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sleepwalker

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Insgesamt 495 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2020
Das Geheimnis der Madame Yin
Winters, Nathan

Das Geheimnis der Madame Yin


weniger gut

Da ich noch nie einen historischen Krimi gelesen hatte, habe ich mich auf „Das Geheimnis der Madame Yin“ von Nathan Winters gefreut.
Wir schreiben das Jahr 1877. Celeste Summersteen soll im Auftrag von Anette Roover deren 16jährige Nichte Dorothea auf dem Heimweg von Chicago nach London begleiten. Eigentlich ist Celeste Sekretärin in einer Detektei, würde aber lieber selbst ermitteln. Und da kommt der Auftrag genau richtig, denn sie soll außerdem im Mordfall von Estelle, einer engen Freundin von Dorothea, ermitteln. Ist die junge Frau auch in Gefahr? Schließlich war sie selbst opiumsüchtig. Sind die Kreise, in denen sie sich bewegte auch schuld am Tod ihrer Freundin? Und dann wird Madame Yin, Londons Opiumkönigin, tot aufgefunden. In ihrem Mund ist ein Stück Stoff und eine Haarlocke. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Morden? Die Ermittlungen übernimmt Inspector Robert Edwards von Scotland Yard. Zumindest so lange, bis sich Celeste in seine Arbeit einmischt.
Das Buch ist voller spannender (aber oft klischeehaft beschriebener) Gegensätze, unter anderem: Männer – Frauen, Amerika – Großbritannien, behütete Welt der wohlhabenden Bürgerschaft – kriminelles Milieu mit Drogen und Prostitution. Damit hat der Autor eine sehr spezielle Atmosphäre geschaffen.
Die Rolle der Frau, ganz besonders die von Frauen in (damals) Männerdomänen, arbeitet er sehr gekonnt heraus, auch arrangierte Ehen lässt er nicht aus („Dorothea muss sich endlich wie eine Dame benehmen und lernen, was eine gute Ehefrau zu tun hat. Ich habe ihr viel zu lange, zu viele Freiheiten gelassen .“) Besonders Celeste hat es als Frau nicht leicht, sich gegen die männlichen Polizisten zu behaupten, zudem kommt sie aus Amerika („Er sprach das Wort „Amerikaner“ aus, als wäre es eine ansteckende Krankheit“). Dazu übermächtiges Patriarchat, Kompetenzstreitigkeiten zwischen uniformierter Polizei und Scotland Yard, arrogante Ärzte und die damals beliebte Diagnose „Hysterie“ – eine explosive Mischung.
Inwieweit der historische Aspekt des Buchs korrekt ist, kann ich nicht beurteilen. Aus meiner laienhaften Sicht ist einiges allerdings sehr gut umgesetzt. Beispielsweise beschreibt der Autor die Umgebung und die Stimmung im London der damaligen Zeit sehr gut, die „Unterschicht“ spricht eine Art Slang, an die man sich erst gewöhnen muss während die Angehörigen der höheren Schichten sich teils sehr gewählt ausdrücken. Die Charaktere hat der Autor sehr gekonnt und facettenreich dargestellt. Celeste als selbstbewusste, emanzipierte Frau, die ihrer Zeit voraus ist, fand ich von der ersten Seite an sympathisch. Insgesamt fand ich die weiblichen Charaktere im Buch angenehmer als die männlichen.
Das Buch hat eine subtil aufgebaute, unterschwellige Spannung, gegen Ende wird die Spannungskurve steiler und insgesamt wird die Handlung etwa ab der Mitte, mit tieferem Eintauchen in die Ermittlungsarbeit, brutaler. Ein bisschen Sprach- und Wortwitz gibt dem ganzen etwas Würze und macht das Buch nett und unterhaltsam aber über weite Teile plätschert die Handlung eher dahin. Die Handlung selbst ist in zwei Strängen erzählt, einerseits die Ermittlungen von Celeste, andererseits die von Inspector Edwards, am Schluss und mehrere Morde später finden beide zusammen – leider weiß man als Leser schon sehr früh, wer der Täter ist und die Auflösung führt eher zu einem Kopfnicken und einem „ich wusste es!“ als zu einer Überraschung.
Sehr störend fand ich allerdings die Schreibfehler. („Celeste nahm es in den Schoss und betrachtete es.“ Schoß schreibt man nach wie vor mit ß. „Die Stimme erschrak ihn“ – nein, da wäre „erschreckte ihn“ auch laut Duden richtig.) Es ist aufgrund der Fehler sicher kein gutes Buch, manchmal liest es sich wie ein Übungsstück für den nächsten Teil (die Fortsetzung heißt „Der Zug aus Enfield“ und ist 2019 erschienen). Es ist aber auch kein schlechtes Buch – es ist leicht, teils aber auch seicht zu lesen. Von mir für die gute Idee und die mangelhafte Umsetzung 2 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2020
Dann bleiben wir eben zu Hause! / Online-Omi Bd.13
Bergmann, Renate

