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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2019
Weltuntergangs-Suite / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.1
Way, Gerard

Weltuntergangs-Suite / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.1


ausgezeichnet

Ich liebe ausgefallene und bizarre Storys, umso besser wenn diese dann mit einer unglaublich dichten und düsteren Atmosphäre auftrumpfen. Der erste Band der Erfolgs-Comic-Reihe »The Umbrella Academy« von dem Sänger der US-Rockand My Chemical Romance und des Zeichners Gabriel Bá liefert genau einen solch unkonventionellen und irren Comic. Netflix produzierte eine auf dem Comic basierende Serie, wodurch ich überhaupt erst auf dieses Indie-Comic-Schmuckstück gestoßen wurde. Passend zum Serienstart wurde der bereits 2009 veröffentlichte Band, »The Umbrella Academy: Weltuntergangs-Suite«, in einer hochwertigen Hardcover-Ausgabe im Cross Cult Verlag neu aufgelegt. Das schlicht gehaltene Cover mit der Abbildung einer Violinenfrau ist zwar hübsch und passt zur Story, hätte mich im Comicladen wohl jedoch nicht dazu verleitet es in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte über die besondere Patchworkfamilie, die sich nun nach dem Tod des Familienoberhauptes wieder zusammenraufen muss, um den Weltungergang zu verhindern hat etwas herrlich kroteskes an sich und schließlich trumpft Gerad Way auch noch mit kreativen Helden auf, die (was mir persönlich besonders gut gefällt) auch mit durchaus menschlichen Schwächen behaftet sind. Den ungewöhnlichen Helden der Umbrella Academy merkt man die ambivalente Beziehung zu ihrem verstorbenen Ziehvater Sir Reginald Hargreeves deutlich an. Trotz seiner harten und distanzierten Erziehungsmethoden hat er den jungen Waisen doch ein Heim und eine Familie geboten und vielleicht lässt sich seine Stränge mit dem Ziel seiner Bemühungen etwas leichter nachvollziehen.

Mit seinen scharfkantigen und cartoonesken Zeichnungen verpasst Gabriel Bá der Story eine geballte Ladung Lebendigkeit. Egal ob actionreiche Szene oder nachdenkliche Dialoge, der brasilianische Zeichner fängt die Essenz der Geschichte ein und bannt sie zwischen den Seiten.

Space Boy bzw. Luthor alias 00.01, The Kraken bzw. Diego alias 00.02, The Rumor bzw. Allison alias 00.03, Séance bzw. Klaus alias 00.04, The Boy alias 00.05, The Horror bzw. Ben alias 00.06 und Vanya alias Nummer 00.07 kämpfen sich in eindrucksvollen Panels durch wahnwitzige Szenen und erobern, ganz nebenbei, mein Leserherz im Sturm.

Der erste Band aus der Reihe um die wohl skurrilste Patchwork-Familie ever hat mich einfach aus den Socken gehauen und ich freue mich bereits auf weiteren Abenteuer der ungewöhnlichen Helden.

Fazit

Der erste Band über »The Umbrella Academy« sorgt für famose Comicunterhaltung die durch eine düstere Atmosphäre und originelle Superhelden polarisiert.

Bewertung vom 18.06.2019
Die verlorenen Briefe des William Woolf
Cullen, Helen

Die verlorenen Briefe des William Woolf


sehr gut

Beschreibung

In der Londoner Sammelstelle für verlorene Briefe landen täglich säckeweise Botschaften, in der Hoffnung, ihren Weg zur Zielperson doch noch zu finden. William Woolf arbeitet in dieser ganz besonderen Abteilung und hat neben seiner Arbeit bei der Post, seinen Traum, Schriftsteller zu werden, vollkommen aus den Augen verloren. Zudem kriselt es in seiner Ehe, als er wie vom Schicksal bestimmt den ersten Brief von »Winter« adressiert an »Meine große Liebe« aus dem Postsack zieht und sich auf die Suche nach der Briefeschreiberin macht.

Meine Meinung

Der Wunderraum Verlag hat sich bei der Covergestaltung von Helen Cullens Debütroman “Die verlorenen Werke des William Woolf” mal wieder große Mühe gegeben. Den Umschlag zieren vielfältige Briefmarken, die durch eine leichte Glanzschicht etwas erhoben wirken, womit der nostalgische Eindruck von einer Briefmarkensammlung bei mir erzeugt wird. Außerdem verfügt das Buch wieder über den verlagstypischen Leinenrücken – dieses Mal in einem frischen Türkis gehalten.

