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Benutzername: 
Xirxe
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Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2016
Brot backen in Perfektion mit Hefe
Geißler, Lutz

Brot backen in Perfektion mit Hefe


ausgezeichnet

Mitterweile bin ich nun bereits seit mehr als drei Wochen im Besitz dieses Buches und wage zu behaupten, dass ich mir ein Urteil erlauben kann - also was das Ergebnis der Rezepte angeht (zu anderen Dingen hätte ich durchaus schon vorher etwas schreiben können ;-)).
Brot backen beschränkte sich bei mir bisher auf die Verwendung von Backmischungen (klappt fast immer und ist wirklich kinderleicht) oder selbst zusammengestellten schlichten Mehl-Hefe-Mischungen. Entsprechend kritisch ging ich an die Rezepte mit den Mikrokügelchen Hefe heran - das soll reichen?
Es reicht tatsächlich und auch mit dem zweiten Punkt, der sich deutlich von den Schnellbackbroten unterscheidet, machte ich bald meinen Frieden: Dehnen und falten ;-) Wer dabei erst mal an ein Aufwärmprogramm verschiedener Sportarten denkt, hat dieses Buch nicht gelesen. Denn Dehnen und Falten ist einer der wichtigen Punkte, damit das Brot so richtig richtig gut wird. Weshalb genau, wird auf einer der großen Buchseiten detailliert erklärt. Ebenso wie alles Andere was mit dem Backen von Brot zusammenhängt: Mehlsorten, Arbeitsmittel, Backen im Topf, Zutaten usw. Ganz nebenbei wird auch noch mit einigen Mythen aufgeräumt: beispielsweise dass es Hefe immer recht warm braucht oder Zugluft den Teig zusammenfallen lässt.
Und dann kommen die Brote! Über 130 Seiten, jeweils ein großformatiges Bild und daneben das dazugehörige Rezept. Macht summasummarum mindestens 65 verschiedene Anleitungen (manchmal gibt es auch zwei auf einer Seite), unter denen natürlich auch Brötchen, Pizza und selbst Süßes wie Rosinenbrot zu finden ist. Die Sachen, die ich versucht habe, waren klasse - Brot kaufen war gestern. Als guter Abschluss werden für alle Rezepte die Zutaten noch für unterschiedliche Brotgrößen angegeben - wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob der Autor seinen LeserInnen wirklich das Kopfrechnen nicht zutraut oder er bzw. der Verlag einfach nur Seiten schinden wollte.
Egal - dieses Buch hat auf jeden Fall einen festen Platz direkt in meiner Küche, denn solange ich die Rezepte noch nicht auswendig kenne, werde ich es wohl mehrmals in der Woche zur Hand nehmen.