Dann bleiben wir eben zu Hause! / Online-Omi Bd.13


sehr gut

Renate Bergmann kannte ich vorher schon aus dem Interweb, Texte jenseits der 280 Zeichen hatte ich von ihr allerdings noch nie gelesen. Deshalb habe ich mich auf „Dann bleiben wir eben zu Hause!“ sehr gefreut – und wurde nicht enttäuscht. Mehr als einmal musste ich beim Lesen laut lachen.
Natürlich ist das Büchlein (mehr ist es ja auch mit seinen nur 80 Seiten nicht) keine große Literatur – will es vermutlich auch nicht sein. Es ist launig geschrieben, hat einen gewissen Informationswert und an vielen Stellen hörte ich die Stimme meiner Großmutter im Hinterkopf. Ja, ich gebe zu, dass ich als social-media-Neuling wirklich zuerst dachte, es sei wirklich eine 82-Jährige (tatsächlich steckt hinter der Figur der Online-Omi Torsten Rohde), die da schreibt, denn viele der Sprüche von Frau Bergmann könnten von meiner 90-jährigen Oma stammen, wie beispielsweise „Ja, ich sage immer: »Einer Hausfrau geht nie die Arbeit aus.« Es gibt immer was zu putzen, zu reparieren oder aufzuräumen. Der Tag hat nie so viele Stunden, als dass eine Frau mit ihrem Tun fertig würde.“ So hat Frau Bergmann das schon in der Bräuteschule gelernt. Oma auch. Handlung hat das Buch praktisch keine, aber man kann trotzdem das eine oder andere daraus mitnehmen.
Frau Bergmann sinniert nämlich nicht nur über Quarantäne, Arbeit, Sport und Familienleben in Zeiten von Corona, teilt Seitenhiebe über die Sauberkeit in anderen Haushalten aus (da kann sie ja dank „Skeip“ auf dem Klappcomputer hineinschauen) und befasst sich mit gelangweilten Ehemänner wie Kurt, die, ebenso wie Kinder, beschäftigt sein wollen. Sie mokiert sich über Hamsterkäufe, gibt aber gute Tipps für sinnvolle Vorratshaltung, was in den Verbandkasten muss (Tipp am Rande: es heißt nicht Verbandskasten!), wie man „Ersatzhefe“ macht oder selbst Nudeln herstellt. Dazu kommen eine ganze Reihe Rezepte mit wenigen und einfachen Zutaten (für Kuchen, Arme Ritter oder Kartoffelsuppe).
Das Rad hat Frau Bergmann mit dem Buch nicht neu erfunden. Viele der Sprüche hat man inzwischen zigfach gehört oder gelesen. Dennoch fand ich das Buch erfrischend und für zwischendurch gut zu lesen. Der Stil ist eine Mischung aus flapsig und großmütterlich-weise, mit Wortwitz und denglischen Wortschöpfungen. Aber ein paar mehr Seiten wären schön gewesen, finden Se nicht auch, Frau Bergmann? Von mir taufrische und nicht eingetupperte 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2020
Rattenflut / Kira Hallstein Bd.3
Gößling, Andreas