Der Geschichte liegt eine zauberhafte Idee zu Grunde, denn unser Hauptprotagonist William arbeitet in einer ganz besonderen Abteilung der Londoner Post, nämlich bei der Sammelstelle für unzustellbare Sendungen. Dort landen Briefe und Pakte bei denen der Adressat nicht aufzufinden, die Adresse nicht mehr lesbar oder schlichtweg erdacht ist. So finden mitternachtsblaue Umschläge mit der Anschrift »Meine große Liebe« den Weg zu William, dessen Leben gerade nicht sonderlich gut läuft. Seine Träume und Ziele, als Schriftsteller Karriere zu machen sind unter dem Alltag und seiner Arbeit begraben und auch seine Ehe steht auf wackeligen Beinen.

Die irische Autorin Helen Cullen erzählt die Geschichte mit der Stimme eines auktorialen Erzählers und schafft es dennoch mühelos ein lebhaftes Bild der Hauptprotagonisten William und Clare zu zeichnen. Daher gelingt es auch spielend leicht, sich in die Situation und das Gefühlsleben der Protagonisten hineinzuversetzen.

Am faszinierendsten fand ich die romantische Betrachtungsweise der Autorin im Hinblick auf die liebevoll mit Hand geschriebene Briefpost. Im Zeitalter von Telefon, E-Mail, SMS, Facebook und WhatsApp-Chat greifen immer weniger Leute zu Füllfederhalter und Briefpapier um eine bedeutungsvolle Nachricht zu verfassen.

In ihrem Roman “Die verlorenen Briefe des William Woolf” wird der ganz besonderen, fast schon poetische Post der geheimnisvollen Absenderin »Winter« eine wichtige Rolle zukommen gelassen. Denn ihre an niemand bestimmten adressierte Briefe bewegen etwas in dem zufälligen Leser William. Durch ihre Zeilen wird William angestoßen sich und sein Leben zu hinterfragen und so einen neuen Weg zu einer glücklichen Zukunft zu suchen.

Helen Cullen verpackt in ihrem Debüt eine tolle Story mit ihrem angenehmen und stimmungsvollen Schreibstil, lebendigen Charakteren und ihrer Botschaft zur Liebe im 21. Jahrhundert. Außerdem bekommt man nach Lektüre dieses Romans wieder richtig Lust selbst zu Stift und Papier zu greifen um mal wieder einen Brief zu schreiben.

Fazit

Ein absolut lesenswertes Debüt über Briefe, die Liebe und das Leben.

Bewertung vom 18.06.2019
Die Nähmaschine
Fergie, Natalie

Die Nähmaschine


sehr gut

Seitdem ich die wunderschönen gestalteten Bücher, mit dem für sie typischen Leinenrücken, aus dem Wunderraum Verlag für mich entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der bezaubernden Geschichten geworden, die sich zwischen diesen schönen Buchdeckeln verbergen. Natalie Fergies Debütroman “Die Nähmaschine” ist eine solch hinreißende Story, in der die Lebensgeschichten und das Schicksal verschiedener Persönlichkeiten und Familien aus unterschiedlichen Jahrhunderten, um eine Singer 99K Nähmaschine geflochten werden. Das Cover passt hervorragend zur Story und durch die leicht erhobene Naht entsteht der Eindruck von genähtem Stoff, abschließend sorgt der Leinenrücken für eine tolle Haptik. Das alles macht das Buch zu einer ganz besonders schönen Perle im Regal.

Die Geschichte beginnt mit der Produktion der Singer Nähmaschine um 1911 in der Fabrik des Herstellers. Dort arbeitet die 18-jährige Jean in der Produktionskontrolle und ihr Verlobter Donald Cameron in der Gießerei. Als es zu Massenstreiks kommt, steht Donald ganz vorne in der Gewerkschaft, um die Forderungen der Arbeiterinnen und Arbeiter durchzusetzen. Die Streiks verändern die Zukunftsaussichten des jungen Paares vollkommen und schon bald sehen sie sich gezwungen ihre Heimatstadt zu verlassen, um ihr Glück in Edinburgh zu suchen. An ihrem letzten Arbeitstag hinterlässt Jean eine Botschaft in einer Spule.

Parallel dazu spinnt die Autorin noch zwei weitere Handlungsstränge, einer davon spielt in den 1950er Jahren und dreht sich um die Lebensgeschichte von Connie und ihrer Familie, der andere lässt den Leser in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts, in die Geschichte von Fred, eintauchen. Abwechselnd bekommt man einen berührenden Einblick in die unterschiedlichen Familienverhältnisse, Sorgen, Ängste und Nöte der Protagonisten. Dabei verknüpft Natalie Fergie die Zeitsprünge so gekonnt, dass der schnelle Wechsel überhaupt kein Problem darstellt. Als zentraler Punkt, bei dem die einzelnen Fäden zusammenlaufen, fungiert die schottische Hauptstadt Edinburgh.

