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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2012
Glücksspiele / Max Kollers sechster Fall
Imbsweiler, Marcus

Glücksspiele / Max Kollers sechster Fall


ausgezeichnet

Schon bei der ersten Seite hat man das Gefühl sich bereits mitten in der Geschichte zu befinden, denn Koller ist bei einem Wettkampf von Katinka in Karlsruhe dabei, bei dem es im Anschluss wieder eine perfide Drohung gegen die junge Athletin gibt. Aber diese kleine Irritation lässt schnell nach und der sportliche Beginn sorgt dafür, dass die Spannung sich gleich einmal auf hohem Niveau befindet.

Diese ebbt aber zwischendurch auch immer mal wieder ab, was jedoch überhaupt nicht störend ist, da Marcus Imbsweiler einem mit seinem lockeren, flüssigen Schreibstil augenblicklich an seinen Krimi bindet. Und auch dieses Mal lässt der Autor seinen schrägen Privatermittler wieder selbst seinen mittlerweile 6. Fall erzählen.

Die Story wirkt von Anfang an ziemlich undurchsichtig und überzeugt im Verlauf mit unvorhersehbaren, gut durchdachten Wendungen. Lange Zeit ist nicht ersichtlich, wer hinter den Drohungen gegenüber Katinka Glück stehen könnte, noch warum. Die Spannung nimmt mit der Zeit immer kontinuierlicher zu und mündet in einem wirklich fulminanten Ende. Zudem sorgen die Wortgefechte und Kabbeleien zwischen Max und seinem Schützling Katinka noch zusätzlich dazu, dass man mit „Glücksspiele“ beste Krimiunterhaltung geboten bekommt.

Marcus Imbsweiler gibt einem auch einen guten Einblick in das Leben eines Hochleistungssportlers mit PR-Terminen, täglichen Trainingseinheiten und Wettkämpfen. Und gerade unter den Trainingseinheiten hat Koller anfangs ganz schön zu leiden. Zwar ist er ein passionierter Radfahrer, aber das tägliche Training von Katinka quer durch den hügeligen Odenwald überfordert ihn anfangs schon ziemlich. Und dieses Mal bleibt es auch nicht beim Radfahren, denn Katinka‘s Wettkämpfe, Sponsorentermine und Trainingslager führen Beide quer durch die Republik, sehr zum Leidwesen von Max.

Aber der Autor zeigt auch ein wenig die andere Seite des Hochleistungssports. Wer nicht an der absoluten Spitze des Sports steht, ist sehr auf Sponsorengelder angewiesen und oft auch Schmerzen und Nebenwirkungen ausgesetzt, wenn man seinen Körper zur Höchstform anspornen muss. Und natürlich spart der Autor hier auch das Thema Doping nicht aus. Diese ganzen Informationen sind prima in die Story eingebaut und man merkt, dass Marcus Imbsweiler hier entsprechend recherchiert hat.
Die Charaktere sind gewohnt facettenreich und authentisch gezeichnet. Besonders gut hat mir die Figur von Katinka Glück gefallen, die durch ihre stellenweise etwas unterkühlte Art anfangs etwas unnahbar wirkt, aber durch ihre kleinen Macken, die Koller manchmal zur Verzweiflung treiben, wird sie einem schnell sympathisch. Und Max Koller ist wirklich ein Original. Durch seine schnodderige, freche Art eckt er natürlich öfter mal an und sein loses Mundwerk gefällt auch nicht unbedingt jedem, was natürlich Max überhaupt nicht stört. Nach wie vor lebt er noch mit seiner Ex-Frau zusammen, jedoch geht Marcus Imbsweiler dieses Mal kaum auf das private Umfeld von Max ein, da der Autor diesen mehr oder weniger einmal quer durch Deutschland schickt.

Fazit: Koller ist wirklich in Höchstform! Der Krimi überzeugt durch seine spritzig, freche Art, seinem äußerst sympathischen Protagonisten und einer Story, deren Spannung zwar etwas Zeit benötigt, aber durch ihre Komplexität und Undurchsichtigkeit von Anfang an überzeugt. Der perfekte Krimi zu den Olympischen Spielen 2012 in London.

