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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2017
Sommernachtsfunkeln
Gurian, Beatrix

Sommernachtsfunkeln


sehr gut

Toller Schreibstil, schöne Geschichte

Inhalt:
Luke und Kati sind beste Freunde – bis Kati erkennt, dass sie weit mehr für Luke empfindet. Nach einem tragischen Unfall, seitdem sie mit einer entstellenden Narbe gezeichnet ist, bricht Kati die Verbindung zu Luke ab und geht als Au-pair nach Los Angeles. Hier in der Welt der Reichen und Schönen erfährt sie eine neue Liebe, doch man weiß ja: Es ist nicht alles Gold, was glänzt …

Meine Meinung:
Beatrix Gurian konnte mich von Anfang an mit ihrem fließenden, lebendigen Schreibstil begeistern. Man ist sofort an Katis Seite in die Handlung verstrickt und begleitet diese Siebzehnjährige gern durch die Wirren des Gefühlschaos. Einzelne Kapitel beleuchten auch Luke, sodass man auch seine Sicht kennenlernt. Beides zusammen ergibt schließlich ein rundes Bild des Geschehens.

Dabei spielt sich der Hauptteil in Los Angeles ab, wo Kati nach ihrem Vater suchen will, den sie nie kennengelernt hat. Dass sie die Bekanntschaft eines mysteriösen jungen Mannes macht, der ihr die Welt zu Füßen legt, ist für Kati der Wendepunkt in ihrem Leben. Endlich geht es nach diesem vermaledeiten Unfall wieder aufwärts und Kati ist glücklich. Immer mehr lässt sie sich auf ihr neues Leben ein, bis es fast zu spät ist.

Mir hat dieses Buch von Beatrix Gurian sehr gut gefallen. Ich habe es sehr gerne gelesen, obwohl ich vieles, was eigentlich eine Überraschung werden sollte, schon früh erahnen konnte. Dadurch hätte ich mir gerade am Schluss noch etwas Spektakuläreres und Überraschenderes gewünscht.

Fazit:
Eine tolle, fantasie- und gefühlvolle Geschichte um Freundschaft, Liebe und die wirklich wichtigen Dinge im Leben, gespickt mit einer Portion Mystik. Für junge Leserinnen ab ca. 12 Jahren sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 05.05.2017
Die Taugenichtse
Selvon, Samuel

Die Taugenichtse


sehr gut

Absolut lesenswert

Unter dem Titel „The Lonely Londoners“ veröffentlichte Samuel Selvon diesen Roman bereits 1956 in England. Nun ist er erstmals auch auf Deutsch erschienen. Auch wenn mittlerweile etwa sechzig Jahre vergangen sind, ist der Text auch heute noch von aktueller Bedeutung.

Ab 1948 holt die britische Regierung billige Arbeitskräfte aus den karibischen Kolonien nach Großbritannien. Einer der Ersten, die in London Fuß fassen, ist Moses. Er fühlt sich verpflichtet, die Neuankömmlinge aus Trinidad, Jamaika, Barbados, Grenada oder Antigua unter seine Fittiche zu nehmen, ihnen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche zu helfen, sie auch mal bei sich in seinem schäbigen Zimmer wohnen zu lassen, wenn es anders nicht geht. Dabei fehlt es ihm selbst an allen Ecken und Enden. Obwohl er Nacht für Nacht in der Fabrik schuftet, kommt er auf keinen grünen Zweig. Längst hat er resigniert. Vom einstigen Optimismus bei seiner Ankunft in Waterloo Station ist nicht viel übrig geblieben. Doch Moses ist eine gute Seele, der Mittelpunkt der karibischen Gemeinschaft in Bayswater, London.

Als Gegensatz zu Moses lernen wir in „Die Taugenichtse“ aber auch andere Zuwanderer kennen, Galahad, Big City, Five past Twelve und wie sie alle heißen. Sie haben noch Hoffnung, dass sie etwas erreichen, dass sie ein weißes Mädchen heiraten oder dass sie als reicher Mann in die Heimat zurückkehren können. Mit allen möglichen Tricks halten sie sich über Wasser, suchen Arbeit, leben in den Tag hinein, genießen das Leben, streiten und vertragen sich wieder. Und wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen.