Rattenflut / Kira Hallstein Bd.3


weniger gut

„Rattenflut“ – der Titel hat mich neugierig gemacht. Der Klappentext klang ebenfalls vielversprechend, denn das Thema Kindesmissbrauch ist nicht erst seit dem Pädophilen-Ring von Lügde brandaktuell. Dazu sollte das Buch von Andreas Gößling ein „True-Crime-Thriller“ sein, was auch nicht alltäglich ist. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir unter „True Crime Stories“ ein bisschen etwas anderes vorgestellt habe. In diesem Buch ist ein reales Verbrechen in einen komplett anderen Kontext versetzt worden. Die wahre Geschichte (die Missbrauchsfällt des britischen DJs Jimmy Savile) fand ab den 1960er Jahren unter anderem auf der Insel Jersey statt – der Autor lässt seine Geschichte im heutigen Berlin und auf einer indonesischen Insel spielen. Außerdem verknüpft er die Handlung (und den Menschenhandel, den er aufgreift) unter anderem mit der Colonia Dignidad. Das fand ich zwar interessant, ist für mich aber nicht 100% True Crime.
Und auch sonst hat das Buch mich enttäuscht. Ich bin ganz sicher nicht zimperlich, was brutale Szenen angeht. Daher war mein Problem weder das Thema, noch die Tatsache, dass das Buch schon der dritte und letzte Band einer Reihe ist. Mein Problem war schlicht die Sprache, derer sich der Autor bedient. Er verwendet für meinen Geschmack zu viele Kraftausdrücke (die ich hier gar nicht zitieren darf), dazu Beleidigungen und manchmal schlicht die falschen Wörter („Stattdessen pult er die Latexfingerlinge, die der Doktor ihm noch aufgedrängt hat, aus der sterilen Verpackung und zwängt seine Hände hinein“ – Das mit den Fingerlingen kommt mehrmals im Buch vor. Fingerlinge sind keine Handschuhe!). Dazu grammatikalische Fehler (es heißt beispielsweise nicht „Mangels öffentlichem Interesse“, sondern mangels öffentlichen Interesses). Da lassen Sorgfalt und Lektorat zu wünschen übrig.
Der Leser wird direkt in die Handlung geworfen, ein Kind wird äußerst brutal von einem Erwachsenen missbraucht. Der Autor schildert diese Tat in aller Grausamkeit, manches überlässt er aber auch der Fantasie des Lesers. In der Folge geht die Geschichte mit mehreren Handlungssträngen weiter, so wird sie unter anderem aus der Sicht des Täters und der Sicht der Ermittler erzählt. Gedankengänge und innerer Monolog sind oft kursiv abgesetzt. Manchmal scheint der Autor allerdings den roten Faden zu verlieren, die Beschreibungen sind zum Teil sehr konfus, dazu sind es enorm viele Charaktere und Schauplätze und selbst bei mehrmaligem Nachlesen fand ich ab und zu keinen schlüssigen Zusammenhang. Das machte das Lesen für mich sehr anstrengend und im Endeffekt sehr unbefriedigend. Da ist es sicher auch ein Nachteil, die anderen Bände der Reihe nicht zu kennen, denn einige der Personen sind daraus wohl schon bekannt. Und auch ein Teil der Handlung wird aus den Vorgängern weitergeführt. Für diejenigen, die die anderen Bücher nicht kennen, wird einiges erklärt, was das Lesen allerdings noch anstrengender macht. Bezüglich der Charaktere muss ich sagen, dass mir nicht ein einziger sympathisch war, nicht einmal auf der Seite der Ermittler ist für mich eine „Lichtgestalten“ vorhanden.
„Ratten“ haben in dem Buch sowohl tatsächlich als auch symbolisch eine große Bedeutung. Das erste Opfer sieht nach dem Missbrauch aus wie „von Ratten angefressen“, es tauchen echte und menschliche Ratten auf, denn ein zentrales Thema sind menschliche Abgründe, Perversionen und menschenverachtende Handlungen. Opfer, die später zu Tätern werden, Undercover-Ermittler, Menschenhandel, Missbrauch in geschützten Umgebungen, korrupte Ermittler und noch so vieles mehr, dass ich manchmal das Gefühl hatte, der Autor hat sich bei all den Themen übernommen.
Zwar ist das Buch in sich latent spannend aber für mich war es aber zu keiner Zeit wirklich packend. Schade. Ein brandaktuelles Thema, ein wichtiges Thema – aber nicht gut umgesetzt. Da wäre sehr viel mehr drin gewesen. Und eventuell sollte der Verlag über eine „Trigger-Warnung“ auf dem Cover nachdenken. Alles in allem von mir 2 Ste

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2020
Reinhold Würth
Timmerberg, Helge

Reinhold Würth


gut

Den Namen Würth kennt vermutlich fast jeder, den Menschen dahinter allerdings vermutlich auch sehr viele, denn Reinhold Wirth ist nicht dafür bekannt, die Öffentlichkeit zu scheuen. Zu seinem 85. Geburtstag erschien mit „Reinhold Würth. Der Herr der Schrauben“ eine neue Biografie, dieses Mal aus der Feder von Helge Timmerberg. Über den Inhalt ist nicht viel zu sagen. Den Werdegang von Reinhold Würth kann man im Internet nachlesen. Über diese Informationen hinaus kann der Autor auf Tagebücher und private Aufzeichnungen zurückgreifen, was der Geschichte ein bisschen „Fleisch auf die Rippen“ gibt. Außerdem kann er sie aus persönlichen Gesprächen, Eindrücken und Erfahrungen aus dem persönlichen Kontakt mit Reinhold Würth noch etwas unterfüttern.
Soweit, so gut. Herausgekommen ist dabei ein sehr gut lesbares, wenn auch ziemlich kurzes Buch. Über den Werdegang von Würth, sein Privatleben und den Aufstieg der Firma. Würths Werben um seine spätere Ehefrau, seine Erfahrungen als Pilot und auch die Entführung seines behinderten Sohnes und seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung werden erwähnt. Ich schreibe bewusst nicht „beleuchtet“, denn der Autor kennt nur ein einziges Licht in diesem Buch: das strahlende Flutlicht. Fast scheint es, als würde er unkritisch das schreiben, was ihm Würth „erlaubt“. Das macht das Buch zwar nicht zu einer schlechten Lektüre, aber hinterlässt einen schalen Beigeschmack und viele Fragen. Allerdings ist eines ganz klar: es ist ein Buch und kein investigativjournalistischer Artikel. In dem, was und wie er schreibt, ist der Autor hier viel freier.
Das Buch liest sich stellenweise ein bisschen wie ein Nachruf, wobei die beschriebene Person ja noch am Leben ist. Und alles in allem ist es eines ganz deutlich: ein Geburtstagsgeschenk an einen Menschen, den der Autor ganz offensichtlich bewundert. Und das Buch fängt richtig gut an. Launig, lustig und interessant. Und der Rest? Verkommt ziemlich schnell zu einer etwas hingeschludert anmutenden Mischung aus Lobpreisung und Bauchpinselei ohne viel Konzept und roten Faden. Schade. Gegen Ende wird das Buch langatmig, langweilig und zum Teil die Formulierungen mehr als blumig und ausschweifend. Über ein Jahr lang hat der Autor Reinhold Würth begleitet, konnte einen Blick in dessen Welt aus Privatflugzeugen, Schlössern, Autos, Kunstwerken und Yachten werfen und durfte sich in seinem Schatten ein bisschen sonnen.
Das Buch ist, wie gesagt, nicht schlecht, aber auch nicht gut. Es ist leicht zu lesen, Ton und Sprache sind (zumindest im ersten Teil) locker, launig und frisch, im zweiten Teil wird es dann sehr idealisierend und der Ton wird merklich sachlicher, kritische Untertöne fehlen gänzlich. Von mir für den starken Anfang und den platten Schluss daher in der Summe drei Sterne.

