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Sago

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2020
Pfoten im Schnee
Meier, Lotti

Pfoten im Schnee


sehr gut

Dieser Lebensbericht hat mich wirklich gefesselt. Lotti Meier, erfolgreich in der Modebranche, stellt mit 40 Jahren ihr Leben noch einmal total auf den Kopf und gründet mit dem Schweden Sven, einer Urlaubsbekanntschaft, eine Husky Lodge in Lappland. Sie sucht Kühle, Stille, ganz viel Natur und den engen Kontakt mit den Schlittenhunden, die sie ebenfalls während eines Urlaubes kennengelernt hat. Einen größeren Kontrast zu ihrer bisherigen, eher an Äußerlichkeiten orientierten Lebensweise könnte man kaum finden. Vor welche Herausforderungen Lotti sich gestellt sieht, bis sie, wie es der Untertitel des Buches sagt, ein tierisch gutes Leben in Lappland führen kann, ahnt weder Lotti noch der Leser.

Dies ist so packend geschildert, dass ich das Buch in nur zwei Tagen beendet habe. Auch wenn Lotti bereits viel berichtet, hätte ich gern noch viel mehr über Lappland und die Huskies erfahren, die mich gleichermaßen fasziniert haben.

Bewertung vom 11.11.2020
Splitter aus Silber und Eis
Cardea, Laura

Splitter aus Silber und Eis


sehr gut

Mein Lieblingsmärchen war schon immer "Die Schneekönigin" von Andersen, und so hat mich auch diese Story angezogen. Umso besser, dass Prinzessin Veris aus den Frühlingslanden hier das verfluchte, zu Eis erstarrte Herz des elbischen Winterprinzen zum Schmelzen bringen muss. Jedes Jahr müssen die Menschen ihm ein Mädchen schicken, um ihr Land vor seinen Eissplittern zu schützen.

Dass Veris in mehrfacher Hinsicht eine ungewöhnliche Prinzessin ist, muss Prinz Nevan bald erfahren. Nicht nur in sarkastischem Wottwitzist sie ihm durchaus gewachsen. Und so hat mir das Buch viel Spaß gemacht, auch wenn es sich hier eigentlich um Ronantasy handelt, bei der es nun mal typisch ist, dass der Plot um das potentielle Paar herumkonstruiert wird. Aber es gibt genug Elemente märchenhafter Fantasy und ein wunderbar winterliches Setting, um auch mich zufriedenzustelllen. Auch die überraschenden Wendungen in der Handlung konnten mich überzeugen, so dass der Roman aus der üblichen Romantasykost herausragt.

Bewertung vom 09.11.2020
Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1
Martaler, Sophie

Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1


gut

Ich glaube, als Vorabendserie wie vor langer Zeit die Guldenburgs oder als Telenovela würde das Buch ganz gut funktionieren. Als Lesestoff konnte es mich aber nicht so recht überzeugen, auch wenn es sich mal eben schnell so wegliest. Die Protagonisten spalten sich ziemlich eindeutig in Gut und Böse, Zwischentöne fehlen oft. Ereignisse sind oft sehr dramatisch dargestellt, wirken nur teilweise glaubhaft und rasen dahin, da sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen gestalten soll und für keine von beiden richtig Zeit bleibt. Der Handlungsstrang im 20. Jahrhundert ist zudem wesentlich kürzer, so dass die dortigen Charaktere keinerlei Feszination entwickeln können. Mich hatte vor allem das Pferdethema geködert. Leider sind die Autorin keine Pferdeleute. Dass sie sich angeblich gut haben beraten lassen, habe zumindest ich als Pferdebesitzerin kaum gemerkt. Da wird sich seltsamerweise um eine mögliche "Knöchelverstauchung" eines Pferdes gesorgt (gemeint ist wohl die Fessel), ein Deckhengst schafft an einem Vormittag locker sechs Stuten. Spätestens aber, als auf einem Gestüt ein "ohrenbetäubendes" Feuerwerk stattfindet, wurde es haarsträubend. Pferde sind bekanntlich Fluchttiere und würden sich dabei in Boxen oder auf den Koppeln verletzten.

