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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2017
Das vorwitzige Frauenzimmer
Jennings, Regina

Das vorwitzige Frauenzimmer


ausgezeichnet

Missouri, 1885. Der 24-jährige Deputy Joel Puckett wurde in das kleine Städtchen Pine Gap versetzt, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Es heißt, die Verantwortlichen dort seien korrupt und in illegale Machenschaften verstrickt und die Bürger würden sehnlichst auf Hilfe von außerhalb warten – eine Fehlinformation! Die Einwohner von Pine Gap wollen ihre Probleme allein lösen und lassen den aus Texas stammenden Joel spüren, dass er in ihrer Stadt überflüssig ist…

Die ebenfalls 24-jährige Betsy Huckabee möchte eine erfolgreiche Reporterin werden. Ein Traum, der noch nicht in Erfüllung gegangen ist, weil ihre bisherigen Artikel den überregionalen Zeitungen zu langweilig waren. Das ändert sich mit der Ankunft von Joel Puckett. Inspiriert von dem gutaussehenden Gesetzeshüter und seinen Erlebnissen erfindet Betsy Geschichten und landet mit ihrer Artikelserie über einen schneidigen Deputy und seine Heldentaten einen Volltreffer…

„Das vorwitzige Frauenzimmer“ ist das erste Buch, das ich von Regina Jennings gelesen habe und ich bin begeistert! Die Autorin hat einen frischen, lebendigen Schreibstil, die Beschreibungen und Schilderungen sind sehr humorvoll und die Dialoge – besonders zwischen Betsy und Joel – haben viel Witz und bringen dadurch eine Menge Schwung in die Handlung.

Die lebhafte Betsy ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie ist selbstbewusst, energiegeladen, unerschrocken und schlagfertig. Tatkräftig lässt sie nichts unversucht, um ihre Ziele zu erreichen: eine erfolgreiche Reporterin werden, in einem eigenen Haus leben und unabhängig sein – auf einen Mann an ihrer Seite kann sie dabei gut verzichten.

Auch Joel war mir von der ersten Seite an sympathisch. Der Deputy musste seine Heimat verlassen, weil er angeblich eine junge Frau kompromittiert hat und diese trotz Drängen seines Umfeldes nicht heiraten wollte. Sobald man den Deputy kennengelernt hat, ist klar, dass die Anschuldigungen gegen ihn nur eine Lüge sein können, so ehrlich und aufrichtig wirkt er. Für ihn zählen nur Recht und Gesetz, sein Ziel ist es Sheriff zu werden – auf eine Frau an seiner Seite kann er dabei gut verzichten.

Dass weder Betsy noch Joel der Sinn nach Romantik steht, kann die Autorin ihren Hauptprotagonisten natürlich nicht durchgehen lassen – und so lässt Regina Jennings die beiden so lange gemeinsame Abenteuer bestehen, bis die Geschichte ihren vorbestimmten Lauf nimmt :-)

„Das vorwitzige Frauenzimmer“ ist eine schwungvolle Geschichte, bei der Humor, Romantik und Historie nicht zu kurz kommen. Eine Leseempfehlung für alle, die romantische Wildwest-Komödien mögen.

Bewertung vom 29.08.2017
Die Räuberbraut
Fritz, Astrid

Die Räuberbraut


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Räuberbraut“ entführt Astrid Fritz den Leser in das frühe 19. Jahrhundert in den Hunsrück und erzählt die Geschichte der Musikantentochter Juliana „Julchen“ Blasius, die drei Jahre lang mit dem als Schinderhannes bekannt gewordenen Räuber Johannes Bückler durch die Lande gezogen ist.

Astrid Fritz hat die zahlreichen historischen Fakten und Hintergründe rund um Johannes Bückler und das Wenige, das über Juliana selbst bekannt ist, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein umfassendes und sehr glaubwürdiges Bild der Welt der Räuber und Gauner zur damaligen Zeit gezeichnet.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin viele Begriffe aus dem Rotwelsch in die Dialoge eingeflochten hat - das macht die ganze Geschichte noch überzeugender und authentischer.