Ich persönlich empfand die Geschichte von Jean als die reizvollste der drei dargebotenen Stränge, da sie mit einer gewissen Nüchternheit tiefgründige Emotionen heraufbeschwört und mit den Schicksalsschlägen und der Distanzierung zu ihrem Vater die nötige Dramaturgie mitbringt. Gegen diese mitreißende Erzählung konnten es die Geschichte um Connie und ihre Mutter Kathleen nicht aufnehmen. Hier zeichnet Natalie Fergie ein häusliches Bild zur Zeit der 1950er Jahre. Während Kathleen sich mit Näharbeiten an der Singer 99K etwas dazuverdient bewirbt sich Connie als Näherin im Krankenhaus.

Zuletzt wäre dann da noch die Story über Fred, dessen Karriere und Beziehung gescheitert sind und der sich nun in der Wohnung seiner Großeltern ein neues Leben aufbaut. Als Fred den Nachlass seiner Großeltern begutachtet fällt ihm eine alte Singer Nähmaschine in die Hände, in der er auf Notizbücher der Besitzerinnen stößt. Somit fungiert er als Bindeglied zwischen den Geschichten. Nach und nach dröseln sich die Zusammenhänge auf und ergeben ein stimmiges Gesamtbild und auch für Fred wird endlich klar, was für ihn im Leben wirklich zählt.

Fazit

Ein mitreißend erzählter Familien- und Generationenroman der mit nostalgischem Charme besticht.

Bewertung vom 18.06.2019
Malcolm Max. Band 4
Mennigen, Peter

Malcolm Max. Band 4


ausgezeichnet

Meine Meinung

Mit “Blutrausch” startet ein neuer Zyklus im Malcolm Max Universum, so dass man auch ohne Vorkenntnisse zu diesem Comic-Album greifen kann. Die Hauptprotagonisten Malcolm und Charisma werden zu Beginn vorgestellt so dass man die wichtigsten Grundkenntnisse an die Hand bekommt. Für ein umfängliches Bild, vor allem was die Nebenrollen und die Hintergründe betrifft, empfiehlt sich natürlich die Lektüre aller Malcolm Max Bände in der korrekten Reihenfolge.

Die Zeichnungen von Ingo Römling sind in allen der bisher erschienenen »Malcolm Max« Comics eine wahre Augweide, doch in diesem vierten Band übertrifft sich der Illustrator noch einmal. Die nuancierten und fein gezeichneten Panels beeindrucken mit sauber ausgearbeiteten Gebäuden, dynamischer Umsetzung der Ereignisse und einer lebendigen Mimik der Akteuere. Die frische Farbgebung, bei der Ingo Römling dieses Mal mit Lew Bridcoe zusammengearbeitet hat, untermalt die britische Atmosphäre.

Das Ensemble der Protagonisten erhält weiteren Zuwachs als Solace, die Gemahlin eines gewissen Geisterjägers, auf der Türschwelle erscheint und auch ein unbekannter geflügelter Held bekommt seinen ersten Auftritt. Was diesen sogenannten »Geflügelten Rächer« antreibt bleibt im Gegensatz zu der Person die sich unter dem Anzug verbirgt jedoch im Dunkeln.

Peter Mennigen ist es auch in “Blutrausch” gelungen eine mitreißende Geschichte mit viel Fantasie, Kreativität und historischen Elementen zu verknüpfen. Einer der Handlugsorte ist z. B. die psychiatrische Anstalt, das Bedlam Hospital, und wir statten der National Gallery einen Besuch ab nur um danach in der Oxford Street einen Einkaufsbummel der etwas anderen Art zu erleben. Auf den Straßen zeigt sich der feministische Kampf der Suffragetten für das Wahlrecht der Frauen und gegen das Patriarchat.

Auf dem Cover dieser Ausgabe sind am unteren Rand Tentakelarme abgebildet, die bereits den Hinweis auf ein entzückendes neues Wesen geben. Wie zauberhaft die Gestalt wirklich ist erfährt man jedoch erst etwas später. Ich möchte nicht zuviel darüber verraten, aber Solace ist schon jetzt ein lieb gewonnener Charakter und ich hoffe sie wird in den zukünftigen Alben noch eine größe Rolle einnehmen.