Bewertung vom 18.06.2020
Die Taten der Toten / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.8
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Die Taten der Toten / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.8


ausgezeichnet

Schwedens großes Trauma als Krimi.
34 Jahre ist der Mord an Olof Palme her, Verdächtige gab es seinerzeit einige, einer wurde verurteilt und später wieder freigelassen. Der Krimi „Die Taten der Toten“ ist aber aktueller denn je, denn im Juni 2020 veröffentlichte die Schwedische Polizei neue Ermittlungsergebnisse. Allerdings ist auch der neue Hauptverdächtige (und vermutliche Täter) inzwischen verstorben, wodurch der Fall vermutlich nie 100%ig aufgeklärt werden wird. „Der Palme-Mord war offensichtlich so ein hoffnungsloser Fall. Wie ein unheilbarer Patient, durch und durch vom Krebs zerfressen, dachte sie, kein Arzt der Welt kann ihn mehr retten.“ – trotzdem macht sich das Team um die Kommissarinen Stina Forss und Ingrid Nyström daran, den Fall nach all den Jahren doch noch aufzuklären.
Zwischen den beiden Kommissarinnen besteht aus den Vorgänger-Büchern eine tiefere Verbindung, die oberflächlich erklärt wird. Gerade so viel, um es zu verstehen, aber wenig genug, um dem Leser Lust auf die andern Bände zu machen und seine Neugier zu wecken. Ebenso die Anschläge auf Stinas Leben, die natürlich auch im achten Teil eine Rolle spielen. Nach dem letzten Anschlag beginnt sie, getrennt vom Rest des Teams, in ihrer eigenen Vergangenheit zu ermitteln. So sichtet sie beispielsweise kistenweise alte Unterlagen, die ihr Vater ihr hinterlassen hat. Hat der ehemalige Berufssoldat etwas mit dem Mord zu tun?
In dem Buch spielen die beiden Autoren Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson eine neue Variante der Ereignisse durch. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite hinterlässt das Buch beim Leser ein „so könnte es gewesen sein“ – Gefühl. Vermutlich jede irgendwann einmal angedachte Spur wird in dem Buch erwähnt, die Verfehlungen der damaligen Ermittlungskommission ebenso und auch tatsächliche Ermittlungsergebnisse finden ihren Platz. Das alles macht den Krimi zu einer gekonnten Mischung aus Fakt und Fiktion. Das Buch ist schon der achte Band der Reihe, ich kenne keinen der Vorgänger, konnte aber problemlos der Geschichte folgen. Nur ein paarmal gibt es Rückblicke auf Geschehnisse in anderen Bänden, welche aber erklärt werden, sodass man nie Schwierigkeiten hat, alles zu verstehen.
Das Buch ist rasant erzählt und lässt sich flüssig lesen. Der Spannungsbogen ist konstant hoch, allenfalls die (kursiv abgesetzten) Hintergrundgeschichten aus der Zeit vor dem Tag der Tat (Tag X) vor 34 Jahren, erlauben dem Leser kurze Verschnaufpausen. Der Schluss überrascht, ist aber stimmig. Die Charaktere sind klar gezeichnet und gut beschrieben, Eigenheiten und Eigenarten deutlich herausgearbeitet – obwohl es schon der achte Band ist, gehen die Autoren da sehr sorgfältig vor. Die Übersetzung ist manchmal holprig („Der Ministerpräsident befand sich gemeinsam mit seiner Frau auf dem Rückweg eines gemeinsamen Kinobesuchs.“) aber alles in allem ist das Buch ein hochspannender und hochkarätiger Krimi über ein immer noch hochbrisantes Thema. Von mir eine klare Lese-Empfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 18.06.2020
Solange du noch lebst
Belle, Kimberly