Bewertung vom 16.07.2012
Keine feine Gesellschaft
Kolbrück, Olaf

Keine feine Gesellschaft


sehr gut

Ein spannendes Krimi-Debüt

Ohne großes Vorgeplänkel steigt Olaf Kolbrück sofort mit dem Fund der Leiche des Investmentbankers Jens Lücker in seinen Debütkrimi ein. Dies garantiert schon einmal eine gewisse Spannung und die Neugier ist natürlich auch gleich geweckt. Während Eva Ritter, sehr zum Missfallen ihres Ex-Kollegen Kerner, auf eigene Faust recherchiert und dabei auch schon mal ziemlich unkonventionelle Wege geht, lernt man gleichzeitig auch das private Umfeld der Ex-Kommissarin kennen. Die Übergänge zwischen dem Privatleben und den Ermittlungen sind fließend, was jedoch zu keinen Spannungsabfall führt, da Olaf Kolbrück es gut versteht, die privaten Szenen nie zu weit auszudehnen und einem dennoch einen ausführlichen Einblick in das Privatleben der sympathischen Ex-Kommissarin gewährt.

Der Mord an dem Investment-Banker ist von Anfang an rätselhaft, der Mörder lange nicht auszumachen, selbst als eine weitere Leiche gefunden wird, die mit dem Fall in Verbindung steht. Als Tatverdächtige kommen einige Personen in Frage, die nicht nur in der Frankfurter Finanzwelt zu finden sind, sondern auch in der High Society des Taunus. Eva Ritter nutzt die Beziehungen, welche ihr neuer Job mit sich bringt wie auch ihre Freundschaft zur High Society-Lady Doris Unbehaun, die sie mit einigen Insidertipps unterstützen kann. Aber ein dringend Tatverdächtiger kristallisiert sich nicht wirklich heraus, ähnlich gestaltet sich dies auch beim Motiv. Hierdurch nimmt die Handlung auch immer mal wieder unerwartete Wendungen an.

Die Spannung steigert Olaf Kolbrück zwar langsam, dafür aber umso kontinuierlicher und die Einblicke, welche er in die Finanzwelt der Main-Metropole wie auch in die feine Gesellschaft Frankfurts und Umgebung gibt, sind interessant und unterhaltsam beschrieben. Und mit seinem ruhigen, einnehmenden und jederzeit fesselnden Schreibstil sorgt der Autor für durchgehend gute Krimiunterhaltung.

Die Charaktere des Krimis dürfen Ecken und Kanten haben, laufen nicht nach Schema F ab, wirken jederzeit authentisch und sind stellenweise in ihrem Verhalten auch schwer einschätzbar. Was für die Tätersuche natürlich hervorragend ist, da man sich bei einigen Personen absolut nicht über ihre Beweggründe sicher sein kann.

Ex-Kommissarin Eva Ritter ist Anfang 40, hat eine gerade volljährig gewordene Tochter, zu der sie ein herzliches Verhältnis pflegt und fährt einen alten VW Käfer. Eine rätselhafte Muskelschwäche hatte sie von einiger Zeit dazu gezwungen, ihren Beruf aufzugeben, doch in der resolut auftretenden Ex-Kommissarin steckt immer noch zu sehr die Polizistin, als das sie nicht auf eigene Faust ermitteln würde. Zudem Eva den Fall auch persönlich nimmt, da die Leiche ja im Schrebergarten ihres Bekannten gefunden wurde.

So unnachgiebig sie den wenig vorhandenen Spuren nachgeht und sich dabei durchaus keine Freunde in der Welt der Reichen und Schönen macht, umso ängstlicher und zurückhaltender reagiert Eva Ritter bei ihrer Krankheit. Immer wieder drückt sie sich vor einem Anruf im Krankenhaus oder einem Besuch beim Arzt, umso die Diagnose noch ein Weilchen hinauszuzögern. Sehr zum Leidwesen ihrer Tochter Corinna, die sie immer wieder dazu drängt, aber durchaus auch verständlich und nachvollziehbar.