Das Ende dieses Kapitels hält einen geheimnisvollen Cliffhänger bereit, der meine Fantasie jede Menge Freiraum lässt um die Neugierde bis zur Fortsetzung zu stillen.

Wie gewohnt gibt es zum Comic am Ende einen tollen Blick hinter die Kulissen mit einer Reihe an Informationen über das Bedlam Hospital, die Suffragetten und die Geheimloge der Custodis Lucis.

Fazit

Ein dämonisch gutes Comicabenteuer mit Witz, Charme und Melone!

Bewertung vom 18.06.2019
Malcolm Max 03. Nightfall
Mennigen, Peter

Malcolm Max 03. Nightfall


ausgezeichnet

Meine Meinung

Mit “Nightfall” schließt Peter Mennigen den ersten Zyklus der Malcolm Max Reihe ab und lässt uns ganz tief in das Herz des britischen Empires vordringen. Mit den gewohnt ausführlichen Texten zu Ingo Römlings eindrucksvollen Bildern, beschwört Mennigen auf wenigen Seiten die einnehmende Atmosphäre des viktorianischen Londons herauf. Von der düsteren Seite des East Ends bis hin zu einem strahlenden Ball im Savoy und einer Rettungsaktion der Queen ist alles was man sich nur erdenken kann vertreten.

Einen erheblichen Anteil der guten Unterhaltung von »Malcolm Max« sind den spitzen und koketten Dialoge zwischen dem Titelhelden und seiner hübschen Begleiterin zuzuschreiben, die auch im dritten Band nicht an Unterhaltungswert verlieren. Die passende Mimik wird von Ingo Römling par excellence mitgeliefert.

Die Handlung wird mit unglaublich detaillreichen Bildern vorangetrieben und der Spannungsbogen spitzt sich in diesem Band zu einem regelrechten Showdown zu. Dabei fällt vor allen Dingen die Entwicklung des Sidekicks Charisma ins Auge des Betrachters. Ihr werden nun immer mehr actionreiche Kampfszenen zugeschrieben und sie wird mit einer weniger einschränkenden Gaderobe ausgestattet. Diese hosenähnliche Kleidungsstücke gab es tatsächlich, sie stachen bei der ansonst ausladendenen Frauenmode der viktorianischen Epoche heraus und wurden zuerst nur für die Gartenarbeit und das Fahrradfahren genuzt.

Nachdem der wahre Bösewicht hinter den Morden des »Poeten« entlarvt wurde, gilt es London allerdings nicht nur vor ihm, sondern gleich vor einer ganzen Armee Maschinenmenschen zu beschützten. Die Ironie daran lässt sich nicht unter den Teppich kehren, denn eigentlich wurden die Maschinenmenschen erschaffen um die Menschheit zu entlasten und nicht um diese von der Erdoberfläche zu tilgen.

Die in den ersten beiden Bänden geschaffene Handlungsstränge finden in diesem Band einen krönenden Abschluss und bringen die wesentliche Bestandteile, die Geister die ich rief (bzw. in diesem Falle Malcolm Max), Maschinenmenschen und verloren geglaubte Persönlichkeiten zusammen. Im anschließenden Extrateil des Comics darf in gewohnter Manier ein Blick hinter die Kulissen geworfen werden. Dort gibt es nicht nur informatives über den Buckingham Palace und den Elizabeth Tower zu erfahren, sondern auch Auskunft über Queen Victoria, der die Viktorianische Zeit ihren Namen verdankt, und es wird ein spannender Einblick auf Nelly Bly, eine der Pionierinnen des investigativen Journalismus geboten.

Fazit

Niveauvolle Comicunterhaltung die mit unglaublich detaillierten Bildern besticht und den Leser ins viktorianische London versetzt.

Bewertung vom 18.06.2019
Malcolm Max 02. Auferstehung
Mennigen, Peter;Römling, Ingo

Malcolm Max 02. Auferstehung


ausgezeichnet

Meine Meinung

Das zweite Kapitel der Comics um den charmanten Geisterjäger trägt den Titel “Malcolm Max – Auferstehung” und beginnt mit einem bühnenreifen Ausbruch des Titelhelden aus dem Tower of London. Der Plot nimmt nun spürbar an Fahrt auf und wird teilweise regelrecht rasant, wenn man das Ganze im Vergleich zu dem etwas gemächlicheren ersten Kapitel sehen möchte. Ingo Römling setzt den actionreichen Handlungsverlauf geschickt und äußerst dynamisch in seinen Panels in Szene.