In einer Rahmenhandlung, die im Mai 1844 spielt, blickt die mittlerweile 63-jährige Juliana auf die gemeinsame Zeit mit dem Schinderhannes und seinen diversen Gefährten zurück und lässt den Leser damit an ihren vielfältigen Erlebnissen und Abenteuern teilhaben.

Armut und Frust in ihrem Elternhaus wecken in der 18-jährigen Juliana den Wunsch nach Freiheit und Abenteuer. Beides findet sie an der Seite des Räubers Johannes Bückler. Julchen verbringt zunächst sorglose Wochen und Monate inmitten der Schinderhannesbande - sie und Hannes heiraten und schon nach kurzer Zeit ist sie fest mit dem Räuberleben verwachsen.
Ihre anfängliche Euphorie erhält einen ersten Dämpfer, als sie den Banditen heimlich auf einen Raubzug folgt und beobachtet, dass Kinder misshandelt und als Druckmittel eingesetzt werden. Julchen begreift dann nach und nach, dass das Räuberleben auch seine Schattenseiten hat und dass der Alltag einer Räuberbraut nicht so abenteuerlich ist, wie sie sich vorgestellt hat, sondern zunehmend eine eintönige Abfolge aus Warten, Hoffen und Bangen sowie ausufernder Gelage ist. Während sie selbst mit gefälschten Papieren als Krämerin Juliana Ofenloch von Markt zu Markt zieht, werden die Beutezüge und Schutzgelderpressungen von Hannes und seinen Kumpanen immer tollkühner und leichtsinniger - die mittlerweile schwangere Julchen hat nicht nur Angst um ihren Hannes, sie ist auch enttäuscht und später wütend, dass er seine Versprechen nicht hält…

Trotz der ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen ist es nicht ganz einfach, Julianas Wege und die der Räuber durch die vielen kleinen Dörfer zu verfolgen, wenn man nicht ortskundig ist. Obwohl dies der eigentlichen Geschichte keinen Abbruch tut, habe ich es als ein wenig schade empfunden, dass dem Buch eine Übersichtskarte über das Gebiet fehlt, in dem der Räuberhauptmann sein Unwesen getrieben hat.

Mit „Die Räuberbraut“ ist Astrid Fritz ein spannendes Porträt über eine interessante Frau des 19. Jahrhunderts gelungen. Es hat Spaß gemacht, Juliana Blasius kennenzulernen, sie auf dem Weg durch ihren wohl aufregendsten Lebensabschnitt zu begleiten und die guten wie auch die schlechten Zeiten mit ihr zu teilen.

Bewertung vom 24.08.2017
Wenn der Platzhirsch röhrt
Bleyer, Alexandra

Wenn der Platzhirsch röhrt


ausgezeichnet

Sepp Flattacher – Mölltaler Urgestein und Jäger mit Leib und Seele – sieht seine beschauliche Ruhe in Gefahr, soll doch sein Nachbar Heinrich auf Drängen von dessen wichtigtuerischen Schwiegersohn Anton ins Altersheim abgeschoben werden, damit dieser dann samt Ehefrau Carola und den drei lautstarken Kindern in Heinrichs Häuschen einziehen kann. Das will Sepp auf keinen Fall zulassen, da verbrüdert er sich lieber mit dem zwar lästigen, aber vergleichsweise ruhigen Heinrich – im Abwehrkampf vereint, hecken die beiden älteren Herren fiese Attacken aus, um den aufdringlichen Anton in die Flucht zu schlagen…

„Wenn der Platzhirsch röhrt“ ist bereits der zweite Fall für den kauzigen Aufsichtsjäger Sepp Flattacher – auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes ist mir der Einstieg in diesen Krimi leicht gefallen. Schon nach kurzer Zeit ich hatte das Gefühl, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Der Clou in diesem Krimi sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren – alle werden hervorragend charakterisiert und beleben mit ihren Eigenarten und Besonderheiten die Szenerie. Ich habe schmunzelnd das Miteinander und das Gegeneinander der Akteure verfolgt, habe mich köstlich über Sepps und Heinrichs Anton-Vergraul-Aktionen amüsiert und konnte zudem prima über die Hintergründe und Zusammenhänge von Antons gesetzwidrigen Machenschaften mitgrübeln und miträtseln.

