! Egal ob sie, wie jene Reihe rund um Privatdetektivin Rowan Lockart in Schottland oder wie dieser hier in der Republik Irland spielen. Das „Wasser des Lebens“ auf gälisch uisge beatha darf nicht fehlen.

Als Cian Waterman tot in seinem Pub Merman’s Song liegt, wundert das niemand, gilt er doch als raubeiniger Zeitgenosse mit vielen Feinden. Dass man ihn allerdings gleichzeitig vergiftet, erstochen und zu guter Letzt noch den Schädel eingeschlagen hat, also gleich dreimal getötet hat, stellt Inspector Cathal O’Donovan vor eine große Herausforderung.

Also klappert er alle potenzielle Täter der Reihe nach ab: vorrangig natürlich die liebe Verwandtschaft wie Watermans Schwager, der den beabsichtigen Verkauf des Pubs verhindern wollte und die Kellnerin, von der behauptet wird, sie sei Cians Geliebte gewesen und die das Lokal dann auch noch erbt. Oder muss die Polizei doch die drei Männer, mit denen der Tote am Abend des Todes einen veritablen Streit hatte, ausforschen? Oder hat sich ein Teilnehmer am „Limerick-Bewerbs“, der regelmäßig im Pub stattfindet und angeblich von Cian manipuliert worden ist, gerächt? Und was hat die Lücke von zwei Jahren in Watermans Lebenslauf zu bedeuten? Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Ein tödliches?

Fragen über Fragen, die den sympathischen Ermittler ziemlich fordern, den kaum ist eine halbwegs beantwortet, taucht eine neue auf.

Meine Meinung:

Ich kenne ja schon einige Krimis aus der Feder von Mara Laue, die meistens klassische Ermittlerkrimis sind. Die Krimis sind, auch wenn sie nicht allzu viele Seiten haben, sehr gut strukturiert. Sie enthalten viel Lokalkolorit sowie Hinweise auf historische Ereignisse, die sehr gut recherchiert sind, und Auswirkungen auf das aktuelle Verbrechen haben. Nebenbei erfährt der Leser einiges über Land und Leute.

Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Die Leser werden mehrmals auf falsche Fährten gelockt.
Die Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten und sorgen, sowie wie Cian Waterman, für Überraschungen.

Fazit:

Diesem klassischem Ermittlerkrimi, der uns ins irische Limerick mit erlesenem Whiskey und jenen fünfzeiligen Gedichten, eben Limericks, führt, gebe ich sehr gerne 5 Sterne. Sláinte!

Bewertung vom 21.02.2024
Freud schweigt (eBook, ePUB)
Posiadly, Frank

Freud schweigt (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser historische Roman wird in zwei Zeitebenen um den Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud erzählt. Die erste beschreibt seine Hamburger Jahre und die zweite seine Emigration 1938 nach England ins Exil.

Der junge Sigmund Freud hat Martha Bernays 1882 kennen und lieben gelernt. Leider steht einer Hochzeit das auf beiden Seiten fehlende Vermögen entgegen. So bemüht er sich, Patienten aus der vermögenden Hamburger Gesellschaft zu finden. Doch alles was er zunächst entdeckt, sind ein totes Baby in einem Fleet, drei Jugendliche, die sich mit allerlei Gaunereien über Wasser halten und Elfie, das ehemalige Dienstmädchen einer angesehen Hamburger Familie, das in einer Heilanstalt untergebracht ist und mehr als ein Geheimnis mit sich herumträgt.

Im Erzählstrang rund um Freuds Emigration lernen wir einen todkranken Freud kennen, der auf Grund seines Alters und der Krebserkrankung nur mehr ein Schatten seiner selbst ist.

Meine Meinung:

Sehr geschickt sind hier Fakten und Fiktion miteinander verquickt. Wir lernen hier die extremen Gegensätze der Hamburger Bevölkerung kennen: Hier die Reichen, als Pfeffersäcke bezeichneten Handelshäuser, und dort diejenigen, die sprichwörtlich von der Hand in den Mund leben und sich durch kleine (oder größere) Gaunereien über Wasser halten. Zentrales Thema ist der Missbrauch des Dienstpersonals durch die Herrschaft und dessen Folgen, die natürlich das Personal zu tragen hat.