Nachdem die beiden aufgeweckten Mädchen Miranda und Emmeline Finch bereits im ersten Band ihren Auftritt haben, gewinnen diese süßen und super schlauen Nebencharaktere, die nicht ganz zufällig in der Baker Street, in der guten Nachbarschaft einer gewissen Berühmtheit zu Hause sind, mehr an Bedeutung. Mit ihrer gewitzten Art und Weise bringen die Schwestern frischen Wind in den Comic und sorgen neben Malcolm und Charisma für die meisten Lacher.

Trotz der humorvollen Seite gelingt es Peter Mennigen seine Geschichte mit jeder Menge spooky Horror-Atmosphäre zu verknüpfen, die einem regelrecht unter die Haut kriecht. Charisma befindet sich in den Fängen eines verrückten Wissenschaftlers der Dank der angehenden Industrialisierung in der viktorianischen Zeit über die Technik und den nötigen Ansporn verfügt, um mit Maschinen zu experimentieren und diese mit Hilfe menschlicher Gehirne zu willenlosen Arbeitern zu machen. Im Gegensatz zu seinem Arbeitgeber Professor Shacklock führt der Bösewicht Leech mit seiner Erfindung allerdings nichts gutes im Schilde. Und schließlich kommen auch noch die Geister ins Spiel, die auf Malcolm Max versprochene Rache an ihrem Serienmörder, dem sogenannten »Poeten«, bestehen. Dieser Serienmörder zeichnet sich vor allem durch seine blutrünstigen Morden an Frauen aus, in deren Rachen die Ermittler lyrische Botschaften des Mörders entdeckten. Der äußerst tollpatschige und nicht gerade vor Intelligenz gesegnete Inspector Blunt ist Malcolm Max allerdings keine Große Hilfe.

In “Malcolm Max – Auferstehung” geht es ganz schön hoch her. Neben den actionreichen Szenen verliert Ingo Römling jedoch zu keiner Zeit das Auge fürs Detail und bietet den Lesern wieder einmal spektakuläre Bilder die ich mir stundenlang ansehen könnte. Besonders gelungen sind auch die beeindruckend umgesetzten Steampunk Elemente, die durch die Maschinenmenschen Einzug in der Story erhalten. Das zweite Kapitel hat mir unheimlich gut gefallen, die Handlung wird in einem angemessenen Tempo vorangetrieben und vor allen Dingen erhalten die (Neben)Figuren mehr Struktur und Tiefe.

Genau wie im ersten Comic-Album der Malcolm Max Reihe gibt es auch bei diesem Band im Nachgang zur Geschichte noch einige Seiten mit detaillierte Informationen. Dieses Mal werden die Maschinenmenschen mit Hinweisen zur Literatur von der Antike bis Heute beleuchtet, der Tower of London unter die Lupe genommen und die historischen Persönlichkeiten Erzsébet Bathory, auch als Blutgräfin bekannt, und Frances Tumblety, einer der Tatverdächtigen im Jack the Ripper Fall, umrissen. Die Zusatzinformationen zu den zwei zuletzt Genannten dürfte vor allen Dingen für die Hörspiel-Hörer interessant sein, denn in den ersten beiden Malcolm Max Hörspielen, »Im Banne der Untoten« gibt es eine Figur die an die Blutgräfin angelehnt wurde und in »Blutnächte in Whitechapel« hat Mr. Tumblety eine Rolle inne.

Fazit

Der zweite Malcolm Max Band überzeugt durch zugewonnenes Tempo, Action und die einnehmende Mischung aus Krimi, Steampunk und Schauerroman.

Bewertung vom 18.06.2019
Malcolm Max 01. Body Snatchers
Mennigen, Peter

Malcolm Max 01. Body Snatchers


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die Geschichte von »Malcolm Max« nahm zuerst als Hörspiel-Beigabe bei den »Geister-Geschichten« aus dem Tigerpress Verlag seinen Lauf. Näheres dazu könnt ihr in dem ersten Teil meines Pfingst-Specials erfahren. Nach jahrelanger Suche nach einem geeigneten Zeichner für die Malcolm Max Abenteuer, fand Peter Mennigen in Ingo Römling den perfekten Mitstreiter und das erste Comic-Album über den charmanten Geister- und Dämonenjäger wurde im Splitter Verlag veröffentlicht.