Leider wird auch immer wieder der einfache Autorengrundsatz "Show, don't tell" verletzt.

Der Inhalt ist schnell zusammengefasst. Beide Brüder auf Gestüt Seydell in der Lüneburger Heide lieben Ende des 19. Jahrhundets Pfarrerstochter Luise. Sie heiratet den bösen reichen Erben Ludwig, woraufhin sich der gute Bruder Alexander mit dem Deckhengst aus dem Staub macht, um auf einem spanischen Gestüt ein neues Glück zu finden. Im 20 Jahrhundert erbt die englische Nachfahrin Elisabeth Gut Seydell, kann es aber nur mit Zustimmung des Miterben und Nachfahren in Spanien verkaufen. Ausgang offen, denn es folgen noch zwei Bände.

Bewertung vom 08.11.2020
Die Vögel singen auch bei Regen
Garnier, Kea von

Die Vögel singen auch bei Regen


sehr gut

Schonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher noch gar nichts gehört. Dass die Autorin sehr sprachbegabt ist, macht den Bericht manches Mal zu einem Genuss. Dennoch muss man sagen, dass es sich um absolut keine leichte Kost handelt, die manchen Leser vielleicht sogar tief hinunterzuziehen vermag. So sind denn auch manche Kapitel sogar mit einer Triggerwarnung versehen, denn selbstverletztendes Verhalten und suizidale Tendenzen werden nicht ausgespart.

Zu lange versucht Kea, ihr Glück bei verschiedenen Männern zu finden. Das geht bis hin zur psychischen Abhängigkeit. Diese Szenen waren für mich am schwersten zu lesen, weil ich dazu keinen Zugang gefunden habe.

Keas Beeinträchtigung durch ihre Leiden gehen so weit, dass sie im Grunde kein regelmäßiges Berufsleben führen kann. Immer wieder weist sie sich selbst in stationäre Kliniken ein. Dabei fand ich es bemerkenswert, dass ihre wechselnden Therapeuten durchweg einen kompetenten, klugen Eindruck machen und in der Lage sind, hilfreich zur Seite zu stehen. Dies deckt sich nicht mit dem, was ich früher aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis gehört habe und mich schon manches Mal hat innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Eventuell ist die Qualität hier tatsächlich erfreulicher geworden.

Das Buch hat mich durchweg gefesselt. Nur zum Ende hin hatte ich etwas Mühe, Keas krankheitsbedingt stets um sich selbst Kreisen voll zu würdigen. Dass sie dagegen zurück zum Schreiben findet und sogar an einer renommierten Schule für kreatives Schreiben angenommen wird, lässt für die Zukunft hoffen.

Bewertung vom 06.11.2020
Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4
Follett, Ken

Der Morgen einer neuen Zeit / Kingsbridge Bd.4


ausgezeichnet

Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber um ein Prequel dazu handelt, rolle ich das Feld eigentlich doch nicht von hinten auf. Ich bin eher unvoreingenommen ohne große Erwartungen eingestiegen, sogar ein wenig mit dem Vorurteil, dass es männlichen Autoren in historischen Romanen eher um Schlachten und Versorgungsprobleme geht und das Zwischenmenschliche wenger interessiert. Weit gefehlt, zum Glück!

Der junge Bootsbauer Edgar verliert Ende des 10. Jahrhuderts nicht nur seine Geliebte, sondern auch seinen Vater bei einem Wikingerüberfall. Völlig verarmt, zieht seine Mutter mit ihren drei Söhne auf einen kärglichen Hof in Dreng's Ferry, um dort ein neues Auskommen zu finden. Dorthin verschlägt es auch die junge Fürstentochter Ragna, die in der Ehe mit dem Alderman Wilfulf hofft, ihr Glück zu finden. Dritter im Bunde der Protagonisten ist der aufrechte Mönch Aldred, der hofft, in der Kirche aufzusteigen, um ein Zentrum der Gelehrsamheit zu gründen.