Sigmund Freud wirkt auf mich nicht sehr souverän, was aber verständlich ist, ist er doch als Wiener Jude mit der Hanseatischen Lebensweise nicht vertraut. Die ständigen Geldnöte, das intensive Suchen nach zahlungskräftigen Patienten machen aus ihm einen Getriebenen. Sein - wie selbstverständlich wirkender - Kokainkonsum, machen ihn mir nicht wirklich sympathisch. Ich weiß schon, viele Ärzte haben sich Selbstversuchen mit diversen Drogen unterzogen und Kokain war so etwas wie ein „Allheilmittel“ gegen allerlei Beschwerden.

Der Schreibstil ist gefällig. Der Leser kann sich Hamburg am Ende des 19. Jahrhunderts sehr gut vorstellen. Die Kluft zwischen reich und arm ist sehr groß.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Einblick in die frühen und die letzten Lebensjahre von Sigmund Freud 4 Sterne.

Bewertung vom 20.02.2024
Verhängnisvolle Toskana (eBook, ePUB)
Burmeister, Jens

Verhängnisvolle Toskana (eBook, ePUB)


gut

In diesem dritten Fall bekommen es der forensische Archäologe Josef Tiefenthal und seine Lebensgefährtin Stella Bernucci, die toskanische Commissaria, mit einem komplexen Kriminalfall zu tun, der sie sogar zur italienischen Armee, die sich naturgemäß nicht gerne in die Karten blicken lässt, führt. Da ist zum einen der Handlungsstrang rund um tote Mountainbikerin, die man in einem Kiefernwäldchen im Chianti findet. Zunächst sieht alles nach einem bedauerlichen Unfall aus, war doch Eleonara Gatti als rasante Sportlerin bekannt. Doch bei näherer Betrachtung der Leiche der Biologin wird klar, dass hier nachgeholfen wurde. Nur warum? Hat ihr Tod mit der Rodung eines Weingutes zu tun, dessen Rebstöcke an einer gefährlichen Rebkrankheit befallen waren? Und warum ausgerechnet dieses eine Weingut, das nach biologischen Grundsätzen Wein produziert? Sollte da eine Konkurrenz ausgeschaltet werden?

In einem zweiten Handlungsstrang entdeckt Tiefenthal, der nun die Arbeit als Gerichtsmediziner übernehmen soll, mit dem von ihm entwickelten Computerprogramm zur Sequenzierung von DNA, dass ein Knochen eines angeblich etruskischen Skelettes gefälscht worden ist. Als dann noch die dazugehörige Archäologin, Carola Moretti, verschwindet, ist sein kriminalistischer Spürsinn wieder geweckt. Doch Tiefenthals Alleingänge erzürnen nicht nur Bernucci sondern haben weitreichende Folgen.

Meine Meinung:

Nachdem mir der zweite Fall für den forensischen Archäologen Josef Tiefenthal und Commissaria Stella Bernucci nicht gar so gut gefallen hat, habe ich Autor Jens Burmester noch eine Chance geben wollen. Diesmal finde ich den Krimi ziemlich überfrachtet. Es werden nämlich zu viele kriminelle Machenschaften in den Krimi verpackt, die getrost auf zwei Bücher aufgeteilt werden hätten können.

Ich finde ja die Story mit den an dem Feuerbakterium Xylella fastidiosa erkrankten Weinreben allein schon sehr interessant. Immerhin mussten in Apulien tausende Hektar von befallenen Olivenhainen gerodet werden, da es kein Mittel gegen das Bakterium gibt, das für mehr als 650 Pflanzenarten gefährlich ist. Da hätte es den zweiten Handlungsstrang rund um das etruskische Skelett gar nicht gebraucht, das vor allem das Klischee der Chinesen als Fälscher bedient, sowie den dritten rund um den Cold Case in Florenz rund die beiden weiblichen Skelette gar nicht gebraucht.

Die Alleingänge Tiefenthals erzürnen nicht nur Bernucci, sondern erwecken den Anschein, dass Gerichtsmediziner in Italien unterbeschäftigt sind, so dass sie ihren persönlichen Neigungen nachgehen können, wann immer es ihnen beliebt.