Solange du noch lebst


gut

Der achtjährige Ethan Jenkins verschwindet während einer Klassenfahrt. Hat er sich verlaufen? Wurde er entführt? Und wenn ja, hat ihn eventuell sein von der Familie getrennt lebender Vater Andrew entführt? Parallel zur Geschichte von Ethan und Kat erzählt die Autorin Kimberly Belle in „Solange du noch lebst“ die Geschichte von Stef Huntington und ihrer Familie. Auch ihr Sohn Sammy ist mit auf Klassenfahrt, aber im Vergleich zu Kat und Ethan ist ihre Familie reich und einflussreich, ihre Welt besteht aus ihrem Mann, dem Bürgermeister und teuren Marken (Lexus, Bang&Olufsen, IPhone usw). Und schnell wird klar: das eigentliche Entführungsopfer sollte Sammy sein. Welten prallen aufeinander, was das Buch aber nicht spannender macht, aber mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne zu spoilern.
Den Einstieg in das Buch fand ich sehr schwierig und eher schleppend und mehr als einmal habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Buch ungelesen beiseite zu legen. Nach und nach schaffte die Geschichte es dann aber doch, mich zu packen. Die Handlung wird alternierend aus Kats und Stefs Sicht in Ich-Form geschildert, was der Geschichte eine interessante Dreidimensionalität gibt. Vor allem die wohlhabende Stef, die ich aufgrund ihrer Rolle als „Frau des Bürgermeisters“ anfangs als eher oberflächlich und versnobt eingeschätzt hatte, hat mich im positiven Sinne sehr überrascht und nach und nach stellt sich bei dem Buch auch heraus, dass nur sehr wenig so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Aber eines ist für mich beim Lesen sehr schnell klargeworden: das Buch ist ganz sicher kein Thriller, jedoch ein lesenswerter Krimi. Und auch psychologisch ist das Buch interessant, da trifft einiges aufeinander: Mobbing unter Schulkindern, ein hochintelligenter Junge, den andere (allen voran Sammy) als „Ein Spinner. Eine Heulsuse und eine Petze“ bezeichnen, überforderte Begleitpersonen der Klassenfahrt, untätige, ignorante und reichlich inkompetente Polizisten, eine esoterisch angehauchte Oma und eine (verständlicherweise) zunehmend hysterische Mutter. Dazu der Kontrast wohlhabende heile Familie zu alleinerziehender Mutter mit Existenzsorgen. Ein bisschen viel, ein bisschen plakativ, manchmal ein bisschen nervig – aber durchaus stimmig.
Sprachlich ist das Buch gut zu lesen, die Autorin schreibt flüssig und alltagsnah auch die Sätze sind einfach gehalten, wobei die häufige Nennung von Marken im allgemeinen und der Xbox im Speziellen schon fast an Schleichwerbung grenzt. Kurz vor Schluss nimmt die Geschichte noch einmal mächtig Fahrt und Spannung auf – um dann in einem für mich eher unschlüssigen Schluss endet, der auf mich hingeschludert wirkte, als habe die Autorin schnell zum Ende kommen wollen. Sie hatte im Verlauf des Buchs sehr viele lose Enden geschaffen, viele aktuelle und wichtige Themen angerissen – da kommt der platte Schluss ein bisschen wie eine kalte Dusche. Schade.
Was bleibt ist ein ganz gut nebenher zu lesender Krimi, der aber nicht viel Eindruck hinterlässt. Guter Durchschnitt, mehr aber auch nicht. 3 Punkte.