Von den Weißen werden die sogenannten Mokkas abgelehnt, höchstens geduldet. Wie auch heute bei uns hat man Angst, dass die Fremden, die Dunkelhäutigen, den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen.

Sehr speziell ist die Sprache, die Samuel Selvon verwendet. Es ist eine Art Pidgeon, Umgangssprache, gebrochen, so wie man es sich eben vorstellt, dass diese Protagonisten sprechen. Allerdings sind nicht nur die Dialoge in dieser Sprache, sondern der gesamte Text. Dies erzeugt eine sehr authentische Atmosphäre, die einen gewissen Sog ausübt.

Der Roman gibt nicht nur Einblick in das Leben der „Neu-Londoner“ in den 1950er Jahren, sondern ein wenig auch in deren Kultur und Bräuche in der karibischen Heimat. Ich fand die Lektüre sehr interessant und habe einige der Protagonisten ins Herz geschlossen. Ich hätte mir lediglich noch mehr Tiefe und eine ausführlichere Erzählung gewünscht.

Bewertung vom 25.04.2017
Die Erwählten von Aranea Hall
Gerdom, Susanne

Die Erwählten von Aranea Hall


sehr gut

Toller Genre-Mix

Inhalt:
Nach einem schweren Autounfall wird die 16-jährige Liv gegen ihren Willen nach Aranea Hall verfrachtet, ein Internat, das auf einer winzigen Insel im Ärmelkanal liegt. Hier trifft sie auf die zickige Schulhofkönigin Kaj, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Und der Bad Boy Jayce ist ganz offensichtlich hinter Liv her. Schon bald kommt Liv dahinter, dass auf Aranea Hall seltsame Dinge vor sich gehen. Doch wem kann sie trauen?

Meine Meinung:
Ich kann nur empfehlen, weder die Buchbeschreibung noch den Klappentext zu lesen. Denn diese Texte versprechen mal wieder einen etwas anderen Inhalt, als das Buch zu bieten hat. Enttäuschung beim Leser ist so bis zu einem gewissen Maß vorprogrammiert. Am besten lässt man sich einfach überraschen, wobei man natürlich für alles offen sein sollte. Dann steht dem Lesevergnügen nichts im Weg.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht. Zusammen mit Liv, die genau so ahnungslos ist wie der Leser, entdeckt man nach und nach Aranea Hall und was sich dort tut. Anfangs geht es etwas langsam voran, dafür lernt man aber Liv gut kennen.

Ich mochte die Protagonistin auf Anhieb. Sie ist sehr rebellisch und will sich nicht unterordnen. Am liebsten würde sie sofort wieder von der Insel verschwinden, doch wie sollte sie das anstellen und wohin sollte sie gehen, wo ihre Mutter sie doch abgeschoben hat? Mir hat es sehr gut gefallen, dass Liv sich nicht einschüchtern lässt, sondern immer einen lockeren Spruch zu erwidern weiß. Sie scheut auch vor Schimpfwörtern nicht zurück, was ich normalerweise nicht so sehr mag, hier aber perfekt passt.

Der Schreibstil ist jugendlich leicht und wie immer bei Susanne Gerdom sehr bildhaft. Ich finde ihn einfach toll. Die Seiten fliegen nur so dahin, selbst wenn gar nichts Aufregendes passiert. Besonders die Dialoge, an denen die Ich-Erzählerin Liv beteiligt ist, fand ich klasse. Dieses Mädchen ist so schlagfertig und sarkastisch, dass man ständig schmunzeln muss.

Es dauert recht lange, bis man erahnen kann, in welche Richtung die Handlung führt. Ich will daher gar nichts dazu verraten, sondern es jedem selbst überlassen, wild zu spekulieren. Nur so viel: Für mich hielt die Autorin manche Überraschung bereit. Die wenigsten Ereignisse konnte ich vorhersehen. Auch war es mir nicht von vornherein möglich, zu entscheiden, wer zu den Guten gehört und wer zu den Bösen. Immer wieder musste ich meine Ansichten revidieren.

Am Ende kommt es zu einem rasanten Show down. Die wichtigsten offenen Fragen werden geklärt, sodass man das Buch als Einzelband lesen kann. Allerdings gibt es durchaus Potenzial für eine mögliche Fortsetzung, die ich sehr gerne lesen würde.