Doch Dreng's Ferry und das nahe gelegene Shiring entpuppen sich als wahrer Sündenpfuhl. Da ist nicht nur der Gastwirt Dreng, der seine blutjunge Sklavin jedem Gast für eine Nacht verkauft. Da sind auch Drengs machtgierige Verwandte, allen voran Bischof Wynstan, ein Bruder Wilfwulfs, der vor keiner Schandtat zurückschreckt. Und auch Wilwulf ist alles andere als ein Heiliger.

Dass Ragna und Edgar, zwei unglaubliche sympathische Menschen, trotz ihres Standesunterschieds füreinander bestimmt sein könnten, hofft und ahnt man bald. Auf dem Weg dahin hat ihnen aber der Autor derart viele einallsreiche Steine in den Weg gelegt, dass ein wahrer Lesesog entstand. Zudem ist der Roman und die damalige Zeit außerordentlich anschaulich geschildert. Wenn sich Edgar Mutter aufmachen muss, um sich irgendwo ein Stück Schnur zu borgen, wird einem klar, wie wertvoll der heutige Luxus ist. Neu war mir, dass in England walisische Sklaven gehalten wurden. Deren Elend und überhaupt die weitestgehend rechtlose Stellung der Frauen haben mich ebenso erschüttert wie die Allmacht der Kirchenmänner, die sich selbst über alle Gebote hinegsetzen.

Für Kenner der Serie wird natürlich Edgars allmähliche Weiterbildung zum Baumeister von Iteresse sein, denn er mausert sich vom Boots zum Erbauer der Kingsbridge und wagt sich schließlich sogar an eine Kathedrale.

Ja, Edgar, Ragna und Aldred sind einfach zu gut um wahr zu sein und Wynstan ist ein derartiger Bösewicht, dass vielleicht ein paar Zwischentöne nicht geschadet hätten. Dennoch muss ich sagen, dass dieses Konzept hier im Vergleich zu anderen Werken nicht nur funktioniert, sondern eine wahre Leselust schafft.

Bewertung vom 04.11.2020
Wenn das Dunkel erwacht / Crescent City Bd.1
Maas, Sarah J.

Wenn das Dunkel erwacht / Crescent City Bd.1


ausgezeichnet

Selten habe ich so lange gebraucht um mit einem Roman warm zu werden. Wie gut, dass dafür 900 Seiten Zeit war. Dann hat er mich aber so begeistert, dass ich den zweiten Teil kaum erwarten kann.

Die Gestaltung ist wohl die Spektakulärste, die ich je gesehen habe. Da ist nicht nur der rote Buchschnitt, sondern das Umschlag-Motiv wiederholt sich auch wie ein Wasserzeichen auf dem Buchschnitt.

Ohne viel Erklärung wird man in eine Urban Fantasy-Welt geworfen, die vor unterschiedlichen, abwechslungsreichen magischen Wesen schier zu bersten scheint. Das war für mich die große Stärke des Romans, die mich durchhalten ließ, obwohl ich mit Halb-Fae Bryce und ihrer Werwolf-Freundin Danika lange sehr wenig anfangen konnte. Bryce stöckelt auf absurden Stilettos, oft vollgepumpt mit Drogen, von Party zu Party und Mann zu Mann. Danika ist nicht viel besser. Als sie und ihr Rudel von einem geheimnisvollen Dämon abgeschlachtet werden, bricht für Bryce eine Welt zusammen. Als einige Zeit später der Dämon weiter mordet, findet sich Bryce mitten in den Ermittlungen zu den Mordfällen, ausgerechnet gemeindsam mit Hunt, dem Umbra Mortis, einem Engel, dessen Ruf kaum besser ist als der des Dämons.

Was habe ich mich an diesen Protagonisten gerieben! Bryce, die selbst mit enormen Beinschmerzen weiterstöckelt und sich gefühlt 100 mal wünscht, sie hätte ihre Sneaker angezogen. Und Hunt, der sich über sein Image als knurrendes Alphamännchen lustig macht und trotzdem genau das ist.