Bewertung vom 10.06.2020
Männer sind auch nur Menschen
Staudinger, Nicole

Männer sind auch nur Menschen


gut

Eine Aneinanderreihung lustiger Anekdoten aus dem Leben der Autorin – unterhaltsam und mit ein paar guten Tipps, mehr aber auch nicht.
„Männer sind auch nur Menschen“ – der Titel machte mich neugierig. Denn, natürlich sind sie das. Auch, wenn sie sich selbst gerne manchmal als „etwas Besseres“ sehen. Meine Erwartung war, dass die Autorin Nicole Staudinger mit diesem „Männergehabe“ aufräumt. Die hat sie nicht ganz erfüllt. Ihr Buch ist kein Ratgeber oder Leitfaden für den Umgang mit und das (Über)Leben neben Männern. Es ist eine flotte Aneinanderreihung mehr oder minder spaßiger Erlebnisse – unterhaltsam, manchmal auch lehrreich. Aber halt nur manchmal.
Jedes Kapitel beinhaltet den Abschnitt „Überlebensstrategie“, in dem die Autorin gute Tipps für bestimmte Situationen gibt – damit hat sie das Rad aber nicht neu erfunden, die meisten davon kann man in jedem zweiten Persönlichkeitsratgeber oder in den gängigen Frauenzeitschriften lesen. Schade. Das Thema hätte sehr viel Potenzial gehabt, das Nicole Staudinger leider nicht wirklich ausschöpft. Männlichkeit, toxische Männlichkeit, Mansplaining sind alles wichtige Themen. Aber sie schreibt lieber über Business-Dresscodes und Erklärbären. Manchmal scheint sie sich in den Anekdoten auch ein bisschen zu verrennen und man sucht oft vergeblich nach einem roten Faden.
Sprachlich lag mir das Buch nicht immer. Die Autorin schreibt sehr umgangssprachlich, flapsig und locker - mir manchmal zu locker aus der Hüfte, worunter auch das Niveau meiner Meinung nach leidet. Auch inhaltlich ist mir vieles zu seicht und oberflächlich, zu viel eigene Erfahrung und zu wenig Substanz, alles in allem sehr wenig Ratgeber und sehr viel Selbstdarstellung. Wirkliche Tipps für mehr Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit konnte ich für mich nicht mitnehmen. Insgesamt kam für mich das Titel-Thema ein bisschen zu kurz. Für mich war das Buch auf jeden Fall nichts. Was ich aus dem Buch mitnehmen konnte ist, dass die Zeit der Ritter in glänzender Rüstung vorbei ist und höfliche, zupackende und wohlerzogene Kavaliere wohl zu einer aussterbenden Art gehören. Und dass Netzwerken und Loyalität unter Frauen essenziell ist. Aber das wusste ich auch vorher schon. Daher vergebe ich für das Buch 3 Sterne, denn es ist an sich nicht schlecht – nur halt nicht mein Geschmack.

Bewertung vom 10.06.2020
How Not to Diet
Greger, Michael

How Not to Diet


weniger gut

Da ich bezüglich Ernährung und Diäten kein unbeschriebenes Blatt bin, habe ich mir von „How not to diet“ von Dr. Michael Greger neue Ansätze erhofft. Der Untertitel des Buchs „Gesund abnehmen und dauerhaft schlank bleiben dank neuester wissenschaftlich bewiesener Erkenntnisse“ machte mich noch neugieriger. Überzeugen konnte mich das Buch aber nicht.
Trotz vieler wissenschaftlicher Fakten aus unzähligen Studien, die der Autor mithilfe von über 100 Rechercheuren auffährt, um das „erste faktenbasierte Diätbuch“ zu schreiben, schafft er es meiner Meinung nach nicht wirklich, das Buch besser als die durchschnittlichen „Diätratgeber“ zu machen. In der Essenz sind seine Aussagen mir zu absolut und sicher nicht für jeden umsetzbar. Alles in allem ist das Buch eher eminenz- als evidenzbasiert. Er stülpt allen Menschen seine Theorien über, dabei gibt es in der Ernährung kein „one size fits all“. Manchmal kam es mir vor, als suche er gezielt zu seinen Theorien passende Studien (Stichwort: Bias). Irreführend finde ich auch den Titel (ich bin kein Freund englischsprachiger Titel bei deutschsprachigen Büchern). „Diet“ heißt zwar Diät, aber auch Ernährung im Allgemeinen, der Titel könnte also sowohl „wie man keine Diät macht“ oder „wie man sich nicht ernähren sollte“ heißen.
Die pflanzenbasierte Ernährung, mit der er Menschen schlank und gesund machen (oder erhalten) will, ist grundsätzlich eine gute Idee. Aber schon sein Tipp, zu jeder Mahlzeit vorab einen Apfel zu essen und zu jeder Mahlzeit 2 TL Essig hinzuzufügen, finde ich nicht immer umsetzbar. Auch der Rat, sich zweimal am Tag zu wiegen ist zu hinterfragen – Gewichtsschwankungen können verunsichern, häufiges Wiegen kann Zwänge hervorrufen und zu Ess-Störungen führen. Eine Studie aus dem Jahr 2015 bestätigt nur, dass tägliches Wiegen hilfreich sein kann.
Seine wissenschaftlichen Ausführungen sind lesens-, der Recherche-Aufwand lobenswert. Allerdings sind die 4990 (!) Fußnoten und Querverweise zu Studien nur auf der Website des Autors nachzulesen. Das Buch ist verständlich formuliert und sicher inhaltlich korrekt. Die Gefahren von zu viel Zucker und Fett zeigt der Autor ebenso auf wie die Wichtigkeit von Bewegung, ausreichend Flüssigkeit und Schlaf. Mit abgesetzten Abschnitten, dem „Gedankenfutter“, regt er den Leser zum Nach- und Weiterdenken an.
Aber sein ständiges Herumreiten auf den „Fettleibigen“ ist nicht nur störend sondern zum Teil schon unverschämt. Natürlich ist Fettleibigkeit das deutsche Wort für „Adipositas“ (starkes Übergewicht) – dennoch hätte er ab und zu einen anderen Begriff wählen können. Außerdem sind fettleibige Menschen seiner Meinung nach nur deshalb übergewichtig, da sie sich selbst und andere über ihre Mahlzeiten ständig belügen. Diese unverschämte Aussage und die dahintersteckende Haltung sollte er als Arzt überdenken!
Aber abgesehen von den wissenschaftlichen Fakten, auf die sich der Autor bezieht, beinhaltet das Buch kaum Neues. Seine Aussagen zu negativen Kalorien sind zum Beispiel eher befremdlich. Physikalisch gesehen ist eine Kalorie eine Kalorie – in der Verstoffwechslung ist das anders. Aber auch Lebensmittel mit „negativen Kalorien“ haben einen Brennwert und die Kalorien, die bei ihrer Verdauung darüber hinaus verbrannt werden (also zur negativen Bilanz führen) sind gering und der reißerische Begriff ist irreführend. Und alles in allem landet man auch bei diesem Buch am Ende beim guten alten Kalorienzählen mit ausgewogener (veganer), kalorienreduzierter Ernährung mit Sport, wenig Stress und ausreichend Schlaf. Mit seinen Ratschlägen hat der Autor das Rad ganz sicher nicht neu erfunden. Und das, obwohl er sein Buch als Ratgeber mit „Tipps und Tricks, wie jeder mühelos sein Idealgewicht halten kann – und macht endlich Schluss mit Kalorienzählen und Verzicht“ anpreist. Wer gerne etwas über wissenschaftliche Hintergründe erfahren möchte, ist mit dem Buch gut bedient. Wer gesund abnehmen möchte, sollte sich was anderes suchen. 2 Sterne

