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Benutzername: 
Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2018
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


sehr gut

Der Norweger, Erling Kagge, ist ein Abenteurer. Nicht nur, dass er zum Nordpol, Südpol und Mount Everest unterwegs war, auch unter den Straßen New Yorks kämpfte er sich, inmitten von Kakerlaken und Ratten, durch die stinkende Kanalisation. Bei seinen Abenteuern ist er größtenteils zu Fuß unterwegs. Darum weiß er wovon er spricht, wenn er über das Gehen schreibt.

Aber ein ganzes Buch über das Laufen? Warum? Und gibt es überhaupt so viel dazu zu sagen? Der Autor sammelt in diesem Band viele verschiedene Gedanken über das Gehen. Von der Schwierigkeit des Gehens im Alter und den ersten Gehversuchen eines Kleinkindes, über dem gesundheitlichen Nutzen des Gehens, bis hin zur seelischen Entspannung beim Gehen, stehen hier ganz unterschiedliche philosophische Gedanken über das Unterwegssein nebeneinander. Wer eine durchstrukturierte Abhandlung über das Gehen sucht, wird in diesem Buch nicht fündig. Aber wer auf der Suche ist nach ganz unterschiedlichen Perspektiven und Gesichtspunkten zu diesem Thema, wird an diesem schön gestalteten Buch viel Freude haben.

Ein Gedanke klingt immer wieder durch; es würde uns guttun, wenn das Gehen eine größere Rolle in unserem Leben spielen würde. Wir haben uns angewöhnt sehr viel zu sitzen, was nicht gesund ist. Gehen hat viele gesundheitliche Vorteile und kann das Leben verlängern. Aber nicht nur das, Gehen führt auch zur Entschleunigung des Lebens. Wir sind meistens viel zu schnell unterwegs und nehmen uns nicht die Zeit auf den Weg und unsere Umgebung zu achten. Wie gut könnte es uns tun unser Lebenstempo etwas zu verringern, und den Weg zum Ziel zu machen. Dazu bietet dieses Buch einige Anregungen.

Bewertung vom 20.11.2018
Geliebt. Getäuscht. Gefunden.
Czyz, Lidia

Geliebt. Getäuscht. Gefunden.


sehr gut

Der kleine Janek wächst als Einzelkind auf. Seine Eltern umsorgen ihn liebevoll, auch wenn sie es oft nicht leicht haben. Als freikirchliche Christen in Polen leiden sie unter Verfolgungen und Benachteiligungen. Auch Janeks Vater muss, wie viele andere, wegen seines Glaubens ins Gefängnis. Die Eltern versuchen Janek vor dieser harten Realität zu beschützen, doch hin und wieder schnappt er Einzelheiten aus den Gesprächen der Eltern auf.

Aber noch etwas verwundert ihn. Warum nennt ihn die Nachbarin in ihrer Wut Findling? Warum fragen die Eltern seines Freundes nach seinen echten Eltern? Und was hat es mit diesem geheimnisvollen, grauen Umschlag auf sich? Warum steht sein Name auf einem Zettel mit Adoptionsunterlagen?

Erst viel später erfährt Janek, dass er das Kind deutscher Eltern ist. Wegen dem Krieg wurde er in einem Kinderheim zurückgelassen, als seine Familie in eisiger Kälte fliehen musste. Als die Mutter ihn später wieder zu sich nehmen will, gehört er bereits einer anderen Familie an, und wird als polnischer Junge erzogen. Janek ahnt nichts von dem Tauziehen der beiden Elternpaare, von denen das eine in Polen lebt, und das andere in Ostdeutschland. Obwohl es für ihn sehr schwer ist so spät im Leben zu erfahren, dass er eigentlich ein ganz anderer ist, ist er schließlich dankbar, dass er durch das Aufwachsen in seiner polnischen Familie Gott kennenlernen durfte.