Bewertung vom 03.10.2016
Baba Dunjas letzte Liebe
Bronsky, Alina

Baba Dunjas letzte Liebe


ausgezeichnet

Baba Dunja, die nun wirklich keine 82 Jahre mehr ist ;-) kehrt zurück in ihr Heimatdorf Tschernowo, das in der Todeszone von Tschernobyl liegt. Sie ist die Erste, die sich dort, in ihrem alten Haus, wieder niederlässt, doch nach und nach steigt die Zahl der BewohnerInnen. Es sind meist Alte, die Jüngsten um die 60 Jahre, zum Teil schwer krank, die nichts fürchten, auch nicht den Tod. Jede/r lebt dort sein Leben, eine wirkliche Gemeinschaft gibt es nicht. Gemüse und Obst werden im eigenen Garten angebaut, was man sonst so braucht und nicht selbst herstellen kann, wird von der kärglichen Rente im nächsten Städtchen Malyschi gekauft. Es könnte ein Idyll sein, doch Baba Dunja, die Ich-Erzählerin, ist sich der prekären Situation durchaus bewusst: Sie (wie auch der Rest in Tschernowo) strahlt mittlerweile selbst wie ein kleines Atomkraftwerk und ein Happy End ist bestimmt nicht zu erwarten. Wie sollte es in ihrem Alter auch aussehen? Denn eines ist gewiss: der Tod. Und diesem in Tschernowo zu begegnen, ist das Schlechteste nicht.
Baba Dunja erzählt nicht nur von ihrem Leben im Dorf, sie erinnert sich auch an ihr Leben davor, das voller Mühsal war und darin bestand, für andere da zu sein: ihre Kinder Irina und Alexej; ihren Mann Jegor; die Kranken, die sie als medizinische Hilfsschwester behandelt hat. Nun kann sie zum erstem Mal in ihrem Leben das tun, was sie will: leben und sterben in Tschernowo. Ihrer Tochter Irina, die als Chirurgin in Deutschland lebt, ein Kind hat und nicht verstehen kann, weshalb ihre Mutter dorthin zurückgekehrt ist, schreibt sie beruhigende Briefe.
Zitat: "Mädchen", sagte ich, "guck mich an. Siehst Du, wie alt ich bin? Und das alles ohne Vitamine und Operationen und Vorsorgeuntersuchungen. Wenn sich jetzt irgendetwas Schlechtes in mir einnistet, dann lasse ich es in Ruhe. Niemand soll mich mehr anfassen und mit Nadeln pieksen, wenigstens das habe ich mir verdient."
Alina Bronskys Schreibstil trifft den Tonfall dieser alten Baba Dunja wunderbar: gelassen, durch nichts zu erschüttern und immer noch voller Lebensfreude. Sie weiß um die guten und schlechten Seiten der Menschen, verurteilt niemanden und nimmt das Leben wie es kommt - doch ohne sich sagen zu lassen, was sie zu tun hat. Zufälligerweise habe ich gerade zuvor das Buch Eierlikörtage: Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre gelesen - das genaue Gegenteil eines Lebens im Alter. Dort wohl versorgt im Altenheim, alles läuft nach Plan: Essen, Trinken, Unterhaltungsprogramm, sofern es eines gibt. Ohne Eigeninitiative (die nicht unbedingt gerne gesehen wird) nichts als gepflegte Langeweile. Wie erfrischend hingegen das Leben in der Todeszone, ohne dass es verklärt wird. Wenn man mich fragen würde, wo ich lieber meine letzten Tage verbringen möchte, wäre die Antwort klar: Tschernowo ;-)

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2016
Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1
Groen, Hendrik

Eierlikörtage / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.1


sehr gut

Habe ich schon mal beiläufig erwähnt, wie wenig ich von Klappentexten halte? Egal, ich mache es hier jetzt auch noch mal. Denn liest man diesen sowie diverse Auszüge aus Kritiken, dürfte man sich beim Kauf recht sicher sein, ein richtig lustiges und witziges Buch erworben zu haben. Wenn es aber eines nicht ist, dann witzig. Finde ich zumindest, aber vielleicht liegt es auch an mir...
Ein Jahr lang schreibt Hendrik Groen (übrigens ein Pseudonym), 83 1/4 Jahre alt, fast jeden Tag einen Tagebucheintrag. Vom Alltäglichen und Besonderen, wobei ersteres deutlich überwiegt, zumindest zu Beginn. Das Leben im Altenheim, in dem Hendrik wohnt (leben wage ich nicht zu schreiben), folgt einem klar reglementierten Ablauf, der sich in erster Linie an den Essenszeiten orientiert. Dazwischen ist schlicht - so gut wie Nichts. Zumindest kam mir das als Aussenstehende so vor, doch auch Hendrik zeigt sich gelangweilt und frustiert. Wenn da nicht sein recht unkonventioneller Freund Evert wäre, dem es so ziemlich egal ist, was der Rest der Welt von ihm denkt, würden die einzigen Höhepunkte in Hendriks restlichem Leben wohl die Bingoabende im Heim bleiben bzw. die immer wiederkehrenden zwangsläufigen Todesfälle. Doch eines Abends, als im Altenheim ungewöhnlicherweise ein wirklich schöner Konzertabend stattfindet, beschließen die Freunde mit vier weiteren BewohnerInnen, eine Gruppe zu gründen, in der jede/r abwechselnd alle zwei Wochen eine Aktivität organisiert - und durchaus nicht immer alterstypisch. Dies wird zu einem vollen Erfolg, doch die Heimleitung wie auch andere BewohnerInnen beäugen das Ganze misstrauisch.
Was Hendrik Groen hier beschreibt, ist das nackte Grauen. Es ist kein Leben in einem Luxusaltenheim, sondern in einem vom Staat finanzierten, was wohl die Meisten von uns erwartet, die diesen Weg gehen müssen/dürfen/sollen. Die Menschen werden hier versorgt mit Obdach, Essen und Trinken, doch Alles, was darüber hinausgeht - Fehlanzeige. Ohne Eigeninitiative wartet man einfach ab, dass die freie Zeit, von der es mehr als genug gibt, vergeht : Kartenspielen, zum Fenster hinausschauen, lesen. Was für ein trostloses Bild. Doch Hendrik macht deutlich, dass auch die BewohnerInnen selbst zum Teil dafür verantwortlich sind. Sie haben sich in der Bequemlichkeit dieses Alltages eingerichtet und wehe, etwas wagt sie zu stören. So jammert man über die Eintönigkeit des Daseins, beneidet und missgönnt den Unternehmungslustigen ihre Erlebnisse und fängt sofort an zu stöhnen, wenn die eigene Bequemlichkeit unterbrochen wird.
Doch Hendrik beschreibt nicht nur das Innenleben des Heimes. Er bringt auch das aktuelle Tagesgeschehen ein und die Reaktionen darauf. Und das ist fast noch erschreckender. Denn so wie die körperliche Bequemlichkeit die Oberhand gewonnen hat, ist es auch mit dem geistigen Zustand. Zeitungen werden hauptsächlich gelesen, um etwas über das Königshaus zu erfahren oder den neuesten Klatsch und Tratsch. Wird über Politik doch einmal geredet, dann nur abfällig und ernsthafte Gespräche finden praktisch nie statt. Aber in gewisser Weise ist auch das zu verstehen: Denn sind die Alten einmal Thema in der Politik, geht es nur um Sparen und dass deren Pflege zu viel Geld kostet. Wie sollte man da nicht über Politik schimpfen? Aber warum kein Widerstand? Es herrscht die pure Resignation.
So deprimierend sich das anhört und es auch tatsächlich ist, Hendrik Groen (bzw. Peter de Smet) gelingt es dennoch, diese Eindrücke meistens so zu schreiben, dass ich doch immer wieder schmunzeln musste. Brüllend komisch, wie beispielsweise 'Die Rheinpfalz' geschrieben hat, ist es jedoch bestimmt nicht. Es zeigt die in vielen Bereichen sehr unschöne Realtiät des Alterns, aber ebenso, dass nur wenig dazu gehört, daraus eine lebenswerte Phase seines Daseins zu gestalten. Freundschaften, ein bisschen Aktivität, Neugier. Nur Mut!