Der Schreibstil ist beschreibend, mehr „tell“ denn „show“. Weder blaugefärbte Haare und pinkfarbene Leggings von Touristinnen noch Stellas Blick in die haselnussbraunen Augen eines Mitstreiter der toten Eleonora bringen die Handlung weiter. Auf diese Beschreibung hätte gut und gerne verzichtet werden können, da sie nur dazu dienen, die Seiten mit Belanglosigkeiten zu füllen. Dann gibt es noch einige Tippfehler wie „Kindstot“ statt „Kindstod“ oder „Florence“ statt Florenz bzw. Firenze.
Das Privatleben von Josef und Stella kommt auch nicht zu kurz. Dass Stella demnächst Nonna also Großmutter wird, stellt die Weichen für einen vierten Fall.

Das italienische Flair wird uns durch Lieder von Antonello Venditti, Lucio Dalla und Luciano Pavarotti sowie typisch italienische Speisen vermittelt. So dürfen die Protagonisten Steinpilzrisotto, Tortelli di patate sowie Pollo alla contadina, dessen Rezept im Anhang zu finden ist, speisen. Dazu wird passender Wein wie ein Sangiovese oder ein Primitivo aus Apulien kredenzt. Natürlich dürfen italienische Autos nicht fehlen. So fährt Stella einen Fiat Seicento und ein Verdächtiger ein feuerrotes Alfa Romeo Cabrio, dessen Anschaffungspreis sein Monatsgehalt um ein Vielfaches übersteigt.

Fazit:

Ein Krimi aus der Toskana, in den viel zu viel hineingepackt ist. Hier wäre weniger mehr gewesen, daher gibt es von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 20.02.2024
Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken / Wasserschutzpolizei Hamburg Bd.1
Kästner & Kästner

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken / Wasserschutzpolizei Hamburg Bd.1


ausgezeichnet

Diesen ersten Band einer neuen Krimi-Reihe habe sehr gerne und quasi auf einer Hafenrundfahrt gelesen. Wir tauchen ein die faszinierende Welt des Hamburger Hafens und der Arbeit der Wasserschutzpolizei, die man sonst als Hamburg-Besucher nicht richtig wahrnimmt. Geschrieben ist der Krimi von Angélique Kästner, Autorin und Spezialistin für Krisenintervention, und Andreas Kästner, der nach über 30 Jahre als Hauptkommissar bei der Hamburger Wasserschutzpolizei den Hafen kennt, wie kein zweiter.

Worum geht’s?

Der Kapitän Dominic Lutteroth wird von seinem Freund und Kompagnon Hans Kruger erschlagen auf seiner Barkasse „Rieke“ gefunden, die an den Hamburger Landungsbrücken vertäut liegt. Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei ist als erstes vor Ort und aIarmiert sofort das LKA. KHK Jonna Jacobi, die ständig abwertenden Sprüchen ihren Chefin ausgesetzt ist, übernimmt die Ermittlungen, obwohl sie eigentlich schon auf dem Sprung nach Hause ist. Um sich in der Welt des weitläufigen Hamburger Hafens leichter zurechtzufinden, nimmt sie das Angebot von Bendixen gerne an. Von da an beginnt eine interessante und gute Zusammenarbeit zwischen zwei Dienststellen, während es in Jonnas eigener nicht gar so gut läuft. Dritte im Bunde ist Krisen-Psychologin Charlotte Serverin, allein erziehende Mutter einer pubertierenden Tochter, die der jungen Witwe beistehen soll.

Dabei erfahren die Ermittler, dass es im Hafen Unstimmigkeiten zwischen den Barkassen-Kapitänen gibt, da wegen der Pandemie die Touristen ausbleiben. Für Lutteroths Witwe ist alles klar: Der Inhaber der größten Barkassenflotte ist der Täter. Dem gibt sie dann vor den versammelten Trauergästen eine schallende Ohrfeige, weil er sich erdreistet hat, ohne Einladung zum Begräbnis zu kommen.