Fazit: Mit „Keine feine Gesellschaft“ ist Olaf Kolbrück ein solider und spannender Krimi gelungen, der einen kleinen Einblick in die Frankfurter Bankenwelt wie auch der High Society des Taunus gibt und durch eine unvorhersehbare Story und gut herausgearbeiteten Charaktere überzeugen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2012
Tage des Bösen / Broken Shore Bd.5
Temple, Peter

Tage des Bösen / Broken Shore Bd.5


sehr gut

Johannesburg, London, Hamburg: Dies sind die Hauptschauplätze des neuesten Spionage-Thrillers von Peter Temple. Regelmäßig wechselt der Autor die Schauplätze und bindet hierdurch auch immer wieder neue Personen in die Story ein. Neben Constantine Niemand lernt man so auch bald John Anselm kennen, der zusammen mit seinem Partner Baader eine Recherchefirma betreibt. Diese arbeitet nah am Rande der Legalität und somit gibt es keine Informationen, welche die Firma ihren Auftraggebern nicht beschaffen könnte. In einem weiteren Handlungsstrang stellt Peter Temple seinen Lesern die Enthüllungsjournalistin Caroline Wishart vor, mit der Niemand in Kontakt tritt, um das Enthüllungsvideo an deren Zeitung zu verkaufen.

Peter Temple lässt es langsam angehen, um seinen äußerst komplexen Spionage-Thriller zu erzählen, der die volle Konzentration seiner Leser einfordert. Der Autor erklärt nicht viel, man erhält kaum Hintergrundwissen, ist praktisch immer auf dem gleichen Wissenstand von Niemand wie auch von Anselm und dies ist anfangs fast nichts. Zwar weiß man früh, was sich auf dem Videoband befindet, doch das wo, warum und wer werden nicht beantwortet, man weiß nicht, welche Person oder welche Organisation unbedingt das Band erhalten will und hierfür über Leichen geht. Noch weiß man, wie die Erlebnisse von Niemand mit dem Leben von Anselm in Verbindung stehen. Und Peter Temple lässt einen mit den vielen Fragen lange allein. Erst so nach und nach erhält man durch winzige Hinweise langsam eine Ahnung, um was es sich hierbei handelt.

Der Schreibstil von Peter Temple ist sehr abwechslungsreich: mal kurz, knapp, präzise, direkt, fast stichpunktartig und dann wieder ausschweifend, bildhaft und flüssig. Aber zu jeder Zeit sehr einnehmend und fesselnd. Allerdings gibt es bei diesem Thriller fast keine vordergründige Spannung, blutrünstige oder reißerische Szenen sucht man hier vergeblich. Dennoch fehlt sie nicht, ist immer im Hintergrund spürbar, wird dabei aber kaum greifbar. Aber irgendwie stört das nicht, weil die Story an sich so viele Fragen aufwirft, Rätsel aufgibt, sich so vielschichtig entwickelt, dass man fast durchgehend gebannt am Lesen ist.

Die Mitwirkenden sind allesamt schwer einschätzbar. Peter Temple gibt einem auch hier wenig Informationen an die Hand. Oft weiß man anfangs noch nicht einmal welche Funktion eine Person hat, dies alles erfährt man erst im Verlauf des Thrillers. Auch über Constantine Niemand wie auch John Anselm oder Caroline Wishart lässt einem der Autor lange im Dunkeln, lässt anfangs nur einige Andeutungen einfließen und dennoch gelingt es ihm trotzdem problemlos, ihren Charakteren Konturen zu geben.

Fazit: Definitiv kein Spionage-Thriller für Leser, die Action und Hochspannung erwarten. Für Leser jedoch, die sehr viel Wert auf eine vielschichtige, undurchsichtige und hervorragend durchdachte Story legen, eher einen ruhigen, sachlichen Sprachstil bevorzugen und undurchsichtige, facettenreiche Charaktere mögen, liegen mit diesem Thriller genau richtig.