Alexandra Bleyer hat ihren Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt, die Dialoge sind frisch und mit ganz viel schwarzhumorigen Wortwitz gespickt. Zusätzlichen Schwung erhält die Handlung darüber hinaus durch die eingeflochtene Kärntner Mundart.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Wenn der Platzhirsch röhrt“ ist ein sehr unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit und einem querköpfigen aber dennoch sehr sympathischen Hauptdarsteller.

Bewertung vom 22.08.2017
Murder Park
Winner, Jonas

Murder Park


ausgezeichnet

Zodiac Island - eine kleine Insel vor der Ostküste der USA - soll nach 20 Jahren wieder einen Freizeitpark bekommen. Unternehmer Rupert Levin plant eine Vergnügungsstätte der besonderen Art - einen Park, der den Grund für die damalige Schließung aufgreift: Levine will einen Erlebnispark eröffnen, in dem sich thematisch alles um Serienkiller dreht, ganz besonders um Jeff Bohner, der in den 1990er Jahren auf der Insel drei Frauen brutal ermordet hat…

Um sein Programm vorzustellen und die neue Attraktion bekannt zu manchen, hat Levin eine Gruppe aus Journalisten, Helfern und Sachverständigen eingeladen, vor der eigentlichen Eröffnung ein Wochenende mit ihm auf der Insel zu verbringen. Unter den Gästen ist auch der Reporter Paul Greenblatt, dessen Mutter eines von Bohners Opfern war…

Was als informative Pressereise beginnt, wird für die elf Besucher und ihren Gastgeber schnell zu einem mörderischen Albtraum, als ein Teilnehmer nach dem anderen ermordet wird…

Jonas Winner hat mich mit seinem Thriller „Murder Park“ von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und begibt sich gemeinsam mit Paul auf eine spannende Mörderjagd. Jonas Winner gelingt es dabei hervorragend, Pauls Gedanken und Gefühle darzustellen und auf den Leser zu übertragen. Man wird mitgerissen von einer wahren Flut an Emotionen und erlebt alle Höhen und Tiefen, die der Reporter im Verlauf der Handlung durchmacht, äußerst intensiv mit.

Der Aufbau des Thrillers hat mir besonders gut gefallen. Die eigentliche Handlung wird immer wieder von Interviews unterbrochen, die mit den Teilnehmern vor dem Event geführt wurden. Hier lernt man die einzelnen Akteure gut kennen, erfährt etwas über ihre Verbindungen zum alten Park und zu den anderen Gästen, bekommt einen Überblick über die Ereignisse von vor 20 Jahren und erhält Informationen zur damaligen Mordserie. Diese Gespräche, die ein Psychiater geführt hat, der ebenfalls von Levine zu der Veranstaltung eingeladen wurde, unterstreichen nicht nur die aktuelle Handlung, sondern lassen die Vorkommnisse im Murder Park immer wieder in einem neuen Licht erscheinen.

„Murder Park“ hat mir sehr gut gefallen. Ein ausgefeilter, gut durchdachter Thriller – ich konnte durchweg prima über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge mitgrübeln und miträtseln und wurde am Ende von einer zu keiner Zeit vorhersehbaren Auflösung überrascht.

Bewertung vom 21.08.2017
Wächter der Meere, Hüter des Lichts
Schlick, Oliver

Wächter der Meere, Hüter des Lichts


ausgezeichnet

Oliver Schlick wartet in seinem Fantasyroman „Wächter der Meere, Hüter des Lichts“ mit einer tollen Mischung aus Spannung, Abenteuer und einer kräftigen Portion Humor auf.

Ich lese sehr gern Geschichten, in denen der ganz normale Alltag des Protagonisten plötzlich durch etwas Unerklärliches aus den Fugen gerät. Und genau das passiert der 16-jährigen Rebecca Quist in diesem Roman - plötzlich hört sie Glocken und ihr unbekannte Stimmen, kann Musik sehen, wird von Leuchtturmwärtern kontaktiert und erfährt nicht nur von einer Prophezeiung, an deren Erfüllung sie maßgeblich beteiligt sein soll, sondern auch, dass ihr Leben, wie sie es die vergangenen 10 Jahre kannte, auf einer großen Lüge basiert.