Doch ist es wirklich so einfach? Und was ist an der Beobachtung dran, dass Lutteroth geheimnisvolle Kisten transportiert haben soll?

Meine Meinung:

Als erklärter Hamburg-Fan, für den es keinen Aufenthalt ohne Hafenrund- oder Fleetfahrt gibt, habe ich mich über das Wiedersehen mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und dem Flair der Hansestadt sehr gefreut. Der Gang durch den AltenElbtunnel oder die Arbeiten an den Containerbrücken oder das Labyrinth zwischen den Werften, in denen sich ein ortsunkundiger Fahrer leicht verirren kann - das alles ist so authentisch beschrieben, dass ich das Geschrei der Möwen hören und die Gischt auf meiner Haut spüren konnte.

Die Charaktere sind glaubwürdig beschrieben. Ich hatte recht bald eine Hypothese, wer denn der Täter sein könnte, und bin nicht allzu weit daneben gelegen.

Die Arbeit der Wasserschutzpolizei ist geschickt in die Handlung eingebaut. Neben dem großen Handlungsstrang rund um den toten Kapitän Lutteroth gibt es mehrere kleinere, die auf eine möglich Spur zum Täter hinweisen. Nicht alle Fährten erweisen sich als zum Ziel führend.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem spannenden Krimi, der in meiner deutschen Lieblingsstadt Hamburg spielt, und durch zahlreiche unerwartete Wendungen bis zur letzten Seite fesselt, 5 Sterne.

Bewertung vom 20.02.2024
Lil
Gasser, Markus

Lil


ausgezeichnet

„Wenn du dich in Familie begibt, kommst du darin um.“ (Heimito von Doderer)

Dieser Roman ist eine beeindruckende Geschichte um eine starke Frau, viele falsche und ganz wenige echte Freunde sowie eine Familie, die diesen Namen nicht verdient.

Lil ist eine brillante Geschäftsfrau, erfolgreich und unabhängig. Sie geht ihren Weg eigenwillig und verstößt damit gegen alle gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit (um 1880). Das bringt die oberen erlauchten Vierhundert gegen sie auf. Nur ihr Ehemann, Chev, mit dem sie eine gleichberechtigte Ehe führt, hat, ebenso wie einst ihr Vater, großes Verständnis. Der gemeinsame Sohn Robert ist leider in geschäftlichen Dingen völlig ungeeignet, hält sich aber für ein Finanzgenie. Eine verhängnisvolle Mischung! Als Chev stirbt, zeigt Robert sein wahres Gesicht. Gemeinsam mit seinem Freund, dem windigen Arzt Matthew Fairwell lockt er seine Mutter in eine Falle. Doch wenn er glaubt, seine Mutter damit dazu zu bringen, ihm sowohl ihr eigenes Vermögen als auch die Erbschaft zu überschreiben, hat er nicht mit Lillians Stehvermögen gerechnet. Es kommt zu einem Aufsehen erregenden Prozess, in dem ... nun, den Ausgang verrate ich jetzt nicht.

Meine Meinung:

Diese spannende, unterhaltsame, aber dennoch wütend machende Lektüre führt uns vor Augen, dass die „liebe Familie“ nicht „Heimat des Herzens ist“ (S.107) sondern häufig der Hort Gewalt und Verbrechen ist. Hier muss ich wieder einmal den österreichischen Schriftsteller Heimito von Doderer (1896-1966) zitieren, der gesagt hat „Wenn du dich in Familie begibt, kommst du darin um.“

Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert haben lieb, nett und unterwürfig zu sein, eine möglichst hohe Mitgift in die Ehe mitzubringen, die automatisch ins Eigentum des Ehemanns übergeht, viele Söhne zur Welt zu bringen und wenn dann noch ein bisschen Rest der Persönlichkeit übrig ist, bei Festen sich als hübsche Deko zu präsentieren. Habe ich etwas vergessen? Ach ja, zu allen Exzessen des Ehemannes duldsam schweigen und sowohl die ehelichen Pflichten als auch diverse Geliebte (inklusive Ansteckung mit Syphilis) freudig hinnehmen.