Bewertung vom 29.06.2012
Inferno / Morbus Dei Bd.2
Zach, Bastian;Bauer, Matthias

Inferno / Morbus Dei Bd.2


ausgezeichnet

Es hat begonnen …

Bauer / Zach knüpfen mit „Morbus Dei: Inferno“ unmittelbar an das Ende von „Morbus Dei: Die Ankunft“ an und so ist es auch ratsam, zuerst den ersten Band zu lesen, da einem ansonsten sehr viel an Hintergrundwissen fehlt. Durch diesen nahtlosen Einstieg ist man fast augenblicklich wieder mitten in der Geschichte drin und verfolgt gebannt, die schwierige und äußerst gefahrvolle Flucht von Johann und Elisabeth. Ihre Reise führt sie über Lienz und Leoben nach Wien, ihr eigentliches Ziel ist jedoch Siebenbürgen. Hier hoffen sie, endlich in Frieden leben zu können.

Sehr anschaulich und bildhaft beschreiben die Autoren die einzelnen Städte, sodass man sich diese im frühen 18. Jahrhundert sehr gut vorstellen kann. Allerdings lassen die Autoren diese Informationen wie nebenbei mit einfließen und nehmen somit zur keiner Zeit die Spannung aus der Geschichte. Durch diese Beschreibungen, wie aber auch durch wenige geschichtliche Hintergründe, einer der Zeit angepassten Sprache und der Verwendung von ortstypischen Begrifflichkeiten, gelingt es dem Autorenduo hervorragend, von Anfang an eine dichte, beklemmende Atmosphäre aufzubauen.

Im Gegensatz zum ersten Band ist die Stimmung des Buches nicht ganz so düster und rätselhaft angelegt, da man mittlerweile die Hintergründe „der Anderen“ kennt und dennoch, ein gewisser Gruselfaktor besteht nach wie vor. Aber dieses Mal überwiegt ganz klar die Spannung. Die Story erzählen Bauer / Zach sehr zügig, extrem fesselnd und immer wieder nimmt die Geschichte eine neue unerwartete Wendung an, mit der man so nicht unbedingt rechnen konnte. Anfangs beziehen sich die Handlungsstränge ausschließlich abwechselnd auf Johann und Elisabeth, im Verlauf erweitern diese sich jedoch und so folgt man gelegentlich den Tagebucheintragungen von Elisabeth, nimmt am Leben von Pater von Freising teil und ist auch bei den Handlungen der politischen wie auch kirchlichen Oberhäuptern der Stadt Wien dabei.

Ein wichtiger Punkt in der Geschichte ist die Vergangenheit von Johann und so erfährt man nach und nach die Hintergründe für sein Desertieren aus der Armee und wie ihn sein Weg letztendlich in das Dorf von Elisabeth geführt hatte. Von dieser Vergangenheit wird Johann in Wien schmerzlich eingeholt, denn er gilt immer noch als Fahnenflüchtiger und in Wien warten nicht nur Freunde auf ihn, sondern auch ein erbitterter Feind, der mit Johann noch eine Rechnung offen hat. Aber natürlich spielen auch „die Anderen“ nach wie vor noch eine große Rolle in dem Roman.

Die Charaktere sind wieder hervorragend herausgearbeitet, nehmen fast sofort Konturen an und dieses Mal sind sie auch auf den ersten Blick nicht so leicht in Gut und Böse einzuordnen. Im Vordergrund stehen natürlich Elisabeth und Johann, deren Figuren sich entsprechend weiterentwickeln, aber es kommen natürlich einige neue Charaktere hinzu, wie zum Beispiel der rechtschaffende Pater von Freising, sein stummer Novize Blasius, die lebenslustigen Josefa und der Preuße, eine regelrechte Naturgewalt, den Johan noch aus Kriegstagen kennt.

Fazit: Eine absolut fesselnde, hochspannende Fortsetzung, welche nicht nur ein hervorragend recherchierter historischer Roman ist, sondern durchaus auch mystische Aspekte aufweist, mit ordentlich Thriller-Potential versehen ist und mit wunderbar herausgearbeiteten Charakteren besetzt ist.