An Anfang dieses Buchs verfolgt der Leser in kurzen Streiflichter Ungereimtheiten in Janeks Kindheit und Jugend. Immer mal wieder lassen Gesprächsfetzen erahnen, dass er vielleicht nicht das leibliche Kind seiner Eltern ist, aber er will das nicht wahrhaben. Das Buch setzt dann in den Tagen nach der Beerdigung seiner Eltern ein, um zu zeigen wie es Janek ergeht, als sein ganzes bisheriges Leben in Frage gestellt wird.

Neben Janeks persönliche Geschichte, erfährt der Leser einiges über den Zustand in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wichtige Begriffe werden in Fußnoten erklärt. Aber es geht nicht nur um das Schicksal dieses kleinen Landes, das im Zwiespalt zwischen Russland und Deutschland steht; in dieser Erzählung spielt der Glaube eine große Rolle. Janek erlebt Gott als den, der bei seinem scheinbar verworrenen Lebensweg stets die Fäden in der Hand hat, und dabei einen guten und liebevollen Plan für ihn hat. Auch die feste Zuversicht der Christen, die unter Verfolgung zu leiden hatten, ist beeindruckend.

Fazit: Eine bewegende und ermutigende Lebensgeschichte, die auf wahre Tatsachen beruht. Dieses Buch ist besonders interessant für alle, die authentische Erzählungen lieben und sich für geschichtliche Zusammenhänge interessieren.

Bewertung vom 17.11.2018
Ca. 750 g Glück - Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen
Stoletzky, Judith;Geißler, Lutz

Ca. 750 g Glück - Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen


sehr gut

Deutschland ist ja bekannt für gutes, leckeres, duftendes Brot. Eine wichtige Zutat bei vielen dieser Brotarten ist Sauerteig. Was aber ist Sauerteig, und wie kann man ihn selbst herstellen? Aber nicht nur das, wie wirkt sich die Zubereitung von Sauerteig und der Vorgang des Backens auf die Seele aus? Und was haben Konzentration, Glück, Geduld und Sinnlichkeit mit Sauerteig zu tun? Um all das geht es in diesem Buch.

Wer eine Rezeptsammlung sucht, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Neben einer ausführlichen Erklärung zur Sauerteigherstellung, und genaue Hinweise zur Teigbereitung und dem Backen des Brots, gibt es in diesem Buch keine weiteren Rezepte mit Variationen des Grundrezepts. Und für den, der noch keine Erfahrungen mit der Herstellung von Sauerteig gemacht hat, bleiben bei aller Ausführlichkeit noch Fragen offen. Dafür gibt es aber jede Menge besinnliche Gedanken über Sauerteig und über die Vorteile des Selbstbackens, und mehrere künstlerisch ansprechende Bilder.

Das Cover dieses Buchs ist eher schlicht gehalten, und erinnert an Backbücher aus früheren Zeiten. Die philosophierenden Texte klingen wie ein Plädoyer über den Wert des Sauerteigs. Sicher ist das humorvoll gemeint, aber manchen Lesern wird das zu weit gehen, ebenso wie einige gar zu phantasievolle Beschreibungen. So heißt es z.B., beim Sauerteig spielen sich wahre Orgien ab. „In der Schüssel findet ein einziges, unanständiges, pausenloses Kopulieren, Fressen, Pupsen und Verdauen statt.“

Der Autor gibt selbst Backkurse, darauf wird mehrmals hingewiesen, vielleicht zu oft. Die Erklärungen über das Brotbacken als Hobby sind überzeugend, denn es muss kaum etwas angeschafft werden, und der Knet- und Backvorgang hat etwas Meditatives an sich. Außerdem dauert es nicht lang; rechnet man die einzelnen Arbeitsschritte zusammen, kommt man auf nur wenige Minuten. Der Großteil der Zeit beim Backen mit Sauerteig ist Wartezeit. So ist vieles an diesem Buch überzeugend, wenn auch überraschend und gewöhnungsbedürftig.

Fazit: Wer Sauerteig liebt oder lieben lernen will, wird dieses Buch sehr schätzen. Wer eher auf der Suche nach einer Fülle von Rezepten ist, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein. Ein interessanter, ungewöhnlicher Zugang zum Backen, der aber nicht jeden ansprechen wird.