Interessant ist dieser Roman auch deswegen, weil er nicht chronologisch erzählt wird, sondern zwischen dem 19. Jahrhundert und dem 21. Jahrhundert hin- und her springt. In der Gegenwart lernen wir die todkranke Sarah kennen, die mit ihrem Dobermann Miss Brontë über ihre viermal Ur-Großmutter Lillian spricht. Die Verbindung zwischen den beiden Frauenschicksalen ist ein verschollener Brief Lillians aus Hops Island, der in dem Prozess eine wichtige Rolle gespielt hat, und der zufällig bei der Räumung von Sarahs Wohnung wiederentdeckt worden ist.

Der Schreibstil von Markus Gasser ist mitreißend und vor allem im Prozess durch die Person des Richters ziemlich sarkastisch. Das Buch entwickelt eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann.

Fazit:

Diesem Roman, der sich mit dem schwierigem Thema von Gier, Frauenverachtung sowie fehlender Toleranz beschäftigt, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2024
Jelka
Kuchar, Helena

Jelka


ausgezeichnet

„Aus Kärnten werde ich ein Paradies machen ...“ (S.14) Genausowenig wie seine größenwahnsinnigen Architekturfantasien Linz oder Wien zu den „Perlen des Deutschen Reiches“ gemacht haben, ist aus Kärnten das versprochene Paradies geworden. Mit diesen überzogenen und großspurigen Allmachtsfantasien ist Hitler auf Menschenfang gegangen und hat in weiten Teilen des vom Ständestaat zerrissenen Österreich zahlreiche Anhänger gefunden. Dass nach 12 Jahren das von ihm propagierte tausenjährige Reich am und zu Ende war, ist bekannt. Weniger bekannt sind die vielen Widerstandsgruppen, die sich gegen das NS-Regime gestellt haben. Eine davon ist die Gruppe rund um Helena „Jelka“ Kuchar im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien.

Dieses Buch sind nicht nur Lebenserinnerungen von Helena „Jelka“ Kuchar (1906–1985) die zunächst als Magd auf einem Bauernhof bei Bad Eisenkappel/Železna Kapla gelebt hat, sondern auch eine fundierte Darstellung des Kärntner Widerstandes gegen die NS-Diktatur.

Heimlich mussten sie und ihr Mann heiraten, denn die Familie ihres Mannes war mit der bitterarmen Magd nicht einverstanden. In diesen Aufzeichnungen, die bereits 1984 im Drava-Verlag erschienen sind, erinnert sie sich, wie die slowenische Minderheit von den Deutschkärntern schon vor 1938 gedemütigt und drangsaliert worden. Während des Zweiten Weltkrieges und der kriegsbedingten Abwesenheit ihres Ehemannes muss sie alles tun, um ihre vier Kinder vor den Schergen des Regimes schützen, denn die machen, wie wir wissen, Jagd auf alle Nicht-Arischen. Jelka schließt sich den Partisanen an, stets in Gefahr zu verhungern oder verraten zu werden. Das Buch spart Jelkas Verhaftung und Folter durch die Gestapo nicht aus. Letztlich gelingt es ihr mit viel Chuzpe am Laben zu bleiben.

Die Hoffnung auf Verbesserung der Situation der Kärntner Slowenen nach Ende des Krieges, erfüllt sich nicht. Es wird noch Jahre dauern, bis die versprochenen zweisprachigen Ortsafeln aufgestellt und die slowenische Sprache als Amts- und Unterrichtssprache in jenen Ortschaften akzeptiert wird, in denen sich die Bewohner zu ihren Wurzeln bekennen.

Jelka Kuchar engeagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg bis ins hohe Alter für die slowenische Frauenbewegung und die Kulturarbeit vor allem mit Kindern und Jugendlichen.

Meine Meinung:

Das Buch „Jelka“ erschien erstmals 1984 im Verlag Drava. Es wurde jetzt vom Wieser Verlag neu aufgelegt und ist ein Teil der „Slowenischen Bibliothek“. Der Klagenfurter Verlag ist einer der wenigen in Österreich, der Bücher slowenischer Autoren verlegt. Loijze Wieser ist dabei wichtig, auch Unbekanntes aus der gemeinsamen Geschichte Kärntens und Sloweniens zu präsentieren. Diese Lebenserinnerungen wurden Thomas Busch und Brigitte Windhab nach Tonbandaufzeichnungen von Helena Kuchar veröffentlicht.