Sehr gelungen finde ich die Vorstellung der beiden Hauptprotagonisten, Malcolm Max und Charisma Myskina, gleich zu Beginn des Comics, denn so weis man als Leser gleich mit wem man es zu tun bekommt und in den Panels bleibt mehr Raum um auch Nebenfiguren eine größere Rolle zukommen lassen zu können. Das Setting des viktorianischen Londons wird von Ingo Römling mit einer ganz besonderen Liebe zum Detail zum Leben erweckt und schon nach wenigen Seiten fühlt man sich in den Gassen Londons angekommen. Der in sepiatönen gehaltene Hintergrund passt einfach perfekt zur Epoche und bietet den passenden Untergrund für die barock anmutende Mode dieser Zeit.
Die Geschichte beginnt auf einem Friedhof, dort werden Malcolm und Charisma Zeugen eines Leichendiebstahls der sogenannten »Body Snatchers«, die zu dieser Zeit die hohe Nachfrage an Leichen für wissenschaftliche Forschung und Experimente zu decken versuchten indem sie Gräber schändeten und die ausgegrabene Leichen an den meistbietenden verkauften.

Während sich Malcom und seine heißblütige Begleiterin hinter einer Engelsstatue verbergen und Charisma die Gefühle von Küssen zu ergründen versucht, drängt sich die mutige Fiona Pankhurst in den Vordergrund des Geschehens und stellt unter Beweis, welch große Gefahren Frauen in der Journallie auf sich nahmen um gegen ihre männlichen Konkurrenten bestehen zu können. Namensvetterin der Journalistin ist die politische Aktivistin und Suffragette Emmeline Pankhurst, die gemeinsam mit ihrer Tochter die »Women’s Social and Political Union« gründete und sich mit ihrer Organisation stark für das Frauenwahlrecht engagierte.

Ich bin wirklich begeistert wie Peter Mennigen in seiner Story paranormale Elemente mit historischen Elementen verknüpft, einen charismatischen Frauenheld und eine etwas naive aber sehr selbstbewusste Halbvampirin dazu gibt und das ganze mit Dämonen und magischen Ritualen sowie technischen Feinheiten würzt. Das ist aber nicht alles, denn diese spannende Mischung wird noch mit Persönlichkeiten und Ereignissen aus der Historie angereichert.

Das erste Malcolm Max Comic-Abenteuer besticht durch die genialen Zeichnungen von Ingo Römling, der es nicht nur versteht den Protagonisten ein unverkennbares Äußeres zu verleihen, sondern auch die Hintergrundkulisse mit viel Detailverliebtheit ausgearbeitet hat, dass man vor Staunen den Mund gar nicht mehr zu bekommt. Besonders fein ist die Mimik der Charaktere mit der Story von Peter Mennigen abgestimmt. Was mich gleich zu einem zweiten absoluten Pluspunkt kommen lässt: Peter Mennigen trifft mit seiner Sprachmischung aus Moderne und angestaubter Affektiertheit den passenden Ton zu Ingo Römlings Bildern. Die verschachtelten Sätze nehmen verhältnismäßig viel Raum in diesem Comic ein, aber genau das macht den besonderen Charme von »Malcolm Max« für mich aus.

Als zusätzliches Extra gibt es am Ende noch einige Seiten mit spannenden Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte, über den Autor und Zeichner sowie mehr Details über die “Berufsgruppe” der Body Snatchers und der feministischen Aktivistin Emmeline Pankhurst.

Fazit

"Malcolm Max – Body Snatchers” ist der fulminante Auftakt zu einer Comic-Reihe, die Detektivspaß à la Sherlock Holmes mit paranormalen Einflüssen verschmelzen lässt.

Bewertung vom 18.06.2019
Saga Bd.1
Vaughan, Brian K.;Staples, Fiona

Saga Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die preisgekrönte Comic-Reihe »Saga« von Brian K. Vaughan mit Zeichnungen von Fiona Staples nimmt im ersten Band mit der Geburt von Hazel ihren Lauf. Bei der Grundstory hat Vaughan das Rad zwar nicht neu erfunden, dafür punktet er mit seinen abgedrehten und kuriosen Charakteren umso mehr.

Ziemlich schräg anmutet schon die Tatsache, dass die Geschichte aus der Perspektive des Mischling-Babys Hazel in einer Art Rückblende erzählt wird. So lernt der Leser ihre Mutter Alana, ein Wesen mit Flügen und ihren Vater Marko, ein Wesen mit Hörnern kennen. Die Eltern stammen aus zwei verfeindeten Spezies und befinden sich direkt nach der Geburt auf der Flucht vor dem seit Jahrzehnten herrschenden Krieg in der Galaxis. Die Verbindung zwischen Alana und Marko ist auf keiner der beiden Seiten erwünscht und so werden sie mit aller Kraft verfolgt.