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2020
Buen Camino ¿ du mich auch
Jäger, Karolin

Buen Camino ¿ du mich auch


weniger gut

„Buen Camino ... du mich auch!“ von Karolin Jäger ist ein Buch, dass mich fassungslos zurückgelassen hat. Der Inhalt ist simpel: junge Frau wandert den Camino, also den 800km langen Jakobsweg, und stellt fest, dass eine Pilgerreise kein Spaziergang ist. So weit, so interessant. Dachte ich. Und lag falsch.
Denn was mich mit dem Buch erwartete war teils ein Bericht über eine Pilgerreise, teils eine sehr gehässige Abrechnung mit Mit-Pilgern und Menschen, die ihr unterwegs begegneten. So geht sie mit dem stalkenden „Greis“ und dem „gruseligen Inder“ ebenso ins Gericht wie mit Luxus-Pilgern, die ihr Gepäck transportieren lassen, was die Autorin (ebenso wie schnarchende Mit-Schläfer) mehrfach „zum Kotzen“ findet. Sie selbst ist allerdings schon an einem der ersten Tage ihrer Reise damit beschäftigt, ihre Augenbrauen zu zupfen, Make-up ist für sie sehr wichtig und eine Übernachtunsmöglichkeit kann sie nicht annehmen, da es dort kein Warmwasser gibt – und das an ihrem Haarwaschtag! Prioritäten – so wichtig. Mehrere Kapitel später echauffiert sie sich aber gemeinsam mit „Inka“ über „Jogi“, der seinen Rucksack transportieren lässt, im Hotel schläft und eines verließ, weil sein Zimmer keinen Fernseher hatte.
Und auch sonst konnte ich mit der Art der Autorin wenig anfangen. Nicht nur, dass sie in einer Pension aus Versehen den Schlüssel mitnimmt – sie schafft es nicht, ihn zurückzuschicken, sondern „verliert“ ihn unterwegs einfach. Eine Unverschämtheit, egal, wie schäbig die Unterkunft war! „Ich sah ein Zweieurostück durch den Schmutz auf dem Boden schimmern, aber ich ließ es liegen. Ich ließ es liegen! Es hätte meinen Rucksack nur unnötig schwerer gemacht, und ich hätte mich bücken müssen.“ Ein 2-Euro-Stück wiegt neun Gramm!
Zudem hätte ich von einer Krankenschwester mehr Vernunft im Umgang mit Schmerzmitteln und Verletzungen erwartet. Ihre Aussage „Niere und Leber wollten ja schließlich auch etwas zu tun haben“ in Bezug auf die doppelte Schmerzmittel-Dosis finde ich gefährlich. Dass sie vom überdosierten Magnesium nur Übelkeit und keinen schlimmen Durchfall bekam, war reines Glück.
Ein weiteres großes Ärgernis waren für mich ihre zum Teil holprigen Vergleiche und übertriebenen Beschreibungen. Der eine mag ihre Sprache locker und flapsig finden, ich fand ihre nach Schema-F gebauten Sätze uninspiriert und ihre Wortwahl zum Teil falsch. „Im Foyer zog ich mir mit schmerzverzerrtem Gesicht und unter jammerndem Gewinsel meine Schuhe und Socken aus“ – keine Ahnung, was das ist. „Als ich auf mein Elend hinabblickte, realisierte ich, dass meine Waden und Füße derart angeschwollen waren, dass man weder Knöchel noch Adern erkennen konnte. Ich war über Nacht an akuter Elefantitis erkrankt“ – das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die an der Krankheit (die tatsächlich Elefantiasis heißt) leiden. Die Krankheit hat keine akute Form, ist unheilbar und nicht (wie bei der Autorin) durch Diuretika reversibel. Ebenso ist der Satz „das Zeug konnte ich jedenfalls unmöglich trinken, ohne dabei sofort an Diabetes zu erkranken“ völlig unsinnig.
Das Buch liest sich wie ein aggressiver Schulaufsatz („Diese Rücksichtslosigkeit gegenüber allen Mitschläfern schürte in mir erneut abgrundtiefen Hass“) mit gehässigen Kommentaren. Das Entsetzen über eklige Unterkünfte und Probleme beim Schlafen in Mehrbettzimmern, kann ich gut nachvollziehen, war aber zu erwarten. Das ist einer der Gründe, warum eine solche Tour für mich nicht infrage kommt. Vielleicht hätte die Autorin sich da besser belesen sollen. Sie selbst findet sich aber ziemlich toll und unfehlbar. In einer Herberge brüllt sie koreanische Frühaufsteher so lange an, bis alle im Zimmer wach sind, was sie mit einem „ist ja nicht meine Schuld“ kommentiert. Ihre Arroganz ging mir sehr schnell auf die Nerven und so hinterließ das ganze Buch bei mir einen sehr hässlichen Nachgeschmack, oder, um die Autorin zu zitieren: „That sucks“.
Von mir 2 Punkte, aber nur aus Hochachtung, weil sie den Weg komplett zurückge