Bewertung vom 09.04.2017
Tanztee / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.2
Groen, Hendrik

Tanztee / Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen Bd.2


ausgezeichnet

Tolle Fortsetzung des Tagebuchs eines Seniors

Nachdem seine Freundin Eefje Ende 2013 gestorben war, hatte Hendrik Groen 2014 keine Lust zum Tagebuchschreiben. Nun hat er sich aber besonnen und 2015 wieder fast jeden Tag des Jahres mit einem Tagebucheintrag gewürdigt.

Der Alanito-Club (Alt, aber nicht tot) macht wieder schöne Ausflüge der unterschiedlichsten Art. Außerdem rufen die rüstigen Rentner wieder die Bewohnerkommission ihres Altenheims in Amsterdam-Nord ins Leben, um gegen die Heimdirektorin Stelwagen besser gewappnet zu sein.

Mit viel (Selbst-) Ironie, Sarkasmus und Humor nimmt Hendrik Groen die Eigenheiten alter Menschen, die Politik im In- und Ausland, die Königsfamilie und vieles mehr aufs Korn. Dabei beweist er eine sehr gute Beobachtungsgabe.

"Wir lachen viel über unser Elend. Das macht das Leben mit den Einschränkungen, die der körperlicher Verfall so mit sich bringt, ein bisschen einfacher. "(S. 21)

Vieles was Hendrik im Altenheim und auf den Ausflügen erlebt, ist witzig, anderes aber auch traurig. Zum Beispiel wenn er seine an Alzheimer erkrankte Freundin Grietje in der geschlossenen Abteilung besucht.

"Bei jedem Besuch denke ich mir: Vergiss bloß nicht, dich darum zu kümmern, dein eigenes Lebensende würdevoll zu gestalten." (S. 110)

Doch das sagt sich so leicht und verschiebt sich noch leichter auf später. Denn eigentlich denkt niemand gerne an den eigenen Tod. Und solange Hendrik noch so rüstig ist, lebt er lieber, als seinen Tod zu planen.

"Es ist nicht sehr angenehm, sich tatsächlich mit dem eigenen Tod zu befassen, um so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen." (S. 112)

Ich hatte wieder sehr viel Spaß mit Hendrik und seinen Freunden. Etliche der Charaktere kennt man schon aus „Eierlikörtage“, andere kommen in diesem Band neu dazu. Besonders gefallen mir die vielen Lebensweisheiten, die Hendrik in seinem Tagebuch verewigt.

Obwohl es die Fortsetzung von „Eierlikörtage“ ist, kann man „Tanztee“ auch gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.

Die Reihe:
1. Eierlikörtage
2. Tanztee

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2017
The Sun is also a Star.
Yoon, Nicola

The Sun is also a Star.


ausgezeichnet

Ein Tag voller Liebe

Inhalt:
Natasha soll am Abend dieses Tages abgeschoben werden. Sie versucht bis zu letzten Minute, dies zu verhindern. Daniel hat ein Vorstellungsgespräch für die Uni. Als Folge vieler kleiner Zufälle laufen die beiden sich mitten in New York über den Weg. Daniel ist schnell fasziniert von dem hübschen Mädchen und setzt alles daran, ihr näher zu kommen. Natasha ist dagegen erst mal ziemlich abweisend. Es wird ein intensiver Tag für die beiden mit nachhaltigen Gesprächen über die Liebe, über das Leben und über ihre Träume. Ein Tag voller Gefühle und voller Hoffnungen.

Meine Meinung:
Nicola Yoon hat mich mit ihrem neuen Jugendroman absolut gefesselt. Der Schreibstil ist jugendlich leicht und sehr lebendig. Die kurzen Kapitel spiegeln abwechselnd Daniels und Natashas Perspektive wider, ergänzt von anderen Personen und auch mal informativen Einschüben. Die Handlung ist durchzogen von einem Auf und Ab der unterschiedlichsten Gefühlen – eine wahre Achterbahn. Mir ging die Geschichte von Natasha und Daniel unter die Haut, und ich war so manches Mal nah dran zu heulen.