Bewertung vom 30.09.2016
DNA / Kommissar Huldar Bd.1
Sigurdardóttir, Yrsa

DNA / Kommissar Huldar Bd.1


sehr gut

Das Buch beginnt mit einem grausamen Prolog, auch wenn er nicht mit Blut, Tod und den sonst üblichen Zutaten des Krimi-/Thrillergenres daherkommt. Drei Waisen, drei, vier und sechs Jahre alt, die ganz offensichtlich sehr aneinander hängen, werden durch das Jugendamt auseinandergerissen und auf verschiedene Familien verteilt. Das war es dann auch schon und die eigentliche Geschichte beginnt 28 Jahre später, 2015. Eine junge Frau, Mutter von drei Kindern, wird tot in ihrem Haus aufgefunden, brutal ermordet mit einem Haushaltsgerät. Nicht viel später findet man eine weitere Tote, eine ältere, alleinstehende Frau, die ebenfalls mit einem Haushaltsgerät auf entsetzliche Weise umgebracht wurde. Kommissar Huldar, dem mehr oder weniger nur zufällig die Leitung dieser Mordermittlung zugefallen ist (alle Anderen waren in einen Skandal verwickelt), ist ratlos, denn es sind keine Gemeinsamkeiten oder Zusammenhänge zwischen den Opfern festzustellen.
Obwohl die Mordarten ausgesprochen eklig sind, ist es keines der Bücher, in denen sich der Übelfaktor von Seite zu Seite steigert. Die Tötungsarten werden so beschrieben, dass die eigene Vorstellung (zumindest meine) mehr als genügend schockiert war, doch nach einer, spätestens zwei Seiten war es das dann auch. Die weitere Ermittlungsarbeit bzw. parallel laufenden Handlungsstränge vermitteln eher subtil eine stets weiter wachsende Spannung, was sicherlich auch mit der detaillierten Beschreibung des Innenlebens der Hauptfiguren zusammenhängt. Obwohl ich bereits relativ schnell recht sicher war, um wen es sich bei dem Täter handelt (die Autorin legt es vermutlich auch darauf an, die Spur in diese Richtung zu führen, auch wenn es an keiner Stelle offensichtlich ist), konnte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Denn die Merkwürdigkeiten, die mit den Morden verbunden sind, sind so seltsam, dass ich mir noch nicht einmal ansatzweise einen Reim darauf machen konnte.
Und was gehört auch zu einem gelungenen Krimi/Thriller? Dass es am Ende doch ganz anders kommt als erwartet. Und das ist bei diesem Buch auf jeden Fall gelungen. MIt DIESER Auflösung hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet - was natürlich auch an meinem mangelnden Spürsinn liegen kann.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber doch noch: Mir persönlich war es zeitweilig etwas zuviel mit der Beschreibung der Hauptfiguren, deren Innenleben so exakt durchleuchtet wurde, dass ich gelegentlich dachte: 'Jaja, ich hab's verstanden.' Aber das ist wirklich nur ein kleiner Makel. Ansonsten ein toller Auftakt für eine neue Krimi-/Thrillerreihe von einer Autorin, deren andere Bücher ich mir wohl auch noch anschauen werde.