12 von 26 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2012
Schwarzer Mond über Soho / Peter Grant Bd.2
Aaronovitch, Ben

Schwarzer Mond über Soho / Peter Grant Bd.2


ausgezeichnet

Body and Soul

Ein Jazzmusiker ist tot. Erst einmal nicht so außergewöhnlich, doch Peter Grant entdeckt schwache magische Schwingungen an der Leiche. Schnell stellt der Londoner Bobby fest, dass in den letzten Jahren immer wieder Jazzmusiker in Soho unerwartet starben. Zufall? Peter glaubt nicht so recht daran und ermittelt mehr auf eigene Faust, denn sein Vorgesetzter, DCI Nightingale und letzter Magier Englands, ist immer noch außer Gefecht gesetzt. Doch während sich Peter in der Jazzszene Londons umschaut, scheint noch ein schwarzer Magier sein Unwesen in Londons Straßen zu treiben, was Peter natürlich nicht zulassen kann.

Fast nahtlos knüpft Ben Aaronovitch mit seinem 2. Band an die Geschichte aus „Den Flüssen von London“ an und so erholt sich DCI Nightingale noch von den Vorkommnissen aus diesem Band und raubt Peter mit Bergen von Lateinaufgaben fast den letzten Nerv. So ist Peter natürlich mehr als froh als Dr. Walid ihn bei seinem neuesten Fall mit dem toten Jazzmusiker heranzieht.

Der Autor lässt Peter seine Erlebnisse selbst erzählen und dies gestaltet sich locker, manchmal etwas flapsig und skurril, fantasievoll und ist durchweg mit schrägem Witz und einer guten Portion schwarzen Humors versehen. Die oftmals gefahrvollen und magischen Ermittlungen von Peter im Herzen von Soho haben es wieder einmal ziemlich in sich und im Vergleich zum Vorgängerband wirkt die Story dieses Mal noch ausgereifter und vielschichtiger.

Zudem ist der Krimi häufig durchsetzt mit Anekdoten aus der Jazz-Szene wie auch mit Informationen und kleinen Geschichten über London, seinen Stadtteilen und Architektur und ganz besonders natürlich über Soho. Hierdurch wirkt die Story durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt und die Informationen sind immer sehr kurzweilig, interessant und wie nebenbei in den Krimi eingebunden. Hierdurch dauert es dann auch nicht lange, bis man den Stadtteil Soho mit seinen Pubs und Bewohnern vor Augen hat, wie auch eine gute Vorstellung der dort bestehenden Jazz-Szene erhält.

Die Story entwickelt sich von Anfang an ziemlich komplex, vor allem, als weitere Mordfälle hinzukommen, welche anfangs scheinbar so gar nicht mit den mysteriösen Todesfällen der Jazzmusiker in Verbindung stehen. Auch die Spannung steigert sich im Verlauf kontinuierlich, wirft immer wieder Fragen auf, nimmt interessante Wendungen an und sorgt hierdurch dafür, dass man sich zu jeder Zeit bestens unterhalten fühlt. Zwar ist die Story wieder in sich abgeschlossen, allerdings bleiben am Ende auch einige Fragen offen, die vermutlich dann im nächsten Band gelöst werden.

Die Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle detailreich beschrieben und einige überraschen einen auch in ihrem Verhalten. Irgendwie hat jeder so seine kleinen bis großen Macken und wirkt nur auf den ersten Blick normal, aber gerade diese Macken lassen sie auch sehr menschlich wirken. Zudem erfährt man ein wenig mehr aus der Vergangenheit von DCI Thomas Nightingale wie auch vom Hausmädchen Molly, dieser mürrischen, aber treuen Seele des Folly, die immer sehr geheimnisvoll auftritt.

Da Ben Aaronovitch das Privatleben von Peter stellenweise in den Fantasy-Krimi mit einbindet, lernt man hierdurch auch seine Eltern besser kennen. Denn gerade sein Dad, ein Jazzmusiker, kann ihm bei seinem aktuellen Fall einige hilfreiche Informationen geben, aber auch seine Mom taucht in einigen Szenen auf, welche stellenweise herrlich witzig sind.