Eigentlich mag ich Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichten nicht so sehr. Aber hier ist es ja nicht so, dass die beiden sich sehen und sich sofort restlos verfallen sind. Sie verbringen an diesem Tag einfach sehr viel Zeit miteinander und lernen sich dabei nach und nach immer besser kennen. Das hat auch ein bisschen Magisches an sich, wirkt aber absolut nicht aus der Luft gegriffen, sondern lässt sich sehr gut nachvollziehen.

Als Leser lernt man die beiden Jugendlichen und ihren Hintergrund auch immer besser kennen. Natasha ist illegal in den USA. Sie stammt aus Jamaika, während Daniels Eltern aus Korea eingewandert sind. Die Probleme von Einwanderern spielen daher auch eine Rolle in diesem Buch. Man setzt sich automatisch mit den fremden Kulturen auseinander und erhält ein buntes Bild vom Big Apple.

Mir waren sowohl Natasha als auch Daniel auf Anhieb sehr sympathisch. Es fiel mir leicht, mich in diese Charaktere hineinzuversetzen und ihre Handlungsweisen zu verstehen. Dabei sind beide sehr unterschiedlich. Daniel ist mehr der Träumer, der Gedichte schreibt, während Natasha sich für Naturwissenschaften begeistert und recht pragmatisch veranlagt ist. Ich fand es toll, wie die beiden sich im Lauf des Tages auf den jeweils anderen einlassen und von den fremden Ansichten profitieren können.

Fazit:
Ein lesenswertes Jugendbuch, das einerseits um Toleranz für Angehörige fremder Kulturen wirbt, andererseits dazu auffordert, seinen eigenen Weg im Leben zu finden und seine Träume nicht aufzugeben. Dies alles ist wunderbar verpackt in eine Liebesgeschichte, die mich wirklich berührt hat.

Bewertung vom 31.03.2017
herzleer - was ich noch sagen wollte

herzleer - was ich noch sagen wollte


sehr gut

Acht Autorinnen, acht Liebesgeschichten, null Happy End

Inhalt:
Lena Gorelik: Die letzte Nachricht
Anke Weber: Herz Pogo
Sabine Schoder: Herzspieß
Ruth Olshan: Sockenkonferenz
Tanja Heitmann: Nur einmal
Katrin Zipse: Erdbeermond
Jennifer Benkau: Ungesagtes
Maike Stein: Ein halber Sommer lang

Meine Meinung:
Eigentlich bin ich gar kein Fan von Kurzgeschichten oder Erzählungen. Doch weil ich die meisten der hier beteiligten Autorinnen von ihren Romanen her kenne und schätze, wollte ich auch dieses Gemeinschaftswerk gerne lesen. Und ich habe es nicht bereut! Trotz der Kürze der Texte habe ich in diesem Buch wahre Perlen entdeckt, die auf wenigen Seiten so viel aussagen können. Zwei der Geschichten haben mich nicht so mitgerissen, die anderen dafür umso mehr.

Die einzelnen Geschichten sind total unterschiedlich, sowohl was die Protagonisten angeht als auch den Schreibstil und die Erzählweise betreffend. Und da auch die Leser ganz unterschiedlich sind, wird bestimmt jeder Leser seine Lieblingsgeschichte finden und jede Geschichte ihren Fan.

Mal betrachtet eine Autorin eine zu Ende gegangene Liebe, mal den Tod des Geliebten, mal geht es um eine verpasste Gelegenheit, mal um widrige Umstände, die dafür sorgen, dass eine Liebe nicht sein kann. Immer erlebt man beim Lesen intensive Emotionen und weiß doch aufgrund des Buchtitels schon, dass die Liebe nicht Bestand haben wird. Trotzdem habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich mit den Protagonisten hoffte und ihnen die Daumen drückte. Obwohl keine der Geschichten ein Happy End hat, sind sie nicht nur traurig und melancholisch. Bei einigen blitzt auch immer wieder ein Fünkchen Humor durch.

Bei den Protagonisten handelt es sich in der Mehrzahl um Teenager, sodass diese Zielgruppe sich am meisten angesprochen fühlen dürfte. Doch auch Erwachsene können durchaus etwas für sich aus diesen wunderbaren Geschichten mitnehmen.

Durch ihre Länge von ca. 25 – 30 Seiten eignen sich die Geschichten hervorragend, um immer mal wieder eine zwischendurch zu lesen. Ich habe das Lesen dieser acht Geschichten sehr genossen.