Mit viel Kreativität spinnt Brian K. Vaughan mitreißende Episoden um das Regime, die Eltern und die einzigartige Beschaffenheit des Planeten. Die Handlung wird mit kuriosen Persönlichkeiten wie die des Baron Robot XXIII aus der königlichen Roboterfamilie, knallharten Kopfgeldjägern wie »Der Wille« und seinem weiblichen Pendant »Die Pirsch« bestückt und als wäre das noch nicht bunt genug kommen auch noch jugendliche Geister mit ins Spiel, von denen sich das Mädchen Izabel als Gegenleistung für ihre Hilfe bei der Flucht einen Job als Kindermädchen bei den jungen Eltern erkauft.

Die märchenhafte Aura der Geschichte um Elena und Marko wirkt durch die starken Protagonisten und galaktische Kampfszenen in keinster Weise kitschig. Dafür sorgen auch die knallharten und unmissverständlichen Dialoge die mit ihrer überzogenen Wortwahl für Schmunzelgarantie sorgen.

Der erste Band der »Saga« Reihe ist ein gelungener Auftakt zu einer schrillen und farbenfrohen Space-Opera mit galaktische gutem Unterhaltungswert. Die markanten Zeichnungen von Fiona Staples stellen die Charaktere in den Vordergrund und lassen was das Äußere und die Mimik der Darsteller betrifft nichts zu wünschen übrig. Die Hintergründe, Räumlichkeiten und Raumschiffe gehen durch den schemenhaften und minimalistisch gehaltenen Stil dabei etwas unter.

Fazit

Ein abgefahrenes und buntes Space-Abenteuer der Extraklasse!

Bewertung vom 18.06.2019
Schamlos
Bile, Amina;Srour, Sofia N.;Herz, Nancy

Schamlos


ausgezeichnet

Meine Meinung

In ihrem Buch “Schamlos” sprechen die drei junge muslimische Frauen, Amina, Sofia und Nancy über negative soziale Kontrolle, die Beweggründe einen Hidschab zu tragen oder ihn wieder abzulegen und die schmerzlichen Erfahrungen der Ausgrenzung in der westlichen Welt in der sie aufwuchsen.

Auf den ersten Blick fällt dem Betrachter die besondere Ausstattung des Buches ins Auge. Eine rosarote Banderole mit dem fett aufgedruckten Titel “SCHAMLOS“ verdeckt die Zeichnung einer Muslima mit locker getragenem Hidschab. Verborgen bleiben die aus der Kopfbedeckung herausragenden Haarsträhnen, der rote Lippenstift, das freizügige Oberteil und die Geste des abgebildeten Mädchens, die der Welt den Mittelfinger zeigt und so zu verstehen gibt, dass sie frei ist sie selbst zu sein ohne die ganzen sozialen Zwänge.

Die auffallende Aufmachung setzt sich auch bei der Strukturierung des Buchinhaltes fort. Die Autorinnen berichten von ihrer Kindheit und Jugend als Muslimas in dem westlichen Norwegen, von Diskriminierung, Frauenfeindlichkeit, negativer Sozialkontrolle und der Zerrissenheit entweder zu muslimisch oder zu westlich zu sein. Mit eindringlichen Worten führen die engagierten jungen Frauen einen Dialog untereinander. Amina, Sofia und Nancy erzählen aber nicht nur von ihrer eigenen Erfahrung, sondern lassen auch Geschichten anderer Mädchen und Frauen einfließen, die an sie herangetragen wurden.

Zwischen den Dialogen, Erzählungen, Briefen und Listen finden sich die wunderschönen Illustrationen der norwegischen Künstlerin Esra Røise ein, welche eine kunstvolle Bereicherung für das Buch sind. Auch das unglaublich tolle Titelbild wurde von der begabten Künstlerin kreiert, womit sich das Buch einen Ehrenplatz in meinem Regal verdient hat.

Die wichtigen Themen, die die jungen Frauen in ihrem Werk ansprechen konnten mir als im Westen geborene und aufgewachsene Frau den Blick über den Tellerrand hinaus ermöglichen. Tatsächlich werden auch Dinge angesprochen in denen sich Mädchen und junge Frauen aus unserem Kulturkreis ebenso wiederfinden können. Aber am besten daran ist die erfrischend humorvolle und selbstironische Art und Weise wie jungen Frauen mit der Thematik umgehen, ohne dabei die Ernsthaftigkeit aus dem Auge zu verlieren. Die Botschaft als Mädchen und Frau endlich frei zu sein, so sein zu können, wie man es selbst möchte, wird in “Schamlos” mit dickem Textmarker unterstrichen.