Und trotzdem: Nie haben sie mich wie Protagonisten anderer Bücher einfach kalt gelassen. Zudem gibt es eine Fülle interessanter Nebendarsteller wie Bryces Halbbruder Ruhn, den Herbstkönig, Chimäre Syrinx und Feuerkoboldin Lehabah, um nur einige zu nennen. Und als die Autorin plötzlich mit einem irren Plot twist aufwartet und die letzten 300 Seiten zu einer wahren Achterbahnfahrt der Ereignisse gestaltet, konnte ich nicht mehr genug von dieser einfallsreichen, farbenprächtigen Welt bekommen und habe förmlich an den Seiten geklebt. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 01.11.2020
Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen
Froböse, Ingo

Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen


ausgezeichnet

Vom hundersten Lebensjahr bin ich noch fast ein halbes Jahrhundert entfernt. Aber es gilt eben, rechtzeitig loszulegen. Der renommierte Gesundheitsexperte Prof.Dr. Ingo Froböse liefert hier eine Fülle von Informationen und Tipps, die so verständlich und übersichtlich gestaltet sind, dass man stets am Ball bleibt und die Lust am Lesen erhalten bleibt.

Dass Langlebigkeit viel weniger von den Genen gesteuert wird, als die Wissenschaft früher angenommen hat, war für mich zunächst eine recht erleichternde Nachricht. Vielmehr kann jeder Mensch selbst sehr viel tun, um die Dauer seines Lebens positiv zu beeinflussen.

Die sieben Schlüssel, die der Autor dafür präsentiert, sind zwar keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Dennoch werden sie pointiert auf den Punkt gebracht, liefern Details, von denen ich noch nichts gehört hatte und leuchten unmittelbar ein. Vor allem bekommt man richtig Lust, dass eine oder andere zusätzlich auszuprobieren und noch mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Klassenziel erreicht!

Bewertung vom 18.10.2020
Connect me - verbunden mit mir selbst
Schott Carvalheiro, Jasmin

Connect me - verbunden mit mir selbst


sehr gut

Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener zu fühlen, anstatt sich zugunsten der Umwelt zu verbiegen oder, wie es hier heißt, einfach aus der Performance-Falle auszusteigen.

Die Autorin schafft Verbundenheit, indem sie von ihren eigenen Problemen berichtet und den Leser direkt adressiert. Leider wird aber durch die Flut englischer Begriffe auch gleich wieder Distanz aufgebaut. So ging es zumindest mir, obwohl ich das Englische liebe und sehr gut beherrsche. Aber muss einer der Schritte ihres Programms wirklich z.B. growing statt wachsen heißen? Der deutsche Begriff löst bei mir sofort Assoziationen eines üppig wuchernden Urwaldes aus, der englische bleibt für mich steril. Vielleicht lag es daran, dass ich zwar einige Aha-Erlebnisse während des Lebens hatte und über manche Sätze wirklich ins Reflektieren kam, aber trotzdem an der selben Stelle zunächst stocke wie bei thematisch ähnlichen Büchern: Im Kopf ist mir vieles klar, nur mit der täglichen Umsetzung stockt es dann.

Wirklich angenehm fand ich, mit wieviel Fachkompetenz die Autorin schreibt und dennoch anschaulich bleibt. Für mich hätten es gut und gern noch viel mehr Übungen und Meditationen sein können, um mich auf dem Weg zu mir weiter voran zu bringen.