Auf Rebecca wartet ein Kampf zwischen Gut gegen Böse. Ein Krieg zwischen den sogenannten Passagieren - dem weißen Passagier, der dem Geist der Menschen Freiheit bietet, und dem schwarzen Passagier, der das Bewusstsein der Menschen wie ein bösartiger Parasit erobern und kontrollieren will.
Immer an Rebeccas Seite: die Wächter. Der Bund der Wächter, der zu einem großen Teil aus Leuchtturmwärtern besteht, hat die Prophezeiung des Sostratos von Knidos entschlüsselt und kennt damit das Geheimnis der Passagiere. Aufgabe der Wächter ist es, die Voraussetzungen für die Erfüllung der Prophezeiung - die nur zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort erfolgen kann - zu schaffen und dabei den Schwarzen, der eben dieses verhindern will, samt seiner Agenten und Kämpfer zu stoppen.

Ein Wettrennen gegen die Zeit und gegen die Verfolger beginnt und hält Akteure und Leser gleichermaßen in Atem. Wilde Verfolgungsjagden, hinterhältige Machenschaften und ein Verräter in den eigenen Reihen beschäftigen die Wächter pausenlos und machen die Geschichte zu einem rasanten Abenteuer.

Besonders punkten kann Oliver Schlick mit seinen Figuren. Diese sind allesamt ausdrucksstark gezeichnet und tragen mit ihren jeweiligen Eigenarten kräftig zur Unterhaltung bei. Am meisten amüsiert habe ich mich über Helios Ehrenfeld. Der Leuchtturmwärter aus dem Rheinland wurde nicht nur mit einem herrlichen Dialekt ausgestattet, er präsentiert sich auch stets äußerst gelassen und entschärft damit so manch schwierige Situation.

„Wächter der Meere, Hüter des Lichts“ hat mich durchweg begeistert. In diesem Buch stimmt einfach alles – den Leser erwartet eine schwungvoll erzählte Geschichte voller lebhafter, einzigartiger Charaktere. Frische, humorvolle Dialoge. Flotte, actionreiche Handlung. Interessante Schauplätze. Und dazu Einblicke in die faszinierende Welt der Leuchttürme sowie ein kleines bisschen Romantik. Nicht nur für jugendliche Leser ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 27.07.2017
Talmon
Kohlstock, Nicole

Talmon


sehr gut

Fotograf Robert Trenkmann ist unzufrieden – mit sich selbst, mit seinem Familienleben, mit seinem Job. Ein Neuanfang wäre nicht schlecht. Da kommt ihm das Angebot seiner Großeltern, als Hausmeister den Landsitz der Familie zu verwalten, gerade recht. Dass es auf dem Anwesen spuken soll, schreckt Robert nicht. Schließlich glaubt er nicht an Geister. Ruckzuck ist der Umzug geregelt und die Familie Trenkmann bezieht ihr neues Domizil… und damit fangen Roberts Probleme erst richtig an. Albträume häufen sich. Kindheitserinnerungen sorgen für Unbehagen. Rätselhafte Dinge geschehen. Als aus anfänglichem Schabernack brutale Angriffe werden, bringt Robert seine Familie in Sicherheit und geht den Dingen in dem Haus auf den Grund…

Nicole Kohlstock wartet in „Talmon“ mit einer tollen Mischung aus Fantasy und Thriller auf. Der Einstieg in die Geschichte war für mich nicht ganz leicht, plötzliche Zeitsprünge und Ortswechsel machten das Lesen anfangs ein wenig holperig. Einmal mit den Figuren vertraut, liest sich das Buch dann aber flüssig und wird von Seite zu Seite spannender.