Am meisten berührt haben mich die Briefe die sich Amina, Sofia und Nancy an ihre jüngeren Ichs geschrieben haben. Das Bild, dass ich mir auf der Leipziger Buchmesse von Sofia und Nancy machen konnte hat sich auf jeden Fall in ihrem Buch widergespiegelt. Diese jungen lebensfrohe Frauen haben eine wahnsinnig positive Ausstrahlung und definitiv das Zeug dazu andere Mädchen und Frauen zu inspirieren und einen neuen Weg aufzuzeigen. “Schamlos” sollte von jedem Mädchen und jeder Frau gelesen werden!

Auch sehr interessant ist es, den Hashtag #DearSister auf Twitter zu verfolgen, unter diesem “Motto” tauschen sich Mädchen und Frauen über ihre Erlebnisse aus und schaffen damit eine öffentliche Plattform für Feminismus, gegen Sexismus und Ausländerfeindlichkeit.

Fazit

Ein lesenswertes Buch für Frauen jeden Alters, jeder Religion und jeder Nationalität, das Mut macht und zum nachdenken anregt.

Bewertung vom 18.06.2019
Mami braucht 'nen Drink / Tagebuch einer gestressten Mutter Bd.1
Sims, Gill

Mami braucht 'nen Drink / Tagebuch einer gestressten Mutter Bd.1


sehr gut

Beschreibung

Ellen ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und gerade 39 Jahre alt geworden. Sie träumt davon eine perfekt gestylte Mami zu sein, die Job, Haushalt und die Erziehung ihrer Sprößlinge im Handumdrehen meistert und ganz nebenbei auch noch Zeit für sich selbst findet. Doch es läuft nicht ganz so wie geplant und so fürchtet Ellen die jungen Mütter, die morgens pünktlich auf dem Schulhof stehen und mit ihrem perfekten Leben glänzen. Als sich dann auch noch die liebe Verwandtschaft zu Weihnachten kurzerhand selbst einlädt, bieten sich immer mehr Gelegenheiten um zu einem großen Glas Wein zu greifen, um den alltäglichen Wahnsinn zu überstehen.

Meine Meinung

Mit meinen 31 Jahren bin ich selbst noch keine Mami und dennoch hat mich Gill Sims Roman “Mami braucht ‘nen Drink” im ersten Moment angesprochen. Das kreischend rot und rosa gestreifte Cover plus der witzige Klappentext haben mich davon überzeugt einen gründlicheren Blick zu riskieren.

Gill Sims hat ihren Roman in Tagebuchform verfasst und berichtet mit Sarkasmus gespitzter Zunge und viel Humor von dem alltäglichen Leben mit den großen und kleinen Sorgen einer ganz normalen Mutter mit ihren zwei Kindern, dem Ehemann, der sich nach der Arbeit im Hobby-Schuppen verbarrikadiert um die Bewältigung des Haushalts und die Erziehung der Kinder der Frau im Hause zu überlassen.

Der erfrischend spritzige Erzählstil und die Tatsache, dass Gill Sims kein Blatt vor den Mund nimmt, macht das Buch zu einer äußerst unterhaltsamen Lektüre die zum Lachen und gelegentlichen Losprusten verführt. Auch wenn ich selbst noch keine Mama bin, konnte ich mich in die Ereignisse und Emotionen von Ellen sehr gut hineindenken. Besonders gut gefallen hat mir die bildhafte Schilderung des chaotischen Ausnahmezustandes zu Weihnachten, als bei Ellen die Verwandtschaft einfällt und sich die urkomischen Anekdoten der Feierlichkeiten wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen.
“Mami braucht ‘nen Drink” bietet eine kurzweilige Unterhaltung und sticht durch herrlich überspitzten Alltagssituationen hervor. Zwischendurch schleicht sich durch Wiederholungen dennoch die ein oder andere Länge ein und der tägliche Alkoholkonsum von Ellen wird mir durch die heitere Grundstimmung zu bedenkenlos abgetan.

Aufgrund des großen Erfolges in ganz Großbritannien von “Mami braucht ‘nen Drink – Tagebuch einer erschöpften Mutter” schrieb die Autorin gleich ein weiteres Buch, dass unter dem Titel “Mami muss mal raus – Tagebuch einer gestressten Mutter” im März 2019 im Eisele Verlag erschien.

P. S.: Ich liebe Verweise in Büchern auf andere Bücher und so war es mir eine ganz besondere Freude hier von einem mir bekannten Buch zu lesen, welches im November 2018 im Piper Verlag unter dem Titel “Meine Familie und andere Tiere” neu aufgelegt wurde.

Fazit

Heiter und gewitzt berichtet Gill Sims von dem alltäglichen Wahnsinn im Leben einer Mutter.