Als halbe Kärnterin ist mir die Geschichte des Bundeslandes vetraut und wichtig. Leider gehört(e) meine väterliche Verwandtschaft zu jenen, die auch heute noch dem Ariernachweis eine unangemessen wichtige Bedeutung schenken. Bei solchen Menschen tut Aufklärung auch Jahrzehnte nach dem Ende des Unrechtsregime not. Hier könnte dieses Buch seinen Beitrag leisten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesen Lebenserinnerungen, die ein beredtes Zeugnis für die Freiheit und wider das Vergessen sind, 5 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2024
Kantika (eBook, ePUB)
Graver, Elizabeth

Kantika (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Roman beruht auf wahren Gegebenheiten und erzählt die Geschichte von Rebecca Cohen Baruch Levy, der Großmutter der Autorin Elizabeth Graver.

Die Erzählung beginnt im Jahre 1907, als Rebecca Cohen ihr Leben als Tochter eines wohlhabenden sephardischen Unternehmers in Istanbul genießt. Doch nach dem Ende der Ersten Weltkriegs verliert der Vater sein Vermögen und die die nationalistischen Kräfte wenden sich gegen Griechen, Armenier und nicht zuletzt gegen Juden. Während Rebecca, wie ihre Freundin Lika lieber nach Amerika auswandern möchte, beschließt ihre Familie nach langem Zögern, sich in Spanien niederzulassen. Ausgerechnet nach Spanien, das vor rund 400 Jahren alle Juden zwangstaufen ließ und jene, die sich weigerten, ermordeten. Doch scheint das Angebot für die Samuel Cohen annehmbar zu sein.

Die Ankunft in der Wirklichkeit von 1925 ist heftig, nur eine kleine Wohnung für die mehrköpfige Familie, kein gesellschaftliches Leben und kaum Verdienstmöglichkeiten. Die politische Lage in Spanien verschlechtert sich zusehend. Rebecca wird 1926 mit Luis verheiratet, der im Ersten Weltkrieg einen Giftgasangriff überlebt hat und an Spätfolgen leidet. Sie wird Mutter zweier Söhne und als sie nach Adrianopel aufbricht, um ihren Mann wieder zu sehen, weiß sie bei Reiseantritt noch nicht, dass sie Witwe ist.

Als ihre Freundin Lika bei der Geburt ihres Kindes stirbt, wie Rebecca mit dem Likas Ehemann verkuppelt. Nun scheint sich der Traum von besseren Leben in Amerika, doch noch zu erfüllen. Allerdings muss Rebecca die Reise ohne ihre Familie antreten, denn die sitzt in Spanien von 1934 fest.

Meine Meinung:

Mir hat diese Familiengeschichte sehr gut gefallen. Anders als die streng orthodoxen chassidischen Juden ergreifen die Sepharden beinahe jedem Strohhalm. Und hier sind es die Frauen, die die Initiative ergreifen. Sie lassen sich durch die strengen Glaubensregeln nicht einschüchtern. Sie beugen (oder ignorieren) die Regeln, wirken weltoffen und arrangieren sich mit Gegebenheiten.

Bei Rebeccas Lebensweg führt sie von Istanbul (vormals Konstantinopel) nach Barcelona, Adrianopel und über Kuba nach Astoria in den USA. Das Leben hat abermals so manche Bürde für bereit, denn die behinderte Tochter von Lika, die sie mitgeheiratet hat, sowie ihre Schwiegermutter machen ihr das Leben schwer. Doch sie schafft es, das Leben zu meistern.

Gut gefällt mir, dass immer wieder Sätze in ladino, also der Sprache der sephardischen Juden eingeflochten sind. Wer die Worte aufmerksam liest, wird den Mix aus spanisch, französisch und jiddisch erkennen.

Der Buchtitel „Kantika“ heißt bezeichnenderweise „Lied“, denn die Lieder der Erinnerung an die alte Heimat helfen, die Mühsal des Alltags zu ertragen.