Bewertung vom 27.09.2016
Denken heilt!
Kitzler, Albert

Denken heilt!


ausgezeichnet

Von Stress, Burnout und Depressionen ist in unserer Gesellschaft eine große Zahl von Menschen betroffen. Parallel dazu steigt die Menge der Ratgeber, die vorgeben DAS bzw. DIE Heilmittel dagegen zu haben. Achtsamkeit, Entschleunigung, Meditation sind als Begriffe allgegenwärtig in diesem Sachbuchbereich ebenso wie in der Presse und werden unter anderen als die Methoden gehandelt, die richtig angewandt in fast jedem Falle helfen.
Albert Kitzlers neues Buch hebt sich dagegen ab, obwohl sein Thema sozusagen das gleiche ist, wenn auch nicht auf den ersten Blick. Denn wenn wir glauben, Krankheiten wie Burnout und Depression seien charakteristische Zeichen unserer Zeit, irren wir gewaltig. Der Autor zeigt, dass bereits vor vielen tausend Jahren die Menschen darunter litten, doch im Gegensatz zu heute machten sich damals Philosophen Gedanken darüber, wie die Betroffenen davon zu heilen sind. Man nannte es Überlastung, Überforderung, Ängste, Sorgen, Kummer, Zorn, Wut, Hass, Ärger, Trauer, Entfremdung usw. und die alten Weisen in Ost und West waren überzeugt, dass man mit den richtigen Gedanken sich gegen diese Leiden der Seele wappnen konnte und sie sogar heilen.
Albert Kitzler erläutert und beschreibt die einzelnen Leiden mit Zitaten von Sokrates, Konfuzius, Cicero, Zhuangzi, Seneca und vielen anderen und stellt sie in Zusammenhang mit unserem heutigen Leben, alles in einer leicht zu lesenden und gut verständlichen Sprache (Philosophieunkundige müssen keine Scheu haben ;-)). Ebenso die dazugehörigen Heilmittel, die damals zwar anders bezeichnet wurden, doch letzten Endes im Großen und Ganzen das Gleiche sind, was in den heutigen Ratgebern empfohlen wird.
Was mich beim Lesen immer wieder überraschte, wie wenig sich an den Problemen der Menschen offenbar seit den Zeiten der großen Denker doch geändert hat. Und wie noch immer mit den gleichen Methoden von damals viele Probleme einfach, aber nicht ohne Mühe, geändert werden könnten. Wenn man nur will... ;-)
Ein Buch, das ich mit Sicherheit immer wieder zur Hand nehmen werde. Denn die darin genannten Leiden der Seele werden vermutlich immer wieder mal erscheinen.