Bewertung vom 04.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


sehr gut

Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im vorliegenden Roman geht fast nicht.
Es sollte eine Versöhnungsreise werden. Doch ausgerechnet mitten in der isländischen Wildnis muss Bankerin Swea erfahren, dass Eheman Henrik, ein bekannter Künstler, sie erneut betrügt. Kurzerhand lässt sie ihn stehen und rast mit dem Mietwagen davon. Leider endet ihre Fahrt im Straßengraben. Einar, ein isländischer Lehrer, der kürzlich aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrt ist, sammelt sie auf. Aufgenommen in seinem Haus lernt sie nicht nur den schweigsamen Einar, sondern auch dessen Untermieter Jón und Islandstute Houdini näher kennen. Doch ähnlich wie Swea scheinen alle Bewohner des malerischen Sommerhauses eine schwere, geheimnisvolle Vergangenheit mit sich zu tragen. Und gibt es dort tatsächlich nur Lebende, oder verbergen sich hinter verschlossenen Türen noch viel größere Geheimnisse?
Mit ihrem beinahe poetischen, bildhaften Stil hat mich Nina Blazon wie immer verzaubert. Etwas gestört hat mich diesmal, dass Haupt-Ich-Erzählerin Swea an wenigen Stellen unvermutet von Einar mitten im Kapitel ohne weitere Kennzeichnung abgelöst wird. Ich bin immer noch Fan des alten Schriftsteller-Grundsatzes, die Perspektive nicht mitten im Kapitel zu wechseln. Zudem ist Sweas Geschichte so lebensprall, dass ich Einar nicht unbedingt gebraucht hätte. Oft war ich fast sprachlos, wie sehr sich Swea, eigentlich selbst ambitionierte Künstlerin, für ihre Familie und ihren Mann aufgegeben hatte. Insofern ist sie mir etwas fremd geblieben. Umso faszinierter war ich aber, Swea dabei zu folgen, wie sie versucht, Stück für Stück zu werden wie der Wind - ebenso ungebunden und flexibel wie er. Und am liebsten hätte ich sofort mein Köfferchen gepackt, um Island selbst zu bereisen. Bitte noch mehr davon!

Bewertung vom 27.09.2020
Das Erbe der Päpstin
Glaesener, Helga

Das Erbe der Päpstin


sehr gut

Der Klappentext bezeichnet das Buch als vom Bestseller "Die Päpstin" inspiriert.
Diesen Roman muss man nicht gelesen haben, um viel Lesefreude an Helga Glaeseners in derselben Zeit, dem Rom des 9. Jahrhunderts, angesiedelten Nachfolger zu haben. Ich kenne Donna W. Cross' Vorläufer nicht, allerdings die Figur der historischen Johanna, die unerkannt in Männerkleidern bis zur Päpstin aufstieg.
Im vorliegenden Buch ist Johannas Geliebter und Wachkommandant Gero der Großvater der Hauptprotagonistin Freya. Im Rückblick wird geschildert, wie Geros Tochter Gisla von Wikingern entführt und versklavt wird.

In der dänischen Fremde gebiert sie zwangsläufig ihrem Entführer Björn zwei sehr unterschiedliche Töchter, Freya und Asta. Während Asta sich willig in ihr Schicksal fügt, ist Freya ein intelligenter Freigeist, wie auch Johanna, die eine Jugendfreundin Gislas war. Freyas Aufbegehren führt schließlich dazu, dass die Mädchen fliehen müssen. Sehr unterschiedlich gestaltet sich ihr Lebensweg. Freya erkennt wie Johanna die Vorteile, die es bringen kann, wenn eine Frau sich als Mann ausgibt. Dorstadt in Deutschland, Rom und Paris sind die weiteren Schauplätze dieser abenteuerlichen Geschichte, in der Freya um ihre Sicherheit, ihre Liebe und das Recht, als Frau die Heilkunde zu praktizieren, immer wieder kämpfen muss.

Eindrucksvoll schildert Helga Glaesener, von der ich bisher vorrangig Fantasyromane kannte, das Elend versklavter Frauen und deren Benachteiligung in finsteren Zeiten. Wie gkücklich kann man sein, heute zu leben, wo eine Frau nicht fürchten muss, für ihr Wissen als Hexe verbrannt zu werden!

Freyas Kampf gegen heimtückische Feinde wie ihren dänischen Onkel, den Dänen Hasteinn, bin ich atemlos gefolgt. Nur an wenigen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Gefühlstiefe vorstellen können, etwa als Freya ihren Geliebten tot wähnt. Ingesamt aber handelt es sich um einen Roman, der die Zugkraft des Bestsellers "Die Päpstin" eigentlich nicht braucht, sondern für sich allein lesenswert ist.