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2020
Frau Honig und die Schule der Fantasie
Bohlmann, Sabine

Frau Honig und die Schule der Fantasie


ausgezeichnet

Endlich ist mit „Frau Honig und die Schule der Fantasie“ der dritte Teil der Frau-Honig-Reihe von Sabine Bohlmann erschienen! Und das Warten hat sich gelohnt, es war mir wieder eine ganz große Freude, das Buch zu lesen. Oder, man könnte sagen: es ging mir runter wie Honig.
Wer Frau Honig noch nicht kennt, kann sie sich vorstellen wie eine Mischung aus Nanny McPhee und Mary Poppins. Sie hat Zauberkräfte, Herz und Verstand, ist voller Fantasie und kann mit Tieren und dem Wind sprechen. Und natürlich auch mit Menschen.
Dieses Mal ist Frau Honig nicht als Kindermädchen unterwegs, sondern wird von der Schulleiterin der Birkenschule versehentlich für die Aushilfslehrerin gehalten. Also vertritt Frau Honig eine Woche lang eine erkrankte Lehrerin und die Kinder lernen alles: Mathe, Deutsch, Sport – und ganz viel fürs Leben.
Das Buch ist wie seine Vorgänger wunderschön geschrieben, sowohl die Worte, die die Autorin verwendet sind toll, als auch die Geschichte an sich und dazu die spärlichen aber aussagekräftigen Bilder. Die Sprache ist kindgerecht und manchmal ebenfalls voller Fantasie. So schafft sie neue Wörter wie „schulig“ und lässt ihre Schüler schöne Wörter für den Mitschüler sammeln, der kein Deutsch spricht.
Für fantasiebegabte Kinder ist das Buch sicher ein echtes Highlight, sei es zum Selberlesen oder zum Vorlesen. Mobbing oder Rassismus sind ebenso Thema wie die Schwächen des Bildungs- und Schulsystems. Miteinander, anderen helfen, Zusammenarbeit, Spaß und Fantasie sind im Zentrum von Frau Honigs Herangehensweise an Lernen und Wissen – und tatsächlich funktioniert es. Und trotz aller Fantasie und Träumereien von Schulen mit mehr Spaß und Freude vermittelt das Buch auch ein bisschen Wissen, wie beispielsweise über das Weltall (samt einer Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten in unserem Sonnensystem) und ein bisschen Rechnen - alles schön lebensnah. Wie im echten Leben ist Leben ist gleich Lernen und man kann manches einfach so und nebenher lernen. Schön. Utopisch, aber schön.
Zielgruppe für das Buch sind Menschen zwischen 8 und 99 Jahren, also passe ich genau rein. Ich fand das Buch wie auch die anderen beiden Bände um Frau Honig sehr schön geschrieben, die Geschichte trifft sicher den Nerv vieler Kinder (und auch den der Eltern). Selbstverständlich bietet das Buch Gesprächsstoff, denn natürlich ist so eine Form des „Unterrichts“ nicht komplett umsetzbar. Aber so haben Eltern und Kinder noch über das Buch hinaus sicher sehr viel zu diskutieren, vor allem auch darüber, ob nun Mathe tatsächlich wichtiger ist, als Musik. Von mir eine klare Lese-Empfehlung und 5 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.