Bewertung vom 14.11.2018
Marion, für immer 13
Fraisse, Nora

Marion, für immer 13


sehr gut

Die Autorin, Nora Fraisse, liebt ihre drei Kinder über alles. Ihre älteste Tochter, Marion, ist nicht glücklich in ihrer Klasse. Die Mutter wendet sich an die Schulleitung und bittet darum, dass ihre Tochter in eine andere Klasse kommt, aber sie wird nur vertröstet.

Am Tag vor dem verhängnisvollen Tag macht Marion nach der Schule einen kranken Eindruck, am nächsten Tag bleibt sie von der Schule daheim. Die Mutter ist unterwegs, um einige Besorgungen zu erledigen. Als sie zurückkommt, hat sie ein ungutes Gefühl. Schnell will sie nach ihrer Tochter sehen, aber die Zimmertür ist verschlossen. Als sie schließlich hineingelangt, sieht sie, dass ihre Tochter sich erhängt hat. Jede Hilfe kommt zu spät.

Nora möchte verstehen, was ihre noch so junge Tochter zu diesem Schritt getrieben hat. Sie durchforstet ihr Telefon, ihre Facebook-Nachrichten und ihre Schulsachen. Wie ein Puzzle, setzt sie nach und nach Teile aus dem traurigen Leben ihrer Tochter zusammen. Sie entdeckt gemeine Nachrichten von Marions Schulkameraden, und Hinweise auf schweres Mobbing, vor allem an Marions letztem Schultag. Vergeblich hofft sie auf die Unterstützung der Schule bei ihrer Recherche. Sie vergräbt sich in ihrer Suche, und vernachlässigt dadurch zeitweise ihre anderen beiden Kinder. Einige Fragen lassen sie einfach nicht los. Wer ist am Tod ihrer Tochter schuld? Wie kann man verhindern, dass Kinder sich wegen Mobbing das Leben nehmen?

Dieses bewegende Buch ist in Form eines langen Briefes geschrieben; Nora schreibt an ihre geliebte Tochter. Sie spricht alles aus, was sie ihrer Tochter so gerne noch gesagt hätte. Sie beschäftigt sich sehr mit der Schuldfrage, sie ist wütend auf die vermeintliche Schuldige, und sie setzt sich in der Öffentlichkeit dafür ein, dass Kinder in Schulen besser geschützt werden.

Der Leser fiebert mit, bei dem Rätsel, warum ein junges Mädchen einen solch radikalen Schritt geht, darum ist das Buch größtenteils sehr gut lesbar und spannend. Gegen Ende häufen sich gelegentlich Wiederholungen, und die Spannung lässt bei den Berichten über den Einsatz der Mutter etwas nach. Trotzdem ist dieses Buch sehr empfehlenswert, vor allem für alle, die mit Jugendlichen zu tun haben.

Fazit: Ein bewegendes Buch zu einem wichtigen Thema, das über ein schreckliches Ereignis berichtet, und dem Leser damit die Augen dafür öffnet, welche schwerwiegende Folgen Mobbing unter Jugendlichen haben kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2018
Lichtfängerin
Bee, Zoë

Lichtfängerin


ausgezeichnet

Zoë Bee kommt als viertes Kind ihrer Familie am 30. Dezember 1954 zur Welt, obwohl die Familienplanung ihrer Familie schon längst abgeschlossen war. In ihrer Kindheit hat sie das Gefühl überflüssig zu sein, ein „Beigemüse“. Ein Holzstecken mit Namen Liebe kommt bei allen Kindern oft zum Einsatz, ansonsten scheinen die Eltern vor allem mit sich selbst beschäftigt zu sein.

Ein Bekannter der Familie missbraucht sie regelmäßig. Das hält sie nur aus, indem sie in Gedanken ihren Körper verlässt.

Als sie alt genug ist, um eine Lehre zu machen, wählt sie einen Ausbildungsplatz, der möglichst weit weg ist von ihrem Zuhause. Verzweifelt sehnt sie sich nach Freiheit, was ihren Eltern gar nicht recht ist.