Die Autorin hat ein gutes Händchen dafür, die Vorkommnisse dramatisch und gruselig darzustellen – man kann sich nicht nur alles sehr gut vorstellen, man wird von den lebhaften Schilderungen richtig mitgerissen, gerät gemeinsam mit Robert in einen Strudel aus realen und mysteriösen Ereignissen und kann dabei prima über Hintergründe und Zusammenhänge grübeln und spekulieren.

„Talmon“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannend erzählte und vor allen Dingen zu keiner Zeit vorhersehbare Geschichte, die mir ein paar herrlich gruselige Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 26.07.2017
Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2
Shepherd, Catherine

Engelsschlaf / Laura Kern Bd.2


ausgezeichnet

Berlin. In einem Park wird der sorgsam auf eine Bank gebettete Leichnam einer jungen Frau gefunden. Als der Rechtsmediziner die Frau genauer in Augenschein nehmen will, erwacht diese plötzlich wieder zum Leben… Isabell Wittmann soll nicht der einzige Fall dieser Art bleiben. Spezialermittlerin Laura Kern vom LKA Berlin steht vor einem Rätsel…

„Engelsschlaf“ ist bereits der zweite Fall für Laura Kern und ihr Team – für mich war dieser Einsatz der erste, bei dem ich den Berliner Ermittlern über die Schulter geschaut habe. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes ist mir der Einstieg leicht gefallen und ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Catherine Shepherd hat mir mit „Engelsschlaf“ alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Thriller dazugehört: eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich ruckzuck ins Geschehen gezogen hat, deren Spannungskurve durchweg auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Täter gegeben hat.

Der Aufbau des Thrillers hat mir besonders gut gefallen. Mehrere locker in den Handlungsverlauf eingestreute Rückblenden lassen den Leser einen Blick auf die Entwicklung des Täters werfen – man bekommt nach und nach eine Vorstellung davon, was hinter seinem Tun steckt, kann aber dennoch keine Rückschlüsse auf seine Identität ziehen, im Gegenteil, die wenigen Angaben zu seiner Person treffen auf mehrere Verdächtige zu, so dass man bis zum Schluss keine Ahnung hat, wer nun wirklich hinter den Entführungen der Frauen steckt.

„Engelsschlaf“ hat mir sehr gut gefallen - ein fesselnder, temporeicher Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.07.2017
Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf / Die Henkerstochter-Saga Bd.7


ausgezeichnet

„Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ ist bereits der siebente Band mit dem Schongauer Henker Jakob Kuisl und seiner lebhaften Familie – das Buch ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Diesmal geht es für den brummigen Kuisl und seinen Anhang zum Scharfrichtertreffen nach München. Kuisl wurde in den Rat der Zwölf, dem obersten Gremium der bayrischen Scharfrichterzunft gewählt – eine große Ehre für den mittlerweile fast 60-Jährigen.

Das Zunfttreffen ist jedoch nicht der einzige Grund für die Familie Kuisl/Fronwieser, nach München zu reisen. Kuisl möchte die Gelegenheit nutzen, um einen geeigneten Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden, Magdalena hofft auf einen Platz im Jesuitenkolleg für ihren Sohn Peter und Simon möchte dem angesehenen Münchner Arzt Malachias Geiger sein Traktat über Sauberkeit und Gesundheit vorstellen und um eine Empfehlung für sein Buch bitten.

Neben den persönlichen Angelegenheiten der Akteure ist natürlich auch deren Spürsinn wieder gefragt – ein Frauenmörder treibt in München sein Unwesen und Kuisl wird um Mithilfe bei den Ermittlungen gebeten. Auch gilt es Münzfälschern auf die Spur zu kommen. Und Simon bekommt einen ganz besonderen Auftrag von der Kurfürstin persönlich: ihr Hund ist verschwunden und Simon soll den Basset suchen.

Oliver Pötzsch wartet auch in diesem Band wieder mit einer tollen Mischung aus Spannung und Historie auf. Mit seinen detailreichen Beschreibungen und ausführlichen Schilderungen zeichnet der Autor ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit. Er erzählt sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war, sondern auch durchweg bestens mit Kuisl & Co. mitfiebern und miträtseln konnte.