Fazit: Ein origineller, fesselnder Fantasy-Krimi, der mit seinem schrägen Humor, seiner komplexen, spannenden Story und seinen wunderbar gezeichneten Charakteren absolut überzeugt.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2012
Düstermühle / Hauptkommissar Hambrock Bd.5
Holtkötter, Stefan

Düstermühle / Hauptkommissar Hambrock Bd.5


sehr gut

Die Geister der Vergangenheit

Auf einem Hof des Münsterland-Dorfes Düstermühle bricht ein Feuer aus. Die herbeigerufene Feuerwehr findet nach der Löschung des Brandes zwei Leichen: der Hofbesitzer und sein Nachbar. Kommissar Hambrock und sein neuer Kollege Keller suchen im Umkreis der Dorfbewohner nach dem Täter wie auch nach dem Motiv. Bald schon stoßen sie auf eine alte Familienfehde zweier Hofbesitzer. Ist hier etwa das Motiv zu finden? Dann brennt es erneut in Düstermühle.

Stefan Holtkötter steigt mit dem Brand in seinen Münsterland-Krimi ein und dieses Kapitel ist schon etwas rätselhaft angelegt und wirft einige Fragen auf, die im Verlauf der Story eigentlich immer mehr anstatt weniger werden. So ist die Neugier von Anfang an vorhanden, die Spannung baut sich dagegen etwas verhaltener auf, steigert sich jedoch im Verlauf des Krimis kontinuierlich bis zum hochspannenden Finale.

Allerdings vermisst man die anfangs etwas geringe Spannung kaum, da die Geschichte sich sehr komplex entwickelt und der Autor einem zudem erst einmal die unterschiedlichen Mitwirkenden vorstellt. Hierdurch weiß man schnell, dass das Motiv mit den wirren, unklaren Zuständen der letzten Kriegstage in Verbindung steht, als Zwangsarbeiter und Kriegswaisen auf Bauernhöfe im Münsterland zum Arbeiten verbracht wurden, wie auch mit einer uralte Familienfehde. Doch über die genauen Hintergründe lässt einen der Autor lange im Unklaren. Die Stimmung des Buches ist – an den fiktiven Dorfnamen angelehnt – eher düster und beklemmend zu beschreiben.

Die Geschichte konzentriert sich recht gleichmäßig auf die reine Ermittlungsarbeit, die anfangs durch die hartnäckige Verschlossenheit der Dorfbewohner kaum voranschreitet. Neben den erwähnten Erzählsträngen einiger Mitglieder der Bauernschaft kommt jedoch auch das Privatleben von Hambrock und seinem neuen, kettenrauchenden, etwas anstrengenden, unkonventionellen und durchaus sympathischen Kollegen Keller nicht zu kurz.

Der Schreibstil von Stefan Holtkötter überzeugt wieder von der ersten Seite und mühelos gelingt es ihm, einem den fiktiven Ort Düstermühle mit seinen Dorfbewohnern vor Augen zu führen. Wie schon erwähnt, ist die Stimmung des Buches dieses Mal sehr düster, fast schon melancholisch, was auch dem momentanen Privatleben von Hambrock geschuldet ist, den familiäre Probleme stark belasten und bei seiner Arbeit behindern. So überlässt der Kommissar bald die Ermittlungen mehr seinen Kollegen und konzentriert sich im Verlauf der Story immer mehr auf sein Privatleben. Dennoch bleibt Hambrock bis zum Schluss in den Ermittlungen involviert.

Die Charakterzeichnungen der einzelnen Figuren sind Stefan Holtkötter wieder hervorragend gelungen und so wirken alle Beteiligten in ihren Handlungen absolut überzeugend und authentisch. Und einige bleiben zudem äußerst rätselhaft, was die Suche nach dem Täter natürlich entsprechend erschwert.