Mit ihrem Freund besucht sie eine christliche Veranstaltung, und beide entscheiden sich mit Jesus zu leben. Sie heiraten und haben gute christliche Freunde, aber nach einigen Enttäuschungen verfliegt der Glaube im Alltag.

In der Beziehung stimmt es schon lange nicht mehr, aber beruflich ist Zoë sehr erfolgreich. Sie setzt alles für ihre Karriere ein, denn sie möchte um jeden Preis erfolgreich sein. Weitere Beziehungen enden unglücklich. Ihr Kinderwunsch erfüllt sich nicht, worunter sie sehr leidet.

Auf der Suche nach Heilung ihrer inneren Wunden, aber auch nach Befreiung von einer schmerzhaften Nesselsucht und Sonnenallergie, probiert Zoë unterschiedliche esoterische Praktiken aus. Von Meditation und Yoga, über Schamanismus und Channeling, hofft sie immer wieder mit dem nächsten Kurs Erleichterung zu finden. Mehr und mehr hastet sie rastlos von einem Seminar oder Lehrgang zum nächsten. Sie fühlt sich wie ein „Esoterik-Junkie“, denn nach jedem Kurs geht es ihr zuerst besser, aber die Erleichterung hält jeweils nur kurz an.

Als eine Freundin ihr erzählt, dass sie nun Jesus nachfolgt, wird Zoë neugierig, denn diese Freundin war vorher, wie sie, auf esoterischen Pfaden unterwegs. Zoë besucht mit ihrer Freundin einen Glaubengrundkurs. Sie erhält Antworten auf ihre vielen Fragen, und sie entscheidet sich nach einiger Zeit auch Jesus nachzufolgen. Nach und nach verändert sich ihr Leben. Sie ist begeistert von der Liebe und den Frieden, den sie auf ihrem neuen Weg spürt.

Der Schreibstil dieses Buchs ist ungewöhnlich. Nonchalant berichtet sie von den schweren Erlebnissen in ihrer Kindheit, im weiteren Verlauf des Buchs klingen ihre Aussagen manchmal frech und unangepasst. Sie berichtet offen über ihre eigenen Fehler und über ihre innere Suche nach Erlösung. Auf ihrer esoterischen Reise hat sie sehr viel ausprobiert, darum bekommt der Leser Einblick in die verschiedensten Praktiken. Ihre schillernden Erlebnisse sind spannend beschrieben, z.B. ihre schamanische Reise nach Ecuador in den Regenwald. Dagegen erscheint ihre Entscheidung für den christlichen Glauben eher unspektakulär. Schön ist, dass sie auch über ihre nächsten Schritte im Glauben berichtet. Es kommt z.B. der Tag, an dem sie einsieht, dass sie sich von dem ganzen angesammelten Beiwerk ihrer esoterischen Zeit trennen muss, auch wenn sie dafür viel Geld ausgegeben hatte.

Fazit: Ein bewegender Bericht über ein bewegtes Leben! Nach langer, rastloser Suche bei den unterschiedlichsten esoterischen Methoden, findet Zoë Ruhe und Frieden bei Jesus Christus. Vor allem aber findet sie die Liebe, nach der sie unbewusst ihr ganzes Leben gesucht hatte. Nach ausführlichen Beschreibungen ihrer Erlebnisse in der Esoterik, strahlt aus ihrer Schilderung über das Leben als Christ ihre Liebe zu Jesus deutlich heraus. Ein sehr empfehlenswerter Lebensbericht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2018
Das Kind aus dem versteckten Dorf
Joubert, Irma

Das Kind aus dem versteckten Dorf


ausgezeichnet

Mentje ist ein zehnjähriges Mädchen, das in Holland lebt. Da ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, lebt sie alleine mit ihrem Vater. An einem schönen Sommertag arbeitet sie mit ihrem Vater auf einem Feld. Etwas rührt sich an ihrem nahegelegenen Haus. Ihr Vater geht zum Haus und ruft ihr zu, sie soll sich verstecken, bis er zurückkommt. Aber er kommt nicht zurück.