Bewertung vom 31.03.2017
Mein Wille geschehe (Restexemplar)
Benkau, Jennifer

Mein Wille geschehe (Restexemplar)


ausgezeichnet

Inhalt:
Derya hat eine schlimme Ehe hinter sich. Ihr Ex-Mann Robert belästigt sie weiterhin. Und dann wird Derya immer öfter verfolgt, jemand dringt in ihre Wohnung ein und verwüstet sie. Steckt Robert dahinter? Derya kann sich niemandem anvertrauen außer ihrer Freundin Sonne und ihrem Kater Odin. Erst als ihre Jugendliebe Jakob aus Amerika zurückkehrt, fühlt Derya sich sicher. Doch Jakob hat ein Geheimnis …

Meine Meinung:
Mit ihrem lebhaften Schreibstil kann Jennifer Benkau mich immer wieder begeistern. Sie reißt mich einfach mit und tief hinein in ihre Geschichten, so auch in „Mein Wille geschehe“. Die Figuren wirken sehr lebendig, und es fiel mir nicht schwer, sie mir gedanklich vorzustellen. Auch ihre Handlungsweisen, so abstrus sie manchmal wirken, sind nachvollziehbar erklärt.

Derya war mir auf Anhieb sympathisch, obwohl sie schon etwas seltsam ist. Doch warum sie so ist, warum sie sich so verkriecht und kaum Freunde hat, wird im Laufe des Romans deutlich. Besonders gut hat es mir gefallen, dass Derya Autorin ist, aber nach ihrem ersten Bestseller, einem Thriller, nichts mehr auf die Beine bringt. Die Handlung von Deryas Roman wird perfekt mit der Handlung von Jennifer Benkaus Roman verwoben.

Immer wieder konnte Benkau mich von Neuem überraschen, sei es durch die Charaktere oder durch unerwartete Wendungen in der Handlung. Dabei steigt die Spannungskurve stetig an. Nach den ersten ca. 50 Seiten war es mir unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Ich wollte unbedingt sofort wissen, wer nun hinter der Bedrohung steckt und wie Derya da wieder raus kommt. Ihre Panik, die sie wegen all des Psychoterrors hat, habe ich direkt mit empfunden.

Fazit:
Ein spannender Thriller mit vielen Psychoelementen, fesselnd erzählt und mit einigen Überraschungen garniert. Für Thriller-Fans, die auf allzu viel Blut gerne verzichten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2017
Den Mund voll ungesagter Dinge
Freytag, Anne

Den Mund voll ungesagter Dinge


ausgezeichnet

Ein echtes Buch über das echte Leben

Inhalt:
Die siebzehnjährige Sophie lebt mit ihrem Vater in Hamburg. Ihre Mutter hat sie gleich nach der Geburt verlassen. Doch nun hat der Vater Lena kennen- und liebengelernt und beschlossen, mit Sophie zu Lena nach München zu ziehen. Obwohl vieles perfekt scheint, sträubt Sophie sich gegen die heile Patchworkfamilie, sehnt sich danach, ungeteilt und bedingungslos geliebt zu werden. Zwar gab es schon den ein oder anderen Jungen in Sophies Leben, aber keiner hat ihr wirklich etwas bedeutet. Erst durch die Freundschaft zu dem Nachbarsmädchen in München, Alex, gelingt es Sophie, sich neu zu entdecken und ihren Weg zu finden.

Meine Meinung:
Anne Freytag hat es drauf! Sie versteht es, Menschen genau zu beobachten. Worüber sie schreibt, das ist so echt, das könnte jeder von uns selbst erfahren haben. Sehr präzise legt sie das Seelenleben von Sophie, aber auch von Alex und anderen Jugendlichen offen. Nicht zu wissen, wo man hingehört, erleben wohl die meisten Pubertierenden irgendwann einmal. Dieses Gefühl, von aller Welt verlassen zu sein, Liebeskummer im höchsten Grad … wer hat das nicht selbst schon erlebt? Und dann noch die Irritationen, weil man irgendwie anders ist als die anderen, anders, als alle es von einem erwarten, sogar man selbst.