Fazit: Ein Münsterland-Krimi, der ein wenig Zeit benötigt, bis er Spannung aufbaut, jedoch sehr gut eine vielschichtige und fesselnde Geschichte erzählt, deren Wurzeln bis in die letzten Kriegstage zurückreichen und zudem mit authentisch wirkenden Charakteren aufwarten kann.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2012
Letzter Gipfel / Gasperlmaier Bd.2
Dutzler, Herbert

Letzter Gipfel / Gasperlmaier Bd.2


sehr gut

Mord auf dem Loser

Auf dem Loser werden zwei Frauenleichen entdeckt, was den Gasperlmaier in seinem ruhigen Leben als Polizeiinspektor in Altaussee schon ziemlich stört. Aber was macht man nicht alles, vor allem, da Frau Doktor Kohlross aus Liezen in das Ausseerland anreist, um die Ermittlungen zu übernehmen und hierbei wieder dankbar auf Gasperlmaier als Ortskundigen zurückgreift.

Und diese gestalten sich für Gasperlmaier wieder ziemlich schwierig und sogar gefährlich. Nicht nur, dass er unter Höhenangst leidet und trotzdem mit der Frau Doktor auf den Gipfel des Loser klettern muss, nein, auch an die überaus rasanten Fahrkünste von Dr. Kohlross vom Bezirkspolizeikommando kann er sich nicht wirklich gewöhnen.

Auch im 2. Teil der Ausseekrimi-Reihe ist der Erzählstil von Herbert Dutzler wieder wunderbar locker, äußerst unterhaltsam, flüssig und herrlich witzig. Die beiden Protagonisten ergänzen sich durch ihre Gegensätzlichkeit hervorragend und irgendwie scheint die Frau Dr. Kohlross immer genau zu wissen, was der Gasperlmaier denkt, was ihn öfter auch ziemlich peinlich ist. Und dann kommt noch hinzu, dass Frau Doktor scheinbar so gar keinen Wert auf eine vernünftige Jause legt, für Gasperlmaier kaum aushaltbar.

Die Story konzentriert sich dieses Mal mehr auf die Ermittlungsarbeit und so ist man immer hautnah dabei, wie Frau Dr. Kohlross stets ungeduldig und burschikos voranstürmt und Gasperlmaier in seiner oft so unbeholfenen, sympathischen und nachdenklichen Art versucht, mit der zielstrebigen Frau Doktor Schritt zu halten. Die Ermittlungen konzentrieren sich im Umkreis der beiden toten Frauen, wobei diese sie auch an die Schule von Gasperlmaiers Tochter Katharina führen, was dieser natürlich mehr als peinlich ist.

Die Krimihandlung gestaltet sich jetzt nicht unbedingt sehr spannend, wirkt aber durchweg gut durchdacht und ist mal wieder mit sehr viel Lokalkolorit versehen. Das ein oder andere Mal ist ein Verdächtiger ausgemacht, doch letztendlich nimmt die Story immer wieder neue Wendungen an und diese sorgen dafür, dass man ein ums andere Mal in Sachen Täter und Motiv auf eine falsche Fährte gelockt wird. Hierbei bleibt wieder der Kreis der Verdächtigen recht übersichtlich.

Mit seinem Gasperlmaier ist Herbert Dutzler ein überaus menschlicher, ständig an sich selbst zweifelnder Charakter gelungen, der einem auf Anhieb sympathisch ist. Meist wirkt er schüchtern, um Worte verlegen, beendet selten einen Satz und wirkt unbedacht in seinen Handlungen. Und doch zeigt Herbert Dutzler, dass der Gasperlmaier durchaus ein heller Kopf ist, eine gute Kombinationsgabe besitzt und ihm manchmal einfach nur ein wenig der Mut fehlt, die resolute Frau Dr. Kohlross auf einen Fehler oder über seinen Gedankengänge hinzuweisen.

Auch die anderen Figuren sind sehr gut herausgearbeitet, haben Ecken und Kanten und wirken absolut authentisch. Ein wenig erfährt man in diesem Band auch über das Privatleben der couragierten, durchsetzungsfreudigen Frau Dr. Kohlross und dies macht sie einem noch sympathischer.