Die kleine Mentje weiß nicht, was sie tun soll. Abends kehrt sie vorsichtig zum Haus zurück, aber ihr Vater ist nirgends zu finden. Am nächsten Morgen stellt sie fest, dass auch die jüdische Familie, die ihr Vater versteckt hatte, nicht mehr da ist. Mentje befürchtet, dass jemand sie verraten hat.

Durch die dunkle Nacht sucht sie den Weg zu einem Bekannten ihres Vaters, von dem sie sicher ist, dass sie ihm vertrauen kann. Dieser Mann bringt sie zu einem Versteck im Wald, in dem in mehreren Hütten Menschen untergetaucht sind. Mentje bleibt etwa ein Jahr in diesem versteckten Dorf, das vor allem Juden beherbergt. Obwohl sie ihren Vater schmerzlich vermisst, wird dieses teilweise unterirdische Dorf bald ihr neues Zuhause. Da aber dieses Versteck zu unsicher ist, muss Mentje in den letzten Kriegsmonaten zu ihrer Tante nach Arnheim. Dort wartet jeder Bewohner sehnsüchtig auf die Befreiung durch die Alliierten, aber zuerst wird die Stadt noch heftig umkämpft.

Mentje und ihr Cousin finden zwei verletzte Fallschirmjäger. Obwohl jeder, der den alliierten Soldaten hilft, hingerichtet werden kann, kümmern sie sich um die Beiden und freunden sich mit ihnen an. Eines der Fallschirmjäger kommt aus Südafrika, und neben Mentjes Geschichte, verfolgt der Leser auch seine Erlebnisse in der Armee und später in seiner Heimat.

Mentje ist ein mutiges Mädchen, das viel zu früh selbstständig werden muss. Ihr Vater erzog sie liebevoll, gab ihr viel Geborgenheit, und lebte ihr den Glauben vor, wie diese Stelle zeigt: „Nach dem Lesen hat er das Buch auf den Tisch neben seinen Stuhl gelegt und ihr noch mehr vom Herrn erzählt, denn er kannte ihn sehr gut. So hat sie ihn auch kennengelernt: eng an ihren Vater gelehnt, den groben Stoff seiner Jacke an ihrer Wange, das Klopfen seines Herzens unter ihrem Ohr, seine große Hand um ihren Kopf, seine schwieligen Bauernfinger, die ihre Wange gestreichelt haben.“ In schweren Zeiten kann Mentje von diesen Erfahrungen zehren, auch wenn sie zeitweise so enttäuscht ist, dass sie sich von Gott entfernt. Es fällt ihr sehr schwer sich in einer neuen Umgebung einzugewöhnen, und doch wird das von diesem jungen Opfer des Kriegs immer wieder verlangt.

Diese Geschichte beruht auf wahre Begebenheiten. Das versteckte Dorf im Wald hat ebenso existiert, wie die vielen Widerstandskämpfer, die mutig ihr Leben riskierten, um andere zu retten. Mentjes Vater musste, wie viele andere, einen hohen Preis dafür zahlen, dass er sich für Verfolgte einsetzte.

Trotz der vielen aufwühlenden Erlebnisse, die Mentje durchlebt, ist der Ton dieses Buchs ruhig. Der Leser verfolgt Mentjes Entwicklung, von einer ängstlichen Neunjährigen zu einem selbstbewussten, starken Teenager. Sie lernt, wie sie ihre Angst überwinden kann, und sie setzt schließlich selbst ihr Leben ein, um andere zu retten. Trotzdem ist sie ein ganz normales Mädchen, das manchmal trotzig und aufmüpfig ist, und immer wieder wütend und voller Kummer.

Fazit: Durch die Augen eines jungen Mädchens, erlebt der Leser die schrecklichen letzten Kriegsjahre. Diese spannende Geschichte ist sehr gut recherchiert, und der Leser erfährt interessante Fakten über den niederländischen Widerstand im Dritten Reich. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 08.10.2018
Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms
Feurer, Melissa C.

Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms


sehr gut

Diese Geschichte spielt in der Zukunft, an einem unbekannten Ort in Europa. Seitdem Mira im ersten Band dieser Trilogie in einem verbotenen Buch über Jesus gelesen hat, besucht sie geheime Versammlungen, die Treffen der sogenannten Fischerkinder. Diese Zusammenkünfte werfen viele Fragen in ihr auf, denn bisher wurde ihr im Elternhaus und in der Schule vermittelt, dass sie es in diesem totalitären Staat guthat. Als der geheime Treffpunkt der Gruppe verraten wird, wird Mira von einem guten Freund gerettet. Dieser wird jedoch dafür gefangen genommen und in die Hauptstadt überführt. In diesem zweiten Band möchte Mira ihn befreien, auch wenn sie gar nicht weiß, wie sie das schaffen soll.

Ihr Freund, Chas, begleitet sie, obwohl er eigentlich geplant hatte das Land zu verlassen. Zum Glück trifft Mira unterwegs andere Fischerkinder, die sie unterstützen, denn Chas leidet anfangs sehr unter den Folgen einer starken Verletzung. Schließlich gelangt die Gruppe an ihr Ziel, und Mira lernt die dortigen Rebellen kennen, die in einer geheimen Stadt unter der Hauptstadt leben.

Die schwierigste Aufgabe liegt aber noch vor ihr. Wie kann sie ihren Freund Filip aus dem schrecklichen Verlies unter dem Palast retten? Außerdem schwanken Miras Gefühle hin und her. Sie hat sowohl für Chas als auch für den gefangenen Filip Gefühle.

Die kleine Gruppe der Fischerkinder hat mit den Rebellen einiges gemeinsam, aber verfolgen sie wirklich dasselbe Ziel? Mira erkennt, dass Veränderung in ihrem Land nötig ist, und sie will sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, aber sie ist sich nicht sicher, welche Rolle sie dabei spielen soll. In den Rebellenzusammenkünften bekommt Mira eine erste Ahnung von Demokratie, und es eröffnet ihr eine ganz neue Welt.

Dieser spannende zweite Teil setzt unmittelbar am Ende des ersten Teils an, obwohl genug erklärt wird, sodass die wichtigsten Zusammenhänge in diesem Buch auch ohne Vorkenntnisse klar sind. Mira ist sehr sympathisch, und der Leser verfolgt, wie sie im Laufe des Buchs an den Herausforderungen wächst. Am Anfang ist sie völlig überfordert mit der Pflege von Chas, am Ende plant eine reifere Mira die Befreiung Filips, und sie unternimmt mutig den wichtigsten Teil der Befreiungsaktion.

Der Glaube spielt in diesem Buch eine tragende Rolle. Der Leiter der Fischerkinder, Edmund, ermutigt die Gruppe immer wieder mit Geschichten über biblische Gestalten, die ähnliches erlebt haben. Der Glaube, der für die Fischerkinder so selbstverständlich ist, wird von den meisten Rebellen nur belächelt. Außerdem müssen sich die Fischerkinder mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit sie bereit sind Gewalt einzusetzen, um das Land zu befreien.

Fazit: Ein spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt. Fragen, die uns bewegen, z.B. die Verfolgung von Christen oder Religionsfreiheit, bekommen eine neue Brisanz, indem Jugendliche in einer zukünftigen Zeit sich mit ähnlichen Themen auseinandersetzen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 04.10.2018
Selbst wenn du mich vergisst
Story, Laura;Schuchmann, Jennifer

Selbst wenn du mich vergisst


sehr gut

Laura und Martin sind erst ein Jahr verheiratet, als sie einen Anruf bekommt, der ihre Lebensträume zerstört. Dabei hat sie doch nur ganz normale Wünsche und Träume; ein schönes Zuhause, Kinder, und ein gesichertes Einkommen, damit sie bei den Kindern zuhause bleiben kann.