Die Figuren wirken echt und authentisch, sie haben Persönlichkeit, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Es war wieder sehr spannend, die Wege der Akteure zu verfolgen, ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten und vor allen Dingen hat es wieder großen Spaß gemacht, die Schongauer Spürnasen bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Nicht nur von den jeweiligen Erlebnissen der Akteure wird spannend und detailreich berichtet, auch die Beschreibungen der Schauplätze sind äußerst gut gelungen – das frühneuzeitliche München wird von Oliver Pötzsch prima in Szene gesetzt, so dass ich mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte. Als Bonus gibt es im Anhang des Buches einen kleinen Stadtführer, der dazu einlädt, auf den Spuren der Henkerstochter zu wandeln.

„Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ hat mich durchweg begeistert. Die Handlung ist abwechslungsreich, glaubwürdig und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Die Figuren sind ausdrucksstark, die Dialoge lebhaft. Auch wenn Jakob Kuisl nicht mehr der Jüngste ist, hoffe ich sehr, dass es noch weitere Abenteuer mit ihm und seiner munteren Familie geben wird.

Bewertung vom 25.07.2017
Die Küste der Freiheit
Peter, Maria W.

Die Küste der Freiheit


ausgezeichnet

Waldeck, 1775. Als die Mennonitin Anna Hochstetter auf einer Lichtung den schwer verletzten Lorenz von Tannau findet, nimmt sie den Offizier bei sich auf, um ihn gesund zu pflegen. Eine gute Tat, die von der Gemeinde amischer Täufer, in deren Mitte Anna lebt, mit Argwohn betrachtet wird. Kurze Zeit später wird ihr Unzucht vorgeworfen, es folgen Bann und Ausschluss aus der Gemeinde.
Anna verlässt Waldeck und macht sich auf die Suche nach dem mittlerweile genesenen Lorenz, um ihn um Hilfe zu bitten, doch der Offizier befindet sich mit seinem Regiment bereits auf dem Weg in die amerikanischen Kolonien.
Es ist die Hoffnung auf ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben, die Anna den Entschluss fassen lässt, Lorenz nach Amerika zu folgen.
In der Neuen Welt angekommen, muss Anna sich jedoch als Schuldmagd verdingen und gerät in einen Strudel aus Demütigung, Unterdrückung, Ausbeutung, fiesen Machenschaften und Verrat – die Verwirklichung ihrer Träume rückt in weite Ferne…

In ihrem historischen Roman „Die Küste der Freiheit“ entführt Maria W. Peter den Leser in die Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und wartet mit einer lebendig erzählten Mischung aus Historie, Romantik, Abenteuer und Spannung auf.

Die Autorin hat die historischen Ereignisse zwischen1775 und 1783 mit einer fesselnden fiktiven Geschichte verwoben und ein umfassendes und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und verfolgt gespannt das Miteinander und Gegeneinander der Akteure.

Maria W. Peter ermöglicht dem Leser interessante Einblicke in das Leben der Auswanderer und Kolonisten, in die unterschiedlichen Glaubensrichtungen, die Sklaverei und in das Kriegsgeschehen und Schlachtengetümmel zwischen den Dreizehn Kolonien und der britischen Kolonialmacht – alles was die Menschen an der amerikanischen Ostküste damals bewegt und angetrieben hat, wird anschaulich geschildert.

Die Autorin macht es ihrer Hauptprotagonistin nicht leicht, in der Neuen Welt Fuß zu fassen. Knechtschaft, Hunger, Erschöpfung, Intrigen, Nachstellungen und Übergriffe – Anna hat immer wieder mit herben Niederlagen zu kämpfen und man hofft und bangt stets mit ihr, dass ihr Leidensweg ein gutes Ende nehmen wird und irgendwann der Tag kommt, an dem sie ein glückliches Leben in Freiheit führen kann.

„Die Küste der Freiheit“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, Anna und Lorenz kennenzulernen, sie auf ihrem Weg durch diese mitreißende Geschichte zu begleiten, unheilvolle Zeiten mit ihnen zu durchleben und die brenzligen Situationen wie auch die heiteren Momente mit ihnen zu teilen.