Ich habe mit Sophie mit gelitten, mich mit ihr gefreut, ich hatte Schmetterlinge im Bauch und Herzschmerz pur. Die Emotionen, die Anne Freytag erzeugt, gehen unter die Haut und mitten ins Herz. Dieses Buch beherbergt eine Achterbahn der Gefühle. Ich konnte mich nicht davon losreißen, zumal mir die Protagonistin Sophie sehr sympathisch war, obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie zuweilen etwas zickig ist, aber das war für mich sehr gut nachvollziehbar. Sie wirkte auf mich einfach hundertprozentig authentisch. Die inneren Unsicherheiten der Protagonisten, das nicht Aussprechen gewisser Dinge kann man sehr gut verstehen. Manchmal möchte man die jungen Leute trotzdem schütteln, weil sie sich dadurch nur selbst im Weg stehen.

Zum Glück erfährt Sophie aber sehr viel Rückhalt und Verständnis von ihrer Umwelt. Sehr süß ist dabei auch ihr kleiner Nicht-Bruder Leon, der für einen Sechsjährigen erstaunlich viel Durchblick hat. Am liebsten hätte ich den Kleinen die ganze Zeit geknuddelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2017
Selfies / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.7
Adler-Olsen, Jussi

Selfies / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.7


sehr gut

Eine Ansammlung durchgeknallter Charaktere

Dies ist bereits der 7. Teil der Reihe um Kopenhagens Sonderdezernat Q, das sich mit alten ungeklärten Fällen befasst. Eine wichtige Rolle spielen hier die Mitarbeiter des Dezernats, deren Entwicklung man am besten ab dem 1. Band verfolgen sollte. Sie erhalten mit jedem weiteren Band mehr Tiefe, und ihre Vergangenheit wird nach und nach offenbart.

Inhalt:
Die Leiche einer alten Frau im Park, eine Serie von Unfallfluchten mit dem Auto samt zugehörigen Todesopfern sowie der Tod von Roses Vater vor vielen Jahren – dies sind einige der Vorkommnisse, mit denen das Sonderdezernat Q sich beschäftigen muss. Zu allem Überfluss hat sich auch noch ein Fernsehteam an ihre Fersen geheftet …

Meine Meinung:
Der vorherige Band, „Verheißung“, konnte mich nicht ganz überzeugen, da mir anfangs einfach Tempo und Spannung fehlten. Doch mit „Selfies“ hat Jussi Adler-Olsen wieder zu einer besseren Form zurückgefunden, auch wenn ich mir noch mehr Kabbeleien und bissige Bemerkungen von Carl Mørck gewünscht hätte. Über Langeweile kann man sich auf jeden Fall nicht beklagen. Hier jagt ein Ereignis das nächste. Dabei bleiben trotzdem sowohl die Handlung als auch die Personen gut übersichtlich. Unter den Charakteren finden sich einige ziemlich durchgeknallte. Das war mir fast schon ein wenig zu aufgesetzt und wenig authentisch.

Nach der Hypnose, der sich Carl Mørck, Assad und Rose in „Verheißung“ unterziehen mussten, driftet Rose in ein schwarzes Loch. Als Ermittlerin fällt sie somit in diesem Band aus, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht eine große Rolle spielt. Wir erfahren sehr viel über ihren Hintergrund, und das nimmt einen ganz schön mit. Kein Wunder, dass sie immer wieder in der Psychiatrie landet.

Das Team um Carl Mørck hat alle Hände voll zu tun. Mehrere Fälle scheinen miteinander in Verbindung zu stehen. Als Leser erhält man sehr viel Einblick in die Taten, da auch aus Täterperspektive erzählt wird. Es gibt somit nur relativ wenig zu spekulieren, was natürlich auch die Spannung etwas mindert. Trotzdem ist sie stets vorhanden, geht es doch auch darum, um mögliche Opfer zu bangen oder auf eine Verhaftung hin zu fiebern.

Fazit:
Jussi Adler-Olsen konnte mich mit diesem 7. Band der beliebten Reihe wieder von seinem erzählerischen Können überzeugen. Auch wenn noch ein wenig mehr Spannung nicht geschadet hätte, habe ich das Buch doch innerhalb kürzester Zeit verschlungen und freue mich nun schon auf den nächsten Band mit Carl Mørck und Co.

Die Reihe:
1. Erbarmen
2. Schändung
3. Erlösung
4. Verachtung
5. Erwartung
6. Verheißung
7. Selfies

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.