Martin leidet seit einiger Zeit an merkwürdigen Symptomen; auffallend ist vor allem eine starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Mit diesem Anruf teilt er Laura mit, was sein Doktor festgestellt hat. Martin hat ein Gehirntumor. Froh wenigstens jetzt eine Diagnose zu haben, hoffen beide, dass sie nach einer OP dort weitermachen können, wo sie waren; aber es kommt anders.

Der Eingriff gelingt zwar, aber die Wunde am Kopf verheilt nicht richtig. Völlig unerwartet schwebt Martin auf einmal in Lebensgefahr. Eine Not-OP soll helfen, doch danach sind Teile seines Gehirns beschädigt. Er verlierst sein Kurzzeit-Gedächtnis, und auch seine Sicht ist nun stark eingeschränkt.

Laura und Martin beten jeden Tag verzweifelt um Heilung, und sie glauben auch, dass Gott die Macht dazu hat. Aber es geschieht keine spontane Heilung. Nur winzige Schritte zurück zum selbstständigen Leben sind bei Martin zu sehen. Laura ist nun so damit beschäftigt ihrem Mann zu helfen und finanziell für die kleine Familie zu sorgen, dass ihre Träume alle zerbrochen zu sein scheinen.

Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Mann, der dieselbe Frage mehrmals stellt, weil er die Antwort sofort wieder vergisst? Der keine Freude mehr an Büchern und Filmen hat, weil er sich nicht an den Inhalt erinnern kann? Dessen Leben von der regelmäßigen Einnahme seiner Medikamenten abhängt, er sich aber nicht merken kann, wann er sie zuletzt eingenommen hat? Der nur schwer mit Freunden reden kann, da er sich nicht daran erinnert, was sie ihm zuletzt erzählt haben? Und ist es unter diesen Umständen überhaupt zu verantworten Kinder zu haben?

Durch diese Schwierigkeiten lernt Laura viel über Gott und sich selbst. Sie merkt, dass sie viele Mythen über Gott geglaubt hat, z.B., dass er nur nahe ist, wenn es ihr gut geht, oder dass Gott sie bestrafen will, wenn er das Gewünschte nicht gibt. Sie lernt, dass gerade die schweren Zeiten uns näher zu Gott bringen. Eine wichtige Erkenntnis für sie ist auch, dass Gott nicht nur Lebensgeschichten gebraucht, die gut ausgehen. Auch inmitten unserer Kämpfe und Schwierigkeiten können wir andere ermutigen, indem wir unsere persönliche Geschichte erzählen, auch wenn die Geschichte Versagen und Zweifel enthält.

Dieses Buch ist sehr ermutigend und hilfreich, vor allem, wenn man darunter leidet, dass Gebete nicht erhört werden. Sehr offen berichtet Laura von ihren Problemen, ihren Zweifeln und ihrem Versagen. Dabei betont sie immer wieder, dass Gott immer für uns da ist, und dass sein größter Wunsch eine Beziehung mit uns ist. So können Probleme ein Segen sein, wenn sie unsere Beziehung zu Gott vertiefen.

Auch wenn die Erkenntnisse in der zweiten Hälfte des Buchs gut und sehr wichtig und hilfreich sind, wechselt das Buch hier unvermittelt von einem Erlebnisbericht zu einem ermutigenden Sachbuch. In diesem Teil werden mehrere biblische Geschichten betrachtet und ausgelegt. Wer in erster Linie an Lauras Erfahrungen interessiert ist, findet diesen Teil vielleicht etwas zu lang. Schade ist, dass der Leser nur wenig über Martins Sicht der Krankheit erfährt.

Fazit: Eine junge Ehe und ein sehr schweres Schicksal, an der diese Ehe zu zerbrechen droht, lehrt die Autorin fest auf Gott zu vertrauen. Ihr Glaube wird durch die Schwierigkeiten echter und lebendiger, sodass sie schließlich auch das Schwere als Segen Gottes annehmen kann. Ein sehr ermutigendes Buch, vor allem wenn Gott Gebete nicht so erhört, wie wir uns das wünschen würden.