Fazit:

Diesem Roman, mit dem die Autorin ihrer Großmutter Rebecca Cohen Baruch Levy ein Denkmal setzt, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 16.02.2024
Der tote Bäcker vom Montmartre
Laffite, René

Der tote Bäcker vom Montmartre


gut

Commissaire Geneviève Morel gilt, obwohl sie eine der höchsten Aufklärungsquoten in der Pariser Kripo hat, in ihrer eigenen Familie als schwarzes Schaf. Denn die Familie Morel ist nämlich seit Generationen als Kunsträuber tätig. Es gibt die stille Übereinkunft, dass in Paris keine Diebstähle verübt werden. Doch nicht alle halten sich daran, die liebenswürdige und schlitzohrige Großmutter Mamie mit Hang zu funkelnden Juwelen zum Beispiel.

Als François Beauvais, der Inhaber des Palais de Pains, der beliebtesten Bäckerei von Paris, die auch das Baguette in den Elysee-Palast liefert, ermordet worden ist, kommt Geneviève nicht so recht voran. Es gibt zwei Hauptverdächtige: Der eine ist der Neffe des Opfers Cédric, Besitzer einer Patisserie, und der andere, Baptiste Buffet, der Konkurrent um das beste Baguette der Stadt.

Während Buffet in Gewahrsam genommen wird, reist Geneviève widerwillig an die Côte d‘Azur, um die Kontakte der Familie in die dortige Unterwelt anzuzapfen. Cédric scheint spielsüchtig zu sein und das in illegalen Casinos.

Meine Meinung:

René Laffite ist das Pseudonym des österreichischen Autors Christian Schleifer, der uns durch seine Krimi-Reihe um Charlotte Nöhrer bekannt ist. Mit Commissaire Geneviève Morel als Hauptperson wechselt der Schauplatz von Perchtoldsdorf nach Paris.

Dieser Krimi rund um den toten Bäcker am Montmartre ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe.

Die Idee, einer Polizistin, deren Familie auf der anderen Seite des Gesetzes steht, finde ich charmant. Hieraus können sich zahlreiche Verwicklungen ergeben. Leider ist der Funke nicht so recht auf mich übergesprungen. Stellenweise wirkt der Schreibstil sehr bemüht und das französische Flair, die Leichtigkeit des Savoir Vivre fehlt ein wenig. Die Ermittlungen ziehen sich, dabei ist von Beginn an klar, der Mörder muss ein Linkshänder und überdies kleiner als sein Opfer sein. Mein persönlicher Ermittlungsansatz wäre hier, alle Linkshänder im Umfeld des Toten zu befragen. Da wäre Geneviève Morel recht flott auf die Auflösung gekommen. Aber, das liegt vermutlich daran, dass ich als umgelernte Linkshänderin, der Linkshändigkeit (m)eine besondere Beachtung schenke.

Aufgepeppt wird der Krimi durch zahlreiche schillernde Charaktere wie Morels Großmutter Mamie, die ihrer Leidenschaft für funkelnde Juwelen auch in Paris frönt. Gut gefällt mir die Figur der Lunette Lizeroux, jener Polzistin, die bei dem Terrorüberfall im Bataclan ihren rechten Unterschenkel verloren hat und bei Morels Vorgänger als Sekretärin beschäftigt worden ist. Unter Geneviève blüht Lunette so richtig auf. Allerdings, wer nennt seine Tochter „Lunette“? „Lunette“ heißt nämlich Sonnenbrille, Fernrohr, Dachluke und ist in der Architektur die Bezeichnung eines halbmondförmigen Ornamentes in einer Fassade oberhalb eines Eingangsportals.

Aufgefallen ist mir auch, dass von Lunette immer mit dem Vornamen gesprochen wird, während Morels männliche Untergebene sowohl mit Vornamen als auch mit Nachnamen oder mit ihrem Rang angesprochen werden.