Bewertung vom 26.09.2016
Life changing Food
Fischer, Eva

Life changing Food


gut

Schon seit längerem kursieren im Essens- und Kochbereich der gesunden Küche jede Menge englischsprachige Wortkreationen, deren Sinn oft mehr im Schein als Sein zu finden sein mag: Superfood, Powerdrinks, LowCarb - mit Life changing food scheint wohl nun eine neue Kreation dazu gekommen zu sein. Ich muss gestehen: Hätte ich dieses Kochbuch nicht gratis bekommen, wäre es nie in meiner Küche gelandet.
Doch wider Erwarten bin ich nun doch recht angetan davon. Die Aufmachung entspricht den in Art und Preis vergleichbaren Büchern, die gesundes Kochen zum Thema haben: pro Seite ein Rezept oder farbiges, appetitanregendes Bild. Positiv empfand ich, dass sich die Autorin auf 19 Seiten Vorwort beschränkt hat, was bei dieser Art von Büchern nicht selbstverständlich ist. Dazu kommt noch ein 3-Wochen-Plan, wonach sich bei Einhaltung dieser Vorgaben das Leben wohl geändert haben sollte. Dies kann ich bedauerlicherweise nicht bestätigen, aber ich kann dem ebensowenig widersprechen, da ich nur einzelne Rezepte nachgekocht habe.
Die, die ich versucht habe, waren durchweg schmackhaft und auch nicht allzu kompliziert. Beispielsweise Kräutercrêpes mit Räucherlachs und Frischkäse, Chili sin Carne mit Kakao und Pistazien und Zucchini-Frühstückspizza. Weshalb es trotzdem nicht zu völliger Begeisterung reichte, war zum Einen das wiederholte Auftauchen von Kokosöl oder Kokosblütenzucker (Grund?) und zum Zweiten, dass regionale Lebensmittel eher wenig vorkamen. Quinoa, Gojibeeren, Chiasamen - ja, man bekommt zwar mittlerweile beinahe Alles auch beim Discounter in Bioqualität, aber wären Sachen wie Dinkel oder Hirse nicht noch besser?
Alles in allem aber ist es ein praktisches Kochbuch mit gesunden und eher kalorienarmen Rezepten, die bei entsprechender Verwendung von Lebensmitteln auch für gluten- und/oder laktosefreie Ernährung geeignet sind.

Bewertung vom 07.09.2016
Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1
Dahl, Arne

Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1


sehr gut

Ein 15jähriges Mädchen ist entführt worden, doch nach drei Wochen hat die Polizei noch keine einzige Spur. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten ist Kommissar Sam Berger überzeugt davon, dass ein Serienmörder am Werk ist und ermittelt heimlich auf eigene Faust. Dass er selbst schon länger im Visier zweier gegeneinander kämpfenden Kräfte ist, wird ihm erst klar, als fast alles zu spät ist.
Arne Dahl ist ja schon länger bekannt als Autor der spannenden Krimireihen über die A-Gruppe und Europol. Mit diesem Buch beginnt nun eine dritte Reihe um Sam Berger und Molly Blom, die sich hier auf ungewöhnliche Weise begegnen. Der Krimi beginnt wie viele andere recht wenig überraschend. Ein Verbrechen, kein Täter, viel Blut und vermutlich viel viel Grauenhaftes, das man nur erahnen kann. Dann wird eine mysteriöse Unbekannte gefunden, die des Rätsels Lösung verspricht (oder zumindest den Weg dahin zeigen soll), doch statt dessen beginnen nach etwas mehr als einem Drittel die für Krimis von Arne Dahl so typisch verwickelten Geschehnisse. Täter werden Opfer, Opfer Täter oder andersherum? Egal, ich habe auf jeden Fall eine ganze Zeit gebraucht, bis ich wieder wusste, wer was weshalb wieso oder so ähnlich ;-) Selbst als dann verhältnismäßig früh klar war, wer hier gejagt wurde, wurde die Spannung nicht geringer. Denn auch das ist wieder typisch für Arne Dahl (zumindest bei den Büchern die ich kenne): Ist eine Unklarheit beseitigt, kommt garantiert eine neue. Und so ist es auch bei diesem Buch. Das Ganze endet dann mit einem sooo üblen Cliffhanger, dass ich den Krimi fast in die Ecke geworfen hätte. Da MUSS man ja den nächsten Band kaufen.
Mäkeln muss ich trotzdem ein bisschen. Krimis ohne vertieftes Seelenleben der Protagonisten geht ja heutzutage überhaupt nicht mehr. Meistens ist es auch eine Bereicherung, aber hier war es mir gelegentlich doch etwas zu viel. Zum Beispiel: "... schüttelte den Kopf so lange, bis nur noch die Trauer zurückblieb, die seinen Kopf bereits befallen hatte wie eine Toxoplasmoseinfektion. Parasiten im Kortex. Würmer im Gehirn." Nein, hier ist nicht vom Täter die Rede, sondern vom Kommissar. Auch fehlen mir dieses Mal die gesellschaftskritischen Töne, die Arne Dahl sonst sehr passend in seinen Büchern anbrachte. Aber ich glaube (hoffe), das könnte sich bei den Folgebänden ändern. Es hilft nichts, ich muss die wohl lesen :-)

Bewertung vom 03.09.2016
Bullshit
Frankfurt, Harry G.