Fazit: Auch der 2. Teil der Altaussee-Krimi-Reihe ist wieder wunderbar witzig und unterhaltsam umgesetzt, durchtränkt mit ganz viel Lokalkolorit und einem Protagonisten, den man einfach ins Herz schließen muss. Deswegen sieht man gerne darüber hinweg, dass die Spannung eher weniger vorhanden ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2012
Die Touristin / Mission Munroe Bd.1
Stevens, Taylor

Die Touristin / Mission Munroe Bd.1


ausgezeichnet

Die Kindheit der Autorin Taylor Stevens war ziemlich rastlos, da sie als Kind von Mitgliedern des „Children of God“-Kultes aufwuchs und mit ihren Eltern von Kontinent zu Kontinent reiste. Somit war auch Afrika eine der vielen Stationen ihres nomadenhaften Lebens in der Sektengemeinschaft und man merkt sofort, dass Taylor Stevens sehr genau weiß, wovon sie schreibt. Durch dieses Wissen gelingt es ihr hervorragend, einem die dunkle, gefährliche und äußerst brutale Seite von Afrika aufzuzeigen und dies sehr interessant und atmosphärisch dicht umzusetzen. Die Story wird mit der Zeit immer komplexer, immer wieder tauchen überraschende Wendungen auf und hierdurch ist die Spannung fast zu jeder Zeit regelrecht greifbar.

Schnörkellos, direkt und absolut fesselnd von der ersten Seite an erzählt Taylor Stevens die abenteuerliche und gefährliche Suche von Munroe nach der Adoptivtochter des Öl-Milliardärs. Obwohl Munroe generell immer alleine agiert, akzeptiert sie dieses Mal dennoch widerwillig, dass der Geschäftsmann ihr Miles Bradford zur Seite stellt, der sie nach Afrika begleiten soll. Doch zuerst führt ihre Suche Munroe nach Frankfurt, um dort einen Bekannten von Emily aufzusuchen, der die junge Frau bei ihrer Reise durch Schwarzafrika begleitet hatte. Durch ihn erhält Munroe entscheidende Hinweise, welche sie letztendlich dann auf den Schwarzen Kontinent führt, nach Äquatorialguinea, in ein Land, welches von einem machthungrigen Diktatur regiert wird und wo ein Menschenleben nichts zählt.

Die Autorin hält sich während des gesamten Thrillers nicht mit Nebenschauplätzen auf, die Story erzählt sie ausschließlich aus Sicht von Munroe und nach und nach erfährt man – trotz der straffen Handlung – auch einiges aus deren Vergangenheit. Als Tochter von Missionaren ist Munroe in Afrika aufgewachsen, spricht 22 verschiedene Sprachen, kennt sich bestens mit den Gepflogenheiten der dort lebenden Menschen aus, ist perfekt im Nahkampf ausgebildet und besitzt eine hervorragende Kombinationsgabe. Aber Munroe hat auch viel Schreckliches erleben müssen, was sie letztendlich zu der verschlossenen Einzelgängerin gemacht hat, die sie heute ist.

Ihre Protagonistin Munroe ist wirklich speziell und außergewöhnlich und Taylor Stevens gelingt es mühelos, sie facettenreich zu beschreiben, sodass Munroes Handlungen jederzeit authentisch und überzeugend wirken. Munroe ist eine Frau Mitte Zwanzig, eher der androgyne Typ, sodass sie problemlos auch als Junge durchgehen kann, was sie einige Male auch nutzt, wirkt auf den ersten Blick berechnend und gefühllos, sie tötet präzise und schnell. Doch man merkt rasch, dass sie ihre Gefühle nur verbirgt, bei weitem nicht so kaltblütig ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint und somit dauert es auch nicht lange, bis die junge Frau einem äußerst sympathisch wird. Problemlos gelingt es Munroe, sich auf andere Menschen einzustellen, ist einmal der verführerische Vamp, dann wieder die mitfühlende Fremde und durch diese Wandlungsfähigkeit erhält Munroe Informationen, an die Andere nie gelangen würden.

Fazit: Ein extrem spannender Auftakt der Serie mit einer interessanten, komplexen, überaus fesselnden Story und einer Protagonistin, die einem durch ihre vielschichtige, außergewöhnliche Art sofort sympathisch ist.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.