Der Abstecher an die Côte d‘Azur zeigt die komplizierten Familienverhältnisse der Morels. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass Genevièves Herkunft geheim bleiben kann. Das würde natürlich Potenzial für Konflikte bei ihrer Karriere bedeuten und gleichzeitig ein Ausstiegsszenario bieten. Aber, so weit ist es ja noch nicht. Schauen wir einmal, was der nächste Fall bringen wird.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Auftakt zu der neuen Krimi-Reihe, der noch ein wenig Luft nach oben hat, 3 Sterne.

Bewertung vom 13.02.2024
Die Bildweberin
Maly, Beate

Die Bildweberin


ausgezeichnet

Beate Maly nimmt uns in das Nürnberg von 1534 mit. Die Stadt wird von den Zunftmeistern regiert, die sich um jedes noch so kleine Detail ihrer Stadt kümmern.

Hauptperson ist Emilia, die künstlerisch begabte Tochter des Malers Walter Baumgart, die als Bildweberin in der Werkstatt der bekannten Kunigunde Löffelholz arbeitet. Lieber als Tapisserien anzufertigen würde sie malen. Doch das ist den Frauen, wie vieles andere, in dieser Epoche streng verboten. Um den Unterhalt der Familie zu sichern, der Vater ist depressiv und kann nicht mehr malen, wird ein Zimmer an den holländischen Künstler Jan Vermeyen, Hofmaler bei Margarete von Österreich, vermietet.

Die prekäre finanzielle Situation spitzt sich zu. Emilia soll einen reichen, aber gewalttätigen Bürger heiraten, um die Familie vor dem Schuldturm zu retten. Sie ist hin und her gerissen, zwischen der Verantwortung, die Familie zu retten und ihrem persönlichen Wohlergehen. Als der Vater stirbt, stellt sie das begonnene Porträt einer Ratherrengemahlin fertig. Aufgrund einer Intrige wandert Emilia in den Kerker. Dort trifft sie auf eine Frau, die seit Jahren im Kerker dahinvegetiert und einem ähnlichen Komplott zum Opfer gefallen ist. Wird es gelingen, die Frauen zu retten?

Meine Meinung:

Beate Maly ist es wieder sehr gut gelungen, das Los der Frauen in einer Männerwelt darzustellen. Einer Welt, die von Männern für Männer gemacht ist und das wertvolle (künstlerische) Potenzial der Frauen links liegen lässt, nur um die eigenen Macht- und sonstigen Gelüste zu befriedigen.

Gut gefallen hat mir der Einblick in die Kunst der Bildweberei. Anders als bei der Gobelin-Stickerei, bei der auch einer kleineren Vorlage gestickt werden kann, erfordert die Bildweberei Vorlagen im Maßstab 1:1.. Diese technischen Details werden den Lesern völlig unaufgeregt in einem Dialog zwischen Emilia und Jan Vermeyen näher gebracht. Burgund ist damals eine Hochburg der Tapisserieherstellung.

Der wohl bekannteste Wandteppich ist jener von Bayeux, an dem Dutzende adelige Frauen gearbeitet haben. Interessant ist, dass es im Mittelalter zahlreiche Malerinnen und Illustratorinnen gegeben hat. Sie lebten allerdings in Klöstern und ihre Kunst diente vor allem, Gott zu preisen. Namentlich sind nur die wenigsten bekannt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis Frauen als Malerinnen etabliert sind. Die ersten sind Sofonisba Anguissola (1532–1625) und Artemisia Gentileschi (1593-1654), die sich in Italien einen Namen machen und den Weg für MalerINNEN ebnen.

Beate Maly hat eine Leidenschaft für starke Frauen, die sich gegen ihr Schicksal auflehnen. Nicht allen gelingt es, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, viel scheitern an der Übermacht der Männer.

Ich kenne alle Bücher der Autorin und auch sie selbst. Es macht mir Freude, ihre Bücher zu lesen. Geschickt webt sie fesselnde, oft bislang unbekannte Details der Geschichte in in ihre historischen Roman ein, ohne dass sie ihre Leser belehrt. Wissenswertes unterschwellig darbieten, Wissen vermitteln, ohne die Leser mit Infodump zu überfordern - das gefällt mir. Beate Malys Bücher sind akribisch recherchiert und spannend erzählt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzählten historischen Roman 5 Sterne.