Bullshit


weniger gut

42 großzügig bedruckte Taschenbuchseiten zur Definition von Bullshit - irgendwie war ich mir sicher, dass hierbei noch genügend Raum bliebe für amüsante und/oder satirische Betrachtungen darüber, wann und wo überall Sprüche abgelassen würden, die als Bullshit zu betrachten wären.
Doch weit gefehlt. Dieses Büchlein ist eine durch und durch ernsthafte linguistische und philosophische Abhandlung über den Begriff Bullshit, wobei alleine die ersten 12 Seiten dazu dienen, die Abgrenzung zu Humbug festzulegen.Weiterhin wird die Herkunft wie auch die Verwandtschaft ähnlich klingender Worte analysiert, was ihn von der Lüge unterscheidet und so weiter und so weiter.
Für Linguisten mag dies durchaus geeignet sein ihren Wissensdurst zu stillen, für Anna und Otto Normalo (zu denen ich mich auch zähle) findet sich jedoch nur recht wenig wirklich Interessantes. So bin ich nun ein bisschen schlauer geworden, unterhalten habe ich mich dabei aber nicht.

Bewertung vom 01.09.2016
Schachnovelle
Zweig, Stefan

Schachnovelle


ausgezeichnet

Auf einer mehrtägigen Schiffsreise von New York nach Buenos Aires in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, wird der österreichische Ich-Erzähler Zeuge einer beeindruckenden Schachpartie. Der an Bord weilende Schachweltmeister spielt gegen eine Gruppe Amateure, ohne dass der geringste Zweifel an dessen Sieg besteht. Doch dann mischt sich ein unbekannter Passagier ein und das Spiel endet mit einem Remis. Am nächsten Tag soll ein weiteres Spiel stattfinden und der Ich-Erzähler fordert den Unbekannten zur Teilnahme auf. Dieser sträubt sich zunächst und erzählt ihm zur Erklärung seine Geschichte.
Dieses kleine Büchlein, das gerade mal 104 Seiten mit verhältnismäßig groß gedruckten Buchstaben hat, ist sicherlich beeindruckender als viele andere Bücher, die einen drei- oder viermal so großen Umfang aufweisen. Vielleicht liegt es daran, dass Stefan Zweig viel mit Gegensätzlichkeiten gearbeitet hat, die eher im Gedächtnis bleiben. Einmal der introvertierte, ungebildete und langsame Schachweltmeister. Und der umgängliche, intellektuelle und beinahe manische 'Dilettant'. Oder der Ich-Erzähler, für den Schach 'nur' ein Spiel ist und sein Gegner, der alles als Wettkampf sieht und jede Niederlage als persönlichen Affront empfindet. Aber auch die Art, wie Zweig Schach beschreibt, wird mir im Gedächtnis bleiben. Insbesondere, weil er selbst überhaupt keinen großen Bezug dazu hatte.
Zitat: "Ist es nicht auch eine Wissenschaft, eine Kunst, schwebend zwischen diesen Kategorien wie der Sarg Mohammeds zwischen Himmel und Erde, eine einmalige Bindung aller Gegensatzpaare; uralt und doch ewig neu, mechanisch in der Anlage und doch nur wirksam durch Phantasie, begrenzt in geometrisch starrem Raum und dabei unbegrenzt in seinen Kombinationen, ständig sich entwickelnd und doch steril, ein Denken, das zu nichts führt, eine Mathematik, die nichts errechnet, eine Kunst ohne Werke, eine Architektur ohne Substanz und nichtsdestominder erwiesenermaßen dauerhafter in seinem Sein und Dasein als alle Bücher und Werke...*
Dazu die unglaublich genauen Beschreibungen der einzelnen Charaktere und Situationen, die derart zeitlos gut sind, dass Manches klingt, als wäre es eben erst geschrieben worden.
Zitat: "Nun hatten die Nationalsozialisten, längst ehe sie ihre Armeen gegen die Welt aufrüsteten, eine andere ebenso gefährliche und geschulte Armee in allen Nachbarländern zu organisieren begonnen, die Legion der Benachteiligten, der Zurückgesetzten, der Gekränkten."

Ein kleines, aber sehr feines Büchlein, das man nicht nur in der Schule lesen sollte - sofern es dort überhaupt noch im entsprechenden Kanon steht.

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